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Post aus Myanmar

Ein alter Bekannter Johnnys bat uns um die Veröffentlichung der folgenden Mail, die ihn aus Myanmar erreichte. Ich habe sie leicht redigiert, gekürzt und ein paar Links gesetzt: Text nach dem Klick.

„Der Zyklon hat im Delta unheimlich viel zerstört. Ganz gut sieht man das bei SpiegelOnline auf der interaktiven Karte. Die Regierung ist überfordert, unfähig und zeigt wieder mal ihr wahres Gesicht. Nach den Unruhen im Herbst ist das ein weiterer dramatischer Rückschlag, bei dem so viele Menschen sterben. Wen die politische Lage im Land, auch vor den olympischen Spielen in China, interessiert, dem empfehle ich als Lektüre „The River of Lost Footsteps„. Der Autor ist Thant Myint-U, Enkel von U-Thant, dem ersten Generalsekretär der UN. Das ist eine gute Einschätzung der Lage, basierend auf der burmesischen Geschichte, mit einer Einschätzung der Politik in Burma, die auch die deutsche, europäische und amerikanische Außenpolitik gegenüber Burma beeinflussen sollte. Meine Familie und Freunde in Yangon, mit denen ich zum Glück heute das erste Mal telefonisch gesprochen habe, sagen, es sei unheimlich viel zerstört und besonders die Dörfer im Delta seien hilflos, vollkommen weggespült und überall liegen Leichen am Ufer. Die Leichen können nicht verbrannt werden, da es an Benzin fehlt. Die Regierung tut überhaupt nichts. Das Militär tut nichts, lässt auch NGOs nicht helfen. Die Preise sind extrem gestiegen. Benzin sowieso, deswegen keine Verbrennung der Leichen und Seuchengefahr. Aber auch Lebensmittel, besonders Reis, wenn es ihn überhaupt gibt. In Yangon leben jetzt sehr viele Menschen einfach auf der Strasse, da ihre Dörfer nicht mehr existieren. Auch die Klöster sind voll mit Flüchtlingen und haben keine Kapazitäten mehr. Niemand kann helfen.“

(…)

„In Yangon gibt es keinen Strom und dies voraussichtlich für mindestens einen Monat! Der Liter Wasser kostet 2 Dollar und ist natürlich nicht bezahlbar. Mein grosser Bruder ist Zahnarzt, und er hat seine Praxis geschlossen. Mit seinem Praxis-Generator ist er zu meiner Mutter gekommen und hat über unseren Brunnen, der zum Haus gehört, Wasser gefördert, das sie dann abkochen können. Er hat auch für alle Nachbarn Wasser gefördert. Allerdings ist das Benzin dazu teuer, wenn überhaupt verfügbar.“

(…)

„Die Situation im Lande wird sich eher noch verschlechtern; es ist nicht absehbar wie es weitergeht. Soforthilfe ist fast überall in den betroffenen Gebieten nötig. Die einfachsten Dinge fehlen, wie Wasser, Reis, ein Dach über dem Kopf und Medizin. Dazu liegen die Leichen immer noch überall herum, ganz abgesehen von den psychologischen Nachwirkungen bei den Opfern. Und im Angesicht dessen tut das Militär nichts und behindert sogar massiv jede Hilfe. Ich habe mit meiner Familie intensiv beraten und wir meinen, dass Hilfe nur im Land und über Burmesen kommen kann, da sonst die Regierung blockt. Trotzdem müssen auch wir Burmesen vorsichtig sein, um nicht mit der Regierung Probleme zu bekommen.“

Ma (name geändert) empfiehlt, einer Organisation namens Free Funeral Service Society zu spenden, die vom Schauspieler Kyaw Thu geleitet wird. Die NGO organisiert die Verbrennung von Leichen für Mittellose und Arme. Ich kenne die Organisation nicht, und weil die Recherche keine erhellenden Ergebnisse brachte, verzichte ich auf den Spendenkontakt. Stattdessen (und weil Hilfe nötig erscheint) habe ich einige Leute angefragt, die sich mit burmesischen NGOs auskennen könnten, und werde, sobald was kommt, die Ergebnisse in den Kommentaren veröffentlichen. Für weitere Vorschläge: das Feld da unten ist rund um die Uhre geöffnet.

8 Kommentare

  1. 01

    World Vision schreibt, dass sie sowieso schon 500 Mitarbeiter im Land haben. Also müssten Spenden an „Deutschland hilft“ auch irgendwie ankommen.

  2. 02
    Caterina

    Dieser Link erreicht mich über den Verteiler des Seminars für Südostasien-Studien (HU). Schnelle, unbürokratische Hilfe vor Ort.

    http://www.gitameit.com/wp/

  3. 03
    Jo

    Es ist garantiert, daß alle Spenden an alle internatonale Organisationen inklusiv World Vision gehen direkt in die Taschen des Militärs. World Vision ist verboten, ins Delta-Region zu gehen, und kann absolut nichts zu hilfen machen. Das Burmesische Militär machen auch absolut nichts. Nur die Burmesische Volk können hilfen. Deswegen geben Spenden nur direkt an Burmesen die haben Verwandten in Burma. Es ist besser, das Geld zu verbrennen, als zu World Vision zu geben.

  4. 04

    mich hat ne freundin von betterplace (http://de.betterplace.org/projects/267) drauf aufmerksam gemacht, dass CARE (http://care.de/) da vor ort ist.

  5. 05

    Danke für die Veröffentlichung – danke für das „am Ball bleiben“!

    Ich glaube ja auch, dass es am sinnvollsten ist, einen Kontakt zu inländischen Helfern aufzubauen bzw. zu ermitteln da die Militärs ja bereits bewiesen haben, dass sie Hilfsleistungen anders auffassen als unsereiner denkt……

    Wenn tatsächlich eine Adresse, ein Konto, ein Kontakt für eine direkte Hilfsmöglichkeit gefunden wurde, so sagt doch bitte auch ganz gezielt dem Künstler Bescheid, der mit der Aktion „Nackte Haut gegen nackte Not“ unterwegs ist.
    Danke!

  6. 06

    Wir motivieren in der Schweiz die Blogger um für Hilfsaktionen zu werben und Mithilfe zu organisieren.
    Möglichst viele sollen mitmachen um das Unrecht mit den Mitteln zu bekämpfen die uns zur Verfügung stehen. Vielleicht lässt sich auch mit viel öffentlicher Aufmerksamkeit etwas bewegen.
    Danke für die Bemühungen

  7. 07