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Stadion versus Arena

Schöner, wenn auch ein bißchen oberflächlicher Artikel in der taz über moderne Arenen und Fankultur. Ich hätte ja gerne, dass da mal ein Architekt eine ganze Studie zu macht, denn das Thema ist sträfich vernachlässigt worden im Vorfeld der WM. Danach auch. Immerhin ein Anfang also, der Artikel.

Moderne Arenen…

…“sind Pilgerstätten für einmal oder zweimal die Woche mit riesigen Parkplätzen davor. Sie sind austauschbar. Man könnte sie überall hinbauen, weil sie längst den Bezug zu den Lebenswelten der Bewohner, der Fans verloren haben“, so der Schweizer Architekt Eraldo Consolascio, der gerade in Zürich mit dem offenen Stadion Letzigrund eine Art Gegenentwurf zu den geschlossenen deutschen WM-Arenen gebaut hat.

PS: Die Equipe-Zusammenfassung kommt morgen. Der Monde diplomatique muss nur noch ein formales „okay“ schicken.

Keine Kommentare

  1. 01
    Jürgen

    OK das mit der Kommerzialisierung kann ich unterschreiben, aber alles andere ?.
    Egal wo ich sitze im neuen Kölner Stadion kann ich wunderbar durch die steilen Tribünen das gesamte Spielfeld überblicken, früher im alten Stadion war das ganz anders.
    Die Atmosphäre im Stadion ist auch deutlich besser als vorher, eben durch die Enge und das geschlossene. Mir gefällt’s deutlich besser als vorher.

  2. 02

    Da werden aber mal wieder Klischees zusammengeklöppelt, um die Kommerzialisierung des Sports zu geißeln.

    Der Signal Iduna Park ist zwar ein bescheuerter Name (wie jeder Werbename, nur noch etwas dämlicher), aber eben nicht Arena. Die neuen Stadien (mit Ausnahme von München vielleicht, aber das liegt wohl eher an den Besuchern) sind der Stimmung eher zuträglicher, weil enger.

    Ich zum Beispiel möchte bei aller Kritik an der Kommerzialisierung nicht unbedingt das alte Müngersdorfer Stadion wiederhaben, diesen weiten Stimmungskiller mit Moldawiencharme.
    Zumal das Stadion in Köln wie auch in den meisten anderen Städten, anders als im Artikel dargelegt, da steht, wo der Vorgängerbau auch stand.
    Die wenigsten großen deutschen Stadien stehen in den Stadtvierteln oder Innenstädten (anders als in England). Deswegen ist der Einwand, dass die neuen Arenen aus den Vierteln gerissen werden, purer Unsinn (selbst das alte Olympiastadion, das weiß Gott für alles zu gebrauchen war, außer für Fußball, war nicht in ein Stadtviertel integriert, sondern in eine künstliche Sportwelt).

    Und schlussendlich: Es heißt nicht „Wir in den Logen und draußen die Krawallmacher“. Es heißt: „Wir auf den Tribünen und ihr eingesperrt in den Glaskästen.“

  3. 03

    Sagen wir so: Es gibt per se Scheißstadien, und es gibt schöne Stadien. Das Müngersdorfer kannte ich nicht, aber es ist klar, dass Bayern-Fans mit der neuen Allianz-Arena nicht total unglücklich sein können, wenn man sich mal in Erinnerung ruft, was das Olympiastadion für ein zusammengezimmertes Dingsda war. Und in Stuttgart und Berlin (zumindest bei der Hertha) schickt so mancher Fan nen Stoßgebet zum Himmel, damit das alte Haus einfällt und ein neues drüberwächst, über Nacht, hoffentlich.

    Das gilt wiederum nicht für die Unioner, die ich kenne, und auch nicht für die 60er. Und was zum Beispiel die Lauterer vom Stadionumbau halten, steht hier ein bißchen weiter unten.

    Der Artikel ist undifferenziert, und gerade das Argument Desintegration ist bis auf eine Hand voll kleinerer Clubs nicht haltbar. Umso schöner wär mal ne differenzierte Architektenstudie drüber.

    Es heißt nicht “Wir in den Logen und draußen die Krawallmacher”. Es heißt: “Wir auf den Tribünen und ihr eingesperrt in den Glaskästen.”

    Nicht bei Journalisten ;)

  4. 04
    tobias

    warum soll das münchner olympiastadio zusammengezimmert sein? es gibt in deutschland keinen schöneren stadionbau als der behnisch-otto-palast. mag die ästhetik der stimmung nachträglich gewesen sein, ein gesamtkunstwerk ist es trotzdem. denn nicht nur das stadion, nein der ganze olympiapark ist ein gesamtkonzept, nichts zusammengezimmertes.
    und herr consolascio ist ein schweizer, bewohner dieses kleinen alpenlandes, das auch fußballkultur hat, aber weniger einwohner als deutschland und damit auch weniger fans.
    ein stadion mit einem fassungsvermögen von 20.000 muss keine enge arena sein – oder gerade deshalb doch.
    das weserstadion ist kein traum. und die moderne arena hat große vorteile und sie spricht für die situation des fußballs in deutschland.
    die zeiten, in denen man auf kalten, zugigen tribünen gestanden hat und bei regen mit 50.000 anderen seinem club zugejubelt hat sind vorbei.

  5. 05

    haha… heute allgemeines fred-widersprechen :) also, die unioner finden ihren geplanten stadionumbau gut, leider ham sie den jackpot wieder nicht geknackt. bei uns ist es ja eher so, dass wir FÜRCHTEN, dass uns die Alte Försterei mal uff´n kopp fällt, und nach der sommerpause sind die stehränge jedes jahr in kniehohem grünpflanzenbewuchs verschwunden. sehr gut auf dem mannschaftsfoto zu sehen. das ist pittoresk, aber nicht schön.

    es gibt, glaube ich, in allen stadien modernisierungsmaßnahmen, die man einfach nur gutheißen kann. dach drüber, zum beispiel. schallt auch gleich viel schöner. rasenheizung. nie mehr schneeschieben für union. es gibt aber sicher in jedem stadion liebens- und erhaltenswerte macken (wer hat noch alles ´ne manuelle anzeigetafel, einstellig? ein reines fußballstadion ohne olle aschebahn? 75% stehplätze?). denkmalschutz! weltkulturerbe! ich bin mir ganz sicher, dass man sowas ohne gesichtsverlust modernisieren kann. ich glaube hingegen nicht daran, dass ARCHITEKTEN das können. außer, wenn sie fußballfans sind.

    ich persönlich hätte schwierigkeiten mit ´nem ortswechsel oder mit ´nem namenswechsel „meines“ stadions. ich mein: „Alte Försterei“ außerhalb eines waldes ist blödsinn, oder? ich versteh´s aber wohl, wenn die eisbären vom spottforum in die innenstadt in diese komische o2-arena ziehen wollen. infrastrukturell kann man´s besser nicht haben.

  6. 06

    Diese „Arenen“ gehen mir definitiv auf den Nerv und irgendwie fühle ich mich da unwohl.

    Ich mag lieber die etwas alte, dreckige Atmosphäre der ursprünglichen Stadien wie in Bremen, Bochum oder auch Dortmund.

    Gegen ein wenig Komfort (wie in Leverkusen) ist sicherlich nichts einzuwenden, wenn dies aber in einer seelenlosen Sterilität (wie in Gelsenkirchen) endet, dann verleidet mir das echt den Spaß am Fussballschauen.

  7. 07

    *feste mit dem Fuss aufstampf* Aber ich will, ich will, ich will, dass die Arenen scheiße sind, wegen Antikapitalismus und Fußball, verdammt.

    Na gut. Ich geh jetzt in die Küche, differenzieren. :)

  8. 08

    och … nö! differenzieren is´für anfänger. lies doch lieber ein bißchen im teesatz und mach anschließend ein paar prophezeiungen, bitte!

  9. 09
    markus

    Die Schweizer Kulturzeitschrift „du“ hatte Juli/August 2004 einen Schwerpunkt mit dem Titel:“Neue Arenen. Bauen für den Sport“. Da ging’s zwar nicht nur um Fußball-Arenen, aber hauptsächlich. Und es kommen auch die großen der Architektur zu Wort.

    Und zu dem Artikel vom Haselbauer schreib ich lieber nix. Der ist so klientel-geil, das es mich graust.

  10. 10

    Wer ein solches Thema auf Mitteleuropa beschränkt, reduziert es auf den Radius eines Bierdeckels. Die einflussreichsten Entwicklungen für eine Reihe von unterschiedlichen Sportarten laufen in den USA. Und dort sitzen auch die meisten Architekten, mit denen man sich beschäftigen sollte. Zum Beispiel mit Peter Eisenman, der das Holocaust-Memorial in Berlin gestaltet hat (http://american-arena.blogspot.com/2006/08/marmor-stein-und-eisenman.html)
    Die USA haben viele Entwicklungen vorangetrieben: die Luxussitze und Luxuslogen zum Beispiel. Und sie haben einen Sinn für besucherfreundliche Einrichtungen (nicht lachen: zum Beispiel die Zahl der Toiletten für Frauen, damit sie nicht ständig Schlange stehen müssen). Das Olympiastadion in Atlanta war eines der ersten, das vor dem Ereignis auf die Zeit danach ausgelegt wurde und hinterher reduziert und in ein Baseballstadion verwandelt wurde. Einer der Gründe, weshalb sich niemand in Atlanta an die Spiele errinnert.

  11. 11

    … das mit den frauentoiletten versteh ich glaube besser als irgendwer sonst hier ;) an eisenman scheiden sich unsere geister aber sogleich wieder.

    ich wollt jetzt aber auch kein architekten-bashing betreiben, ich mein nur, dass stadienbauen was ist, wofür man sehr viel fingerspitzengefühl braucht. weil zum beispiel ein recht großer haufen fußballfans in sachen stadion nicht rational entscheidet. kein spaß für den architekten.