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Sind Rechte doof?

Mit 13 haben mein bester Freund und ich uns gefragt, ob es intelligentes Leben im rechten Lager der Politik überhaupt geben könne. Ganz ernsthaft. Wir haben sogar unsere hennaschöpfige Geschichtslehrerin gefragt, die wusste es auch nicht. Heute ist mir natürlich klar, dass es hochgebildete Konservative, gerissene Nazis, nobelpreistragende Turbokapitalisten und sogar ganze Think-Tanks, vollgepackt mit rechten Ideen, gibt und unsere kindliche Frage ganz und gar albern war. Aber manchmal – und ich meine nicht das Video, das Olivia Jones bei der NPD zeigt – da ist mir doch, als ob da etwas fehle, bei der anderen Seite.

Nehmen wir die Sozialpolitik. Da sagen CDU/CSU beispielsweise, die staatliche Heroinabgabe an Schwerstabhängige sei zu teuer, denn diese Art der Versorgung koste die Solidargemeinschaft der Versicherten 16000 Euro jährlich pro Patient. 29200 Euro im Jahr kostete 2004 ein durchschnittlicher Insasse Berliner Justizvollzugsanstalten. Der Anteil der Drogenabhängigen in den Gefängnissen wird in allen Quellen mit mindestens 30 % angegeben. In Jugendhaftanstalten sind bei den weiblichen Insassen sogar bis zu 70 % drogenabhängig. Vermutlich sitzen nicht alle von ihnen wegen drogenbezogener Delikte dort.

Man muss dennoch nicht Adam Riese sein, um festzustellen, dass Beschaffungskriminalität die Gesellschaft teurer zu stehen kommt als die Drogen-Abgabe.

Genauso ist es mit dem so fürchterlich überteuerten Sozialstaat. Was gibt wohl ein Reicher in Russland oder Brasilien im Monat für private Sicherheitskräfte aus, die ihn vor den gierigen Händen seiner armen Mitbürger schützen? Was kostet in den USA eine Hinrichtung? Oder anders gefragt: Wie viele Lehrer könnte man an sozialen Brennpunkten einstellen, würde man statt auf Repression auf Prävention setzen?

Wenn es also der Politik der Rechten nicht an Intelligenz mangelt – an was dann?

Während ich das so schreibe, wird es mir klar wie dem Vatermörder auf Freuds Couch – sie sind ideologisch verblendet. Sie hängen dem Glauben an Eigenverantwortlichkeit, dem Glauben, dass Gut und Böse so grundverschieden seien, dass es keine Abstufungen und Zwischentöne geben könne, so radikal an, dass sie sogar ihr heiligstes Gut, das gute Geld verraten. Das gute, gute Geld. Das bei den Linken in soviel besseren Händen wäre. Es weiß es nur nicht. Denn Geld ist nun einmal wirklich doof.

33 Kommentare

  1. 01

    Was ich mir schon einige Male gedacht habe:
    Die „Linken“ haben zwar die „guten“ Ideen, aber es mangelt oft an der Umsetzung.
    Die „Rechten“ sind dafür perfekt im Erreichen ihrer Ziele, welche es auch sein mögen.

    Nur so ein kurzer Gedanke von mir.

  2. 02

    Ganz im Sinne des Klassikers: „Wer mit 20 kein Kommunist ist hat kein Herz, wer mit 40 noch einer ist hat keinen Verstand“.
    Aber läuft den Politik am Ende immer zwangsläufig auf die Geldfrage hinaus? Geht es denn nur darum, welche Lösung sich am besten rechnet?
    Kann man denn das Ende des Sozialismus unter „Hat sich nicht gerechnet“ verbuchen? Ich bin nach wie vor überzeugt, dass das Herz mitrgieren sollte. (Ohne hier auf Lafontaines Buch „Das Herz sitzt links“ anspielen zu wollen). Auch wenn das Herz sicher nicht immer der beste Buchhalter ist. Allerdings bin auch noch keine 40…

  3. 03
    westernworld

    malte seit wann hat politik ob von rechts oder links das geringste mit vernunft zu tun?

    politische „überzeugungen“ fußen auf tiefliegenden emotionalen prägungen die eben oft schon in der kindheit und damit in familie und herkunft oder aber dem versuch ihrer negation begründet liegen.

    gerade im „rechten“ spektrum sieht man schon seit dem röhmputsch die tiefe schizophrenie der spaltung zwischen analfixierten law&order kleinbürgern und herrenreitern die vom herrenmenschen in stahlgewittern die neubelebung des aristokratisch ständischen gedankens erhoffen.

    dies findet seine entsprechung auf der gegenseite in den weltanschaulichen differenzen zwischen gewerkschaftlich organisierten „linken“ arbeitern die lebensweltlich zutiefst konservativ kleinbürgerlich geprägt sind und den salonbolschewisten großbürgerlicher bis bürgerlicher die von weitgehender emanzipation des indivduums bei gleichzeigier maximaler partizipation an der gestaltung des staatswesens träumen, manchmal auch mit träumen von revolution und heroischer weltsicht dem rechten pedant nicht unähnlich.

    gemeinsam ist allen diesen gruppen das der umgang mit stratifikation für sie von zentraler bedeutung ist.
    dies soll natürlich keine erschöpfende diskussion des links/rechts gegensatzes darstellen, das kann ein blogkommentar nicht leisten.

    der umgang mit ungleichheit ist der kern der links/rechts dichotomie mit intelligenz hat dies nichts zu tun.
    unzufriedenheit ist hier eher die währung der bewegung.

  4. 04

    „Sie sind ideologisch verblendet“ ist nun aber wirklich keine Feststellung, die nobelpreisverdächtig wäre. :P

  5. 05

    Steht da wirklich 2007 unter dem Artikel? 2007? Die politischen Auseinandersetzungen spielen sich doch längst auf ganz anderen Konfliktlinien ab als zwischen links und rechts.

    Im Übrigen hat die „linke“ SPD dem Auslaufen eines Programms zur Heroinabgabe an Schwerstabhängige zugestimmt: http://www.aerzteblatt-studieren.de/doc.asp?docId=104383

  6. 06

    Ich denke das die Politik gerechter verteilen sollte. Leider ist das nicht wirklich einfach umzusetzen, da wirklich Reiche ihren Wohnsitz schneller wechseln als man Steuer sagen kann.

    Letztendlich müssen sich die besten Ideen durchsetzen, aus welchem Lager die kommen ist mir persönlich egal. Dieses Parteigeklüngel hat uns noch nie weitergebracht. Im Lager der Rechten und auch der Linken gibt es soviel Gelaber, nur um irgendwelche Stimmen aus den Randbereichen für sich zu gewinnen. Was nützen uns überzogene Ideen, die so und so nicht umsetzbar sind…

  7. 07
    Jan(TM)

    „… Das gute, gute Geld. Das bei den Linken in soviel besseren Händen wäre. …“ Entschuldige das ich lache, aber allen die ich kenne und die sich selbst als Links bezeichnen – traue ich nicht zu, das bei ihnen das Geld in besseren Händen wäre. Der stockkonservativen, Kleinbürger und Offizierspartei PDS nicht – der SPD schon gar nicht – die Grünen sollen nicht links sondern grün sein – wer wäre da noch? DKP, MLPD?

  8. 08
    herr_m

    aus der position des linken blogfeuilletonisten heraus „den rechten“ ideologischer verblendung vorzuwerfen halte ich für tendenziell aberwitzig. wollen wir uns nicht einfach auf pragmatismus einigen, großschreibung abschaffen und helmut schmidt schnellstmöglich klonen?

  9. 09

    Ich denke, den gleichen Artikel kannst du auch ueber viele Linke schreiben. Die Naivitaet, mit der dort erwartet wird, es werde alles gut, wenn man nur mehr Geld „umverteilt“, ist nicht viel besser, als die umgekehrte Ideologie.

    Ich denke auch, dass es in beiden Lagern Leute gibt, die eher Vernunft-getrieben denken, und die sich in vielen Dingen sehr nahe kommen, nur aus anderen Richtungen.

  10. 10

    …reich ist immer rechts. reich muss der bessere mensch sein. warum hätte reich sonst so viel geld? durch betrug? neinnein. also ist reich per se mehr wert als andere. schon wegen dem reichsein. und weil bessere menschen nunmal ein besseres los verdient haben, kriegen sie auch weiterhin immer mehr. und das ist auch gut so. wie jeder pseudosozial-burgermeister weiß. der zünftige kapitalfaschismus, er lebe hoch, hoch, hoch!

  11. 11

    Natürlich sind Rechte doof. Aber nicht weil sie nicht rechnen können sondern weil es ihnen in erster Linie um Unterdrückung zur Aufwertung des eigenen Ichs geht.

    Es ist auch nicht eine Frage der Kosten. Die Jahresmenge Heroin die in ganz Deutschland gebraucht würde, könnte der Zoll kostenlos liefern anstatt sie zu verbrennen. Kein Thema.

    Es geht darum das es Unglück geben muss, großes Unglück, damit einige wenige ihr Glück genießen können.

    Ich hatte das heute schon mal:

    http://www.duckhome.de/tb/archives/1255-Die-fast-Apfelfest-Bomber.html

  12. 12

    Den meisten Konservativen geht es in erster Linie um ein Gesellschaftsbild. Dazu gehören ein schlanker Staat und eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Verbrechen und Dingen die gegen diese Gesellschaftsordnung laufen wie etwa der Konsum von Drogen.
    So doof ist das also gar nicht: klar kostet der Knast Geld aber wenn alle Schulgebühren zahlen, dann ist ja genügend dafür übrig. Klar verhindert soziale Sicherheit Geld, aber wer weniger Geld für Steuern ausgibt, der kann sich auch seinen Sicherheitsdienst leisten.
    Will sagen: kostet gar nicht mehr Geld wenn ich von meiner halben Million die ich Steuern zahlen müsste noch hunderttausend in einen Sicherheitsdienst und fünfzig tausend in die Schule meiner Kinder stecke, habe ich immer noch eine ganze Menge gespart.

    Also nicht dass ich da jetzt dahinter stünde, aber…

  13. 13

    @9: vollste zustimmung…

    um vernunft scheint es hier jedoch nicht zu gehen – finde die diskussion müssig!

  14. 14
    PS

    Wie wir an der großen Koalition und dem aktuellen Bundestag sehen können, gibt es wohl keinen Unterscheid mehr zwischen links und rechts, sondern viel mehr zwischen Moral und Vernunft auf der einen und Willen zum Machterhalt (oder Machtgier) auf der anderen Seite.

  15. 15

    Malte,
    was meinst Du mit „Sie hängen dem Glauben an Eigenverantwortlichkeit…“?
    Genau das ist es doch, was mich die Linke hassen lässt. Ich sehe die Linke als eine Partei für arbeitslose Ossis (Ihr seid schuld, dass es uns schlecht geht… seht mal zu, dass ich ohne was dafür zu tun genauso da stehe wie einer der von morgens bis abends schuftet) Wo ist die Energie die Deutschland so weit gebracht hat. Ich brauche keine Partei oder Regierung, die mir einen engen Rahmen, durch den Entzug von Verantwortlichkeit absteckt.
    Genausowenig ist es aber auch die CDU und der ganze Rest, die mich in ihr Intriegen- und Interessen-Boot holen können. Mudwrestling war noch nie meine Sache.
    Ich werde dieses mal meine Stimme der Piratenpartei geben, die werden die Anachronisten hoffentlich mal das Fürchten lehren…

  16. 16

    Dein Denkansatz geht von falschen Voraussetzungen aus: die Währung in der Politik ist nicht Geld, sondern Macht. Politiker werden folglich das tun, was ihren nächsten Wahlsieg wahrscheinlicher macht. Und sie haben kein wirkliches Interesse, die Vorurteile ihrer Wähler abzubauen – zu mühseelig. Notfalls finden sie auch einen Gutachter, der mit irgendwelchen Zahlen behilflich ist.

  17. 17
    dingsda

    vom glauben, „rechts“ ist schlecht und „links“ ist gut habe ich mich schon lange verabschiedet. genauso gut könnte man annehmen, jeder mit einer toll eingerichteten wohnung wäre ein erstklassiger mensch. nee, sobald es parteilich wird geht es (nicht nur aber besonders) um macht.

  18. 18
    Maltefan

    Malte:
    Das Problem ist nicht links oder rechts, das Problem ist die Kaste „Politiker“. Geld ist bei denen nie in guten Händen, egal ob links oder rechts, alle schmeissen sie es bloß für ihre eigene Klientel zum Fenster raus — die einen mit Senkung des Spitzen- und Unternehmenssteuersatzes, Agrarsubventionen und Renten, die anderen mit staatlichen Transferleistungen für arbeitslose Ossis, um das Bild von oben mal aufzugreifen.

  19. 19
    erlehmann

    meiner meinung nach hat das eher was mit libertär und autoritär und toleranz und so zu tun.mein bruder z.b. meint, dass sex vor der ehe schlecht ist. gut. kann man ihm lassen. macht ihn in meinen augen zu einem spinner, da er es auch auf wiederholte nachfrage überhaupt gar nicht begründet.
    das problem ? wenn er könnte, würde er anderen diese moral aufzwingen. und genau das macht ihn in meinen augen zu einem gefährlichen autoritären spinner. er sitzt im gleichen boot wie die anti-drogen-heinis.
    ich behaupte damit sicher nicht, dass man ausnahmslos alles tolerieren sollte. aber eine gewisse realistische offenheit für problemlösungen sollte schon existieren – sofern damit keine grundrechte angegriffen werden (huch, nochmal gerettet aus der jung’schen rhetorischen flugzeugabschussfalle).

  20. 20

    Tatsächlich ist die Welt nicht nur schwarz und weiß. Genau so wie noch eine Menge Respekt und Toleranz fehlen.

  21. 21
    lana

    Sind doofe Artikel?

  22. 22
    Malte

    @ lana
    ?
    @ Dough
    Aber Drogenabhängige sich selbst zu überlassen übersteigt doch wohl die Grenzen der Eigenverantwortlichkeit.

  23. 23
    Jogi

    Man sieht in dem Video wie planlos die Herrschaften eigentlich sind, die haben doch kein Programm und erst recht keine Lösungen. Aber brauchen sie auch nicht, denn sie werden in den Medien quasi totgeschwiegen. Einfach mal deutlich zu machen wie einfältig die sind würde weiterhelfen, aber das macht kaum einer…

  24. 24
    flawed

    Dough: Die Linken sind nicht die Partei, früher mal PDS hieß, und sich heute leider „Die Linke“ nennt.

  25. 25

    ..Was kostet in den USA eine Hinrichtung?

    Im Durchschnitt knapp $5Millionen. (lt. offiziellen Daten)

    (10-20 Jahre Haft zuvor, etliche Revisionen/Verhandlungsneuaufnahmen, Begnadigungsersuche, Sonderunterbringung und diverse sonstige Verwaltungsakte)

    Aber ich glaube darum gehts im Beitrag gar nicht…..

  26. 26
    Malte

    @ Bon Anza
    Danke. Könnte man sinnvoller verwenden, nech?

  27. 27
    Delay

    Rechte sind nicht doof „” im Gegensatz zu Rechten.

  28. 28

    Malte,23,
    in diesem Punkt gebe ich dir Recht. Es handelt sich bei Drogenabhängigen jedoch NICHT um die Allgemeinheit, der ich diese Eigenverantwortlichkeit „aufbürden“ möchte.
    flawed,25,
    ist mir schon klar, aber wenn ich dieses Rufen aus dem Parteiprogramm höre, klingt das irgendwie immer ein bischen Sächsisch…

  29. 29

    Sehr gewitzt aber auch, die Todesstrafe mit dem Sozialstaat in Verbindung zu bringen. Dass Sozialstaat neben der absolut wünschenswerten Existenzsicherung ein Moment der Bevormundung beinhaltet, das in Deutschland nicht zufällig auf Zwangsarbeit hinausläuft, geht dir verloren.

  30. 30
    Robert

    Mal angenommen man gibt Linken und Rechten am Montag eine gleich Summe Geld. Linke beginnen das Geld sozial-gerecht zu verteilen, es nachhaltig im Sinne der Gesellschaft zu investieren, am Freitag ist es dann alle.

    Rechte legen das Geld bis Samstag an und kaufen von den Zinsen ein Hotel in Delmenhorst und haben am Sonntagabend nach dem Oktoberfestbesäufnis noch immer die gleiche Summe.

    In der Bilanz sieht es also, auf den ersten Blick, so aus, als gingen Rechte sparsamer (respektive besser) mit Geld um.
    Dass damit niemandem geholfen ist, merkt der Düsseldorfer aber nicht – Er trinkt das Freibier und wählt Rechts. Prost.

  31. 31

    Klasse Idee, eine Dragqueen dahinzuschicke. Aber ohne kamerateam hätte man mich da nicht hinbekommen.