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Ex-DFB-Präsident Mayer-Vorfelder empört über Netz-gegen-Nazis

Mayer-Vorfelder ist not amused. Wegen Netz gegen Nazis. „Man kann doch nicht konservative Institutionen wie die Junge Freiheit und das Studienzentrum Weikersheim in einen Topf mit Neonazis werfen“, meint Mayer-Vorfelder gegenüber der Jungen Freiheit, und weiter: man sei wohl etwas voreilig gewesen beim DfB, als man „Netz gegen Nazis“ Unterstützung zugesichert habe. Was ist passiert?

Anlass ist ein Artikel über das Studienzentrum Weikersheim auf Netz gegen Nazis. Im Artikel taucht auch Mayer-Vorfelders Name auf:

Als personifiziertes Bindeglied zwischen dem SZW [Studienzentrum Weikersheim] und der „žNeuen Rechten“ gilt Albrecht Jebens, ein „žHans Dampf in allen rechten Gassen“, wie die neurechte Wochenzeitung „žJunge Freiheit“ schrieb. Jebens führte von 1982 bis 1997 die Geschäfte des SZW. Im September 1993 gründete er zu Filbingers 80. Geburtstag zusammen mit Paul Schmidt-Carell, dem früheren SS-Obersturmbandführer und Pressesprecher von Hitlers Außenminister Joachim von Ribbentrop, mit Gerhard Mayer-Vorfelder und anderen die Hans-Filbinger-Stiftung. Deren Ziel ist es, das Studienzentrum finanziell und ideell zu unterstützen. Drei Jahre führte Jebens den Vorsitz der Stiftung, 2004 wurde er zum Stellvertreter gewählt. Der Geschäftsführer des SZW, Ronald F. M. Schrumpf, amtiert gleichzeitig als Schatzmeister der Stiftung. So ist eine enge Zusammenarbeit gewährleistet.

Mayer-Vorfelder ist objektiver Stellungnahmen eher unverdächtig und, auch das weiß man, reagiert pikiert, sollte man ihm auf den Schlips treten. Mayer-Vorfelders Schlips ist groß.

Von MV-Spezifika mal abgesehen, wird hier ein Punkt verhandelt, der im Kontext des süddeutschen Rechtsextremismus von großer Bedeutung ist, aber gerne verschwiegen wird: Anders als in den neuen Bundesländern stammt der Rechtsextremismus in Süddeutschland eher aus einem kleinbürgerlichen Milieu und bekommt weniger mediale Aufmerksamkeit. Mit den Bildern brennender Asylbewerberheime und prügelnder Nazi-Skin-Horden bringt man ihn jedenfalls nicht in Verbindung.

Die von Mayer-Vorfelder beanstandeten Artikel werfen mitnichten Neo-Nazis und das Studienzentrum Weikersheim in einen Topf, sondern beschreiben, wie und auf welche Art sich Rechtsextremismus und rechtskonservative Mitte gerade in Süddeutschland begegnen. Und da kommt dem Studienzentrum Weikersheim eine wichtige Funktion zu, eine „Scharnierfunktion“, wie es Autor Stephan Braun nennt. Man kann das auch wohlwollender ausdrücken: Weikersheim und ähnliche Institutionen verhindern, dass sich der rechte Rand in antidemokratische Vereinigungen verabschiedet.

Dann allerdings müssten sich die Verantwortlichen des Studienzentrums Weikersheim und auch Mayer-Vorfelder für ihre Kontakte nach ganz rechts außen rechtfertigen. Nichts anderes fordert der Artikel. Die Art, wie sie sich rechtfertigen, lässt an der wohlwollenden Auffassung zweifeln.

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11 Kommentare

  1. 01
    Elco

    dann hat sich die aktion netz-gegen-nazis doch schon gelohnt oder?

  2. 02
    Frédéric Valin

    Auf jeden Fall.

  3. 03

    Ich bin dafür, derartige Nachrichten fürderhin „Holzmichel-Nachrichten“ zu nennen. Herr Meyer-Vorfelder lebt also auch noch. Ob andere Medien überhaupt noch Interesse an einem Interview mit ihm gehabt hätten?

  4. 04
    Hein

    Super Sache: Einfach aufn Busch klopfen und gucken wer rausspringt.

  5. 05
    Marco

    Mayer-Vorfelder!! Den gibt’s noch? Na Gottseidank – wir brauchen Leute die einen Sachverhalt mal auf den Punkt bringen!! z.B. so:

    „žEs soll nicht chauvinistisch klingen, aber hätten wir 1918 die deutschen Kolonien nicht verloren, hätten wir heute in der Nationalmannschaft wahrscheinlich auch nur Spieler aus Deutsch-Südwest.“

    Ääääh nein. So:

    „Was wird aus der Bundesliga, wenn die Blonden über die Alpen ziehen und statt dessen die Polen, diese Furtoks und Lesniaks, spielen?“

    Oh Mann..eerm so:

    „žWenn beim Spiel Bayern gegen Cottbus nur zwei Germanen in den Anfangsformationen stehen, kann irgendetwas nicht stimmen.“

    Gerhard nimm dich zusammen..

    „žIn Baden-Württemberg beschäftigen wir heute zur Erziehung unserer Kinder 110.000 Lehrer. Das sind mehr Arbeitskräfte, als die Deutsche Reichswehr Soldaten zur Landesverteidigung hatte.“

    *patsch*

  6. 06
    westernworld

    er hieß zu meiner unter ihm erlittenen schulzeit nicht umsonst meier-vorkriegsfelder. der mann hat auf staatskosten heino die nationalhymne einspielen laßen und wollte das dann an den schulen verteilen.

    alle drei strophen versteht sich.

    das wurde noch grade so abgebogen soweit ich mich erinnere. der südwesten war schon immer ein bißchen bräuner als der restwesten.

    MV, filbinger , der herr oettinger, das sogenannte studienzentrum weikersheim „¦

    im tiefsten frieden die npd 2x mit stark 10% im landtag 68 glaub ich und dann anfang der 90er nochmal.

    schwarzbraun ist nicht nur die haselnuß im ländle.
    das haben wir mit unseren nachbarn im elsaß gemeinsam.

    kommt wohl von der vielen sonne „¦

  7. 07
    Frédéric Valin

    In den Neunzigern warens die Republikaner. Ansonsten: ja.

  8. 08

    Wer sich auf die Suche nach Gerhard Mayer-Vorfelder begibt stösst unweigerlich auf diverse Interessenkonflikte zwischen Industrie und seiner damaligen Funktion als Finanzminister des Landes Baden-Württemberg unter der Leitung des damaligen MP Lothar Späth (Beide CDU).
    Die Funktionärstätigkeiten im DFB usw. nur mal angemerkt.

    Letztlich überrascht mich die Äusserung nicht.

    Kenne auch so manche Interna:
    Sage nur „LALL“

  9. 09

    Und deswegen lesen ich gerne Spreeblick.

  10. 10
    westernworld

    @#677985: sorry du hast natürlich recht, ja die republikaner. man wird alt „¦

  11. 11

    @westernworld: Mein Vater nennt ihn Mayer-Vorderlader.

    Gäb es Palmer, den Älteren, noch, hätte der bestimmt treffende Worte gefunden. So muss ich mir bei jedem Gedanken an diese Person die Erinnerung an das WM-2006-Dritter-Platz-Spiel in Stuttgart aus der Konserve holen, wo ich mich lauthals freuen durfte, dass genau er im größten Jubel dennoch grandios ausgepfiffen wurde.
    Auch wenn das leider Gottes bestimmt nicht politisch gemeint war.