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Prenzlauer Berg 1988 aus der Westberliner S-Bahn gefilmt

Ganz im Gegensatz zu René kannte ich das geteilte Berlin ziemlich gut, 25 Jahre lang war die Mauer für mich ein etwas merkwürdiges, auch ein wenig beängstigendes, aber speziell als Kind einfach hingenommenes Stück Realität. Endloses Warten am Grenzübergang, wenn man mal nach „Westdeutschland“ fuhr, Faxen machen in Richtung Wachturm am Teltowkanal, da, wo unser Schrebergarten war, später zahllose missglückte Versuche, mit der Band mal „im Osten“ zu spielen.

Heute kann sich kaum noch jemand vorstellen, wie sich das angefühlt hat, dieses Geteilte. Die von Jenz Steiner ausgekramte Filmaufnahme einer Westberliner S-Bahnfahrt mit Blick über die Mauer gen Prenzlauer Berg vermittelt einen ziemlich guten Eindruck: Es war öde und grau und grau und öde, aber sonst sehr langweilig.

[via]

39 Kommentare

  1. 01
    DerLouie

    Wahnsinn, und heute steigt man jeden Tag selbstverständlich an der Bornholmer Straße in die S-Bahn ein. Danke für den Hinweis auf das Video!

  2. 02

    man was für ne kranke zeit. scary…

  3. 03
    reim

    Und noch weniger wird man sich wohl vorstellen können, wie es war auf der „anderen Seite“ zu leben…

  4. 04
    WolfRevo

    Außer man hat da gelebt. (nicht in Berlin aber auf der anderen Seite wie ich z.B.)

    Johnny du hast vergessen zu erwähnen: grau, trist und grau!

  5. 05
    nickundso

    Ja Farben (also die außer Grau) wurden erst nach der Wende eingeführt…das sah damals so aus wie heute Tschechien (mehr oder weniger).

  6. 06

    Mann Mann das ist wirklich kaum noch im Sinn wie es damals war in den Osten und Zurück zu fahren. Und das obwohl dort einige unserer Verwandten wohnten.
    Da wird mir mal wieder deutlich wie schnell der Mensch vergisst und wie schnellebig unsere Zeit geworden ist.

    Ich habe auch gerade ein Blog gestartet. Mein erstes, würde mich freuen wenn ihr mal vorbeisurft, bzw. mal nen Feedbag dort lasst.

    http://druckerpapier.blogspot.com/

  7. 07
    00schmidt.com

    Wurde schon gesagt, wie grau und öde das war.

    Was mir mein Leben lang weh tun wird ist aber, dass ich das damals für richtig hielt. Böse Imperialisten. Die Wunde heilt nie.

  8. 08

    … nicht zu vergessen der geruch der in der luft hing… diese kohlenheizungsluft, die einem das gesicht beim besuch im osten gefärbt hat.

  9. 09
    Felix

    Etwa zur gleichen Zeit steht der kleine Felix aufm Bahnhof Baumschulenweg und kuckt auf die wunderbar weißen Hochhäuser der Gropiusstadt. http://tinyurl.com/6gmtkm
    „Nein das ist Westberlin, da kommt man nich hin.“ (Mutti)

  10. 10
    mc bastard

    noch ein beispiel wie selbstverständlich heute manche sachen sind…

    hab im ersten moment erst gedacht man mit was für nem handy hat der das denn damals gefilmt… und im gleichen moment kam das omg… 80er jahre und handy… ja ne is klar

  11. 11

    wie man an den Bäumen sieht, ist es im Herbst aufgenommen und das video hat kaum noch Farben. Daraus jetzt wieder das alte „Im Osten war alles grau“ zu bestätigen, ist nicht ganz fair. Ich hab meine Kindheit „drüben“ nicht ganz so grau in Erinnerung. Ich war 1989 recht enttäuscht, als ich feststellte, dass die Bornholmer Str. auf der Westseite ähnlich grau war wie im Osten.

    Interessant ist vielleicht noch, dass die Ost-S-Bahn gleich neben der hier gezeigten Strecke auf dem Mauerstreifen fuhr – nur durch den zaun getrennt, der kurz zu sehen ist und mit höchstgeschwindigkeit, damit niemand auf die Idee kam, während der Fahrt abzuspringen.

  12. 12

    @#697349: Aber hallo sah das im Westen genauso grau aus. Ich bin im Wedding aufgewachsen, die ersten 6 Jahre, dann wurde immer Oma dort besucht. Und das war mindestens genauso trist. Ist ja nicht so, dass der Westen ein Meer von Farben und Fröhlichkeit war.

  13. 13
    Jens

    Ja, wirklich seltsam. Damals war die Mauer normal, sowas wie die Lehne am Stuhl, ein Organ der Statdt quasi. Auch die Russen in Karlshorst waren normal, naja nicht ganz, bei denen im „Magazin“ einzukaufen war schon etwas exotisch.
    Auf den Alex sind ständig amerik. Soldaten rumgelaufen, russiche waren dort nie zu sehen …. und für mich war es damals eine Art Naturgesetz, dass es einfacher für mich werden würde auf den Mars zu fliegen als mal nach West-Berlin zu kommen.

    Allein schon die Militärpräsenz damals … russische Panzer in Berlin-Köpenick, amirkanische in Dahlem!
    Absurd.

  14. 14

    Weil es so umständlich war, überhaupt in „die Zone“ einzureisen, weil es dann immer sehr schön war bei Onkel und Tante in Thüringen und weil sie das bessere Kinderprogramm hatten, dachte ich als West-Kind tatsächlich, die DDR wäre eine Art Ferienparadies. Da darf nicht jeder hin.

    Trotzdem verrückt: die meisten (West)Leute um die 30 heute haben das schon alles nicht mehr mitgekriegt und kennen nicht den Bammel vor der Transitkontrolle. Mal eben zum Feiern nach Berlin…

  15. 15
    tante duplo

    @Felix: Also ick habe die schönen weißen Hochhäuser immer vom S-Bahnhof Plänterwald aus sehen;) Ja, ja, auch für mich waren sie das West-Versprechen schlechthin. Wir hatten dort ne Tante, auch liebevoll Tante Duplo genannt, weil sie immer entsprechende Süßigkeit ausm Westen mitgebracht hatte.

  16. 16
    bov

    @#697349: „nur durch den zaun getrennt“ – An die scheinbare Durchlässigkeit an dieser Stelle hat mich der kurze Film wieder erinnert, und wie elektrisiert ich damals war, als ich das beim S-Bahn-Fahren bemerkt habe. (Insgeheim immer auf der Suche nach solchen sensationellen Durchschlupfen.)

  17. 17

    Ach herrlich, die gute alte Mauer. Da steigen Erinnerungen an Zeiten vor 1989 hoch…

  18. 18
    Felix

    @#697361: ..und ich hab noch überlegt…
    In meiner Erinnerung war Baumschulenweg ganz plausibel.

  19. 19
    moses

    Aber nun mal nicht so pessimistisch, man hatte doch noch einander… ;) [wenn man in diesen Piktogrammen ein weinendes Auge darstellen könnte, ich würde es tun]

    @#697365: ?

  20. 20

    @#697346:
    Genau: Nicht Baumschulenweg und Gropiusstadt (die ist zu weit weg), sondern Plänterwald und Planetensiedlung an der Dieselstraße. Aber ich kenne das ganz genauso, während der Fahrt vom Treptower Park parallel zur Kiefholzstraße, die damals Grenzstreifen war.

  21. 21

    Übrigens erinnere ich die Zeit als Kind anlässlich der 17. Juni Paraden im Westteil der Stadt auch nur in grau. Alliierten-Grau. Für mich sind immer noch im Kopf die stillgelegten Bahnhöfe der U8, die im Ostteil. Die waren immer in diesem dunklen Gelb beleuchtet in dem die Fotos bei falschem Weißabgleich auf Glühbirne gestellt kommen. Jedes Mal, wenn ich an der Französischen Straße vorbei komme, Rückflash.

  22. 22
    Herr T.

    Ich kenne das damalige und heutige Berlin zu wenig. Mich würde ein heutiges Video des gleichen Streckenverlaufes im gleichen Sepia zur gleichen Jahreszeit interessieren. Sind S-Bahn-Strecken doch selten attraktiv gestaltet.

  23. 23
    Tim

    Flashback. Bei dem Video, aber auch immer wenn ich die U-Bahn U6 & U8 benutze. Siehe creezy.

    Übrigens lag der S-Bahnhof Wollankstr., den man im Video sehen kann, auf Ost-Berliner Gebiet.

    Da die DRR mich nicht reingelassen hat, war für mich der Fernsehturm sowas wie ein Symbol „da kommste nie hin“. Wenn ich damals gewusst hätte, wie nah die DDR mir in Form von Stasi-Spitzeln war…

  24. 24
    Chris

    Also ich find es eher banal. Eine Fahrt mit der Ringbahn heute liefert keine wesentlich anderen Bilder. Wenn nur die Wachtürme nicht wären. Dafür hat es Karstadt. Auch schön.

  25. 25

    Wow. Danke für das Material. Wenn man tagtäglich mit der S-Bahn fährt, vergisst man gerne, dass die Stadt zweigeteilt war. Erst in Hamburg kürzlich habe ich die Diorama-Sonderaustellung „Geteilite Stadt“ im Miniaturwunderland angeschaut. War sehr, sehr interessant. Neben dem kleinen Blitzer, der die LKWs rauszieht, das Highlight.

  26. 26
    Alberto Green

    Johnny: Hat nicht King Køng 1990, also zu DDR-Zeiten, noch im VEB Bergmann-Borsig (leider verpaßt) gespielt? Und euch haben sie nicht gelassen?

  27. 27
    Klaus

    Nicht zu vergessen die“Geisterbahnhöfe“ unter der Erde, wenn man ab Anhalter Bahnhof in nördlicher Richtung S-Bahn fuhr. Es war jedes mal beklemmend.
    Hat jemand davon mal ein Video?

  28. 28

    @#697427: Ende 89/ Anfang 90 war das auch kein Problem mehr, wir haben ja recht früh (1990?) in der damaligen Werner-Seelenbinder-Halle gespielt. Es ging bei den Versuchen eher um Mitte der 80er.

  29. 29
    Cai

    @ Klaus

    http://de.youtube.com/watch?v=DzjHZsnUN9o

    Da gibt es auch noch ein längeres Video von,hab ich jetzt nicht sofort gefunden…

  30. 30
    bob

    teilweise urst bunt die westseite, das fetzt ein. schöne geräuschkulisse auch…
    übrigens fuhr die ost s-bahn an dieser stelle nicht nur mit höchstgeschwindigkeit, sondern immer auch mit aktivierter türschließanlage (bei den damals gängigen altbau-zügen hätte man nämlich ca. eine minute nach dem schließen, die türen auch in fahrt wieder öffnen können), es wurde vorschriftsgemäß also auch in fahrt immer wieder „abgeklingelt“.

  31. 31
    ND

    http://www.youtube.com/watch?v=ciXarXYjP-g
    [Crossing the Berlin border on the S-Bahn (late ’80s)]
    ███████████████████████████████████████
    This clip begins at Friedrichstrasse as we’ve just hopped on a westbound S-Bahn. Soon after the train takes off, we are inside the wall, you can see the no man’s land as the tracks run parallel to it for a while. The actual border is seen just before pulling into the first station in the West (Lehrter Stadtbahnhof) – it’s the boundary between the water and the land in the canal we cross over. Another train is leaving back to Friedrichstrasse (carrying those drunks and cigarette smugglers perhaps?) and we walk closer to the Reichstag from where one can see the train tracks we’ve just ridden along. Another S-Bahns go both ways plus a random long distance train leaving East Berlin.

  32. 32
    KAOS

    @herr t:
    ich kenne die strecke bornholmer straße bis wittenau ganz gut – bin dort jahrelang häufig mit der s-bahn und manchmal auch direkt neben dem bahndamm (etwa da, wo man im video die mauer sieht) mit dem fahrrad entlanggefahren. bis auf die mauer sieht die strecke heute noch genauso aus wie damals.^^ nur am anfang des videos sind orte zu sehen, an denen sich viel verändert hat: an der bornholmer straße wurden die beiden s-bahn-linien zusammengeführt und ein gemeinsam genutzter bahnhof (wieder-)aufgebaut (http://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Berlin_Bornholmer_Stra%C3%9Fe), nachdem es für die „ost-linie“ nach der wende jahrelang einen eigenen provisorischen bahnhof gegeben hatte.

  33. 33
    Mauerkind

    Kann sich noch jemand an die Mauer auf der Bouchéstraße in Treptow erinnern? Eine Seite der Straße Westen mit Wohnblock und andere Seite Osten mit Wohnblock. Dazwischen schmaler Mauerstreifen mit Wachturm davor. Auf der Ostseite blieb nur der Bürgersteig übrig (siehe hier).

    Bin da als Kind jeden Tag zur Schule (welche direkt an der Mauer lag) vorbeigelaufen. In dieser Gegend war nur in einer Himmelsrichtung keine Mauer. Da es damals für mich schon immer so war, habe ich mir darüber auch nicht so viele Gedanken gemacht und hielt es für völlig normal.

  34. 34

    Vor 61 bin ich auch oft von Prenzlauer Allee nach Wittenau gefahren, am 13.8.61 war das übrigens auch geplant, bis zum Bahnhof waren wir schon gelaufen. Da haben wir dann die angeklebten Plakate auf der Brücke über die S-Bahn gesehen…
    Von 66 bis 70 bin ich fast täglich die Strecke Prenzlauer Berg – Pankow gefahren (am Wochenende auch mal öfter bis Blankenburg oder Bernau), weil ich ich in die C.-v.-Ossietzky-EOS ging. Da ging natürlich immer der Blick nach drüben und ich habe mich immer gefreut, wenn ich drüben einen S-Bahn-Zug gesehen habe, irgendwie war das ein verbindendes Element, genau wie RIAS oder SFB. Zu der Zeit war die Mauer ja noch nicht so hoch und man konnte während der Fahrt mehr sehen als später. Genauso wie im Jahn-Sportpark, wenn ich beim Fußball war, da ging der Blick natürlich auch nach drüben, da war ja anfangs auch noch keine Mauer auf der Stadionkrone.
    Ja, und heute ist das alles wieder normal zum Glück, und jedes Mal, wenn ich meine Schwester in Berlin besuche, fahre ich über die Bornholmer Brücke und man denkt gar nicht daran, daß dort alles wieder losging. Beim ersten Mal war es schon komisch, mit dem Trabi da rüberzufahren.
    Meine erste Fahrt in den Westen führte mich aber über Hötensleben nach Schöningen (Ich wohne seit 74 in Magdeburg, deswegen.) , am 30.11.89, Begrüßungsgeld einsammeln und Beatles-Platten kaufen und natürlich was für die Kinder. War schon aufregend, zumal da die ganzen Grenzanlagen noch standen und auf beiden Seiten auch noch die Uniformierten. Respekt hatten sie uns ja genug eingetrichtert hier.
    Also, insofern ein tolles Video, wollte ich noch sagen!!

  35. 35
    Lotte

    … ich finde den prenzlauer berg immer noch trist. hellgrün, rosa und gelb is the new grau.

  36. 36

    Berlin verändert sich.
    Und nicht nur zum Guten.
    checkt:

    http://kreuzberg-info.de/pirati/index.html

  37. 37
    Puvogl

    Dass die Dreckskommunisten diese Stadt nicht gänzlich vernichtet haben, grenzt an ein Wunder.

  38. 38

    @#760509: Du mußt mal lernen zu unterscheiden zwischen der lauten Propaganda und der realen Politik im Kleinen. Nur mal ein Beispiel: Architekt Henselmann (Stalinallee u.a.) hat sich z.B. regelmäßig mit seinen Kollegen im Westen getroffen, hat sich auch z.B. die Gropiusstadt angesehen und versucht, die positiven Aspekte so gut es ging in Marzahn mit zu verwirklichen. Außerdem haben beide Seiten immer darauf geachtet, die alten Verbindungen zwischen Ost- und West-Berlin nicht so zuzubauen, so daß man sie nach einem Fall der Mauer schnell wiederherstellen konnte. Wie man sieht, hat das ja auch ganz gut geklappt. Es ist also kein Wunder, sondern den kleinen Widerständen (oft im Verborgenen) vieler Menschen auch im Osten zu verdanken. Man muß die Kommunisten nicht mögen, aber man sollte auch nicht einfach drauflospoltern.