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Popgun! 63 All The King’s Men: Wild Beasts


Oh mein Gott sind die Wild Beasts großartig. Nicht nur mit dieser einen Single oder dem und dem Video, sondern richtig, auf Albumlänge. Komplett. Jeder Song, jeder einzelne Takt, ab dem ersten Ton.
In einem auf Ausgleich bedachten Pop-Universum, das sich konzentrisch um Bill Haleys ‚Rock around the clock‘ dreht, und in dem jedes neue Genre auch immer eine davon angewiderte Gegenbewegung ausgelöst hat, trifft auf viel Begeisterung mindestens genauso viel Ablehnung. Und die Wild Beasts, diese vier jungen Kerle aus Leeds, da muss man kein Prophet sein, wird man so richtig hassen. Dafür sorgt die Band schon alleine. Da wäre ihr Kunsthochschulgebaren zum Beispiel, Hayden Thorpes Popper-Frisur oder die Smoking Gun, das Falsetto des Wild Beasts Sängers. Da wird es keine dritte Meinung zu geben, das wird Familien entzweien.

Das sieht Pitchforks Stuart Berman genauso. Für ihn ist Thorpes Falsetto etwas, mit dem die Band Gelächter und Skepsis, wenn nicht sogar direkte Feindschaft ernten wird, es sei aber auch eine hoch effektive Waffe im endlosen Kampf gegen den risikoscheuen, übermäßig ernsten Indie. Danach drückt Berman die vier Engländer in seiner Rezension des Albums ‚Two dancers‘ — auch weil es so gut klingt — in den Baroque’n’Roll, was für Thorpes ausgeschmückten Gesang noch passen mag, darüber hinaus kaum ein Grundlage findet, denn die Wild Beasts sind eine Band im Hier und Jetzt, die stimmlich an Antony Hegarty von Antony and The Johnsons anknüpft, dessen Beatsektion so präzise, voluminös und treibend arbeitet, wie es jüngere Mathrock-Vertreter à la Battles vorspielten. Und dann ist da natürlich noch der Text, der sich auf einer sexuellen und einer gesellschaftlichen Ebene lesen läßt, dessen Erzähler sich geheimnisvoll androgyn und lasziv gibt, ohne dabei dem ganz Hedonismus zu verfallen:

Fill our bellies and we fill our lungs.
We still got the taste dancin‘ on our tongues.

Das Album ‚Two dancers‘ steht bereits seit August in den Plattenläden. Aktuell sind die Wild Beasts auf Kurztour durch Europa unterwegs. Gestern spielten sie in Hamburg, Freunde berichteten mir euphorisch vom Konzert das Jahres. Das können Berliner, wenn sie denn wollen, auch erleben. Die Band spielt heute Abend im Bang Bang Club für 12 Euro an der Abendkasse ihren zweiten und vorerst letzten Deutschland-Auftritt.

Pitchfork hat das im Jahre des Fever Rays mit Wald, Feuer und Kutten sehr zeitgemäße Video zur aktuellen Single. Die Youtube-Version läßt sich in Deutschland, wie ich das sehe, nicht abspielen. Der kostenlose Download des Songs auf den Servern der Plattenfirma Domino hingegen läßt sich auch hier laden:

[MP3] Wild Beasts — ‚All the king’s men‘

Drei weitere Songs vom neuen Album und zwei vom Vorgänger auf der Wild Beasts Myspace-Seite.

UPDATE: Ich hab jetzt doch noch ein funktionierendes Video vom aktuellen Album, ‚Hooting and howling‘ nämlich, sowie zwei Downloads die man gegen Eingabe einer x-beliebigen Mailadresse bekommt, gefunden.

4 Kommentare

  1. 01
    blahrtur

    Naja, der Gesang ist ja wohl zum Abgewöhnen.
    Ich weiß schon, warum ich Shitfork nicht lese.

  2. 02
    frosch

    WILD BEASTS – wer später sagen will: „die habe ich 2009 noch in nem kleinen club gesehen“, sollte sich das heute nicht entgehen lassen!

  3. 03
    piwi

    ach ist mir doch wurscht, ob die in zwei tagen schon wieder gehasst werden oder die neuen antonys sind… wenn mich schon nach ein paar takten was kriegt, kriegt es auch meine aufmerksamkeit und in diesem fall ziemlich schnell meine liebe. danke, nico! du hasts nicht verlernt.

  4. 04
    erbsenpuppe

    danke für diesen tipp! stimme dir vollkommen zu. wusste schon nach 1:30, dass das meine neue lieblingsband wird!!!
    gesang ist 1A, rest ebenfalls.