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Freiheit statt Angst. Eine zusammenhanglose Zusammenfassung

Unfriedlich ist ein Protestumzug am Samstag in Berlin gegen eine Verschärfung von Sicherheitsgesetzen zu Ende gegangen. Acht Festnahmen wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und ein verletzter Polizist waren die vorläufige Bilanz der Ordnungshüter. Die Veranstalter, die der Polizei Übergriffe vorwarfen, brachen die am Brandenburger Tor gestartete Demonstration auf Höhe der Friedrichstraße ab.

Quelle: ZDF

Ich glaube nicht an Verschwörungen. Aber ich glaube an Bequemlichkeit, an Fehlfokussierung, an Praktikanten, die am Wochenende die Arbeit der Redakteure erledigen (und sonst auch) und da war doch noch was? Ach ja: An Dummheit glaube ich auch.

Der schwarze Block hat den Veranstaltern zufolge „zum Schluss seinen Austritt aus der Demonstration erklärt“. Das liest sich anders als: „Die Veranstalter brachen die Demonstration ab“. Zudem beklagen zwar auch die Organisatoren „die ausgelebten Aggressionen von Teilen des schwarzen Blocks“. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, dass bei einem der Teilnehmer an der Demonstration „Freiheit statt Angst“ der Eindruck von Gewalttätigkeit vorherrschte.

Nach meinen Erfahrungen in Großraumdiscos geht es dort gewalttätiger zu. Aber da sagt ja schließlich auch niemand: „Mein Samstagabend im Haus Waldesruh wurde überschattet von Gewalttätigkeiten zwischen Betrunkenen und Sicherheitskräften. Ein Sprecher der Betrunkenen ließ verlauten, von Seiten der Sicherheitskräfte sei es zu Übergriffen gekommen. Ein Bier wurde verschüttet, konnte aber mit lediglich leichten Verletzungen geborgen werden.“

Es war vielmehr eine friedliche, originelle Demonstration. Und es war eine große Demonstration. Wer darin eine Veranstaltung mit zweitausend Menschen sah, wie beispielsweise der Stern (der Tagesspiegel hat die Zahl mittlerweile nach oben korrigiert, immer noch falsch, aber immerhin sich der Wahrheit nähernd), der sieht auch in einem Rekord-Gang Bang einen romantischen Pärchenabend Haddsch einen beschaulichen Familienausflug.

Ich bin zum Brandenburger Tor gegangen in dem sicheren Gefühl, einer intimen Veranstaltung beizuwohnen, bei der man ein wenig rumsteht, ein paar Bekannte trifft und dann einen Luftballon steigen lässt. Vorratsdatenspeicherung schien mir nicht der Begriff zu sein, der Leute außerhalb der Blogosphäre in Wallung bringt. Als mir Unter den Linden ein paar Leute mit Stasi 2.0– T-Shirts entgegenkamen, dachte ich, das sei nun die Demo. Ich hätte nicht falscher liegen können.

Es war voller als im Hirn eines Klaustrophobikers. DKP und Jungliberale ließen gemeinsam Mercedes Bunz hochleben, der Rosa Block gab dem Schwarzen Block Schminktipps (unter den Hoodies verwischt der Eyeliner so rasch) und zwischenzeitlich fühlte ich mich wie Wolfgang Schäuble in dem Film Being Wolfgang Schäuble.

sch.jpg

Ich ließ im Alleingang den Altersdurchschnitt der Demonstration um zwei Jahre steigen. Dann stellte ich mich direkt vor eine Lautsprecherbox, was nur mittelklug war, da nun für den Rest des Tages in meinem Innenohr die geloopten Redeausschnitte Becksteins, Schäubles und Rüttgers‘ wiederhallten. Und hallten. Was den Inhalt der Reden der lausch- und sehsüchtigen Herren nicht nachvollziehbarer machte.

„Wart ihr erfolgreich?“ wurde ich zuhause gefragt, während meine verschwitzten Socken mit einem vorwurfsvollen Blick unter einer gefährlich hochgezogenen Augenbraue in die Höhe gehalten wurden. „Weiß ich nicht“, antwortete ich und nahm die Socken entgegen. „Aber ich bin optimistischer. Die Zukunft gehört uns.“ Ich sage manchmal pathetisches Zeug, wenn ich von stinkenden Socken, die an falschen Orten abgestreift wurden, ablenken will. Aber das meinte ich ernst.

39 Kommentare

  1. 01

    cooles ding – schwarzer block war böse und die ewige antikapitalismus-kritik nervte auch, ansonsten rundum gelungen!

  2. 02
    Malte

    wo liest du das?

  3. 03

    @2: Vllt war er mit dabei?^^

  4. 04

    Es gab zwei gute Reden, die sehr kurz waren aber im Tenor auf genau das völlig korrekt eingingen, worum es bei der Sache auch in der Hauptsache geht, was aber gerne im Kern von denen „ždie ja nix zu verbergen haben“ unterschätzt wird, bei dem womit Schäuble & Co. ihre Ziele im «Schutz gegen den Terror» durchzusetzen wünschen. Die Angst, die immer mehr ins uns implementiert wird. Sie gaukeln verkehrte eh nicht zu erreichende Sicherheit vor, in dem sie erst Angst suggerieren — und damit ein ganzes Volk dumm und lahm und letztendlich krank vor Angst legen wollen. An der Stelle Danke an Twister, Bettina Winsemann (bei der Abschlußkundgebung am Pariser Platz) und an den Redner von der Deutschen Telefonseelsorge (Kundgebung am Alex), die sehr deutlich machten, was das, was diese Regierung da tut langsam schleichend in unseren Köpfen, unserem Leben und somit im deutschen Volk auf Dauer anzustellen vermag. Das ist noch untragbarer als der Eingriff in unsere Daten- und Privatsphäre.

    Die anderen Redner haben alle sehr deutlich klar gemacht, was das ausgeprägte bereits aktiv praktizierte verfolgte ach so sichere Leben in den anderen Ländern, wie den USA oder Großbritanien für Konsequenzen hat für die Sicherheit der Bürger: genau null. Dafür steigende Kriminalitätszahlen. Schon spannend welchem Status Dr. Schäuble da hinterher rennt.

    Das war eine gute Demo, zum Glück eine sehr voll besuchte aktive und friedliche Demo. Bis jetzt hat der Polizeiticker auch nichts anderes vermeldet. Ich war entsetzt als ich am Anfang über den Pariser Platz am Adlon vorbei in Richtung S-Bahn wollte. An der engsten Stelle, wo neben Hotel, Bahneingang und Baustelle genau null Platz war, haben sich die grünen Freunde positioniert, kontrolliert und einen ordnungsgemäßen ruhigen Demo-Start im Vorfeld versucht zu verhindern. Ungeachtet der tatsächlichen Situation: nämlich einer Masse von Menschen, die man im Grunde schnellstmöglich vom Platz hätte ziehen lassen sollen, weil er einfach überfüllt war. Antikonfliktstimmung schaffen sieht anders aus in meinen Augen. Das war schwach. Wenn’s und wie es im späteren Verlauf einmal gekracht hat, bei der Menge der Leute, auch bei der Größe des sogenannten schwarzen Blockes: Kleinmist. Tatsächlich nicht erwähnenswert.

    Diese Demo war groß und deutlich. Und ich bin froh dort gewesen zu sein.

  5. 05

    Das gibt’s doch nicht! Wie saumäßig ist das denn!? Die Leute von ZDF, Stern und Tagesspiegel müsste man doch alle zusammen in ein Passagierflugzeug setzen! … vielleicht.
    Ärgerlich das. Irgendwo habe ich gelesen, laut Polizeiberichten wären es um die 8000 Besucher gewesen – doch eine andere Zahl als die 15000 auf der Demo angegebenen.

    Ich habe eigentlich auch erst gedacht, dass da nichts lös wäre. Dass es dann so viele Leute wurden war ja nun mal wirklich der Hammer. Wir waren recht mittig, war schon ein lustiges Gefühl nach etlichen Leuten – am Palast der Republik, kurz vor der Eskalation ob der Reichsflagge – vor sich genauso viele Leute zu sehen wie hinter sich. Schade, dass es bei der Abschlusskundgebung dann nur noch so wenige waren.

    Ich hab auf meinem Blog ein paar Fotos von der Demo hochgeladen, wer will kan sich ja mal selbst ein Bild von den drei, vier Besuchern machen.

  6. 06
    hannes

    peinlich und ärgerlich fand ich es schon auch als eine schülerin ins mikro des wagens der irgendwas der linksradikalen krächzen durfte, der scheißstaat solle aufhören seine bürger mit fahrkartenkontrollen, schulzwang(!) und arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu terrorisieren und einen lieber in ruhe sein arbeitslosendasein genießen lassen. (klingt jetzt so als wärs satirisch gemeint gewesen, war aber ganz offensichtlich ihr ernst).

    und warum man sich kollektiv komplett schwarz kleiden und (teilweise) vermummen muss, diese frage hatten wir ja beim g8gipfel schon in verschärfter form. ich verstehs nicht. mit gesicht zeigen, mit für etwas einstehen hat das meiner meinung nach nichts zu tun. eher schon mit pubertärer rebellion, provokanter selbstgefälligkeit und anarchistischer dummheit.

  7. 07
    Dennis

    Das war meine erste Demo seit wir in der Grundschule einmal für den Bau einer Fußgängerampel in der Nähe unserer Schule demonstriert haben und ich fand, sie war ziemlich gelungen.
    Ich bin mit zwei Freunden an der Spitze mitgelaufen (die Datenkrake fand ich echt gut!) und wir haben uns bei der Zwischenkundgebung auf die Wiese gesetzt und dabei ziemlich gestaunt, welche Menschenmassen noch an uns vorbeiliefen!
    Was jedoch unheimlich genervt hat waren die Leute aus dem Schwarzen Block (Wir liefen kurze Zeit direkt neben denen: Links der schwarze Block, rechts die Polizeikommandos. Bedroht und provoziert fühlte ich mich nur von den Leuten links von mir!) und die Tatsache, daß zig Trittbrettfahrer diese Demo dazu nutzen mussten, ihre privaten Steckenpferd-Parolen à la ‚Kapitalismus abschaffen‘ in die Demo reinzutragen.

    „Im übrigen bin ich der Meinung, daß Karthago zerstört werden muss.“
    Total überflüssig…

  8. 08
    hannes

    …schade eben vor allem deshalb weil durch einige wenige solcher konsorten dann die ganze veranstaltung leider mitunter in ein schlechtes licht gerückt wird.

  9. 09
    m@rcus

    > „¦schade eben vor allem deshalb weil durch einige wenige
    > solcher konsorten dann die ganze veranstaltung leider mitunter
    > in ein schlechtes licht gerückt wird.

    Das Licht hängt immer von den Interessen ab in die es das betreffende Medium setzt.

    Wie schon richtig gesagt wurde, war es eine ausgesprochen gelungene Veranstaltung und der Disco-Vergleich ist keine so schlechter.

    Ich frage mich nur, was das für Interessen sind die z.B. das ZDF hier verfolgt…

    Marcus

  10. 10
    Sebastian

    Ich war seit gestern Nachmittag vom Netz abgeschnitten (nichts böses, nur soziale Verpflichtungen). Was die Radionachrichten von der Demo meldeten, führte nahezu instantan zu schlechter Stimmung – hängengeblieben ist: Demo, „am Rande kam es zu Ausschreitungen“, „ein Polizist verletzt, mehrere Demonstranten festgenommen“.

    Heute Mittag dann die Erleichterung beim Blick in die Blogs. Und für solche Berichterstattung zahlt man dann GEZ-Ge… äh … gesetzliche Rundfunkgebühren.

  11. 11

    Ja schade dass unsere Qualitätsmedien immer weiter abstinken. Gerade bei so einem Thema bräuchte man sie ganz dringend. . .also ich glaube langsam doch noch an Verschwörungen.

  12. 12
    Manuel

    wie macht ihr das mit dem ausblenden von terrorisieren??

  13. 13
    Malte

    @ Manuel
    das kannst du hier nachlesen

  14. 14

    wie gibts das, dass ihr IMMER schneller seit?!?!?!!

    wollte einen post absetzen, da mir der artikel auch aufgestosen ist, aber nein, ihr wart mal wieder schneller ;-)

    was mir aufgefallen ist, dass der text des teasers und des ersten abschnittes den gleichen inhallt aufweist, und erst nachdem man zweimal mit den bösen randalierern konfrontiert wurde, darf man erfahren was dort los war.

    hoffentlich bekommt der redakteur für seinen tendenziösen „artikel“ wenigstens ne handvoll druck.

  15. 15
    lulu

    Als ich find so nen bisschen schwach, wir hier über den sogenannten schwarzen Block geredet wird. Über die Massenmedien beschweren und wenns nen schickes Feindbild gibt, mitmachen.
    Ich war auch auf der Demo, und wenn die Polizei nur halb so rabiat mit Leuten umgehen würde, die Firewalls benutzen wie mit denen, die Seitentransparente halten, dann lägt ihr alle schon im Krankenhaus!

    Jede Demo in Berlin, auf der die 23. Einsatzhundertschaft ist, eskaliert. Und wenn es eskaliert,heisst es, die mit den schwarzen Hoodies müssen ja Böse sein, weils eskaliert ist – bestechende Logik. Politisch unliebsame Positionen können übrigens durch Polizei-Flankierung diskreditiert werden. Einen anderen Grund habe ich für diesen massiven Einsatz nicht beobachten können.

  16. 16
    korbinian

    ich war auch da. sehr schön das ganze, wobei man sagen muss dass bestimmt 5000 leute hauptsächlich wegen dem schönen wetters wegen auf die strasse gingen, so wie ich auch.. ich kann aber nicht nachvollziehen, wieso die polizei vs „schwarzer block“ situation so übertrieben dargestellt wird. ich fand das ganze recht harmlos, eigentlich haben beide parteien ja nur versucht ihr klischee zu erfüllen, ohne wirklich auf ihre kosten zu kommen. da muss nächtes mal mehr gehn.
    lustig aber fand ich, wie die jungliberalen mit der pds marschiert sind und abwechselnd ihre parteihymnen gespielt haben.
    aber was sollte diese antikapitalistische werbung die ganze zeit? hardcoreoldschoolkommunisten hätte ich eher auf der gegendemo erwartet..

  17. 17
    sputnik

    weniger schwarzer block weniger polizei und weniger polizei weniger schwarzer block

  18. 18

    Den Umkehrschluss bezweifel ich ein wenig.

  19. 19
    mo

    alle die sich ueber die ‚radikalen‘ so aufregen sollten sich folgendes klar machen: der punkt warum die so auffallen ist u.a. der, das sie offensichtlich einen recht grossen teil derer ausmachen, die sich mit solchen thematiken auseinandersetzen und fuer ihre meinung bereit sind auf die strasse zu gehen. will heissen nicht die anwesenheit der paar hundert linksradikaler ist das problem, sondern die abwesenheit aller anderen. selbst wenn es 15k waren, soviele menschen sind auf der strasse wenn man irgendwo ’nen fernseher hinstellt und das ‚public viewing‘ nennt.
    und das sich polizei und autonome gerne pruegeln (und zwar aus beiderseitigem interesse) muss man nicht wissen, koennte man aber

  20. 20
    Dennis

    Ne, die haben sich eben gerade nicht mit der Thematik auseinandergesetzt, sondern sind schlicht mit ihren Standardthemen (Kapitalismus zerstören!) und ihren Standardparolen (Wir wollen keine Bullenschweine!) losgelöst von der restlichen Demonstration und ihrer Thematik durch die Gegend gezogen und haben ein bißchen Remmidemmi gemacht.
    Übrigens schon darüber nachgedacht, daß die Anwesenheit von ein paar hundert Linksradikalen mit ein Grund für die beklagte Abwesenheit vieler Anderer darstellen könnte?

  21. 21
    againstMe

    „Übrigens schon darüber nachgedacht, daß die Anwesenheit von ein paar hundert Linksradikalen mit ein Grund für die beklagte Abwesenheit vieler Anderer darstellen könnte?“

    Ja, und als verdammt dumme Ausrede abgehakt.

    Wer sich davon abhalten lässt für seine Grundrechte auf die Strasse zu gehen, lässt sich auch vom Wetter, vom Fernsehprogramm oder den Schlümpfen aufhalten und hat’s nicht besser verdient. Demokratie, besonders dieser lächerliche Abklatsch hier in ’schland lebt, wenn überhaupt, vom Machen, vom Einmischen und nicht vom Meckern, Jammern oder Auf-Andere-Schieben, egal ob am Stammtisch oder in irgendeinem Blog.

  22. 22
    mo

    @24
    naja, die aussage, das sich eine gruppe von menschen, die in besonderem masse ueberwacht wird, nicht mit ueberwachung auseinander setzt, halte ich fuer sehr gewagt. und wenn sich eine gruppe den doch recht willkuerlichen taschenkontrollen durch die polizei widersetzt (wie wohl vor dem adlon geschehen) ist das doch auch recht nah am thema, oder etwa nicht?

  23. 23
    boo

    Kritik an der ZDF-Berichterstattung ist natürlich gerechtfertigt, aber wenn man mal ein bischen Stefan Niggemeier gelesen hat, findet man schnell raus, das es mit „Quelle: ZDF“ nicht so weit her ist, der zitierte Teil ist wörtlich von der AP Pressemitteilung von Samstag Abend übernommen
    http://www.live-pr.com/acht-festnahmen-bei-demonstration-gegen-r1048156596.htm
    Sonntag Mittag liest sich das bei AP schon besser:
    http://www.live-pr.com/protest-gegen-online-durchsuchungen-und-r1048156961.htm
    Ich fand die z.T. sehr plumpen Provokationen „von Links“ auch daneben (ohne hier die Polizei in Schutz nehmen zu wollen, hab die entsprechenden Situationen nicht mitbekommen), aber wenn man Demonstrieren geht, läuft man halt immer mit Leuten, die auch ganz anderere Meinungen haben, letztendlich ist die FDP da genauso fehl am Platze (Lauschangriff etc.), auch wenn die nicht mit der Polizei aneinander geraten sind. Ich fand die Demo gut, im Gegensatz zu anderen Demos, auf denen ich trotz offensichtlicher Zustimmung zum Motto der Demo die Reden immer fast ausnahmslos furchtbar fand, war die Abschlußkundgebung mal was zum zuhöhren.

  24. 24
    kulta

    @25
    Ich möchte mal wagen, Dir zu widersprechen. Meines Erachtens geht es bei einer Demonstration nämlich nicht nur darum, seinem Anliegen möglichst lautstark Ausdruck zu verleihen, sondern auch darum, weitere Mitbürger zu sensibilisieren und im besten Falle für die Sache zu begeistern. Ich kann nicht erkennen, daß dem Antikapitalistischen Block allzuviel daran gelegen war. Zumindest war die Wahl der Mittel nicht gerade geschickt. Weder lautstarkes „Deutschland Unrechtsstaat“ oder „Haut ab!“ oder „Hass Hass Hass“ im Chor, zudem noch recht aggressiv vorgetragen, noch die Verallgemeinerung des eigentlichen Themas auf „Kapitalismus abschaffen“ vermitteln mir den Eindruck, daß es dabei um das Mitreissen von Leuten geht. Jetzt zu behaupten, wer sich damit vom Besuch einer Demonstration abhalten ließe, hätte „es nicht besser verdient“ zeugt nur von Arroganz und nicht von dem Wunsch, aufzuklären und Menschen für seine Sache zu begeistern. Es ist ein Irrtum, daß Duckmäuser, Gleichgültige oder Mitläufer allesamt dumm sind – sie sind zu einem großen Teil indoktriniert. Und nicht jeder dieser Menschen ist auf demselben Weg zu erreichen, da bedarf es mehr als nur einer einzigen Taktik. Damit muß sich, was wir hier den „schwarzen Block nennen“ genauso auseinanderzusetzen lernen wie alle anderen Gruppierungen auf einer Demo. Und deswegen war es so gut, daß die Demo ein breites Spektrum an Ansätzen bot. Jedoch waren die Jungs und Mädels aus dem sogenannten „schwarzen Block“ zum wiederholten Male diejenigen, die in Zusammenarbeit mit der Polizei die Negativschlagzeilen produziert haben und damit einen Großteil der Teilnehmer und des Tagesverlaufs einfach mal überlagert haben – und das ist es, was mich so ärgert. Klar hat die Polizei provoziert, und nach dreiviertel der Demonstration auf einmal zu entscheiden, daß ein Seitentransparent zu groß ist und dies als Aufhänger für Zugriffe inklusiver Gewaltanwendung zu nutzen, hat mit Deeskalation nichts zu tun, sondern mit dem Gegenteil – aber es muß doch einmal die Frage gestellt werden dürfen, was man selber anders machen kann. Oder mal etwas deutlicher: Wenn der Staatsmacht wirklich nur daran gelegen sein sollte, Gewalt zu schüren, um den Wirkungsgrad einer Demonstration herabzuregulieren – macht es dann wirklich Sinn, auf Teufel komm raus genau diesen Weg mitzugehen, nur aus Stolz und der irrigen Annahme, es gäbe keine andere Möglichkeit, sich zu artikulieren?
    Wer von allen anderen verlangt, sie sollten mal über ihr Verhalten nachdenken, sollte das beizeiten selber auch tun (und nein, ich spreche dich hier nicht persönlich an.) Vielleicht habt ihr ja absolut und vorbehaltlos Recht mit dem, was ihr zu vermitteln versucht. Könnte aber sein, daß Eure Taktik auf Dauer nicht aufgeht.

  25. 25

    Passt jetzt zwar nicht unbedingt zum Thema „Freiheit statt Angst“, aber umso mehr zur Diskussion um die Berichterstattung im ZDF:

    Vor etwa 2 Monaten habe ich einen „Offenen Brief“ an die Redaktion des heute-Journal geschrieben, in dem ich eben die dortige Berichterstattung (in Hinblick auf Venezuela) kritisiere. Gestern nun bekam ich eine Antwort von Carsten Thurau, dem Südamerika-Korrrespondenten des ZDF höchstpersönlich.

    Wen es interessiert, wie beim ZDF politische Ereignisse zu Nachrichten werden, dem sei ein Blick auf bluejax.net empfohlen!

    (@spreeblick: entschuldigt bitte die Werbung, aber ich fand der Hinweis hat hier gut hingepasst!)

  26. 26

    Ich halte es nicht für gut, sich davon zu sehr beeinflussen zu lassen, wer so alles dabei ist. Solange die Leute die gekommen sind z.B. gegen Vorratsdatenspeicherung, Online-Durchsuchung, Jungs Ideen, eben gegen immer stärker um sich greifende Überwachungsmaßnahmen demonstrieren, sollte das doch irgendwie passen. Denn darum ging es doch schließlich.

    Dann bleibt eventuell auch mehr Aufmerksamkeit übrig, sich mal damit zu beschäftigen warum Medien wie das ZDF so einen Käse berichtet haben, wie das angebliche Ende der Demo, obwohl es da noch weiterging. Und natürlich auch, wieso noch viel mehr Medien gar nichts darüber berichtet haben. Tolle Grundversorgung für die man GEZ zahlen muss, wirklich. Es verlangt ja auch keiner eine mehrstündige Übertragung, wie etwa das Oktoberfest sie ganz selbstverständlich bekommt…

  27. 27
    againstMe

    @29: Ich hab mich am Samstag ziemlich genau an dieser Stelle befunden, als es zum ersten Mal Reibereien zwischen dem „Schwarzen Block“(aus meiner Sicht ein ziemlich planloser Kindergarten, mit dem ich nichts zu tun habe und auch nichts zu tun haben möchte) und der Polizei kam.
    Ich heisse es weder gut noch bin ich irgendwie überrascht, trotz oder vielleicht auch wegen jahrelanger Demoerfahrung, hauptsächlich in dem, was landläufig linkes oder auch linksradikales Umfeld genannt wird, die selbe Prozedur hab ich mehr als genug an anderer Stelle und und zu anderen Anlässen mitverfolgen dürfen und ich habs satt.

    Allerdings halte ich den aus #24 zitierten Satz nach wie vor für falsch.

    Die Wahl dessen, was ich tue und wofür ich mich einsetze mach ich nicht abhängig von dem, was für ein von wem auch immer verzerrtes Bild das abgibt.
    „Jedoch waren die Jungs und Mädels aus dem sogenannten „schwarzen Block“ zum wiederholten Male diejenigen, die in Zusammenarbeit mit der Polizei die Negativschlagzeilen produziert haben und damit einen Großteil der Teilnehmer und des Tagesverlaufs einfach mal überlagert haben – und das ist es, was mich so ärgert.“

    Schlagzeilen produziert immer noch „die“ Presse, durch Fakten, Weglassen dieser oder manipulierte Berichterstattung(falsche Teilnehmerzahlen, fehlende Eigenrecherche etc pp) und das nicht erst seit dem letzten Wochenende.
    Am Samstag sind mir mehr noch als der Schwarze Block selbst eine Reihe von Fotografen aufgefallen, die in zwei Meter Entfernung rückwärtslaufend in einer Tour Bilder von diesem Block geschossen haben (der mit maximal 200 geschätzten Teilnehmern nicht mal 1 Prozent der gesamten Demonstration ausgemacht hat) schön auf der Suche nach dem passenden und dann eben auch sehr bereitwillig geliefertem Klischè.

    Deinen Arroganzvorwurf kannst du dir übrigens gerne in den Schäuble schieben, dumm oder indoktriniert macht mMn letztendlich keinen Unterschied, „Wir habens nicht besser gewusst“ ist mir einfach zu bequem.

    Machen, nicht labern!

  28. 28

    Die letzte Demo war so erfolgreich, dass sie nichtmal zu Ende ging…
    Vorher wurden nämlich einige Blöcke von den Bullen mit Pfefferspray angegriffen und einzelne Leute rausgezogen…
    Davon muss es doch irgendwo noch Fotos geben, ist schließlich ein klasse Motiv:

    Polizei beschränkt Demonstrationsfreiheit auf der Freiheit statt Angst-Demo und wändet physische Gewalt gegen Demonstrierende an…

    Deshalb: Ab zur Demo! Freiheit statt Angst!

  29. 29

    Versteh ich nich. Also warum is der Black Block nochmal Schuld wenn die Polizei an mehreren Stellen die Demo anhält, anfängt Leuten Pfeffer in die Augen zu sprühen und willkürlich Leute rauszieht?

    Die Demo ist jetzt zwar schon ein Jahr her, aber ich kann mich glaube ich sehr genau daran erinnern, dass vor den genannten Aktionen der Polizei keinerlei „Angriff“ des antikapitalistischen Blocks auf Sparkassen, Thor Steinar- Läden, Bullenwannen oder kleine Kinder mit Lolli im Mund gestartet wurde.

    Wer Freiheit statt Angst will, sollte sich auch auf der anstehenden Demonstration in weitem Abstand von den Berliner Einsatzhundertschaften halten. Nur so als Randinformation. Denn die scheren inzwischen gerne mal alles, was am Wochenende für irgendwas demonstrieren geht, über einen undemokratischen, verschmalzt durch Korpsgeist klebenden Kamm.

    Man muss nicht schwarz angezogen sein, um Ziel von Polizeiaktionen auf Demonstrationen zu werden, im Gegenteil, man kann sein was man will; behindert, im Rollstuhl, schwarz, weiß, gelb, alt, jung oder selbst Polizist (siehe Anti-Castor-Proteste vor einigen Jahren in Niedersachsen), es passiert trotzdem.

    Viel Spaß!