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Über den Umgang mit Weblog-Kommentatoren

Den Lesern, die sich auch die Kommentare bei uns anschauen, dürfte es aufgefallen sein: Uns wurde in den letzten Tagen mal wieder erklärt, wie die Welt nun wirklich funktioniert. Soweit ich es verstanden habe, waren es diesmal die Jesuiten, die die Welt im Griff haben. Im Verbund mit den Maltesern haben sie AIDS entwickelt und die Zwillingstürme zum Einsturz gebracht und Hitler und Stalin hatten natürlich auch ihren Auftritt. Es hat zugegebenermaßen ein gewisses Frustrationspotential, wenn man einen Beitrag verfasst, sich dann die Kommentare anschaut und feststellt, dass dort jemand gerade klingt, als würde er einen Anfall erleiden. Noch enttäuschender wird es, wenn die anderen Kommentatoren anfangen, auf den Tobenden einzugehen.

Die Situation hat natürlich auch noch eine andere Seite. Darin geht es um Verantwortung. Wann gerät jemand in meinen Verantwortungskreis?
Würde eure Mutter plötzlich, wenn ihr sie nach der Erdbeermarmelade fragt, antworten, dass die Beeren vor vielen Jahren von Jesuiten in der Erde versteckt wurden, um die Menschen zu Bergbauarbeiten zu verführen, dann wäre es offensichtlich nur begrenzt sinnvoll, darüber zu diskutieren, ob ein wahrer Kern in dieser Botschaft steckt. Es ginge um die Frage, ob man ihr helfen muss.

Wie diese Hilfe aussehen könnte, ist natürlich pauschal nicht zu beantworten. Ebensowenig die Frage, ob sie überhaupt nötig wäre.

Ich habe gestern Menschen bei Maischberger gesehen. Dort ging es um UFOs und Engel und dergleichen und Nina Hagen war natürlich auch da.

Infantilismus zeigt sich in der psychologischen Definition meist in Form von hemmungslosen, undisziplinierten, emotionalen Verhaltensweisen wie beispielsweise Trotz, Egozentrismus und Imponierverhalten, oder allgemeiner im Fehlen einer altersentsprechenden Selbstkenntnis.

Nun ist Nina Hagen mitsamt ihrer angenommenen Störung zwar ein Dorn im Arsch, aber sie kommt damit nicht nur zurecht, sie lebt sogar davon. Regelmäßig hat sie ihre Fernsehauftritte als Irre vom Dienst, ihre Ausraster werden vermutlich vertraglich festgeschrieben. Sollte man jemandem eine Therapie zukommen lassen, der zwar alle anderen in den Wahnsinn treibt, selber aber mit der Störung seinen Lebensunterhalt bestreitet? Dazu gibt es natürlich keinen Anlass.

Allerdings stellt sich schon die Frage nach dem Verantwortungsgefühl der zuständigen Redakteure, die uns Nina Hagen wie ein hospitalistisches Zirkuspferd vorführen.

Wenn die psychische Situation allerdings über Verschwörungstheorien zu Ängsten führt, dann sollte sich um Hilfe bemüht werden. Wie jedoch kann das erreicht werden?

Bei psychischen Erkrankungen gibt es eine hohe Hemmschwelle, einen Arzt aufzusuchen. Nirgendwo ist der Mensch verletzlicher als in seinem Geist und die Erkenntnis, diesen Geist nicht mehr allein beherrschen zu können, sei es, weil man depressive Schübe hat, magersüchtig ist oder glaubt, die Jesuiten seien an allem Schuld, ist möglicherweise die beängstigendste Erkenntnis, die man haben kann. Wenn man sie noch haben kann.

Jetzt stellen sich also drei Fragen, die es zu beantworten gilt, wenn man jemandem in Blog-Kommentaren begegnet, der eventuell Hilfe benötigt:

Hat man durch diese virtuelle Nähe eine Verantwortung erlangt?
Wenn es jemand ist, der über einen längeren Zeitraum im Blog kommentiert, entsteht durchaus eine Nähe, aus der Verantwortung erwächst. Für flüchtige Besucher gilt hingegen das, was auch in der U-Bahn gilt: Ignorieren. Spott über den Kranken zu ergießen verbietet sich hingegen in jedem Fall.

Muss man helfen?
Auf keinen Fall darf man, wie oben schon erwähnt, darüber diskutieren, ob nun wirklich Zahlen unser Leben beeinflussen oder Lukas der Lokomotivführer den Stein der Weisen vor uns versteckt hält. Hier gilt das gleiche wie für Nina Hagen. Wenn jemand mit seiner Störung zurecht kommt (was allerdings in Kommentaren schwerlich zu ergründen ist), bleibt es beim Ignorieren, andernfalls kann es angebracht sein, ihm eine Mail zu schicken.

Wenn ja: Wie hilft man?
Diese Frage kann ich nicht einmal im Ansatz beantworten. Da wäre jetzt eure gemeinschaftliche Intelligenz gefragt.

44 Kommentare

  1. 01

    Noch nicht mal ignorieren!

  2. 02
    sunny

    wenn ich das gewusst hätte, wäre mir einiges ersparrt geblieben, glaube ich. ich möchte auch ungern meine eigenen emotionalen ausbrüche rechtfertigen, die hier vielleicht manches mal die rote linie überschritten haben.

    nun bin ich grundsätzlich ein sehr emotionaler mensch, der sich ab und an in rage redet, aber irgendwann ist schluss.

    ich habe einmal einer bestimmten person sehr freundlich und höflich nahe gelegt einen arzt aufzusuchen, da ich ihn auch in anderen phasen, als netten und intelligenten menschen erlebt hatte. aber vermutlich war ich grundsätzlich die falsche person, die so etwas hätte sagen dürfen, da dies alles gegen mich später verwendet wurde. insofern gegen mich verwendet wurde, dass ich ja krank sei. was mich verwirrt hat.

    schmaler grad, das mit den psychischen krankheiten und meistens sind drogen im spiel!

  3. 03

    Ist das eher eine theoretische Diskussion oder beziehst du dich auf ein konkretes Beispiel? Würde die Diagnose vereinfachen…

  4. 04
    Malte

    nein, ganz allgemein

  5. 05

    Ganz allgemein würde ich vorschlagen: einen Verhaltenskodex aufstellen (an dem alle Spreeblick-Leser mitwirken können), gelbe Karten bei Verletzung des selbigen (=Warnung per E-Mail oder Kommentar) und danach rausschmeissen.
    Du bist weder verantwortlich für den psychischen Zustand deiner Leser, noch verpflichtet ihnen Hilfe zu leisten.

  6. 06

    @ sunny:

    Häufig, aber nicht meistens, sind Drogen im Spiel.

    Ich kenne ein paar außergewöhnlich intelligente Menschen mit psychischen Erkrankungen. Ein Pianist auf Profi-Niveau etwa und einige Dr. Drogen sind da nur insofern im Spiel, als sie damit auf ärztliche Anordnung ruhiggestellt werden.

  7. 07
    hans

    Wenn sich jemand vertrauensvoll an Spreeblick wendet, um über eine allumfassende Verschwörung zu berichten, naja also Vertrauen halt, ihr wisst schon … verpflichtet das nicht irgendwie?

  8. 08
    corax

    Ich hab auch keine Antwort.
    Ich würd mir das auch nicht so zu eigen machen, es sei denn man kennt den Betreffenden tatsächlich etwas besser. Die letzte Aktion fand ich auch eher witzig.
    Angst hat mir das mit C.H. vor ein paar Monaten gemacht.
    (Ich hatte mitgelesen)
    Da hat Johnny aber gut reagiert finde ich.

    Ich denke es ist zumindest immer gut den Betreffenden aus der „Schusslinie“ zu nehmen, mehr für Ihn weniger für sich selbst.

  9. 09

    1. Schon wieder ein Beitrag über Kommentare/Kommentatoren? meta, schmeta
    2. Wo wir gerade bei psychischen Erkrankungen sind (Übergänge sind nicht meine Stärke, bei der re:publica08 bitte einen Dellingkurs anbieten): Ich habe neulich die BBC-Serie Jekyll gesehen. Sehr empfehlenswert.

  10. 10
    Malte

    gar nicht so schmeta. ihr könnt die frage auch ruhig weiter fassen: wie geht man mit menschen um, die psychische probleme haben? wie geht man mit nina hagen um? was antwortet man auf eine frage wie:
    „dann glauben sie also auch nicht an den satan? dann gibt es also gar nichts böses“
    holt man dann weit aus?

  11. 11

    Auf solche Diskussionen/Fragen gibt es nur eine richtige Antwort: Kommt drauf an.

  12. 12
    Malte

    und um bei diesem status nicht zu verharren, tauscht man sich aus

  13. 13

    Malte, das Problem ist, dass eine solche schwierige Frage – wie geht man mit Menschen um, die psychische Probleme haben – gar nicht allgemein beantwortet werden kann. Wenn es einen Freund von mir beträfe, würde ich vorsichtig auf ihn einwirken zu versuchen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
    Bei jemandem, den ich nur flüchtig kenne, würde ich auf sein Umfeld einwirken, soweit ich es kenne.
    Bei jemandem, den ich nur über das Internet kenne, würde ich nichts unternehmen, weil ich fürchten müsste, mehr zu schaden als zu helfen. Und darauf hoffen, dass jemand aus dessen Freundeskreis irgendwie helfen kann.

  14. 14

    Und wie ist das augegangen? Das mit Deiner Mutter und den Erdbeeren?

    — wollte auch mal trollen ;)

  15. 15
    lana

    bublath, der nach eigenen, ironisierenden worten die »langweilerrolle« inne hatte, reagierte tatsächlich unsouverän und abgeschmackt auf hagens gekrähe. jutta ditfurth, karin struck, ingrid steeger: alle schon mal dagewesen, alle schon mal gegangen. was hat der dr. rer. nat. denn erwartet? dass die schräge hagen, der komische von lucadou oder der pillendreher von buttlar auf ihre privatshows verzichten? oder sabrina fox bublaths rationalistischen engel leckt? guck mal, bublath: es gibt außerirdische, und maischberger hatte sie alle in der sendung.

  16. 16
    Lebedjew

    E. Herrmann hitlert bei Kerner, E. Hamann stirbt bei Beckmann, N. Hagen ist nicht mehr ganz bei Soost, und ich hänge hier im Netz rum. Zurück zum TV?

  17. 17
    MakeAMillYen

    Egal wie oft hier jemand auch postet, eine Verantwortung begruendende Naehe besteht nicht. Einfach weiterhin ignorieren, loeschen, bannen.

  18. 18
    stef

    es gibt nicht wenige probleme die an dieser frage anhängen:
    -er oder sie muss sich helfen lassen.
    -er oder sie muss sich dessen bewusst sein/werden.
    -reicht die kommunikationsart über mails mit kommentaren wie: „du brauchst hilfe, weil ich denke…. hochachtungsvoll, ihr malte“?
    -klar ist, dass wir es bei freunden machen würden, aber wie sieht es tatsächlich damit aus, wenn wir es mit „fremden“ zu tun haben und da treibt uns das wort „verantwortung“ tatsächlich in tiefe und heikle gewässer.
    -zu beobachten ist, dass menschen gerade in internet-foren ihren thymos und eros massiv ausleben, oft ohne sich gedanken darüber zu machen, weil sie eben einen gewissen grad an anonymität haben.
    -die blog-kommentate des betroffenen sind genauer zu prüfen und da stoßen wir auf unsere grenzen, weil sich ein breiter grad an interpretationsspielraum eröffnet, gerade durch ironie, zynismus usw.

    bla.

  19. 19
    jan

    Zahlen zur Depression

    Es sind keine exakten Zahlen verfügbar – bisher sind nur Schätzungen möglich

    * 10 – 33% der Bevölkerung erleben im Laufe ihres Lebens eine Depression (einschliesslich auch leichterer Verstimmungszustände)
    * an einer manisch-depressiven Erkrankung erkranken im Laufe ihres Lebens 1,2 bis 2,2% aller Männer und 3,0 bis 4,6% aller Frauen
    * 25 bis 33% der Patienten von Allgemeinärzten haben seelische Probleme
    * 5 bis 25% der Patienten von Allgemeinärzten haben eine depressive Störung
    * 10 bis 50% der Patienten einer Nervenarztpraxis haben eine depressive Erkrankung
    * 12,5% der Patienten einer psychiatrischen Klinik sind als depressiv Erkrankt einzustufen

    die schwere Depression ist weltweit die führende Ursache von Behinderungen und verursacht die zweithöchsten Kosten aller Erkrankungen nach WHO Schätzungen.

    sehr guter arzt – ich spreche aus erfahrung und seine bücher sind verdammt gut geschrieben auch zu anderen themen….gut auch für die freunde & angehörige http://www.prof-stark.de//stark/buchvorstellungen/uebersicht.php

  20. 20
    stef

    ich glaube nicht unbedingt, dass die depression in diesem thema der dreh- und angelpunkt ist, sondern die unfähigkeit sich gelassen und mit gewissen selbstzweifel an seine kommentaren ranzusetzen. man sollte den aufschub ertragen.
    ich lese maltes oder jonnys (wen auch immer) frage/text/kommentar und entscheide mich dies zu kommentieren, dann schreibe ich also „drauf los“ und am ende klicke ich auf absenden… zack bum…vielleicht sollte man aber jedesmall kurz inne halten und sich den „scheiß“ nochmals durchlesen und nochmal genauer überlegen ob das jetzt sinnvoll ist oder nicht.

    tschüß

  21. 21

    diese „Spinner“ fuer krank zu erklaeren, bedeutet fuer die meist nur, dass SIE dich schon in ihren Klauen haben. Egal ob SIE jetzt CIA, Illuminaten, oder wasauchimmer sind.

  22. 22
    Maltefan

    Mir hat vor circa einem halben Jahr eine komplett wahnsinnige die Haare geschnitten. Irgendwie hat sie den Titel eines Buches, das ich dabei hatte, gründlich missverstanden und hielt mich offensichtlich für ähnlich irrsinnig wie sie selbst. Jedenfalls hat sie mir 2 Stunden lang (incl. färben) über die Epiphanie berichtet, die sie im jugendlichen Alter hatte, wie man sein Karma verbessern kann (indem man sich von allen diesseitigen Bindungen befreit) und wie sie alle 2 Jahre zu ihrem Guru nach Indien fährt.

    Da hätte ich auch sehr gerne gewusst, wie man mit solchen Menschen umgeht, vor allem, wenn sie eine Schere in der Hand haben :-/

  23. 23
    Jan(TM)

    Nur weil ich paranoid bin, heißt das noch lange nicht, dass SIE nicht hinter mir her sind.

  24. 24

    Da haste ja mal wieder ein Faß aufgemacht, malte…! ;-)

    Also – ich fahre mehrgleisig. Schon zu seligen Compuserve-Zeiten gab es ein paar ‚Verbissene‘, die sich in meinen Diwan verliefen und dachten, dort predigen zu können. Und heute im TAZBlog vom Datenscheich passiert das auch noch manchmal.

    Bei diesen hilft es meistens, sie mit erbarmungsloser ‚englischer Höflichkeit‘ im Zaum zu halten.

    Wenn ich ihre private eMail-ID finde, sende ich ihnen parallel dazu etwas ‚aufklärerisches‘ Material … bis hin zu offenen Drohungen, daß sie ganz schnell rausfliegen, wenn sie sich nicht an die Etikette halten. Das kann man auch nett sagen – man muß nur nur eisenhart dabei bleiben.

    Allzu oft bekomme ich aber auch Flame-Mails von Orientalen/Arabern/Muslimen, die einfach keinen Draht für ‚unseren‘ hiesigen dekandent-hochentwickelten Sarkasmus haben, oder welche die Satire einfach nicht verstehen. Möglicherweise aus sprachlichen Gründen – oftmals aber auch, weil ihnen vergleichbares innerhalb ihrer Familie usw. noch nie begegnet ist.

    Da reicht meistens ein (per Privatmail gesendetes) ebenso orientalisches ‚patriarchal-auf-den-Busch-klopfen‘, denn meist handelt es sich bei den Absendern um Teens, selten um Twens. Und daraus haben sich dann schon richtig nette Mailwechsel ergeben, aus denen man merkt, mit wieviel Wut und Frustration (NICHT Depression!) die betreffenden Girls und Boys unterwegs sind.

    Alle weiteren Tricks verrate ich nur im Rahmen eines Vortrags gegen Honorar ;-))

  25. 25
    Harm

    Hat man durch diese virtuelle Nähe eine Verantwortung erlangt?

    Nein. Welche Nähe? Der Kommentar ist, wie der Artikel, innerhalb des Beobachtungsraums „Blog“ zu werten. Mehr bleibt nicht. Vielleicht ist es Kunst, eine Kunstfigur, ein Hobby, nur unter Drogen oder Erregung es mal allen zu zeigen, sich superschlau oder weltoffen zu geben, oder vive versa. Was bist Du denn eigentlich für einer? Hast nur Terroristen im Kopf und breitest Beziehungsprobleme Deiner Bekannten aus. Soso, ich kenne Dich genau.

    Muss man helfen?

    Nein. Erstens wünsche ich viel Spass mit einer EMail-Kommunikation mit jemandem mit einer mehr oder weniger ausgebildeten Psychose. Zweitens freue ich mich jetzt schon auf das Gesundheitsamt (oder schwarze Hubschrauber :-) ) vor der Tür, weil ein Blogbetreiber meine IP-Adresse an die Behörden weitergeleitet hat.

    Dein Blog und Artikel ist Dein Produkt. Einfach laufen lassen. Wenn’s zu arg wird, lösche Kommentare einfach.

  26. 26
    Jens

    Ich finde schon das es sinnvoll sei einige „entartete“ Beiträge zu Löschen damit nicht noch andere auf den Schwachsinn anspringen.
    Wenns häufig vorkommt eine einzige höfliche aber bestimmte Mail, und danach Blacklisting.
    Im persönlichen Umfeld will ich eher niemanden vor den Kopf stoßen da ich das Aggressionspotential anderer nur schlecht einschätzen kann.
    Da hilft ein 2-5 minütiger Vortrag über die Stringtheorie bzw. Super-Stringtheorie und ein jeder wird sich von dir abwenden und denken DU hast das größere Problem.
    Bei Religiösen hilft auch Lessings Ringparabel.

    Und ja ich habe das Wort „entartet“ verwendet.

  27. 27
    Acid

    Man könnte eine Blogwartehalle bauen und die Unheimlichen dahin deportieren.
    Naja, wenn man denn eine Baugenehmigung für die Halle bekommt. Ansonsten einfach aussitzen.

  28. 28
    andruschka

    Die „Nähe“ im blog entsteht doch nur deswegen, weil Distanz und Virtualität vor einer Begegnung im realen Leben so weit entfernt ist, weil der Gesprächspartner eben nicht – nach einer ersten Einschätzung – sagen kann „Du redest Unsinn, Zausel, du brauchst Hilfe“, weil der Gesprächspartner nicht einfach weggehen kann, eben weil alles virtuell ist.
    Warum du oder ich Nina Hagen helfen sollten ist mir schleierhaft. Der gehts doch gut! Nur weil sie spinnt bedeutet das ja nicht gleich schreckliches Leid…

    Verantwortung empfinde ich nur Menschen gegenüber, deren Leid irgendwie durch mich verursacht ist. Ob das mein Kommilitone ist, der weinen muss, weil ich über eine Frage geschmunzelt habe, oder ein Kind in Afrika, dass wegen miserabler Verteilung der Finanzmittel nix zu essen hat, während ich mich bei Karstadt kaum entscheiden kann… Denen helf ich dann. Gerne sogar.

  29. 29

    Option: Ignorieren | Bannen | Löschen
    Ich gehe davon aus, dass das, was man durch Äußerungen von jemanden im Internet über ihn zu kennen glaubt, nur ein Aspekt seiner Persönlichkeit ist. Man weiß eher wenig bis nichts über ganzen Menschen und sollte sich hüten, irgendwelche Maßnahmen ergreifen zu wollen.
    Bei manchen wünscht man sich allerdings richtig, dass diejenigen noch einige gute Charakterzüge im RL aufzuweisen haben, obwohl sie im Netz als gestört, aber zumindest sehr negativ rüberkommen. Und das betrifft jetzt nicht nur Kommentatoren…

  30. 30

    Hi,
    ich würde die ganze Thematik nicht überbewerten. Wirklich entartete Beiträge werden gelöscht (z.B. wenn Nina Haben bei mir im Blog so kommentieren würde, wie sie sich im Live-Auftritt verhalten hat, dann fliegt sie raus) und ansonsten ist es doch immer Bauchgefühl, wobei die Tendenz eher zum drin lassen geht. Aber jeder hat seine eigene Toleranzschwelle und die muss er immer für sich (und seinen Blog) definieren.

  31. 31

    …bleibt einem nix über als wie fragen:

    zählt arroganz auch zu den „psychischen erkrankungen“?

  32. 32

    DAS erklärt einiges (aus einem seiner bei mir aufgelaufenen Kommentare):

    In diese Bilderwelt der Natur geistig vorzustoßen, haben uns Pilze geholfen.

  33. 33

    „Wie hilft man“ lässt sich so pauschal ja fürchte ich eh nicht beantworten, Malte. Mal hilft man, indem man auf Symptome zeigt, mal hilft man, indem man Leute erst so richtig abstürzen lässt, damit sie sich selber helfen lassen wollen… mal (meist im näheren Umfeld) aber auch einfach, indem man immer die Option bereithält, zu helfen, wenn man darum gebeten wird.

    Der entscheidende Schritt ist hierbei wohl wirklich erstmal die größte Schwelle: zu akzeptieren, dass man Hilfe braucht. Frau Hagen braucht vielleicht wirklich gar keine. Sie kommt irgendwie klar, so abstrus ihr Gedankengebäude auch zum Teil erscheint. Von dem (vermute ich) Auslöser kann es keiner von uns sagen. Er hängt bei mir jetzt auch mit 6 Kommentaren in der Schleife – die ich mir, trotz aller Wirrnis, versucht habe, wenigstens durchzulesen. Schlauer bin ich nicht draus geworden.

    Ein gewisses Verständnis habe ich: das Geschehen der gesamten Welt ist zu komplex geworden für ihn (für wen eigentlich nicht?) – und er verbindet es zu einer Geschichte. (Hierzu sehr lesenswert: die „Science of Discworld“-Reihe. (Ja, ich lese zu viel Pratchett). Einer der wichtigeren Schlüsse: wir sind der „geschichtenerzählende Affe“ (pan narrans))

    Wenn die Geschichten helfen, die Wirklichkeit begreifbar zu machen, helfen Sie ja vielleicht sogar schon. Wenn er die Geschichten als die Wirklichkeit begreift, hat er ein Problem.

    Aber da wird dann auch eine Mail nicht viel bringen.

  34. 34
    toss

    Mein politisch-spirituelles Angebot besteht nach dem Durchbrechen ihrer 9/11-Horror-Mauer aus einem für Uneingeweihte buchstäblichen Gott-Tod aus heiterem Himmel, darin, den Blick durch das scheinbar übermächtige Sonnen-Auge auf dem Gipfel der Macht mit jedem zu teilen, der Interesse hat … und mit praktisch jedem — auch dem allerallerdümmsten — hier auf der anderen Seite Party zu feiern, nachdem diese kriegsstinkende Inquisitions-Holocaust-Teufelsanbeter-Brut zur Strecke gebracht ist.

    Geistig überlegene Widersacher gehen sicher in keine Falle, die man selbst für eine hält.
    Sie haben Wissen zur Verfügung, von dem wir nicht mal eine Ahnung haben.
    Sobald diese Ahnungslosigkeit allerdings wegbricht und das in kurzer Zeit — am besten in Fallgeschwindigkeit wie die durch und durch illuminierten Twin Towers — müsste das zur
    Abwechslung endlich mal die Übermenschen in höllische Bedrängnis bringen.

    Ein Internet-Gegenschlag globalen Ausmaßes mit einer Angriffsrichtung: Rom!

    Ein [ 11/23 ] —Bumerang, der [ 9/11 ] —Resignation in echte Hoffnung verwandelt und die wahren Schuldigen endlich bestraft.

    Die Türme wurden abgeschossen wie am Boden festgeschnallte Raketen und landeten in einer Mondlandschaft aus eigenem Staub.

    Wer beim Anblick dieser Bilder glauben kann, es sei verrückt zu denken, die Bond-Implantate hätten keinen Litwinenko-Faktor, sollte über Verrücktheit glaube ich neu nachdenken!!

    Ohne unsere Dummheit, ohne unsere Angst, ohne unsere Ego-Gruppenzwänge würden ihre Machtstützen zu wackeln beginnen. Wer bei [ 9/11 ] noch wegsehen konnte, kann es bei [ 11/23 ] beim besten Willen nicht mehr! Theoretisch müssten sie geliefert sein. Nach einer Implantat-Theorie, die ohne [ 9/11 ] wahrscheinlich kaum Gewicht hätte! Für sie war [ 11/23 ] eine Geste des Triumphs! Eine höhnische Auferstehungsinszenierung von Venusianern, die mit dem [ Vulkanier ] Mr. Spock einen weltberühmten und sympathischen Repräsentanten in die Flimmerkisten und auf die Leinwände schickten.

    Die blöden Erdlinge kriegen doch nichts mit … also haben sie sich selbst gefeiert. In aller Offenheit.
    Und wir haben auch nichts mitbekommen. Nur der, der in den hochgejagten Türmen technisch ausgetüftelte, künstliche Vulkane erkannt hat, konnte ihren Plan durchschauen.
    Darauf bin ich übrigens allein gekommen. Nirgends in den Truther-Foren fanden sich derartige Formulierungen. Ein massiver Vulkanschlot im Innern der Türme, umgeben von einer engmaschigen Sichtblende — der äußeren Stahlkonstruktion … das ist das Geheimnis dieser einzigartigen Augenblickspulverisierung!
    Niemand hat sich zum Beispiel gefragt, woher denn der Feuerkranz des Nordturms plötzlich kam,
    als die [ Hochhaus-Spitze ] einbrach. Aber näheres dazu später.

    Wie jeder Mensch sind auch Jesuitenzöglinge zu ihrem Schicksal erzogen worden.
    Man kann in die krassesten Fahrwasser geraten und hält es trotzdem für normal.
    Die mächtigste Blut- und Psychosekte der Welt erhält sich ihre Position durch äußerste Subordination und absolute Skrupellosigkeit. Ich meine, was ist das für ein Leben?! Mal abgesehen von den Folgen für alle.
    Die Kirche ist alles andere als eine heilige Stätte. Sie besteht aus purer Politik!! Und aus Wissen.
    Schließlich war früher alles theologisch und das Bewahren von Geheimnissen ein kirchliches Grundnahrungsmittel. Auch wenn die Einzelwissenschaften sich später verabschiedeten und unter eigene Fakultätsdächer zogen, blieb die strenge Hierarchie der Kirche im Wissenschaftbereich erhalten.

    Wenn man Kardinäle im Quartett im deutschen Fernsehn über Liebe reden hört, fragt man sich augenblicklich, was diese Typen überhaupt vom Leben haben, was sie genießen außer ihre Litaneien und den ganzen Frömmeleien.
    Entdeckt man dann im Zuge seiner 9/11-Recherchen den Fliegenpilz mit seiner Zauberkraft, versteht man sofort, weshalb sich Kirchendiener in schwarz-weiß-rote Gewänder hüllen und weshalb die Farben der Online-Auftritte von [ Spiegel ] und [ Bild ] diesselben sind wie die der NSDAP.
    Sie schweben in anderen Welten, die sie uns als unbetretbares Jenseits und himmlisches Paradies verkaufen.

    [ Spiegel ] und [ Bild ] ergeben das [ Spiegelbild ] von dem ein deutscher Berufs- und Karriere-Journalist nicht abweichen darf ohne seinen Job zu riskieren oder mehr.
    Sie sind die beiden Flaggschiffe für die deutschen NEWS, in deren Fahrwasser alle anderen
    Content-Discounter am Wind segeln.
    Schwer zu sagen, ob die Redaktionsleiter dieser Blätter und Sites bereits die Hierarchie-Schwelle überwunden haben, ab der man verschont bleibt von kleinen, lustigen, jesuitischen 9/11-Plutonium-Chips.
    9/11 deshalb, weil die Ziffern schon als amerikanischer Notruf eine Knopfdruck-Nummer waren.

    Mit [ 9/11 ] könnte sich die römisch-katholische Ablösung der ägyptischen Sonnengötter in Gestalt moderner, fanatischer, menschenabschlachtender Jesuitenzöglinge durch [ 11/23 ] entweder ihren endgültigen Abgang eingebrockt haben … oder sie herrschen mit ihren Todeskopf-Implantaten auf Ewigkeit.

  35. 35
    Stiev

    und was ist, wenn die Verschwörungstheoretiker recht haben und wir nur alle die FNORDS nicht sehen können? ;-)

    Also ich finde diese Verschwörungstheorien immer recht lustig, das juckt so schön im Hirn. Und wenn die Leute das ernst meinen und ihre Störung in Kommentaren ausleben können, so what? Da gibt’s ganz viele die laufen frei rum und sind vermeintlich brauchbare Mitglieder der Gesellschaft (am Ende gar Berufspolitiker)….

  36. 36

    es ist doch in kommentaren genauso wie überall auch: die meißten leute verpassen einfach viel zu oft die gelegenheit einfach mal zu schweigen.

  37. 37
    s.

    Aus eigener Erfahrung: Depressiven kann hin und wieder geholfen werden — Krankheitseinsicht ist möglich. Es kommt darauf an, dazusein für jemanden, der selbst nicht in der Lage ist, Gefühle auszudrücken.

    Schizophrenie dagegen ist eine furchtbare Sache, auch für die Umgebung, weil sie eigentlich dringend behandelt gehört, aber es schwierig bis unmöglich ist, zum Kranken durchzudringen.

  38. 38

    Auch wenn es allgemein gehalten sein kann, bezieht sich das hier doch auf ein konkretes Beispiel. In sofern mag ich vielleicht irgendwas nicht verstanden haben. Aber generell finde ich es fragwürdig, krude, fremde oder nicht-konforme Meinungen in die Nähe von „psychisch krank“ zu rücken. Eben weil man halt durch die verkrüppelte Blog-Kommentar-Kommunikation eigentlich gar nichts über die Person weiß. Noch fragwürdiger erscheint es mir, Menschen die Glaubwürdigkeit zu entziehen, nur weil sie Zeichen einer psychischen Unstimmigkeit wie beispielsweise einem Minderwertigkeitskomplex oder einer Depression aufweisen.

    Bleibt natürlich die Frage, wie sich verhalten. Grundsätzlich kann man einfach Grenzen ziehen, ab die man ohne eine weitere Wertung zensiert. Dabei kann man sich an gesetzliche Rahmen halten (nichts Diskriminierendes, kein Nazi-Kram etc.) oder halt seine eigenen Regeln aufstellen. Ich denke, man besitzt soetwas wie ein „virtuelles Hausrecht“ und kann „Störenfrieden“ auch mal den Weg zur Tür weisen. Wie resolut man da vorgeht, wie weit man sich als „Hausherr“ auch zu subjektiven Willkürhandlungen hinreißen lässt, bleibt da offen. Im Zweifel vergrault man sich eben die Leser.

  39. 39

    Ich denke: Grundsätzlich gebietet es die Zivilcourage, in solchen Fällen einzugreifen. Wenn dieser Mensch Hilfe braucht, dass darf man sie ihm nicht verweigern. Auch und gerade wenn es darum geht, ihn/sie vor sich selbst zu schützen.

    Eine ganz andere Frage ist die, ob du als Spreeblick-Autor überhaupt in der Lage bist zu helfen. Ich nehme mal an, dass der Kommentator abseits des Internet durchaus Kontakt zu Menschen hat, die in der Lage sind, ihm zu helfen – oder wenigstens Hilfe zu besorgen. Ein überaktiver Weblog-Schreiber ist in so einer Situation vermutlich eher kontraproduktiv.

  40. 40

    Kann man vom Weblog aus jemandem helfen, der psychisch krank zu sein scheint? Allgemein kaum. Eher gar nicht. Deshalb würde ich allenfalls einen Kommentar durchlassen und ruhig, aber bestimmt antworten. Wenn es dann es weitergeht, wird eben gelöscht. Denkbare Ausnahme: eine Extremsituation, in der jemand verklausuliert einen Suizid ankündigt.
    Hilfe scheint mir nur möglich, direkt von Mensch zu Mensch. Aber selbst in real life würde ich eher Wege zu Hilfsangeboten aufzeigen, bevor ich mich selbst als Amateurtherapeut überfordere.

  41. 41

    Schwierig.
    Ich tendiere auch eher zur „das ist nur ein Blog, wie soll man da einem kommentierenden User helfen“ Fraktion.

    Das übliche ‚Ignorieren – Löschen – Bannen‘ Ding.

    Aber scheinbar beschäftigt das dich ja.
    Gibt es persönlichen Kontakt? Zumindest via Mail?

    Es ist schwierig genug überhaupt irgendwie zu helfen, das klappt ja meistens nicht trotz goßer Mühen. Dann auch ins blaue hinein helfen, also an einen User der nicht greifbar ist und permanent sein Auftreten ändern kann, mmmh, ich persönlich würde mir da nicht die Mühe geben sondern mit einem großen Seufzer alles löschen.
    Wie gesagt, nur dann, wenn es keinen persönlichen Kontakt gibt.