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Für meine Schuhe schwitzen Kinder

sweat
Foto © BitBoy

Die drängendsten moralischen Fragen unserer Zeit werden beim Konsum entschieden. Das ist kein neues Phänomen. Schon in den 80er Jahren unterstützte man mit dem Kauf von Orangen entweder die Apartheid (Südafrika) oder ein faschistisches Regime (Chile). Das war vergleichsweise übersichtlich. Kaufte man eben spanische Orangen.

Der Kauf von spanischem Obst und Gemüse hat heute zur Folge, dass Spanien im wahrsten Sinne des Wortes verwüstet ist, es versteppt, weil riesige Mengen Wasser benötigt wurden, um Europa mit Vitaminen zu versorgen.

Heute sind die Fragen des moralischen Konsumverhaltens deutlich komplexer. Mit dem Kauf von Choco Crossies wird Nestlé unterstützt. Nestlé will das Wasser privatisieren. Ihr wisst schon, das kühle Nass in öffentlicher Hand.

Benutze ich flickr, dann unterstütze ich yahoo und yahoo hilft der chinesischen Regierung beim Aufspüren von chinesischen Dissidenten. Verlinke ich eine Band auf MySpace, dann wird Rupert Murdoch reicher.

Schreibe ich über die Fußball-WM, dann mache ich unter anderem Werbung für die offiziellen Sponsoren McDonalds, Coca Cola und Adidas. Also für Verfettung, Regenwaldabholzung, Wasservernichtung und Kinderschweiß.

Oder lässt Adidas mittlerweile keine Kinder mehr arbeiten? Gehen die Kinder stattdessen in klimatisierte Schulen mit herausragenden Schulbüchern und gut ausgebildeten Lehrern, während ihre Mütter 38,5 Stunden in der Woche an Arbeitsplätzen mit Hygieneeinrichtungen für zwei Geschlechter langsam, aber sorgfältig ihrer Tätigkeit nachgehen?

Kauft man ein T-Shirt bei H&M, dann tut man gut daran, es vor dem ersten Tragen zu waschen, weil es pestizidbelastet ist. Welches Körperteil waschen sich die Inder, die die T-Shirts herstellen? T-Shirts aus Baumwolle, die mit Pflanzenschutzmitteln behandelt wurde, die hier längst verboten sind.

Diese Pestizide sind tatsächlich auch verboten, wenn sie in Form eines T-Shirts von H&M daherkommen, aber die Behörden können die Pestizide nicht nachweisen, weil sie nicht genug Personal haben. Da ist die Situation die gleiche wie beim Gammelfleisch. Fleisch darf genauso wenig gammeln wie Studenten, aber auch das kann niemand kontrollieren.

Die Lage ist also dann doch klar und gar nicht kompliziert. Dann verzichte ich halt auf Nestlé, McDonald’s, Coca Cola, Flickr, MySpace, H&M, Adidas – dann wird die Welt ein besserer Ort, pakistanische Kinder können wieder Zeit mit ihren Müttern verbringen, lila Kühe trinken Wasser aus Regentonnen, die keinem Weltkonzern gehören, Rupert Murdoch wird von einem linksliberalen Mogul wie Berlusconi vom Markt verdrängt und die Regenwälder wachsen wieder und die Welt atmet auf.

Irgendein Zwischenschritt scheint da zu fehlen.

66 Kommentare

  1. 01

    Ja, die Erkenntnis ändert leider nichts. Wie auch – wir Menschen haben Gefühle aber die Strukturen in denen unser Handeln mündet eben nicht.

  2. 02

    da sprichste was an. man verliert die motivation, alles p.c. machen zu wollen. weil man auch und vor allem den überblick verliert. :D

  3. 03
    Pergan

    Wenn es Dir nicht gefällt, wie Du lebst, solltest Du das ändern. Also handeln und nicht den tausendsten Text schreiben mit Fakten, die inzwischen sogar schon Leser der Boulevardzeitungen mitbekommen haben. Alle Punkte, die Du anführst, haben mit Konsum zu tun. Da würde ich mal anpacken, bevor ich schlechte Qualität bei H&M, Drecksessen bei McDonald’s, für 3€-hergestellte-in Indonesien-hergestellte-für-120€-hier-angebotene Adidas-Schuhe oder eine Dreckschleuder bei VW kaufe. Das Internet wird für den Konsum instrumentalisiert, Google, utube, myspace, früher oder später. Der Zwischenschritt fehlt nicht, er ist die Ausrede für das Nichthandeln.

  4. 04
    studi

    Wer selbst ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein!

  5. 05

    Einige unzusammenhängende Gedankenfetzen bei denen viel fehlt:
    Schwiierige Sache. Zum einen kann Boykott immer nur gezielt verlaufen. Einzelne Konsumverweigerer bringen niemanden zu Fall. Gezielte Aktionen haben aber beispielsweise Nike schon zum einlenken gebracht. Alternativen Konsumieren ist immer gut.
    Für coole Schuhe: Blackspotsneaker.org. Für Klamotten gibts ein paaar Adressen, nicht zuletzt American Apparel (wobei ich mich nicht damit beschäftigt habe ob die wirklich so gut sind wie sie behaupten).
    Das Krasse ist ja, dass ein fair produzierter Schuh gerade einmal 5% mehr kosten würde, weil ein 100-Euro-Schuh eben nur 5 Euro an Produktion kostet.
    Bei Internetportalen: selber machen. Ein Freies (und benutzbares, cooles) Flickr, del.icio.us und youtube muss her. Myspace genauso.
    Auf der anderen Seite sind viele Menschen froh, dass sie überhaupt einen Job haben. Klar leiden Frauen in Thailand, wenn sie für 20 Cent die Stunde 17-Stunden-Tage schuften um unsere Schuhe machen, aber für viele Menschen ist das schon ein Fortschritt denn vor diesem Job hungerten sie.

  6. 06

    Nur würde den Leuten, wenn sie denn die Schuhe für Nike nicht mehr nähen könnten ihre Existenzgrundlage genommen. Es ist ja nicht so, dass die dann lachend und singen aus den Fabriken tanzen und sich ihrer plötzlichen Freiheit erfreuen würden.

    Das ist ein Dilemma. Ein ganz fürchterliches.

  7. 07
    Volker

    *klugscheissmodus an*
    CC schreibt man „Coca-Cola“!
    *klugscheissmodus aus*

  8. 08

    Lese ich Spreeblick, schaue ich mir Werbung von Cisco an, die der Chinesischen Regierung die Hardware für ihre Internetzensur geliefert haben.

  9. 09
    Malte

    @ pergan
    Handeln scheint mir da eher eine Ausrede für Nicht-Nachdenken zu sein.

  10. 10

    was fehlt ist die alternative.

  11. 11

    moralisieren ist leicht – bewusst konsumieren schwer, wenn die geldbörse leicht ist.

  12. 12

    Noch schlimmer, in dem spanischen Obst und Gemüse sind gar keine Vitamine drin, weil es bevor es reif geworden ist geerntet wurde und dann in Lagerhäusern mit Stickstoffatmosphäre künstlich im Koma gehalten wurde, bis es Monate nach der Ernte bei Lidl im Regal vergammelt.

    Voller Dilemmen this modern life. Ich habe Ökostrom, aber von Vattenfall. Ich habe No Logo gelesen, finde Nike-Schuhe trotzdem schön. Ich weiss wie Fleisch für den Massenmarkt produziert wird, kaufe aber trotzdem manchmal die Salami vom Discounter. Es gibt kein richtiges Leben im Falschen, ich bin aber trotzdem nicht im Untergrund…

    Eine Alternative, die mir einfällt, ist Verzicht. Weniger kaufen, essen, verbrauchen. Aber das ist schwer als Lösung zu vermitteln, weil wir auf ständiges Wachstum getrimmt sind.

  13. 13
    flynn

    Was willst du uns mit diesem totalitären Schwachsinn vermitteln? „Alles scheisse – aber besser wird’s eh nicht“? Ein Glück, ich dachte schon ich muss meinen Arsch hochbekommen.

  14. 14
    Nanuk

    Wofür ist wichtig nicht das wie.Dinge kaufen für etwas.Nicht weil es sie gibt.Wenn alle so handel würden währen wir schon ein Stück weiter.

  15. 15

    Manueller Trackback: http://amendedestages.blogspot.com/2007/05/und-was-nun.html

    Gestern habe ich mal wieder gelernt, was ich schon lange wusste: Die Perspektive bestimmt die Sichtweise:
    1. Keine Fernreisen mehr, um die Umwelt zu retten? Ganz falsch, so Dirk Maxeiner und Michael Miersch in der Sendung „Quer“ beim BR. Schließlich verhindern nur Touristen, dass nahezu unberührte Natur in der dritten Welt nicht zur Landwirtschaft kultiviert wird.
    […]

  16. 16
    Lighty

    @ Pergan: Welches Auto fährst du? Welche Kleidung trägst du? Und wie ernährst du dich? Ist nicht böse gemeint, würde mich ernsthaft interessieren.

    Danke, Lighty

  17. 17
    Pergan

    @Lighty
    Allein die Frage, welches Auto man denn führe, impliziert doch den Besitz desselben, oder? Und dem ist nicht so.

    @Malte
    Der Schein trügt Dich, alter Freund. Das Denken sollte schon vorgeschaltet sein. Letztendlich wurde schon sehr viel nachgedacht und wenig nach den Denkergebnissen gehandelt. Es ist ja nicht so, dass keiner weiß, was zu tun wäre. Und das dann tatsächlich auch zu tun, darauf kommt es an.

  18. 18
    Lighty

    Wenn ichs korrekt übersetzt habe, besitzt du also kein Auto? Okay, aber Kleidung, die besitzt du doch oder? Und ernähren musst du dich spätestens in nunja… sagen wir 24Stunden wieder.

  19. 19

    Falsch: Nicht der nachgelagerte Konsum sondern die fluiden Milliardeneinlagen weniger Familien – bestimmen was los ist!

    Das Geld braucht der Zins und möglichst große Investitionen – die Kunden
    merken doch gar nicht das die Qualität und die Diversalität der waren im Sinkflug ist!

    Der Grund ist allein darin zu suchen das der Zinsanteil in der Ware ständig und im Exponenten ansteigt!

  20. 20
    Tim

    Tolles Foto im Titel vom japanischen Getränk „Pocari Sweat“ (http://en.wikipedia.org/wiki/Pocari_Sweat) – das Getränk mit dem unappetitlichen Namen…

    (Was ist ein Pocari? Warum schwitzt es und warum füllt man den Schweiß in Dosen ab? Fragem über Fragen…)

  21. 21

    Mmmh, der Spamfilter hat den Link gefressen – und den Rest des Kommentars gleich dazu? Dann nochmal ohne Link, mit ISBN.

    Ich hab’s nicht gelesen und der Buchhändler um die Ecke ist die bessere Wahl als Amazon (aber bei dem kann man nicht verlinken), aber weil’s zu passen scheint:
    „Shopping hilft die Welt verbessern“ (ISBN: 3442391067), womöglich eine Hilfestellung zum Thema.

    PS: Hat es vielleicht jemand gelesen und kann sagen, ob es sich lohnt?

  22. 22
    Pergan

    @Lighty
    Richtig, Lighty, kein Auto. Es geht nicht um den 180°-Schwung und auch nicht darum, den Nachhaltigkeitsguru raushängen zu lassen. Auch als Vegetarier, der regional im Bioladen um die Ecke einkauft, hat man hierzulande nach Puristenmeinung immer noch Dreck am Stecken.
    Aber wenn ich gerade hinunterschaue auf die Straße, parken dort zwei fette SUVs nebeneinander. Nur als Beispiel. Es geht um Größenordnungen und nicht um Korinthenkackerei.

  23. 23
    studi

    Ich mag SUVs.

  24. 24

    Naja, es sind die kleinen Entscheidungen zwischendurch, die manchmal den Kohl fett machen. Und natürlich lauern an jeder Ecke neue fiese Momente, die von einem Einzelnen viel Interesse, Neugier und daraus resultierende soziale, ökonomische und ökologische Kompetenz abverlangen. Ich bilde mir ein, das hält mich jung. Solange ich noch versuche da irgendwie durchzukommen, meine Opfer bringe und mich in dem „žkleinen täglichen Kampf“ nicht demotivieren lasse, d.h. irgendwann fett rumsitze und heule „ždie bescheißen doch eh alle“ ist’s noch gut. Solange ich noch kleine Figuren wie mich treffe, die den gleichen kleinen „žunsinnigen“ Kampf leben, ist’s noch besser.

  25. 25

    Schöner Text und mir nicht unbekannt.
    Ich habe mich in eingen Dingen vesucht (Vegaterier, dann Veganer, nun wieder Vegetarier) und bin immer noch auf der Suche nach einem für mich richtigen Weg (Beispielsweise fair gehandelte Produkte, und wenn es nur die Tafel Schokolade ist).

    Die einzige Erkenntnis, die ich mit voller Kraft unterstützen und sagen kann, dass sie wichtig und richtig ist: Sich Geanken machen und den Problemem bewusst werden. Das Handeln muss jeder für sich selbst abwägen, was er wie unterstützen oder nicht unterstützen will.

    Nichts ist schlimmer als der fette Ignorant, der seiner Frau nach dem nächsten Bier hinterherschreit und die RTL2-Nachrichten auf Anschlag laufen hat.

    Meine zwei Dinger, Cents.

  26. 26

    Ich trage Schuhe von Caterpillar, obwohl ihnen vorgeworfen wird unterdrückende Staaten zu unterstützen, denn die Schuhe halten bei täglicher Benutzung sechs Jahre. Ich hab‘ auch bei Adidas, Puma und Nike das Gefühl, dass die Produkte qualitativ besser sind und länger halten, auch wenn sie noch so billig hergestellt sein mögen. Ich kauf‘ außerdem bei Lidl ein, weil sie günstiger sind.

    Allerdings ess‘ ich von abwaschbarem Geschirr, versuche kaputte Geräte reparieren zu lassen und vermeide unnötige Strecken mit dem Auto.

    Pergan (#3): Meinen Informationen hatte Volkswagen mit dem Lupo einen relativ umweltfreundlichen Wagen im Programm, allerdings hat das gute Stück niemand gekauft. Oder bezog sich das Dreckschleuder auf alle Autos?

    docflo (#12): Sowohl Dilemmata als auch Dilemmas ist möglich, Dilemmen aber nicht ;)

  27. 27
  28. 28

    Leute, die genug Zeit haben, die Menschheit „zu Ende“ zu denken, kamen zu dem Schluss, dass die Menschheit sich entweder selbst zugrunde richtet oder eine genetische Entwicklung eintritt, die die egoistische Natur des Menschen verschwinden lässt. Menschen sind also genetisch nicht dafür gemacht, solidarisch zu sein. Leider sind die meisten Menschen zu faul, gegen ihre eigene Natur anzukämpfen.

  29. 29

    @Sven: Ey Alder isch weis. Isch schlafe mit Krass-Fremdwörterduden unter Kopfkissen. (Hmm, ob für den Duden wohl chlorfrei gebleichtes Recyclingpapier benutzt wurde?) (Hmm, ob Spreeblick wohl mit Atomstrom betrieben wird?) (Hmm, ob Atomstrom vielleicht angesichts technischer Machbarkeit und geringerem CO2-Ausstoss das einzige Mittel ist unseren Strombedarf zu decken und die Klimakatastrophe abzuwenden?) Scheisse Alder, Scheisse.

  30. 30

    der konsument hat macht. oder warum gibt es heutzutage bioprodukte beim discounter oder gibt es das verlogene delfinlogo auf den thunfischbüchsen?
    trotzdem, solche gedanken kann man gar nicht oft genug thematisieren. irgendwann kommt ein marketingstratege einer grossen marke zu der überzeugung, es könnte ein wettbewerbsvorteil sein, seine produkte als „sozial verträglich produziert“ anzupreisen.
    sowas gibt es schon längst? dann ist es wohl noch nicht wichtig genug, denn ich habe es übersehen. also weiter , danke malte!

  31. 31
    flynn

    tim, woher nimmst du deine Erkenntnisse? Aus der wissenschaftlichen Forschung wohl nicht. Schlag doch mal unter Evolution, Genetik und Altruismus nach. Wenn du nicht recherchieren willst, darfst du auch „The selfish gene“ lesen…

  32. 32
    Gregor

    Glaube ja, ganz unabhängig vom Thema jetzt, bei Spreeblick einen neuen Ton in den Gesellschaftskommentaren festzustellen.
    Realo-linksliberal schön und gut, aber könnte man das beleidigte Holzhammer-Ironisieren weglassen?

  33. 33

    Zum Zwischenschritt: „Alle meinten es geht nicht, da kam einer, der wusste das nicht und hat`s gemacht“ Zitat unbekannt

    Wer was ändern will sollte das tun. Ihr habt Re:publica auf die Beine gestellt, dann kann man auch ganz leicht eine Kampagne starten, die deine Interessen unterstützt.
    Aber es ist eben doch „nur“ ein Post/Gedanke von Dir, oder?

  34. 34

    du siehst das Glas Wasser auch halb leer!

    Du beurteilst die ganze Weltwirtschaft mit deinen Augen…
    Ist es nicht besser für Adidas Schuhe zu fertigen oder für das gleiche Geld auf den Kinder-Strich zu gehen?
    Wir stellen in unserer westlichen Welt Regeln auf und meinen diese müssten überall gelten? Ist das aber wirklich so?

  35. 35

    Malte, der Zwischenschritt steht auf ca 3 Mio. pestizitgeschwängerten T-Shirts:
    „Think global, act local“

    Meide Ketten und überflüssig verpackte Nahrung, kauf keinen Scheiss, kaufe Sachen, die sich reparieren lassen und nicht gleich auf dem Müll landen müssen.

    Überhaupt: schmeiss nicht alles weg, gib es weiter. Spende ausrangierte Kleidung: gewaschen und sauber verpackt.

    Äpfel wachsen nicht nur in Neuseeland, Brandenburg liegt nebenan und beliefert vor allem lokale Wochenmärkte (auf denen man das Geld für seinen Einkauf an fünf Kleinunternehmer verteilen kann) . In Brandenburg wächst natürlich nicht alles das ganze Jahr über, aber ist es nicht romantisch, dass es noch so was wie „Spargelsaison“ gibt?
    Ach und wenn du einkaufen gehst: nimm die Einkaufstasche und das Leergut mit und mach das Licht aus.

    Und wo ich grade beim Leergut bin: wer hat eigentlich beschlossen, dass man sich heutzutage mit Flüssigseife wäscht, von der nach zwei Wochen nichts übrig bleibt als der Pumpspender, während Seife für den halben Preis dreimal so lange hält und nichts als saubere Hände zurück lässt?
    Am Rande: mit Kinderarbeit macht man sich die Hände übrigens so lange nicht dreckig, wie sie kontrolliert statt findet. Wer Kinderarbeit kategorisch verbietet, verlagert sie nur in den Keller wo sie unbeobachtet weitergeht. Nur schlimmer.
    Btw: Nike Schuhe finde ich auch schick, ich habe aber nur ein Paar davon. Überhaupt: wie viele Schuhe braucht man?
    Ich mag teure Sachen, weil ich mir davon nicht so viele kaufen kann. Hat auch was für sich! Der Schuster ums Eck macht demnächst zu: „Lohnt nicht. Die Leute kaufen lieber neue Schuhe, weil das billiger ist.“
    A propos billiger: fragt mal eure Eltern, was Fleisch vor 40 Jahren gekostet hat. So viel, wie Biofleisch heute. Deshalb leistete man sich das damals nur selten, schonte seine Herzkranzgefässe und musste die Billigfleischeinlagerungen nicht abends zum Fitnesscenter schleppen.
    Und so weiter und so fort….

    Natürlich kriege ich den chinesischen Dissidenten so nicht aus dem Knast in dem er sitzt, weil ich nicht auf flickr verzichten mag.
    Es ist gut, sich für eine bessere Welt zu engagieren, es kann aber auch helfen, sich bewusst heraus zu halten, wo man’s kann.

  36. 36

    @ Tanja: Was du sagst, stimmt, ist ehrenwert und nachahmungswürdig. Für meine Begriffe reicht das aber nicht. Man braucht irgendeine Form von Öffentlichkeit, um solche Missstände anzusprechen. Ich fände ein Bewusstsein wünschenswert, dass diese Zustände als Missstände wahrnimmt. Nicht in dem Sinn, als dass man Leute missionieren will – sondern eher so, als dass sich die Leute, die sich entscheiden, so zu leben, nicht allein fühlen. Ich hab das häufiger in Diskussionen erlebt: Menschen, die sagen, ja aber wenn ich ganz allein die Welt auf den Kopf stellen soll, tut mir Leid, das bringt nichts und is bloß unbequem für mich.
    Außerdem gibt’s tatsächlich Sachen, die den betreffenden Unternehmen weh tun, wenn sie keine Aufträge mehr aus sagen wir öffentlicher Hand zugeschustert bekommen. Einzelne Käufer sind irrelevant, das ändert keine Unternehmenspolitik. Wenn aber plötzlich (nur ein Beispiel) ganze Universitäten auf die Dienste eines IT-Unternehmens verzichten, liegt der entgangene Betrag bisweilen oberhalb der Schmerzgrenze. Auch, weil gerechterer Lohn im Grunde nicht allzu teuer wäre. Das verhagelt keine Statistik. Und fair wäre es auch.

  37. 37

    Also irgendwie hört sich das ganze perspektivlos an – aber eigentlich müsste es genau andersrum sein. Wir schaffen zwar alle eine individuelle Realität … aber wir können die Realität anderer verbessern, wenn wir das wollen!

  38. 38
    D.Botson

    Ist sowieso alles egal? Ich finde diesen Artikel unerträglich.
    #33 und #34 haben die wichtigsten Dinge schon angesprochen, einen Aspekt möchte ich noch ergänzen: Damit sich weise Menschen mit den übergeordneten Dingen befassen, die wir Einzelnen privat nicht regeln können, haben wir die parlamentarische Demokratie erfunden. Diese muß wieder handlungsfähig gemacht werden. Und dazu sollte auch der Azubi wieder wissen, wie Politik überhaupt stattfindet. Politische Bildung, politische Bildung, politische Bildung, man kann es garnicht oft genug sagen. Mit diesem Thema fällt man zwar seinen Mitmenschen gehörig auf den Saque, aber Dieckdarm darf nicht siegen.

  39. 39
    mego

    für malte u tanja : – ich weiss was fleisch vor 40 jahrengekostet hat ( in diesem land ) und es war sicher nicht teurer als heute,es war nur nicht mit wasser (und was dazugehört, damits nicht fault ) verdünnt, und die technik knochen und knorpel so abzubürsten wie heute war auch noch nicht so ausgereift – alles was damals anders war, war die gewinnspanne beim fleisch,
    und die qualität – damals neu war übrigens der eisberg salat erinnert sich jemand ? war orginal aus deutschland damals

    und natürlich hast du nike schuhe und willst-willst-willst die haben, aber nur wenn nike draufsteht… so haben wir’s ja programmiert, kind, wär ein jammer wenn das nicht laufen würde, ich hab immer noch berufsdünkel was das anghet

    und natürlich willst du „teure“ sachen, so funktionieren wir nun mal, frauen zumal, keine frage
    das zu erkennen hat nichts mit -xmus zu tun, ist die conditio humana, und auch der einzige grund warum
    ich noch nie nike dreck anhatte : war mir zu billisch

    und natürlich wollen wir kinderarbeit, das einzige wo ich wiedersprechen muss ist das „bewusst heraushalten“
    wollen wir uns nicht lieber ganz bewusst hingeben ? im keller ? ist es nicht das was so anzeckt und was uns die ollen maltes aus marxstadt so mies machen wollen ?

  40. 40

    Ach, einen hab ich noch, Malte. Nicht nur Nestlé will das Wasser privatisieren, sondern eigentlich ganz Europa, ach was, die ganze Welt. Hätteste mal den Kactus gelesen, tststs…

  41. 41

    Nicht jeder kann alles wissen.
    …und hätte den Post jemand anderes geschrieben, wäre bestimmt nicht eine solche Diskussion daraus entstanden.
    Gute Nacht

  42. 42

    H&M is made in Turkey, not India

  43. 43

    @37

    „frauen zumal“ waere ich tanja, wuerde ich dir eine schallern.

  44. 44

    mego (#37):
    Warum drückst du dich so albern aus und wo kaufst du deine Schuhe?

  45. 45
    michael

    Die Widersprüchlichkeit der Welt ist wohl schon länger Thema. Natürlich darf und soll jeder Idealist sein, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Idealisten einmal nicht an der Realität scheitern. Pragmatismus bleibt aber trotzdem genauso unmenschlich.

    Irgendwie ist das, unser Leben, selbstgewählte Ohnmacht. Guter Wille, ja gern. Echte Veränderung?

    Die Widersprüche wird man nicht loswerden, worüber man sich als Idealist Gedanken machen kann ist, wie das funktionieren soll mit der bessern Welt, die sich, ganz pragmatisch, auch an die Realität hält. Konsumverzicht kommt mir da irgendwie nicht wie der richtige Weg vor. Konstruktiv ist der nicht. Andererseits: was besseres fällt mir jetzt gerade auch nicht ein.

  46. 46

    Back to the nature und strick dir ein Internet!

  47. 47
    micke

    „ganz, ganz groß, malte. danke für diesen großartigen ersten satz. und den wunderbaren text.“ – matthias richel

  48. 48

    @29 (flynn): was haben Evolution, Altruismus, etc. damit zu tun? Was hätte ich davon, die jetzt nachzuschlagen? Das hatte ich irgendwann mal im Biologieunterricht…

  49. 49

    Können wir bitte festhalten dass Konsum als solcher nicht verkehrt ist, aber die Produkte schlecht sind?

  50. 50

    ich find es sehr gut, wenn in regelmässigen abständen solche kleinen rezessionen zu „blatt“ gebracht werden. auf ebay und ikea kann mit sicherheit zudem verzichtet werden… grundlage ist: es geht uns nur deswegen so gut, weil wir anderen ressourcen wegnehmen… bewusstsein macht das leben zwar nicht beschwinglicher, aber ehrlicher. und @ malte, selbstverständlich gibt es zwischenschritte. konsum (er)drosseln, wieso auch nicht…

  51. 51
  52. 52

    Bei aller berechtigten Kritik an mangelnden Umwelt- und Sozialstandarts wird immer vergessen, dass das Paar in China produzierter Schuhe jemand dort ein Auskommen gibt, das er vorher nicht hatte.

    Die marktwirtschaftlichen Reformen und die Öffnung des Landes für Investitionen und Handel sind das größte und erfolgreichste Armutsbekämpfungsprogramm der Weltgeschichte. Es hat in den letzten 20 Jahren 200 Mio. aus der Armut geholfen. Weder ein noch so ambitioniertes Entwicklungshilfeprogramm, noch alle Pfunde fair gehandelter Kaffee zusammen haben das bisher geschafft.

  53. 53

    Ich bin erschrocken über so viele Selbstbemitleider und Ausredenfinder. Zu wenige Alternativen ist eine Ausrede für Leute, die noch nicht mal nach Alternativen suchen. Es gibt massig Alternativen und das auch gleich in nächster Nähe. Es gibt Zeitschriften, die sich nur damit beschäftigen, es gibt Läden (gleich in nächster Nähe), in denen man Lebensmittel kaufen kann und sicher sein kann, dass man keine Landstriche zerstört. Es gibt das Internet, wo es viele Informationen gibt, wie auch hier, wo man Tipps bekommt, wo die nächste Anlaufstelle ist.

    Hört auf mit der Heulerei. Es gilt immer noch, wenn man den Anfang macht, dann kann man Schritt für Schritt weitermachen, ohne dass es weh tut, ohne dass es mehr kostet und ohne dass man nur noch Sackleinen tragen und schwerverdauliches essen muss.

    Reißt euch mal zusammen, das ist ja echt ein Trauerspiel hier, der Autor hatte wahrscheinlich anderes im Sinn, als eine Schaar Lemminge um sich herum zu versammeln.

    Konsum ist Politik die zählt, denn wenn man sein Geld den Asozialen Konzernen/Firmen verweigert, dann haben die bald keins mehr. So einfach geht das.

  54. 54
    Frank

    Containing, machen Welche schon. Man muß aber auch nicht gleich überteiben, ich würd kotzen.

  55. 55

    Soweit so gut. Schön.

    Ich drucke T-Shirts zukünftig selbst, sieht cooler aus und ist mit der richtigen Farbe langfristiger und billiger als bedruckt gekauft. Bisher stammen diese Shirts noch aus Billigläden. Anders ging es bisher nicht, Raw-Shirts für Otto-Normalverbraucher krieg ich nicht Bio sorry. Der Plan steht die Zeit hängt hinterher.

    Ich kaufe billige Schuhe, die aber auch vom billigen Anbieter, denn was ich an dem ganzen Chaos eigentlich am schlimmsten finde ist weniger die Tatsache sparen zu wollen und das dann billig zu verkaufen, sondern viel mehr sparen um noch mehr und noch mehr Cash zu machen. Wieviel verdient meine Billigmarke (die übrigens in der Tschechischen Republik produziert, ist das jetzt besser?) an den Schuhen und wieviel Adidas? Schamlose Ausbeute nennt sich das Stichwort.

    Ich verbrauche Strom, viel Strom, vermutlich kommt der aus direktem Wege aus der Müllverbrennungsanlage. Greenpeace Energy etc sind schon mal ausgeguckt, die Zeit fehlt, außerdem müssen das eh meine Eltern machen. Trotzdem ist der Computer, die Anlage, die CDs, das Licht; trotzdem sind das alles Dinge auf die ich nicht verzichten werde und will. Gerne fahre ich meinen Verbrauch runter aber dieser 3,4Ghz Bolide ist gekauft, früher mal noch zum zocken benutzt, jetzt überdimensioniert! Isso!

    Ich versuche mit vielen Menschen zu reden und diskutiere gerne und viel über Umwelt und Natur, Menschenrechte, McKotz und deren Scheiße im Fleisch. Meine Erfahrung in meiner Altersgruppe ist das allgemeine Desinteresse: „Na und?“ Was ich jetzt tu, das tu ich nur um mir später im Alter das schlechte Gewissen ein bisschen ausreden zu können denn „der Mensch“ wird sich nicht ändern. Der wird in 30 Jahren dastehn und Kriege führen um die letzten Liter Erdöl weil die Politik es verpasst hat rechtzeitig Limits einzuführen. Der wird dann schimpfen auf die Politiker von heute und immernoch Auto fahren (dann halt mit Wasserstoff aus Kernenergie).

    Ich habe den Glauben an die Zukunft aufgegeben und sehe einer schwarzen entgegen. Die Hoffnung stirbt zuletzt und es gibt genug Dinge die auch weiter das Leben lohnen (demnach war das also keine Selbstmordankündigung ;-) aber die Vernunft ist tot und der Menschzyklus hat sich schon seit einiger Zeit als Selbstmordattentäter einer ganzen Rasse präsentiert und scheint in alter Samurai-Tradition den letzten Schlag auf die ganze Erde zu setzen und alles um sich zu vernichten.

    Meine Frage für mich lautet nun immer mal wieder in nachdenklichen Momenten, soll ich eigentlich Kinder in die Welt setzen? Führt weiter weg aber die Jugendliche Gedankenlosigkeit schafft es solche Brücken zu schlagen.

    Grüße
    Anselm

  56. 56

    die längsten Kommentare sind echt die die viel scheiße beinhalten

  57. 57

    auf nach heiligendamm!

  58. 58
    Paol

    Das Verzwickte an der Situation ist ja, das Coca Cola und Nestle sogut wie die Weltkonsumherrschaft uebernommen haben…so einfach wie in deiner Schlussfolgerung ist es also nicht, und die Bewahrung der eigenen Unschuld wird immer schwerer und unkontrollierbarer. Meine Devise: Scheiss drauf.

  59. 59
    Anna

    Man kann eine ganze Menge tun, auch wenn man wenig Geld hat (wie ich und eine Menge Leute, dich ich so kenne). Seine Lebensmittel, Kosmetik, Waschmittel, etc. ausschließlich im Bioladen kaufen z. B., statt Auto Bahn und Bus und Fahrrad fahren, Klamotten neu und gebraucht bei eBay und Co. kaufen (so wird weniger weggeworfen und man spart eine Menge Geld). Man muss nicht in Sackleinen gehüllt auf einer Strohmatte liegen und selbst gesammeltes Gras essen, um ein nachhaltigeres Leben zu führen. Meine Lieblingsdiskussionen sind immer die, in denen Leute (vorzugsweise die mit wesentlich mehr Geld als ich) behautpen, sie könnten es sich nicht leisten, im Bioladen einzukaufen. Ich glaube, wer nicht gerade von Harz IV eine dreiköpfige Familie ernähren mus bzw. eben dieses Geld zur Verfügung hat, kann zumindest einen großen Teil seines täglichen Bedarfs aus ökologisch und ökonomisch sinnvoller Produktion erwerben.
    Wenn man sich einmal aus dem Konsumkreislauf von ständig neu und mehr kaufen verabschiedet hat, bleibt genug Geld dafür übrig.

  60. 60
    Analyser

    Treffende Beschreibung der komplex gewordenen Güterströme. In der Tat fällt es heutzutage schwer, durch Käuferboykott auf mangelnde Sozial- und Umweltstandards in anderen Ländern hinzuweisen. Der Markt íst undurchschaubar und nur wenige verfügen über Detailwissen. Zwar prüfen auch große Unternehmen wie Aldi die Produkte ihrer Zulieferer sehr genau, aber das handhaben nicht alle deutschen Unternehmen so. Ich persönlich würde abgesehen von modischen Aspekten beispielsweise nie bei REAL Textilien kaufen. Doch ein umfassender Kodex-Katalog existiert bisher nicht, zumal seine Anwendung als Konsument sehr aufwändig wäre.

    Gefragt sind hier also auch die nationalen Regierungen und die EU, entsprechende Standards bei den Importbedingungen zu setzen und effektive Kontrollmechanismen zu installieren. Das wäre auch sinnvoller als rein politisch und protektionistisch betriebene Zollpolitik. Denn ohne Aufhebung von Handelsbeschränkungen und überhöhten Zollaufschlägen muss man auch darauf hinweisen, dass gerade viele Entwicklungsländer durch eine Anhebung der Standards deutlich weniger konkurrenzfähig wären. Gefragt ist also ein „Kombipaket“: Höhere Standards und im Gegenzug besseren Zugang zum deutschen Markt.

  61. 61
    Nocti

    … viele Dinge, die hier genannt wurden sind sicherlich richtig. Stärkere staatliche Kontrollen, Standards, etc. Ich glaube jedoch, dass wir als Konsumenten schon eine gewisse Macht ausüben können. Massen einheitlich und schnell mobilisieren zu wollen ist jedoch Utopie… so naiv wird niemand sein. Eine Awareness kann aber in jedem kleinen Wirkungskreis entstehen. Alleine, wenn schon jeder hier im Blog drei Freunde davon überzeugen könnte, nicht mehr zu H&M oder McDonalds zu gehen, wäre schon eine Menge gewonnen. Und auch Coca-Cola und Nestlé kann man umgehen. Manchmal fällts schwer, (vor allem bei den Tochterunternehmen) aber es ist möglich.

    Und wenn es nur um das eigene Gewissen geht :-)

    P.S.: Ich selbst achte seit ca. vier Jahren auf ethisches Konsumverhalten und komme prima damit klar… es gibt mehr Produktalternativen, als man glaubt!

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    tranqui..

    da alles im Zusammenhang, sehen wir die Abgründe unserer Produktverfertiger und die unseren verkonsumierten Überfluss – wir genießen Einblick in den Werdegang unserer Lebensmittel, und farbenfrohe Bilder aus der 3. Welt auf eigens importierten digicams, fliegen mit Hubschraubern über slums und verbreite(r)n moralische problemfelder von der couch aus – vielleicht ist die weitreichende Verschmelzung von Informations- und Globalisierungswelle konstruiertes System für mehr globale Gerechigkeit und one-world-feeling..? entworfen von jemandem da ganz oben..Gott? verschwörungstheoretikern?

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    Niclas

    Im post-postmodernen Web 2.0 ein neuer Platz für Theorie?

    Nö.

    Der erste Satz ist der Ausdruck des Denkfehlers: Der Konsum entscheidet erst dann, wenn man schon auf den Homo Consumens reduziert ist.

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    Xerxes

    Man kann eigentlich für fast alles eine Alternative finden. Keiner muss Artikel aus sogenannten Sweat-Shops kaufen. Wer suchet, der findet.

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    @ Niklas: Heißt ja nicht, dass man nicht auch woanders als in den ökonomischen Kreislauf eingreifen darf. Kann man aber ruhig auch da machen.

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    @ Anne (#59): Genau! Man muss nur wollen. Aber verzicht ist so unsexy und man kann keine Werbung damit machen und keine iPods verkaufen.