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Larry Lessig über geistiges Eigentum und wie das Urheberrecht unsere Kinder kriminalisiert

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Ich habe schon ewig noch nie einen so grundehrlichen und sympatischen Vortrag gesehen, bei dem es mir gleichzeitig kalt über den Rücken lief. Lawrence Lessig über Luft- und Rechtsräume, warum Technologie beides verändert(e) und wie wir unsere Kinder zu Piraten machen. Eine wirklich mitreißende und überzeugende Rede über Kultur im Internet-Zeitalter.

Read/Write-Culture nach dem Klick. 20 Minuten Zeit mitnehmen, die lohnen sich aber. Garantiert.

Der erste TED-Vortrag, den ich mir mehr als einmal angesehen habe. Von ZeFrank mal abgesehen. Die Stelle mit dem kalten Rücken kommt bei genau acht Minuten.

Video nach dem Klick.

Celebrating amateur culture, by which I don’t mean amateurishculture, I mean culture where people produce for the love of what they are doing and not for the money. I mean the culture that your kids are producing all the time.

(via)

36 Kommentare

  1. 01
    ick

    den gedanken verwirkliche ich seit meinen ersten tagen, in denen ich irgendetwas für irgendeine community erstellt hab. eigentlich völlig logisch. gänsehaut, wenn überhaupt, bekommt man aber vielmehr zum schluss.

  2. 02
    the_stephan

    Ein Traum, wie der Amerikaner Vernünftiges emotional verkauft bekommt, ungeahnt. Aber: Der jesus-gloria-gaynor-clip ist GANZ GROSSES PROFITENNIS, will sagen: ein ganz schlechtes Beispiel für „guck mal was unsere kids mit ihrem computer so anstellen“.

  3. 03
    Patrick

    Gibt es davon irgendwo eine Abschrift? Hätte das gerne als Text, kann bei TED aber nix finden.

    Danke und Gruß

  4. 04

    Larry Lessig ist der coolste Name ever. Also ausgesprochen zumindest.

  5. 05
    Peter H aus B

    Großartig. Danke für den Link!

  6. 06
    HamsterDesTodes

    Schlicht, direkt, gut. Sehr beeindruckend.

  7. 07

    Schon ohne den Inhalt zu betrachten ein rein rhetorisch brillianter Vortrag – ich habe ihn eifrig weiterverbreitet.

    Danke dafür!

  8. 08
    super

    wirklich super Vortrag. Danke fürs „drauf Aufmerksam machen“ ;)
    mehr davon!!

  9. 09
    Maltefan74

    Ich finde den Vortrag ultraschwülstig präsentiert. Ist der für Rezipienten mit eher wenig Auffassungsgabe gemacht?
    Dann noch dieser tolle Schnittstil. Ne … das kann man sich nicht ernsthaft reinziehen!

    Die Ableitung der Erkenntnis, dass durch die Sachlage alle zu pseudokriminellen werden, was letztendlich zu einer Korrupierung der Demokratie führt ist doch auch alt. Fehlt nur noch die Komplettierung dieses Szenarios mit einer effizienten Überwachung (man ist dann also nicht nur gezwungenermaßen kriminell, sondern kann auch noch jederzeit dafür belangt werden).
    So, oder so ähnlich hat ja auch schon die DDR funktioniert.
    Also die Show ist ein alter Hut in einer schleimigen Verpackung.

  10. 10
    Maltefan

    Nicht unbedingt neue Gedanken, aber absolut hervorragend präsentiert, und vor allem mit sehr illustrativen Beispielen („trespassing“).
    Maltefan74: Der Vortragsstil ist sehr amerikanisch und darauf ausgelegt, dass der Punkt auch rüberkommt, und zwar auch bei Nicht-Muttersprachlern, was ich durchaus angenehm finde. Warum labert man sonst 20 Minuten wenn’s einen nicht interessiert ob das Publikum was versteht?

  11. 11

    Die Gefahr bei dieser Art von Präsentation ist, dass sie dir eine Botschaft ins Hirn stopft und kritisches Hinterfragen in geschickt lancierten Emotionen erstickt. Auch wenn ich weitgehend Lessigs Meinung teile, ich finde diese Art von Vortrag ungesund – weil sie nicht das Denken anregt, sondern lediglich das Rezipieren vereinfacht.

  12. 12
    Maltefan

    Fragezeichner:
    Ich verstehe nicht was an diesem Vortragsstil geeignet sein soll, irgendwas in Emotionen zu ersticken? So ein Vortrag dient mMn dazu, dem Publikum die eigene Sichtweise auf eine bestimmte Problematik überzeugend nahezubringen, und das ist gelungen. Welche Elemente sind denn hier dazu geeignet, das Denken zu dämpfen?

  13. 13

    Ich finde den Vortragsstil für eine Konferenz dieser Art angemessen, erinnert mich persönlich an den identity2.0-Vortrag…

    Die Gedanken sind vielleicht nicht neu, wie sollten sie das sein,w enn sein ältestes Beispiel 100 Jahre alt ist. Aber vielleicht kommt sie durch interessant gestaltete Vorträger wichtigerer Persönlichkeiten auch mal dort an, wo sie ankommen soll.

    Denn wir sind ja bereits die, die Kreativität so ausüben, wie er es zeigt. Oder?

  14. 14

    @Maltefan: Elemente, die das Denken dämpfen: nette Geschichten, die dann später zu Analogien werden; Filmeinspielungen; immer wieder von „unseren Kindern“ sprechen; Suggestivkraft der eingeblendeten Bilder im Vortrag.
    Der Mann hat eine gute Message, aber ich bin mir sicher, er könnte diese Elemente beliebig kombinieren, um eine ganz andere Message zu transportieren.

  15. 15
    Maltefan

    @Fragezeichner:
    Die erste nette Geschichte mit Souza war ja gerade keine Analogie. Und rechtsgeschichtlichre Präzedenzfälle scheinen mir hier zur Illustration durchaus geeignet. Insofern würde ich Dir hier nicht zustimmen dass es sich um unzulässige Analogien handelt. Das mit den kids ist auch was ziemlich amerikanisches, allerdings handelte es sich beim Publikum wohl tatsächlich um die Eltern- und Großelterngeneration derer, die diese neue Kultur des Machens anstelle des bloßen Konsumierens pflegen.
    Ich verstehe Dein Argument, allerdings finde ich es in dem Fall etwas übertrieben — nicht jeder Vortrag, der nicht schnarchlangweilig ist, ist gleich manipulativ.

  16. 16

    @Maltefan: gebe dir ja durchaus Recht, ich fühlte mich angesichts der vielen Ergebenheitsbekundungen und auch meiner eigenen anfänglichen Begeisterung herausgefordert, mit mehr kritischer Distanz an Lessigs Thesen heranzugehen, um den Inhalt unter der schönen Verpackung genauer zu betrachten. Und ich denke, seine Argumente sind durchaus nicht immer wasserdicht.

  17. 17
    Maltefan

    @Fragezeichner
    Ah, interessant. Wo genau siehst Du denn die Löcher?

  18. 18

    @Maltefan: z.B. was er unter Read/Write-Kultur versteht. Weder leuchtet mir ein, dass R/W im 20. Jahrhundert ausgestorben sein sollte, noch glaube ich, dass R/W heute so bedeutend ist wie Lessig darstellt. Ist Remixen wirklich ein wichtiges Medium der freien Meinungsäusserung, das die breiten Massen erreicht? Oder nicht doch ein Hobby unter vielen? Ist CC wirklich mehr als eine Nischenlösung?
    Ich finde es auch zweifelhaft, das „Singen und Musizieren“ des 19. Jahrhunderts mit dem Remix/Mashup von heute zu vergleichen.

    Noch ein paar mehr kritische Fragen hier: http://fragerei.wordpress.com/2007/11/07/lawrence-lessig-uber-urheberrecht-und-kreativitat

  19. 19
    Maltefan

    @Fragezeichner
    R/W-Kultur: Ich habe das so verstanden dass es um die Ausdrucksformen der Massenkultur geht. Mit Aufkommen des Tonträgers gibt es da tatsächlich einen Bruch, der den Schwerpunkt vom Machen zum Konsumieren verschoben hat. Klar haben die Leute auch weiter gesungen und Musik gemacht, aber nicht mehr so selbstverständlich wie früher. Mit Kino und Fernsehen als Massenphänomen war es dann endgültig rum mit dem großflächigen „Machen“, diese Medien wurden doch praktisch nur konsumiert. Die neuen Technologien und vor allem die „Demokratisierung“ derselben, d.h. ihre freie Verfügbarkeit für die Massen, machten es wieder möglich dass sich die Leute die Produkte ihrer Massenkultur wieder zu eigen machen und damit kreativ sein konnten. Klar ist es nur ein Hobby unter vielen, aber es ist halt auch die einzige Möglichkeit wie sich Leute die derzeitige Massenkultur wirklich zu eigen machen können. Die neuen Copyright-Gesetze dagegen gehen doch genau in die andere Richtung, man kann ja heute schon juristische Probleme kriegen wenn irgendwo ein Privatvideo einer Schultheateraufführung ins Netz gestellt wird. Damit kastriert man die Kultur des Machens indem man zeitgemäße Ausdrucksformen und kreativen Umgang mit den Produkten der Massenkultur kriminalisiert.

  20. 20

    @Maltefan: ich kann nicht beurteilen, ob es den Bruch Anfang des 20.JH wirklich gab, ob da wirklich mehr als sonntags ein Kirchenlied und abends ein Kinderlied gesungen wurde. Die Sorgen von Herrn Souza finde ich als Indiz nicht durchschlagend genug.
    Ich bin mir auch nicht sicher, ob die heute R/W-Kultur wirklich zu einem Massen-Phänomen werden wird (momentan sind es verglichen mit den passiven Internet-Nutzern eher wenige technik-affine Produzenten und zum Grossteil auch viele professionelle Produzenten).
    Ich gebe Lessig zu 100% Recht, wenn er sich über die Kriminalisierung von Jugendlichen beklagt. Aber das ist ein anderes Thema. Der überwiegende Teil dieser Jugendlichen werden vor allem wegen illegaler Downloads belangt. Denen hilft auch CC nicht weiter.

  21. 21

    Naja, die Haltung Lessigs lässt sich durchaus auch auf P2P ausdehnen, letztlich nutzen diese Kids „žnur“ eine Technologie (warum sollten sie auch nicht?), die die Distribution von Musik oder besser: Kulturgut revolutioniert.

  22. 22

    @René, vielleicht, aber Lessig tut es nicht und ist auch in Interviews da recht unklar. Ich vermute mal, er will keine neue Fronten eröffnen. Aber er stellt explizit die Kreativen in den Mittelpunkt und suggeriert, Remixen sei ein neuer Ausdruck von Mainstream-Kultur – was ich für eine gewagte These halte. Übrigens tut er das in einer R-only-Weise (wahrscheinlich weil er ein R-only-Publikum hat).

  23. 23
    Maltefan

    ??
    Er sagt doch dass beide Fronten unrecht haben, die die sogar das Absingen eines Liedes unter Strafe stellen wollen ebenso wie die, die sich um gar kein Copyright mehr scheren und einfach nur noch klauen, was das Zeug hält. Ich verstehe den Mann so, dass es ihm tatsächlich um „fair use“ geht, nicht darum, einfachen Diebstahl zu exkulpieren.

  24. 24

    Das sagt er tatsächlich, wenn er über kommerzielle Weitergabe spricht. Ich denke, er meint damit keine Torrent-Kids. Aber das ist meine Interpretation, weshalb ich auch von Haltung schrob. ;-)

  25. 25

    Das Video ist ganz groß.

    Vielen Dank dafür.

  26. 26

    @Fragezeichner
    Ich finde an der Art des Vortrags absolut nichts verwerflich respektive ungesund. Rhetorik ist schon seit der Antike ein Mittel, Botschaften zielgenau zu tansportieren. Wie sonst sollte er das tun? Meines Erachtens hat grundsätzlich der Empfänger von Botschaften die Pflicht, den Inhalt zu hinterfragen (was Du ja auch tust) und eben nicht der Sender. IMHO ein sehr gelungener Vortrag..