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Sicko

sicko.jpg
Screenshot aus Sicko

Ein Amerikaner und ein Russe auf dem Hauptbahnhof in Moskau. Der Russe schwärmt von den Hochgeschwindigkeitszügen, die im Minutentakt von Moskau aus hinaus in die ganze Welt fahren. Der Amerikaner sagt: „Aber wir stehen jetzt seit einer Viertelstunde hier und kein Zug ist gefahren.“
Der Russe antwortet: „Und Ihr seid schlecht zu Euren Negern.“

An diesen Witz aus der Zeit des Kalten Krieges muss ich immer denken, wenn ich Filme von Michael Moore sehe.

Amerikaner sind ungebildet, diese Weisheit ist Allgemeingut. Dass die amerikanischen Schüler bei der PISA-Studie deutlich vor unseren kleinen Dichtern und Denkern lagen, kann diese Erkenntnis nicht trüben.

Das Gesundheitswesen in den USA ist unterentwickelt. Das mag sein. Schaut man sich aber die Liste der Medizin-Nobelpreisträger der vergangenen Jahrzehnte an, fällt auf, dass die Deutschen der weltweiten Medizin nicht allzu viel gegeben haben.

Und das deutsche Gesundheitssystem?

Sieht man Michael Moores Sicko, zieht man unweigerlich den Schluss, wir lebten auf der Insel der Seligen. Und es ist ja auch so: Eine schwere Krankheit treibt einen hier nicht in den Ruin, alte Menschen werden nicht einfach auf der Straße ausgesetzt, um sie loszuwerden und nicht behandeln zu müssen.

Nein, alte Menschen werden bei uns sicher verwahrt, werden an Stühle gefesselt, bekommen Pampers verpasst, die zwei Tage lang halten, werden mit Beruhigungsmitteln vollgedröhnt und im Minutentakt abgefertigt.

Die ersten Monate meines Zivildienstes verbrachte ich in einem Altenheim.

Zwischen 6.30 Uhr und 7.30 Uhr weckte ich acht Greisinnen und Greise, wusch sie, zog sie an und schob sie auf den Flur. Das ist gut zu schaffen, ich musste als Neuling nicht sofort das volle Pensum machen. Gut zu schaffen, wenn keiner sich von Kopf bis Fuß eingekotet hat, wenn keiner schreit und sich an seinem Bett festhält. Da aber nur eine Nachtschwester für siebzig Patienten zuständig war, übersah sie gerne mal die, die sich ihre Pampers runtergerissen und die Nacht damit verbracht hatten, ihre Scheiße über ihrem Körper zu verteilen.

Um acht Uhr gab es Frühstück, um 12 Uhr Mittagessen, dann Mittagsschlaf, dann Kuchen, dann Abendessen, um 20.00 wurden die Insassen ins Bett gebracht.

Wer noch nicht verwirrt war, wenn er ins Heim kam, der wurde es spätestens durch diesen Tagesablauf. Ein recht fideler Neunzigjähriger, der nur weinen musste, wenn er von seiner Frau sprach, die dreißig Jahre zuvor verstorben war, wurde mit Beruhigungsmitteln benebelt, weil er um 20.00 Uhr gern noch die Tagesschau gesehen hätte, wie er es seit unerdenklichen Zeiten getan hatte. No fucking Way, der Ablauf war heiliger noch als die Sonntagsmesse. Die sehr heilig war.

Die Menschen starben wie die Fliegen und die, die nicht starben, beneideten die Toten.

Die Heimleitung war nett und bemüht, die Pflegerinnen brüllten die Patienten zusammen, wenn diese sich vollgekotet hatten. Nicht, weil sie böse gewesen wären. Fürs Vollkoten war nur keine Zeit.

Niemand der Beteiligten war schuld an der Situation, es ist halt eine Vereinbarung der Gesellschaft, dass alte Leute zuhause nur Dreck machen und die Abläufe stören. So sind wir Deutschen halt, Weltmeister der Effizienz. Aber die Amerikaner sind schlecht zu ihren Negern.

Michael Moore kann natürlich nichts dafür, wie seine Filme hier ankommen. Er liebt sein Land und hätte es nur gern etwas gerechter, etwas menschlicher. Und auch wenn er immer mehr Gegenwind erhält wegen seines großzügigen Umgangs mit Fakten, wegen der großen moralischen Keule, die er mit sich herum trägt: Er ist ein großartiger Filmemacher.

Ich habe klügere Dokumentarfilme gesehen, genauere, leisere. Aber manchmal muss man schreien, manchmal muss man ungerecht sein, wenn man gehört werden will. Michael Moore muss laut sein, weil seine Themen ihm wichtig sind. Ist uns noch etwas wichtig? Außer dem Versagen der Amerikaner?

52 Kommentare

  1. 01
    ajo

    guter artikel!

  2. 02
  3. 03
    knecht

    applaus,applaus, freu mich schon auf die folgenden komentare!?

  4. 04

    „Aber manchmal muss man schreien, manchmal muss man ungerecht sein, wenn man gehört werden will.“

    Ist das die Rechtfertigung für deine Abhandlung über deinen Zivildienst?
    Dein Text erinnert mich auch an einen Michael Moore Film. Ein Beispiel so erläutern, dass dem Rezepienten nur eine Verallgemeinerung übrig bleibt, wenn er es nicht besser weiss. Ist nicht böse gemeint, war ja vielleicht Absicht.
    Bei meinem Zivildienst liefs zumindest anders ab.

  5. 05

    onkel peppy, hier wird doch nur übertrieben und zugespitzt dargestellt, damit man vortrefflich über das thema diskutieren/streiten kann. blogbeiträge dienen rein der diskussionsanregung, nicht der wahrheitsfindung. eben ganz wie bei michael moore. DAS ist eben die neue qualität der blogs. ohne diskussion geht da gar nichts.

  6. 06
    Malte

    die darstellung meines zivildienstes ist nicht zugespitzt. hier habe ich das ganze mal zugespitzt. von leuten, die in heimen gearbeitet haben, kenne ich nur solche geschichten. besucher sehen nicht das ganze bild.
    @ onkel peppy
    wo hast du denn deinen zivildienst gemacht?
    @ helmut
    danke für den hinweis.
    @ neuraum
    großartig

  7. 07
    verweigert

    Manchmal kommt, ganz überraschend, von einem, den ich als linksalternativen Illusionisten einschätze, ein richtig guter, weil realistischer Artikel.

  8. 08
  9. 09
    rosalinde

    Malte,
    leider nur allzu wahr – ich habe die menschenverachtenden schlampen erlebt, die während der arbeitszeit ihre privateinkäufe erledigt haben und zu faul waren, die alten richtig anzuziehen – viel lieber ließen sie ihnen das nachthemd den ganzen tag an. kein mensch hat je mit denen gesprochen, die ansprache so nötig gehabt hätten. ja, wenn man noch gehen konn, sich bewegen konnte, das war was anderes, da gehörte man der elite an – wenn allerdings nicht, dann war man wirklich in der vorhölle – oder vielleicht auch schon im inferno – gelandet. gebe gott oder wer immer, dass mir das erspart bleibt.

  10. 10
    Adi

    Sehr guter Artikel, er betrifft mich in beiden angesprochenen Themen. Ich habe mir vor sechs Wochen das Bein gebrochen und lebe in Florida. Der Bruch war kompliziert und musste operiert werden, drei Monate auf Krücken insgesamt. Die Operation, die Behandlung und die Therapie – alles spitzenmässig, auf höchstem Niveau. Allerdings sind meine Frau und ich gut versichert, ich kenne jede Menge Menschen die nicht versichert sind. Allerdings hat jeder ein Recht auf Behandlung in der Notaufnahme, was mit jemanden passiert der sich das Bein bricht weiss ich allerdings nicht. Aber ich kenne viele Menschen die sich um kleinere Dinge einfach nicht kümmern, weil sie nicht versichert sind oder nur schlecht versichert. Also die Zustände hier sind sicherlich stark verbesserungswürdig, wer Kohle hat ist gut dran, wer nicht hat nicht viel zu lachen, aber das ist ja eigentlich überall so. Die Kosten sind teilweise enorm, kurzer Arztbesuch mit zwei Röntgenbildern machen da schon mal 1500 $ aus, wenn das nicht die Krankenkasse übernimmt ist man schnell pleite.

    Zu dem Altersheim kann ich nur sagen, ich habe die letzten Tage meiner geliebten Großtante in einem Altersheim miterlebt und kann die Horrorgeschichten nur bestätigen.Wir haben unsere Tante teilweise selber waschen müssen, weil das Personal einfach nicht nachkommen konnte. Glücklicherweise starb meine Tante nach sehr kurzer Zeit, für einen Menschen der bis ins hohe Alter selbstständig war, war diese Zeit die reinste Folter. Für uns Angehörige übrigens auch. Altersheime sind definitiv (gibt bestimmt auch Ausnahmen, wenn man genügend Geld hat)eine Schande für die deutsche Gesellschaft. Meinen Zividienst hab ich in der Karl Bonhoeffer Nervenklinik absolviert, das ist nochmal ne andere Geschichte, aber auch kein Ruhmesblatt unserer Gesellschaft.

  11. 11

    Ich habe meinen Zivildienst auch in einem Altenheim gemacht, und ich schwöre: Es geht auch anders. Ganz anders. Ich streite nicht ab dass es sicher in sehr vielen Häusern richtig mies zugeht, aber es muss eben auch nicht immer so sein. Sollte nur auch gesagt werden.

    Mehr dazu lässt sich auch in meinem Blog lesen, ist aber schon was her mit dem Zivildienst.

  12. 12
    heidrun

    „Das Gesundheitswesen in den USA ist unterentwickelt. Das mag sein. Schaut man sich aber die Liste der Medizin-Nobelpreisträger der vergangenen Jahrzehnte an, fällt auf, dass die Deutschen der weltweiten Medizin nicht allzu viel gegeben haben.“
    forschungspolitik und gesundheitssysteme sollte man denn doch mal auseinanderhalten. fällt dir nicht auf, dass bei den amerikanern einige nicht gerade amerikanisch klingende namen dabei sind ?
    und ich bin doch ganz froh, nicht jedesmal überlegen zu müssen, ob ich mir den arztbesuch überhaupt leisten kann.

  13. 13
    heidrun

    ähm, rosalinde… in der regel sind an den zuständen nicht unbedingt die „menschenverachtenden schlampen“ schuld, die sich dort unterbezahlt in schichtarbeit den arsch aufreissen und dann so dreist sind, für betsimmte dinge einfach keine zeit mehr zu haben, das weisst du schon, oder?

  14. 14

    Zu Michael Moore:

    Heiligt der Zweck die Mittel und „Verlogene Propaganda“ für ein „gutes Ziel“ ist gerechtfertigt? Ich tue mich damit schwer, auch wenn ich noch keine genaue Auflistung der kreativen Freiheiten von Sicko kenne.
    Alleine das er versucht sich als Retter seines „Feindes“ darzustellen und sich dafür ausgiebig beweihräuchert, ist genau wie der Guantamo-Stunt eher schmierige Emotionserzeugung, als inhaltliche Auseinandersetzung.

    Sollte sich rausstellen, daß er bei Sicko wieder ebenso herummanipuliert hat, wäre das Ganze nochmal um einiges ärgerlicher.

    Denn Lügen sind Lügen und machen angreifbar. Durch seine zweifelhaften Methoden schadet Moore seinen Zielen mehr, als das er ihnen nützt. Was bringt es die Leute zu bestätigen die eh schon seiner Meinung sind und ihm seine Manipulationen nachsehen, wenn er gleichzeitig den unentschlossenen und dem politischen Gegner wunderbare Munition liefert um ihn unglaubwürdig zu machen und zu diskreditieren.

    Andere Dokumentarfilmer schaffen es auch ihren Punkt rüberzubringen, zu unterhalten und dennoch nicht die Methoden des Boulevardjournalismus und Sensationalismus zu bedienen.

    Und zum Thema unterhaltsam: Sicko ist über weite Strecken getretener langweiliger Quark, mit den üblichen berechenbaren Moore-Selbstinszenierungs-Publicity-Stunts, die auch schon in Fahrenheit 9/11 zum Kotzen waren.

    Ob ich seine generellen Ziele gutheisse oder nicht: The enemy of my enemy.. is not my friend.

  15. 15
    Robin S. a.k.a. MakeAMillYen

    Meine Grosseltern hatten den Luxus, ihre letzten Tage zu Hause zu verbringen. Umsorgt und gepflegt von meinem Vater, seiner Frau und einem Zivildienstleistenden. Das ist eine Kosten-, Zeit- und Geduldsfrage, und vor Allem eine Sache der familiaeren Liebe. Das Ideal.

    Wer der Anwesenden lebt in einem Drei-Generationen-Haushalt? Gibt es das noch?

  16. 16

    Ich habe meinen Zivildienst bei der Elly-Heuss-Knapp-Stiftung in Oberhausen gemacht, die Altenheim, Pflegeheim und Altenwohnungen in sich vereinte, also sehr gross war. Und städtisch.
    Ähnlich wie erpel kann ich auch nur sagen, dass es anders geht und bestreite nicht, dass es auch so abläuft, wie du beschrieben hast.

  17. 17
    heidrun

    was kosten altersheime hier eigentlich?
    habe mir im winter in den usa diverse für meine (geschiedenen) großeltern in frage kommende angeschaut, waren recht unterschiedlich, aber ums einigermaßen nett zu haben, hätte schon jeder von ihnen so 2000-2500 dollar im monat locker machen müssen. (@ robin: in dem fall wäre es eine frage der nervlichen und körperlichen verfassung meiner tante (huhu, 2. herzinfarkt), einen von beiden aufzunehmen, geschweige denn beide zusammen)

  18. 18
    winfried aus chemnitz

    Michael Moore macht Filme nicht für Berliner Werbeschaffende sondern für US Amerikaner. Also für sein Volk!

    Aus dieser Perspektive sind seine Anschauungen völlig Richtig!

    Für die gemeine Gesundheit für ein Volk sind Nobelpreisträger völlig Irrelevant!

    Die Intelligenz von Kindern wird auch nicht in Pisa gemessen sondern kleine – Wissensegmente!

    Aus der Sicht der Mehrheit von US Bevölkerung ist Europa noch heute ein Paradies – auch wenn sie wissen das Europa auch in Russland liegt!

    Die Klugheit von Dokumentarfilmen kann man an der anvisierten Zielgruppe – beurteilen. Welche Leute sollen was kapieren und was soll die Botschaft sein!

    Aber es könnte immer bessere Filme geben – nur laufen die dann nur im Internet!

  19. 19
    Malte

    @ heidrun
    das, in dem ich gearbeitet habe, war ziemlich günstig. vor 14 jahren 3000 DM/monat. eine seniorenresidenz kostete damals 5000 DM/monat.
    @ Batz
    klar ist es die frage, ob michael moore seinem anliegen einen bärendienst erweist. ich glaube, dass moore mehr leute erreicht als die, „die eh schon seiner meinung sind“. weil er eben nicht „getretenen langweiligen quark“ präsentiert, sondern schmackhaften quark, der in seinen besten momenten joghurt wird (ich muss dieses bild verlassen)sehr gekonnt zwischen rührenden und sehr komischen momenten switcht.
    kuba ist eine diktatur und dort wird die gelegenheit zu kostengünstiger propaganda freudig ergriffen worden sein? ja, klar. aber was für eine grandiose idee, amerikanische helden beim klassenfeind versorgen zu lassen.
    @ winfried

    Michael Moore macht Filme nicht für Berliner Werbeschaffende sondern für US Amerikaner. Also für sein Volk!

    exakt.

  20. 20

    Ach warum in die Ferne reisen? Das Buch heißt „žAbgezockt und totgepflegt“ Alltag in deutschen Pflegeheimen von Markus Breitscheidel.

  21. 21

    @Malte

    Aber was bleibt von seinen Gags mehr als Emotion und eben ein Stunt? Wenn
    hinterher wieder rauskommt, daß er die ganze Chose haarklein gescriptet und inszeniert hat, wereden eben auch jene „unentschlossenen“ abgeschreckt, weil man ihm tatsächlich nachweist das er lügt. Darauf warten die Propagandageschütze von Fox News und Co nur…

    Ich find Moores Arbeitsweise generell fragwürdig, denn ich glaube nicht daß sie wirklich im Kopf etwas bewegt. Er erzeugt Emotionen. Das macht jede Daily Talk Show auch, jede eklige Soap, jeder sülzige Liebesfilm.

    Bestenfalls behalten die Leute im Kopf: In Kuba können wir günstig Medikamente kaufen und die Feuerwehr verpasst uns den großen Zapfenstreich.

    Was bleibt inhaltlich tatsächlich über, wenn man seine Polemik, die Emotionalisierung und die Lügen weglässt?

    Ein dumpfes Gefühl „Das USA-Gesundheitssystem ist irgendwie nicht so toll“ – Na super, als wenn das wirklich noch jemand behauptet hat oder irgendetwas ist, das man der Masse der Amis noch erklären müsste. Die leben mit dem System, die wissen wie Scheisse es ist.

    Es gibt Simpsonfolgen die ganz nebenbei mehr über das Thema aussagen, als Moore in 90min Sicko…

    Und wenn ich mir fette Kerle ansehen muß, dann im zweifel doch lieber Homer.

  22. 22
    timtester

    Was haben Rentner, Zivis oder das Gesundheitssystem mit SIcherungsKOpien zu tun?

    *duck und weg*

    tim

  23. 23

    @Batz:
    Den Teil mit den Simpsons, kann ich nur unterstreichen!

  24. 24

    Der Herr Moore macht stinknormale Spielfilme und keine Dokumentationen.

  25. 25
    Maltefan

    Tja, wenn man das so liest dann hofft man doch, mit 90 auf einer Bergtour tot umzufallen. Oder, wenn das zu unbescheiden ist, alternativ wenigstens noch die Möglichkeit zu haben, sich rechtzeitig selbst zu entleiben.

  26. 26

    ich habe mir mal die pisastudie 2003 zur hand genommen.

    mathematische kompetenz:
    deutschland im durchschnittsbereich mit einem mittelwerd (MW) von 503 und einer standardabweichung (SD) von 103.
    die USA: MW 483, SD 95 unterhalb des durchschnitts

    lesekompetenz:
    deutschland MW 491, SD 109
    usa MW 495, SD 101
    beide im Durchschnittsbereich

    naturwissenschaftliche kompetenz:
    deutschland MW 502, SD 111
    usa MW 491, SD 102
    deutschland im durchschnitt, die usa drunter

    problemlösekompetenz:
    deutschland MW 513, SD 95
    usa MW 477, SD 98
    deutschland oberhalb des durchschnitts, die usa drunter

    jedoch kann gezeigt werden, dass andere staaten, auch die usa, schülerinnen und schüler mit migrationshintergrund zu einem höheren niveau mathematischer kompetenz führen. da fällt deutschland ab. die sozioökonomischen faktoren machen es hier mal wieder.

    also schon 2003, ein jahr nach dem artikel von spiegel online sind die usa in der lesekompetenz nicht mehr besser, und „dass die amerikanischen Schüler bei der PISA-Studie deutlich vor unseren kleinen Dichtern und Denkern lagen“ kann so keinesfalls behauptet werden. die pisa-studie beweist das gegenteil davon.

    pisa 2003 (pdf)

  27. 27

    Jetzt muss ich Winfried wieder mal zustimmen, bezüglich Zielgruppe.

    Letztens hab ich halb nen Bericht gesehen, wo deutsche Senioren nach Thailand? verbracht wurden zwecks vernünftiger und für normalsterbliche bezahlbarer Pflege. Thailändische junge Frauen erhalten einen Lehrgang und pflegen dann jeweils einen Senior und schlafen sogar im selben Raum zwecks nächtlichem Toillettengang, und der Senior hat auch Familienanschluss bei der Familie der Pflegerin. Diese bekommt ein paar hundert Euro, was für Sie ein stolzes Gehalt ist und womit Sie ihre Familie unterstützt, aber für hiesige Familienangehörige noch bezahlbar.
    Halt ich nicht für der Weisheit letzter Schluss, aber solange die Verhältnisse hier so sind wie sie sind, eine durchaus überlegenswerte Alternative.

    Pax

  28. 28

    Ja, mein Zivildienst war ähnlich schlimm wie Deiner Malte. Ich habe in der mobilen Pflege gearbeitet.
    Alte, blinde Menschen hausen mit vier Katzen in einer Wohnung und leeren deren Klo in Ihres aus. Das verstopft dann. Trotzdem wird weiter reingemacht. Wohin auch sonst.
    Verwandte gibt es keine oder ihnen ist es egal.
    Da wird der kleine Zivi hingeschickt. Einen Erstbesuch machen. Er tut, wie ihm geheißen und wundert sich später, dass er es geschafft hat nicht zu kotzen. Wegen der Maden, wegen des furchtbaren Gestanks. Und er wundert sich, warum sich erst jetzt Nachbarn gemeldet haben, wo man das Elend bis hinunter zum Hauseingang, drei Stockwerke tiefer, riechen kann. Der Zivivildienst war ein Alptraum und meine Zivistelle wurde zwei Jahre später dicht gemacht. Mindestens 5 Jahre zuspät. Ein Saftladen war das, mit einer miserablen Chefin. Fast kriminell.
    Jetzt bin ich Student. Einen Teil meines Geldes verdiene ich in einem Altersheim, in einem ganz normalen, in der Pflege. Und, es ist fast wie der Himmel. Ich werde verhältnismäßig gut bezahlt. Unter anderem dafür, dass ich mit den Alten Menschärgerdichnicht spiele, mich ausgiebig mit ihnen unterhalte, mit ihnen die Internationale oder „Das Wandern ist des Müllers Lust“ singe und Spaß habe.
    Natürlich gibt es auch die normale Pflege. Auch ich versorge acht Menschen. Allerdings habe ich dafür vier Stunden Zeit, und einigen muss ich nur die Socken anziehen.
    So etwas gibt es auch. Eine Frage der Heimleitung. Bei uns werden regelmäßig Zertifizierungen durchgeführt, Bewohner, Mitarbeiter und Angehörige befragt. Der Laden läuft.
    Keine Frage, es gibt immer noch viele furchtbare Dinge, die passieren und die man sieht. Alter und Krankheit sind eben oft furchtbar, aber es geht auch anders. Es geht auch human.

  29. 29
    Hendrik

    Naja…
    3 Sachen im Grunde:
    1. Medizin. Dazu zweierlei: Zum einen sollte jeder, der ein bisschen Zeitung/News liest mitbekommen haben, wo die letzten Erfolge der Grippeforschung, der AIDSforschung und zur Blutgerinnung herkommen.
    Nämlich von hier, soviel zur „schlechten Medizin“ ;)
    1b) Genau diese Medizin ist doch (unter anderem) Schuld an der Situation.
    Die Menschen leben dank moderner Medizin sehr viel länger als je zuvor (in unseren breitengraden). Zu lange in meinen Augen. Die Mehrheit der deutschen wünscht sich im komafall keine Lebensverlängernden Maßnahmen. Die Medizin ist zu weit entwikelt was so etwas betrifft.
    Und zu den Altresheimen: Wo ist die Alternative? Einzelbetreuung?
    Den völligen senilen Urgroßvater der HartzIV Familie aufbinden, die so schon kaum genug Geld haben, um zurecht zu kommen, geschweige denn etwas zu investieren.

    2.
    Zur PISAStudie sage ich nichts.
    Aber es bleibt Tatsache das ein Wright/Wrong Test über ein literarisches Werk keiner umfassenden Interpretation gleichzusetzen ist. Wer schonmal einen USA Austausch mitgemacht hat, weiß wovon ich spreche. Es wird durchschnittlichen Schülern empfohlen, fortgeschrittenen- bis Leistungskurse in den USA zu wählen, da sie sonst unterfordert werden.
    Ich behaupte nicht das US Amerikaner dümmer sind als Europäer. Wenn wir Europäer soviel einzelheiten über Europa im Kopf haben müssten wie die USA über ihre einzelstaaten wäre es mit unserem Fremdwissen wohl auch nicht so weit her. Aber die Schulsysteme sind nicht zu vergleichen.

    3.Das Problem mit der Betreuung ergibt sich indirekt aus Punkt 1: Auf immer weniger junge Leute (zurückgehende Geburtenrate) kommen immer mehr alte (zurükgehende Sterberate), das heißt die Betreuung kann nicht besser werden. Ich weiß nicht was ich tun werde wenn ich jemals so alt bin, aber bei der momentane Tendenz haben wir bis dahin ohnehin Rente mit 95, solang wollte ich eh nicht leben. Also nach Holland auswandern (oder Schweiz) – aktive Sterbehilfe.

  30. 30
    Karin Minkmann

    @batz:

    Was ist so schlimm an Emotionen?

    Ich fand die Szene mit Guantanamo genial, selbst wenn sie gescriptet war.
    Auch dass er die Leute in Cuba hat behandeln lassen – wunderbar.

    Klar, fehlt da, dass Kuba nicht frei ist – aber mal Gegenübergestellt:
    Cuba – keine freie Meinung, dafür Recht auf freien Arztbesuch
    USA – Recht auf freie Meinungsäußerung, kein Recht auf freien Arztbesuch.

    Mich hat der Film bewegt – auch und gerade wegen der „billigen“ Szenen.

  31. 31
    Matthias

    Die neun Monate meines Zivildienstes verbrachte ich in einem Altenheim.

    Zwischen 6:30 und 9:00 wusch ich 7 oder 8 BewohnerInnen; bei manchen war das mehr Arbeit, bei anderen weniger; immer reichte die Zeit, um keine übertriebene Hektik machen zu müssen und für ein paar Worte war immer Zeit. Vollgekotet hatte sich nur selten jemand, auch weil die zwei Nachtschwestern das Haus gut im Griff hatten und derartiges immer sofort beseitigten.

    Es wurde prinzipiell jeden Tag jedeR angezogen – selbst die vollkommen bettlägerigen. JedeR, der/die das nicht selbst konnte, wurde täglich einmal komplett und einmal in Gesicht, Achseln, Schritt gewaschen sowie – insofern körperlich möglich – jede Woche geduscht.

    Wir haben uns bemüht, auf die Wünsche der BewohnerInnen und ihrer Angehörigen einzugehen; sie zu umsorgen, aber nicht einzuengen. Das ist aber – abhängig auch von der individuellen Situation – nicht immer möglich (insbesondere wenn sich beide Gruppen widersprechen…)

    So hatte dann jedeR BewohnerIn einen individuell angepassten Tagesablauf. Die Mahlzeiten waren gesetzt; Frühstück, Mittag und Kaffee wurden immer zur selben Zeit gemeinsam eingenommen. Auch das Abendessen hatte seine feste Zeit; wer wollte konnte es aber aufs Zimmer bekommen.

    Für die Reihenfolge des Zubettgehens gab es einen recht festen Ablauf – der sich draus ergab, wer normalerweise wann schlafen wollte.

    Es gab in meiner Zeit auf unserer Station nur sehr wenige Todesfälle, deshalb auch nur wenige Neuzugänge. Keinem von diesen ging es nach dem Einzug schlechter, eher verbesserte sich der Zustand zusehends – vorher nicht ansprechbare redeten wie ein Wasserfall, Rollstuhlfahrer lernten wieder etwas zu gehen.

    Es war nicht alles Gold in diesem Pflegeheim, aber es ist auch nicht alles Scheiße in deutschen Pflegeheimen.

    Ich weiß leider nicht, was die (1- und 2-Bett-) Zimmer dort kosten; es war ein Johanniter-Pflegeheim.

  32. 32

    Ich weiß nicht, aber die Art wie der Herr seine Filme macht finde ich nicht gerade hilfreich … aber er macht sie ja auch nicht für mich.

    Vielleicht sollte er dann aber auch besser in seinem Land bleiben und nicht Sachen verzapfen wie diese hier:

    http://utechristian.wordpress.com/2007/06/13/m-moore-und-slowenien/

  33. 33

    @karin

    Emotionen im Dokumentarbereich sind Boulevardfernsehen. Es bleibt nichts zurück ausser „Befindlichkeit“ und halbverdautem Blubbern im Bauch…

    Es ist ein Unterschied ob man sich vielelciht aufregt, weil man mit harten Fakten konfrontiert wird, die man auch versteht oder ob einem so eine schmierige, diffuse Gefühlssauce wie bei Moore vor die Füsse gekippt wird, die letztlich alles nur zukleistert. Da kann man auch Explosiv und SternTV gucken mit ihren „bewegenden Einzelschicksalen“.

  34. 34

    @batz: Ich frage mich, ob Du nicht etwas zu voreingenommen an diesen Film herangehst. Ich sehe in ihm u.a. einen Versuch, das Überlegenheitsgefühl Amerikas zu brechen, und zwar an einem Beispiel, bei dem sie sogar gegen Cuba schlecht aussehen. Er hat auch sicher nicht zufällig Frankreich und Kanada gewählt.

    Eine der Hauptaussagen ist ja wohl: „Hey, Leute! Ich liebe dieses Land, aber hier geht’s immer nur ums Geld, Geld, Geld. Fragt Euch mal, ob’s nicht auch noch andere Werte gibt.“

    Gefühlsduselig? Klar. Überzeichnet? Yo. SternTV? Nö.

  35. 35

    Ich stimme Heidrun zu: Forschung und Gesundheitssystem sind in keinster Weise miteinander in Beziehung zu bringen.

    Dasselbe gilt zum Beispiel für Therapiemethoden: aus den USA stammen die qualitativ hochwertigsten, aktuellen Autismus-Therapien. Aber Therapieplätze gibt es selbst in Ballungsgebieten nur für eine verschwindend geringe Prozentzahl der Autisten oder in wahnwitzig überteuerten Privatinstituten. Das wird hier in Deutschland leider oft übersehen.

    Wenn man sich ein Bein bricht, dann wird man in den USA gut behandelt, wenn man eine gute Krankenversicherung hat, das stimmt. Die beiden „wenn“ im Satz deuten schon auf das Problem, denn schlimm wird es auch für diejenigen mit sehr guter Krankenversicherung , wenn man an einer ernsthaften, chronischen Krankheit leidet. Ich habe das selbst monatelang mit der Epilepsie meines Sohnes in Chicago mitgemacht – und ich hatte eine sehr gute Krankenversicherung.

    Da ich beide Systeme aus langjähriger, äußerster Ernstlage heraus kenne, kann ich sagen: hier in Deutschland geht es chronisch Kranken und Behinderten um Lichtjahre besser als den Bedürftigen in den USA. Klar kann man auch hier Schreckensszenarien erzählen und man sollte sich natürlich nicht auf dem Status Quo ausruhen, sondern immer eine Verbesserung anstreben. Aber man muss bedenken, dass es hier immerhin die Möglichkeit gibt, sich mittels Pflegegeld selbst um die Bedürftigen zu kümmern. Die Pflegeversicherung hierzulande ist zwar an vielen Stellen sehr mangelhaft, aber ein Existenzminimum wird zumindest gewahrt, und allein das ist in den USA nicht der Fall. Dort ist das Pflegegeld (social security income) so gering, dass Angehörige ihre chronisch kranken/ behinderten Kinder/Eltern gar nicht mehr Zuhause behalten können, und die Heimeinrichtungen sind dann noch schlechter als die hierzulande…

    Nunja, das ist alles ein langes, sehr komplexes Thema. Auch wenn mir Michael Moores Eisbrechermethoden auch nicht wirklich gefallen, kann ich gut verstehen, warum er einen Paukenschlag für nötig hält.

  36. 36

    Darf ich dich einladen Malte, lass uns mal einen Spaziergang durch Klein-Bloggersdorf machen. Gut es ist nur ein Kuhdorf am Rande des Nichts. Aber egal in welche Straße wir auch einbiegen, überall sind Leute fleißig dabei auf falsche Zustände aufmerksam zu machen und mögliche Lösungen anzubieten.

    Ob Pflegeheim, Gesundheitssystem, Krieg, Diktatur, Radfahren auf Gehwegen, Vernachlässigen von Kindern bis zur Gartenpflege. Überall wird fleißig gearbeitet.

    Auf den großen Informationsautobahnen gibt es noch nicht einmal einen Abzweig nach Klein-Bloggersdorf, aber das macht nichts. Viele fahren schon über Land und finden uns. Vielleicht arbeitet ja unser Michael Moore schon fleißig an seinem Erstling. Vielleicht gibt es diesen Erstling sogar schon, aber wir haben ihn noch nicht entdeckt.

    Wir müssen übrigens über Amerika meckern. Meist sind wir 10-20 Jahre dahinter, aber an die gleiche Stelle kommen wir immer. Wenn wir Amerika brandmarken, dann brandmarken wir die Zukunft in die wir nicht geführt werde wollen.

  37. 37

    Zum Thema Pflege und Kosten:

    Vollstationäre Pflege kann (bei Pflegestufe drei) schon mal gut über 3000 Euro monatlich kosten. Die Pflegeversicherung zahlt bei Pflegestufe drei etwas um 1400 Euro monatlich. Kinder sind ihren Eltern gegenüber unterhaltspflichtig.

    Krankenschwestern und Altenpflegern werden durch Arbeit im Altenheim sicher nicht reich. (Wenn jemand an Altenheimen gut verdient, dann vielleicht Ärzte und Pharmaunternehmen – ein anderes Thema. Wobei; Kosten für medizinische Versorgung und Arzneimittel sind in den 3000 Euro noch nicht enthalten.) Häusliche Pflege, etwa durch Angehörige, wird weit weg von angemessen bezahlt.

    Die Beiträge zur gesetzlichen Pflegeversicherung sind z.zt. bei 1,7% des Bruttolohns.

  38. 38

    batz: du magst recht haben, dass moore oft ins boulevardesque gleitet. das ding ist jedoch: er erreicht damit menschen! er komkmt damit in die kinos und hat zuschauer. und ja er mag etwas drehen, um bessere effekte zu erreichen. der kern seiner aussagen ist aber meist korrekt, und nur darauf kommt es an.

    moore ist gut und wichtig, weil er politische gegner mit den eigenen waffen „bekämpft“. das mag nicht besonders gut schmecken, ist aber effektiv.

    zum thema altenpflege: meine mum arbeitet in einem altenheim in der nachtschicht. diese nachtschicht besteht aus 2 leuten die sich um etwas mehr als 100 menschen kümmern muessen. noch fragen?

  39. 39

    Chapeau. Sehr guter Artikel, hat mir zu denken gegeben.

  40. 40
    heidrun

    ich hab noch nie nen moore-film gesehen, aber mir ist der typ schon allein deswegen suspekt, weil ich vielerorts den eindruck gewonnen habe, dass er den stupiden anti-amerikanismus viel zu vieler leute bedient, die zu faul zum denken & selber gucken sind. ob das dann so der super-effekt ist, sei dahingestellt. ist aber evtl. auch nicht seine schuld, war bei borat ja auch nicht anders.

  41. 41
    vic

    Das Publikum erkennt bei Borat die Satire, bei Moore nicht. Das ist ein Problem.

    Erinnert mich ein bißchen an John Stuart bei Crossfire. Wie Borat ist seine Daily Show nur eine Comedy Show mit keinem Anspruch auf ernsthafte Informationsvermittlung. Mit Moore und Crossfire sieht das anders aus. Die wollen informieren sind aber nur Schaumschlägereien, Schade.

  42. 42
    heidrun

    da hast du wohl recht. trotzdem war die reaktion vieler auf borat dann doch wieder: „seht mal, die doofen amis!“, ohne sich irgendwie an die eigene nase zu packen.

  43. 43

    Von wegen „5 Filmfreunde“ und Ihre schräge Wahrnehmung der Kunst … hatte die auch mal in meinem Feedreader. Aber mein Gott … ich will mich nicht mit Filmen wie „Hostel 2“, „Oceans Thirteen“, „Batman Begins“ o.Ä. befassen. Eigentlich will ich noch nicht mal wissen, das es sowas gibt.
    Und wenn mir jemand, der seine Zeit darauf verschwendet wirklich jede drittklassige Hollywood-Produktion zu beschreiben, dann mitteilt, dass Michael Moore keine wirklichen Dokumentarfilme macht, dann is das ja sensationell!

    Zur Kritik(un)fähigkeit der 5 Filmfreunde bzgl. politischen Anspruch im Medium Kino sei ein kuzes Zitat aus der „Kritik“ der 5 Freunde zu „Stirb Langsam 4.0“ gebracht:


    So bleibt aber ein insgesamt erfreulicher Actionknaller, der die Konkurrenz alt aussehen lässt und deutlich beweist das McClane lange noch nicht zum alten Eisen gehört. Das er zudem entgegen dem gängigen Trend angenehm Patriotismusfrei ist, die Führungsriege gewohnt alt aussehen und die Terroristen aus dem eigenen Land kommt lässt macht ihn zudem sympathisch, deutet er mit dem Zeigefinger doch nicht in den Nahen Osten sondern auf die eigene Regierung, die letztlich für das Desaster mitverantwortlich ist.

    LOL

  44. 44
    jen±

    mittlerweile ist sicko ist bei youtube/google video entfernt worden… war nicht legal dort ;)

  45. 45

    Ach hier: Frau pepa beschreibt heute aktuell Pflegeheimrealität 3 in Deutschland.

  46. 46

    @Kunstfabrikarbeiter: Erstaunlich dass sich deine hohen Ansprüchen nicht auf den Dreck von Michael Moore ausweiten.

    Wenn du mal so weit gehst wie gefälsche Zeitungsartikel in deinem „Dokumentarfilm“ unterzubringen, dann ist es mir ehrlich gesagt egal wie relevant, wichtig, oder interessant es ist was du mir mitteilen willst: Ich möchte es lieber von jemand anderem hören.

  47. 47

    „Er liebt sein Land und hätte es nur gern etwas gerechter, etwas menschlicher.“

    Das duerfte der Witz des Jahres sein. Grossartig, danke!

  48. 48

    Du hast den film schon gesehen? wie geht das?

  49. 49
    jen±

    @sven folge mal dem text oben, sprich dem rot unterlegten wort sicko. da nimmst du jetzt duration:long wech und dann wieder auf search.
    wenn a bisserl schaust kommt irgendwo eine knapp 55min version zu schauen… okay nicht mehr die super qualität wie noch vor ein paar tagen – aber …. try it
    ups hab ich das alles ausgeplappert? schnell wech

  50. 50
    michael

    Geschätzte Spreeblicker,

    Die persönlichen Erfahrungen aus dem Altenheim decken sich mit Erfahrungen vieler Menschen, die wissen was so passiert in Verwahranstalten für Demenzkranke, ZNS-Verletze, etc, denkbar sind auch menschenlichere Alternativen für den Sterbeprozeß, der sich auch und oft über Jahrzehnte hinziehen kann. Bei ernsthaftem Interesse zum weiterdenken, hast Du meine private Email. Euthanasie kann aber nicht die Lösung sein. Wenn Jemand diese Email ernsthaft durcharbeitet, hat er schon etwas zu denken und zu prüfen.

    Deutlich dramatischer ist einzuschätzen, dass seit dem 03.07.2007 die Berichterstattung über Sicko durch Nachrichtenagenturen wie ap, reuters und co sich verändert. Dass bei den großen Suchmaschinen Veränderungen auffällig werden, beobachte es einfach mal einige Tage, mach Notizen zu Trefferzahlen und Inhalten der Treffer.

    So und nun zum Bezug zu unserem Land. Unbemerkt von großen Kreisen der Ahnungslosen und der Öffentlichkeit, gibt es einen slippery-slope Prozeß der Umwertung von Begriffen, von Werten, gigantische Grassrootingkampagnen in ganz Europa zur Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung. Stichworte, Patientenverfügung, gemutmaßter Patientenwille, Terroristen, Ausdehnung von Überwachung……alles unter dem Deckmäntelchen der Humanität…

    So und nun mal einige Links:
    euthanasia transformation grassrooting…
    http://assembly.coe.int/Main.asp?link=/Documents/WorkingDocs/Doc03/EDOC9898.htm
    http://www.kath.ch/sbk-ces-cvs/pdf/Pdp_euthanasie_040304_d.pdf
    http://www.aids-info.ch/pdf_dateien/fantacci_euthanasie_imago.pdf
    it started with the „journal of groningen“ (netherlands)
    http://www.alfa-ev.de/fileadmin/user_upload/Lebensforum/2005/lf_0105-3-groningen-prot.pdf

    noch etwas näher…der gute Tod
    http://www.dhmd.de/neu/index.php?id=445
    http://www.dhmd.de/neu/fileadmin/template/dhmd/pdf_dateien/ABM.pdf
    http://www.dhmd.de/neu/fileadmin/template/dhmd/pdf_dateien/Feyerabend_bioskop_forum.pdf
    http://www.dhmd.de/neu/fileadmin/template/dhmd/pdf_dateien/ArbeitskreisEuthanasie.pdf

    Natürlich kann man sagen, wir lassen die Kranken eher sterben, das verbessert die wirtschaftliche Lage der Kassen. Natürlich kann man über Klassenhygiene statt Rassenhygiene nachdenken. Leistungen aus den gesetzlichen Krankenkassen ausgliedern ist ebenfalls üblich und attraktiv seit einigen Jahren, ob eine private Kasse den kranken Mitmenschen für seinen Ergänzungsbedarf dann noch nimmt wird halt fraglich. Pech gehabt, shit happens…Klar kann man unter Umständen das Ganze privat absichern…und so Gelder für Forschung und Nobelpreisträger transportieren, das kann man..man kann auch andere Forschungsanreize setzen, auch das kann man!

    Good Germans, nennt man ahnungslose willige Mitläufer die nur ihren Job tun in den USA. Schweigespirale nennt man den Effekt mit dem Mächtige, Entscheidungsträger, Machthaber, Autoritäten und Hierachien Minderheitsmeinungen durch Medienmacht zu Mehrheitsmeinungen machen.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Schweigespirale
    Der Roman die Welle beschreibt, wie dann unter Umständen Anpassungsdruck faschistoide Züge produziert
    http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Welle

    Und das Milgram – Experiment beschreibt, wie Good Germans willig sich dem Gruppenzwang und Autoritäten fügen…bis sie selbst dran sind.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram_Experiment

    Niemand, wollte eine Mauer, niemand wollte den Nationalsozialismus, niemand wollte extreme Entwicklungen, niemand wollte einen Überwachungsstaat, niemand wollte Selektion und Klassenhygiene – alle taten nur ihren Job!

    >“It’s a system that can only operate with good Germans,'“ Moore said. „And where you can convince yourself whether you’re working at the insurance company, a pharmaceutical company or a hospital, that ‚I’m not the one really responsible for this mess. I’m just doing my job.'“

  51. 51
    michael

    Nachtrag,

    ein Teil des Beitrages fehlt.

    http://www.michaelmoore.com/words/latestnews/index.php?id=9991

    Diese Jobtuer, diese Mitläufer, die Schweiger, Relativierer und Weggucker, sind es, die Verantwortung tragen für die Fehlentwicklungen die dann auch zu jenen unwürdigen Szenarien in Altenheimen führen.

    Und das wären Überlegungen, die Mächtige, Machthaber, Entscheider in Kassen und Gremien haben dürfen:
    Es genügt ganz sicher nicht, eine individuelle Entscheidung über eine Behandlung aus dem eigenen Überlebenswillen, dem Überlebenswillen eines Unternehmens oder dem Überlebenswillen einer Gruppe von Mächtigen zu begründen. Der Überlebenswille eines Einzelnen oder von Machthabern kann nicht Kriterium einer Entscheidung über die Zusage einer Behandlung sein. Denn von der Welt her ist unsere Vergänglichkeit (die menschliche Sterblichkeit) sicher. Sie ist der Grund dafür, dass Entscheider und globale Eliten sich um jeden Preis zu sichern suchen und so notfalls mit ihren Entscheidungen auch über die Leichen ihrer Mitmenschen gehen (Ausübung struktureller Gewalt). Solches Handeln aus der Angst um sich selbst wäre aber gerade die Grundform jeden unethischen Verhaltens.

    Christians
    Seid zu den Leuten genauso, wie ihr auch von ihnen behandelt werden wollt. (Die Bibel, Neues Testament, Lukas 6, 31)

    Jewish
    Was dir selbst verhasst ist, das tue nicht deinem Nächsten an. Dies ist das Gesetz, alles andere ist Kommentar. (Talmud, Shabbat 31a)

    Muslim
    Niemand von Euch ist ein Gläubiger, bevor er nicht für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst begehrt. (Yahia bin Sharaful-Deen An-Nawawi: 40 Hadithe (13))

    Wer darf darüber entscheiden, wer Behandlung erhält und wer nicht? Das IQWIG? Was ist eine Kosten-Nutzen-Bewertung? von Leben? Worin unterscheiden sich Sonderbehandlung nach Aktion T4 und spezielle Palliativversorgung wenn Wortinhalte schleichend umgewertet werden?
    Was bedeutet der Inhalt von §35b SGBV und § 37b SGBV für Krankenversicherer und Kassen, wenn Werte auf die Schiefe ebene geraten?

    Vielleicht etwas kirchlich angehaucht, aber wären die Aussagen falsch?
    http://www.aktion-leben.de/Euthanasie/Patientenverfuegung/index.htm
    http://www.club-of-life.de/reform.htm
    http://www.club-of-life.de/sterben.htm
    Ist so falsch was hier steht?
    http://www.solidaritaet.com/neuesol/2006/18/col.htm

    >…consumer health advocate Mike Adams disagrees. „Big Pharma is the king of spin and propaganda,“ he says. „And drug companies will paint anything as ‚biased‘ if it doesn’t bow down to the lies, distortions and fraud being promoted by the industry. Big Pharma is not merely afraid of Michael Moore, they’re afraid of anything resembling honest scrutiny or investigative journalism,“ he added.