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Was nun, Attac?

Ich kann natürlich nach den letzten Erlebnissen mit Meldungen der größeren Medien nicht für diesen Stern-Artikel bürgen, aber sollte das, was dort als Attac-Stellungnahme zu den gewalttätigen Auseinandersetzungen am vergangenen Wochenende geschrieben steht, wirklich alles sein (und die Attac-Site beweist keineswegs das Gegenteil), so kann ich das nur als enttäuschend bezeichnen.

Der Mitbegründer der globalisierungskritischen Organisation Attac, Sven Giegold, rechnet (…) damit, „dass es in den nächsten Tagen nicht friedlich bleiben wird“. Attac werde alles tun, um Ausschreitungen zu verhindern, sagte er dem Nachrichtensender n-tv. Giegold räumte aber eine „gewisse Ratlosigkeit“ ein. „Hooligans“ könne seine Organisation nicht erreichen. Attac-Protestkoordinator Peter Wahl forderte im NDR eine eindeutigere Distanzierung der friedlichen Demonstranten von Gewalttätern.

Es ist wohl wahr: Hooligans kann niemand wirklich erreichen. Und dann ist ihre Vorstellung einer „besseren Welt“ sicherlich, wenn überhaupt vorhanden, auch noch eine völlig andere als die von Attac.

Aber da haben wir nun eine aktuelle und sehr reale gesellschaftliche Herausforderung, die es zu meistern gilt. Sicher nicht jetzt und hier und heute von Attac, aber wenigstens ein paar gute Vorschläge wären ja ein Anfang. Was die aktuelle Regierung zu tun gedenkt, kann man sich an drei Fingern abzählen. Doch was würde Attac tun? Oder jeder andere, der sich eine bessere Welt wünscht?

Wie will man eine ganze Welt verbessern, wenn schon eine Kleinstadt ratlos macht?

65 Kommentare

  1. 01
    y

    Um die Kleinstadt muss man sich nicht kümmern – der geht es schon zu gut, so gut dass ein paar tausend verwöhnte Westkids aus Langeweile den Kick des Kleinkrieges suchen.

  2. 02

    schön gesagt y

  3. 03

    och johnny, das ist doch total desillusionierend!

  4. 04

    Ich versteh generell nicht wieso man es schafft irgendwelche Nazis auszuladen (die ja mitmarschieren wollten), aber nicht den anderen Haufen loswird. Bei der einen Gruppe findet man klare Worte, die anderen sind [meistens,immer] dabei und verderben es offensichtlich für alle Anwesenden.

  5. 05
    ajo

    Ich glaube nicht, dass Attac für Konkretes zuständig ist.

  6. 06

    Wer ist denn sonst zustaendig? Die Demonstration gehoert doch den Demonstranten? Oder muss da doch der Staat regulierend eingreifen? ;)

  7. 07
    Christoph

    Als angehender Lehrer könnte ich heulen. Da werden 120 Millionen ausgegeben für etwas, von dem ich nach wie vor behaupte, dass man es auch mit einer Telefonkonferenz oder mit einem Wiki schaffen würde.

    120 Millionen Euro weniger für Bildung, für Skateparks, Jugendheime, Förderung lokaler Bandszenen und für all die Sachen, die auch ohne G8 das Geld nicht bekommen hätten.

    Und der Sicherheitsapparat wird aufgerüstet werden, was eine Aggressionssteigerung auf der anderen Seite wohl eher noch begünstigt und die Kassen weiter flutet. Aber hey… wer will schon mit der Angst leben, dann sich doch lieber der Hure Sicherheitsgefühl hingeben, die eben auch nur die Schnell Safety-Nummer macht und für eine dauerhafte Beziehung nicht zu haben ist.

    Lasst uns möglich viel verbieten und kriminalisieren, zeigen wir unserem Nachwuchs, wer der Herr im Haus ist und treten am Besten alle ihre Hoffnungen mit Zaun-Füßen und schlagen mit Stacheldraht-Fäusten auf ihre Träume. Erklären wir ihnen lieber nicht, warum man sich ein kritisches Urteil gegenüber Medien vorbehalten soll, sondern verbieten wir einfach Killerspiele. Immer verbunden mit der insgeheimen Hoffnung, dass sie der Nachwuchs dann erst recht konsumiert, weil Verbote interessant machen (ich verbiete Dir, zur Sicherheitshure zu gehen.). Und dann HAHAA… Dann haben wir unsere Sündenböcke. Ein enttäuschter Versager nach dem Anderen und alle sind sie Amokläufer, Faschisten, Islamisten, Terroristen, Fundamentalisten oder sonstwie schuldig.

    Und wenn sie alt genug sind, schreien wir sie an, warten bis sie ausrasten und sperren sie weg.

    Nein, ich bin nicht der Meinung, die Welt könne mit Blümchen gepflastert werden und schon wären wir alle Glücksbärchis. Aber Polizisten mit roten Gumminasen, statt schwarzen Gummiprügeln hätten doch einen gewissen Charme, stünden sie inmitten derer, die sie doch angeblich beschützen wollten. Und aus der Fraktion der roten und blauen Regenjackernträgern könnten sich doch einige mal in die Reihen der Polizisten stellen und notfalls Partei ergreifen.

    Ohne den Lehrer raushängen zu wollen: Wenn auf A immer schon B gefolgt ist, werden die meisten wohl B erwarten, sobald sie A sehen. Für ein anderes Ergebnis bedarf es anderer Strategien. Da aber die Mehrheit B immer noch erwartet, werden sie auch so reagieren, als ob A doch stattgefunden hätte, also muss man es wohl eine Weile probieren, bis die Mehrheit mitbekommt, dass man nicht mehr den altbekannten Mist macht, sondern mal was neues ausprobiert.

    Wie will man eine ganze Welt verbessern, wenn schon eine Kleinstadt ratlos macht?

    In dem man es versucht.

    Das ist so ähnlich wie mit dem Rauchen aufhören. Man sagt ja, ein Raucher braucht im Durchschnitt 7 Versuche, bis er es schafft. Und wenn man dann den 7. durch hat, hört man auf, weil… jetzt geht es ja eh nicht mehr?

  8. 08
    Gewaltbegriff

    Also, dann auch nochmal hier:

    Ich möchte nur mal auf ein Deutschlandradio-Interview mit einem Münchner(!) Polizeipsycholgen(!!) hinweisen, der erstaunlicherweise (oder auch glücklicherweise) über einen viel differenzierteren Gewalt- und Eskalationsbegriff verfügt als ca. 90% der hier Diskutierenden (und auch als Malte neulich und Johnny jetzt. ;-)

    Ich halte aus persönlichen und politischen Gründen auch nicht eben viel davon, Steine zu schmeißen, beteilige mich auch ohnehin nicht an diesem Anti-G8-Ding, weil mir das offen gestanden eh alles zu blöd ist (vor allem Gestalten wie der neue bundesweite Redaktionswitz, das „Huhn aus Kamerun“).

    ABER: So billig sind Gewalt und Staatsgewalt nicht zu trennen und das ist mehr als ein Kalauer. Eine „gewaltfreie“ Gesellschaft existiert schlichtweg nicht, zumindest noch nicht, und dass Ihr am Wochenende in Ruhe spazieren gehen könnt, ist zunächst mal nur die Abwesenheit von Gewalt als unmittelbarem Zwang.

    Sorry für die Arroganz, aber soweit sollte man seinen (insert your favorite cultural critic here) dann schon mal gelesen haben (zumindest vielleicht mal den mittlerweile klassichen Foucault oder Stuart Hall oder Agamben), um da wenigstens mal gewisse historisch-kontingente Zusammenhänge parat zu haben.

    Wenn schwer gepanzerte mit Schlag- und Schusswaffen ausgestattete Polizisten mit martialischem Outfit, Pfefferspray, Panzern und Wasserwerfern im Rücken für Euch „friedlich“ bzw. „gewaltfrei“ sind, na ja… Böswillig zu Ende gedacht könnte man bei solch einer eindimensionelen Analyse (=nämlich, dass Gewalt vor allem und eigentlich ausschließlich gewalttätige Demonstranten meint), selbst einen Polizeistaat südamerikanischer Prägung als „friedlich“ beschreiben.

    Also, genug gelabert, hier ist das Interview mit Polizeipsychologe Georg Sieber. Nur mal so als Anregung.

  9. 09

    Johnny, bitte nicht auf die Tricks der Mainstreammedien hereinfallen.
    Die Demoorganisation hat im Vorfeld einen erstaunlichen Schulterschluss mit scheinbar nicht zusammenpassenden Gruppen hinbekommen. Auch dank des starken Engagements von attac. Von der katholischen Friedensbewegung bis hinein in die autonome Szene schien es Einigkeit zu geben, am Samstag friedlich zu demonstrieren. Es gab weitreichende Absprachen mit der Polizei für diesen Tag
    Dass dennoch so viele Randalierer die Veranstaltung aufmischen konnten, damit hat niemand gerechnet. Das ist zu diesem Zeitpunkt schockierend und überraschend, auch wenn die Randalierer vorher schon ein bekanntes Phänomen waren. Alle dachten, dieses eine Mal würde der Burgfrieden halten.
    Dass dem nicht so war, haben alle gesehen. Keine 48 Stunden später schon eine fertige Analyse für diesen Umstand zu haben und zu wissen, wie damit künftig umzugehen, das ist schon verdammt viel verlangt.

    Wie ging es Dir/Euch denn bei adical? Ihr habt Euch sicher auf einigen Gegenwind vorbereitet. Die unverhältnismäßig brutale Reaktion auf Euer Projekt hat Euch dann doch zeitweilig überrascht und es hat seine Zeit gebraucht, bis Du deine ausführliche Replik zusammenhattest. Bitte rechne das um auf die Situation von Giegold und Co. und lass ihnen ein paar Wochen Zeit.

  10. 10
    René (der aus Kiel)

    Es soll ja Leute geben, die behaupten der Grund für die Randale sei die Polizei. Und nicht etwa in Form von verkleideten agents provocateurs, die Steine werfen damit es die Demonstranten nachmachen, sondern die Polizei an sich. Und die Patentlösung: einfach die Polizei abschaffen. Denn dann gäbe es ja keinen Grund mehr, Randale zu machen. Oder so.

    Der Plan um Frieden in der Welt zu schaffen sieht übrigens ziemlich ähnlich aus…

  11. 11
    ajo

    „Die Demonstration gehoert doch den Demonstranten“

    Ja klar. Aber Johnny mokiert sich darüber, dass Attac hier keine konkreten Vorschläge liefert und ratlos ist, obwohl die eigentlichen Ziele der Gruppe in viel größeren Dimensionen liegen. Ich habe Attac eigentlich immer so verstanden, dass es vor allem um das Anprangern abstrakt formulierter Probleme (Ungerechtigkeit, Kapitalismus) geht und nicht um konkrete Handlungen (gar das Lösen der Probleme) geht. Sonst wären sie ja ne Hilfsorganisation.

  12. 12
    Christoph

    Auszug aus http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25438/1.html

    Aufgeregt erzählte der Jugendliche ihr, er sei gerade von fünf Polizisten als einzelner in eine leere Seitenstraße getrieben worden. Dort habe er sich dann ausziehen und seine Taschen entleeren müssen. Anschließend habe ihn einer der Polizisten gefragt, was man denn nun mit ihm machen solle, es seien ja auch „keine Zeugen auf der Straße“ da. Schließlich wurde der Jugendliche mit einem bloßen Platzverweis wieder entlassen. Das Gespräch mit der Polizei hatte ihn aber offenkundig unter großen psychischen Druck gesetzt, denn mehrfach wiederholte er: „So etwas will ich nie wieder erleben!“

    Bei sowas wird mir schlecht.

  13. 13

    da würde mich aber mal die ganze geschichte interessieren und nicht nur die aussage eines unter schock stehenden jungendlichen, die über eine zweite person an die medien gelangt ist.

  14. 14

    Ganz ehrlich,ich weiß nicht was Attacs politische Ziele mit deren Unfähigkeit auf gewaltätige Idioten einwirken zu können, zu tun haben. Ich find die Einschätzung lediglich realistisch, wenn sie sagen, sie rechnen damit das es auch in den nächsten Tagen zu Vorfällen kommen wird. Was sollen sie sonst sagen? Wir bürgen dafür, daß sich nicht wieder irgendwelche Sackgesichter unter uns mischen und Randale machen? Ich glaube nicht das die sog. Autonomen irgendeiner rationalen Diskussion zugänglich sind. Man kann sich bestenfalls räumlich von ihnen distanzieren, wenn sie loslegen, verhindern können wird man es nicht und es ist für mein Empfinden auch nicht der Job der Orga für jeden Spinner der da mitmarschiert seine Hand ins Feuer zu legen oder ein Patentrezept aus dem Hut zu zaubern, weil es keins gibt.
    Wie beim Fussball wird es auch bei Demos immer diese Handvoll Idioten geben, für die so eine Veranstaltung nur Anlaß für „Rangeleien“ ist, wie es ein Sender neulich so schön formulierte.
    Attac wendet sich mit dem Protest an Politiker und Leute die, und auch das mag nur eine Hoffnung sein, einer intellektuellen Auseinandersetzung zugänglich sind, sonst würden sie es kaum machen. Daraus abzuleiten, sie müssten auch wissen wie man mit Hooligans umgeht, deren Spaß ja einzig der nur wenig verbrämte Strassenkampf ist, halte ich für falsch.

  15. 15
    arne

    -> Johnny, bitte nicht auf die Tricks der Mainstreammedien hereinfallen.

    Genau.

    Die Ausschreitungen am Samstag waren eine Randerscheinung, von der Polizei per Wasserwerfern und Gas-Granaten in die friedliche Hauptveranstaltung gedrängt. Dazu kam, dass die Idioten auch versuchten, sich in die Masse der friedlichen Demonstranten zu flüchten. Die eigentlichen Ausschreitungen fanden aber im vorgelagerten Viertel, oberhalb des Warnow-Ufers statt.

    Abgesehen von der provokanten Präsenz der Polizei (Helikopter-Tiefflug übern Veranstaltungsort o. das Eindringen in den Demonstrationsraum von Hundertschaften in Kampfausrüstung ohne erkennbaren Grund) verlief die Veranstaltung bis dahin sehr friedlich und glänzte vor allem durch kreativen Protest. Leider stürzen sich wieder alle auf die, die die Aufmerksamkeit am wenigsten verdient haben. Eine, im Vergleich zur Masse der friedlichen Demonstranten, handvoll Idioten, die übrigens laut der örtlichen Meldungen hauptsächlich aus dem Ausland kamen.

    Die Aussage von attac ist da nur ehrlich und nüchtern. Und erst recht nachvollziehbar, wenn man persönlich gesehen hat, wie vermummte Idioten auf andere Demonstranten einschlugen, nur weil diese sie zur Ruhe ermahnten.

    Man sollte sich wirklich nicht an den Mainstream-Medien orientieren, sondern dann besser selber hinfahren.

  16. 16
    heinz

    Ich finde viel enttäuschender, daß ihr dann letztendlich doch nur plüschige westdeutsche Ökohippies und Gandhi-fand-ich-schon als Gymnasiast-toll-Luschies seid, deren Radikalität sich im in-Grund-und-Boden-Kritisieren der Lego-World am Potzenplatz erschöpft. So trennt sich die Spreu vom Weizen: attac die Grünen und Spreeblick die SpOn von morgen.
    Schade.

  17. 17

    @heinz
    Mahatma Gandhi hat es immerhin geschafft, einen Widerstand zu organisieren, der sein Land von der Kolonialisierung durch die Briten befreit hat. Interessant, dass Du erfolgreichen Widerstand ablehnst, nur weil er gewaltfrei ist.
    Man kann ja unterschiedlicher Ansicht sein, was Widerstandsformen betrifft, aber das, was die Autonomen durchziehen, ist nichts anderes als Terror gegen jeden, der anderer Meinung ist. Ich war mehr als 15 Jahre ein Teil davon und kann das heute nicht mehr verstehen. Diese Intoleranz und Gewaltbereitschaft gegen jegliche Andersdenkende ist kein bisschen besser als bei den Nazis.

  18. 18
    Michael

    apropos Nazis ich frage mich wieviele wohl im schwarzen Block unterwegs wahren und kräftig mitgemischt haben um die linken zu denunzieren.

  19. 19

    Johnny, ich mag zwar als Mitglied des Attac-Rates voreingenommen sein, aber: Was bleibt übrig, wenn du über ein Jahr lang Bündnisse geschmiedet hast, wenn du den unglaublichen Balanceakt hinbekommen hast, die Interventionistische Linke zusammen mit der christlichen Erlassjahr-Kampagne in die gleiche Unterstützerliste einer Demo zu bringen, wenn du von allen Seiten die Zusage erreichst, es würde keine Gewalt geben; wenn du unendlich viel Energie hinein steckst, um echte inhaltliche Forderungen (globale soziale Steuern etc) an die G8 zu stellen, und innerhalb von zwei, drei Stunden all das wie weggewischt ist? Ich muss sagen: Wenn all das, was versucht wurde, nicht mehr hilft, wenn alle Rezepte versagt haben, dann sind vielleicht auch Ratlosigkeit und Abgrenzung erlaubt, auch wenn es sehr, sehr traurig ist.

  20. 20

    Zum Thema Strategien, ich denke, Sebastian vom Alarmschrei hat nix dagegen, wenn ich ihn mal fullquote:

    Ordnungsruf
    (Sebastian)

    Das Wegstück des Demonstrationszuges, das am Rostocker Hotel Radisson vorbeiführte, war das einzige, das massiv von Polizisten gesäumt war – im Hotel logierte eine Delegation der US-Regierung. Und es war auch der Punkt, an dem zuerst Unruhe aufkam. Als der reichlich große schwarze Block vorbeizog, flogen Böller, Flaschen und eine Leuchtrakete in Richtung des Gebäudes. Die Polizisten griffen zu ihren Schutzschilden und gingen in Stellung.

    Zwischen Demozug und Polizei war ein breiter Streifen Straße freigelassen, um die Demonstranten in möglichst großem Abstand am Gebäude vorbeizulotsen. Auf diesem Streifen tauchte eine handvoll Clowns auf, hauptsächlich Mädchen, zum Teil fast noch Kinder, und tanzten, hüpften und turnten zwischen den Fronten herum. Nach wenigen Augenblicken war der Knall, der drohend in der Luft gelegen hatte, verflogen. Die Clowns machten es den Autonomen unmöglich, zu werfen, und der Polizei, zu stürmen.

    Spielte sich diese Szene in einem Gedicht oder auf einem Poster ab, würde man vor solchem Kitsch die Nase rümpfen, und wären die Clowns an einem ganz normalen Tag in der City aufgetaucht, hätte man gesagt: Wie albern. Was sind das für Spinner?

    Aber es war das Weiseste, was irgendjemand an diesem Tag getan hat.

    Das ist natürlich nix, was Attac mal eben so beschließen kann, sondern muss situativ aus der Situation heraus entstehen. Eine Stimmung zu schaffen, in der das möglich ist, das liegt zumindest teilweise in den Händen des Veranstalters. Auf der anderen Seite sollte man die Wirkung von Entschuldigungen oder Distanzierungen nicht überschätzen. Das sind sowieso häufig einfach bloß Lippenbekenntnisse (Causa Oettinger) oder auf öffentlichen Druck ewig wiederholte Selbstverständlichkeiten, die nur deswegen nötig sind, weil man der eineindeutigen Schuldigzuweisung in den Mainstreammedien etwas entgegensetzen will.

    Seit der Papst sich bei der Menschheit für irgendwas von vor tausend jahren entschuldigt hat, ist ein regelrechter historischer Entschuldigungswahn ausgebrochen. Man sieht dreißigjährige PDS-Damen, die sich stellvertretend für Leute, die sie a) nie kennengelernt haben, die b) schon tot sind und die sich c) nie selbst entschuldigt hätten, bei Leuten, die auch schon tot sind, für den Mauerbau entschuldigen. Anderen PDS-Leuten erscheint dies zu recht bizarr. Sie beschränken sich auf die Aussage, dass der Mauerbau eine widerwärtige Schandtat gewesen ist. CDU-Typen schreien dann: „Wir wollen aber eine richtige Entschuldigung!“ Mit gleicher Logik könnte man von mir verlangen, dass ich mich im Namen der Menschheit bei der Tierwelt für die Ausrottung der Dronte (des Dodo) entschuldige.

    Max Goldt: Wenn man einen weißen Anzug anhat, Eintrag vom 15.09.2001. Rowohlt 2002 (Taschenbuchausgabe): S. 35.

  21. 21

    Nun. Erstens schätzt Johnny hier nix ein, denke ich, sondern stellt eine durchaus berechtigte Frage: „žWie will man eine ganze Welt verbessern, wenn schon eine Kleinstadt ratlos macht?“

    Am Ende sind wir doch alle etwas ratlos, weil es so ist, wie immer: eine gewalttätige Minderheit schafft es, die Diskussion zu bestimmt. Ganz einfach weil sie gewalttätig ist. In Fußballstadien mag man genauso ratlos sein, immerhin schreibt man sich dort nicht eine bessere Welt auf die Fahnen.

    Man verstehe mich nicht falsch, ich kann mich mit Attac eher identifizieren, als mit Beckenbauer, dennoch frage ich mich, ob der heere Leitspruch „žEine bessere Welt ist möglich“ nicht zuletzt an der menschlichen Realität scheitern kann.

  22. 22

    Attac für Lösungssuche heran zuziehen, na‘ ich weiss ja nicht. Ich hab das immer so verstanden, dass die Attac da ist um’s „Maul auf zumachen“ und „Anzuprangern“.

    Dass sie Lösungen für Probleme haben, ob nun Gewalt oder Kapitalismus, das haben sie soweit ich weiss nie behauptet. Daher erscheint es mir ziemlich weit hergeolt diese Organisation nun für derartiges anzuprangern.

  23. 23
    flynn

    Und wieder einer dieser „Eh alles scheisse, kann man ja nix machen“-Zurücklehnen-und-Kaffee-Trinken Spreeblick Artikeln. Resignieren ist aber natürlich auch viel einfacher als Lösungsansätze durchzudenken…

  24. 24

    Wie will man eigentlich ernsthaft begründen, dass mit dem harten Vorgehen gegen Autonome, deren Recht (oder das der friedlichen Mehrheit) auf Demonstrationsfreiheit eingeschränkt wird, wenn es doch in Wahrheit darum geht, die eigene körperliche Unversehrtheit gegen diesen Mob zu schützen.

    ich weiss ja nicht wie es euch geht, aber wenn ich in dem Wagen sitzen würde, wäre ich schon froh, wenn meine Kollegen diese Hooligans mit allen (legalen) Mitteln aufhalten…!

    http://www.youtube.com/watch?v=_RPR0nM9W5o

    Dass Attac mit solchen Typen nicht fertig wird, ist klar. Wer soll das auch?

  25. 25

    Man kann Attac ruhig auch mal für die Offenheit loben, die sie an den Tag legen. Für die Fähigkeit zur Selbstkritik. Am Samstag ist einiges falsch gelaufen. In diesem Medienbrennglas gehört da denke ich durchaus eine gewisse Größe dazu, sich hinterher hinzustellen, sich zu entschuldigen und öffentlich festzustellen, dass man Fehler gemacht. Das sollte man zunächst mal anerkennen (am Rande: diese Größe fehlt diversen vom Fernsehen Interviewten konservativen Politikern — die wollen schlicht nicht anerkennen, dass die Stimmung im Vorfeld aufgeheizt war).

    Zu sagen, dass es in den nächsten Tagen nicht friedlich bleiben wird, ist insofern konsequent und ehrlich.

    Ich würde den Leuten da auch mehr Zeit geben. Sicher bin ich mir, dass attac Lehren daraus ziehen wird (nein, ich bin kein attac-Mitglied, habe aber in Rostock einige kennengelernt). Dass das nicht über Nacht passiert, finde ich aber nicht verwunderlich.

  26. 26

    @ rene (21):

    Am Ende sind wir doch alle etwas ratlos, weil es so ist, wie immer: eine gewalttätige Minderheit schafft es, die Diskussion zu bestimmt. Ganz einfach weil sie gewalttätig ist.

    Naja, die Medien fangen den Ball aber auch ganz gerne auf. Die Frage ist: Muss man sich zu den Verschwörungstheoretikern rechnen, wenn man annimmt, dass die Medien auch die schwarzen Kapuzenpullis auf die Titelseiten gesetzt hätten, wenn die Ausschreitungen nur ein Zehntel so stark gewesen wären? Es war doch von vornherein klar, dass Globalisierungskritik in den großen Blättern inhaltlich nicht auftaucht – mal abgesehen von den Bildern weinender Kinder aus Afrika. Dabei würde man nämlich ganz schnell an die Grenzen und Schwächen des kapitalistischen Sytems stoßen (Sorry, ich weiß wie das jetzt klingt…) – Kritik an Freihandelszonen, der Weltbank und dem IWF, Korruption, Lobbyismus oder Wirtschaftskriegen habe ich in den letzten Tagen schlicht relativ wenig gelesen.

  27. 27

    Ich verstehe nicht, warum man aus der Tatsache, daß ein Haufen gewaltbereiter Spinner in der Lage war, eine friedliche Demonstration zu zerstören, die Forderung ableitet, daß sich Attac jetzt eindeutiger dazu äußern müsse.

    Auf ihrer eigenen Webseite tun sie das doch bereits:

    „Gesellschaftliche Veränderungen können nur demokratisch, d.h. durch die Teilnahme vieler Menschen erreicht werden. An diesem demokratischen Imperativ orientieren sich auch die Aktionsformen von ATTAC. Aktionsformen, die diesem Ziel widersprechen, lehnen wir ab. Daraus ergibt sich, dass die Aktionsformen friedlich sind.“

    Es gibt mit Sicherheit auch Kinderschänder, Trickbetrüger und Gewalttäter, die mit der Hamburger U-Bahn fahren, deshalb kommt aber niemand auf die Idee, der HVV müsse sich eindeutiger davon distanzieren, daß solche Leute ihre Verkehrsmittel benutzen.

  28. 28
    PS

    Einsicht?

    Als nicht-Fussball-Fan erzeugt es in mir immer ein großes Unverständnis, wenn 22-Hauptschulabgänger-rennen-einem-Ball hinterher so wichtig genommen werden kann, sodass dort eine eigene „Autonome Chaotenszene“ enstehend kann. Oder eben Hooligans.
    Nur schaffen es aber ein FC Bayern oder die anderen Wirtschaftunternehmen in der Uefa, sich scheinbar mühelos von diesen Deppen zu distanzieren.
    Und die Polizei schafft es hier komischerweise, diese Pappnasen zu „entfernen“ ohne dass otto-normalzuschauer der Spaß am Zuschauen (wobei auch immer;-) vergeht…
    Was irgendein Veranstalter, heisse er Attac oder FC Bayern daran finden sollte, diese Deppenbrigaden im Vorfeld „integrieren“ zu wollen, kann ich nur mit Naivität erklären – die ich, im Glauben an das Gute im Menschen – allerdings auch geteilt hätte….

  29. 29

    wieviele v-leute haben eigentlich die autonome szene unterwandert?

  30. 30

    @29:

    wenn man sich bei einigen Fußballspielen das zahlenverhältnis der normalen Zuschauer und der Hools ankuckt, dürfte das deutlich ungünstiger als bei der besagten Demo sein. Und -surprise- die Vereine versuchen seit Jahren, mit wechselndem Erfolg, die Hoolszene zu integrieren. Der Unterschied ist ein anderer: Beim FC Bayern kann die Journallie mühelos zwischen gewaltfreien Fans und den, immer als Randerscheinung erklärten, Hools unterscheiden, bei Demos kann sie das nicht. Warum auch immer.

  31. 31

    @ arne in Kommentar 15:

    > Die Ausschreitungen am Samstag waren eine Randerscheinung, von
    > der Polizei per Wasserwerfern und Gas-Granaten in die
    > friedliche Hauptveranstaltung gedrängt. (…) Abgesehen von
    > der provokanten Präsenz der Polizei (Helikopter-Tiefflug
    > übern Veranstaltungsort o. das Eindringen in den
    > Demonstrationsraum von Hundertschaften in Kampfausrüstung
    > ohne erkennbaren Grund) verlief die Veranstaltung bis dahin
    > sehr friedlich und glänzte vor allem durch kreativen Protest.
    > Leider stürzen sich wieder alle auf die, die die Aufmerksamkeit
    > am wenigsten verdient haben.

    Du sagst es: Man stürzt sich auf die, die es am wenigsten verdient haben. In diesem Fall ist es leider die Polizei. Denn glaubst du wirklich, es hätte keine Ausschreitungen gegeben, wenn keine Polizei vor Ort gewesen wäre? Ich bin weit davon entfernt hier den großen Polizei-Freund zu geben, aber mir geht dieses latente Cop-Bashing gehörig auf die Eier!

    attacs aktuelles „Problem“ ist, dass sie aus Gipfelveranstaltungen ein internationales Happening gemacht haben. Eine Art Weltjugendtag mit Bier, Ringelpietz und kreativen Aktiönchen. attac sucht die öffentliche Aufmerksamkeit und weiß doch genau, dass ein Großteil der Mitmacher den Hintergrund der Aktionen gar nicht intellektuell überreißt. Hauptsache es ist schön inszeniert, bunt, schrill, abgedreht und schafft es in die Medien. Genau diese mediale Aufmerksamkeit und das Massenhappening ist es, was Krawaller aus ganz Europa anlockt. Und nun nochmal die Frage: Glaubst du wirklich, ein spanischer Hool setzt sich 38 Stunden lang in den Zug nur um gegen etwas zu demonastrieren, wovon er nichts weiß? Nein, der will „Spaß“ haben weil er im Fernsehen gesehen hat, wie geil diese gut organisierten Straßenschlachten sind und nun möchte er auch endlich mal dabei sein. Da ist es ganz egal, ob die Polizei vor Ort ist oder nicht. Nun der Polizei die Schuld in die Schuhe zu schieben ist – sorry – wirklich schäbig.

    Mach‘ doch mal eine Umfrage, was „G8“ überhaupt heißt. Du wirst als Antworten so diffuse Dinge wie „Naja, Klimawandel und so, ne!“ oder „Mmmh, ja Afrika und AIDS, oder, ne!“ erhalten. Absolut entlarvend war in diesem Zusammenhang eine Szene aus Spiegel-TV am Sonntag. Da rissen Krawaller einer Parkuhr aus dem Boden und machten sich über die Münzen her. Angesprochen darauf, was daran jetzt die konkrete Form der Globalisierungskritik ist, antwortete einer aus dem sog. Schwarzen Block: „Ja das ist ja wegen dem Staat, ne, der hindert uns ja hier zu parken, ne, das ist ja also staatliche Unterdrückung, ne.“ Und der Knabe randaliert also tatsächlich nur, weil die Polizei zugegen war?

    attac hat im Prinzip stinknormale Gipfeltreffen überhaupt erst zu dem gemacht, was sie heute sind: Massenhappenings mit organisierter Anreise. Ohne die mediale Werbetrommel von attac gäbe es in Heiligendamm keinen Zaun, keine Polizistenüberangebot, keine Massendemos. Ich kann mich mit den Zielen von attac durchaus identifizieren. Aber sich nun hinzustellen und zu sagen „Ups, das wollten wir alles nicht, da können wir nichts für, das sind die anderen“ zeugt eben auch nicht von „nachhaltigem Handeln“. Komisch – genau das ist es doch, was die Glabalisierungsgegner von den Regierungen verlangen, oder?

  32. 32

    @ rene (21):

    „Am Ende sind wir doch alle etwas ratlos, weil es so ist, wie immer: eine gewalttätige Minderheit schafft es, die Diskussion zu bestimmt. Ganz einfach weil sie gewalttätig ist.“

    Das könnte man auch über den G8 sagen.

  33. 33

    Die Frage nach „Schuldigen“ ist mühselig und wird im Artikel nicht gestellt. Ich habe genug Provokationen durch die Staatsmacht erlebt um sofort glauben zu können, dass diese auch am Wochenende nicht unbeteiligt war, und ebenso haben wir alle schon genug Leute auf Demos gesehen, denen es unabhängig von Inhalten um die „Party“ ging. Attac selbst schreibt, dass an der Eskalation beide Seiten beteiligt gewesen wären und jeder, der vor Ort war und mit dem ich gesprochen habe, bestätigt das.

    Ich „prangere“ auch Attac nicht an, sondern ich drücke eine Enttäuschung aus. Enttäuschung setzt Erwartungen voraus, und die habe ich. „Anprangern“ ist etwas anderes. Und ich betone gegen Ende des Artikels, dass es nicht allein um Attac gehen kann. Mit „man“ meine ich jeden, den es interessiert. Also auch mich. Auch, dass ich keine adhoc-Lösung erwarte, steht da oben (herrje, jetzt erklär ich den ganzen Artikel…).

    Einige Kommentare sehen Attac eher als „Fragensteller“ denn als „Antwortengeber“, so verstehe ich das Bündnis jedoch nicht, das mir inhaltlich näher ist als die meisten anderen Organisationen. Attac spricht von Alternativen, und an diese glaube ich auch.

    Egal, ob die Eskalation als erwünschtes Mittel zum späteren Zweck provoziert wurde, vielleicht durch „Fahrlässigkeit“ (ein einzelner Wagen, der merkwürdigerweise nicht wie alle anderen abgeschleppt wurde und dann brennend die Pressefoto-Runde machte), vielleicht durch gezielte Aktionen, oder ob sie allein durch „verwöhnte Westkids“ ausgelöst wurde:

    Die Herausforderung von Lösungsvorschlägen (und sei es, man empfehle die komplette Abwesenheit der Polizei) steht im Raum, denn ist es nicht ansonsten etwas albern, von Alternativen auf weit größerer Ebene zu reden? So sehr ich es respektieren kann, dass Attac sich zumindest äußert und auch Hilflosigkeit zugeben kann, so sehr bin ich davon überzeugt, dass sich die Frage nach dem „Was nun?“ viele Leute stellen, nicht nur bei Attac, die aber nunmal im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen (und die ganz sicher mit der Organisation bisher beachtliches geleistet haben, das spreche ihnen doch gar nicht ab).

    Für diese Vorschläge hat man leider keine drei Monate Zeit. Und ich glaube auch nicht, dass im Vorfeld niemand mit möglichen Gewaltakten gerechnet hat.

    Das Problem an klaren Statements ist, glaube ich, dass man dafür den Allgemeinwunsch nach einer besseren Welt verlassen und konkret den Weg dorthin beschreiben müsste.

    Ich glaube, Attac hat inzwischen die Aufmerksamkeit, die es möglich machen könnte, direkte Kommunikation mit einzelnen Beteiligten zu suchen. Kritik, Vorschläge und Unterstützung (oder eben nicht) in Richtung Polizeiführung. Statements, die sich, mit welchem Inhalt auch immer, direkt an Autonome richten, statt sich nur allgemein von Gewalt zu distanzieren. Praktische Strategien, wie der viel größere friedliche Teil der Demonstration im Fall von Ausschreitungen reagieren und handeln könnte.

    Nein, Attac kann allein nicht die Lösung haben und das Bekenntnis zu einem demokratischen und gewaltfreien Weg ist klar und richtig. Wie aber geht diese Demokratie mit denen um, denen sie schnuppe ist, oder die eben einen Minderheiten-Teil davon bilden und in eine ganz andere Richtung laufen? Einzäunen?

    Nur die wenigsten distanzieren sich nicht von der Gewalt, und zu einem demokratischem Weg zu ihren Zielen bekennen sich so gut wie alle größeren Organisationen und Parteien. Der Unterschied zwischen ihnen zeigt sich in der konkreten Reaktion, wenn es nun mal zu Gewalt kommt. Ich glaube, dass Attac (als Aushängeschild der Globalisierungskritiker) mehr kann und will, als mit den Achseln zu zucken.

  34. 34
    chris

    ATTAC sollte mal über eine Namensänderung nachdenken, ist leicht irreführend und passt ja nicht mehr wirklich.

    des weiteren hörte ich ‚früher‘ oft den O-Ton das die ‚Jugend‘ nicht mehr den mumm hat auf die Straße zu gehen und so richtig zu protestieren wie 68 Steine schmeißen etc da habt ihrs jetzt ihr O-töner und Windfahnen wie Spiegel Bild und Co….macht was draus.

  35. 35

    Ich bin kein Attacler, war aber bei einigen Veranstaltungen von denen in Hamburg dabei. Da gehts normalerweise staubtrocken zu, da wird der Versuch unternommen, (Wirtschafts-)politik neutral zu erklären, die weitaus komplizierter ist, als manche vermuten mögen.
    @32: „attac sucht die öffentliche Aufmerksamkeit und weiß doch genau, dass ein Großteil der Mitmacher den Hintergrund der Aktionen gar nicht intellektuell überreißt.“
    Das mag so sein, aber was kann Attac dafür, wenn die Hintergründe so sind, dass man ohne BWL/VWL-Studium nur schwer durchblickt?
    Man kann nicht alles mit: „Die Bonzen / die Arbeitslosen / die Juden / die Araber sind schuld“ o.ä. erklären.
    Leider wird das aber versucht und gern geglaubt, weil es nun mal viel einfacher und bequemer ist, als sich ein fundiertes Grundwissen anzueignen.
    Man könnte ja auch auf die Idee kommen, dass es eigentlich Aufgabe des Staats sein müsste, seinen mündigen Bürgern zu erklären, wie das alles funktioniert anstatt mit der Dummpresse zu küngeln.

  36. 36
    arne

    @Matthias (33)

    Ich betreibe kein Cop-Bashing. Der angemessene Einsatz der Polizei ist primär ein Problem der Einsatzleitung. Und diese wurde nach Samstag direkt ausgetauscht.

    Wenn Hundertschaften in schwarz gekleideter Kampfausrüstung, bis auf einen Augenschlitz vermummt, einer von ihnen ausgerüstet mit einer Kamera inkl. Stativ zum Hochhalten und zwei von ihnen ausgerüstet mit Gasflaschen auf dem Rücken, die sich erst bei näherer Betrachtung als Feuerlöscher darstellen, präsentieren und in die friedliche Demonstration eindringen, dann hat das eine Wirkung. Nun kann man darüber sinnieren, welche Wirkung man im Sinn hatte, diese Hundertschaften so einzusetzen. Dort wo sie gebraucht worden wären, waren sie lange Zeit nicht zu sehen.

    Wie gesagt, ein Problem der Einsatzleitung. Die Polizisten machten letztendlich nur ihren Job. Die Einen freundlich, die Anderen ‚übermotiviert‘.

    Dein Beispiel dieses vermummten Knaben spiegelt nicht das wieder, was am Samstag in Rostock stattfand. Es war ein bunter kreativer und vor allem vereinter G8-Protest.

    Man definiert die Qualität eines Fussball-Spieles ja nicht auch über die Aktivitäten von Hooligans am Rande, oder?

  37. 37

    Die Domonstranten mit schwarzen Kapuzen am 2.6. in Rostock unterscheiden sich von denen, die anders gekleidet waren, in ihren Aktionsformen, nicht aber in ihren Zielen. Beide Gruppen sind ein Teil eines gemeinsamen Protestes. Der „schwarze Block“ sorgt dafür, dass dieser Protest ernst genommen wird und dafür, dass die Damen und Herren, die nach Heiligendamm kommen diesen Protest wahrnehmen. Ich fühle mich verbunden mit den Vermummten, obwohl ich niemals Steine auf Menschen geworfen habe und es auch nie tun werden und obwohl sie mir unsympathisch sind.
    Wir haben lange Geduld gehabt und Kerzen angezündet ohne das sich irgendetwas verändert hat. Stattdessen ist alles nur viel schlimmer geworden. Gewaltfreier Protest hat nichts verändert, weil er ignoriert wurde.

  38. 38

    Hi Arne,

    direkte Ansprache, direkte Antwort:

    > Man definiert die Qualität eines Fussball-Spieles ja nicht auch
    > über die Aktivitäten von Hooligans am Rande, oder?

    Wie ist denn eigentlich das Europapokal-Finale von 1985 im Heysel-Stadion ausgegangen? War Platinis Elfmeter berechtigt? Und war die Partie Deutschland vs. Rest-Jugoslawien bei der WM 1998 in Lens ein gutes Spiel? Immerhin sind ja vier Tore gefallen.

    Natürlich beurteilt man die Qualität eines Fußballspiels (bzw. das Ereignis an sich) auch über die Aktivitäten der Hooligans am Rande! Zumindest wenn es derartige Ausmaße annimmt wie 1985 in Belgien, 1998 in Frankreich und – übertragen auf dein Bild – 2007 in Rostock.

    Wenn man jetzt sagt: „Die Demo war super und bunt, die Krawalle natürlich doof, aber wir erinnern uns jetzt einfach nur noch an die Demo“ – meinst du nicht, dass man es sich damit etwas zu leicht macht? Jeder Fußballverein muss sich zu Recht für „seine“ Hooligans an den Pranger stellen lassen. Von jedem Fußballverein wird verlangt, dass er das Problem in Zusammenarbeit mit der Polizei – auch präventiv – löst. Und letztendlich wird jeder Fußballverein (oder Verband) dafür zur Rechenschaft gezogen, was die Massen, die durch ihn angezogen werden, veranstalten. Passendes Beispiel im ganz kleinen Rahmen: Der Spielabbruch in Dänemark am Wochenende. Das war auch nicht der Vorsitzende des dänischen Fußballverbandes, der da aufs Feld gestürmt ist.

    Veranstalter der Demo in Rostock war nicht die Polizei sondern attac. Sich einer Verantwortung stellen funktioniert nicht mit ein paar Lippenbekenntnissen oder durch die öffentliche Zurschaustellung von wortkarger, ratloser Betroffenheit. attac wollte groß werden – das haben sie geschafft. Nun müssen sie auch mit den Folgen ihrer Größe fertig werden.

  39. 39

    @39:
    Du fühlst dich mit dem schwarzen Block verbunden, obwohl du
    1. niemals Steine auf Menschen geworfen hast, es
    2. auch nie tun würdest und
    3. obwohl sie dir unsympathisch sind.

    Respekt, für soviel Einfühlungsvermögen und Selbstbetrug.

    Zitat: „…Der „schwarze Block“ sorgt dafür, dass dieser Protest ernst genommen wird und dafür, dass die Damen und Herren, die nach Heiligendamm kommen diesen Protest wahrnehmen….“

    Wir sollen diesen „Protest“ ernst nehmen? Na dann, gute Nacht.

  40. 40
    arne

    attac war auf Seite des Protests nicht Alleinveranstalter und die Polizeidirektion Rostock/Kavala ist gleichzeitig auch die zuständige Genehmigungs-Behörde für Demonstrationen/Veranstaltungen. Man sitzt also schon irgendwie im gleichen Boot der Verantwortung.

    Es geht nicht darum, nur das Positive dieser Veranstaltung zu betonen und die Gewalt von Idioten (im Verhältnis auch nur als Randerscheinung) unter den Teppich zu kehren. Dazu gehört aber auch, die Distanzierung der Veranstalter und der friedlichen Demonstranten zu akzeptieren und nicht endlos aufzuweichen. Fehler wurden auf beiden Seiten gemacht und zumindest von einer Seite bereits offen eingestanden.

    Eine offizielle Stellungnahme z.b. zu den Vorwürfen, das beim Aufsammeln von Steinen aus einem Gleißbett der Straßenbahn auf einem bedenkenswerten Routenabschnitt, tatenlos von der Polizei zugesehen wurde, habe ich bis jetzt noch nicht gefunden.

  41. 41

    @41:
    Auch du nimmst diesen Protest jetzt ernster, oder?
    Du denkst mehr über die Ziele der Domo nach.
    In den Medien wird mehr über die Demo berichtet.
    Ohne Ausschreitungen wäre Demo schon heute (3 Tage danach) vergessen.

  42. 42

    Ich habe die Sendung gestern zufälligerweise gesehen. Giegold hat da etwas sehr richtiges gesagt: Man muss diese Leute integrieren, und wenn man das nicht tut, dann kommen sie mit doppelter Gewalt. Das deckt sich mit meinen Erfahrungen auf verschiedenen Demos.
    Und Giegold hat auch gesagt, dass sich gerade die autonome Szene immer mehr an den Rand gedrückt fühlt. Das ist eine Entwicklung, die schon etwas länger andauert, aber die letzte Zeit auch massiver: Das geht von der voraussichtlichen Schließung des Köpi und der SChließung der Yorkstrasse und anderen alternativen Projekten über die Hausdurchsuchungen bis hin zum Korridor um das Tagungsgelände. Mich wundert es nicht, dass dann in der Szene eine Radikalisierung stattfindet, nach dem Motto: Jetzt erst recht, ihr Wichser.
    Man darf auch nicht vergessen, dass nicht alle Leute des schwarzen Blocks bedingungslos gewaltbereit sind. Nicht alle sind pathologische Gewalttäter. Und Sätze wie: Wer jetzt Gewalt anwendet, war schon vorher ein potentieller Gewalttäter; die sind auch nicht hilfreich.
    Attac kann da in meinen Augen gar nichts machen. Und ich denke, dass attac auch die falsche Adresse für solche Forderungen ist. Attac ruft prinzipiell noch nicht mal zu Aktionen auf, die strafbar sind. Noch nicht mal zu Sitzblockaden und sowas.
    Das Problem ist nicht die Gewalt, die wir jetzt sehen. Die ist nur das Symptom. Und Ärzte, die Symptome bekämpfen, scheitern normalerweise. Deswegen wird es wieder zu Gewalt kommen.

  43. 43

    apfelbaum: Mich wundert ja die Radikalisierung auch nicht, und betrachtet man die ganze Zeit vor dem Gipfel sind die Demos jetzt für einige ein Ventil (die von dir beschriebenen Schließungen von Einrichtungen kommen dann sicher noch dazu).

    Auch deinen letzten Absatz unterschreibe ich.

    Wo kann ich die Zitate lesen von Giegold? Ich hab sie bei der Recherche nicht gefunden.

  44. 44
    no85

    „aber wenigstens ein paar gute Vorschläge wären ja ein Anfang“. Auf dem Alternativgipfel wird es vermutlich Diskussionen und Vorträge geben, die wesentlich fundierter sein werden, als das was auf dem G8-Gipfel besprochen wird. Das Programm ist auf jeden Fall beeindruckend.
    http://www.g8-alternative-summit.org/de/

  45. 45

    Ich hab’s nur im Fernsehen gesehen, lief gestern gegen 17:00 Uhr auf n-tv. Ich weiß gar nicht, ob es ne Mitschrift gibt, und sieht nicht so aus, als würde Das Duell wiederholt werden.

  46. 46

    Attac ist nicht die deutsche Linke. Da gibt es generell keinen „Dachverband“ der irgendwie von allen Beteiligten akzeptiert wird. Attac hat nichts, aber auch rein gar nichts mit der Antifa zu tun, aus deren Kreisen die Autonomen wohl eher stehen (nicht müssen). Genausogut hätte man auch Greenpeace oder die Jusos fragen können, was sie denn gegen Steinewerfer zu tun gedenkt. Schlimm genug, dass der Stern da solche Verbindung herstellt, aber das auch noch hier lesen zu müssen. :-/

    Attac wird von vielen Linken sogar abgelehnt, weil sie sich (ihrer Meinung nach) einer verkürzten Kapitalismuskritik bedienen und zwischen soetwas wie dem „bösen“, raffenden Kapital und dem „guten“, schaffenden Kapital bedienen. Dieses ist ein theoretisches Denkmodel, das sich zumindest strukturell als Andockfähig für Antisemitismus erweist. Juden stehen für viele ja leider auch für den Inbegriff des bösen, raffenden, verschwörerisch agierenden Weltkapitals. Das ich letzteres für Quatsch halte, dürfte hoffentlich nicht weiter zur Diskussion stehen. Auch finde ich Antisemtismusvorwürfe gegenüber Attac persönlich als lächerlich. Aber es wird in der Linken ernsthaft diskutiert und das sollte man zumindest zur Kenntnis nehmen, bevor man Attac und Autonome in einen Topf wirft und sich empört, warum die einen denn nicht nach der Pfeife der anderen Tanzen.

    Ich distanziere mich von der Gewalt in Rostock. Das war für alle Seiten ein schrecklicher Tag. Aber man darf in der Diskussion auch nicht vergessen, das Autonome, im Gegensatz zu Hooligans, durchaus auch Argumente haben. Das sind eben nicht alles tumbe Schlägertrupps, die Gewalt aus purer Leidenschaft anwenden. Viele Autonome sind durchaus konversationsfähige, intelligente junge Menschen. Hier sollte sich die Medienöffentlichkeit mal fragen, was dazu führt, das diese zu dem Entschluss kommen, Gewalt als probates Mittel zu verwenden. Nochmals: Ich will damit keine Gewalt rechtfertigen. Man wirft keine Steine auf Menschen, ganz gleich, ob diese eine Uniform anhaben oder nicht. Aber dennoch will ich die Diskussion auch nicht auf eine moralische Empörung reduzieren.

  47. 47

    @45

    > Auch du nimmst diesen Protest jetzt ernster, oder?

    Nö. Der Wahrnehmung des Protests haben die Vorkommnisse in Rostock geschadet. Globalisierungskritik ist nun für viele Betrachter gleich Randale. Wieso sollte ich den Protest jetzt ernster nehmen? Ich dachte es geht bei den Protesten um die Sache und nicht um die Bundesjugendspiele im Schlagballweitwurf. Von den Anliegen der friedlichen Demonstranten hört man seit Rostock eigentlich gar nichts mehr. Da ist jede Talkrunde bei Maischberger, Illner oder Christiansen der Sache zuträglicher.

    > Du denkst mehr über die Ziele der Demo nach.

    Nö. Ich habe mir schon vorher meine Gedanken gemacht. Momentan bin ich von der ganzen Szene ziemlich angewidert. Ich habe die Wahl zwischen Randalieren und Weltverbesseren, die sich zwar herausnehmen, alles zu kritisieren, selbst aber nicht der A… in der Hose haben, sich von Mitläufern klar zu distanzieren. Beides nicht unbedingt Sympathieträger für mich.

    > In den Medien wird mehr über die Demo berichtet.

    Hui, was für ein Vorteil. Siehe Punkt 1.

    > Ohne Ausschreitungen wäre Demo schon heute (3 Tage danach) vergessen.

    In allen deinen Punkten befürwortest du die Ausschreitungen. Interessant. Ist das etwa auch die Haltung der Demo-Organisatoren? Nach vorne hin schön betroffen und unbeteiligt tun, nach hinten sich fein ins Fäustchen lachen? Ich hoffe nicht.

  48. 48
    verweigert

    Vielleicht sind Großdemos nicht mehr zeitgemäß, denn das Bundesverfassungsgericht scheint ja einer neuen Linie zuzuneigen, nach der eine Demonstration nicht mehr in der Nähe der kritisierten Institutionen stattfinden muß. Die nationale Szene ist ja schon seit vielen Jahren von dieser für sie nicht mehr neuen Rechtssprechung betroffen. Nationale Demorouten führen gern mal durch menschenleere Industriereviere. Was lernen wir daraus? Wer sich nicht für die Freiheitsrechte des politisch Andersdenkenden einsetzt, ist irgenwann mal selbst von Freiheitseinschränkungen betroffen. Der Jubel der linksalternativen Gutmenschen über den “ Kampf gegen rechts“ erweist sich nun zunehmend als dümmlich. Die nationale Szene scheint mir die Zeichen der Zeit erkannt zu haben und reagiert flexibel und positiv medienwirksam auf die Demonstrationsverbote.

  49. 49

    Attac ist Tot weil – Tobinsteuer – schon der Falsche Weg war – und die Freiwirtschaftlicher Sicht wie immer von den satanischen Linken blockiert wird – denn Cui Bono – Macht heißt Spalten und nicht Gleichgewicht!

    http://tinyurl.com/ynq2nh

  50. 50
    Niclas

    Man darf nicht vergessen, dass der größte Erfolg „der globalisierungskritischen Bewegung“ das Stören der Konferenz in Seattle 1999 war. Das wurde nicht durch eine friedliche Demo mit Attac-Forderungen geschafft. Es ist sowieso ein auf die BRD beschränktes Phänomen, dass hier nur noch Autonome (die übrigens, und darauf würde ich schwören, größtenteils aus bildungsbürgerlichen Elternhäusern kommen und als letztes als „Hooligans“ oder „Idioten“ zu bezeichnen sind) militant demonstrieren.

    Die Titanic hat die Gewaltfrage übrigens gerade kommentiert (dort in Bezug auf die RAF):


    Deutsche Journalisten!

    In letzter Zeit bezeichnet Ihr den irrsinnigen RAF-Terror mit Vorliebe als eines der blutigsten, wenn nicht das blutigste Kapitel in der Geschichte der Bundesrepublik — und habt uns damit, mal wieder, ins Unrecht gesetzt: Das blutigste Kapitel in der Geschichte der Bundesrepublik ist also gar nicht der frühzeitige gesundheitliche Totalverschleiß des unteren Drittels unserer famosen Zweidrittelgesellschaft, nicht die tödliche Abschiebepraxis der deutschen Ausländerbehörden und nicht das massenhafte Ersaufen von Zehntausenden vergeblich nach einem besseren Leben in der »Festung Europa« suchenden sog. Wirtschaftsflüchtlingen im Mittelmeer, weder die Unterstützung zahlreicher Drittwelt-Diktatoren von Pinochet bis Suharto noch das Giftgas für Saddam Hussein, auch nicht die Panzer fürs türkische Militär oder die Spitzenprodukte aus dem Hause Heckler & Koch mit mehr als 1,5 Millionen Opfern und selbstverständlich auch nicht die Hilfe für völkische Separatisten auf dem Balkan und die menschenrechtlich dringend gebotene Bombardierung der Bevölkerungen Serbiens und Afghanistans oder die logistische Unterstützung des Krieges im Irak und auf gar keinen Fall die Agent Orange-Produktion unter Leitung des späteren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker oder die Tätigkeit des heutigen Staatsoberhaupts Horst Köhler als Direktor des Internationalen Währungsfonds, welche möglicherweise mehr Menschenleben gefordert hat als alle Anschläge der RAF zusammengenommen, wofür in seinem Falle allerdings auch niemand ein Wort der Entschuldigung hören will.

    So kann man sich täuschen!

    Titanic

  51. 51

    Traurig sind doch die betrüblichen Aussichten im Hinblick auf Ergebnisse. Aber warum die G8 Regierungschefs nicht erst mal arbeiten lassen? Zur Not könnte man doch hinterher immer noch ein paar spitze Gegenstände (oder vielleicht doch Argumente?) über den Stacheldraht werfen, oder?

  52. 52

    „Wie will man eine ganze Welt verbessern, wenn schon eine Kleinstadt ratlos macht?“

    Die Frage ist gerechtvertiegt!
    Allerdings geht es nicht so sehr um die beantwortung von fragen für die andere zuständig sind.
    es geht viel mehr da drum sich nicht verarschen zu lassen und klar aufzuzeigen das globalisierung nichts anderes ist als eine einigung auf den kleinsten gemeinsamen nenner!

    wir hatten ein funktionierendes wirtschaftssystem mit sozialem unterbau. und ich bin offen gesagt nicht gutmensch genug um mich mit beim arbeitsrecht mit einem chinesen messen zu wollen!

    persönlich ist mir der ganze pille palle offen gesagt zimlich egal.
    die nachfolgende generation der heute bis 30 jährigen tun mir allerdings sehr leid.

    bei der frage wie es besser gehen soll halte ich es mit helmut schmitd, der mal frei übersetzt sagte „die meisten menschen sind viel zu dumm um die zusammenhänge zu verstehen“!
    und auch ich verstehe diese sicherlich nicht!

    was ich aber genau weiß, das die deppen die uns regieren entweder noch viel dümmer sind oder kriminel!
    anders kann ich es mir zumindest nicht erklären das eine friseurin für 5,- euro die stunde arbeiten soll, uns aber im gleichen atemzug was von wohlstandswachstum erzählt wird!
    es ist mir offen gesagt aus relativ egal wie es irgend einem neger geht. was ich aber sehe, das wen wir uns da einfach heraushalten würden es auch diesen leuten besser gehen würde.
    globalisiehrung bedeutet nichts anderes als das sich der mensch im westen mit den arbeitslöhnen der dritte welt länder messen soll und die jungs in der dritten welt sich mit unserem technologievorsprung messen müssen.
    beides dinge die nicht in ordnung sein können und wo jeder, egal ob schwarz ob weiß ob unterschiecht oder arbeiterklasse nur verliehren kann!
    gewinnen können dabei letzten endes nur die neokapitalisten!

    ich habe nichts gegen kapitalismuß.
    wer halbwegs klar denken kann der weiß das dass system scheiße ist es aber nichts besseres gibt. der neokapitalismuß aber ist in meinen augen nichts als kriminell!

  53. 53
    heinz

    Die Gewalt ist gerechtfertigt, wir befinden uns im Krieg. Deutschland und viele andere Industriestaaten führen ökonomisch und militärisch einen Krieg gegen alle Bewohner dieses Planeten. Christian Klar täuscht sich eben leider, wenn er die endgültige Niederlage des Kapitals heraufziehen sieht. Der Siegeszug des neoliberal-globalen Imperialismus ist die Niederlage aller. Halbherzige Reformen a la attac bringen nicht weiter. Dieser Alptraum muß radikal gestoppt werden. Das Problem der Militanten ist ihre Isoliertheit und völlig fehlende gesellschaftliche Akzeptanz. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen verteidigen wir alle hier, ob bewußt oder nicht, unsere real gelebte Konsum-Utopie: wir haben viel zu verlieren. Zweitens ist die Obrigkeitshörigkeit der Deutschen davor, die sich außer mit Unordnung mit Allem arrangieren können – Staatskapitalismus a la DDR, Nationalsozialismus oder jetzt eben der neu heraufziehende Gnadenbrot- und Überwachungspeitsche-Totalitarismus. Und drittens paßt so ein kleiner Bürgerkrieg eben nicht in ein Internet- und Milchkaffee-Leben. Kapiert denn keiner den Ernst der Lage? Und nicht nur Deutschland muß sterben, damit nicht nur wir leben können. Friede den Hütten, Krieg den Palästen!
    P.S.: Brasilien hat (nicht der Staat allerdings), wie in einem Deutschlandfunk-Feature über Wasserressourcen in Südamerika berichtete, Abgeordnete nach Vietnam geschickt, die dort in Guerilla-Taktik trainiert werden sollten – zur Vorbereitung auf zukünftige Wasserkriege. Das alles wird kommen, wenn auch erst, wenn ihr schon lange friedlich über euren LatteMacciato-Laptops in X- oder P`berg entschlafen sein werdet, sanft entschlafen mit einem Traum von der sanften Reform.

  54. 54
    herr_m

    was zur hölle ist ein LatteMacciato-Laptop? und so´n geschmierter brasilianischer abgeordneter sollte mal versuchen mir die elbe zu zocken! vietnam-guerillia hin oder her … den döpp´ ich!

  55. 55

    Das Problem ist doch, dass alle, die seriöse kritische Politik machen wollen, durch die aggressiven Vollidioten daran gehindert werden.

    Insofern ist die Aggression der eignetlich näher liegende Feind, weil er nämlich den Dialog verhindert.

    Und es tut mir leid, aber das sind billige Schläger und verirrte Spinner. Punkt. Menschen mit Gehirn prügeln nicht. Egal was.

  56. 56

    „Das Problem ist doch, dass alle, die seriöse kritische Politik machen wollen, durch die aggressiven Vollidioten daran gehindert werden.“

    LOL! so ein blödsin!
    was haben die grünen uns denn gebracht?
    Nur noch ne partei mehr mit korupten volldeppen!
    Der ganze überwachungsstaat der gerade erst anläuft wurde unter den augen einer rot/grünen regierung vorbereitet!
    ergo drauf geschissen!

    was allerdings fakt ist, das ohne mithielfe der intelektuellen mal garnichts geht. und da dieses schicht, aufgrund mangelnder akzeptanz und ausbildung, in deutschland defacto nicht mehr vorhanden ist, sehe ich jeden geworfenen stein, zwar als ein zeichen des guten willen, letzten endes aber als überflüssieg an.
    dieser krieg wird mal wieder woanders für uns geführt werden!
    wen ich an luther denke, der einziege deutsche der überhaupt jemals global von bedeutung war, wie ein aufstand der massen (eigentlich war es ein massen selbsmord) in unserem kulturkreis aussieht, dann ist das vermutlich auch gut so.

    zwei drei worte aber noch zum thema gewalt.
    wer mit stasie manieren (das nehmen von geruchsproben sind deffinitiv stasi methoden) auftritt braucht sich über ein paar steine nicht zu wundern. ganz zu schweigen von den ganzen haussuchungen mit fadenscheinigen begründungen im vorfeld.

  57. 57

    @Johnny

    Es gibt auch bei Attac Gruppen, die ausgefeilte Vorschläge und Lösungsideen anbieten. Du gibt es gute Ideen – und neben Widersprüchlichkeiten auch einige schlechte, zu denen ich u.a. die Tobin-Steuer rechne.

    Aber immerhin: Es gibt Ideen.

    Wenn man z.B. soziale Mindeststandards durchsetzen könnte, Mindestlöhne, Mindest-Arbeitsbedingungen, wenn man bestimmte Praktiken in Sweat Shops unterbinden könnte, wenn bestimmte globale Herausforderungen gezielter angegangen würden: All das wäre viel Wert.

    Die (teils sogar gemeisterte!) Schwierigkeit, mit Polit-Hooligans umzugehen würde ich nicht unbedingt allein Attac zurechnen. Nach den Vor-Ort-Berichten, die ich kenne, ist es immerhin so, dass das Gewaltpotential gemäßigt wurde – auch dank der Bemühungen von Attac. Das macht hysterisches Verhalten und Gewalttaten von „Demonstranten“ nicht ungeschehen, aber ich denke, man verschiebt die Maßstäbe, wenn man nur auf die Gewalt achtet (dann wäre nämlich auch die Polizei ein übler Gewalttäter – was ich insgesamt nicht glaube) – und außerdem meine ich, dass es sich lohnen könnnte, bestimmte Veröffentlichungen von Attac oder auch von Joseph Stiglitz zu lesen. (Lesetipps)

    Doch doch: Es gibt gute Vorschläge. Sogar viele. Auch von Attac.

    Und es dürfte unsere mühselige bis peinigende Aufagabe sein, diese Vorschläge abzuwägen, diese bzw. den Diskurs dann in die Öffentlichkeiten zu bringen, und sogar in die Parteien – bis in die innersten Machtzirkel).

    Ich denke, es wäre z.B. eine verdienstvolle Aufgabe, die Hegemonie neoliberalen Denkens bei unseren politischen und sozialen Eliten aufzubrechen.

    Ohne Mühe, ohne Arbeit: gibt es keinen Fortschritt.

  58. 58

    Dean, danke für die Lesetipps!

    Und mir ist schon klar, dass es viele gute Ideen auch von Attac gibt. Genau darum hatte ich mir mehr Klarheit gewünscht nach dem Wochenende. Mehr nicht, das Posting war kein „General-Vorwurf“ o.ä..

    Und auch wenn ich den letzten Satz vertreten kann: Er könnte auch von jeder Partei stammen, oder? ;)