Kurz zusammengefasst: Guttenberg schlägt eine geordnete Insolvenz für Opel vor, woraufhin Steinmeier vorschlägt, Guttenberg solle die Klappe halten. Es gehe darum, möglichst viele Arbeitsplätze bei Opel zu retten. Wenn es aber nur darum geht, möglichst viele Arbeitsplätze bei Opel zu retten, hat Guttenberg die besseren Argumente.
Entgegen der landläufigen Meinung bedeutet Insolvenz nicht, was bis 1999 noch Konkurs bedeutet hat. Ein Insolvenzantrag kann bei Überschuldung, bei Zahlungsunfähigkeit und bei drohender Zahlungsunfähigkeit gestellt werden. Das heißt noch lange nicht, dass der Laden dann dicht macht, im Gegenteil. Ein Ziel der Insolvenzordnung ist die Sanierung; es geht darum, den Laden zu erhalten.
Wenn der Insolvenzantrag gestellt hat, kann die Firma bis zu drei Monate lang von Miet- und Gehaltszahlungen befreit werden. Die Gehaltszahlungen übernimmt die Agentur für Arbeit, auf den ausgebliebenen Mieten bleibt häufig der Vemieter sitzen. Was in den drei Monaten erwirtschaftet wird, geht bis auf die Erhaltungskosten, die Vergütung des vorläufigen Insolvenzverwalters und der Gerichtskosten in die Kasse der Gläubiger. Danach ist das Unternehmen, sofern sich ein Investor findet, schuldenfrei. Und bereit für den fresh start. Das ist für Investoren sehr viel interessanter, als mit den ganzen Altlasten in eine neue Runde zu gehen. Findet sich allerdings in den drei Monaten kein Investor, ist der Betrieb in den meisten Fällen hinüber.
Dass bei einer Insolvenz mehr Arbeitsplätze verloren gehen als bei einer Sanierung durch den Investor, ist ein Gerücht. Der Investor entscheidet, was er kaufen will oder nicht. Wenn er die Presseabteilung nicht haben will, wird sie eben nicht gekauft. Daran ändert eine Insolvenz nichts. Allerdings darf ein Insolvenzverwalter sehr viel einfacher Leute entlassen als der Investor, solang er sich entschließt, bestimmte Betriebsteile weiterzuführen.
Steinmeier geht es in seiner weißritterlichen Art überhaupt nicht um Opel. Welches Schreckgespenst er genau vor Augen hat, weiß ich nicht. Vielleicht hat es mit den Zulieferern zu tun. Oder etwaigen Landesbürgschaften.
Merkel und Guttenberg beraten gerade, ob sie für Opel Bankdarlehen mit Bürgschaften absichern. Wenn sie das tun, und Opel geht in die Insolvenz, ist das Geld unter Umständen weg. Dann wäre die ganze vollmundig angekündigte Rettungsaktion ein Schlag ins Planschbecken. Außerdem sind alle die Zulieferer bedroht, mit in die Insolvenz zu gehen, die einen Ausfall der Opel-Zahlungen nicht kompensieren können.
Steinmeier also erzählt Käse oder hat eine Heidenangst vor dem Wort Insolvenz. Aber er sieht gut aus als hemdsärmeligen Retter gegen den Schnösel im Wirtschaftsministerium.
Was Guttenberg hingegen mit „geordneter“ Insolvenz meint, wird vollständig auch nicht aufzuklären sein.
Gut und schön. Habe aber heute gelesen, dass bei SAAB vor ein paar Monaten die Insolvenz eine Katastrophe war. Danach haben die 80 Prozent weniger Bestellungen gekriegt. Wer kauft schon ein Auto eines Ladens, dessen Zukunft völlig offen ist?
Unterm Strich ist das Ganze einfach nur Wahlkampf pur… Wie der Eine oder der Andere es nennt ist wohl nur zweitrangig.
@#717431: Naja, da wären jetzt einige Fragen offen. Handelt es sich um eine Insolvenz hier? Wenn nicht, wie sieht das schwedische Insolvenzrecht aus? Wie stark haben die sich verkleinert? Etc etc.
Genau.
Leider ist das Thema bereits Wahlkampf und es geht vorrangig um die Positionierung als „Retter von Opel“.
Daher ist es unklug, sich vor/während der Verhandlungen bereits festzulegen wie, was und mit wem man zu gehen bereit ist …
Vielleicht bildet sich unser Chefdiplomat mal in Verhandlungsführung weiter ?
Guter Artikel.
Steinmeier macht hier nicht nur einen auf „dicke Hose“, sondern vor allem einen auf Gerhard Schröder, was im Grunde dasselbe ist.
Erinnert sich noch einer an Holzmann? Die Geschichte liegt jetzt zehn Jahre zurück. Schröder hatte dem insolventen Baukonzern ein Rettungspaket in Milliardenhöhe schnüren lassen. Am Ende war Holzmann trotzdem pleite.
Wann hat ein Sozialdemokrat zum letzten Mal Wirtschaftskompetenz bewiesen? Ich frage das völlig wertfrei. Ich möchte es einfach nur mal wissen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Holzmann#Krise_und_Insolvenz_2002
Stimmt, hat bei Karmann ja auch super funktioniert. Oder Herthie.
Es ist doch wie fast alles in diesen Zeiten, purer Wahlkampf!
Es hört sich einfach besser an, gegen eine Insolvenz zu sein und damit vermeintlich Arbeitsplätze zu sichern, als ein Insolvenzverfahren zu starten. Das kommt halt gut an, weil viele gar nicht wissen, was genau eine Insolvenz ist.
Viele haben wohl u.a. die Privatinsolvenz im Kopf, die eigtl. auch eine gute Sache ist, sich aber trotzdem furchtbar anhört!
Aber solange es noch Medien (und Blogger ;) ) gibt, die diese Themen wenigstens versuchen richtig zu stellen, werden sich solche Meinungen, wie die von Steinmeier, hoffentlich nicht allzu sehr durchsetzen!
kloni
Der gute Frank und seine Partei hatten zuletzt wohl durch die Bank die schlechteren Argumente. Diese Anti-Kampagne ala „X würde Y wählen“ ist jedenfalls komplett inhaltsleer.
@#717438: Soweit ich das sehe, befindet sich KArmann erst noch im Antragsverfahren. Das ist noch kein Insolvenzverfahren: momentan werden die Sanierungsmöglichkeiten erst noch geprüft.
Bei Hertie ist der Investor kurz vor knapp abgesprungen. Das ist natürlich beschissen, hätte aber auch ohne Insolvenzverfahren passieren können.
Problem ist doch für die Politik, daß die wirtschaftspolitischen Entscheidungen in den Fällen Opel und Arcandor nicht allein aufgrund ökonomischer Sachverstands getroffen werden können. Der große Teil der Bevölkerung hat die Milliarden für den Bankensektor relativ gelassen hingenommen, da es für die Meisten nicht real greifbar war. Opel und Karstadt mit zehntausenden Arbeitsplätzen in Gefahr, ist jedoch für fast alle greifbar und ein Nichteingreifen der Politik eine Gefahr für die Legitimation von Politik.
Außerdem sind die Argumente gegen eine Hilfe im Fall Karstadt schon sehr zweifelhaft. Keine Hilfe, da nicht durch Bankenkrise sondern Managementfehlern begründete Schieflage. Fragt sich doch, ob die Bankenkrise vom Himmel gefallen ist oder auch durch schwere Managementfehler ausgelöst wurde.
Der Begriff Insolvenz ist in den Köpfen der Menschen immernoch sehr negativ verankert. Beim einfachen Bürger ist dies durchaus nachvollziehbar, aber ein Kanzlerkandidat sollte es doch besser wissen. Vermutlich weiß er es besser, möchte aber die Unwissenheit der Bürger für seinen Wahlkampf nutzen.
@#717442: Mit dem Unterschied, dass wenn ein Investor vor einer Insolvenz abspringt, der Weg in die Insolvenz ja noch offen steht. Hier sind aber drei potenzielle Investoren, die auch ohne Insolvenz Beteiligungen abschließen möchten. Diese Investoren kann man im offenen Bieterverfahren sehr viel mehr zu Auflagen bewegen, als in einem Insolvenzverfahren, in dem es, wie du selbst schreibts, darum gehen wird, die rentabelsten Stücke zu sichern und die unrentableren abzuwickeln.
Können wir uns vielleicht darauf einigen, daß wir alle unser Wissen nur aus den Medien haben? Ich möchte mal nicht wissen, was wir alle nicht wissen!;)
@#717445: Ein Bieterverfahren kann man genauso im Antragsverfahren der Insolvenz durchführen. In einem Insolvenzverfahren gehts nicht darum, die rentabelsten Stücke zu sichern, sondern um Gläubigerbefriedigung. Ein Unternehmen zu zerstückeln führt meistens nicht zur bestmöglichen Gläubigerbefriedigung; im Normalfall wird ein Geschäftsbetrieb am Stück veräußert.
Inwiefern die drei Interessenten tatsächlich involviert sein wollen, weiß man nicht. Wenn man mir die Wahl lässt zwischen einer Betriebsfortführung mit allen Altlasten oder einer Betriebsfortführung ohne, wüsste ich aber. Dass sie sich mit mehr Miese zu größeren Zugeständnissen verpflichten lassen, halte ich für ein Gerücht.
Oder warum sollten die da jetzt mehr Zugeständnisse machen?
Kann ich dir sagen: Es geht um Bürgschaften und mögliche Kredite, die sie nur für Gegenleistung und eben Zugeständnisse bekommen. Zuallerst aber für ein tragfähiges Konzept.
@#717450: Die Kredite und die Bürgschaften bekommen nicht die Investoren, sondern vermutlich die Opel AG. Und außerdem sind diese Bürgschaften für die Bürgen ein kaum zu kalkurierendes Risiko. Warum ist es nicht besser, eine tragfähige Sanierung ohne solche Sicherheiten über eine Insolvenz zu machen?
Das reicht nach Politaktivismus, und nicht zu knapp.
Opel hat in D ca. 25.000 Mitarbeiter. Auch wenn die komplett „zumachen“, na und? Wahrscheinlich schlecht für die Politiker, aber kein Problem für D.
„_Geordnete_ Insolvenz“ ist einfach ein Füllwort, um das ganze nicht so dramatisch klingen zu lassen.
Zum Insolvenzthema und „Insolvenz als Chance“ gab es im Spiegel einen — wie ich finde — spannenden und nicht ganz einseitigen Artikel zur Insolvenz von Märklin:
http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?titel=Der Lokführer&id=65169745&top=SPIEGEL&suchbegriff=insolvenz märklin&quellen=&qcrubrik=wirtschaft
Insolvenzverwalter befinden sich demnach in einer einmaligen Chance, einen Betrieb wieder auf die Beine zu stellen und strategisch neu auszurichten. Ich frage mich nur, wie ein Insolvenzverwalter (>>Jurist) so einen Marketing-Coup leisten soll.
Ein Beispiel, wo es mit der Insolvenz am Ende gut geklappt hat, war das Drama um den Aufbau-Verlag im letzten Jahr.
@#717437:
@#717446:
Lieber Gerhard […]Angesichts der schweren Schuld, die Du durch Deine Un-
tätigkeit auf Dich geladen hast, gebe ich Dir einen guten Rat. Mach nie wieder Sprüche zu Wirt-
schaft und Justiz oder gar zu Fragen jedweder Moral. Halt einfach den Mund und schäm Dich.
http://www.hans-joachim-selenz.de/p-p-p-p/lieber-gerhard-schroeder-.html
MfG
Demnächst hier: Jede Menge Wahlen, immer weniger gehen hin, aus Frust. Die „Wahlsieger“ werden sich rühmen das der Bürger verstanden hat. Also, weiter so BRD, jedes Volk bekommt schließlich die Regierung die es verdient…
Daher weht der Wind:
„Weil eine Zerschlagung politisch nicht zu vermitteln wäre, wird nun eine „geordnete Insolvenz“ angestrebt.“
SpOn: Guttenberg bringt Opel-Zerschlagung ins Spiel
Warum sollte also eine Insolvenz andere Ziele haben, als eine Zerschlagung?
Lässt sich nur einfacher vermitteln, in Guttenbergs Welt.
Es sollten mal nicht alle nur an ihr eigens Geld denken sondern an dennen die am wenigsten davon haben. Die großen Chefs haben sicherlich genug warum geben sie nicht einfach etwas davon ab um Opel zu retten und die Mitarbeitern vor den Ruinen zu retten. Die Politiker sollen nicht mehr nur diskutieren, sondern Handeln und Opel retten!
Hemdsärmel gegen Schnösel – das ist wohl der Kampf der im Volke ankommen soll. Sehr wahr, sehr wahr – das habe ich mir auch beim ersten Blick auf das Photo gedacht.
@#717470: Sehr schön, wir sollten alle wieder mehr Briefe schreiben!!! ;)
Information ist hier wirklich das Stichwort der Stunde.
Die Probleme liegen doch aber ganz woanders!
Was für eine Krise haben wir eigentlich?
Eine „Bankenkrise“? Eine „Nachfragekrise“? Eine „Kreditkrise“?
Wir haben ein Vielzahl von Krisen, die sich alle mehr oder minder beeinflussen.
An den Unis wird sich seit Jahrzehnten fast nur noch die eine ökonomische Schule gelehrt, nämlich die von Herrn Sinn, Herrn Henkel oder der FDP und CDU hauptsächlich vertretene neoliberale oder neoklassische Schule, die den Staat und dessen mögliche Lenkungskraft zurückdrängen will. Nur wenn es schlecht läuft, wird nach dem Staat gerufen (HypoRealEstate etc.). -> Profite privatisieren, ->Verluste sozialisieren
Die Nachfragekrise wurde mit Kreditblasen (Kredite für Konsum -> siehe Kreditkarten, billige Kredite für Immobilien) bekämpft, die nun zur Bankenkrise geführt haben. Jetzt wird versucht „business as usual“ zu machen, nachdem die Banken gerettet wurden. Wir benötigen eine Reform der Marktwirtschaft: Zukunftsträchtig, nachhaltig und erfolgreich!
Das Schlimste ist wirklich, dass der Wahlkampf so geführt wird. Es ist doch keine Strategie außer der eigenen Bereicherung (an Stimmvolk) festzustellen.
P.S.: Ich bin bestimmt kein Schröderfreund. Die oben genannte Holzmann-Rettung ist wirklich unsäglich gewesen. Aber schon einmal über den Einstieg des Landes Niedersachsen bei der Salzgitter AG nachgedacht. Der Staat ist eingestiegen und hat mit viel Gewinn einen Großteil seiner Anteile wieder veräußert. Die Mär vom Staat als schlechtem Unternehmer ist ein Standardsatz, der von marktradikalen Akteuren immer wieder gesagt wird. Richtig oder falsch ist er einfach nicht.
@#717461: Ein Insolvenzverwalter ist ja nicht notwendigerweise Jurist. Die meisten schon, weils ein irrsinnig schwieriges juristisches Gebiet ist. Aber – das mal als Anekdote – bis in die 60er sind in Deutschland auf dem Land die Konkurse z.T. von den Dorfpfarrern abgewickelt worden.
Und Verwalter wird man erst, wenn man jahrelang in einem Insolvenzbüro mitgearbeitet hat. Da braucht es viel Erfahrung.
@#717493: Oder so: Aus Deiner SPD-Welt lässt sich so ein unbestätigtes Gerücht einfacher vermitteln. Die Insolvenzordnung ist nicht auf Zerschlagung des Betriebes angelegt, das sagte ich schon. Von „Abwracken“, wie die Nahles da vor sich hindöst, kann doch objektiv keine Rede sein.
Dass ein Minister alle Möglichkeiten abwägt, bevor er sich entscheidet, würde ich ihm zugute halten. An der von Guttenberg verlautbarten Entscheidung einer Insolvenz kann ich nichts aussetzen. Was undichte Stellen nach außen sickern lassen und was daran wahr ist, diese Abwägungen werden mir ziemlich schnell zu parteipolitisch.
Wer einen Industriebetrieb „retten“ will, indem er ihn in die Insolvenz schickt, hat nicht mehr alle Tassen im Buffet, jedenfalls sollte er keinesfalls Wirtschaftsminister sein.
Für Leute wie Frederic, pardon, oder dem 9-Vornamen-Minister Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg mag es erstaunlich klingen, aber: Einem Unternehmen, das sich in der Insolvenz befindet, laufen Kunden und Gläubiger weg. Das führt im Regelfall schnell (!) zum Unternehmenstod, deutlich schneller als die von Steinmeier unterstützten Maßnahmen.
It’s economic logic, stupid!
P.S.
Das von PR-Arschenturen erfundene Bild des Seeheimer-Kreis-Kanzlerkandidaten als neuen Arbeiter- und Arbeitnehmerheld ist dennoch etwas lächerlich – auch wenn Steinmeier (bzw. sein teurer Beraterstab) in dieser Einzelfrage Recht haben könnte.
@ Die Erklärung (5)
Wie wäre es mit Karl Schiller („Genossen, laßt die Tassen im Schrank!“). Aber der is ja später auch in die CDU eingetreten.
@#717503: Immer wenn in Kommentaren sowas steht wie „Für Leute wie Dich“, frag ich mich, was ich wohl für Leute bin. Aber geschenkt.
Zurück zur Sache. Einigermaßen erfahrene Insolvenzverwalter sprechen mit den Lieferanten und den Gläubigern; die übernehmen dann auch persönliche Zahlungszusagen für die Sanierungszeit. Da springt doch kein Gläubiger ab.
@#717500:
Kopf > Tisch
Liebe Kommentatoren,
einige haben hier scheinbar ein falsches (das aus den Medien) Bild der Lage.
Die Adam Opel wurde 2005 in eine GmbH umgewandelt. Warum kann sich jeder an 5 Fingern abzählen.
Weder Steinmeier noch Guttenberg haben einen Plan oder ausreichend Fachwissen, um hier überhaupt mitreden zu können, alles, was die plappern, wurde von irgendwelchen „Experten“ (VWLer, BWLer) zusammengetragen, von Juristen wasserdicht zusammengefasst und von der Sekretärin ausgedruckt um es anschließend von der Parteispitze absegnen zu lassen.
Alles ist bei der Firma Opel verschlungen. Firmen in Firmen, in welchen Subunternehmen in anderen Firmen als Subunternehmer arbeiten. Der ganze Laden wurde die letzten 20 Jahre schön filetiert. Es gibt nicht mehr die Firma Opel. Es gibt dutzende GM-Töchter (Zulieferer, Zulieferer von Zulieferern, Transportunternehmungen als Subunternehmer, dann natürlich die Europazentrale, die Deutschlandzentrale.
Maintenance, Arbeitsbekleidung, Lohnbuchhaltung, Fertigung, Einbau und Anlieferungen von Teilen – das alles wurde in Teilen oder komplett Outgesourct. Vermutlich hat nicht mal die GM-Zentrale in Detroit den kompletten Überblick. Die Firma „Adam Opel“ ist nur eine unter vielen, welche ohne andere Firmen garnicht mehr lebensfähig ist.
Und Opel ist ja nicht nur Deutschland. „Opel-Werke“ gibt es ja unter anderem auch in Belgien, Portugal, Spanien, Großbritannien.
Opel leidet unter 30 Jahren Mißmanagement, das ist nicht mit einer Finanzspritze getan. Und nur weil Opel (wenn GM denn verkaufen würde) momentan billig zu haben wäre, heißt das nicht, daß sich Firmen wie Fiat oder Magna großartig an dem Deal verheben könnten. Sieht man ja prima bei Schaeffler + Conti. Nun schluckt Goliath den David, weil der David den Mund zu weit aufgerissen hat.
Ich empfehle auch: http://www.ariva.de/Ein_Personalchef_packt_aus_t226428
gruß
also das unternehmen ist nach drei monaten dann nicht einfach schuldenfrei und kann weiterarbeiten.
die insolvenz würde aber die möglichkeit und vor allem die zeit dafür schaffen, dass man opel auseinander nehmen kann um zu schauen was von dem laden noch überlebensfähig ist.
der große knackpunkt der patente wäre bei einer insolvenz von opel sicher schwerer zu lösen als ohne insolvenz und die wiederum sind das größte asset für einen käufer.
was mir viel größere kopfschmerzen bereitet, bei all dem rettungswahn, ist die dadurch verhinderte marktbereinigung. man muss sich bewusst machen, dass wenn opel über wasser gehalten wird, das auf kosten von arbeitsplätzen und absatzzahlen der anderen automobilhersteller geht und deren benötigte basis für ein überleben in der krise schwächt.
ich bin eigentlich schockiert darüber, dass die diskussionen bei opel immer nur unter dem gesichtspunkt der arbeitsplatzerhaltung gesehen werden und dies verbunden mit so weltfremden sprüchen von rüttgers und beck, dass 2.000 abgebaute arbeitsplätze zu viel seien. bei denen scheint noch nicht angekommen zu sein, dass bei einem insolventen unternehmen im regelfall mehr als 10% der arbeitsplätze draufgehen, wenn man da denn noch was retten möchte. überkapazitäten müssen nunmal abgebaut werden.
richtig treffen würde eine insolvenz natürlich die zulieferer. doch auch hier ist ein markt der bereinigt werden muss und die automobilindustrie selbst hatte ende letzten jahres verkündet, dass man zulieferern gerade bei der refinanzierung zu helfen gedenkt. dafür bekamten die autobanken ja auch ihre bürgschaften vom staat.
wie hilfsbereit unsere politiker wirklich sind, sieht man an solcherlei:
Aksys hat Insolvenzantrag gestellt
Die betroffenen Mitarbeiter reagierten überrascht – schließlich bestand bis zuletzt Hoffnung, noch einen dringend notwendigen 22-Millionen-Euro-Kredit zu erhalten. Nach Angaben von Familienunternehmer Michael Faist, der Mehrheitsgesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender ist, wäre der Kredit in dreifacher Höhe abgesichert gewesen. Trotzdem gab es seitens der staatlichen Förderbank KfW keine positive Beurteilung. Der Lenkungsausschuss des Wirtschaftsfonds Deutschland entschied sich vergangenen Mittwoch negativ. Eine offizielle Antwort samt Begründung ist Aksys bislang noch nicht zugegangen.
Opelfahrer bitte Arm hoch!
Mal ehrlich, Opel muss in die Insolvenz. Der Staat sollte sich da heraus halten und besser dafür sorgen das Bildungs-, Steuer- und Sozialsystem schnell auf die Beine kommen. Dann gibt’s auch neue Jobs.
Und die SPD… Ach. Was ist bloss aus der SPD geworden? Klöten.
Keiner weiß was
aber das ganz genau:
Die ganze Diskussion hier erinnert mich sehr, sehr an ein lustiges Video aus dem allseitsgeliebten YT Universum
http://www.youtube.com/user/DasNachRichten
ich symphatisiere null mit steinmeier allerdings wäre ein insolvenzantrag
politisch eine katastrophe und eine eskalationsstufe, die das ohnehin ramponierte image kaum aushalten kann.
image runter -> unternehmenswert runter
insolvenzantrag ist synonymhaft mit pleite und untergang, oder krass mit vernichtung von werten zu deuten, auch wenns wirtschaftswissenschaftlich humbug ist.
aber hier gehts nicht um vernunft leider
kaum auszudenken wenn was für signale ausgesendet werden, wenn egal aus welcher motivation der politische beistand versagt und opel draufgeht.
das wäre schlimm. andere kapitalistische staaten dieser welt könnten denken, dass wir nun doch nicht mehr zum sozialismus wechseln wollen.
@#717651: Ich habe eine Fachfrau zu Deinen Bedenken befragt. This is what she told me:
nach drei monaten wird in der regel das insolvenzverfahren eröffnet. bis dahin wurde der geschäftsbetrieb in der regel auf einen neuen rechtsträger übertragen – ohne die schulden. dieser würde dann sehr wohl schuldenfrei starten. die schulden bleiben bei der alten gesellschaft, die abgewickelt wird, während im beispielsfall die autoproduktion durch den neuen rechtsträger einfach weitergeht.
patente können – wie alle anderen immateriellen vermögenswerte – problemlos im rahmen eines insolvenzverfahrens, auch in form eines asset deals, verkauft werden.
die kopfschmerzen wegen der marktbereinigung sind ebenfalls völlig unbegründet. der insolvente arbeitgeber wird ja gerade vom markt genommen, s. o. (alte gesellschaft mit den schulden wird abgewickelt). dass bei einem insolventen unternehmen – das ist es schließlich mit und ohne insolvenzverfahren – die gefahr besteht, dass arbeitsplätze abgebaut werden, ist klar. sollte im rahmen eines insolvenzantragsverfahren aber ein neuer rechtsträger für den geschäftsbetrieb gefunden werden, gilt auch für ihn der § 613 a BGB ,also die übernahme der mitarbeiter bei einem betriebsübergang.
der erhalt von arbeitsplätzen ist durch ein insolvenzverfahren viel eher sichergestellt als ohne und die kosten hierfür ändern sich auch nicht. die arbeitsagenturen zahlen das insolvenzausfallgeld sowieso, ob das insolvenzverfahren eröffnet wird oder nicht.
für die zulieferer gilt sinngemäß dasselbe: wegen ihrer alten forderungen fallen die ohnehin aus und wegen neuer steht ihnen als geschäftspartner zunächst sogar der verwalter mit persönlichen zahlungszusagen und dann ein neuer – schuldenfreier – rechtsträger gegenüber.
die gläubiger müssen dem gesamtvorgehen aber zustimmen und wenn die das nicht tun, gehts aus wie bei hertie. die gesellschaft wird zwar weitergeführt, aber sie braucht auch einen neuen investor, der a) da geld reinschiesst um die verluste, die in der produktion (erwiesenermaßen zur zeit) anfallen, zu decken und dessen kaufbetrag unter den gläubigern aufgeteilt wird.
die patente von opel gehören GM. die wiederum haben sie bei der us regierung verpfändet. da ran zu kommen, ist aus deutschland ohne wohlwollen der amis kein machbares unterfangen. aber ja, sie können an opel oder einen käufer von opel verkauft werden. wie hart das in der praxis ist, sehen wir seit anbeginn der verwerfungen bei opel.
der insolvenzverwalter kann arbeitsverhältnisse mMn mit einer frist von 3 monaten kündigen. dabei gibt es zwar verschiedenste weiterführende regelungen und verordnungen, aber faktisch ist das arbeitsverhältnis gefährdet. bei einem geplanten verkauf des „rumpfbetriebes“, wird der insolvenzverwalter nur nicht alle entlassen wollen. ^^
bei allen insolvenzen der vergangenheit, wurden arbeitsplätze in hoher %zahl abgebaut. da brauchen wir uns nichts vor machen, va wenn man so unter überkapazitäten leidet wie opel. aber wie gesagt, ich habe nichts gegen diesen weg, ich halte ihn für wesentlich gesünder und sehe opel dann auch als „aus der insolvenzmasse“ rausgekauft und bei einem anderen hersteller unterkommen. in einer passenden größe aber mit wesentlich mehr arbeitsplatzverlust als 2.000 die gerade von rütgers und beck bejammert wurden.
die zahlungszusagen für die zulieferer die du ansprichst, werden aus dem laufenden betrieb generiert. d.h. was dann noch geliefert wird, wird auch bezahlt und zuvor durch kredite gedeckt. eventuelle gewinne seitens opel werden an die gläubiger verteilt. kann man atm alles an kampa haus sehr genau sehen.
@#717843: hier geht es um ein sehr sensibles thema nämlich um arbeitsplätze. und um richtige entscheidungen, die nunmal jetzt von der politik getroffen, gelenkt und getragen werden müssen. weil es anders nicht mehr geht. ich sag nur arbeit und brot und erinnere an einen deutschen „politiker“ der 1932 unglaublich populär war.
geschichte wiederholt sich; dann geht es um zwangsglück und von wechseln „wollen“ wird dann auch nicht mehr die rede sein :-)
Nur mal zu Info:
http://www.weissgarnix.de/?p=2250#more-2250
hat sich durch die einigung heute nacht ja teilweise überholt. aber das wort strukturbruch hat mir gefallen. jede regierung dieser welt wird versuchen solch einen zu verhindern, da durch einen strukturbruch auch immer das aktuelle system in frage gestellt wird.
es ist in dem zusammenhang nirgens vorgesehen, dass wir uns als gesellschaft aus uns selbst heraus erneuern, es funktioniert nur mit schmerz und zwang. diese phase wird durch rettungen nur verlängert.
ich zweifel bspw. nicht daran, dass man arcandor helfen wird. zu nah sind die wahlen … daran ändert dann auch nicht, dass das unternehmen seit jahren nur noch zerlegt und runtergewirtschaftet wurde.
@isis: es gibt keine sensiblen und unsensiblen themen. es gibt nur dinge die passieren und auf die reagiert werden muss. auf deine 30+er anspielung hin, können wir uns mit der realität beruhigen. das volk rückt in die mitte, nicht nach rechts oder links… vielleicht ist das momentan nur dem rettungswahn geschuldet, der vermittelt dass wir in deutschland das schon hinbekommen .. aber darüber können wir momentan nur spekulieren. die zeit der demagogen ist es momentan jedenfalls nicht, auch wenn wir uns im superwahljahr befinden. ;)
btw: da die opelkrise nun überwunden ist, können wir ja jetzt vom wunder von rüsselsheim o.ä. reden.
Steinmeier ist ein farbloser, unsympathischer und dummer Vollidiot.
Die Politik und unsere Steuergelder bzw. die nachfolgender Generationen sollen sich gefälligst aus der privaten Marktwirtschaft raushalten.
Und was haben wir jetzt davon? Opel gehört jetzt den Russen, sponsored by Bundeskanzleramt.
За Ñтатью ÑенкÑ, вÑе по делу, доÑтаточно много кто Ñто иÑпользует