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Kelly watch the Stars

Früher hießen Stars noch Helden, und ihr Unterhaltungswert war wohl ein Faktor, der zu ihrer Beliebtheit beitrug, aber nicht der einzige. Uwe Seeler oder Fritz Walter sind nicht nur wegen ihrer herausragenden Fähigkeiten Helden, sondern wegen ihrer Vereinstreue, ihrer Nähe zum Publikum. Heute ist kein Star mehr nah dran an den Fans, im Gegenteil: Das Dasein als Star bringt es mit sich, dass man in aller Welt einen bestimmten Ruf genießt, eine Art Aura ausstrahlt. Von einem andern Stern sein.

Einer, der in Deutschland den Paradigmenwechsel vom Helden zum Star markiert, ist wohl Franz Beckenbauer, der es nie versäumt hat, sich angemessen zu vermarkten. Robert Schwan hat das Beckenbauersche Potential sofort erkannt und ihn zur Medienikone aufgebaut. 1966 schaffte es Beckenbauer mit seinem Welthit „Gute Freunde kann niemand trennen“ bis auf Platz 31 der deutschen Charts. Hörprobe hier, Ohrenbluten inbegriffen. Das war 1966, Beckenbauer war zarte 21 Jahre alt. Er schrieb alle fünf Jahre seine Memoiren neu, schauspielerte sich durch das Meisterwerk „Libero“, ließ sich von Andy Warhol malen und machte Werbung. Für Knorr. Mit dem legendären Spruch: „Kraft in den Teller – Knorr auf den Tisch“. Dafür hat Uli Stein ihn später Mal Suppenkasper genannt. Und dafür kann man Uli Stein nur lieben.

Inzwischen hat sich Beckenbauer für so ziemlich jede Marke vor die Kamera stellen lassen, die ihm mehr als nur das Fahrtgeld hinterhergeworfen hat. Das ging so weit, dass er, der Präsident des FC Bayern, dessen Club einen Millionenvertrag mit E-On am laufen hatte, für deren Konkurrenz Yello einen Clip drehte. Die Jungs von E-On waren so erbost, dass der FCB einwilligte, das erste Mal in der Fußballgeschichte einen Clip mit zwei Mannschaften zu drehen, zusammen mit dem BVB (was übrigens die Auflösung zu dieser Frage ist).

Aber das nur am Rande. Neben den Werbegedöns war Beckenbauer selbstredend auch medial aktiv, kolummnierte für die Bildzeitung und kommentierte für Premiere. Die Lichtgestalt. Gemeint ist das Scheinwerferlicht der Fernsehkameras.

Und das ist die Grundbedingung des Stars: Seine mediale Präsenz. Natürlich gehört auch Können dazu, um den Medienhelden aus dem Fußballer herauszuschälen. Aber nicht nur. Seine Vermittelbarkeit, oder sagen wir so: seine Mittelbarkeit, die ist mindestens ebenso wichtig.

Und die kann man generieren, indem man als werbendes Unternehmen Bilder aufbaut, starke Bilder. Von kriegerischen (Cantona im Nike-Spot) oder lebenslustigen Helden (Cantona im Nike-Spot ein paar Jahre später). Davon profitieren beide: die Mediengestalt Fußballstar, und die Schuhproduzenten. Man hat Ronaldo in diesem Zusammenhang schon den besten Schuhverkäufer der Welt genannt.

Stars produzieren sich also nicht durch Auftritte im Stadion, sondern in den Medien. Das ist die spezifische Star-Aura, der Entertainment-Charakter des Stars. Sein Nimbus. Je mehr er produziert wird, desto höher ist sein Stellenwert, desto mehr verkauft er. Eine winwinwin-Situation.

Vor allem auch, weil die Medienberichterstattung auf den Stellenwert des Stars reagiert und dementsprechend mehr über ihn berichtet. Man konnte das an der Ribéry-Berichterstattung sehr schön nachvollziehen, als ein Werbeplakat plötzlich in allen Kultur- und Sportteilen jeder Zeitung auftauchte.

Unter diesen Umständen verwundert es, dass in Deutschland häufiger „mehr Stars von Weltformat“ gefordert werden. Tatsächlich haben sich die letzten Jahre Spieler aus der Bundesliga auch bei größeren Clubs etabliert: Hargreaves, Voronin, Berbatov, Salihamidzic, Juan, Hleb, Rosicky, Ujfalusi, Ballack, Kuffour und wie sie alle heißen. For sure, keine Weltstars, mit Ausnahme von Ballack. Aber warum eigentlich nicht?

Keine Kommentare

  1. 01

    Warum Ballack seit jeher zum Star verkärt wird, wird mir immer ein Rätsel bleiben.