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Klaus Wowereit

wowereit
Klaus Wowereit (rechts), Bildquelle, Lizenz

Am Montag habe ich Klaus Wowereit gesehen. Natürlich nicht in den Nachrichten, sondern bei Beckmann. In politischen Medien taucht Klaus Wowereit seltener auf als Heidi Kabel. Das könnte damit zu tun haben, dass Klaus Wowereit sich nicht politisch äußert, er nicht politisch handelt und er auch keine politischen Tanzveranstaltungen besucht. Ich habe eine Umfrage im Bekanntenkreis gemacht und niemand erinnerte sich an irgendeine politische Aktivität Wowereits. Nun gut, wir haben seit einigen Tagen Ampelmännchen an der Kreuzung um die Ecke und das ist auch irgendwie politisch. Aber hat Wowereit die Anweisung dazu gegeben?

Es ist nicht etwa so, dass es in Berlin überhaupt gar nichts zu tun gäbe. aber warum um alles in der Welt sollte man sich mit den Problemen einer Stadt beschäftigen, wenn man es doch schon mit zwei Sprüchen in den Wortschatz der Deutschen gebracht hat. Und das ist auch gut so und arm aber sexy. Wenn das nichts ist. Es ist sehr bedauerlich, dass Klaus Wowereit kein Aphoristiker ist, niemand könnte ihm dann Vorwürfe machen, er wäre unantastbar.

So aber sitze ich am Montagabend vor dem Fernseher und merke, dass mein Kopf anfängt sich zu bewegen. Er schüttelt sich, mein Kopf. Er erfährt, dass die Mutter von Klaus Wowereit streng aber irgendwie auch sehr liebenswert war, dass Klaus Wowereit seine Mutter gepflegt hat, sich aber emotional nicht von ihr erpressen ließ und dass er mal ein Mädchen nach Hause gebracht hat. Also zum Zuhause des Mädchens. Obwohl er doch schwul ist und das schließlich auch gut so ist, so heißt übrigens auch seine Autobiographie: „Und das ist auch gut so.“

Zu diesem Artikel im Magazin der Süddeutschen befragt der nette Herr Beckmann seinen Gast nicht. Stattdessen erfährt man so viel Interessanteres.
Wowereits Mutter hieß Hertha und das Mädchen, das Wowereit nach Hause brachte, hieß Sabine. Wowereit heißt Klaus und mit Vornamen Regierender Bürgermeister. Glaubt man gar nicht. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hatte am Montagabend die Haare sehr schön geglättet und er sah fast drei Jahre jünger aus, als er ist. Sabine also. Aber er empfindet es als sexistisch, dass die Medien darüber spekulieren, ob er von einer Frau zu bekehren sei. Und da muss mein sich schüttelnder Kopf feststellen, dass das limbische System revoltiert und ruft: „Siehst du? Der Mann wird von den Medien gejagt und ist ein offener Schwuler! Willst du etwa Friedbert Pflüger?“

Stimmt, da hat es recht, das limbische System. Sieht man Wowereit im Vergleich zu Diepgen, dem Glatzkopf mit dem roten Schal oder dem Teppichhändler oder eben seinem aktuellen Gegenspieler, dann ist das schon gut so mit ihm.

Sieht man ihn allerdings im Vergleich zu dem Bild, was man von einem idealen Regierenden Bürgermeister im Kopf hat, dann schneidet er nicht ganz so gut ab. Dann wirkt er armselig, könnte man sagen. Und nicht einmal besonders sexy.

Ein Apparatschik, der immer schon dabei war, der hochgespült wurde, als die Gegenseite zu offensichtlich versagt hatte und der jetzt noch immer da ist, weil in Konkurrenz zu ihm nur Friedbert Pflüger steht. Aber er hat ja Sabine nach Hause gebracht und seine Mutter gemocht.
Wie niedlich.

42 Kommentare

  1. 01
    Jan(TM)

    Selektive Wahrnehmung? Naja, wenn man Wowi beim Wort nimmt dürfte Berlin auch kein Geld mehr bekommen. Wäre ja raus geworfen bei einer Stadt die mit Geld bekanntlich nicht umgehen kann.

  2. 02
    Tobias

    Ich weiß nicht – irgendwie wird dieser Artikel weder der Person noch dem Politiker Klaus Wowereit gerecht. Was glaubt der Herr Autor denn, was ein Regierender Bürgermeister den lieben langen Tag so macht?

  3. 03
    Malte

    frage ich mich ja auch

  4. 04
    Maltefan

    Jan: Dass Wowereit in der Super-Illu sagt, er sei gegen irgendwas, was er sowieso nicht beeinflussen kann, ist für Dich eine politische Handlung??
    Es ist eine witzige Koinzidenz, als ich vor ca. 14 Tagen irgendwo gelesen habe, dass Wowereit Kanzler werden wolle, habe ich mich auch gefragt, was ihn denn zu diesem Amt empfehlen könnte, und da ist mir tatsächlich genau gar nichts eingefallen, so sympathisch ich ihn auch finde. Und dann las ich am Freitag den Artikel im SZ-Magazin, dessen Autor wohl genau das gleiche gedacht hat.

  5. 05
    Malte

    huch. so alleine scheine ich damit nicht zu stehen.

  6. 06

    Apparatschik ist der falsche Begriff. Er ist nicht nach oben gekommen weil er Apparatschik ist, nicht wegen seines Stallgeruches und schon gar nicht weil er wie ein Funktionär funktioniert. Er war zur rechten Zeit am rechten Ort. Jedem war klar, der kann das, der macht das.

    Er hat nichts herausragendes. Er ist schwul – na und. Er ist ein Partytyp. Ja sicher. Er kann sogar mit der Nick. Stimmt auch.

    Was ich aber schon früher gehört habe und auch jetzt aus dem roten Rathaus höre ist etwas anderes. Er macht es. Ohne Trompeten und ohne Pauken. Bei dem unfriedlichen Friedbert Pflüger muss jedesmal das ganze Medienchor antreten wenn der sich mal vor die Tür traut.

    Bei Arbeitsauftritten von Wowereit ist Presse eher ungern gesehen. Die sollen ihn auf der Party erwischen, aber Dienst ist Dienst. Hat sich was mit der Leichtigkeit des Seins. Da ist er ein Wühler, aber ein stiller Wühler.

    Während er scheinbar wie ein Schwan über das Berliner Wasser gleitet, ist er unten wie ein Wilder dabei mit den Füßen zu rudern. Er soll schon vier haben und das ist gut so.

    Böse Zungen behauptet, das er zwar delegiert, aber immer drei Augen zur Kontrolle mitschickt. Ich habe ihn gewählt, würde ihn in einer Direktwahl wiederwählen, aber seine Partei werde ich auch in Berlin sicher nicht mehr wählen.

    Eines steht fest. Der Mann ist Sozialdemokrat und er will Kanzler werden. Wahrscheinlich wird er ein Engholm. Das ist besser, als von der jetzigen SPD zermahlt zu werden.

  7. 07
    marcus

    wie wahr, das alles „¦

  8. 08

    Solang es in Berlin genug Leute gibt, die glauben, daß man Schwule diskriminiert, wenn man sie nicht wählt, braucht sich der Klaus keine Sorgen um seine Politkarriere machen. Und seit wir das mit Sabine wissen, wird der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, auch für manch anderen wählbar. Und im übrigen macht nichts falsch, wer nichts tut.

  9. 09

    is ja klasse. das bild paßt irgendwie gut zu dem lieben onkel. fragt sich nur wer die schönere braut ist.

  10. 10

    Hm, diese Vorwürfe hat Wowereit ja echt noch niemand gemacht. Ganz neue Idee.

    Naja, was ein Bürgermeister wirklich für eine Stadt tun kann, passiert am ehesten hinter verschlossenen Türen, denke ich. Was laut davor passiert ist PR.

    Wowereit bietet wahrlich großzügig Angriffsfläche, aber mit dieser „Arm aber sexy“-Einstellung hat er auch schon sehr viel erreicht, imho. Ein Bürgermeister ist ein Kapitän, der die Laune oben halten und motivieren muss. Nicht der Steuermann.

    Welches sind denn Eure Lieblings-Bürgermeister? Und warum? Lasst uns doch mal eine Top 50 aufstellen. Mit Begründungen. Da wär ich dann wirklich mal gespannt…

  11. 11
    Maltefan

    Ich erwarte jedenfalls von einem Bürgermeister, dass er was für seine Stadt tut. „Arm, aber sexy“ ist zwar ein netter Spruch, aber sich darauf auszuruhen ist reichlich armselig. Was genau passiert denn in Berlin um es zu einem attraktiven Industriestandort zu machen?

  12. 12

    Die Bildunterschrift ist teilweise genial, nur das „rechts“ stimmt nicht so ganz (siehe auch hier).

  13. 13
    sunny

    maltefan/attraktiver industriestandort?

    obwohl. irgendwie fände ich es auch schick, wenn man einige brachflächen in den zonenrandgebieten billig an die industrie verhöckert. marzahn zum beispiel. *hüstel*

  14. 14
    Maltefan

    sunny:
    Hmja, mit Industrie meinte ich nicht nur das, was raucht und stinkt, sondern auch Phänomene wie z.B. Musik- und Medienindustrie. Halt irgendwas was dazu beiträgt, dass Berlin irgendewann nicht mehr ganz so arm, aber sexy ist …

  15. 15
    lana

    hömma klaus, nett schwul sein allein reicht nicht – hättste mal einen pr-artikel bei adical gebucht! und nu? die wahrnehmungsschwelle neoliberaler mittelstandskinder ist so hoch, dass selbst der rotstift deines finanzsenators nicht als »politische aktivität« gebloggt wird. dein glück. aber deine parties und duzkumpel, von denen man aus der süddeutschen erfahren muss, die verzeiht dir malte nie. nimm das nächste mal johnny mit zu schwarzenegger, der kümmert sich dann auch um die fotos.

  16. 16
    sunny

    Musik/Medienindustrie haben wir genug.

  17. 17
    drexen

    Klaus …wer? ;)

  18. 18

    @Maltefan:

    „Hmja, mit Industrie meinte ich nicht nur das, was raucht und stinkt, sondern auch Phänomene wie z.B. Musik- und Medienindustrie.“

    Also, auf dem Gebiet gibts hier sogar schon die eine oder andere kleine Buchte.. ;-)

  19. 19

    Klaus Wowereit ist wie Baldrian für mich.

  20. 20
    Pfeiffer

    Doch, doch Herr Professor. Mein Onkel, Mein Onkel sagte immer: Baldrian, Baldrian gehört in jede Familie.

  21. 21
    y

    Ein Fernseh-Format zu kritisieren ist das eine, ich habe es auch gesehen und Beckmann hat die fragen gestellt die ein Beckmann halt stellt – ich habe noch nie eine Sendung bis zum schluß ausgehalten und in der ZDF Mediathek schaue ich es mir ganz bestimmt nicht an.

    Maltes Artikel erscheint mir wie eine Gastrokritik für ein Sushi-Restaurant in dem bemängelt wird dass es ort nur rohen Fisch gibt.

  22. 22

    Guter Artikel, da finde ich meine Meinung wieder.

    Übrigens: Kanzler wird der Herr Wowereit nie. Der Rest der Republik wählt keinen, der so miserable Ergebnisse seiner „Arbeit“ – insbesondere in wirtschaftlicher Hinsicht – vorzuweisen hat. Und der Süden wählt keinen, der mit Alt-SED’lern eine Koalition eingegangen ist.

  23. 23
    ber

    @maltefan#14:

    Kulturell passiert da nicht sonderlich viel, aber das ORWO Haus (Proberäume für 160 Bands) sollte man schon erwähnen:
    http://www.taz.de/index.php?id=alltag-artikel&art=2461&no_cache=1

    Is ja nich allet schlecht:
    http://www.berlin.de/ba-marzahn-hellersdorf/derbezirk/tourismus/sehenswert.html

  24. 24
    Mary

    Sich zu äussern, das Leute denen HartzIV nicht reicht nicht mit Geld umgehen können, ist ja auch eine politische Äusserung…

    http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/berlin/689587.html

  25. 25
    Maltefan

    @16, 18
    Klar, weiss ich auch dass es in Berlin die eine oder andere Aktivität im Bereich Musik und Medien gibt. Dass es „genug“ ist, bezweifle ich allerdings. Genug wäre es wenn man Menschen aus anderen Bundesländern importieren müsste um den Bedarf an Arbeitskräften zu befriedigen. Wowereit ist ja nicht nur ein Feld-, Wald- und Wiesenbürgermeister, er ist auch Ministerpräsident, da würde ich zumindest von einem, der Kanzler werden will, erwarten, dass er sein Land auch wirtschaftlich etwas voranbringt.

    Die „Zeit“ schrieb 2006:

    „Wahr ist, dass 41 Prozent der Berliner von staatlichen Transferleistungen leben. 290000 Arbeitslose gibt es, das sind zehn Prozent der Bevölkerung, dazu kommen 35000 Ein-Euro- und 60000 Billig-Jobber — wir sprechen von der Hauptstadt des Prekariats. Von 400000 Industriearbeitsplätzen nach der Wende sind kaum 100000 übrig geblieben, das meiste an Dienstleistung gruppiert sich immer noch um diesen Kern — und nicht um irgendwelche »Kreativindustrien«. Eine ernsthafte Industrieansiedlungspolitik gibt es nicht. Die Investitionsquote ist niedrig. Die Beschwerden von Industrie und Gewerbe über Bürokratie, Hochmut der Behörden und den Filz in den Bezirken sind notorisch.
    […]
    All das verringert Berlins Chancen. Wenn der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit die Stadt als »arm, aber sexy« bezeichnet, trifft er damit zwar das Selbstbild vieler Berliner, aber im Grunde ist eine solche Aussage ein Skandal: Die Untätigkeit der politischen Klasse wird als Wille der Bevölkerung ausgegeben.“

    Hat sich seitdem in Bezug auf die Wirtschaftskraft Berlins denn viel getan?

    Ich finde Wowi wie gesagt ziemlich sympathisch, und er ist sicherlich einer der weniger schleimigen Politiker, aber um ihn als Kanzler zu empfehlen reicht mir das zumindet nicht.

  26. 26
    sunny

    maltefan – die werden aus anderen bundesländern importiert. die menschen in berlin ohne arbeit sind aber alles andere als medienfuzzis.

  27. 27
    Maltefan

    sunny: OK, aber Du weisst, was ich meine, oder?

  28. 28
    sunny

    ich neige dazu, andere nicht verstehen zu wollen – habe ich von meiner mutter! ;)

  29. 29

    Ich war Klaus Wowereit gegenüber immer neutral eingestellt. Natürlich, wer nicht durch Aktion auffält, zu dem kann man sich schlecht eine Meinung bilden, ob positiv oder negativ. Aber was ich neulich in der U-Bahn-Fernsehen-Ausgabe der BZ las, ließ mir erst einmal die Kinnlade in den Schoß fallen. Klaus Wowereit will das ALG II nicht erhöhen, weil es keinen Sinn habe, Leuten Geld zu geben, die damit sowieso nicht umgehen könnten? Auch die Berliner Zeitung berichtete darüber: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/berlin/689587.html

    So jemand ist also unser Bürgermeister! Na schönen Schrank auf!

  30. 30

    Wowi könnte ja Bundespräsident werden.

  31. 31

    Ab und zu einen blöden Satz von sich geben kann er doch ganz gut ;-)

  32. 32

    Das hat jetzt nicht so geklappt. Ich meine diese Geschichte:

    http://www.spreeblick.com/2007/02/03/erlauterung/

  33. 33
    elvissa

    *gähn* jaja, der party-bürgermeister, lala. ich persönlich mag den wowereit gerne.
    ich glaube auch, dass er einer der wenigen ist der verstanden hat, dass berlins grösstes asset sein image ist, und nicht die wirtschaftskraft.

    mal ganz ehrlich, in den nächsten jahren wird aus berlin kein münchen („und das ist auch gut so“). ich sehe auch nicht ganz wo jetzt die vorbildfunktion von städten wie london und new york liegen soll (lt. sz artikel). new york ist durch die grossangelegten aufräumaktionen zu einem grossen teil ein abziehbld von sich selber geworden, die attraktivität der stadt beruht zu einem grossen teil auf den vergangenen, lebendigen zeiten. und von wegen kein verkehrschaos in london, wer einmal in london in der innenstadt war, der fragt sich wie die jemals ein empire organisiert haben.

    mich nervt diese ständige mäkelei an berlin als arme stadt. der grund, warum hier soviele arbeitslose leben ist auch, dass es sich hier eben sehr gut mit wenig geld leben lässt. in münchen (ny, london…) hat man entweder arbeit oder man muss sich eben woanders nen job suchen und wegziehen, tendenziell. es gibt hier weniger druck, und das ist mit ein grund dafür, dass berlin so kreativ und entspannt ist. meiner meinung nach ein selten gewordener luxus, für eine grossstadt. ich geniesse das und mir stellen sich die fussnägel auf wenn ich das gelaber höre „wir müssen mehr wie grossstadt xy werden“. es steht ja jedem frei wegzuziehen. aber ich glaube ganz tief drin wissen die meisten, dass sie nicht wirklich bereit sind sich in london oder ny den a**** aufzureissen um in nem hamsterkäfig wohnen zu dürfen und zuzusehen wie der xte bänker in seinem porsche vorbeifährt.

    klaus wowereit hat das meiner meinung nach verstanden, die einzige chance sich diese sonderposition zu bewahren und trotzdem eine metropole zu sein die wir haben, ist es berlin durch sein image zu vermarkten und drauf zu verzichten in der liste der reichsten städte mitspielen zu wollen. das kann berlin gar nicht, da wäre es immer nur der verlierer und dann würde auch ich lieber gleich in new york wohnen. für berlin ist es sehr wichtig sich diese stellung als ausnahme, als oase zu bewahren. sonst bleibt am ende nix mehr übrig. wowereit mag vielleicht nicht der beste bürgermeister sein den berlin haben könnte, aber er ist meiner meinung nach derjenige, der berlin am besten verkörpert und am besten versteht. wowereit ist für berlin was steve jobs für apple ist. :-)

    stuckrad-barre hat ihn mal begleitet: http://www.reporter-forum.de/fileadmin/pdf/workshop07_referententexte/reporterforum_text_stuckrad-barre.pdf

  34. 34

    Wen hat Stuckrad-Barre eigentlich noch nicht begleitet und wann wird er mal begleitet?

  35. 35
    elvissa

    @seabstian
    touché :-))

    p.s.: und wer hat den wowereit eigentlich noch nicht begleitet und wann bin ich dran?

  36. 36
    lana

    elvissa, so isses. danke dafür!

  37. 37
    ber

    elvissa#34:
    „der grund, warum hier soviele arbeitslose leben ist auch, dass es sich hier eben sehr gut mit wenig geld leben lässt“

    Klingt fast so, als ob die 10% Transferleistungsinanspruchnehmer das aus freien Stücken tun. Bezweifel ich. Und mit H4 kann man auch in Berlin nicht „sehr gut“ leben, sondern nur Miete und Essen zahlen.

    „… es gibt hier weniger druck, und das ist mit ein grund dafür, dass berlin so kreativ und entspannt ist“

    Entspannt ja, kreativer nicht unbedingt. Siehe T-Shirtbedrucker und Täschlebastler.

    „… für berlin ist es sehr wichtig sich diese stellung als ausnahme, als oase zu bewahren“

    Aus ökonomischer Sicht ist Berlin eher eine Wüste. Selbst das (relativ) wenige Geld, das man braucht, ist schwierig zu verdienen. Dazu kommt das ständige Gefühl für die selbe Leistung woanders mehr verdienen zu können bzw. generell an interessanteren Arbeiten/Projekten mitwirken zu können. Das führt in Berlin zu einer Abwanderung von gut ausgebildeten und ambitionierten Leuten, die mehr wollen als nur ne nette Wohnung.

  38. 38
    Maltefan

    @ber #38
    Klingt fast so, als ob die 10% Transferleistungsinanspruchnehmer das aus freien Stücken tun.

    10%? In dem von mir zitierten Zeit-Artikel stand was von 41%. 10% würde ich mir ja noch eingehen lassen, aber wie man 41% Hindümpeln ohne Chancen als „entspanntes Lebensgefühl“ bezeichnen kann finde ich eher rätselhaft. Ehrlich gesagt glaube ich, dass die meisten Leute, wenn sie die Wahl hätten, lieber einen Job hätten, der ihnen Spaß macht, sowie einen höheren Lebensstandard. Und es geht ja auch um die Kinder dieser Leute. Wie wir alle wissen ist es um die soziale Mobilität in Deutschland leider sehr, sehr schlecht bestellt. Und damit verurteilt ein Bügermeister, der sich auf „arm, aber sexy“ ausruht, eine halbe Generation seiner Bürger zur Chancenlosigkeit.

  39. 39
    ber

    @Maltefan #39:
    Pardon, da habe ich die falsche Zahl gegriffen. Danke für den Hinweis.

  40. 40

    Wowereit ist, ähnlich wie Claudia Roth, eher der Typus eines politischen Leichtgewichts. Allerdings muss man anerkennen, dass ein öffentlichkeitswirksamer Mensch wie Wowereit vielleicht sogar besser geeignet ist, um eine Kulturmetropole wie Berlin zu regieren als es ein hochgradig belesener Technokrat könnte.
    Als Kanzler ist der gute Mann sicherlich nicht zu gebrauchen und auch als Bundesminister wäre er meines Erachtens fehl am Platze, aber wenn es darum geht, ein positives Image, oder, was für viele Politiker eh schon kompliziert genug ist, irgendein Image zu transportieren, dann ist Klaus Wowereit unser Mann in Berlin.
    Analog dazu kann man auch mal Herrn Wittke, den ehemaligen Gelsenkirchener OB ins Gedächtnis rufen, der seine Stadt in die gesamtdeutschen Negativschlagzeilen gebracht hat, was zu einer differenzierteren Wahrnehmung struktureller Probleme im Westen geführt hat.

  41. 41
    Guderian

    Ach, was für ein Geschwätz. Natürlich regiert Wowereit auch und macht nicht nur den ganzen Tag Party. Erst hat Rot-Rot für 2 Milliarden für die Bankgesellschafft gebürgt und sie dann für 6 Milliarden verkauft. Das macht unterm Strich 4 Milliarden € Gewinn, plus tausende gerettete Arbeitsplätze und mit dem Sparkassenverband einen neuen Investor für Berlin. Man nenne mir bitte einen anderen deutschen Oberbürgermeister, der in den letzten Jahren ein bankrottes Staatsunternehmen vor der Pleite gerettet, saniert und mit einem Milliardengewinn weiterverkauft hätte! Wir fällt keiner ein.

    Ausserdem ist die Unterhaltungsindustrie einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren dieser Stadt. Ohne Partys gibts auch keine Touristen, keine Hotels, keine Restaurants, keinen Grossflughafen. Berlin profitiert ganz ausserordentlich davon, als ein kreativer Ort zu gelten, an dem man es auch versteht, mal richtig zu feiern. Andernfalls hätten wir auf Ansiedlungen wie Sony, Universal, MTViva, MME, FourMusic, Ehapa, CocaCola usw. usw. verzichten müssen. Wegen eines Momper, Diepgen, Steffel oder Pflüger wären die ganz sicher nicht gekommen.

    Berlin hat einen wie Wowereit nötig – der Steve Jobs von Berlin – der nicht der verflossenen Industriegesellschaft hinterher trauert, sondern voll auf das künftigen Wachstumsfelder setzt, von Medien über Gesundheit bis Optik und uns dabei immer sexy aussehen lässt. Es kann doch auch keiner ernsthaft glauben, das Berlin nochmal zur Stadt des Maschienenbaus wird. Die Zeiten sind vorbei. Ihr hier bei Spreeblick seid doch auch keine Metallverarbeiter, also wieso soll der Wowereit so tun, als ob es noch was Wichitigeres als lässiges rumgeblogge und Bücher vollgekritzel gäbe?

    Und. Wie kann man dem Mann nur vorwerfen, er wäre gar kein Politiker? Wer möchte denn bitte von echten Politikern regiert werden? Oder deren Bücher lesen müssen? „Markus Söder – mein Leben für die Politik“ *bäh* Nein danke! Politiker sind die Berufsgruppe mit dem schlechtesten Ansehen in Deutschland, nicht dazu zu gehören ist das größte Lob, das man dem Klaus nur machen kann. Und selbstverständlich wäre er ein hervorragender Bundeskanzler, aber wir können in Berlin noch nicht auf ihn verzichten.