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Ottmar Hitzfeld

Da geht er hin, der Verwaltungsfachangestellte unter den Bundesligatrainern. Beinah tut es einem leid, denn er sah sehr zerledert aus. Seit Clint Eastwood hat sich kein Gesicht mehr so um die Zuschreibung „ledrig“ bemüht, wie seines die letzten Wochen. Während aber Eastwood die Wildwest-Variante, unbehandelt und kaum gegerbt, in die Sonne hält, ähnelt Hitzfelds Gesichtsoberfläche den Glacéhandschuhen der Großmutter, die zwar langsam, aber unübersehbar zerfallen. Kein Wunder, da Hoeneß und Rummenigge ihre breiten Hintern darauf plattgesessen haben. Das hätte man voraussehen können: In Bayern gilt Leder schließlich als kommodes Gesäßgefäß.

Doch dann erinnert man sich. An diesen unsäglichen Verschiebebahnhof-Fußball. An den Fußball der Realitäten. Das Konzept war das Ergebnis: Während Trainer wie Thomas Schaaf ihre Mannschaft teilweise halsbrecherischen Offensivfußball spielen ließen, Marcel Koller ein beeindruckend ausgefeiltes System aufstellten oder zumindest unterhaltsam waren in ihrer hilflosen Verzweiflung an der eigenen Mannschaft (Thomas Doll), hätte Hitzfeld zu jeder Pressekonferenz einfach die Tabelle an die Wand hängen und sich mit den Worten „Erklärt sich von selbst“ verabschieden können.

Nein, vermissen werde ich ihn nicht, und den wenigsten wird es anders gehen. Es ist gut, wir sagen Servus, baba, bis dann, tschüßing, viel Spaß noch. Und Hitzfeld selbst hat, das wird man in zehn Jahren sehen, zumindest für sich alles richtig gemacht: Denn wo sonst, wenn nicht bei den Bayern, wird man für eine derart trantütige Art, Fußball spielen zu lassen, zum Welttrainer hochgejazzt.

So gilt auch hier das alte Wort, dass mittelmäßige Geschichten immer milde enden.

Keine Kommentare

  1. 01

    Danke, endlich mal ein sinnvolles Statement zu dieser Personalie. Ich kann nur zustimmen.

  2. 02

    Norbert Meier könnte in Sachen Charisma und Lebendigkeit in Hitzfelds Fußstapfen treten.