Ich möchte darum bitten, dieses Video (nach dem Klick) über Bonobos anzuschauen. Und auch wer glaubt, bereits darüber Bescheid zu wissen, wie menschenähnlich Bonobos sind, wird überrascht sein. Ich möchte die Aufmerksamkeit aber nicht darauf lenken, wie unfassbar geschickt sie mit Feuerzeugen umgehen können, sondern vielmehr über einen Aspekt reden, der in dem Video nur am Rande erwähnt wird.
Sue Savage-Rumbaugh weist ausdrücklich darauf hin, dass die Bonobos nicht dressiert werden. Sie lernen stattdessen alles – von Schriftzeichen bis hin zum (primitiven) Musizieren, weil sie sich Fähigkeiten von Menschen (oder aus ihrer Sicht: bemitleidenswert unbehaarten, übergroßen Bonobos) abschauen, die sie mögen.
Besonders wichtig ist, dass die Bonobos sich wohl fühlen. Die Affen, um es noch einmal zu wiederholen, müssen sich wohlfühlen, damit sie lernen können.
So.
Wenn nun aber jemand sagen würde, dass Kinder sich in erster Linie wohl fühlen und Lehrerinnen und Lehrer mögen müssen – dann wäre man doch wenigstens ein verdammter Hippie oder sogar Nena Kerner.
Für Menschenkinder gelten keine Affenrechte, also lässt man sie gegeneinander antreten, siebt aus, lässt auswendig lernen, schimpft (aber nur, wenn es nötig ist), arbeitet Lehrpläne ab.
Am Ende vergleicht man sich mit anderen Ländern und steht mal schlecht, mal gut da. Was auch immer das heißen mag, denn wenn man einmal überprüfen würde, was von dem Schulwissen nach 5 Jahren noch vorhanden ist, würden alle Länder gleich beschissen dastehen. Jeder Affe könnte einem sagen, woran das liegt.
Ich habe das bestimmt schon oft gesagt, aber ich muss es nochmal loswerden: Wenn man in der Schule sprechen und laufen lernen würde, könnte man zum Abi in BILD-Zeitungs-Sätzen sprechen und mit Geh-Hilfe fast hundert Meter geradeaus laufen. Zu Studienbeginn müsste man sich dann auf einem Bein hüpfend bewegen, weil man nur noch unter Druck beide Beine gleichzeitig bewegen könnte.
Oder wer kann hier noch die u-Deklination?
u-Deklination? Die o-Deklination oder auch a hätte ich noch hinbekommen :)
Dass ein positives Umfeld zu Lernerfolgen führt ist ja sicherlich schon seit Montessori oder auch der Walldorf (schreibt man das so?)-Schulen klar.
Wichtig ist eben die Klassengröße und die PRüfung der Eignung eines Lehrers auf dem Umgang mit Kindern statt mit dem Stoff…ich wiederhole mich auch gerne: Bis zur zehnten (ich behaupte gar 13ten/12ten) Klasse braucht es keinen Mathematiker, um Mathematik zu unterrichten…oder eine Anglizistin, um Englisch zu unterrichten…viel wichtiger wäre es zu prüfen, ob diese Menschen auch mit Kindern klar kommen.
Bzgl. der Klassengröße kann man eben nur gegensteuern, wenn man mehr Lehrer hat – und bei Klassenverbänden von bis zu 36 Kindern wie bei uns in den 80ern, bedeutete das etwa 3 mal so viel Lehrer.
Vielleicht kann man ja doch die Hypo-Real-Estate und Konsorten einfach pleite gehen lassen und das Geld dann dafür verwenden :)
@#703795:
der trend geht aber in eine andere richtung. warum eigentlich?
Man sollte die Bonobos in ihrer natürlichen Umgebung schützen und ansonsten so weit wie möglich in Ruhe lassen. Sonst werden sie noch irgendwann so wie wir :-(
Ich hab gerade zuerst ‚Bonbons‘ gelesen und mir gedacht ‚jetzt dreht der Malte völlig durch‘.
Aber du hast zum Glück haarscharf nochmal zu die Kurve gekriegt…
Im Gegensatz zu Bonobos hängen Menschenkinder aber auch nicht poppend in den Bäumen rum. Wobei das manchen Montessori-Pädagogen sicher sehr, sehr glücklich machen würde…
Nun weiß ich, was u-deklination ist und vergesse es wohl nicht so schnell, da ich es im positiven Umfeld erfahren habe.
Das Aussieben scheint einer der Hauptzwecke unseres Schulsystems. Und da bin ich sehr pessimistisch. Auf die eine oder andere Weise wird uns dieses System erhalten bleiben. Es profitieren davon einfach zu viele Leute, die etwas zu entscheiden haben.
Kann/darf mensch sich Bonobos als Haustiere (Mitbewohner?) heranziehen? die scheinen recht umgänglich zu sein“¦
Gehört das zur Drogenserie? Was hat denn bitte die Frau, die den Text des Videos spricht, genommen? Und was ist das für ein Vortragsstil, einfach ein langes, von einem bedrogten Menschen im Off kommentiertes Video zu zeigen?
Übrigens sehen noch so ziemlich alle Grundschulen, die ich je gesehen habe, freundlicher aus als die Käfige, in denen die Bonobos da gehalten werden.
(Den Kommentar, dass das alles ja ziemlicher Quatsch ist, was die Frau da über die angebliche Sprachfähigkeit der Tiere sagt, erspar ich mir mal.)
Bevor ich loslege: Worum geht es jetzt? Schule/Schüler/Lehrer oder Bonobos? ;o)
@#703816:
leg einfach los
Na gut. :o)
@ shoggoth:
Die Lehrperson muss auch den Stoff verstehen, den sie vermitteln will bzw. soll. Ohne dieses Verständnis ist sie kaum in der Lage, „vernünftigen“ Unterricht zu gestalten. Das fängt bereits bei dem Stundeneinstieg an… – von daher kann und darf eben jene Person nicht nur gut mit den Schülern klar kommen, sondern muss über ein fundiertes Wissen verfügen. Allein schon deshalb, um Fehler seitens der Schüler zu erkennen, ihnen entgegenzusteuern und/oder sie zu beheben.
Es ist mehr als fraglich, wie unser Schulsystem aussieht und wie es umgesetzt wird, dennoch glaube ich, dass wir auch aus solchen Forschungsprojekten noch lernen können. Lernen insofern, als dass „learning by doing“ das Nonplusultra beim Lernen ist. Die Handlung muss zudem einem Zweck dienlich sein, sonst erfasst der Lernende nicht das Ganze, den Sinn des Zu-Lernenden-Gegenstands.
Theorie ist gut, Praxis ist besser. Schlagworte à la „handlungsorientierter Unterricht“, „entdeckendes Lernen“ usw. werden zwar an der Uni gelehrt, jedoch noch viel zu selten angewandt.
@ Sulukol:
Das Aussieben in dem System ist mit das Erschreckenste für mich. Anstatt durch die Vielfalt das Positive hervorzuheben, wird das „Anderssein“, besser: anderes können von einander getrennt. Wie hirnrissig!
Kurz noch zu den Bonobos:
Habe vor Jahren schon eine Dokumentation über diese Tiere gesehen und bin seitdem ganz hellhörig, wenn es um sie geht. Der „Süüüüß“-Faktor spielt da mit Sicherheit auch rein, aber am meisten fasziniert mich die Intelligenz dieser Tiere und die – für mich noch immer erstaunliche – Ähnlichkeit zur Spezies Mensch (wie die Schwester mit dem Auto fuhr…herrrrrrrlich!).
http://xkcd.com/519/
loser thematischer bezug zu dem absatz mit „in der schule laufen lernen“
na so aufregend ist die erkenntnis ja nun wirklich nicht, dass man mit freude und netten menschen am besten lernt…
http://www.spiegel.de/spiegelspecial/0,1518,590825,00.html
@#703829:
oh. habe ich versehentlich den anschein erweckt, die erkenntnis sei aufregend?
etwa durch sätze wie: „Ich habe das bestimmt schon oft gesagt…“?;)
im ernst: mir geht es nicht darum, der erste zu sein, der das sagt, wäre ja albern. andere auffassungen von pädagogik gibt es ja seit eh und je.
es wäre nur hübsch, wenn sich da auch mal was tun würde.
u-Deklination? Ich war schon davon überfordert.
Überhaupt, wohlfühlen in der Schule? Dafür hätte erstmal Karsten Lebmann aus der 6a im Jugendwerkhof verschwinden müssen.
Was für ein geiler Beitrag!
Sowas regt wirklich mal zum Nachdenken an.
Uns fehlen die Relationen. Wenns eng wird, gehts nicht mehr um das Wesentliche (schönes Wort). Nicht vergessen, es geht nicht um ferne oder nahe, es geht um alle Verwandten, es geht um alles, nämlich eine Idee. Aber der Mensch ist ein Herdentier, das sich in anstrengenden Zeiten noch tiefer beugt. Einschränkung: die meisten. Trotzdem isses im Moment ganz schön. :-)
-us, -us, -ui, -um, -u / -ús, -uum, -is, -ús, -is.
(glaube ich.. oder -ibus statt -is..)
Wer hier noch u-Deklination kann? Tzz. Wer kann denn noch Latein? :)
@#703798: Irgendwie habe ich die Benachrichtigung wohl vergessen :(
Wie dem auch sei:
Der Trend ist allgemein:
Wer es sich leisten kann, bekommt die von uns oft besprochenen Lösungen – wer es sich nicht leisten kann, bekommmt immer mehr das Gegenteil.
Positiv gesprochen könnte es ja als Anreiz gedacht sein, um mehr zu erreichen und ausgeben zu können.
Aber tatsächlich bewegen wir uns eben seit Kohl auf eine immer amerikanischere Art des Lebens zu – „jeder für sich und Gott für alle“ – wo wir mal mit „die, die haben, können geben und die, die nicht haben, sollen dasselbe erreichen können“-angefangen haben.
Aber das wäre eben ein langer Text, das nun auszuformulieren…und lange Texte liegen mir gar nicht.
@Toph:
Ich bestreite ja nicht, dass eine Ausbildung notwendig ist – aber doch kein Studium der Mathematik, um Kinder bis zur Algebra zu begleiten…
Das ist doch genau der Grund, warum (zumindest zu meiner Zeit), kaum ein Mathelehrer überhaupt Praxisbezüge herstellen kann…
Also nochmal, zur Sicherheit: Ich brauche keinen Magister/Dipl-Akademiker vom Fach für Schüler bis zur 10ten Klasse – da reicht auch das Abitur schon als Wissensgrundlage aus.
Von mir aus können die angehenden Lehrer 2-3 Semester das Fach belegen, aber dann muss es eben um Vermittlungstechniken, Pädagogik und sonstwas gehen.
Ach ja – und um das Faß voll auf zu machen: Wer Lehrer heute noch verbeamtet wie bei uns in Hessen, darf sich nicht wunder, wenn es nicht besser wird! Im Sozialismus (OK, eigentlich müsste es real existierender Sozialismus oder besser noch die Staatskapitalismen, die sich sozialistisch genannt haben, heissen) gibts höchstes die intrinsische Motivation…und die ist eher selten…und das Beamtentum bewirkt eben eine ähnliche Auswirkung wie der Sozialismus.
@Malte: Wieso ist es einfacher lange Kommentare zu schreiben als einen noch so kurzen Blog-Artikel??? :)
@#703896: -ibus ist richtig. So und jetzt alle domus „¦
Hey! Wieso sagt eigentlich niemand, wie geil das Video ist? Also: Das Video ist ja mal geil.
Als ich kürzlich in heimatlichen Gefilden mich befand; ach, das geht so viel schneller:
http://viewmorepics.myspace.com/index.cfm?fuseaction=viewImage&friendID=56517190&albumID=2552028&imageID=41593136
hmm, diejenigen die auf Montessori oder Walldorf waren machen sich darüber im nachhinein nur lustig und wechseln spätestens nach der 10 aufs normale Gymnasium weil die das dortige System nicht ernst nehmen.
Eine Bekannte von mir hatte ihr Kind auf einem Montessori-Kindergarten. Der weigert sich jetzt mathe zu lernen, weil „er ja nur das lernen muss, was er will“.
Nur Kuschelkurs fahren bringts nämlich auch nicht. Ich erziehe mein Kind auch nicht wie einen Bonobo. Grenzen aufzeigen und gegnseitiger Respekt finde ich schon wichtig, sonst tanzen die Kiddies einem nämlich auf der Nase rum.
Dass es Wettbewerb gibt werden die Kinder sowieso später lernen. warum dann nicht schon (in gewissem maß) in der Schule? Manche Kinder sind halt nicht so helle wie andere.
„Ich habe das bestimmt schon oft gesagt, aber ich muss es nochmal loswerden: Wenn man in der Schule sprechen und laufen lernen würde, könnte man zum Abi in BILD-Zeitungs-Sätzen sprechen und mit Geh-Hilfe fast hundert Meter geradeaus laufen“
Sorry, aber den Satz meinst du doch wohl nicht ernst? Kann mir kaum vorstellen dass das bei dir früher so schlimm war. Wenn doch tuts mir leid. Ich hab mich übrigens damals auf der Schule recht wohl gefühlt. Schule ist doch keine Armee.
Schule spiegelt das geselschaftliche System wieder in dem wir leben .
Daher werden auch die zwänge unsres Systems in die Schule transportiert – als vorbereitung .hier setzt ja die kritik an waldorf usw an – alles ganz toll aber in der welt da draußen ist die SchülerIn dann total geschockt . Schule soll den Marktwert von Kindern heben , nicht mündige mitglieder der gesselschaft schaffen . Dieser prozeß verschärft sich immer weiter , siehe Frankreich /Italien . Positives lernklima ? Leistungsdruck wie da draußen , der/die beste sein , da warten noch 1000 andere auf den job …
ein anderes besseres schulsystem ist nicht ohne ein anderes gesselschaftliches klima realisierbar .
also am besten wie douglas adams schon sagte , ab ins meer oder zurück auf die bäume zu den bonobos .
Danke für den Artikel.
Ich hatte das Glück, vor vielen Jahren die erste Montessori Lehrerin in Berlin vier Jahre zu begleiten und von ihren Geschichten zu hören.
Sie wurde 100 Jahre alt.
Sie hat vielen Menschen durch ihren Glauben, auf eine höhere Stufe gebracht.
Viele von ihren Schülern hätten in dieser Gesellschaft nicht mehr diese Chance.
Das Lehren nach Montessori wurde auch schon mal in Deutschland verboten.
Doch das Wissen ist da und muss nur angewendet werden.
Bald wird es soweit sein, dann wird es angewendet, das gute Wissen.
Für mich sieht es so aus als ob es einen Umbruch zum Guten geben wird.
Und dann:
Gebt einfach mal bei YouTube „Bonobos“ ein, ihr werdet schmunzeln und lachen.
http://www.youtube.com/watch?v=eubDSQrFako
http://www.youtube.com/watch?v=RlqsaxL-wCw
@ shoggoth:
Prima, dann sind wir uns ja einig. Hatte es anders verstanden… :o)
Zur Ausbildung: Recht hast du! Methodik und Didaktik stehen währenddessen oftmals noch zu weit im Hintergrund.
@#703956: Ich freue mich über das seltene Ereignis eines Verständnisses und einer gelungenen Klärung in Kommentaren ;)
@#703955: (Die Dame mit Montessori): Tatsächlich ist Montessori heute ja nur noch ein Oberbrgriff, unter dem sehr weit gefächerte Konzepte laufen..ob in staatl. Schulen oder sehr viel mehr in privaten Schulen.
Das ist ja das Übel: Wer seine Kinder für ab 400EUR/Monat auf die Schule schickt, kommt im Zweifel besser weg als wer es sich nicht leisten kann/will.
Und bald werden Eltern vorgeworfen bekommen, Geld für Macs oder BMWs auszugeben, statt ihre Kinder in ordentliche Schulen zu stecken – just wait and see ;)
@ Malte
Kultur ist wichtig.
Auch die Kultur des Pimpen von wissenschaftlichen Ergebnissen ist eine über Jahrzehnte gepflegte Kultur in einer endemischen Population von
Homo sapiens sapienter.
JA VERDAMMT, das ist Latein. Noch nicht mal SPARTA.
http://www.youtube.com/watch?v=IIAdHEwiAy8
Einfach grandioses Video!
Hier auch noch faszinierende Fotos von Bonobos: http://www.time.com/time/photogallery/0,29307,1729362,00.html
Es muß sapientius heißen. ich wollte den Komparativ.
Ist halt auch schon 15 Jahre her mein Latein.
Peinlich, Peinlich.
@#704079: sapientior
@#703814: Grandioser Beitrag – und scharfsinnige Parallele zum Thema „Menschen-Bildung“. Danke dafür. Wie man den Vortrag als „bedrogt“ bezeichnen kann, ist mir schleierhaft. Oder – in Bonobologik – nur dadurch zu erklären, dass der Kommentator zuwenig Sex hat ;)
@#703800: aber dann hätten sie schokolade!
Wenn homo sapiens demnächst ausgestorben ist, bringt die Evolution homo bonobo hervor, der schon von Geburt an Autofahren kann.
Als bekennender homo bonobo danke ich dir für deinen Kommentar.
Im Geiste eine Banane für dich :)