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FC Barcelona – Real Madrid 1:0

El Clasico. Grund genug, nach dem gestrigen 1:3 der Hertha gegen Frankfurt mal Fussball sehen zu wollen, den zwei Mannschaften spielen. Und nicht nur eine plus eine, die aus Fairnessgründen auch hin und wieder mal den Ball haben darf. Internationale Spitzenspiele haben immer auch den Charme einer WG-Party: Man sieht alte Bekannte aus 2006, 2008 und der Championsleague wieder, trifft neue Gesichter, und hinterher lästert man darüber, was aus denen noch werden könnte. Beispielsweise bis in den Sommer, bis zur WM.

Es ist ja auch ein Spiel der Systeme gewesen: Real „Geld schießt Tore“ München Madrid gegen den FC „Wir philosophieren uns eine Mannschaft zusammen“ Barcelona.

Tatsächlich machte in der ersten Halbzeit Barcelona das Spiel und Real den Rabbatz. Barca verteidigte ab des Gegners Strafraum und spielte ein Pressing wie bei einer Sturzgeburt; währenddessen machte Cristiano Ronaldo das, was er am besten kann. Eine Schnute ziehen und dabei aussehen, als hätte man ihm mit einem Hochdruckreiniger Koks durch die Hirnwindungen geblasen.

Man hatte Zeit, sich den Leuten zuzuwenden, die nicht die Titelblätter von Fussball- und Modemagazinen zieren. Leute wie Albiol, Busquets oder Arbeloa. Besonders beeindruckt hat mich Keita, der viel arbeitet, aber das Los aller Arbeiter teilt: zu Gute kommt es den anderen. Unauffällig, unaufgeregt und effektiv, wie man sich das von einem Systemadministratoren wünscht.

Beide Mannschaften riskierten nicht viel, sondern hofften, dass in irgendeinem Mittelfeld eine michelangeloeske Idee entstünde. Einmal entstand sie, 20. Minute: Cristiano Ronaldo war so frei, wie ihn die Damenwelt sich wünscht, vor Valdes; aber ach, die Nerven.

Dem vorausgegangen war ein beeindruckendes Powerdribbling von Kaka. Was man so in Deutschland selten sieht: Powerdribblings. Dafür gibts auch kein deutsches Wort. Die deutsche Entsprechung für Powerdribbling ist wohl Krafttraining

Erst nach der Halbzeit wurde klar, warum Barca ständig Bälle fast aus dem Halbfeld in den Strafraum schlägt: Normalerweise steht da nämlich wer, Ibrahimovic. Der kam erst kurz nach der Halbzeit für Henry, bis dahin war die Mittelstürmerposition vakant geblieben bei Barca. Und die erste vernünftige Flanke von Danny Alves fand den bisher so sehr vermissten Fuss von Ibrahimovic; eins zu null. Ausgerechnet, müsste man sagen.

Kurz darauf sah Sergi Busquets (Barcelona) die Gelb-Rote Karte, es konnte also nochmal losgehen für Real. Real versuchte auch, zu Chancen zu kommen, verhielt sich aber lange Zeit schüchtern bis drollig: sie kamen nicht vernünftig zum Abschluss. Barca konterte hin und wieder. Manchmal. Messi scheiterte kurz vor knapp nochmal so alleinstehend, wie er sich selbst manchmal bestimmt gerne hätte, vor Casillas, aber ach, die Nerven.

Eins zu eins nach hundertprozentigen für die beiden Superstars, eins zu null für Barca. Es war nicht unterhaltsam. Dass es ein Spitzenspiel war, hat man an Kleinigkeiten gesehen: hier mal ein ungewöhnlich gelöster Zweikampf, da mal ein verblüffender Pass in die Spitze. Den technischen Aufwand, den man betreiben muss, bis man überhaupt zu einem Querpass kommt. Das meiste aber war Kampf, klassischer Fußballkampf. Zumindest da passt die Bezeichnung wieder: el Classico.

Ein Nachtrag zum Bundesliga-Spieltag: Die vielen Kopfbälle scheinen Herrn Rumenigge nicht bekommen zu sein, weswegen er jetzt Gedichte schreibt, die sich anhören wie die Freestyle-Version eines fünfjährigen Sammy Deluxe, inspiriert durch Gassenhauer wie „Danke für diesen guten Morgen“:


Original Video – More videos at TinyPic

Sagen wir es mit dem Worum-Blog: Ein Gedicht, dass „er hoffentlich selbst geschrieben hat.“

[via Nico per Mail]

11 Kommentare

  1. 01
    jan

    Eure Fussballanalysen begeistern mich ein ums andere mal! Immer wieder!

  2. 02
    Lars

    El Clásico schreibt man mit nur einem ’s‘.

    /klugscheiß

    ich fand das spiel übrigens durchaus unterhaltsam. ein 6:2 wie letzte saison konnte man sicher nicht erwarten, aber langweilig war es auch nicht.

  3. 03

    Das mit Rummenigge kann doch gar nicht echt sein, oder? Ich fasse es mal wieder nicht.

  4. 04
    Frédéric Valin

    @#739850: Danke, korrigiert.

    Es war nicht langweilig. Es war nur viel Mittelfeld, viele harte Zweikämpfe. Aber kein, wie soll ich sagen, kein Spiel. Ein bisschen Sahara: wenig Fluß.

  5. 05

    Karl-Heinz Rummenigge, what a man.

  6. 06
    James Tea Kirk

    Unbedingt zu erwähnen sei noch die starke Leistung von Puyol.

  7. 07
    jakob

    unbedingt zu erwähnen sei Karl-Heinz Rummenigge!

  8. 08
    lala

    transferausgaben 2009/10 (laut transfermarkt.de)

    madrid: 258.900.000 €
    barca: 113.000.000 €
    bayern: 74.700.000 €

    auch barca lebt nicht nur vom philosophieren :)

  9. 09
    schall und rauch

    Und Gerüchten zufolge bekommen Xavi, Messi, Ibrahomvic usw. sogar ein Gehalt! Ist aber bestimmt weniger, als der FC Bayern zahlen würde/könnte. Deshalb ist das Erfolgsmodell Barcelona auch nahtlos auf die gesamte Bundesliga übertragbar. Hertha BSC oder der VfB Stuttgart müssten einfach ein Dutzend Spieler der Kategorie Xavi, Messi, Ibrahimovic usw. ausbilden, die dann garantiert nicht von Vereinen wie, nur mal als Beispiel, dem FC Barcelona gekauft würden, und schon hagelt es Champions-League-Titel. Das da noch keiner drauf gekommen ist…

  10. 10
  11. 11

    So herzhaft habe ich schon lange nicht mehr über einen Bericht zu einem Fußballspiel gelacht. Und das möchte ich als großes Kompliment verstanden wissen.