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Altmeister

Die arena-Kommentatoren sind im allgemeinen so unterhaltsam wie Zähneputzen. Man erträgt sie, wenn die Spiele okay sind, und verkriecht sich voller Fremdscham ob der geballten, geistlosen Unlustigkeiten und Plattitüden hinter dem Barhocker. Wenn die Spiele schlecht sind, beißt man sich ins Fäustchen oder verstopft sich die Ohren mit Alkohol. Zwei Ausnahmen bestätigen die Regel: die Altmeister, die sogenannten. Werner Hansch und Günther Koch.

Werner Hansch möchte ich trotz seines fremdländischer Lautungen hilflos ausgelieferten bayrischen Mundraums („Matschelinjo“) unbedingt in Schutz nehmen: Seine salbungsvolle Stimme ruft laue Kräuterschnapsnächte am Kamin mit Pfeife und Kuckucksuhr ins Gedächtnis. Ich finde, Werner Hansch sollte unbedingt immer die absehbar langweiligen Spiele kommentieren, damit ich, Alster schlürfend, die Augen schließen und mich in eine Berghütte nach Südtirol versetzen lassen kann, während Wolfsburg gegen Dortmund verliert.

Günther Koch hingegen ist der Dadaist unter den Kommentatoren. Samstag wurde gegen 16:07 nach Stuttgart geschaltet, Freistoß dreißig Meter vor dem Tor, Hitzlsperger „legt sich den Ball zurecht“, hörte ich Gedanken den Kommentatoren schon sagen. Stattdessen: Schweigen. Hitzlsperger verzieht, der Schuss landet „auf der Tribüne“, dachte ich. Wieder schweigen. Koch schwieg ganze zwei Minuten, bevor er zu seinem huldvollen „Liebe Freunde“ einsetzte. Wahrscheinlich war er gerade anderweitig beschäftigt gewesen (Weizen eingießen o.ä.). Danach erzählte er dem Zuschauer irgendetwas über die Bolton Wanderers, ich konnte nicht ganz folgen, ehrlich gesagt. Zwischendrin wiederholte er refrainmäßig: Hitzlsperger.

Das ist herrlich, kryptisch. Das ist angewandte écriture automatique. Ich habe keine Ahnung, was Koch mir zu verstehen geben will, wahrscheinlich weiß er es selbst nicht. Wahrscheinlich ist das auch völlig egal, und die ganzen anderen Leute, die in gemessenem Tonfall tausendfach gesagtes einfach nur immer und immer wiederholen, die könnte man getrost durch mp3-Sammlungen ersetzen. Koch ist kein Fußballkommentator, sondern eine Schnapsdrossel, die sich zufällig eines schönen Tages vors Mikrofon verlaufen hat. Zum Glück.

Keine Kommentare

  1. 01
    Joscha

    Koch ist der Beste.
    Was der so für Dinge sagt während eines Spiels.
    So macht Fußballschauen Spaß!

  2. 02
    Flo

    Koch ist ein guter Radio Kommentator. Sonst nix! Im Radio hier in Nürnberg habe ich in geschätzt. Bei Arena ist er mit der schlechteste Kommentator.

    Und die mit Abstand schlechteste Moderation liefert Frau Isabella Müller-Reinhardt.

  3. 03

    Koch ist unerträglich. Er redet ununterbrochen. Das ist Fehler Nummer Eins. Er beschreibt jede Szene, Fehler Nummer zwei. Er quasselt viel Mist /Cacau, nicht der Kakao zum trinken, sondern Cacau….) und ist parteiisch. Es gibt so viel an ihm auszusetzen. Analysieren kann er ebenfalls nicht. Also ich bevorzuge dann doch eher Reif oder auch Oliver Seidler!

  4. 04
    Joscha

    Also die Cacau-Nummer vom Koch war doch einer der Leckerbissen überhaupt bisher ;)

  5. 05

    Find ich auch: und das er parteiisch ist, find ich genauso großartig. Warum müssen Kommentatoren unparteiisch sein? Für mehr Parteilichkeit bei deutschen Kommentatoren! Für mehr unterirdische Wortwitze! *linkefaustindenhimmelstreck*

  6. 06
    hans

    …Deutschland braucht endlich auch zwei Kommentatoren pro spiel!!
    reif find ich einen der schlimmsten und ich würde gern mani breuckmann ins spiel bringen… sonst sind nur stadionatmosphere und fan kommentatoren ganz gute ansätze, auch wenn ich die fankom noch nie so richtig gehört habe…what ever, hoeness muss endlich die hertha verlassen, dann würd ich mir auch freiwilliog zwei jahre jbk und beckmann anhören, im doppelpack!!!!

  7. 07
    Joscha

    Ja. Hansi Küpper und Wolf Fuss
    „Fußball ist kein Spiel der Konjunktive“

  8. 08

    Hm. War nicht mal vor Arena-Start die Rede von parteiischen Kommentatoren auf den restlichen Tonoptionen (bei jedem Spiel)?

  9. 09
    Malte Zander

    Aber find doch mal jemanden, der für *überleg* Wolfsburg ist.

  10. 10

    Nur mal so ’ne Frage. Warum erinnert dich einer, der in Recklinghausen geboren wurde, Stadionsprecher vom S04 war und gemeinhin als „Stimme des Ruhrpotts“ gepriesen wurde, an Südtirol und Bayern?

    Das musst du mir erklären.

  11. 11

    Noch ein mal ich: Der Schlimmste von allen ist ohnehin Fritz von Thurn und Taxis. Was der mir meine Champions League-Abende bisher zerstört hat… :-(

  12. 12

    @ Sepp: Ich sitze gerade ungläubig staunend vor dem wikipedia-Artikel. Normalerweise schau ich jede biografische Behauptung, und sei ich mir noch so sicher, nochmal nach, aber das Werner Hansch irgendwo anders herkommen könnte als aus sagen wir Altötting, is mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Warum das so ist, weiß ich auch nicht. Recklinghausen… ich glaub das immer noch nicht…

  13. 13
    Tobi

    Guenter Koch ist super. Auch und besonders im Radio…da Nuernberg auch auf dem 10. Platz noch sein Nabel der Welt ist, unterbricht er auch schonmal die Live-Konferenz am letzten Spieltag mit den leidenschaftlich vorgetragenen Worten „…und jetzt schon wieder die Nuernberger, nochmal, Vittek, Einwurf, an der Mittellinie“. Genial, ich moechte mal wissen mit wem man schlafen muss um soviel Narrenfreiheit am Mikro zu bekommen.

  14. 14
    BelleNoir

    Also als geborenes Kind der Alpen wäre ich nie auch nur auf die Idee gekommen, dass der Hansch aus dem Süden stammt. Der hat nur einen Hang zu weicher Sprache, aber drunter schimmerte für mich immer Ruhrpott durch.

    Und über Turn und taugt nix wollen wir mal gar nicht sprechen.
    Als Bayern-Fan ist man mit Rubenbauer sowieso abgehärtet.

  15. 15

    Dass Du glaubst, dass Hansch aus Bayern ist, ist vergleichbar damit, dass ich immer dachte, dass man „Psychos“ von Psychobilly so schreibt: „Seikos“. Vergleichbar peinlich.

    Zurück in die Akzente-Raushören-Schule, alles von vorne lernen.

  16. 16
    tylerdurden

    @ Joscha:

    Danke für den!

    „Der Schiedsrichter bittet zum Pausentee…“