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Popgun! 04

Die Listen vom vergangenen Jahr noch nicht ganz aufbereitet, da sind die nächsten schon geschrieben: Veröffentlichungen 2008. Uff. Um da unbeschadet durchzukommen braucht es eine gehörige Portion Ignoranz. Und oder den richtigen Fokus.

Ich will euren Fokus heute vor allen Dingen auf Superpunk aus Hamburg richten, die, bevor Hike bei den Stagediven drüber schrieb, weder auf meinem noch auf sonsteinem Veröffentlichungsplan standen. Und dann aus dem Nichts diese Nachricht: „Neues Superpunk Album am 25. Januar!“ Knapp drei Jahre nach „Können Sie das groß machen, bitte?!“ erneut ein Albumtitel mit Satzzeichen: „Why not?“

Das Ausrufezeichen, ganz offensichtliches Kennzeichen des unbändigen Dranges der Hamburger, ist nach drei Alben aus dem Titel und vom Cover verschwunden und hat dem Fragezeichen Platz gemacht. Ist das jetzt wiederum ein Zeichen, wird jetzt nicht mehr mit gereckter Faust eingefordert, sondern gekrümmt der nächste Antrag ausgefüllt?

Die ersten drei Stücke, die man beim Tapete Label hören kann und das Medley vom neuen, fünften Album auf Myspace sprechen eine eindeutige Sprache: Nein. Kein Zweifel, Superpunk legen wieder den Finger da rauf wo es weh tut, stecken ihn rein. Superpunk brechen das Gesellschaftliche aufs Private herunter: „Ich funktioniere nicht mehr.“ Die Diagramme in den Tageszeitungen jagen nach oben und dennoch, hier stimmt etwas nicht, der Wagen läuft nicht rund und „Mir geht es nicht so gut.“ Das ist genau rechtzeitig ein Statement für Ungehorsam und Umverteilung. Die guten alten Superpunk. Wo Blumfeld nichts mehr zu sagen haben, geht bei Superpunk erst Recht das Maul auf.

Musikalisch präsentieren sie sich gewohnt vielseitig, die erste Single „Ja, ich bereue alles“ besticht durch ihr radiotaugliches HuHuhhh-Gesäusel. Auch das ist Superpunk. Immer für einen Spaß zu haben. Wie schreibt Bernd Begemann in der Presseinfo: „Es ist Spaß, wo kein Spaß ist, es sind Perlen vor die Säue einer Kultur, die gesungene Diddelmausgrußkarten für Pop hält.“ Superpunk sind nicht einschichtig. Es gibt immer eine Ebene, Gesang, Instrumentierung, Dynamik, Melodie, Stil, die den anderen ein Augenzwinkern mit auf den Weg gibt.

Das ist vielleicht das wirklich gute an Superpunk. Sie überlassen mir damit die Interpretationshoheit. Ich bieg es mir politisch hin, ein anderer versteht das Ganze schlicht als nett vorgetragene Story und wieder ein anderer muss bei Pissespuren auf seinen Schuhen erst gar nicht nach einer Metapher sondern nem Lappen suchen.

Wie gesagt, das Album „Why not?“ erscheint am 25. Januar bei Tapete. Ab Ende Februar sind sie auf Tour unterwegs. Wie sehr es sich lohnt da hin zu gehen zeigt das folgende Video zu „Neue Zähne für meinen Bruder und für mich“ (Wo ich das Gefühl nicht los werde, die Nahaufnahmen von Sänger Carsten Friedrichs wurden nachträglich aufgenommen.) vom 2001er Erfolgsalbum „Wasser Marsch!“

(Youtube Direktpunk)

ANDERSWO wird sakral zum Trend erklärt. Yeasayer auf den Spuren von Menomena, Grizzly Bear und Arcade Fire. Uuuund es gibt Freikarten für das Leander Konzert Ende Januar in Leipzig.

6 Kommentare

  1. 01

    Gibt es die hier, die Freikarten? Und danke für Superpunk, vielleicht die beste Band Deutschlands.

  2. 02

    Mit der Liste von stereogum kann man ja schon einmal anfangen, seine Jahrescharts zusammenzubasteln, damit man rechtzeitig zum Redaktionsschluss der Musik-Magazine fertig ist“¦

  3. 03

    @#636670: können wir machen. gerne.
    zu den gleichen bedingungen. also: wer bis zum 14.01. hier in den kommentaren dazuschreibt, dass er die tickets gewinnen will, kommt in den lostopf. zu gewinnen gibt es 2×2 freikarten für Leander in Leipzig.

  4. 04

    „¦mindestens die beste band im land! besonders schön an „why not“ ist, dass sich der sound ziemlich genau zwischen dem schepper schepper schrei schrei von „a bisserl was geht immer“ und den lupenreinen soul-hits von „einmal superpunk bitte“ bewegt. und wenn ich carsten friedrichs das nächste mal sehe, muss ich ihn für die zeile „die welt kommt mir vor wie in technicolor wenn ich trinke“ still und dankbar umarmen.

  5. 05
    m.

    auf der verlinkten liste fehlt unverständlicherweise „Maskineri“ des fantastischen kaizers orchestra. kommt am 18.02. aufgemerkt!

  6. 06

    im April! die neue Nick Cave… YESSS

    *dance*