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Californication

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Das letzte Mal, als ein deutscher Produzent etwas in Auftrag gegeben hat, das witzig und sexy sein sollte, kam Lass jucken, Kumpel dabei heraus. Im glücklichen Amerika ist das Ergebnis Californication. David Duchovny spielt den Schriftsteller Hank Moody. Junge Mädchen würden sagen, dass er in der Serie eine verdammt coole, geile Sau ist. Und ich würde ihnen zustimmen. Er vögelt, säuft, kifft und kokst sich durch die Episoden und ist dennoch sehr unglücklich. Die Mutter seiner Tochter hat ihn zugunsten eines zuverlässigen Mannes verlassen, sein Buch Gods Hates Us All wurde zu dem Hollywood Blockbuster That Crazy Little Thing Called Love verballhornt und überhaupt ist Kalifornien nicht New York und Vaginen auch irgendwann langweilig. Na gut: So langweilig dann auch wieder nicht.

Die Dialoge sind fantastisch, alle Rollen phänomenal besetzt. Moodys kleine Tochter ist ein hinreißend hässliches Kind, dessen Haar man nicht berühren darf, seine Frau wird gespielt von Natascha McElhone, sein Agent gibt Evan Handler und Henry Rollins darf Moody in einem Radio-Interview fragen, wann denn sein neues Buch endlich komme, das so sehnsüchtig erwartet werde wie Chinese Democracy von Guns N´ Roses.

Max findet einige Passagen arg schnulzig und man muss vielleicht tatsächlich eine Warnung aussprechen: Es gibt rührende Szenen zwischen Moody und seiner Tochter.

Californication wurde vom Pay-TV-Sender Showtime produziert, weshalb Geschlechtsverkehr nicht in Laken eingehüllt stattfindet und geflucht werden darf. Für deutsche Zuschauer ist Nacktheit allerdings kein Erlebnis, Nacktheit gibt es schließlich auch in der Lindenstraße. Das Erlebnis besteht daraus, dass extreme Künstlichkeit auf extremen Realismus trifft, dass Unmoral und Moral sich die Hand reichen als gäbe es keinen Gott, dass immer die Sonne scheint und Mickie Krause trotzdem nicht um die Ecke biegt.

Da damit zu rechnen ist, dass Pro7 (oder Vox, RTL und was es da sonst noch so gibt), es entspannt gelingen wird, sogar Californication durch brutale Werbeunterbrechungen, sinnlose Synchronisation und absurde Sendeplätze zu versenden, was zur Folge haben wird, dass die Serie nach dreieinhalb Folgen abgesetzt wird, müssen Freunde der Kunst zur DVD greifen. Oder was ihnen sonst noch einfällt.

38 Kommentare

  1. 01

    Großartige Serie! Auch großartig dass Hanks Bücher nach Slayer-Alben benannt wurden (South of Heaven, Seasons in the Abyss, God hates us all).
    Und überhaupt: diese Serie ist das beste, was US-TV-Sender seit Dexter auf den Markt gebracht haben. (Mal abgesehen von Pushing Daisies aber das kam 2 Monate nach Californication)

  2. 02

    mhmhm schlayer :)

  3. 03

    Die ist doch nicht hässlich. Hinreißend ja, aber nicht hässlich.

  4. 04

    Johnny: kommt auf die sichtweise an. ihr neuer Stiefvater will zumindest verhindern dass sie auf seiner Hochzeit spielt…

  5. 05

    Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass die erste Staffel leider nur 12 Folgen hat, so dass man irgendwann angefixt dasteht und nicht weiß, womit man weitermachen soll.

    Das gewisse Szenen schnulzig sind, kann ich genausowenig bestätigen wie die Hässlichkeit der Tochter. Die Größe der Serie unterschreibe ich allerdings sofort.

  6. 06
    Malte

    hässlich ist ein zu hartes wort. unansehnlich. so stelle ich mir lisa simpson mit 13 vor.

  7. 07
    Ben

    Es ist generell verblüffend was in den USA in den letzten Jahren an hochwertigen, spannenden, interessanten, kreativen und lustigen Serien produziert wird. Wenn man dagegen einen Blick auf’s Kino wirft…

    Ein hoch auf DVD-Importe, und die Schweden.

  8. 08

    „¦ und das Internet.

  9. 09
    marcus

    Californication ist mit das Beste was ich in den letzten Jahren an Serien-Neustarts gesehen habe, Hank ist so sehr Antiheld, dass man sich einfach nur viel zu oft selbst wiedererkennt. Erschreckend übrigens, wenn man realisiert, dass man in der ersten Folge auf die nicht unansehnlichen Brüste der nicht mehr so kleinen Gracie aus The Nanny starrte. :p

  10. 10

    „Vaginen“

    Also, da stimmt aber jetzt was nicht. Als Substantiv müsste es doch „Vaginae“ heißen, und als neu erfundenes Verb klein geschrieben werden. Oder?

  11. 11

    Sehr sehr sehr sehr großartige und sehenswerte Serie!
    Laut Wikipedia (dem man ja leider auch nicht immer so trauen kann) soll die Serie 2008 auf RTL II anlaufen. Bleibt zu hoffen, dass sie es ganz gut machen mit der Übersetzung und so. Es gibt ja schließlich auch gute Beispiele von eingedeutschten Serien.

  12. 12

    Californication? Ernsthaft?
    Bei der Serie denk ich permanent ‚they are trying too hard‘. Das ist so verkrampft auf hip und cool getrimmt, das schreit auch permanent „Zielgruppe“. Auf irgendeinem deutschen blog lass ich auch Californication hat was von ’schau mal mama, ich bin im kabel‘, das trifft es ganz gut. Weil es doch extrem geflucht wird und viel auf nacktszenen gesetzt wird. nee, ich weiß nicht, zu effektheischend irgendwie ohne wirkliche Substanz.

    Empfehlenswert zur Zeit:
    – Damages aus der Sommerseason (mit einer Glenn Close in Hochform)
    – Dexter, auch in der zweiten Staffel immer noch das Beste, was man im TV zur Zeit geboten bekommt
    – Pushing Daisies: sooo cute :)

    (und überhaupt und sowieso ist eh bald Ebbe mit dem Autorenstreik und so :D)

  13. 13
    Tyler

    In der Lindenstraße gibts Nackheiten?

    Meine ersten Erlebnisse damit, dass das amerikanische TV doch nicht prüde sein muss, war „Curb your Enthusiasm“ (Larry David sieht ein Pornovideo mit nackten Brüsten) und natürlich „Rome“ (Sex und Gewalt).

  14. 14
    Jan(TM)

    Nacktszenen in der Lindenstrasse? Das gabs mal? Mit Harry, Gung oder Carsten?

  15. 15
    novade

    marcel weiß: Wieso verkrampft auf hip und cool getrimmt? Ist einfach schön locker. Die Unterhaltungen wirken ziemlich realistisch. Besonders die zwischen Moody und seinem Agenten kommen wirklich so rüber, wie die Leute dort quatschen (abgesehen vom Inhalt manchmal).

    Ansonsten: wirklich zu empfehlen. Lediglich die Rolle der Tochter nervt manchmal, wenn sie gar zu altklug daherlabert, und ihre Singstimme ist schrecklich. Und die Familien-/Kollegen/-Bettgenossin-Konstellationen sind auch arg herbeigeschrieben. Spaß macht’s trotzdem.

  16. 16

    Ich schau die Serie auch gerade und muss sagen, dass ich sie schon ziemlich klischeehaft finde. All die willigen Weiber, die sich ständig auf Hank werfen, als ob er sich in einem Axe-Werbespot befände und die manchmal etwas sehr angestrengt wirkende Schluffigkeit, den in einer Endlosrekursion befindlichen Dauersarkasmus des Herrn Schriftstellers. Voll unrealistisch! Und das „unauffällige“ Apple-Product-Placement erstmal (Darf man sowas auf Spreeblick schreiben?), argh! Aber all das macht überhaupt nix, denn Duchovny spielt tatsächlich hinreißend und passt perfekt in seine Rolle. Besser als das affektierte „Hach, sind wir anarchoschmuddelig mit unseren Pradasexgeschichten“ bei Sex and the City ist Californication auf jeden Fall. Ach, ich gesteh‘, ich mag’s ja auch.

  17. 17

    Ab Montag in den Niederlanden auf Comedy Central. Und nicht synchronisiert!

  18. 18

    Ich schliesse mich der positiven Meinung an: Grossartige Serie; das Beste, was mir diesen Herbst per *hust*illegalem Download*hust* über den Schirm geflimmert ist.

    Wobei mich die beiden letzten Folgen der Staffel etwas enttäuscht haben, da ich mir nicht vorstellen kann, wie die zweite Staffel (wurde in Auftrag gegeben) mit der ‚happy family‘ den Loser-Charme der Ersten fortführen will.

  19. 19
    corax

    *räusper*Downloads sind nie illegal, nur Uploads*räusper*

  20. 20

    „wie die zweite Staffel (wurde in Auftrag gegeben) mit der „˜happy family“™ den Loser-Charme der Ersten fortführen will.“

    jetzt verrate doch nicht alles ….

  21. 21
    Marcus

    Tolle Serie!!

    Zwei Sachen sind mir bei den Folgen aufgefallen, neben viel Sex & Drugs & Rock ’n‘ Roll natürlich:

    – Macs sind überall präsent: Hank schmeißt in einer Szene seinen Windows-Laptop an die Wand weil der nix taugt und ist dann in der nächsten Szene in einem Apple Store zu sehen, wo er an einem MacBookPro steht und einen Artikel bloggt. Ferner hat sein Agent einen iMac auf dem Schreibtisch und man sieht Macs in vielen anderen Szenen, PCs hingegen fast gar nicht.

    – Ständig und ganz selbstverständlich ist die Rede von iPod, Blogs, IM (=instant messaging, auch in Formulierungen wie „I im’ed her“) etc., es gibt in Californication auch einen Bezug zu Suicidegirls. Es wird mal wieder deutlich, wie sehr das Internet offenbar im Alltagsleben der US-Bevölkerung angekommen ist und wie weit wir hier in D davon noch entfernt sind.

    Und was ist nun der nächste heisse Scheiss, nachdem alle 12 Folgen gesendet sind? :-)

  22. 22

    @ 21: Danke für den Spoiler.

  23. 23

    @ 23,25: Sorry, ich wollte hier keinem die Serie verspoilern.

  24. 24

    Naja, so glücklich kann sie nicht sein die Familie, denn da ist noch eine winzige Kleinigkeit ;-)
    Ausserdem ist da noch die grosse Tochter, die hat da auch noch ne „Geschichte“. Uuuund ich liebe die Frau von Charlie, dieser Stimme könnte ich alleine stundenlang zuhören. Die ist auch toll in Lucky Louie…

  25. 25
    Matthias

    Für alle angefixten: Am 1. Januar 2008 beginnt die zweite Staffel.

    Und wer Californication ob der coolen Dialoge, der üppigen Sexszenen und des selbstverständlichen Drogenkonsums mag, der findet evtl. auch Gefallen an der (ebenfalls von Showtime (2004) produzierten) Serie „Huff“. Die wurde zwar nach zwei Staffeln vom neuen Showtime CEO abgesetzt, aber bedient dieselben Affekte, nur in einem etwas abgeänderten Setting, und, noch besser, besitzt den abgefucktesten und hinreißendsten Anwalts-Charakter (‚Russel Tupper‘) im US-TV ever!

  26. 26

    sehr geile serie! wenn david duchovny volltrunken und nackt auf ein wertvolles gemälde seines rivalen kotzt und seine bettgenössin kurze zeit später – *das* bringt mich zum lachen… :)

    großartige story, wie ich finde!

  27. 27

    das beste, was mir seit langem passiert ist, ein bißchen spät seid ihr damit aber schon.

    hier und hier gibts mehr.

  28. 28
  29. 29
    robb

    Zitat Autor:
    „Junge Mädchen würden sagen, dass er in der Serie eine verdammt coole, geile Sau ist. Und ich würde ihnen zustimmen. Er vögelt, säuft, kifft und kokst sich durch die Episoden und ist dennoch sehr unglücklich“.

    Wie alt ist der Autor dieser Rezension, 15?
    Großartige Serie, aber mies rezensiert.