Zu den Hauptinteressen meiner Kinder gehören: Skaten, Fingerboardskaten, Filme, elektronische Spiele, Popmusik, Comics, Legokonstruktionen, Piraten, Star Wars und Star Wars.
Aus diesen Interessen entstehen: Boards gestalten, Rampen planen und bauen, Comicstrips und Spiele-Levels ausdenken und zeichnen, kleine Trickanimationen basteln, Rappen, Trommeln, Räume und Gebäude konzipieren, neue Welten erfinden und die existierende Welt bewundern und hinterfragen.
Vor allem aber lernen sie, ihre Interessen und die Zeit, die sie zu deren Wahrnehmung benötigen, zu verteidigen gegen das, was ihnen als Priorität vermittelt wird: die Schule und ihren Lernstoff.
Die Schule nämlich ist der Ort, an dem nach wie vor alle dasselbe machen, an dem persönliches Interesse keinen Platz hat, weil das Curriculum eingehalten werden muss, das also, was in den Schulkonferenzen der Länder als wissenswert erachtet wird und an dem jedes Kind am Ende des Schuljahres mit einer Zahl zwischen Eins und Sechs gemessen wird.
Und das hört selbst dann nicht auf, wenn aus Kindern Jugendliche und schließlich Fast-Erwachsene werden. Dabei konnte nicht einmal alles, was mich als Jugendliche interessiert hat, als unwürdiger „Populärquatsch“ abgetan werden.
Ich knabberte mich durch die Bücherwand meines Großvaters: Grass, Solchenizyn, Böll, Kafka, Camus. Ich schwärmte für Tschaikowsky und Ravel, bewunderte Goya, Bosch und Matisse. Ich war gegen Krieg, Atomkraft und Reagan, war Hippie und Punk zugleich, auf keinen Fall aber der desinteressierte, unkultivierte Teenager, als der mich meine miserablen Noten alljährlich darstellten.
Ich war weder doof noch faul.
Mein Interessen-Timing entsprach nur einfach nicht dem der Schule. Und da es nie, wirklich nie vorkam, dass das, was mich gerade faszinierte, von Lehrern aufgegriffen wurde, lernte ich vor allem, dass die Schule ein Ort ist, den zu besuchen ich gesetzlich verpflichtet bin, der aber ansonsten nichts mit mir zu tun hat.
Das ist (s.o.) bis heute nicht anders und mein Unverständnis darüber lässt nicht nach. Denn es gibt sehr wohl Lehranstalten, deren Schwerpunkt eben im Respekt vor dem einzelnen Schüler liegt. Und zwar nicht, weil Respekt ’ne coole Sache sei, sondern weil sich (ich wusste es!) unter dieser Prämisse hervorragende Lernergebnisse erzielen lassen.
Eine Reihe erstklassiger Schulen, die sich nicht gescheut haben neue Wege zu gehen, portraitiert das Pearson Foundation and Mobile Learning Institute mit der Filmserie „A 21st Century Education“. Mit dabei unter anderen Larry Rosenstock, an dessen High Tech High School Kunst, Technik und Handwerk so miteinander verknüpft werden, dass man erstens Zusammenhänge begreift und zweitens nicht trotz, sondern gerade durch die Umsetzung von Schülerprojekten sowohl interdisziplinäres Wissen als auch Respekt vermittelt.
Public education is our most precious public institution. Everybody knows, that education is the one intervention that can most elevate you above social disadvantage. Yet it’s the least changed public institution in american society. That’s the paradox.
Das sehr sehenswerte Film-Portrait dazu findet sich hier.
Danke an Martin für den Tipp!
Ich habe gerade meine Schul“karriere“ gelesen. Irre. Ich baute mit vierzehn Jahren meinen ersten Fernseher, entwickelte neue Tragflächen- und Rumpfformen für Modellflugzeuge und konstruierte aus Märklinmetallbaukästen komplexe Fahrwerkskonstruktionen, die den heute üblichen Hinterradlenkungen von Lastkraftwagen nicht nur ähnelte, sondern im Prinzip identisch waren. In der Schule traf ich auf Ignoranz, Arroganz und Sadismus und war der faule Depp, an dem man Exempel statuieren müsse. Das ist alles dem Gasförmigen sei Dank lange her. Nur manchmal erscheinen mir die Verbrecher am Pult noch im Traum. Es sind nicht sie schönsten Träume.
Soweit ich das beurteilen kann, liegt es – trotz starrer Lehrpläne – enorm in den Fähigkeiten des Lehrpersonals, was vermittelt wird. Das muss nicht mal viel sein: Unser Astronomielehrer baute mit uns ein Kalorimeter aus Wurstdose, Sensorkit und Bauschaum und schaffte es schon damit, alle Anwesenden zu begeistern; der Physiklehrer brachte einmal sein ferngesteuertes Auto mit Verbrennungsmotor mit. In Informatik hingegen sollten wir noch an antiquirten Cisco-Schränken rumkonfigurieren, als einige von uns längst Mesh-Netze auf dem Schulgelände einrichteten (und zumindest ich kassierte folglich entsprechende schlechte Noten) „¦ das ist leider der Normalfall (verzeiht, dass ich hier nur technische Fächer aufführe, aber z.B. in Sprachen arbeitet man meiner Erfahrung nach oft eng an einem Buch).
Kann ich nur unterstützen, was dort geschrieben steht. Ich hatte zwar immer einigermaßen gute Noten, aber gerade in der Oberstufe wurde es verdammt krass, Mein Problem war und ist, dass ich einfach keine Texte analysieren kann, von Gedichten fang ich erst gar nicht an. Ich habe aber für mein Leben gern geschrieben. Da ich durch meine nicht tief genug reichenden Analysen immer einen vor den Latz bekommen habe (auch von meinen Eltern), habe ich mich zu Hause auf meine Bücher gestürzt. Dort finden sich mittlerweile wissenschaftliche Bücher über Ameisen, neben Fantasy-Romanen, Gesellschafts-Literatur, Bücher über Politik, Populärwissenschaftliches. Sehr stolz bin ich dabei auf meine US-Car-Literatur-Sammlung. Eigentlich interessiere ich mich für alles außer Wirtschaft und Recht.
Hat in der Schule aber kaum jemanden interessiert.
@ Tanja Haeusler:
Sind die Erinnerungen biographisch?
Gruß
Thearcadier
und genau da liegt das problem: wie soll man (v.a. als nicht technischer) Lehrer auf ca. 30 Schüler gleichzeitig eingehen können & Neugierde wecken, wenn man gleichzeitig den & den Stoff und die & die Lektüre durchkriegen muss laut Lernplan? Klar kann man auf die Interessen der Schüler eingehen, vielleicht sogar in der Art, dass diese rotierend ihren Fähigkeits-/Interessenbereich innerhalb des Lernfaches den anderen Schülern vorstellen und man dass dann von der wissenschaftlichen Seite aufgreift – Nur wie soll das gehen, wenn man gleichzeitig einen Parallelkurs hat mit dem man bei der Klausur über Goethe mithalten muss?
Insofern liegt da mein Unverständnis nicht beim Lehrpersonal, sondern beim politisch vorgegebenen, allgemeinen Lehrkonzept…
Interessant wäre es jetzt zu wissen, in wie weit die High Tech High School an vergleichbare KMK-Richtlinien (Lehrpläne) gebunden ist oder ob es eine staatlich nicht anerkannte Privatschule ist, die es sich leisten kann und muss exorbitant hohes Schulgeld einzufordern.
Und nein: Es liegt nicht am Geld und (teilweise) nicht an den Lehrern dass unsere staatlichen Schulen zu solch gigantischen Zeitverschwende-Maschinen verkommen sind.
Schoenen Dank fuer die Links zu den Filmen/Portraits, habe die mal an die Organisatoren der Education 2020 Unconference weitergetwittert. Die duerften das auch interessant finden (falls denen noch nicht bekannt). Mal sehen ob sie es aufgreifen.
Super, Tanja! Du sprichst mir aus der Seele.
Interessen-Timing. Großartige Wortschöpfung :) Danke dafür!
Ich hatte gestern meine letzte schriftliche Abiturprüfung und kann nur zustimmen: die Schule ist vor allem ein Ort der Ignoranz.
Ausnahmen bilden da wirklich nur die Fächer, in denen die Lehrer mit Liebe zu ihrem Fach (also einer offenbaren Wichtigkeit des Stoffes, die der Lehrer rüberbringt) arbeiten. Aber das waren bei mir… 2?
Zu erwähnen ist noch, dass die Schule meiner Meinung nach morgens viel zur früh beginnt!
Du sprichst mir aus der Seele!
Bin jetzt im zweiten Semester eines Berliner Gymnasiums. Zur Zeit interessiere ich mich sehr für diese ganzen Überlegungen wie das Internet Kultur verändern kann und so. Da habe ich mir gedachte hey super Thema für deine Präsentation im abi doch was muss ich feststellen? geht nicht – nicht im lehrplan bzw bei meiner Fächerkombination nicht möglich -.-
Oder ich interessierte mich privat für Programmierung – in Mathe und Physik bin ich total schlecht. ok vielleicht liegts an mir, so recht glaube ich aber nicht daran. ich meine es ist doch total widersprüchlich das mich sowas privat interessiert und in der schule ist alle mit Zahlen eine Qual…da ist doch irgendwas in der Schule schief gegangen mich zu motivieren.
@#715233: Ja, sind sie.
@#715248: Meine Kritik geht insbesondere an die Lehrpläne. Wie die portraitierten Schulen (und viele andere mehr) aber beweisen, kann man es wagen, Schule freier zu gestalten. Und dazu braucht es Lehrer, die sich nicht am Lehrplan festklammern um mit ihm ihre Unflexibilität zu rechtfertigen.
@#715283: Der Trick vieler der erwähnten Schulen liegt genau darin, die Stärken eines Kindes zu finden und zu kanalisieren.
@#715230: Im Film über die Notschool erzählt ein Schüler, er habe im Grunde nie wirklich lesen und schreiben gelernt. Hing immer am Rechner und fand Animationsfilme toll. Also gab ihm die Schule einen schnellen Computer und ein Flash-Handbuch.
Er hat’s gelesen und autodidaktisch gelernt, kleine Filme zu machen, für die er natürlich ein Script schreiben musste.
Die Schreib- und Lesehürde hat er vermutlich unbemerkt ganz nebenbei genommen.
Daher, nein, auch Geisteswissenschaftliche Fächer lassen sich experimentell vermitteln und wer rappen kann, aber in Deutsch versagt, ist ein Opfer des Lehrplans.
Ich halte es gar nicht für falsch, Allgemeinbildung vermitteln zu wollen, denke aber, dass das erklärte Ziel sein muss, zunächst Interesse durch Leidenschaft zu wecken.
Schule sollte aber auch Ausdauer und Durchhaltewillen lehren. In bestimmten Gebieten muss man nun mal erst ewig per Fuß durch staubtrockene, öde Theoriewüsten wandern, bevor man möglicherweise lernt aus der Wüste eine blühende Landschaft zu machen.
@#715290: Ja, nur bleibt in der Regel nicht viel Interesse (geschweige denn Begeisterung) für die blühende Landschaft übrig, weil einen, seit man ein kleines, glückliches Kindchen war, der böse Wüstenführer, der alles lebende hasst und verachtet, gnadenlos dazu gezwungen hat, stachlige Kakteen hinunterzuwürgen oder tage- und wochenlang dasselbe stinklangweilige Sandkorn hin- und herzuwälzen und sich weigert zu verstehen, dass nicht jeder Mensch seinen Wüstenfetisch teilt. ;-)
@#715290: Ausdauer und Durchhaltevermögen bedingen sich durch Motivation und Interesse.
Meine Söhne spielen ein Super-Mario-Level so lange, bis sie es schaffen. Das kann durchaus 20faches, stumpfes Repitieren sein.
Ich selbst erinnere mich, wie ich gemeinsam mit meinen Mitschülern freiwillig die Nachmittage damit verbracht habe, Texte zu lernen (und zu diskutieren), die wir für ein Theaterstück auf die Bühne bringen wollten. Der Zugang zu Brecht wäre mir im Deutschunterricht nie so intensiv gelungen.
Benotet wurde Engagement nicht.
Natürlich müssen sich Lehrer und Professoren an den Lehrplan halten, jedoch schaffen es einige (leider) wenige auch den ödesten Unterricht interessant zu gestalten. Genauso ruinieren andere einem sein Lieblingsfach und -thema. Wie soll man das aber beeinflussen, wenn’s nun mal so ist, dass man, um Lehrer zu werden, eher gut in der Schule und später im Studium sein muss, als charismatisch und sozial engagiert?
Da müsste das gesamte Schulsystem umgekrempelt werden, evetuell frühere Entscheidungsmöglichkeiten geboten werden, statt bis zum Abitur strikt vermitteltes Durchschnittswissen. Ich habe mein Abitur jetzt zum zweiten Mal abgebrochen, weil die Schule mir nichts mehr bieten kann. Seit der 7ten, 8ten Klasse wurde uns nichts mehr beigebracht, das wir unbedingt im späteren Leben brauchen werden. Die restlichen Jahre verbringt man damit, gut in Fächern zu sein, die einen nicht Interessieren und wenn man diese Tortur durchgestanden hat, geht es weiter mit Eignungstests für Hochschulen, bei denen auf einmal spezielles Wissen gefragt ist.
Dass Faulheit und Desinteresse an Bildung allein Probleme der neuen Generation an Schülern sind, kann ja so auch nicht stimmen.
Vielen Dank für den Link, auch ein interessantes Video zu dem Thema ist der Ted Talk von Sir Ken Robinson.
@#715289: Ich zweifle nicht daran, dass sich geisteswissenschaftliche Fächer interessant vermitteln lassen, aber das fällt da meiner Erfahrung nach schwer – schwerer als bei technischen Fächern -, wenn man dem Lehrplan / der Lektüre folgt. Ich hatte allerdings das Glück, einen wunderbaren Ethiklehrer zu haben, der oft genug seine vorbereiteten Karteikarten wegwarf, um aus einer in einem Pausengespräch gefallenen Bemerkung den Rest der Unterrichtsstunde auszufüllen – ganz im Interesse der Schüler. Am Ende des Schuljahres schrieb er jedem ein anderes Thema ins Kursbuch; dieser subtile Humor ging anderem Lehrpersonal vollständig ab. Ich hätte gerne mehr derartigen Unterricht gehabt, aber wie das gehen soll, wenn schon von vorneherein klar ist, dass man jetzt für X Wochen das vorgegebene Buch Y behandelt, ist mir schleierhaft.
@#715248:
Zu Deiner ersten Frage: das kann man ganz alleine die Schüler entscheiden lassen, denn die wissen selber sehr früh, was sie interessiert, wofür sie besonderes Talent haben.
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Neulich habe ich ein Gespräch mitgehört von „žSoldaten-Azubis“, eine von denen erklärte gerade, man hätte den einen Lehrgang von sieben auf zwei Monate gekürzt, denn die Durchfallquote in den letzten Prüfungen sei so hoch gewesen, weil keiner mehr Mathe kann. Ähnliche Stories hört man ja oft, das was Schüler von den Schulen aus mitbringen, reicht nicht mehr für bestimmte Ausbildungsberufe. Sie nehmen quasi in der Folge den Rückbau selber vor, weil alle an den Schulen und deren Ergebnissen resignieren.
Was immer noch nicht getan wird, ist die Energien und Interessen der Schüler in eine Richtung zu lenken, in der sie ihren persönlichen Interessen und Talente nach (und die hat jeder Schüler irgendwo) die beste Entwicklung für sich nehmen können. Das Mädel, das sich in der Theater-AG plötzlich für Bühnenaufbau und Lichttechnik interessiert, würde so zwangsläufig den Weg zur Mathematik und Physik zurück finden, weil sie dann endlich den Zugang zu praktischen Anwendung hätte — der mir in sehr vielen Fächern an der Schule immer versagt blieb. (Das zu vermitteln, macht alleine schon einen guten Lehrer aus.)
Dieses deutsche Schulsystem ist schrecklich unreformiert, und das war es schon zu meiner Zeit — was auch 26 Jahre her ist und damals schon kritisiert wurde. Interessanterweise gibt es aber immer wieder Schulen, die im Endresultat (gute Schulabschlüsse der Schüler) gut da stehen, dennoch einen schweren Stand haben in der allgemeinen Schulhierarchie. Und wann immer man sich mit deren Erfolgsgeheimnis beschäftigt, wird klar: diese Schulen gehen auf die Interessen ihrer Schüler ein und fördern deren Talente.
Es ginge also, man muss muss lebensfähige, kluge, leistungsfähige Menschen „žproduzieren“ wollen, sie die Stärke lehren bewusst „žnein“ zu sagen, zu dem was ihnen nicht behagt — anstatt in ihnen dumpfe Verweigerung zu erzwingen, weil sie ja letztendlich so oder so „žnein“ sagen werden — und sie glücklich ins Berufsleben entlassen wollen.
Man müsste wirklich nur wollen „¦
Apropos Legokonstruktionen „¦ und alles keine Trickfilm-Profis.
schöner text tanja. wenn ich das so lese, denke ich mir, dass ich in einer sehr glückliche phase hier in berlin mein abitur gemacht habe. 1990 war ich in der 8. klasse auf einem gymnasium in treptow (ehemaliger osten) und unsere lehrer mussten sich komplett von ost auf west umstellen. wir waren die versuchskaninchen und die lehrer ebenfalls. das hat zu so vielen experimenten und planänderungen geführt. es hat uns damals allen sehr viel flexibilität abverlangt und ich glaube, davon ist viel bis heute übrig geblieben.
in meinem abijahrgang 1996 konnte man in berlin noch ohne mathematik im letzten abisemester sein abitur machen und das fand ich okay für diejenigen, die eher sprachgenies als zahlengenies waren. danach pendelte sich in (ost)berlin langsam alles nach westdeutschen maßstäben und es gibt viele der freiheiten, die wir in dieser wunderbaren umbruchphase hatten, nicht mehr.
ich möchte im moment noch nicht daran denken, wie ich für meine zukünftigen kinder nach der richtigen schule suchen muss.
aber ich habe ja flexibilität gelernt ;-)
ps: ich glaube, das problem an lehrplänen liegt vor allem darin, dass sie von „alten“ menschen gemacht werden. menschen die, in großer zahl, nicht mehr den kontakt zu den themen der jungen menschen haben. die lehrpläne werden von menschen gemacht, die teilweise noch in ihrer schulzeit den rohrstock kennen gelernt haben und die computer als notwendiges übel während einer weiterbildung begreifen mussten, die ihr lehrerstudium bei professoren machten, die selbst während oder kurz nach dem krieg ausgebildet wurden. zusammengefasst: die lehrpläne werden von menschen gemacht, die aus einem absolut autoritären lehr- und lernempfinden heraus ihren beruf erlernt haben.
@#715313: Du missverstehst mich.
Deine Einwände sind innerhalb des existierenden Bildungssystems richtig.
Deshalb läge mir daran, das System an sich zu ändern.
Hast du die die Schulportraits angesehen? Da sind großartige Beispiele dabei, die beweisen, dass es durchaus Alternativen gibt.
Und gab.
Montessori-Pädagogik ist z.B. über hundert Jahre alt, wird bis heute erfolgreich praktiziert und wenn man an einer solchen Schule einen Platz sucht, muss man sich lange, lange anstellen, weil sie so populär sind.
Eine staatliche, bildungspolitische Öffnung zu dieser und anderen Lehrformen aber findet nicht statt, weshalb (zumindest in Berlin) entsprechende Privatschulen wie Pilze aus dem Boden spriessen.
Das spart den Staat natürlich viel Geld und wer weiss, wer weiss, vielleicht ist das einer der Gründe, warum staatliche Schulen sind wie sie sind: Pflicht ohne Kür.
Ich erinnere mich daran, dass meine Deutschlehrerin mich beiseite nahm und mein verborgenes Potential zu fördern versuchte. „Sie müssen auch mal in Ihrer Freizeit ein Buch lesen.“ Zu diesem Zeitpunkt versuchte ich seit bereits über 200 Seiten den 16. Juni 1904 zu begreifen.
Das erinnert mich sehr an meine eigene „verpatzte“ Schulzeit. Ich verbrachte in der 8./9. Klasse die Unterrichtsstunden lieber im schuleigenen Videoschnittraum, bastelte an der schuleigenen Webseite (was damals noch in den Kinderschuhen steckte und müde belächelt wurde – wie die ganze Online-AG.. „Mensch, macht doch lieber was mit Zukunft!“) – aber im Informatikunterricht hagelte es 4en und 5en – weil ich mich zu Tode gelangweilt habe und am Ende gar nicht mehr gekommen bin. Viele Lehrer wussten, so im scheint es im Nachhinein, mit meiner Neugier und andersgelagerten Interessen nicht umzugehen und versuchen mir irgendwie das Standard-Kurrikulum unterzuschieben, was am Ende selbst in guten Fächern wie Deutsch und Englisch an dem Unvermögen der Lehrer scheiterte, auf meine kreativen Einfälle einzugehen. Wie oft hörte ich da, dass der Lehrplan soetwas nicht vorsehe.
Aber es gab auch Ausnahmen. Dazu gehörte u.a. auch ein Philosophielehrer, der (wie bereits in einem anderen Kommentar erwähnt) gerne mal seinen Stundenplan komplett über den Haufen geworden hat, aktuelle, teils hochpolitische und in der sonstigen Presse kontrovers diskutierte Themen aufgegriffen hat und dafür sorgte, dass der ganze Kurs freiwillig länger blieb – um zuende zu diskutieren: „Der Kurs entscheidet…“ Das war ganz großes Kino – aber leider eine seltene Ausnahme in meiner schulischen Laufbahn.
Der Schulwechsel vom privaten katholischen Jungengymnasium nach der 11 brachte kurzfristig neuen Wind, aber zwei Jahre später habe ich kurz vor dem Abitur die Koffer gepackt.
„Was soll aus Dir mal werden…“ – den Satz habe ich oft genug von vielen Lehrern und Schülern an den Latz geknallt bekommen. Ich bin seit 10 Jahren Inhaber einer Webagentur, bin Ausbilder für zwei Mediengestalter (und das, obwohl ich nie eine eigene Ausbildung als Mediengestalter gemacht habe…), habe ein IT-Systemhaus mitgegründet – das alles, während meine ehemaligen Mitschüler noch studieren und viele noch keinen Cent verdient haben.
Das Wissen, das ich dafür gebraucht habe, wurde mir jedesfalls nicht in der Schule vermittelt. Im Großen und Ganzen erinnere ich mich an viel Frust und Unvermögen seitens der Lehrer, die Fähigkeiten begabter Schüler in den richtigen Bereichen zu erkennen und zu fördern. Ich möchte nicht wissen, wieviele Talente durch dies Unvermögen scheitern. Ich habe früh genug für mich erkannt, das bestehende Schulsystem zu hinterfragen und meinen eigenen Weg zu gehen.
Ja, nein, vielleicht.
Tanja bringt es auf den Punkt, wenn sie von Interesse durch Leidenschaft spricht. Formal gibt es keinen Unterschied zwischen dem Aufsagen eines Gedichtes oder der lippensynchronen Wiedergabe hunderter Dialoge aus dem Star Wars Epos. Formal muss es aber das Gedicht sein.
Schule verlangt in erster Linie Leistung und das streben danach – mit der Begründung/ dem Versprechen hinterher ein erfolgreiches Leben zu führen. Nach allen Anstrengungen kommt das Paradies. Später umschreibt man es vor allem als überlebensnotwendiges Übel.
Im Beitrag werden Schulen zum „Inkubator“. Ja, richtig, aber das waren sie auch schon gestern, davor auch und werden es in Zukunft sein. Die Frage ist: was inkubiert sich dort? Ist es Leistung oder ist es Leidenschaft? Natürlich gibt es auch innerhalb meines persönlichen Bildungswegs Mitschüler, welche sich leidenschaftlich gern innerhalb des Lehrplan bewegt haben. Die haben das gebraucht/ gewollt/ verlangt. Und dann gab‘ es da mich. Versetzungsgefährdet in Mathe und Physik und der Einzige, welcher seine Mitschülern in die Geheimnisse der Wahrscheinlichkeiten und Quantenmechanik einweihen konnte.
Und heute sitzen wir hier und bilden uns über das web zwonull. Warum? Weil wir die Möglichkeiten/ die Freiräume dazu haben. Weil wir uns sonst langweilen würden. Lerne was du willst, wann du willst und sieh‘ zu, dass ein paar andere ebenso viel Spaß daran haben wie du. Dann entwickelt sich das ganz von allein (An dieser Stelle ein Querverweis zur Open-Source-Kultur).
Sicher ist es wichtig zu sich selbst zu stehen und zu hinterfragen, was meine Umgebung da gerdade mit mir macht, um eigene Schlüsse/ Konsequenzen daraus zu ziehen. Als „unentdecktes Talent“ macht man dann so sein Ding. Sicher aber ist es auch für einen Lehrer (egal wie innovativ eine Schule in ihren Lehrmethoden ist) sehr schwierig das Potenzial zu erkennen und vor allem einzuordnen/ nutzbar zu machen. Nicht vergessen: auch Lehrer sind nur Menschen.
Erkenne dich selbst und nutze deine Möglichkeiten. Die Schule als Ort sollte inspirieren und unterstützen. Kurz: Freiräume schaffen.
Alles klar? Ja, nein, vielleicht?
Nicht so paradox, wenn man sich die Bürokratie und die Politik vergegenwärtigt, die dahinter steht. Statt wirklich Neues, Inovatives auszuprobieren wird sich über Dreigliedgriges Schulsystem oder Gesmatschule (in Deutschland, aber sicherlich gehts in Amiland ähnlich unpragmatisch zur Sache) in den Haaren gelegen. Ideologie statt Pragmatismus.
Ich glaube, dass sher viel Bewegung in das Ganze kommen könnte, wenn der Staat, statt die Schulen zu bezahlen, Schulgutscheine an die Eltern vergeben würde. Die Mittel daraus bekämen die Schulen, für die sich die Eltern entscheiden.
Weniger Zentralismus, Bürokratie und Politik. Mehr Pluralismus und Eigenbestimmung.
Das gleiche wäre für Unis auch keine schlechte Idee.
Ich denke wenn die Klassen kleiner wären und nicht aus teilweise über 30 Schülern bestenen würden, käme man vermutlich auch schneller mit dem „vorgeschriebenen“ Stoff durch und hätte somit mehr Zeit für Themen die vor allem die Schüler interessieren.
Wenn ich daran denke, dass ich zwischenzeitlich mit 32 weiteren Schülern in der Klasse saß. Da konnte ein Lehrer gar nicht individuell auf die Schüler eingehen…
Maximal 20 Schüler in den Klassen. Wie entspannt ich den Unterricht dann in der Oberstufe fand in kleineren Kursen…
@#715344: Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: leider völliger Blödsinn. Das ist eine Traumvorstellung der Leute, die eben jenes Argument führen. Im Prinzip ist dieses Argument ja auch gar nicht so falsch, im Prinzip müsste es ja so sein und im Prinzip könnte es ja auch so sein. Hier fehlt aber die Motivation der Lehrkräfte mehr zu machen, als der Lehrplan hergibt:
Ich bin in einem Französischkurs mit gerade mal fünf Schülern, einer davon ich. Fünf ganze Schüler und keiner hängt in irgendeiner Weise dem Stoff hinterher. Im Prinzip müssten wir viel schneller mit dem Stoff vorankommen, als letztes Jahr (ich wiederhole, vorher waren wir 16). Pustekuchen. Die Lehrerin stopft uns mit Übungsaufgaben voll, bis wir kotzen und wundert sich über die nicht vorhandene Motivation. Vorschläge für interessante, vielleicht auch aktuelle Themen die das Land betreffen werden ignoriert, stattdessen Vokabeln, Text, Zeit. Nach Schema. Bis zum erbrechen.
Es wird allgemein nicht darauf Rücksicht genommen, wie die Wissensstände der einzelnen Schüler sind. Es werden weiterhin Übungsaufgaben verteilt und wer es bereits kann muss sie trotzdem lösen. So erstickt man das Interesse am Thema bereits im Keim, da es in kürzester Zeit zum Hals raushängt. Ich hatte nur einen Lehrer bisher, der Übungsaufgaben nur zum Üben aufgegeben hatte. Wer es konnte, brauchte sie auch nicht zu machen.
Hast Du bei mir über die Schulter geschaut? Hätte ich die Nerven, könnte der Text (fast) von mir sein.
°!°
Unten noch: „Wir machen Schule!“
°!°
Anthroposophie ist in den meisten Fällen: Verbot zu lernen, wer sich nicht dran hält, wird verarscht – Ergebnis: man traut Keinem und Nichts; aber es wird häufig gemeint man sei leichtgläubig und blauäugig.
Wenn Kind etwas wissen will, wie kann Erwachsener guten Gewissens ihm falsche Information geben – danach (etwa 3 Jahre später) haben sie sich über mich lustig gemacht, dass ich in der ersten und zweiten Klasse, weder ruhig sitzen konnte, noch raffte, dass alle Buchstaben jetzt andere sein sollen – das war nur ein kleines Experiment.
unwissenschaftlich und nicht dokumentiert.
°!°
In Waldorfschulen sind i.R.über 36 Schüler in der Klasse.
Es gibt Ausnahmen – dann wird man später im Leben schneller für Gestört erklärt: Bambergen – Heimsonderschule. (~12 Kids/Gruppe bzw. Klasse.)
Nur, weil ich nicht sitzen bleiben durfte, mußte/durfte ich dort hin (eigentlich nur vormittags, denn meine Gebärerin war dort Eurhythmie-Lehrerin und Heileurhythmistine; aber dies steht dann nachher nicht in der Akte).
Und weil die normale staatliche Grundschule (zu der ich gern ging) nicht gut für mich sei.
°!°
Außerdem wäre es genial gewesen nochmal in die 4.Kl. Grundschule zu kommen: wäre mit meiner Birgla in einer Klasse gewesen (meine Hauptfrau – wir haben viele Kinder, seit Sept./Okt. 2007 weiss ich, dass sie meine Tochter und Enkelin ist – und es war kein Versehen, Arier-Perser-Türken-Anthroposophen-zucht, Nutten- und Gesünder-Namensträger-Produktion.
http://mister33.wordpress.com/zukunft/
da liest man mehr – könnte sein, dass ich es noch nicht wieder geöffnet habe.)
Abschaffung von Sonderschulen. Alle Menschen sind „Miliö-Gestört“!
Denn irgendwas und irgendwer stört immer im Miliö!!!
°!°
Ich musste ab dem 16.Existenz-Monat lernen, dass ich verantwortlich bin, für den erhalt der Moghaddam/Moghadam-Mitochondrium-RNA – im 19.Existenz-Monat machte man sich sorgen, dass ich nicht die 1904-geborene-Moghadam an mich heran-lasse – sind die bescheuert, Kinder sind noch unvoreingenommen.
Sie bekam 15-Töchter auf einmal, diese bat sie mich (als ich mich im 28.Existenzmonat befand) schwanger zu machen – alles ganz normal.
Sie hatte 1917 als (?) ersten Sohn Nasser geboren, der sehr ungeschickt – wie sein Vater, nach Putschversuch erschossen wurde. :))
°!°
°!°
Jetzt wird Schule gemacht – aus Erfahrung, sagt niemand: wir beginnen im Herbst, zum regulären Schulanfang – in Berlin!
Es wird erstmal ein Gebäude, möglichst in der Mitte Berlins benötigt, welches nicht nur vorübergehend: zur Verfügung steht/bezahlbar ist!
°!°
Für Interessenten (zukünftige Schüler, Mitarbeiter, Eltern von zukünftigen Schülern, Mithelferwillige, Spender, Immobilien-Spender oder -preiswert-Vermieter):
Martin http://twitter.com/wahlrecht einfach auf Demokratische Bildung Berlin e.V. anschreiben!
Gruß (Twitter: @Xe_inc @ethecon @dbb_ @blogPowerAR @NorbertDenef)!
oha.
Viva Deschooling – Schulen helfen nicht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Deschooling
Hi hier mal ein update:
http://www.demokratische-bildung-berlin.de ist die aktuelle Adresse des DBB dort gibt es ein Newsletter und die Schüler-Anmelde-Mail-Adresse!
es wird gehofft auf eine Immobilie von mindestens 300m² mit mind. 1000m² Grünfläche drumrum/dahinter;
Ort: günstig in der Mitte Berlins – so der Traum!
die Genehmigung wird ~im Januar erwartet;
Start im Februar 2010!!!
Von Marketing haben die keine Ahnung! von Twitter, WordPress und Internet haben sie schon gehört – die wollen auch noch naturwissenschaftliche Pädagogen einstellen!!!
Aber bei dem Konzept demokratischer Bildung kommt es nicht auf die Schläue der Pädagogen an, sondern auf die Selbstorganisation der Schüler!!!
also checkt es aus.