0

Schwachsinn à la carte

Der Sportteil des Tagesspiegels wird von einer Maschine verfasst, die altehrwürdige billigste Fußballweisheiten zusammendrechselt und zu gewagten Satzkonstruktioonen verschraubt. Wenn meine Mitbewohnerin da nicht arbeiten würde (die übrigens sehr schöne Porträts von Victoria Beckham macht, aber das nur am Rande) und wir ihn dementsprechend nicht umsonst geliefert bekämen, würde ich mir die morgendliche Tortur der Lektüre des Sportteils der Tageszeitung (drei Genitive! Flaubert rotiert im Grab…) ersparen. Aber als versteckter Masochist und morgens selten entschlussfreudiger Mensch greife ich doch morgens wieder und wieder hinein ins sprachlich-semantische Verderben.

Zum Thema (das soll ja immer nicht zu kurz kommen dürfen): Der Artikel, der mich heute beinah meinen Frühstückskaffee hat erbrechen lassen, heißt „Guter Fußball, schlechter Fußball  und ist gezeichnet mit dem Namen Mathias Klappenbach.
Herr Klappenbach versucht, in einer etwas verschwurbelten Analogie die Bundesliga als Doku-Produktion darzustellen, und zwar als international zweitklassig. Dass er dabei nicht darauf verzichten mag, darauf hinzuweisen, dass lange Zeit niemand richtig Meister werden wollte – geschenkt. Dass er die Qualität der Bundesliga am Geld misst – geschenkt. Dass er trotz seiner Rede von der Zweitklassigkeit der Bundesliga am Ende darauf kommt, für den Zuschauer sei alles okay, und sich somit auch noch und zu allem Überfluss die Pointe versaut – geschenkt.

Aber ist denn diese völlig sinnfreie Vermengung von Statistiken wirklich sein? Und was meint der gute Mann eigentlich mit solchen Absätzen?

Die großen Darsteller aus anderen Ländern spielen da, wo es mehr Geld gibt. So ist zu erklären, dass in England der Ball doppelt so schnell aus der Abwehr gespielt wird wie in der Bundesliga.

Für Erklärungen bin ich auf ewig dankbar. Ich geh jetzt essen.
[Dieser Artikel endet, als Hommage an die Sportseiten des Tagesspiegels, ohne Pointe. Sie dürfen das Lesen jetzt einstellen.]

Keine Kommentare

  1. 01

    Ja, diese Betonköpfe nerven gewaltig. Den Absatz kann ich aber nicht erklären, das hätte nur Hanns Dieter Hüsch gekonnt.

  2. 02

    Große Darsteller? Lustich!
    Also, Timo Hildebrandt ist gar nicht Torwart, sondern Torwartdarsteller. Oder noch viel schlimmer: der stellt Oliver Kahn dar!

  3. 03
    Samuel

    Also Klappenach hat teilweise tatsächlch recht finde ich, tut mir Leid. Der Ball wird deshalb dopelt so schnell gespiuelt, weil Spieler da sind, die ihn doppelt so schnell spielen können. Und die Spieler kommen nicht zu uns, da hat er nun mal recht. In Deutschland spielt kein einziger Star, der im Ausland besonderes Interesse hervorrufen würde, van Bommel vielleicht mal ausgeschlossen. Allerdings finde ich es unverschämt zu fordern, Fußball müsse demnächst nur noch über Pay-TV erreichbar sein, damit die Liga mehr Geld bekommt. Wir müssen eben mit dem zurande kommen, was die Bundesliga zu bieten hat, und der Ruf ändert sich auch nicht mehr, ob jetzt mehr eld kommmt oder nicht. Dafür haben wir wahrscheinlich im Moment die beste Nationalmannschaft der Welt, also bitte.

  4. 04

    Solche Statistiken lügt sich jeder zurecht, wie er gerne will. Der Ball wird in der Premier League deswegen so schnell aus der Abwehr herausgespielt, weil viele PL-Mannschaften so spielen wie Cottbus. Ist das jetzt falsch oder richtig?
    Und dass es in Deutschland keine Stars gibt, stimmt nicht. Es gibt hier ne Menge guter Fußballspieler. Ich hingegen verzichte gerne auf astronomische Spielergehälter, wenn dafür die Eintrittspreise erschwinglich bleiben und nicht jede Bindung zum Fan verlorengeht.

  5. 05
    Samuel

    Gut, die Spielergtehälter sind sowieso irrsinn. ber wer sich die Spiel von manchester gegen andere Teams angeschaut hat, der hat schon gesehen, dass die Jungs schneller und auch gefälliger spielten. Und welche Stars haben wir denn bitte in der Bundesliga?Wir haben ein paar recht patente Kicker hier und dazu noch noch deutsche Nationalmannschaftsspiele, die bei der Vertretung ihres Landes Fußball erster Klasse zelebrieren, aber auch nur da.