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Wo ist das Leben?

Beim Spiel Frankreich gegen Italien saß ich mit einer Reihe von Leuten zusammen, die davon leben, online zu publizieren. Das Gespräch kam irgendwann darauf, dass alle es schon einmal erlebt hatten, dass ihre Arbeit ernster genommen wird, wenn sie gedruckt vorliegt – ich selbst bin kürzlich erst wieder gefragt worden, ob es von mir etwas gebe, das man anfassen kann*. Hinter dieser Verachtung des auf dem Bildschirm erscheinenden Wortes verbirgt sich eine Frage, die auch in Blogs immer wieder diskutiert wird – ist online verbrachte Zeit vergeudete Lebenszeit?

Bei Felix Schwenzel gab es einen Beitrag, der auf einen Artikel des vielfältig begabten Thilo Baum, in dem dieser empfohlen hatte, nur dreißig Minuten am Tag mit Blogs zu verbringen, da das Leben draußen sei, reagierte und der wiederum selbst heftige Reaktionen hervorrief:

wenn das leben „ždraussen“ ist, empfielt es sich dann zeitungen, zeitschriften oder bücher unter freiem himmel zu konsumieren? oder bekommt man für den konsum von qualitätsjournalismus oder literatur nochmal je 30 minuten aus thilo baums empfehlungsmanufaktur zugestanden? was ist mit kunst, mit bildung? die werden ja meistens in weltfernen elfenbeintürmen betrieben und ganz selten, draussen, in der mitte der gesellschaft. überhaupt, wo ist dieses „ždraussen“? unter freiem himmel, unter menschen oder genau da, wo thilo baum sich befindet?

Felix Schwenzel, den ich etwas weniger flüchtig kenne als Thilo Baum, trifft es schon ganz gut. Die Definition von echtem, unverfälschtem Erleben als Nicht-Online-Leben trägt nicht weit.
Würde man soweit gehen zu sagen, dass Leben nur dann stattfindet, wenn keine Medien konsumiert werden, wenn man also Sport macht (ohne Kopfhörer auf den Ohren), mit Freunden redet (ohne dabei auf den Fernseher in der Kneipenecke zu starren) oder auf einer Wiese liegt und in die Wolken schaut (ohne in einem Buch zu blättern), dann wäre es wohl so, dass heute generell – zumindest in der westlichen Welt – signifikant weniger gelebt wird als sagen wir im dritten Reich.
(Das mit dem dritten Reich habe ich jetzt nur aus Gründen durchsichtiger Provokation geschrieben, ich hätte auch sagen können: zu Zeiten Bismarcks.)

Die für mich beste, tiefgreifendste Persönlichkeitsentwicklung habe ich in einer Phase gemacht, in der mir jeder bescheinigt hätte, dass ich mein Leben vergeude. Aber Persönlichkeitsentwicklung kann man nicht vorzeigen.
Zum dauerhaft erfreulichen Leben gehört immer, da verrate ich kein Geheimnis, eine Mischung aus gegenwärtigem Spaß und zukunftsträchtigem Handeln. Drogen nehmen und dabei Geschlechtsverkehr haben ist toll, führt aber, wenn man es fünf Jahre lang am Stück gemacht hat, zu wenig vorzeigbaren Resultaten (es sei denn, man verzichtet auf Verhütungsmittel). Wogegen gezieltes Studium, ein maßloser Lebenslauf, eine fordernde Arbeit leicht dazu führen, dass man sich langweilt, wenn im Moment des Sterbens das Leben als Film an einem vorbeiläuft.

Aber diese Binse könnte ja auch vom Dalai Lama stammen. Also nochmal etwas deutlicher zu der Frage, ob online verbrachte Zeit generell minderwertiger ist.

Netzfreunde

Es gibt tatsächlich etwas, das ich für riskant halte. Und zwar kann ich mir vorstellen, dass Internetkontakte, ein ständig zwitscherndes Twitter oder 752 MySpace-Friends einen darüber hinwegtäuschen, dass man Freundschaften vernachlässigt.
Hierzu lautet der Merksatz:
Twitter-Follower helfen nicht beim Umzug.
Nun wird es bei vielen so sein, dass aus Online-Bekanntschaften Real-Life-Freunde werden oder dass man online Lücken füllt, die man offline nicht ausfüllen kann, etwa weil man im Dorf der einzige Anorektiker mit Katzenhaarallergie ist oder man weit und breit niemanden findet, der sich mit Briefmarken so gut auskennt wie Mauritius2006 aus dem Philatelie-Forum Zackenfreunde.
Das Internet kann sicherlich toll helfen, wenn man sich einsam fühlt, aber es ist nur ein Placebo.
Daraus im Umkehrschluss zu folgern, jeder, der ein paar Stunden am Tag bei Gayromeo verbringt oder mehr als 1000 Beiträge im Forum der Deutschen-Burquini-Liebhaber gepostet hat, sei ein außerordentlich bemitleidenswertes Geschöpf, ist jedoch nicht statthaft.

Ich kannte mal jemanden, der jeden Tag Ace Ventura UND Forrest Gump gesehen hat – wirklich: jeden Tag, er hat sogar jedesmal gelacht – und mehr Sex hatte als ein schwedischer Modelvolkshochschulkurs im Riminiurlaub. Außerdem hat er sein Medizinstudium erfolgreich absolviert.

Draußen nur Männchen

Einen Aspekt der Online-Existenz, der mir zu selten hervorgehoben wird, gibt es noch: Online ist die Gesprächskultur höher entwickelt. Das darf man natürlich nicht laut sagen, wenn man zufällig mit Frank Schirrmacher an einem Tisch sitzt, aber tatsächlich ist es so, dass man sich im wahren Leben manchmal wünscht, es gäbe diese kurze Verzögerung, die durch das Tippen ensteht, dieses Gefühl, etwas Dauerhaftes zu entäußern, eben diese Zwischenschritte, die die Beiträge noch in dem unterirdischsten Onlinemedium weit über ihr Äquivalent draußen erheben. Natürlich, die Anonymität schwächt diesen Effekt ab, aber wer die Beiträge in einem x-beliebigen Fußballforum mit dem tobenden Studio-Publikum der ZDF-Show Nachgetreten vergleicht, der versteht, was ich meine.

Also?

Man muss sich folglich von niemandem sagen lassen, wie man seine Zeit verbringen sollte. Wenn man sein Gehirn nicht zufällig an eine eingetragene Religionsgemeinschaft zur Aufbewahrung gegeben hat, muss man für sich selber herausfinden, ob sein eigenes Internetverhalten von Neugier oder Zwanghaftigkeit geprägt ist.
Leben ist, wenn man atmet. Alles weitere muss man selber entscheiden.

* öchöm.

49 Kommentare

  1. 01
    chefkoch

    der guckt auch immer noch „eine schrecklich nette familie“ und „täglich grüßt das murmeltier“ und dabei wird dem hörensagen nach auch gelacht. du kennst leute….

  2. 02
    Daniel

    *leben verschwend*

    „ich selbst bin kürzlich erst wieder gefragt worden, ob es von mir etwas gebe, das man anfassen kann*.“ – Zwei Kinder. Aber wer die anfasst, wird verprügelt.

    „Hinter dieser Verachtung des auf dem Bildschirm erscheinenden Wortes“ – Bild vs. Bildblog!

    Schönen Tag….

  3. 03

    @#680358:

    aber wie er sich aus der kondomsituation befreit hat, war brillant:)

  4. 04
    Maltefan

    Ich erledige meine Arbeit seit 2006 praktisch ausschliesslich online und per Telefon, weil alle(!) meine Arbeitskontakte in Berlin, Belgien, China und Finnland sitzen. Gut dass mir endlich mal jemand erklärt dass das gar keine richtige Arbeit ist und ich nur meine Zeit verschwende …

  5. 05

    @#680364:
    meinst du etwa mich?

  6. 06

    Ich seh grad wieder vor lauter Baum den ganzen Wald nicht..
    Grundsaetzlich kann man doch von allem behaupten, dass es Lebenszeit vergeudet: Zahnarztbesuche ebenso wie Naegelschneiden oder Spazierengehen.
    Ich frage mich deshalb, warum so viele auf Thilos Allgemeinplatz ueberhaupt reagiert haben.
    Sind wir irrelevanter Kritik gegenueber noch zu wenig abgestumpft?

  7. 07
    Maltefan

    @#680366: Nein, Thilo Baum, der meint „das Leben“ sei „draußen“ und nicht im Computer. Das geht so dermaßen an meiner Lebensrealität vorbei dass ich gar keine Worte dafür finde. Ich arbeite seit 2 Jahren intensiv mit Leuten zusammen von denen ich einige noch gar nie und viele nur ein- oder zweimal gesehen habe. Mich beschleicht das Gefühl Herr Baum sollte mal in Kontakt mit der modernen Arbeitswelt treten …

  8. 08

    Die größte Zeitverschwendung ist doch wohl Fußball gucken. Zumindest die ersten 115 Minuten eines Spiels. Da ist Spreeblick lesen ja noch sinnvoller. ;-)

  9. 09

    @#680369:

    na, es geht ja nicht nur um thilo baum. das ist doch ein verbreitetes vorurteil, zeitschriften warnen ihre leser vor „dem online“, geben tipps, wie man kinder schützen kann und selbst in blogs findet sich diese denkweise.

  10. 10

    Ihr habt doch alle keine Ahnung. Das wahre Leben findet doch im Fernsehen statt. Da gibt’s schliesslich lauter „Reality Shows“. Die zeigen einem das wahre Leben und man kann sogar daran teilhaben.

  11. 11

    Dieses so genannte „Draußen“ sollte erstmal sauber gemacht werden.

  12. 12

    Endlich mal jemand der es „ausspricht“ ;) Mir gehen die ständigen Warnungen vor Internet, Onlinesucht etc langsam auf den Hoden.

  13. 13

    Die ewig Gestrigen „¦

    Die Feierabende meiner Mutter bestanden in den 70igern und 80igern damit, dass sie im Schnitt 2—4 Stunden täglich (!) mit ihren Freundinnen telefonierte. Nur gab es in 70igern und 80igern noch kein Internet, in dem man ihr «dieses Vergehen der eigenen bewussten Lebensgestaltung» öffentlich um die Ohren hauen konnte und sie als Telefon*junkie (*setze nach Gusto vor —junkie wahlweise: Internet, Web, Game oder Twitter) stigmatisieren konnte. Hm, mir will übrigens immer noch keine Sekunde einfallen in der ich mich von meiner Mutter deswegen vernachlässigt gefühlt hätte.

    Aber es ist gut, dass Menschen, die sonst keine Hobbies haben, den anderen wenigstens vorhalten können, was sie aus deren Sicht alles falsch machen. Ansonsten ist die Zeit im Umbruch, die aus meiner Sicht inkonsequenten T. Baums sterben auch irgendwann noch wech.

    Und ja klar birgt das Web auch diverse Möglichkeiten zur Suchtentwicklung — aber ist es nicht jedermanns eigenes Recht sie zu er- und durchleben?

    Wie auch immer und meine Güte: sehr viele von uns verdienen unser Geld mit PCs und Internet. Was will jemand wie T. Baum denn von uns? Sollen wir jetzt alle Bienen züchten?

    (Ich muss immer an die vielen großartigen Fotografen-Homepages denken, deren Arbeiten ich ohne Internet wohl nie begegnet wäre, weil nie eine Zeitung über sie geschrieben hätte, weil keine Galerie im geographischen Umfeld ihre Arbeiten zeigt.) Pah!

  14. 14

    lasst uns doch mal von thilo baum wegkommen, er ist ja nicht der erfinder dieser idee;)

    gab es eigentlich beim telefon auch diese debatte, ob das ungesunde nervenüberreizung ist?
    ich erinnere mich nur über streitigkeiten wegn der rechnung.

  15. 15

    Ich habe mal vor längerer Zeit einen Text gelesen, der provozieren wollte, indem er aufzählte, was für eine Zeitverschwendung Lesen sei (unproduktiv, introvertiert, unkommunikativ). Medienkritik ist immer auch ein bisschen so, als würde man den Leuten was hinterherrufen.

  16. 16

    @#680403:

    Vielleicht nicht beim Telefon, aber beim Fernsehen. Da hiess es doch auch immer die Kinder sollten lieber draussen spielen als vor der Glotze zu haengen.

    Mal davon abgesehen, man kann es ja auch einfach wie Mario Sixtus halten. Damit sollte sich dann die ganze Diskussion erledigen.

  17. 17

    Baum steht da auch nur als Synonym für viele, praktisch kurzer Name. Sein Artikel hatte sehr wohl verständliche Ansätze hier und da. ,-)

    Zur Rechnung, wir hatten hier in Berlin ja damals den glücklichen Sonderstatus bzw. Telekom-Mauer-Spezialtarif: Gespräche innerhalb der Stadt nur 23 Pfennig für die gesamte Dauer „¦ das war also immer günstiger als sich auf einen Wein zu treffen. Die einzige Debatte an die ich mich erinnern kann, war die, dass man ja auch mal Schulfreunde anrufen wollte und dies nur innerhalb eines frühen Abendzeitrahmens tun durfte. Da hatten Mütter irgendwie noch mehr Macht damals „¦

  18. 18

    … wie jetze, ist verschwenden verboten? ich dachte, dafür isses da, das leben. dass man es benutzt, verschleudert, verbummelt und damit rumaast. egal, ob am computer oder auf dem platz vor der tankstelle, im büro, im wohnzimmer, fernsehend, essend, schlafend, twitternd, autobahnen bereisend oder mensch-ärger-dich-nicht spielend.

    bin ich ein lebendigerer mensch als malte, weil ich übermorgen eventuell rasen mähe? ich glaubs ja nicht.

  19. 19

    Ich finde es immer wieder schade, wenn aktive „interneties“ sich vor den „internet-nur-benutzen-wenn-mir-langweilig-ist“ Menschen rechtfertigen müssen.

    „Wo haben sich du und dein bester Kumpel Peer denn kennengelernt?“
    -„Im Internet!“

    Schon wird man beschämend angestarrt als ob man gesagt hätte „von der ISS, wieso?“

    In Zeiten wo mehr und mehr Menschen auf online dating portalen unterwegs sind, wo jede Firma einen Internetauftritt haben soll, wo uns einkaufstechnisch online alles geboten wird, wird man trotzdem noch behandelt als würde man kleine Hundebabies würgen, wenn man sagt: „Ein paar meiner Freunde habe ich über das Internet kennengelernt“
    Merkwürdig ist das schon…

  20. 20

    Also, Medizin studiert zu haben und täglich Forrest Gum zu sehen, ist an sich kein Widerspruch. Im Gegenteil. Denn:
    1. „Dumm ist nur, wer Dummes tut!“ z.B. Medizin zu studieren. Oder
    2. Nach so einem Dienst im deutschen Krankenwesen braucht man etwas, um wieder auf „Normal“ zu kommen. Und da ist z.B. Ace Ventura wirklich ein angenehmer, bodenständiger und wahrhaftiger Zeitgenosse.
    Ich werde mir sofort die DVD bestellen. Ist bestimmt billliger, als immer dieser Alkohol. *Hicks*

  21. 21

    Also ist doch eigentlich Arbeit die größte Zeitverschwendung oder? Ich denke man sollte dahin gehen wo kommuniziert wird, und das wird im Netz nicht selten besser und schneller. Wer ruhe haben will, kann immer noch seine Zeit vorm Fernsehr oder über einem guten Buch verschwenden. :-D

  22. 22
    mic

    Warum nur erinnert mich das Wort „Qualitätsjournalismus“ immer an „Weltniveau“?

  23. 23

    Netzfreunde sind immer so ein Sache. Das was man mit ihnen wirklich gut kann, ist sie schnell loswerden. Stecker ziehen und man sieht sie nie wieder. So schön wie das auch sein mag, so traurig ist das eigentlich. Obwohl bei den vielen Fakes die sich im Netz rum treiben der Stecker ziehen der einzig sichere „Schutz“ ist.

    Und am an so am Rande, wenn man will das andere was anfassen können, dann sollte man doch einfach mal ein Buch schreiben, so haben die anderen auch was wenn mal der PC nicht funktioniert oder man draußen in der Sonne liegt und lieber ein gutes Buch lesen will und die Natur genießen, anstelle mal wieder im Netz seine Zeit zu verbringen.

  24. 24

    >ist online verbrachte Zeit vergeudete Lebenszeit?

    Man könnte genauso gut von vergeudeter Lebenszeit sprechen, wenn ich im sogenannten „real life“ an meinem Gartenhaus nichts anderes mache als Grillen, Bier trinken und mich mit den Nachbarn über Blumen und Fußball zu unterhalten. Immerhin könnte ich in dieser Zeit auch einen wertvollen Roman schreiben, eine Oper komponieren oder ein Heilmittel für Krebs entwickeln.

    Davon abgesehen war mir Thilo Baum kein Begriff, bis ich in einem Blog (nicht in diesem) über seinen Abgang gelesen habe. Ich denke, der Mann ist nur ein frustrierter Möchtegern-Blogger, der weder Schweiß noch Tränen investiert hat und sich wundert, warum er keinen Erfolg, sprich genügend Leser hatte.

  25. 25
    NOX_X

    „Leben ist, wenn man atmet. Alles weitere muss man selber entscheiden.“

    dito!

    sehr sehr schöner schlusssatz!

    meiner meinung nach ist das internet mitlerweile schon sowas wie ein kultur/geselschaftsgut. ich meine was währe die heutige welt ohne kommunikation über das internet. chaos! dann würde so vieles zusammenbrechen. und es ist ja nicht so das wir 24 stunden am tag vor dem rechner verbringen, wir schlafen ja schließlich auch^^ davon abgesehen gibt es viel zeitverschwänderrische sachen auf der welt.

  26. 26
    Spomenka

    Noch nicht einmal „Nichts tun“ ist Zeitverschwendung. Wer einigermaßen diszipliniert im Leben handelt, findet auch den für ihn richtigen Umgang mit dem Internet und der darin möglichen Kommunikation. Für den einsamen Menschen kann sie eine „rettende“ Funktion haben und für den kommunikationsfreudigen, neugierigen, meine wissbegierigen Menschen eine weitere Farbe des Lebens.
    Also….. alles in Verbindung mit „zu“ ist nicht gut. Das gilt aber auch für alles andere im Leben.
    Einen schönen harmonischen Tag wünscht Sp.

  27. 27
    nick

    ein schöner punkt.

  28. 28
    Jan(TM)

    Ich glaube Maltefan und Co. würden sofort beim Umzug helfen wenn sie ein Autogramm dafür bekommen.

    Zum Glück hat das Internetdingens keinen /played Befehl wie World of Warcraft – der kann einen schon schockieren.

    … Leben nur dann stattfindet, wenn keine Medien konsumiert werden, wenn man also Sport macht (ohne Kopfhörer auf den Ohren) …
    Sport ist doch nur die Simulation der Belastung die ein echtes Leben gebracht hätte. Mein Uropa z.B. ist noch jeden Tag bei Wind und Wetter 5 km auf Arbeit gelaufen und hat da den ganzen Tag Steine mit dem Hammer bearbeitet. Ergo, das echte Leben(TM) findet man nur im Steinbruch.

  29. 29
    heidrun

    nunja, so sachen wie „freundschaften“ im netz kann man schon so oder so sehen, es ist b. z.die frage, worüber man sich mit seinen freunden so austauscht, und ob nicht leute mit einer weniger soliden sozialisation da eher zu verfrühtem vertrauen, überzogener selbstdarstellung bis zur lüge oder ähnlichem neigen. aber diese leute sind früher auch auf heiratsschwindler o.ä. reingefallen.
    eine andere sache, die mir an mir selbst auch stark auffällt, und die ich bedenklich finde, ist hier beschriebene (via german joys):http://www.theatlantic.com/doc/print/200807/google
    aber wie auch im vom sixtus verlinkten text beschrieben, gibt es die zeitverschwendung überall, ebenso wie es überall leute gibt, die mit bestimmten medien (noch?) nicht umgehen können. und schließlich ist alles besser als fernsehen! heute morgen noch mit einem freund diskutiert, der sich über die informationsflut beklagte, bis ich ihn dezent darauf hinwies, dass er sich mit dingen wie amy winehouses lungenkrankheit, über die er mir eine halbe stunde vorher erzählt hatte, ja nicht auseinandersetzen muss… man hat halt mehr eigenverantwortung für das, was man sich reinfährt, das ist anstrengender, aber doch eigentlich eine feine sache…

  30. 30

    Also dieser Satz ist herrlich:

    „Drogen nehmen und dabei Geschlechtsverkehr haben ist toll, führt aber, wenn man es fünf Jahre lang am Stück gemacht hat, zu wenig vorzeigbaren Resultaten (es sei denn, man verzichtet auf Verhütungsmittel). Wogegen gezieltes Studium, ein maßloser Lebenslauf, eine fordernde Arbeit leicht dazu führen, dass man sich langweilt, wenn im Moment des Sterbens das Leben als Film an einem vorbeiläuft.“

    … aber, ich glaube, es müsste „maßvoller Lebenslauf“ heißen.

  31. 31

    @#680507:
    maßlos heißt in meinem jargon unglaublich, großartig, eben: maßlos toll

  32. 32

    @Malte(31):
    O.K., da hab‘ ich mich zu sehr von der Langeweile des Sterbefilms irritieren lassen. Macht Sinn!

  33. 33

    Der Verweis zu @Toppic ist so gnadenlos einfach wie genial.

    Danke denen die inhaltlich wertvolle Postings erstellen. ;-)

  34. 34
    besagte Freundin

    @heidrun aber ist das internet nicht vielmehr spielwiese dieser menschen mit unsolider sozialisation (wenn man sie als solche betzeichnen will)? deswegen passieren genau hier solche freundschaften , weil „besondere“ Menschen aufeinandertreffen? weil sie eben so verfrüht enthusiastisch sind etc. etc.?

  35. 35

    INTERNET MACHT HINTERN FETT!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
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  36. 36

    Wen interessiert eigentlich, was „die anderen“ als Leben bezeichnen? Leben wir nicht genau dann, wenn WIR Spaß haben (und nicht darüber nachdenken, was ein Frank Schirrmacher von uns hält, der – mit Verlaub – auch mal aufm Klo sitzt und sch…)? Und das Bizarre dabei ist ja, nur, wenn wir wirklich das tun, was uns Spaß macht, würden die meisten anderen uns auch als „lebend“ bezeichnen. Selbst wenn sie das, was wir als Spaß empfinden, ohne unser Zutun vielleicht als unsinnig, nicht erwähnungswert, Zeitverschwendung etc. bezeichnen würden. Also – rock on! Egal, ob online oder vor dem heimischen Grill!
    L.

  37. 37

    Das Internet kann viel und bringt viel, aber es kann auf Dauer keine persönlichen Defizite kompensieren, die Menschen auch ohne das Netz hätten. Wer im „žechten Leben“ oberflächlich, ungeduldig, unhöflich, gutgläubig oder intrigant ist, wird sich früher oder später auch im Web so verhalten. Wer im Netz seine Schüchternheit ablegen kann, wird sie im Alltag deshalb nicht in gleichem Maße los. Und selbst der Schutz, den das Web „žFakern“ bietet, versagt meist spätestens beim ersten Offline-Kontakt. Ich meine, man kann es nicht trennen: das Internet kann kein Ersatz, keine Alternative sein, die isoliert neben dem sogenannten Leben existiert, sondern es ist ein Teil davon innerhalb desselben. Nicht „žentweder/oder“, sondern „žsowohl/als auch“.
    Und der Schlusssatz ist in der Tat sehr schön und treffend formuliert.

  38. 38
    Heike

    @#680364:
    Aber immerhin gibt es für diese „Verschwendung“ Geld!

  39. 39

    in welcher form man schreibt ist volkkommen irrelevant, solange es vergnügen bereitet.
    dann ist es nie verschwendete zeit

  40. 40
    Der Micha aus Cottbus

    Letztens hab ich im Fernsehen gesehen, dass es den sog. Freien Willen beim Menschen nicht gibt. Er wird vielmehr vorgegaukelt. Etwa in der Form: Hirn fällt Entscheidung >>> Befehl wird ausgeführt (meinetwegen den Arm heben) >>> dann kommt das Signal, dass wir das auch genauso wollten. Die Entscheidung wird also im nachhinein legitimiert.

    Ergo: Das Internet hat mich ausgesucht, nicht ich das Internet.

    Ob das nun irgendjemand hilft, weiß ich nich…

  41. 41

    @#680667:
    Alles auf einmal in vorbestimmten Zusammenhängen oder jede Schwachnote einzeln aufgezählt?
    Du scheinst deine Meinung mit eigenen Erlebnissen in Einklang zu bringen. Schade,
    dass Du hast so sehr leiden müssen. Idioten u. Fehlgesteuerte Meinungsmacher soll
    es im WorldWideChaos zu zig Millionen geben, habe ich mir sagen lassen. Was auch stimmt.

    (Pause)
    Es soll, Gerüchten nach, auch noch einige Bereiche geben, welche durchaus ohne behalt ganz nett moderiert werden. [Das Æ’enster ist mir zu klein]

    ;-)

  42. 42

    na dann haltet euch fest.
    das kommt aus der zukunft.
    und es beginnt erst.
    yalchup.com

    es wird euch überrennen….

  43. 43

    Mein Onlinekosnum befindet sich irgendwo – natürlich schwankend denn alles ist im Fluss – zwischen Web 2.0-affinem Nerd und das Leben soll irgendwo dort draussen sein und ich mache mich auf die Suche danach.

    Leute kennenlernen kann man überall. Gemeinsame Interesen finden sich im zweifelsfall schneller im Netz ;-)

  44. 44
    bunki

    vergeudete Zeit bestimmt nicht. Fand es nur bemerkenswert, dass bei Johnny Haeusslers-Lesung am Donnerstag inNeukölln ein Buch beworben wurde, dass Blogg-texte enthielt. Fragt sich nun mal, wer schätzt was nicht hoch genug ein. und sei es nur pekuniär …