„Siehst Du die Bücher auf dem Schreibtisch? So sehen Niederlagen aus.“
„Ach, komm, mit soviel Unterstützung… aber ohne uli, eze und stephan wärste doch aufgeschmissen, gib’s doch zu. Außerdem schreibst Du eh nur noch Fortsetzungsgeschichten. Man könnt ja fast meinen, Dir fällt nix mehr ein, und überhaupt: ständig auf andere verweisen, was soll denn das?“
„Frag ich mich auch manchmal, aber hey! Es macht Spass. Und das ist ja wohl das wichtigste. (In Nachrichtensprecherstimme) Der folgende Beitrag ist insbesondere den Frankfurtern gewidmet.“
4. Teil – Eckhard Henscheid: Hymne an Bum Kun Cha
Schön ist, Mutter Natur, deiner Erfindung Pracht,
Die den großen Gedanken vermochte, den
Knaben zu träumen, zu denken – und dann auch zu
Bilden mit den schnellen, beseelten, jauchzenden
Füßen des Jünglings: Flink, flitzend,
Flirrend und flackernd – nicht lange fackelnd,
Doch feuernd und feiernd; den fühlenden Herzen
Frankfurts zur Freude.
Bum Kun Cha! Freund aus dem Osten! Fremdling bist
Du nicht länger – nicht bitt’res Los ist Exil
Dir! Heimat, die zweite, du fandst sie.
Wunderbar ist die Gunst denn des Gottes des
Fußballs. Zwar niemand weiß, wann und von wannen
Er schenket nach Puskas und Pele und Kempes den
Neuen Erwählten – nie doch und nimmer vergißt
Er sein hoffendes Volk. Über Indien hinaus
Und den Ganges spähet sein
forschender Blick, ins ferneste Land, da
Seit Alters Männermut blühet und hoher Sinn.
Tapf’res Korea! Du schenktest uns Cha!
Festlicher klinge mein Saitenspiel! Denn lang
Lieb ich dich, Cha, schon, drei Monde –
Drei Monde schon fällt dein verjüngendes
Licht auf die scheinbar gealterte Eintracht. Wir
Sahen dich erstmals, Lieblicher, gegen Stuttgart,
– und das Herz war bezaubert, verzaubert bald
Gar. Ach! Wie du da Förster, den Holzer,
Versetztest und Martin, den Rammler, so daß selbst
Sie dein Lob dann sangen – wie du dich
Schlängeltest durch die Abwehr – um endlich,
Endlich, kurz nach der Halbzeit, hoch in die
Lüfte dich reckend, die Flanke von Borchers
Nahmst mit der Stirn, der klugen, das
Leder versenktest im rechtesten Toreck – es war
Wie ein Herzkrampf, ein schöner, in Freude und
Ahnendem Jubel in eins.
Am Abendhimmel blühte ein Frühling auf, und
Sein Name war Cha. Die Eintracht aber, jahrlang
Von Klippe
Zu Klippe
Geworfen, glühte mit dir, o mein Trauter, zu
Neuschönem Glanze. Aus dem Schlaf des
Dornröschens erwachte die alte, die beinah
Vergeß’ne Primadonna sehr rasch. Vergessen das Alter
Grabowskis, vergessen der Streit mit dem Trainer.
O neues heilig‘ Herz der Mannschaft! Uns zur
Erhabenen Lust stürmst du, Schönster, so viel ich
Sah, seither, wie der Vogel des Waldes über die
Wipfel fliegt, schwingst du, Zierer, leichter und
Mühlos und sonder Gewalt dem Tore dich zu, dem
Beschützten – Östling unter Deutschen,
Und ihnen dennoch verwandt in der Seele,
Nah auch in Tordrang und Technik und
Teilung des Raumes in all seiner
Tiefe . . .
Kenntnisreicher Künstler am schwarweißen Balle!
Der Mann aus Korea allein hat die Präzision deines
Abspiels. Trocken schlägst du die Pässe, den
Kurzpaß sowie auch den raumgreifenden Vetter, den
Steilpaß. Nicht fremd ist dir der
Fallrückzieher, wir sahen’s. Du zeigtest, daß
Auch in Asia, dem fernen, bekannt ist der Trick
Mit dem kunstreichen Haken – doch mehr noch
Erstaunen den Gegner die nicht-orthodoxen, die
Tricks, die im Lande noch unbekannt. Freilich,
Nie ähneln sie je doch der Tücke des Panthers,
Nie schielet Verschlagenheit Asiens durch –
Fair play ist Bum Kun Chas Religion!
Ach, abermals weiden die Augen auf dir! Hurtig
Treibst du das Leder nach links, kühner umkurvst
Du den grätschenden Stopper, zaubernden Fußes
Entläßt du den Lib’ro in Scham. Leichthin,
Euphorion erinnernd, vergleichbar auch durchaus
Der zarten Gazelle, dribbelst du torwärts und
Spannst doch den Fußnerv alljetzt schon zur Bombe –
Denn kaum hinkt die Macht deines Schusses der
Pracht nach Bernd Nickels, genannt „Dr. Hammer“:
Dem du, so liest man, längst Brücken der
Freundschaft gebaut hast, auch menschlich . . .
Herzschöner Mann! Flutlichtumschwärmt auf den
Flügeln der Flanke, jetzt plötzlich der rechten,
Füllhorn der Technik, Fülle des Seins!
Samtschwarzen Seraphkopfs sehr schönen Scheins!
Seht nur den Doppelpaß jetzo mit Nachtweih und
„Holz“! Tripelpaß ewiger Klarheit!
Genius des Ostens! Sel’ges Korea!
Ein Flankengott jener Abramczik? Da lachen die
Gütter des alten Olymp! Sie lachen Schorsch
Volkerts und
Lächeln ob jenem, der, unrhythmisch seltsam,
Rummenigge sich nennt! Wer kennt Okudera? Cha
Aber – ob er nun „Cha Bum Kun“ heißt, so wie die
„Frankfurter Rundschau“ es will; oder doch
„Bum Kun Cha“, wie die FAZ ihn besingt; oder
„Tscha Bum“, wie „Bild“ ihn begrüßte – dich,
Cha, kennt Deutschland, kennt Asien, die Welt so und so – – –
Ew’ges Korea!
Im Winde klirret die Fahne zum Eckstoß. Gefahrstufe
Eins. Anläuft Cha Bum, herrlich die Flank‘ in die
Fluten der Zeit! Schon steht Cha Bum wieder nah
Dem Elfmeter, lauert des Zuspiels, hilft
Hinten aus. Schneisen schlägt er in Spielfeldmitte,
Schleusen öffnet sein schneller Fuß: Sammelnd der
Gegenwart hohes Vergang’nes, einend die Künste
Grabowskis mit denen des Pfaff, Kressens gedenkend
Und eingedenk Sztanis. Fußball berückend – und
Rührend selbst Toni, den treuedlen Zeugwart, der
Dir, Cha, im Air-Bus von Braunschweig nach
Frankfurt die Wange gar küßte; so stand’s in der „Rundschau“ . . .
Geh‘ unter, HSV! Trunken dämmerte die
Seele selbst dir (3 : 2)!
Ja, in den Ozean all deiner Tricks will ich mich
Stürzen, Bum, sturztrunken einfallen laut in die
Chöre des Jubels, Sohn einer fußballträumenden
Mutter. Anbeten will ich – gleich dir, der du
Betest vor Spielbeginn und auch während des
Kampfs „ständig vertieft bist im Gebet“, wie
Wieder die „Rundschau“ weiß. Anbeten will ich,
Singen dein Lob all mein Lebtag und
Endlich, wenn’s gut geht, warte nur balde,
Berückt in Verzückung unendlicher Schöne vergeh’n – – –
Nur, Bum, daß du, folgt man einem Bericht in
der FAZ, nach deiner Aktiven-Laufbahn Deutsche
Predigend zu Gott bekehren willst, das, Bum,
Muß ja wohl nicht sein.
nach dem Besten (Ror Wolf), der Zweitbeste (E. Henscheid). Applaus, – der fred packt das.
Dabei haben wir noch gar nicht richtig angefangen. Wie wär’s zum Beispiel mit Wolf Wondratscheks Gedicht für Georg Schwarzenbeck? Ich sage nur: Atletico Madrid 1974!
Man könnte glatt meinen, Wondrascheck schreibe über Gattuso.
Ahh, endlich!
Ich habe gleich nach von Anfang an auf dieses Gedicht gewartet.
Danke!
So weit liegen Schwarzenbeck und Gattuso gar nicht auseinander. Aber Gattuso wird nach seiner Fußballer-Karriere keinen Schreibwarenladen aufmachen.