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Seneca über Creative Commons

Schon vor 2000 Jahren wusste man den Wert von Creative Commons zu schätzen.

In Muße leben einzig jene, die ihre Zeit der Weisheit weihen; nur sie leben wirklich; denn sie sind nicht nur auf ihre eigene Lebenszeit bedacht, sondern sie wissen auch jede Zeitperiode ihrer Lebenszeit einzufügen. Alles, was an Jahren vor ihnen dahinging, fügen sie ihren eigenen hinzu. Wenn wir nicht gänzlich undankbar sind, so sind die berühmten Gründer der Philosophie für uns geboren, und sie haben uns den Lebensweg bereitet. Zum größten, was aus dem Dunkel zum Licht durchbrach, gelangen wir durch das Bemühen anderer; kein Jahrhundert ist uns verhüllt, alle sind uns offen; und steht uns der Sinn danach, hohen Geistes über die Schranken menschlicher Schwäche hinauszugelangen, so haben wir einen riesigen Zeitraum zur Verfügung, den wir durchwandern können. Wir dürfen mit Sokrates disputieren, mit Karneades zweifeln, mit Epikur stille sein, wir können des Menschen Natur mit den Stoikern besiegen, mit den Kynikern sogar ihre Grenzen überschreiten (…) Die Familien der erhabensten Geister sind da: Wähl´aus, in welche du aufgenommen werden willst.

Nicht allein ihr Name wird dir gegeben, sondern auch ihr Reichtum. Man braucht ihn nicht geizig zu behüten – er vermehrt sich, je mehr du von ihm verteilst.

Aus Senecas De Brevitate Vitae (Übersetzung zusammengesetzt aus Hermann Bengtsons Römische Geschichte – Republik und Kaiserzeit bis 284 n.Chr. und und Christian Gizewskis Arbeit über Ethisch begründete Zeitkritk bei Seneca – hier stammt die Übersetzung von H.M. Endres

15 Kommentare

  1. 01
  2. 02
    moses

    Und wenn wir schreiten, frei Hand
    Durch Tiefen und durch Höhen
    Bis an der Zeiten Strand,
    Ein niemand kann entzweien
    – Das edle Band.

    Von freiem Mensch geflochten,
    Zerreißt es nur durch ihn.
    Kein Wille kann sie stoppen,
    Wohin zu zweit sie ziehn.
    – Allein es vergeblich.

    Denn wo deren zweie sind
    Ist einer vor dem andern.
    Will das seine oder mehr,
    Ganz gleich von welchem andern.
    – Aus Gier wird Neid, aus Hass der Tod,
    Der Streit, das Blut, färbt jedes Muße rot.

    Das freie Band es fesselt auch,
    Zieht einen zu dem andern.
    Und leiden wir, so tun wir´s auch,
    Der eine um den andern.
    Und stolpern sie, so falln sie auch,
    Der eine mit dem andern.

    – frei nach Schnauze

  3. 03
    rox

    Sagte ein gut situiertes Mitglied einer Kultur, die besonders davon profitierte, dass sie Wissen und Reichtum durch Unterjochung aus anderen Nationen abzog.

    Are you kidding?

  4. 04

    ‚creative commons‘ ist eine feine sache.
    wenn man reiche eltern hat. oder einen job in einer werbeagentur. oder man der auffassung ist, dass kunst, kultur und kreativität ohnehin in die zeit nach feierabend gehören.
    und erklärt das bitte noch mal meinem vermieter, das mit dem ‚creative commons‘. der hat das irgendwie noch nicht verstanden und schreibt immer so böse briefe.

  5. 05

    @#696460:

    „Reg: Sie haben uns ausgesaugt, die Schweinehunde. Sie haben uns alles genommen, und nicht nur uns, sondern auch den Vätern unserer Väter.
    Loretta: Und den Vätern der Väter unserer Väter.
    Reg: Hört, hört!
    Loretta: Und den Vätern der Väter der Väter unserer Väter.
    Reg: Schon gut, kapiert. Und was haben uns die Römer jemals dafür zurückgegeben?
    Xerxes: Das Aquädukt?
    Reg: Was??
    Xerxes: Das Aquädukt.
    Reg: Oh ja, doch. Das haben sie uns gegeben. Stimmt.
    Mitglied: Und die Hygiene.
    Loretta: Richtig, die Hygiene. Erinnerst du dich noch, wie die Stadt früher ausgesehen hat?
    Reg: Klar, gestehe ich dir zu.
    Matthias: Und die Straßen.
    Reg: Okay, die Straßen, das ist ja klar. Aber abgesehen von den Aquädukten und Straßen
    Mitglied: Bewässerung.
    Xerxes: Medizin.
    Mitglied: Erziehung.
    Reg: Ja, ja. Ist schon gut.
    Mitglied: Und den Wein.
    Francis: Den würden wir wirklich vermissen, wenn die Römer abzögen, Reg.
    Mitglied: Öffentliche Bäder.
    Loretta: Und man kann sich nun nachts auf die Straße trauen, Reg.
    Francis: Ja, sie wissen wirklich, wie man Ordnung schafft. Geben wir’s zu: Sie sind die einzigen, die das hier zuwege bringen.
    Reg: Okay, okay, aber abgesehen von Aquädukten, Medizin, Erziehung, öffentlicher Ordnung, Bewässerung, Straßen und Volksgesundheit – was haben die Römer je für uns getan?
    Xerxes: Sie haben uns Frieden gebracht.
    Reg: Frieden? Halt bloß dein Maul.“

  6. 06

    @#696463:
    hahahahahaha.
    Wollte ich gerade copy-pasten. :D

  7. 07
    rox

    @#696463:

    Das ist zynisch, oder?
    Logik der Eroberer. Der Sieger. Hygienische Errungenschaften gleichzusetzen mit Versklavung ist schon arg ..äh… arg. Zynisch eben.

    Jajaja…Nazis wieder.
    Aber Hitler hätte den Polen auch Autobahnen gebracht. Und Fabriken. Und eine Militarisierung – Panzer anstatt Reiter(was wohl zu diesen Zeiten was erstebenswertes war), ein „effektiveres“ Bildungssystem. Großbauten. Ach ja: und Frieden! Nachdem man sie kriegerisch besiegt hat natürlich. Und bis der das nächste Ziel gefunden ist, wo die Polen (oder Eburonen oder Galier) natürlich ins Feld geschickt worden wären.
    Zynismus.
    Diese Unterhaltung widert mich ein bisschen an.

    ____

    Etwas per Creative Common jederman zugänglich zu machen ist ja ne super Sache – aber wo ist die Errungenschaft? Das kann man auch bereits heute.

    Aus seinem eigenen Werk Profit zu schlagen, ist aber ebenfalls nichts schlechtes – sondern sogar der Motor hinter allen bisherigen Errungenschaften.
    Aquädukte. Medizin. Das sind Produkte, die aus Ehrgeiz und dem Wunsch nach Profit entstanden sind.

    Wo ist also der Sinn hinter Creative Commons?
    Sollen sie das zukünftige Symbole sein für Dinge, die vom Recht her geschützt sind, oder eben frei zugänglich sind?
    Ist das neu?

  8. 08

    Verdammt! Wenn Monty Python zynisch ist, dann guck ich mir das nicht mehr an.

  9. 09
    rox

    Das würde ich eher als beißende Ironie bezeichnen.

  10. 10

    Bin zutiefst beeindruckt.

    Danke Malte

  11. 11

    Die Ironie ist zwar da, aber es muss auch immer der Anfang gemacht werden – und der ist bekanntlich schwer!
    Zudem glaube ich kaum, dass Epikur teil an den imperialistischen Auswüchen der griechischen Oberen hatte!

  12. 12

    Außerdem schrieb Seneca auch sehr satirisch gegen die Staatsmacht. Man lese die vorzügliche Schmähschrift Apocolocyntosis (Verkürbissung) des heiligen Claudius, die Seneca nach dem unrühmlichen Tod dieses Kaisers verfasst hat.

  13. 13

    Erhabener Geist, schön und gut, vervielfältigt ihn, aber bitte nicht die neue Single von $britney! ;)

  14. 14

    Mich erinnert das Seneca Zitat auch an die Bibelstelle der Speisung der Fünfttausend. Wer teilt, hat mehr, alle haben mehr. Mt 14.13 – 21.
    Das ist noch älter. Offenbar waren damals Creative Commons auch schon bekannt ;-)

  15. 15
    moses

    @#696604: und alles, was es gibt, ist Fisch und trocken Brot…