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Weggehen um anzukommen

regenbogen

Es gab Begriffe, die wir wie Schimpfwörter behandelten. Der Begriff Wochenende gehörte dazu, nur die Steigerung Endlich Wochenende! übertraf die Spießigkeit dieses Ausdrucks. Für uns gab es kein Ende und erst recht kein Hoffen darauf. Und die Arbeit, die doch am Wochenende der Party weichen sollte? Wir verachteten den Stechuhr-Alltag unserer Eltern so sehr, dass wir konstant oder gar nicht arbeiteten. Und deshalb war unser ganzes Leben eine einzige Party.

Wasn’t it?

Ein anderer Begriff, den wir nur mit höchst süffisantem Unterton aussprachen, war das Wort „Urlaub“. Wir machten niemals Urlaub, sondern wir gingen auf Reisen. Denn wer reist, will wo hin, und wer Urlaub macht, will wo weg. Und wir, wir wollten immer nur hin und niemals weg.

Auch wenn es mir heute, längst nicht mehr nur für mich allein verantwortlich und jeden Tag ein wenig weiter von der Gewissheit entfernt, unsterblich und über jede nicht selbst gemachte Erfahrung erhaben zu sein, noch immer schwer fällt, jene Fokussierung auf den „wohlverdienten“ Urlaub, dem scheinbar einzigen Sinn der elfmonatigen „Plackerei“, gänzlich ohne Nasenrümpfen zu betrachten, so habe ich doch gelernt:

Es ist durchaus in Ordnung, von etwas weg zu gehen. Denn auch dadurch kommt man wo hin.

25 Kommentare

  1. 01
    zurueckgebliebener

    Hauptsache, du kommst auch wieder zurück.

  2. 02

    Dann ist es auch in Ordnung, daß die Woche ein Ende hat, denn nur wenn etwas endet, kann was anderes anfangen.

  3. 03
    h.kkl

    Urlaub-Ballermann oder Ähnliches Reisen-Lernern Land Leute-Bilden ein Lebenlang also nicht urlaub sondern Reisen

  4. 04

    Das liest sich überurlaubsreif.

  5. 05
    lana

    urlaub muss man sich erst mal leisten können – oder aus der not eine tugend machen. als arbeiterin in prekären beschäftigungsverhältnissen amüsiere ich mich zwar gern über den „jahresurlaub“ angestellter zeitgenossen. zuschläge für wochenendarbeit bekomme ich deshalb aber noch lange nicht.

    das sah ich mit anfang 20 auch noch anders. doch lernt‘ ich schlucken die bittre medizin: und vom dach der star pfiff…

  6. 06

    Oha – stürzt euch jeder Urlaub in so eine philosophische Daseinskrise?
    Manche Leute fahren einfach mal weg oder „ins „Wochenende“ – ganz unpathetisch.

  7. 07

    Schön, daß Du wieder da bist. Und, ein bissel offtopic: Happy happy … ;-)

  8. 08
    schreibvieh

    Bommi Baumann gab seinem zweiten Buch den sehr schönen Untertiel: „Wer nicht weggeht, kommt nicht wieder“.

  9. 09

    Wir werden ja auch nicht gerade jünger. Und mit der Kraft alles durchzuhalten ist es auch nicht mehr so weit her: Ich freue mich auf Urlaub (in obigen Sinne), wegzufahren und anderes zu sehen. Mit der Familie, nun, am Strand Burgen zu bauen und Rotwein zu Fisch zu geniessen. Nein. Meine Kraft geht nun in viele Dinge über die ich keine Macht mehr habe.
    Ich fahre weg, um Urlaub zu machen!

  10. 10

    Das schönste am Wegfahren ist das wieder nach hause kommen

  11. 11

    weggehen nutzt nix. hat schon irgendeiner von den dorfheinies im „watzmann“ gesagt. :D

    haha – geht schon klar. ich war und bin auch noch hin und weg von unserem hollandurlaub. liegt wohl an den kids, dass es solchen schbass machen kann.
    wir jedenfalls sind nächstes jahr wieder weg.

  12. 12

    solang du noch *von etwas weg gehst* und noch nicht *wanderst*, ist das mit dem „wohlverdientem urlaub“ schon ok.

  13. 13

    „Es ist durchaus in Ordnung, von etwas weg zu gehen. Denn auch dadurch kommt man wo hin.“

    du bist ja ein richtiger poet. das gefällt mir (natürlich).
    liebe grüße

  14. 14
    ick

    tja johnny, so is das, wenn man dem schnöden geld wegen seinen eigenen prinzipien abtrünnig wird. wenn man die versprechen, welche man vor 15 oder 20 jahren gab, einfach mal revidieren muss. von wegen; so werd ICH nicht. kann ich sehr gut nachvollziehen… irgendwann verliert man noch die letzten illusionen, und dann merkt man, dass man doch alles so macht, wie dir mama und papa es einst vorausgesagt haben…oh graus.

  15. 15
    y

    Ich mach nichts wie Mama und Papa! Die konnten sich Club Med gar nicht leisten.

  16. 16
    Jan(TM)

    Beim lesen fing in meinem Kopf der gute alte Udo J. an zu singen:

    „Ich war noch niemals in New York.
    Ich war noch niemals auf Hawaii.
    Ging nie durch San Francisco in zerrissenen Jeans.
    Ich war noch niemals in New York.
    Ich war noch niemals richtig frei.
    Einmal verrückt sein und aus allen Zwängen fliehn.“

  17. 17

    Ja, irgendwann ist die Party zu Ende.
    Nur die Sehnsucht liegt dann sanft
    wie der weiße Staub nach einem Schnee-
    spaziergang auf unseren Schultern – und
    bleibt. Egal wo wir hingehen.

    Bleiben Sie glücklich
    Ihre FrauvonWelt

  18. 18

    Hauptsache Kommentare

  19. 19

    Schnauze, ihr Melancholieschwuchtel-Hippies!
    *gewohnte Spreeblickstimmung reinbring*
    ________________

    Ernst:
    „Wir machten niemals Urlaub, sondern wir gingen auf Reisen. Denn wer reist, will wo hin, und wer Urlaub macht, will wo weg. Und wir, wir wollten immer nur hin und niemals weg.“
    DESWEGEN lese ich Spreeblick. Und DESWEGEN bist du deutlich lesenswerter als Malte und deine anderen Schreibsklaven.

  20. 20
    Mann1

    genervter test…

  21. 21
    Mann1

    Sehr interessanter KurzBeitrag Johnny :)
    Der letzte Satz, dessen Anzahl an enthaltenen Nebensätzen, auch bei konservativer Zählweise, unter Berücksichtigung der Zählreform, die ja immer weitere NebensatzEbenen berücksichtigt, wie hier, in dem Satz den ihr gerade lest, und dessen Beendigung NUR in meiner Macht liegt, welche ich auch hiermit nutze, ist aber ganz schön schwer zu konsumieren.
    Aber die meisten hier sind ja eh Studenten mit Zeit-Überschuß :)
    Auf jeden Fall gibt es diese Trennung Arbeit-Urlaub in den „jüngeren“ Generationen gar nicht mehr.
    Für unsere Eltern war es selbstverstänbdlich früh auzustehen und zur arbeit zu gehen.
    Für uns ist das nur so etwas wie EINE Option(KrankenscheinAnzahl bei Ausbildungen/AusbildungsTrägern…).
    Komme gerade von kurzUrlaub Ostsee.Je weniger Leute/Touristen, desto bessere Erholung/Erholung von Berlin. . .
    .

  22. 22
  23. 23
    Teilnehmer

    sorry, ich bin scheinbar ein blöder neuling hier, aber kann es sein, daß man „gesperrt“ wird, wenn man worte wie „s.o.u.l.s.e.e.k.“
    ins comment schreibt.
    Oh bitte, intelektuelle Tech-Elite, eine kurze antwort reicht.
    Vom server oder so, bekommt man ja natürlich keine dementsprechende info,
    sonst wärs ja auch zu einfach.
    kotz………..

  24. 24
    tester

    soulseek

    hmmmmmmmm…

  25. 25
    Dokter

    Doc Foo:
    o.k.
    ich gebe es auf.ich werde es nie verstehen warum dieser verfickte server/software bestimmte comments annnimmt oder nicht…
    hast gewonnen maschine !
    Infos zu comment-rules gibts nicht auf dieser Seite.
    bin für jeden Tip dankbar…
    @Johnny: ist Eure Blog-Software eigentlich auch noch im Urlaub ?