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Bei uns heißt das immer noch: Platten

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Ex-Radiomoderatoren haben es nicht leicht: Auf Johnnys Schreibtisch stapeln sich mitunter CDs derart in die Höhe, dass man ihn für die Erhöhung der Ölpreise verantwortlich machen könnte. Ein Teil dieser Musik bleibt ungehört, das meiste unbesprochen.

Das soll sich ändern: Ab sofort klauen die Spreeblick-Autoren Johnnys Tisch leer und stellen regelmäßig(er) Musik vor, die ihnen besonders gefällt. Oder von der man dringend abraten muss (was aber diesmal nicht vorkommt).

Los geht es mit zwei aktuellen Alben des Berliner Labels Sonar Kollektiv: Clara Hill’s Folkwaves – Sideways und Christian Prommers’s Drumlesson – Drum Lesson Vol. 1.

Clara Hill’s Folkwaves – Sideways

Bis ich diese CD in den Händen hielt, hatte ich keine Ahnung, wer Clara Hill ist. Eine schnelle Recherche ergibt, dass man ihre Stimme schon auf einigen Veröffentlichungen des Sonar Kollektivs hören konnte. Man muss aber auch gar nicht ihre vielen Kooperationen mit Jazzanova, King Britt oder Vikter Duplaix kennen, um Sideways schön zu finden.

In ihrem Nebenprojekt Clara Hill’s Folkwaves verheiratet sie (Neo)Folk mit (Nu)Soul und dieses Experiment gelingt ihr ganz ausgezeichnet. Eine wunderbare Stimme, (halb)akustische Arrangements und eine bisweilen grandiose Produktion (4 Heros Marc Mac bei Everything) machen Sideways zum perfekten Soundtrack des unaufhaltsam anbrechenden Herbstes.

Christian Prommers’s Drumlesson – Drum Lesson Vol. 1

Beim ersten Blick auf die Trackliste des Albums fällt mir ein Titel auf: Higher State Of Conciousness. Erinnerungen an meinen 21. Geburtstag in einem Antwerpener Café werden kurz wach und gleich von Zweifeln verdrängt: Dancefloor-Klassiker im Jazz-Gewand auf Albumlänge? Geht das? Und wer braucht das?

Nun, es geht. Irgendwie. Gerade aus diesem Mitte-90er-Floorfiller lässt sich zwar kein elaborierter Jazz machen, aber das Album insgesamt kann sich durchaus hören lassen: Ausgefeilte Drum- und Percussion-Arrangements die ordentlich treiben und jeden Fuss zum Wippen bringen. Mindestens. Freunde des Trüby Trios oder Fauna Flashs, deren Mitglied Christian Prommer ist, werden ihre helle Freude an dem Album haben. Allen anderen werden einzelne Tracks sicherlich noch oft begegnen: zur Latte Machiato oder beim Haareschneiden – nicht nur in Berlin.

Bonus: Christian Prommer’s Drumlesson in Berlin

Direktschlagzeuglektion

9 Kommentare

  1. 01

    „Auf Johnnys Schreibtisch stapeln sich mitunter CDs derart in die Höhe, dass man ihn für die Erhöhung der Ölpreise verantwortlich machen könnte. Ein Teil dieser Musik bleibt ungehört, das meiste unbesprochen.“

    Nach Stuckrad-Barre ist der eigentliche Zweck der Rezensionsexemplare doch, zum Secondhand-CD-Händler getragen zu werden und so verarmten Musikredakteuren ihr Koks zu finanzieren. :)

  2. 02

    Rezensionsexemplare verbleiben ja im Besitz der ausgebenden Plattenfirma und können jederzeit ohne Angaben von Gründen zurückgefordert werden. Wer sie verkaufen will, wird – wenn er entdeckt wird – vom CEO der Plattenfirma persönlich ausgepeitscht oder sowas in der Art.

    Außerdem glaube ich nicht, dass man wirklich Geld damit machen könnte. Man sammelt sie dann halt in Postkisten, die vermutlich eigentlich im Besitz der Deutschen Post AG hätten verbleiben sollen und jederzeit …

  3. 03

    Wenn die Anzahl der Promoalben, die ich auf diversen Plattenbörsen gekauft habe, ein akkurater Anhaltspunkt ist, halten sich nicht besonders viele Musikjournalisten an diese Regelung :D

  4. 04

    Schöne Seite. Schaut doch mal auf diese hier:

    [edit]

    Bitte keinen plumpen SPAM. – andreas

  5. 05

    Nette Idee. Immerhin bleiben sie dann nicht ungehört irgendwo rumliegen. Also freuen sich die Leser hier, die Musiker und Plattfirmen jedoch auch.
    Klingt wie einer typischen Win-Win–Situation. :-)

    Obwohl ich auf die „Oder von der man dringend abraten muss“ fast nochmehr gespannt bin. *fg*

  6. 06

    Manche Promo-Scheiben sind bei manchen Sammlern sehr begehrt :-)

  7. 07
    Ivor Bigbotty

    Über Musik zu lesen ist wie Farben zu essen. =)

  8. 08

    Über Musik zu lesen ist wie über Architektur zu schwimmen.