Matador hat sich die ersten Aufnahmen der inzwischen wiedervereinten amerikanischen Post-Punker Mission of Burma geschnappt und sie unter dem verkaufsfördernden Namen ‚The Definitive Edition‘ erneut veröffentlicht. Grund genug für eine kleine Geschichtsstunde in der heutigen Popgun!.
Die 00er im neuen Jahrtausend sind ein gutes Pflaster für Anfang 80er Geheimtipp-, Speerspitze einer Jugendbewegung-, Indierockbands. Television haben’s vorgemacht, die Pixies gibt’s jetzt auch schon wieder fast vier Jahre, Dinosaur Jr. können sich seit 2005 wieder leiden und ganz früh dabei beim Wiedervereinigen waren 2002, 22 jahre nach der Auflösung, Mission of Burma.
Zuallererst, auch im Hinblick auf’s Tagesgeschehen, die Frage nach dem Namen. Und die ist wie so oft wenig spektakulär, beinahe enttäuschend banal. Bassist Clint Conley entdeckte den Namen auf dem Schild einer Botschaft und schlug ihn daraufhin den anderen Bandmitgliedern, Gitarrist Roger Miller, Drummer Peter Prescott und Soundingenieur Martin Swope, vor, weil er fand, dass der Name eine „düstere und beunruhige“ Wirkung habe. Wie Recht er damit wohl behalten sollte.
Obwohl sich Mission of Burma aufgrund eines schweren Tinnitus von Roger Miller (Ich muss immer an den anderen Roger Miller denken.) nach nur drei Jahren bereits 1983 wieder auflösten, haben sie der Musikgenreevolution doch einen größeren Dienst erwiesen, indem sie als Brückentier von Punk zu Hardcore krebsten. Wie wichtig Mission of Burma damals für die Entwicklung des amerikanischen Punk und Indiemusik im weiteren Sinne waren, beweisen die Bands, die sich ausdrücklich auf sie bezogen haben, dazu zählen unter anderem Sonic Youth, the Pixies, Yo La Tengo und nicht zuletzt die Big Player Niravana und R.E.M. Hierzulande kennt man die Mission of Burma mit den verzerrt avantgardistischen Tape-Loops als Alleinstellungsmerkmal, am ehesten durch Mobys Coverversion von ‚That’s when I reach for my revolver‘.
Irgendwann Anfang der 00er, die Strokes hatten gerade die Büchse der Pandora geöffnet, hat es die vier dann nach 22 Jahren doch nochmal in den Fingern (in den Ohren ohnehin) gekribbelt. Roger Millers Tinnitus hatte sich zwar nicht verbessert, aber Ohrschützer scheinen sich weiterentwickelt zu haben, denn er trägt jetzt davon ein riesiges Paar bei den spärliche Liveauftritten (z.Zt. sind sie in den USA unterwegs). Apropos Weiterentwickeln, zum Thema Retrobands hat Clint Conley auch noch etwas zu sagen, im Intro-Interview sagte er vor 4 Jahren:
Diese ganzen jungen Bands, die sich jetzt auf die frühen 80er, auf Gang Of Four oder Joy Division beziehen — das ist für mich alles etwas rätselhaft. Ich kapiere deren Ansatz einfach nicht. Die Idee hinter einer Band ist doch eigentlich, die eigene Identität, die eigene Stimme zu finden, die eigene Revolution zu machen. Und einige von diesen Bands haben diese Grundidee, glaube ich, aus den Augen verloren.
Zum 25. Jahrestag der Bandauflösung hat Matador also die zwei Singles, die EP und das eine Album, die Mission of Burma zwischen 1979 und 1983 aufgenommen haben, neu gemastert und doch darauf geachtet, dass der trockene Sound nicht verloren geht. Mit dabei das Album‚Vs.‘, die EP ‚Signals, Calls & Marches‘, die um zwei Songs und eine Live-DVD erweitert wurde und das Livealbum ‚The horrible truth about Burma‘ (Der Titel ist eine Anspielung auf die Eigenheit der Band bei Konzerten entweder genial oder schrecklich aufzuspielen.). Alle drei damals, Anfang der 80er, noch beim Bostoner Post-Punk und Garage Label Ace of Hearts erschienen. Dabei sind sie bei Matador in New York von den neu gemasterten Songs so begeistert, dass sie die üblichen Teaserdownloads nicht nur als 256er MP3s sondern auch gleich als unkomprimierte Waves anbieten.
[MP3] Mission of Burma – ‚Max Ernst‘
[WAV] Mission of Burma – ‚Max Ernst‘
(Originalrelease 1980 als B-Seite der Debüt 7″ ‚Academy Fight Song‘)
[MP3] Mission of Burma – ‚This is not a photograph‘
[WAV] Mission of Burma – ‚This is not a photograph‘
(Originalrelease 1981 auf der EP ‚Signals, Calls & Marches‘)
[MP3] Mission of Burma – ‚OK/No Way‘
[WAV] Mission of Burma – ‚OK/No Way‘
(Originalrelease 1982 als B-Seite der Single ‚Trem Two‘)
[MP3] Mission of Burma – ‚Weatherbox (Live)‘
[WAV] Mission of Burma – ‚Weatherbox (Live)‘
(Originalrelease 1985 auf dem Livealbum ‚The horrible truth about Burma‘)
Yes indeed. Listen up and reach for you revolvers.
Ich hatte damals immer verstanden „That´s when I reach for Marihuana“. Lag wohl zu gleichen Teilen an der grusligen Qualität des Mixtapes auf dem ich den Song hatte und meinen persönlichen Vorlieben zu der Zeit. Lange her …
where are the times :heul