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Pressefrei

Manchmal kommt es vor, dass die Ironie der Ereignisse es übertreibt.
Am 3. Juli erschien in der Netzeitung ein sehr versöhnlicher Artikel über den Konflikt zwischen Print und Online und wie er sich dahingehend auflösen lassen könne, dass beiden Parteien an gutem Journalismus gelegen ist.
„Was sich nicht ändern wird, ist, dass guter Journalismus von Neugier getrieben ist, von der Suche nach der treffendsten Formulierung, dem besten Bild, der Perspektive, die so noch niemand eingenommen hat. Guter Journalismus will überraschen und die Gesellschaft voranbringen, will unterhalten ohne zu diffamieren und angreifen ohne zu denunzieren.“
Autor war ich.

Am 11. Juli bekam ich eine Mail, in der ich darüber informiert wurde, dass ich aufgrund von Etatkürzungen bei der Netzeitung nicht weiter mit Aufträgen rechnen könne.
Mit mir waren sämtliche anderen freien Autoren plötzlich freier als sie es sich gewünscht hätten.
Die Zusammenarbeit mit der Netzeitung war sehr angenehm, völlig reibungslos und den Umständen entsprechend gut bezahlt. Den Umständen entsprechend heißt: für ein Online-Medium.
Auch die andere Seite war mit der Zusammenarbeit durchaus zufrieden. Die andere Seite heißt: Die Redaktion.
Mein Nebenverdienst wurde mir von einem Buchhalter in London gekappt. Vielleicht auch einer Buchhalterin, vermutlich jemandem, der einen ziemlich langen Weg ins Büro hat, jedenfalls jedoch von jemandem, der nicht etwa unzufrieden mit meiner Arbeit war – er war unzufrieden mit den Zahlen.
Der Börsenkurs von Mecom, der Mediengruppe, zu der der Berliner Verlag und mit ihm die Netzeitung gehört, hatte sich unerfreulich entwickelt und die Börse liebt Entlassungen. Eines der vielen Szenarien, die im Juni umgingen, sah vor, die Netzeitung in einen serviceorientierten dpa-Ticker zu verwandeln. Dafür hätte man alle Mitarbeiter bis auf die, die im Betriebsrat sitzen, entlassen. Man hätte in Kauf genommen, deutlich weniger Klicks zu generieren, durch die Senkung der Fixkosten, so rechnete man, könne man jedoch trotzdem rentabel sein.
So ist es zum Glück für die festangestellten Redakteure nicht gekommen. Nun wird an einen gemeinsamen News-Room der Publikationen des Berliner Verlages gedacht, es wird errechnet, was sich lohnen könnte und herauskommen wird ein zweites Zoomer in bunt und weniger textlastig.

Der Aufschrei in den deutschen Leitmedien fiel äußerst verhalten aus. Was geschrieben und gedruckt wurde: Loblieder auf Papier.

Angriff der Lohnkrieger

Von der Pressefreiheit hängt praktisch jede andere Freiheit ab.

Salvador de Madariaga y Rojo

Wenn man einen wahren Satz noch wahrer erscheinen lassen möchte, dann macht man das so. Einfach einen Spanier hervorzaubern, der ihn einmal ausgesprochen hat. Salvador de Madariaga y Roja, Botschafter der zweiten spanischen Republik, geflohen vor Franco, Schriftsteller. Nie von ihm gehört und wenn man ihn braucht ist er da. Das ist das Glück des Journalisten.

Die Würde des Journalisten ist recht belastbar. Er könnte sich in einer Situation wie dieser, in der die Börse den Journalismus bedroht, mit seinen Online-Kollegen solidarisieren, er könnte seinem Verleger auf die Finger klopfen, weil der ihm Prominews und Klickstrecken, sexy Überschriften und Servicebeilagen aufdrückt, aber er zieht es vor, seinen eiligen Zorn gegen die zu richten, die mit der Lage des Journalismus in Deutschland soviel zu tun haben wie meine neue Hausherrin, die Katze Emily, mit dem Kaukasuskonflikt: Die Blogger sind Schuld.

Denn wegen der Filmblogs gibt es keine ernstzunehmende Filmkritik mehr, sagt Josef Schnelle.

Denn wegen der Huffington-Post ist das gedruckte Wort bedroht, sagt Josef Joffe.

Denn Online ist ja nur schnell, nie tief, sagt Heribert Prantl.

Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass die Antwort auf die Frage, was guten Journalismus ausmacht, lauten muss: Papier?

Nun sind Joffe und Prantl ja nicht irgendwelche dahergelaufenen Praktikanten (Schnelle mit Sicherheit auch nicht, da ich ihn nicht kenne, nehme ich ihn in diese Aufzählung nicht hinein) und es ist auch das Allermeiste von dem, was sie schreiben (hier nehme ich Schnelle wieder hinzu) durchaus richtig.

Der kluge Heribert Prantl sieht sogar sehr hellsichtig das Problem des Berliner Verlages:

Seitdem bemüht sich das Mecom-Management samt seinen örtlichen Statthaltern, der Berliner Zeitung den Journalismus auszutreiben und aus der Zeitung eine Benutzeroberfläche zu machen – auf der immer weniger von dem platziert wird, was Geld kostet (nämlich gute Artikel), aber immer mehr von dem, was Geld bringt (nämlich Werbung und Product-Placement).

Allein mit der Güte des Produkts lasse sich Exklusivität gewinnen, resümiert Prantl und fährt fort:

Die Zeit der Zeitungen als Generalanzeiger ist vorbei; es beginnt ihre Zeit als Generalschlüssel. Daran muss jeden Tag gefeilt werden, und dafür braucht es Leute, die das können und denen die Leser diese Fertigkeit zutrauen, gute Redakteure eben. Es kann dies eine neue, große Zeit der Zeitungen werden – weil sie befreit sind, weil sie nicht mehr ihre natürlichen Schwächen mit sich herumschleppen.

Ja, so ist es.

Es gibt die «National-Zeitung» und es gibt «Politically Incorrect», die Seite-Eins-Mädchen der «Bild» sehen gedruckt genauso billig aus wie gepixelt, PerezHilton.com ist die «In-Touch», auf Speed zwar, aber wesensgleich, und die Qualitätskluft zwischen «Happy Weekend» und «Privatamateure.com» dürfte auch nur feigwarzengroß sein.

Das ist wieder von mir. Erschienen in einem reinem Online-Medium. Was nicht erschien (denn die Netzeitung ist relativ statisch, was die Artikellänge angeht):

Wie es Ballacks Wade geht, möchte ich nicht am nächsten Tag erfahren, die Tageszeitung ist verloren, wenn sie sich auf ein Wettrennen einlässt.
Dafür hat sie die Fähigkeit, mich für Aspekte des Lebens zu interessieren, von denen ich gar nicht wusste, das es sie gibt. Online-Medien funktionieren fantastisch, wenn ich weiß, was ich will. Dann stellen sie mir über die Verlinkungen eine grenzenlose Welt der Informationen zur Verfügung.
Aber die Tageszeitung kann mich durch einen gut geschriebenen Artikel dazu bringen, mir ein Album von Bob Dylan zu kaufen oder ein Buch über die 20 schönsten deutschsprachigen Opern.
Oder gar: sie mir auf Youtube anzuhören.

Es ist dem aufmerksamen Leser möglicherweise nicht entgangen, dass ich hier genauso argumentiere, wie es Journalisten gemeinhin tun. Das liegt an meinen Lesegewohnheiten. Tag für Tag kaufe ich mir eine Zeitung und damit ein riesiges Bündel von Artikeln, von denen die Mehrheit Themen behandelt, in denen ich kein Experte bin, von denen ich vielmehr nicht die geringste Ahnung habe. Onlinemedien konsumiere ich anders. Aber meine Unlust, am Computer längere Artikel zu lesen, hat deutlich abgenommen mit dem Erwerb eines flackerfreien Bildschirms.

Ich bin demselben Irrtum erlegen wie Prantl – ich habe von meinem Medienkonsum auf das Medium geschlossen.

Der Unterschied zwischen Publikationsformen wird nicht bestimmt durch die Darreichungsform – sie wird bestimmt durch den Verleger.

Less Money, more Problems

Auch der Autor dieses Artikels lebt nicht von Liebe allein. Dem Leser ist es mit gutem Recht egal, ob ich nebenbei als Schlachter arbeite, Gläser spüle oder Banken überfalle. Wem es nicht egal sein sollte, ist der jeweilige Verleger.
Denn wer nachts Schweine erlegt, kann morgens keine guten Artikel schreiben.
Das muss den Verleger nicht interessieren, schließlich kann auch ein müder Autor nach dem Bankraub noch eine dpa-Meldung über eine prominente Vagina in eine Schoß-Klickstrecke verwandeln.

Aber ein Verleger – und jetzt werde ich altmodisch – der daran interessiert ist, etwas mehr zu erreichen als einen hübschen Börsenkurs, der muss eben auch seine Mitarbeiter versorgen.
Und nicht nur das: Was die zur Arbeit nötigen finanziellen Ressourcen angeht, da muss er sie sogar so gut versorgen, dass es an Überversorgung grenzt.
Der wahrscheinlich meistbesprochene Aufsatz der vergangenen Monate erschien im Atlantic Monthly, Autor war Nicholas Carr. Es ging um die Frage, ob Google uns verdummen lässt. Diesen Artikel hat mir eine Freundin im Juni zugemailt mit den Worten:

Dieser Artikel beschreibt meine Krankheit! Endlich fasst das jemand mal in Worte! Es ist doch kein Hirntumor! Ich muss nur dem Internet abschwören und schon wird es mir besser gehen.

Kaum zwei Monate hat der Spiegel benötigt, um den Artikel zu klauen.
Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. The Atlantic Monthly ist bekannt für das Pampern seiner Autoren. Auch dort musste gespart werden, man konnte jedoch durch einen Umzug der Redaktion Entlassungen verhindern.
Ein Artikel wie der von Carr ist nichts, was man einfach so hinrotzt, der geschieht nicht nebenbei im Tagesgeschäft.

Damit sich Carr diesem Artikel widmen konnte, musste sein Verlag ihn mit Geld ausstatten. Für dieses Geld bekam der Verlag Qualität und mit dieser Qualität verdient er wiederum soviel Geld, dass es weitergehen kann mit der Qualität.
Klingt banal, hat sich aber noch nicht herumgesprochen. In Deutschland zahlt angeblich der Springer-Verlag besonders gut.
Was mir jetzt meine schöne Argumentation kaputt macht. Ich gehe davon aus, dass das Geld, das Springer seinen Journalisten überweist, eine Art Schmerzensgeld ist, für das keine weitere journalistische Arbeit erwartet wird.

Wenn Journalismus also Geld braucht, aber nur Springer Geld zu zahlen bereit ist und andere Verleger auf die Rendite starren, die naturgemäß im Journalismus nicht so hoch ist wie in der Waffenindustrie, was bleibt dann also für den Journalismus?

Die eine Möglichkeit ist das Online-Kollektiv. So kann man in kleinen Einheiten, also mit wenigen Leuten und ohne die finanziellen Risiken, die durch Druck- und Vertriebskosten entstehen, qualitativ hochwertigen Meinungsjournalismus betreiben, wenn die Werbeindustrie mitspielt. Dass auf diese Weise jedoch ein Korrespondentennetz finanziert werden kann, ist momentan noch utopisch.

Es braucht also Verleger alten Schlags, denen die Qualität ihrer Publikation wichtiger ist als Gewinnmargen.
Es braucht Solidarität der Schreibenden, nicht Spott darüber, was Online-Medien pro Zeile zahlen.
Vielleicht braucht es sogar gesetzlichen Schutz vor Spekulanten.
Denn schließlich ist die freie Presse nicht etwas, um das man an den Börsen pokern sollte.
Frei von sprachlicher Schönheit, frei von Hintergrundinformationen, frei von allem, was nicht Promineuigkeit ist: So pressefrei möchte doch niemand sein.

48 Kommentare

  1. 01

    Ich finde es unfassbar, dass wir gegen Ende des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts darüber diskutieren, ob ein verdammter Datenträger über die Qualität des darüber transportierten Inhalts entscheidet. Im Restaurant schmeckt es doch nicht besser als in der Mensa, weil das Essen dort nicht auf billigem Geschirr serviert wird, das das Studentenwerk in Zehntausenderordnungen gekauft hat, sondern weil den Köchen viel mehr Zeit und Geld für gute Zutaten zur Verfügung steht (relativ betrachtet), und sie sich vielleicht auch mehr Mühe geben.

  2. 02
    Leo

    ich bin beeindruckt. soviel, nicht mehr…

    es geht zuende. es sei denn, leute wie ihr findet gehört. period, um mit einem web-ausdruck zu schließen…

  3. 03
    Wo ist Johnny?

    Wann schreibt Johnny wieder was? Euer Zeug interessiert mich ehrlich gesagt nicht, aber seitdem ich Johnnys RSS Feed verloren habe muß ich ständig persönlich kucken und muß dann entweder Hampelmann Nico oder den komische Franzosen sehen. Menno :(

  4. 04
    Malte

    Es stimmt also was der Spiegel schrieb, ich kann mich nicht mehr auf längere Texte konzentrieren. Und das liegt nicht daran, dass dieser hier schlecht geschrieben war. :)

  5. 05
    bunki

    @Malte

    Tja, was nun? Zu manchem würde ich hier gerne was anmerken, da ich aber nun zu den wilden Horden aus Mordor gehöre, dem großen MMM (manisch monetär-raffendes mecombinat), könnte das nicht ungefährlich werden. Wer weiß denn, wo die buchhalterisch veranlagten Nazgul wieder so rumsurfen in ihrem ewigen Exorzismuswahn und immer auf der Suche nach einzusparenden humanen Resourcen.

    Zudem glaube ich nicht, dass du eine CD kaufen würdst. Du würdst sie irgendwo runterladen. Und voher im Netz schauen, ob die Scheibe nicht doch eine Google ist.

    Im übrigen: Papier ist geduldiger. Da kann ich nicht mit einem einzigen falschen Tastendruck auf einmal all das Geschriebene nicht mehr wiederfinden (wie eben bei mir schon mal geschehen) und muss von vorne anfangen.

    Und zu guterletzt: Ja, „es braucht also Verleger alten Schlags, denen die Qualität ihrer Publikation wichtiger ist als Gewinnmargen.“ Da hast du völlig Recht.

  6. 06
  7. 07
    Pipi

    Lieber Malte

    Habe den ersten Absatz des Artikels mit ‚Bauchschmerzen‘ gelesen.
    Als freier Journalist/Autor sollte man sich schon im klaren sein, nach
    Bedarf, über die Klippe springen zu müssen. Was mich jedoch irritiert:
    Warum muss man öffentlich den ehemaligen Auftraggeber kritisieren.

    Meine Sicht der Dinge ist sicherlich sehr beschränkt.

    Geht es Dir vielleicht mehr um freie Entfaltung deines Intellekts?

    Meine Bescheidene Meinung

  8. 08

    @#686288:

    da verkennst du gleich zweierlei: erstens bin nicht ich allein über die klinge gesprungen, sondern mit allen anderen, die für das, was redaktionsintern als die guten, schönen sachen galten, verantwortlich waren, über bord gegangen.
    zweitens war mein verhältnis zu dem arbeitgeber gut. die geldgeber des arbeitgebers, gegen den sich der arbeitgeber nicht wehren konnte, waren aus nicht-journalistischen gründen verantwortlich für die entscheidung.

  9. 09
    Tim

    Man ist fast geneigt zu rufen: Such dir einen anständigen Job. Dass fürs Schreiben nicht viel gezahlt wird, ist doch nicht seit gestern bekannt. Man darf sich nichts vormachen lassen, dass es vor dem Internet besser war. Wer das behauptet, verklärt die „guten alten Zeiten“.

    Tag für Tag kaufe ich mir eine Zeitung und damit ein riesiges Bündel von Artikeln, von denen die Mehrheit Themen behandelt, in denen ich kein Experte bin, von denen ich vielmehr nicht die geringste Ahnung habe.

    Wovon hast du denn Ahnung? Wer fordert, dass Qualität geachtet wird, muss diese auch liefern. Ich sehe das so: Fürs „journalistische Interesse“ wird es blogger geben und einige schlechtbezahlte Schreiber/Videomacher/O-Ton-Lieferanten. Dagegen wird Fachcontent, was eben nicht jeder so einfach produzieren kann, wichtiger. Nennt man auf Neudeutsch „unique selling point“. Die Medien werden es zur Abgrenzung brauchen. Jedoch werden die nicht den Journalisten die Freiheit geben, sich mal ein paar Wochen ins Thema einzuarbeiten und zu recherchieren. Expertise auf Knopfdruck ist gefragt. Nenn es meinetwegen journalistisches Fachidiotentum.

  10. 10

    @#686294:

    gut, dass du nicht fürs lesen bezahlt wirst. aber andererseits: vlt würdest du dann artikel lesen, ehe du sie kommentierst.

  11. 11
    rio

    mein gott, was ist denn heute los? wird ja immer heise-iger hier…von meiner seite jedenfalls: schöner artikel malte!

    @über mir: fachcontent schön und gut, aber journalismus sollte vielleicht auch noch mehr sein, als content auf knopfdruck! was ist denn mit wunderschönen alltagsbeobachtungen? geschichten wie hier auf spreeblick? etc. p.p… kann mich ja sonst gleich zur produktivitätsmachiene in dieser gesellschaft umbauen lassen…input – output…nur was mach ich dann mit emotionen?

    was mich genau daher neben der hauptproblematik jedoch auch noch interessieren würde, ist die problematik, die der von dir angesprochene artikel aus „the atlantic“ aufgreift – vielleicht kommt dazu ja auch noch mal ein artikel?

    muss nämlich sonst dem internet auch bald abschwören, lese keine bücher mehr! hilfe!

  12. 12
    heidrun

    @ tim (9): zum beispiel ausser diesem (ziemlich gelungenen, wie ich finde) die artikel in der netzeitung, um die es hier geht… schade zu hören, malte, hab die gern gelesen….

  13. 13
    Frédéric Valin

    @#686294:

    Expertise auf Knopfdruck ist gefragt. Nenn es meinetwegen journalistisches Fachidiotentum.

    Aha. Du willst Wissenschaft und Journalismus in der Form zusammenlegen, dass Du vom einen die Schnelligkeit nimmst, und vom anderen die Tiefe?

  14. 14

    haben wir es bei spreeblick denn überhaupt mit online-journalismus zu tun? oder ist es dann doch nur ein multi-autoren-blog mit geschichtchen, lachern und provokationen?

    und erwarte ich von journalismus wirklich „wunderschöne alltagsbeobachtungen und geschichten wie hier auf spreeblick“?

    wahrscheinlich steht mir hier schon wieder mein unverständnis im weg.

    „žDie Nachrichtenfaktoren Personalisierung, Kontroverse und Aggression nehmen nach Ansicht der befragten Journalisten zu“ sagt wikipedia. sind dann weblogs wiederum sowas wie die privatsender des internetzes?

  15. 15

    Und da sage einer, lange Artikel funktionieren nicht im Internet.

  16. 16
    heidrun

    @ creezy: scheint ja tatsächlich nicht zu funktionieren – knapp die hälfte der kommentierenden hat ja nicht verstanden, worum es geht :)

  17. 17

    @#686304: die andere hälfte hat es so gut verstanden, dass für die dummen vom verständnis-kuchen leider nichts mehr übrig ist.
    sind die hier alle doof, wa?

  18. 18

    Endlich mal ein ruhiger, analytischer Artikel zu dem Thema. Endlich mal ein Blogpost ohne die üblichen Beißreflexe zwischen den Lagern (macht das Internet doof?). Und dann vor allem Pöbelkommentare…
    Löscht Ihr die intelligenten Leserbeiträge?

  19. 19
    Martin2

    Ich finde den Artikel sehr gut und informativ.
    Die Digitalisierung bringt doch immer die Menschen auf die Barrikaden, die um ihre Pfründe bangen. Das war so in der Musikindustrie, in der Filmbranche und jetzt auf dem Informationssektor. Anstatt visionär und offen mit der neuen Herausforderung umzugehen, wird mit Giftpfeilen um sich geschossen.
    Dieser Artikel wäre für mich auf jeden Fall eine Bereicherung in meiner Tageszeitung gewesen.

    Es ist sicher nicht der Anspruch von Spreeblick ein online-Magazin zu sein, sondern hat eben eher den Charakter eines „Experiments“. Aber mal schauen, was in 5 Jahren ist.

  20. 20
    rio

    @#686301: zitat „und erwarte ich von journalismus wirklich „wunderschöne alltagsbeobachtungen und geschichten wie hier auf spreeblick“?“

    nicht nur, aber auch. wollte damit natürlich nur einen denkanstoß @9 geben, das die bandbreite von journalismus nicht so beschränkt sein muss, wie sie dort dargestellt ist.

  21. 21
    Seba

    sehr schöner text, sehr spannende argumentation. Und, die Kommentare, die hast Du doch selbst geschrieben, um zu beweisen, dass UGC nicht alles ist…

    Und, egal wie wenig ich dem Staat zutraue, die Pressefreiheit zu schützen – „Vielleicht braucht es sogar gesetzlichen Schutz vor Spekulanten.
    Denn schließlich ist die freie Presse nicht etwas, um das man an den Börsen pokern sollte.“ – das kann ich voll unterschreiben. Und bin verwundert, dass das nicht schon lange der Dreh- und Angelpunkt der Diskussion ist.

  22. 22
    bunki

    Zitat Ferd: „Aha. Du willst Wissenschaft und Journalismus in der Form zusammenlegen, dass Du vom einen die Schnelligkeit nimmst, und vom anderen die Tiefe?“

    @ fred: ja das wäre ideal. Wird aber nicht klappen. wir graben uns nur gegenseitig das Wasser ab, indem wir uns zu billig verkaufen

  23. 23
    Jan(TM)

    Schon lustig, wenn einem Autor(Journalisten) mal Veränderungen drohen – weint er gleich dicke Krokodilstränen. Jammert das die Pressefreiheit bedroht ist, weil SEINE Berichte nicht mehr in xy stehen. Meist liegt daneben ein halbfertiger Artikel über die ach so weinerlichen Deutschen, German Angst und so.

    Das die Netzeitung sparen muss, könnte auch daran liegen das sie niemand liest. Warum auch? Steht doch nur der gleiche Dreck drin wie bei allen anderen. Und wenn die sich nun auch „möglichst breit als Nachrichtenportal aufstellen“ will, wird sie genauso auf die Fresse fliegen wie alle vorher. Dafür wächst dann irgend eine neue Zeitung im Netz nach die den alten Platz der Netzeitung einnimmt.

    Dass auf diese Weise jedoch ein Korrespondentennetz finanziert werden kann, ist momentan noch utopisch.

    Beweist Indymedia nicht seit Jahren das Gegenteil?

  24. 24
    Frédéric Valin

    Schon lustig, wenn ein Kommentator den personalisierten Einstieg mit Tagebuchschreiberei verwechselt.

  25. 25
    Frédéric Valin

    @#686322: Das wird aus einem ganz anderen Grund nicht klappen: Schnelligkeit ist der Wissenschaft wesensfremd. Vor allem in den Geisteswissenschaften.

  26. 26
    heidrun

    @ ovit: nunja, jemand hat da offenbar zum beispiel nicht verstanden, dass es in dem artikel nicht um spreeblick, sondern um die netzeitung geht. macht aber nix.

  27. 27
    heidrun

    @ jan ™: sind die indymedia-leute nicht auch ziemlich unterbezahlt? die dürften eine anständige bezahlung dann aber doch einfordern, oder?
    „Jammert das die Pressefreiheit bedroht ist, weil SEINE Berichte nicht mehr in xy stehen.“
    superzusammenfassung. solltest du an springer verkaufen :P

  28. 28

    Witzigerweise (und ich beziehe mich hier einmal auf die Breitseite eines Josef Schnelle) nähert sich sein Sprachstil dem eines Bloggers an (bzw. was er darunter versteht): Er analysiert nicht, er polarisiert; er urteilt vorschnell und absolut. „žFilmkritik in Blogs? Daumen runter!“ Eben wie ein x-beliebiger fanboy.

    Pressefreiheit bedeutet für mich eben auch, die Freiheit zu haben, nur das lesen zu wollen, was mir einen Nutzen bringt. Ich kann selektieren und sortieren.
    Wenn ich nun aber – wie Herr Schnelle – die Existenz von Filmkritiken in Blogs nicht akzeptieren kann, dann handle ich gegen die Pressefreiheit.

  29. 29
    splunzi

    @#686337: Autor wird entlassen und schreibt dann Artikel über das Ende der freien Presse wie wir sie kannten, fordert gesetzlichen Schutz für den Journalismus vor Spekulanten und bebildert das mit „Freedom of Speech“. Wenn man das wie Jan kritisiert muss man sich meiner Ansicht nach keine Springer-Vorwürfe anhören.

  30. 30
    heidrun

    nö, wo jans aussage auch überhaupt nicht vereinfachend und polemisch war.
    ich lese weder, dass malte jammert, noch dass er das „ende der freien presse, wie wir sie kannten“ herbeibeschwört. da ist übrigens auch ein bisschen wortspiel dabei mit der „pressefreiheit“, es geht hier immerhin nicht direkt um zensur.
    diese haltung „scheisse oder gar nicht bezahlt – selbst schuld mit deinem idealismus“, kombiniert mit genau denselben vorwürfen an malte, gegen die er oben ganz gut argumentiert, obwohl er besser schreibt als einige sicher besser bezahlten „echten“ journalisten (und das ja eben nicht nur auf spreeblick, das scheint ja einigen zu entgehen – hier wird jawohl oft genug betont, dass die autoren das hier nicht zum geldverdienen machen), die versteh ich nicht.

  31. 31
    Maltefan

    @#686292:
    Ich sehe das eher undramatisch. Auch eine Zeitung muss Geld verdienen, und leider haben es einfach offenbar die wenigsten Zeitungen raus, wie man mit Qualität Geld verdient. Ist vielleicht auch einfach ne eher kleine Nische mit überschaubarer Zielgruppe, wer weiss. Mit bösen Spekulanten hat das mMn weniger zu tun, und im Grunde könnte man den Artikel auch als Plädoyer für öffentlich-rechtliche Medien sehen: Die haben schliesslich Geld wie Heu und könn(t)en es sich leisten, Qualität zu produzieren. Im Falle der BBC tun sie es sogar relativ regelmäßig.
    Schwebt Dir sowas auch für Zeitungen (Print undOnline) vor?

  32. 32

    Ich verstehe das Gejammer auch nicht ganz. Wann in der Geschichte war die Presse denn freier als heute?
    Wann war es einfacher und billiger einen eigenen Verlag zu gründen und es besser zu machen?

    http://www.constitution.org/pub/swinton_press.htm

  33. 33

    @#686337: achso, das hat mit spreeblick hier gar nichts zu tun? vielen dank, ist mir irgendwie entfallen.

  34. 34

    @#686344:
    ich verstehe ja, dass es schwer ist, in einem blogpost vom autor weg zu denken – aber wenn ich kurz zusammenfassen dürfte, was da noch steht: alle festangestellten redakteure (und auch die sonstigen mitarbeiter) waren von einem tag auf den anderen von entlassungen bedroht und können jetzt möglicherweise (ob es auf dauer ist, weiß kein mensch) ihren job behalten, wenn sie freudestrahlend bereit sind, ein hübsch buntes klickportal zu betreiben.
    für mich war das geld ein nebenverdienst.
    ich bin relativ gut und breit aufgestellt, daher bitte ich darum, von beileidsbekundungen abzusehen.
    jetzt kann man natürlich sagen: so ist eben wirtschaft, so geht es eben anderen angestellten auch. und ja: ich habe, als es zu der schließung des nokia-werks in bochum gekommen ist, keinen artikel dazu geschrieben. ich hatte ein kotzen im hals, bei dem schnitt von den vor der entlassung stehenden bochumern zur führungsetage von nokia, aber die kunden, die bekommen ihre handys, die sie möglichst umsonst haben wollen, eben jetzt aus rumänien und in rumänien freut man sich (bis nokia nach aserbeidschan zieht und dann in die mongolische volksrepublik und dann? vlt ist bis dahin die bemannte raumfahrt besser entwickelt).

    an die stelle von guter information rückt aber seit jahren nicht an anderer stelle gute information, sondern bullshitnews. hier wird durch wirtschaftliche bedingungen ein grundrecht entkernt.

  35. 35
    Maltefan

    @#686365:

    an die stelle von guter information rückt aber seit jahren nicht an anderer stelle gute information, sondern bullshitnews. hier wird durch wirtschaftliche bedingungen ein grundrecht entkernt.

    Also doch öffentlich-rechtliche Zeitungen?

  36. 36
    Jan(TM)

    @#686365:

    an die stelle von guter information rückt aber seit jahren nicht an anderer stelle gute information, sondern bullshitnews.

    Genau das stelle ich in Frage. Schau dir doch mal an wieviele tolle Projekte allein in den letzten Jahren abseits der Leitmedien entstanden sind.

    Wenn ich früher tolle Interviews lesen wollte sah es verdammt mau aus – jetzt kann ich mir Galore kaufen. Ok mir gefielen die ersten Ausgaben am besten, kann aber auch daran liegen das sich meine Begeisterung etwas gelegt hat. Was gibts noch? Dummy, Telepolis, Indymedia … internationale Presse kann ich jetzt auch auf dem kleinsten Dorf lesen dank Internet.

    Gerade habe ich mir eine Deutsch/Tschechisch/Englische Fotozeitung gekauft, zumindest nach kurzem Durchblättern sind das keine Bullshitnews. Auch nicht der übliche deutsche, technikverliebte Fotozeitungsmist.

    Nie war es einfacher sich zu informieren.

    Das einzige Problem bzw. die große Chance ist, das die Zielgruppe für gute, anspruchsvolle Nachrichten zum Grossteil selbst gern Sender wäre. Das ist doch genial, warum soll ich noch Beiträge von „Fach“journalisten(die eh meist null Ahnung haben) lesen, wenn ich auch direkt vom Fachmann einen Artikel haben kann? Im Augenblick fehlt es noch an Plattformen und Redaktionen die die Spreu vom Weizen trennen, aber es gibt eine ausgehungerte Zielgruppe die durchaus zahlungskräftig und willig ist. Also warum sollte ausgerechnet diese Marktlücke in Zukunft ungenutzt bleiben?

  37. 37
    mietze

    Obwohl das Problem irgendwie nicht recht verstanden wird, liegt es doch auf der Hand: natürlich sind Medien schon immer Wirtschaftsunternehmen, die sich sowohl selbst finanzieren als auch rentieren müssen. Fraglich bleibt jedoch, ob sie in ihrer Funktion (als Wissens- und Informationslieferanten) wirksam werden können, wenn ein Unternehmer nicht nur versucht, das Unternehmen rentabel zu machen, sondern sich daran eine goldene Nase verdienen möchte. Einsparungen gehen in jedem Unternehmen mit Qualitätsverlust einher (zumindest in der Regel…). Medien funktionieren aber ohne Qualität nicht mehr. Woher sollen wir sonst unsere Information beziehen? Aus einer Bilderstrecke?
    Medien sind mehr als nur eine Geldmaschiene.

  38. 38

    @#686370:

    finanziert durch zeitungsgebühren und kontrolliert von seltsamen männern, die an türen klingeln und sehen wollen, ob man papier bei sich rumliegen hat?
    nein, im ernst: wenn, dann denke ich eher (und ich schreibe hier gerade ins unreine, das bitte ich zu bedenken) an etwas wie bei den apothekern. das also ein verlag von verlagerhand in verlegerhand, nicht aber in investorenhand gehen sollte. wie gesagt: noch nicht zuende gedacht.

  39. 39
    Maltefan

    @#686383: Wie willst Du denn einen Verleger von einem Investor unterscheiden? Es gibt kein Dipl.-Verleger-Studium, das eine Einstiegshürde in den Verlegerberuf darstellen würde.
    Wie schon gesagt unterstützt Dein Artikel mMn die Position der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, ihr Angebot gebührenfinanziert beliebig ins Internet ausweiten zu dürfen. Die Grundversorgung durch die Privaten kann ja aus Deiner Sicht aus wirtschaftlichen Gründen nicht (mehr?) garantiert werden.

  40. 40

    @#686372:

    da ist ja vieles sehr richtig von. wenn man zudem noch englisch spricht, stehen einem mehr informationen zur verfügung als je zuvor. aber der normale konsument, der eine zeitung liest, wird – so er es denn bemerkt – eine verschlechterung erlebt haben.

  41. 41
    Pipi

    @#686397:

    Möchte in Respektvoller Weise darauf hinweisen,
    dass der grö8te Teil der Gesellschaft noch immer Analog, über Printmedien,
    oder schlimmstenfalls Privatsender, ihre Information erhalten. Der erhobene Anspruch an
    ‚Lieschen Müller‘ erfüllt sich nicht.

    Hierbei bemerke ich zwingend an, nicht jeder der sich im I-Net befindet, ist zwangsweise in der Lage o. willens sich zu informieren.

    Darum muss keine Grundsatzdiskussion geführt werden.

    Ist nur eine sehr persönliche Einschätzung.

    Alles Liebe

  42. 42
    Andree

    Nachdem sich also deine blogartigen Artikel in herkömmlichen Formaten nicht publizieren lassen, willst Du „Online Kollektive“ gründen ….. also wieder sowas wie Blogs!
    Im Übrigen würde ich hier mal Feuilletonismus und echten Journalismus nicht gleichsetzen.

  43. 43
  44. 44
    Andree

    @#686447: Dann schreib die wesentlichen Infos halt in den Haupttext und versteck sie nicht hinter Sprachwindungen. Menno.

  45. 45
  46. 46
    alman

    ähm zum thema pressefreiheit, folgende wundervollen szenen vom Republikaner Parteitag. Will keinen Nebenschauplatz eröffnen, aber die Bilder sprechen für sich:

    http://www.youtube.com/watch?v=FnTtZOy5hO4&eurl=http://www.alternet.org/blogs/video/

    Land of the free?

  47. 47

    Einfach Spitze dieser Blog, da kommt man gerne wieder hin.