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Hell friezes over

Gestern endete die sechste Frieze im Londoner Regents Park. 150 Galerien aus aller Welt kamen zu einer der größten Kunstmessen zusammen. Schlecht für Schnorrer wie mich: Es kostet eine Stange Eintritt und auf Sekt und Häppchen muss man auch verzichten. Gut hingegen – im Vergleich zu den großen Ausstellungen gibt es eine ungemein große, heterogene Auswahl und keinen Kurator, der das Ding alleine gegen die Wand fahren kann. Und man darf ungestraft Fotos machen, deshalb nach dem Klick eine ausführliche Bilderstrecke.


Harland Miller ‚The Bigger the Search Light the Larger the Circumference of the Unknown‘, 2008

Halogen is the new Kunstharz. Kaum eine Galerie die ohne die kleinen, flackernden Poesiealbumsprüche auskam.


Tom Burr ‚Cut me / Fix me‘, 2008; mixed media


Michael Krebber ‚Seatrend‘, 2008; windsurfing board, wall mounts

Cindy Sherman, Andreas Gursky – für die Fotografen waren nur die ganz großen Namen auf der Frieze vertreten.


Andreas Gursky


Scott King ‚Why Helmut was forced outside the Stasi (Yoo hoo comrade)‘, 2008; vinyl lettering on wall

Auffällig bei der Fotografie war die beinahe komplette Abwesenheit von Portraitaufnahmen. Cindy Sherman ist hier die Ausnahme.


Cindy Sherman


Sadie Coles Ugu Rondinone ‚Vague vast void‘, 2008; wood, fittings, varnish


Simon Starling ‚Particle Projection (Loop)‘, 2007; 35mm black & white film loop


Jim Lambie ‚Sonic Reducer‘, 2008; concrete block, album covers


Xylor Jane ‚Brood‘, 2007; oil on panel


Thomas Locher ‚6. Marx / Capital‘, 2007; wood, acrylic, aluminium


Scott King


Hans Op de Beeck ‚Social Housing‘, 2008; mixed media (polyamid)

Was man auf dem Foto eventuell nicht gut erkennen kann: Der Helikopter ist komplett mit Federn überzogen.


Timo Nasseri ‚Comanchi (Indianer Stamm)‘, mixed media

Die Idee mit Avantgarde Avantgarde zu setzen ist so alt wie die Schrift selbst. 40 Jahren ist es jetzt schon her, als Herb Lubalin die Schrift für das gleichnamige New Yorker Kulturmagazin entwarf. Damien Roach zeigt, dass die ursprüngliche Verwendung, abseits aller Kleinstadtreklame, doch die angemessendste ist.


Damien Roach ‚Avantgarde‘, 2008; wood, steel and base

Beim ausgestopften und tätowierten Schwein hab ich vergessen nach dem Urheber zu schauen, denn hinter dem Schwein stand Geri Halliwell.

René hat sich gefragt, ob der wowPod denn tatsächlich funktionieren würde. Nachdem ich jetzt davorstand zweifele ich trotzdem an seiner vollen Funktionsfähigkeit. Ein paar verzerrte Musikvideos liefen darauf, das wars aber auch schon.


Aristarkh Chernyshev & Alexei Shulgin ‚wowPod‘, 2008

Den kleinen 386er Bettelautomaten hab ich damals das erste Mal auf der Transmediale gesehen, kurz bevor sie aus dem Haus der Kulturen der Welt raus sind. Das muss so um 2004 gewesen sein. Zu sehen ist ein archaisches Laufband, im Look der ersten Windows-Screensaver, das um Kleingeld bittet, dazu scheppert aus den PC-Speakern ein klägliches ‚House of the rising sun‘. Auf der Transmediale hockte der 386er seinem Anliegen entsprechend auf dem Boden, was das nerdige Herz noch mehr erweichen ließ.


Alexei Shulgin ‚386DX singing computer‘, 1998


Dirk Skreber ‚untiteld‘, 2007, car model of metal and plastic metal base


Jonathan Horowitz ‚tbc‘, 2008; acrylic on silkscreen on canvas


Darren Lago ‚Tom, Dick, Harry and Unknown‘, 2008; glass reinforced


Amy Bennett ‚Property Line‘, 2007; oil on panel

Die abgetrennten Beine von Robert Gober erinnern mich immer an die Arbeiten von Maurizio Cattelan, die unter anderem auch in der Tate Modern hängen, mit dem entscheidenden Unterschied, dass Cattelan Arme abtrennt. Gobers Werk auf der diesjährigen Frieze ist noch dazu ein ganz guter Abschluss für eine Bilderstrecke auf Spreeblick.


Robert Gober ‚Leg with Anchor‘, 2008; forged iron and steel, beeswax, cotton, leather, human hair

Wer jetzt noch nicht genug hat, das art-Magazin hat auch eine kleine Bilderstrecke.

8 Kommentare

  1. 01

    Klar, das man bei dem Anblick von Geri Halliwell alles andere vergisst…:-)
    Das Schwein ist – wenn es nicht jemand gnadenlos kopiert oder auf die Schippe genommen hat – von dem belgischen Künstler Wim Delvoye. Klickst Du hier: http://www.wimdelvoye.be/artfarm.php
    Zwar wurde immer behauptet, die tätowierten Schweine führen ein glückliches Leben auf einer Farm, aber zwecks Massenvorführung wurde hier dann wohl doch davon abgesehen :-(

  2. 02
    Georg

    Mich würde ja mal interessieren wieviel der Eintritt den nun gekostet hat?

  3. 03

    Danach fühlt man sich wahrscheinlich ähnlich bereichert, wie nach drei Stunden flickr.

    Was ist das für ein Foto auf dem Foto von „žSadie Coles „˜Vague vast void“™“ links? Ist das Ian Curtis?

  4. 04
    Nico [Jackpot Baby!]

    @#693944: sieht ganz danach aus, stimmt.

    @#693947: die tagespreise lagen zwischen 15-25 pfund. das ist gemessen an einem arsenal spiel (35 pfund, die mitgliedschaft als vorraussetzung zum ticketkauf nicht mitgerechnet) natürlich fast geschenkt.

    @#693949: ja, das ist er tatsächlich.

  5. 05

    Warum hast du den das Schwein fotografiert, wüsste gerne wie die Geri jetzt aussieht. Hier ist einfach zu wenig Boulevard. ;-)

    Wenn ich mir die Bilder anschaue dürften sich die Pfunde aber gelohnt haben, zumindest für die Leser.

  6. 06

    Wim Delvoye baut übrigens auch Maschinen, die Kot produzieren. Und verkauft diesen dann. Er macht also aus Scheiße Geld. Und in Luxemburg hat er sich eine Krypta bauen dürfen.

  7. 07

    „Galerie“. Bitte.

  8. 08
    Mia

    …pfff…Kunst muss wohl einfach so aussehen…Wenn Kunst eine Botschaft hätte, die mehr Leute erreichen würde als den Künstler selbst und seine staunenden aber oft ahnungslosen Anhänger, wäre es wohl keine Kunst mehr…
    Nix für mich :)