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Kinderkram

spiel

(Foto: Looking Glass)

Als Besitzer mehrerer Nintendo-Konsolen bin ich bestimmte Aussagen meiner Spiele-Kollegen mittlerweile gewöhnt: »Kinderkram«, »Spielzeug«, »Baby-Konsolen«, »nix für mich«, »mein kleiner Bruder ist sogar zu alt für dieses peinliche Comiczeugs«.

Dieses Image hat sich über die Jahre gebildet, der Prozess ist komplex und kaum noch reversibel. Da geht es um Marketing und Politik (vorwiegend familienfreundlich), vorhandene und nicht vorhandene Titel (viel Mario, wenig Survival Horror), jede Menge Vorurteile (bunt = jung) sowie um die Beurteilung technischer Spezifikationen bzw. der »Power unter der Haube«.

Echtes Männerspielzeug beginnt schließlich erst ab 12 Zylindern und 30 Liter Sprit auf 20 Kilometer. Bekannt, geschenkt.

Spannend wird es, wenn die selbsternannten »harten Kerle« — auf ihren eigenen Systemen oder den verachteten FisherPrice-Kisten — in Kontakt mit spaßigen Spielen kommen, die laut Selbstverständnis unter ihrer Würde weil »für kleine Kinder« sind.

Zu Beginn wird viel gelästert, dann werden die Mundwinkel halbwegs respektvoll nach unten gezogen, es wird anerkennend genickt, und zum Schluss wird sich um die Plätze an den Controllern geprügelt. Jungs eben, hehe, zumal am nächsten Tag alles »nicht so wild« oder gar »nichts gewesen« war, denn »sooo toll war’s jetzt auch nicht, mal ehrlich«.

Sicher.

Haltung bewahren, keine Blöße geben.

Zurück an die Front… ;)

Neulich stand ich in einem Kaufhaus an der Videospiele-Wand und betrachtete das vorhandene Angebot. Drei Jungen, grob geschätzt zwischen acht und zehn Jahren, stürmten in für das Alter angemessener Lautstärke zu dem Platz an meiner Seite. Sie riefen Sachen wie »boah, geil« und »hier, hier, DAS ist super«, während sie ganz gezielt die Spiele mit muskelbepackten Helden und großen Waffen auf der Vorderseite vom Regal rissen und sich gegenseitig vor die Stupsnasen hielten.

Meine erste Reaktion, meine ersten Gedanken waren die eines besorgten Telespielers, der USK-Freigaben als sinnvoll erachtet, und der es befremdlich findet, wenn kleine Kinder großen Gefallen an noch größerem Macho-Gehabe haben: »Warum gehen die nicht an das, was ihrem Alter angemessen ist?«

Je länger aber das Schauspiel andauerte, je mehr »ab 16«-Titel und hinter rotem Hartplastik versteckte Hüllen die drei Jungs anfassten und begeistert kommentierten, desto ruhiger wurde ich, und desto schräger neigte ich vermutlich meinen Kopf. Denn durch all das faszinierte Gejohle, all das »moooah« und »fääähtt« und »guck hier, das ist hammer, das ist hammer«, sah ich plötzlich klarer.

Und klarer.

Und klarer.

:)

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