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Man muss nicht alles machen, was man machen kann

Es sind die Sensations- und Aufmerksamkeitsgier vieler Medien und ihrer Konsumenten, die „Klicken Sie hier!“-Fotostrecken zu aktuellen Tragödien, die Hitlisten, wann wo mehr oder weniger Menschen getötet wurden, die mich anwidern. Und mit dem gleichen Ekel empfinde ich es auch, wenn sich jemand extra zum Haus des mutmaßlichen Täters begibt, um ein Foto davon twittern zu können. Denn es geht nicht um die Technik, sondern um die Menschen, die sie benutzen.

Mein Beileid an alle Betroffenen. Dazu brauche ich kein einziges Foto.

Update: Auch Stefan Niggemeier (wie sicher viele andere) hat zum Thema was zu sagen, danke für den Hinweis!

22 Kommentare

  1. 01
    kasimir

    mein Beileid

  2. 02
    kasimir

    mein Beileid an alle Betroffenen

  3. 03

    Very good point!

  4. 04
  5. 05
    Fritz

    Die „klassischen“ Medien, die gerade das den „neuen“ Medien vorwerfen (http://www.stern.de/computer-technik/internet/:Amoklauf-Winnenden-Das-Internet/657495.html) machen genau dasselbe:

    Fotos vom Elternhaus etc.:
    http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-40529-26.html

    Biografischer Abriss des Lebens des Täters:
    http://www.sueddeutsche.de/panorama/719/461345/text/
    (jetzt lustigerweise mit abgekürzten Namen, vorhin noch alles voll ausgeschrieben)

  6. 06
    Micha

    Und das schlimste ist das die Politik insgeheim warscheinlich Glücklich über diese willkommene Ablenkung von den sonderbaren vorgängen um die Finanzkriese ist. Anstelle mehr Geld für Schulen zu vordern (und ich bin sicher das Schulen mit genügend guten Lehrern eine „Amok-Problematik“ zumindest stark vermindern würden) wird sich jetzt erst mal einen Monat lang über Counter Strike überhalten wärend auf Seite 3 in der Zeitung unmengen an Geldern in Tote Konzerne gesteckt werden wird… Perverse Welt…

    Mein beileid an alle…

  7. 07

    Die Kritik habe ich gerade mal an die passende Stelle weitergeleitet, mal sehen…

  8. 08
    Lena

    ja. sowas von wahr.

    (nervig auch, im aktuellen zusammenhang, herr oettinger, ganz verwaltungsmensch, sich davon unter keinen umständen loslösen könnend: „mein beileid an die stadt, äh große kreisstadt winnenden und äh ganz besonders natürlich auch an alle angehörigen …. und an die stadt wendlingen.“ [gedächtnisprotokoll, die reihenfolge sollte stimmen])

  9. 09

    Ich wette die Redakteure der Bidzeitung durchsuchen schon StudiVZ und Co. nach Bildern der Opfer. Damit auch jeder weiß wer das war. Name und Bilder des Täters gibt es ja schon zu hauf…

  10. 10

    Klassische Medien entdecken die neuen Medien. Völlig pervers, dass Focus Online unter dem User „Amoklauf“ twittert und „Die Zeit“ sofort eine Adwords Kampagne startet.
    Finde ich echt übelst. Ein toller Artikel ist bei Stefan Niggemeier zum Thema geschrieben.

  11. 11
    RC

    Hängt auch ab vom Medienkonsum der Leute. Ich habe heute völlig andere Sachen primär wahrgenommen. Wäre ich nicht an einem Radio vorbei, hätte ich davon gar nichts mitbekommen.

    Zum Beispiel:

    Schäuble kritisiert Bundesverfassungsgericht

    […]

    In einem von der FAZ veröffentlichten Streitgespräch mit dem ehemaligen Verfassungsrichter Winfried Hassemer sagte Schäuble, wer Gesetze gestalten wolle, solle sich bemühen, Mitglied des Deutschen Bundestags zu werden. Den „einmaligen Kompetenzen“ des Bundesverfassungsgerichts entspreche „ein hohes Maß an Zurückhaltung mit öffentlichen Äußerungen“.

    […]

    Schäuble erwähnt in dem Streitgespräch auch das so genannte Volkszählungsurteil des Bundesverfassungsgerichts von 1983. Die seinerzeit ergangene einstweilige Anordnung, aufgrund der die Volkszählung erst 1987 in einer überarbeiteten Form durchgeführt werden konnte, nennt Schäuble eine der „weniger ruhmreichen Taten“. Heute könne niemand mehr die öffentliche Erregung, die damals große Teile des Landes ergriffen habe, nachvollziehen. Das Gericht habe sich sogar auf die Erregung bezogen und als einen Grund für ihre Anordnung genommen. Er habe das „verfassungsrechtlich ein wenig problematisch“ gefunden, sagte Schäuble laut dem Bericht.

    heise.de

    Ziemliches krasses Zeug.

  12. 12

    ich habe heute gegen Mittag, als eigentlich außer der Tatsache, dass ein Amoklauf mit mehreren Toten stattgefunden hat, nichts klar war, etwa eine Stunde lang die Berichterstattung auf ntv verfolgt. natürlich muss über ein solches Ereignis berichtet werden. es hat mich aber geradezu angewidert, wie drittklassige Moderatoren lokaler Privatradios im Live-Gespräch im Sekundentakt neue Gerüchte präsentierten, gespickt mit Livebildern vom Ort des Geschehens. ich musste abschalten.

    PS: in der ARD war’s nicht viel besser.

  13. 13
    Micha

    Wo ich gerade „ein“ Amoklauf lese, das in den USA auch einer war geht hier scheinbar vollkommen unter.

  14. 14

    @Micha: als ich von dem Amoklauf in BaWü im Radio gehört habe, habe ich zunächst gar nicht kapiert, dass es NICHT um den in Alabama geht. dass über den in Deutschland mehr berichtet wird, ist nachvollziehbar. Die Berichterstattung über den in den USA finde ich ausreichend – Ort, Zeit, Opfer. davon auch noch ausufernde Bildberichte zu bringen, würde u.U. Verwirrung stiften und ist auch gar nicht nötig, da man sich angesichts der Bilder aus Winnenden sicher ‚gut genug‘ vorstellen kann, wie’s in Alabama aussieht.

  15. 15
    Micha

    Ich wollte ja nur darauf hingewiesen haben, ich habe den erst auf einer Englischen Seite bemerkt.

  16. 16

    Sehe ich genau so, deshalb erscheint heute bei mir auch kein Artikel. Irgendwann ist auch Schluss, vieles geht zu weit!

    Hätte eigentlich auch mehr Aktion diesbezüglich erwartet…

  17. 17

    Eure Reaktionen sind/werden gefasst.