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Papaladen — Pappalapapp!

Der Berliner Prenzlauer Berg hat einen Papaladen.
Der Papaladen ist ein Treffpunkt für Väter und Kinder, gedacht zum Austausch untereinander, weil es auch schlimm ist, wenn sich plötzlich mit dem Kind das Leben ändert.

Das ist tatsächlich so, Millionen von Müttern können es bestätigen: kaum ist das neue, das richtige Leben da, ist man raus aus dem, was einem als richtiges Leben erschien (und noch immer erscheint!): Job, Freunde, Kultur, Partys, Hobbys, Spontaneität- alles das tauscht man von einem Tag auf den anderen gegen Besänftigen, Füttern, Wickeln, Dutzikutschi-Kommunikation. Jeder noch so schnöde Termin (Ich geh grad mal Milch holen) wird zum bis aufs Detail zu planenden Happening mit zwei Kilo-Equipment für jede kindliche Bedürfnis-Eventualität.
Deshalb ist es gut und wichtig, dass es einen Ort gibt, an dem Mann mit Kind ausdrücklich erwünscht ist, an dem Mann sich über den neuen Job (Kinderbetreuung) mit Kollegen austauschen kann: den Papaladen.

Aber wenn das alles so sinnvoll ist, wieso schwanke ich dann zwischen Lachträne und Wutschaum über diese Einrichtung, oder besser: darüber, welche Aufmerksamkeit der Papaladen bekommt?
Die Lachtäne rührt daher, dass ich mich beömmeln könnte, wenn ich sehe, wie sich der neue, der verantwortungsvolle, moderne Mann darüber freut, endlich wieder spielen zu dürfen. Schaut man sich den Imagefilm des Väterzentrums an, bekommt man den Eindruck, als hätten diese Väter bei der Geburt ihres Kindes so kräftig mitgepresst, dass gleich noch ein zweites (das im Manne) zur Welt kam. Letzteres darf im Papaladen Fußball auf Großleinwand sehen, sich an der Carrera-Bahn, dem Kicker, der Wii messen. Abenteuerausflüge werden organisiert aber natürlich auch Beratungs- und Informationskurse angeboten, denn die Väter reagieren empfindlich auf gute Ratschläge erfahrener Mütter, wie Eberhardt Schäfer und Marc Schulte vom Väterzentrum wissen. Der Mann ist schließlich selbst, what’s new?
Die Idee, dem Mann das Vatersein schmackhaft zu machen ist zum Ausflippen sensationell, weshalb das Väterzentrum bereits im letzten Jahr Preisträger der Initiative „Deutschland—Land der Ideen“ wurde und Bildungssenator Zöllner höchstselbst bei dem Verein vorbeischaut, den er mit jährlich 90.000€ ebenso fördert, wie der Paritätischer Wohlfahrtsverband, die Jugend- und Familienstiftung des Landes Berlin, die Veolia Stiftung, ein Herz für Kinder, Carrera und Nintendo.
Damit sich die gute Idee verbreitet, bietet das Väterzentrum Weiterbildungskurse für zumeist Fachkräfte aus der Familien- und Jugendhilfe. In den achtstündigen Workshops wird für 125€ pro Kurs (incl. „žPAPA-POWER“- Zertifikat als „žFachkraft für Väterarbeit“) das fachgerechte pampern von Vätern auch außerhalb der Papaladen-Schutzzone gelehrt. Darunter lässt sich Vieles vorstellen.
Im Kurs „Väter in der Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit“ z.B. erfährt man „(…) wie Väter in Kiez, Stadtteil- und Gemeinwesen zu erreichen sind. Von der aktivierenden Befragung auf dem Spielplatz über einen ’niedrigschwellligen‘ Väterbrunch bis zur Durchführung von Abenteuerwochenenden.(…) Wie begegne ich dem ‚Weichei-und Problem-Image‘ der Väterarbeit? Was spricht Väter wirklich an?“
Meint: wie kriegt man Väter dazu, die gemeinnützliche Drecksarbeit zu machen, die Mütter über Jahrzehnte selbstverständlich und ohne öffentliche Unterstützung oder wenigstens Anerkennung getan haben?
Und jetzt schnappe ich mir den thematischen Schlenker, Auftritt: Wutschaum!

Warum betütert man den aktiven Vater wie eine neue, hochsensible Orchideenzüchtung, während Mütter seit immer und bis heute hingenommen werden wie das deutsche Wetter, das einem im Zweifelsfall mehr in die Quere kommt, denn nützt, aber wohl oder übel die Kartoffel am Wachsen halten muss?
Warum wird Unternehmen plötzlich in internationalen Seminaren und wirtschaftspolitischen Veranstaltungen erklärt, wie unglaublich clever die Vaterzeit im Management-Sinne ist und wie sehr der Betrieb von den neu gewonnenen Vater-Skills profitieren wird, während Frauen allein schon deshalb lieber nicht angestellt werden, weil sie selbst kinderlos als potentielle Mutter ein Firmen-Risiko darstellen?
Während die Republik gerührt auf den engagierten Vater als neuen Hoffnungsträger für unser vom Aussterben bedrohtes Völkchen blickt, ist die Armutsstatistik weiterhin die einzige Führungsetage, die von alleinerziehenden Müttern und ihren Kindern dominiert wird.

Ausdrücklich: ich finde es super, wenn sich Väter um ihre Kinder kümmern. Ich finde es sogar völlig normal, sich der Verantwortung, die das eigene Kind mit sich bringt, zu stellen!
Aber das ist es offenbar eben gerade nicht.

Man stelle sich vor, eine Mutter wende sich, weil sie sich das Leben mit Kind ganz anders vorgestellt hatte, von selbigem ab und überließe die Erziehung dem Vater. Kommt vor, ich will nichts beschönigen. Aber würde die Mutter, die sich entgegen dieses Impulses (und bin 100%ig sicher, jede Mutter war schon mal an dem Punkt) nun doch für das Leben mit dem Kind entscheidet, von Deutschland (dem Land der Ideen) mit Tamtam und Schinderassa gefeiert?
Würde ihr „Mut zur Verantwortung“ von Presse, Radio, TV gelobt und flögen die Wichtigen und Mächtigen beseelt herbei, um sie zu lobpreisen, sie mit Myhrre, Bargeld, Wellnesscenter ausstatten und mal ein klares Wörtchen mit ihrem Arbeitgeber sprechen?
Seht ihr?

Was mich anstinkt ist, dass nach Jahrhunderten weiblicher Kindererziehung erst die Vater-PR kommen muss, damit man erfährt, dass Kinder wichtig und ein Job und ein wichtiger Job sind.

R-E-S-P-E-C-TҬ
Find out what it means to me
„¨R-E-S-P-E-C-T“¨
Take care, TCB

22 Kommentare

  1. 01

    Schöner Beitrag, war heute das erste mal mit der Kleinen allein beim Kinderarzt, irgendwie hatte ich schon das Gefühl beäugt zu werden als würde ich komisch aussehen.

    Die besondere Aufmerksamkeit lässt sich einfach erklären: Es ist ein Novum, so wie die Frauen in den ersten beiden Jahren bei der Bundeswehr. Da gab es auch Kurse über Gender-Mainstreaming und Umgang mit Frauen. ;-)

    Ich fand das damals merkwürdig und finde die besondere Aufmerksamkeit ebenfalls merkwürdig, es setzt das eigene Engagement irgendwie ins falsche Licht. Man muss ja fast aufpassen nicht als Trend-Follower abgestempelt zu werden. ;-)

  2. 02
    Matthias

    Vierspurige Carrera-Bahn, geil, da muss ich gleich mal hin :-) Mal ehrlich: Gibt´s nicht genug andere Dinge, über die man sich aufregen sollte? Zum Beispiel das total absurde Steuer- und Sozialversicherungssystem in diesem Lande, das meine Frau mit hohen Krankenkassenkosten und hohen Steuern bestraft, wenn sie teilzeit Arbeiten gehen will – was mir wiederum erlauben würde, mich mehr um meine Söhne zu kümmern. Doch so ist das nicht vorgesehen, der eine muss uff Arbeit knüppeln, um die Familie durchzukriegen, der andere wird von den Kindern 24/7 weichgekocht. Tauschen können sie, teilen nicht – warum?

  3. 03

    „Während die Republik gerührt auf den engagierten Vater als neuen Hoffnungsträger für unser vom Aussterben bedrohtes Völkchen blickt, ist die Armutsstatistik weiterhin die einzige Führungsetage, die von alleinerziehenden Müttern und ihren Kindern dominiert wird.“

    Danke, Tanja, vielen Dank für Deinen Artikel! Sowas Wahres. Lieben Gruß, Gabriele

  4. 04

    Was’n großartiger Text! Danke!

    Was mich nur anstinkt ist, dass ich nicht die Idee zum Papaladen hatte und jetzt das viele Geld mit dieser Idiotie verdiene! Bestimmt gibt es mit dem nächsten Männer-Magazin-Erscheinungsrun die „žEltern“ nur für „žIhn“. Es wird Zeit für ein eigenes Männerelternmagazin. Wirklich.
    „¦
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    „¦

    Sag mal, Tanja, Du hast nicht zufällig Lust mit mir ein Print-Magazin für kinderhabende Papis auf die Beine zu stellen? ,-)

  5. 05
    Peter

    „Fachkraft für Väterarbeit“ – das ist doch völlig bekloppt. Können Leute, die Kinder bekommen, bitte wieder normal werden? Ich mache Teilzeit, weil mir die Beschäftigung mit meinem Sohn irre Spaß macht. Aber anscheinend brauchen manche Leute die nötige Beachtung um ihr Ego auch mit solchen Dingen aufzublähen. Widert mich an.

  6. 06
    david

    Super Artikel. Mir gefällt vor allem die Kartoffelanalogie. Aber abgesehen davon ist die Aufregung sowohl berechtigt als auch gelungen ausgedrückt. RECHT SO!

  7. 07
    Björn

    Also ich hab mich seit 10 Jahren darüber aufgeregt, dass Mütter die Guten sind, dass Väter in realen Förderprogrammen gar nicht existent sind, dass Wickeltische nur auf Frauenklos vorhanden sind, dass die Politik auf großen Plakaten mahnt, Väter sollen sich gefälligst mal um ihre Kinder kümmern usw. usf. Wenn man gewohnt ist, die Wickeltasche zu packen und das Spielzeug, das Fläschchen, die Jäckchen, die Deckchen, die Trageschale, den Buggy, den Roller usw. am Mann zu tragen, wenn man die Gleichberechtigung für selbstverständlich hält, dann hofft man inständig, dass sich das endlich mal normalisiert, indem das Mütter- oder Vätergetue aufhört und einfach zu gleichen Chancen und Angeboten für alle Eltern wird. Witzig, jetzt deine Glosse zu lesen. Meine ich mit Respekt. Es zeigt, dass man niemandem pauschal etwas absprechen sollte und dass die Chancen allen geboten werden müssen.

  8. 08
    Jan(TM)

    Hab mit (nennen wir sie mal) Ersatztochter eigentlich auch ohne Papaladen genug unternehmen können. Aber ok, die kenn ich auch erst seit sie 11 ist(jetzt 16).

    Finde die Idee aber sonst Klasse, als Treffpunkt für Väter die ihre Kinder nur selten sehen dürfen – aber auch sonst, warum sollen Papas nicht auch Gruppen gründen dürfen? Gibts doch für Frauen auch.

    Mich erinnert das Artikel an Argumente gegen die Frauenbewegung vor 100 Jahren.

    Warum wird Unternehmen plötzlich in internationalen Seminaren und wirtschaftspolitischen Veranstaltungen erklärt, wie unglaublich clever die Vaterzeit im Management-Sinne ist und wie sehr der Betrieb von den neu gewonnenen Vater-Skills profitieren wird …

    Weil Männer welche die Vaterzeit nehmen noch alles andere als normal sind. Wenn es irgendwann Standart ist das sich Väter um ihre Kinder kümmern, wird das auch eine Entlastung für die Frauen sein. Weil dann gibt es auch bei kinderlosen Männern die Gefahr das die ein Kind „bekommen“ und „ausfallen“. Glaube das nennt sich Gender Mainstreaming. Und wenn Otto Normalfirmenchef kapiert das Vaterzeit etwas tolles ist, wird er Otto Normalmaurer nicht mehr entgeistert anschauen (und mit Entlassung drohen) wenn dieser Vaterzeit nehmen möchte.

  9. 09

    Ein Vater ist ein Vater, so wie eine Mutter eine Mutter ist. Ein Vater sollte doch auch so wissen, was man unternehmen kann. Ich hätte da tausend Ideen. Mit keiner einzigen würde ich auf die Idee kommen in einen Papaladen zu gehen. Die Klientel, die man sich wahrscheinlich erhofft, wird ihre Zelte bestimmt gerade nicht im Papaladen aufschlagen. Da geh ich lieber raus in den Wald und schnitze mit meinem Sohn ein paar Stöcke. Oh weia, bin ich gar jemand, der sich für die Abholzung in heimischen Wäldern verantwortlich zeigt? Im ernst, bin lieber draussen unterwegs, als mich in irgendeiner Einrichtung platt zu sitzen.

  10. 10
    o.o

    ich frage mich warum hier zwischen frauen und männern verglichen wird.
    kann man den sinn oder unsinn einer solchen einrichtung nicht mal betrachten ohne in jedem zweiten satz auf die arme, gebeutelte frau von heute aufmerksam zu machen?

    jeder kennt doch die problematik. what“™s new?

    interessanter wäre vielleicht gewesen zu erfahren wer da überhaupt hingeht. wie oft? und warum? und warum die leute die da hingehen glauben, dass es „cooler“ ist ihre bälger dorthin zu bringen als in den park, auf einen spielplatz oder einfach mal ’ne stunde früher im kindergarten aufzuschlagen um dort bauklötze zu schieben.

    vielleicht gibt es ja gründe dafür!?
    vielleicht sind es ja zu 75 prozent väter, die in trennung leben und ihr kind so selten sehen, dass sie einfach keine ahnung haben, was und wie sie etwas mit ihrem kind unternehmen können oder wie sie die aufgabe bewältigen sollen.
    vielleicht ist es aber auch nur ein teil der devoten schlaffis, die hier in prenzlauer berg leben und wie die hier häufig anzutreffenden übermuttis, meinen, dass man für alles einen ratgeber, diskussionen und kaffekränzchen braucht.

  11. 11

    Den Absatz mit den Orchideen und den Kartoffeln brenne ich mit Lötkolben in ein Holzbrett und schenke es meiner Frau zu Weihnachten.

  12. 12

    Ich hab auf alles hier eine Antwort ; ), muss aber jetzt die Kinder abholen (wirklich!) und mische mich später unter die Diskussion!

  13. 13
    Miriam

    Der derzeitige Hype ist gut für alle.

    Männer und Frauen können Eltern werden und beide haben in Deutschland gegenüber ihrem Arbeitgeber die gleichen Rechte. Wer keine potentiellen Eltern als Angestellte will, darf wohl auch keine Hetero-Männer einstellen. Damit wird sich das Ich-stelle-keine-Frauen-ein-Problem hoffentlich demnächst mangels Auswahl erübrigen.

    Außerdem ist der Hype gut für die Väter, um die ihnen entgegenschlagenden Vorurteile zu kompensieren. Mein Eindruck in nun zwei Jahren Mutterschaft mit gleichmäßig partnerschaftlich getragener „Erziehungsarbeit“ ist, dass ich es einfacher habe.

  14. 14

    @#741698: Es gibt immer anderes, über das man sich aufregen könnte. Das passt aber nicht alles in einen Artikel.

    @#741710: Das Bedürfnis nach Normalität habe ich auch und habe ebenfalls überhaupt kein Problem mit dem Laden an sich. Ich denke aber, dass doch gerade das ganze Gewese, das um die Institution und ihre Besucher gemacht wird betont, wie komplett unnormal es ist, Vater mit Kind zu sein.

    @#741721: Nochmal: ich finde den Laden an sich gar nicht blöd aber jemand ist nicht automatisch ein Superheld, weil er die Eier hat, zur Frucht selbiger zu stehen.
    Und das Thema „arme gebeutelte Frau“, wie du es nennst, mag dich langweilen, an ihrer Situation ändert das aber nach wie vor wenig.

  15. 15

    @#741739: Kann sein, dass Mütter am Ende von gut gelaunten Vätern profitieren.
    Aber im Ernst: lies den Artikel noch mal und tausche „Vater“ gegen „Mutter“:

    Mütter haben einen Treffpunkt aufgemacht, um gemeinsam mit ihren Kindern zu spielen und sich untereinander auszutauschen.

    Aha.

    Ich finde es einfach zum Totlachen, wie wahnsinnig aufregend und förderungswürdig und originell und wichtig ein Jahrzehnte altes Modell ist, sobald eine Handvoll Väter es für sich beanspruchen!

  16. 16

    Frauen werden noch heute oft dazu erzogen, ihre Arbeit still und leise zu erledigen. Wer kennt diesen Spruch nicht aus dem Poesiealbum: „Sei sittsam und bescheiden, das ist dich schönste Zier, dann mag dich jeder leiden …“ .

    Jungen werden schon früh dazu erzogen, ihre Taten überall groß kundzutun.

    Und das zieht sich halt wie ein roter Faden durch das Leben. Ich persönlich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, mit den Jungs zu trommeln und von großen Taten zu sprechen. Das macht Spaß und ich kann es jeder Frau nur empfehlen, auch wenn es am Anfang einen bitteren Beigeschmack hinterläßt und sehr ungewohnt ist.

  17. 17
    Schnutinger

    Mamaladen = Bastelparty mit rosa Glitzer, Papaladen = Fußball und Carrera-Bahn, toll, dass die Kinder schon möglichst früh mit den gänggen Rollenklischees sozialisiert werden…

    Ich verstehe nicht, warum sich das alles nicht mischen kann, ich spiele gerne Fußball und Carrera-Bahn. Würde meinem Mann natürlich auch mehr andere Männer in der dörflichen Pekip-Gruppe wünschen, aber nur Männer? Nein.

    Ansonsten, sehr schöner Artikel, mehr davon!!!

  18. 18

    Inhaltlich volle Zustimmung.

    Tanja, leider schreibst Du viel zu selten.

  19. 19
    Tim

    Du hast meinen vollen Respekt Tanja! so wie alle Mütter, die Verantwortung tragen und sich den Arsch aufreißen, damit es den Kindern und anschließend der Gesellschaft gut geht. am besten ist wahrscheinlich die Wut stecken zu lassen und sich einfach zu freuen, dass Dinge wie Vaterzeit etc. endlich Normalität werden, so wie es hier oben (Schweden) schon seit langem ist. Man,man“¦ Deutschland ist sowas von Entwicklungsland. Und dann auch noch Innovationspreise für sowas verleihen (in allen Ehren) „¦Land der Ideen — peinlich!

  20. 20

    Ich denke, wir müssen uns damit abfinden, dass wir mit dem Projekt „Gleichberechtigung“ noch nicht ganz fertig sind, und es noch ein bisschen zu tun gibt.

    Papas in Funk und Fernsehen bejubelt zu sehen, für Arbeit die die Mamas seit langer Zeit unbejubelt und unbezahlt gemacht haben, mag frustrieren und das zu Recht. Aber es ist besser, als die Männer, die auch Väter sein wollen als warmdurschende Waschlappen abentwerten und zu diskriminieren, es ist also ein Schritt in die richtige Richtung.

    Ich freu mich über Papaläden und Euphorie in den Medien und positive Trends in den entsprechenden Statistiken. Und über kritische und wütende Artikel wie Deinen Tanja, der ist toll. :)

  21. 21
    desordenpublico

    Ich mag den Alarm der um den Papaladen gemacht wird auch nicht, aber dass ist schließlich auch ein wenig durch die Presse forciert worden. Wer über die neuen Väter berichten will, geht in den Papaladen. Wenn das zur Folge hat, dass ein Projekt im Geld schwimmt anstatt auf breiter Front in Angebote -für wen auch immer – zu investieren, wäre das schlimm. Dahinter steht aber ein Verein (Mannege e. V.) der seit Jahren mit Männern arbeitet, also nicht nur, weil es modern ist.
    Für Mütter gibt es Angebote in jedem Stadtteilzentrum (warum da keine Carrera-Bahnen stehen weiß ich auch nicht ;-)) und auch reichlich Beratungsangebote. Sie kriegen nicht so viel mediale Aufmerksamkeit, sind aber nicht vergessen bzw. organisieren sich was sie brauchen.
    Vielleicht ist ein bisschen Hype um die neuen Väter nicht schlecht und ein (Teil-) Schritt richtige Richtung, damit sich Männer in PEKIP-Kursen nicht mehr so exotisch vorkommen.

  22. 22
    Tata Tatü

    Vielleicht betrachten wir das Problem mal von der anderen Seite.
    Viele Männer trauen sich offensichtlich immer noch nicht aus der „Deckung“, wenn es darum geht, ihre Väterqualitäten auch öffentlich zu zeigen. Noch bei der Generation vor mir war das alles nicht selbstverständlich. Ich kenne Opas, die würde heute noch keinen Kinderwagen schieben. Ein wenig Lobhudelei schadet da vielleicht nicht. Auch wenn es mir natürlich emotional ebenfalls nicht passt. Aber ich bin manchmal pragmatisch. Ein „Hui auf die neuen Väter!“ kann helfen.

    Ein anderer Aspekt, warum der Papaladen aber vielleicht wirklich etwas Ungewöhnlicheres ist, als ein Mamaladen, ist m.E.: Männer neigen nicht zur „Kaffe- oder Teekränzchen-Kultur“. Dieses Zusammensitzen und sich evtl ritualisiert über das Thema „Kinder“ auszutauschen, könnte Männer erst Mal total abtörnen. Ich glaube einfach, Männer „kultivieren“ das Beisammensein mit anderen Vätern nicht unbedingt so in dieser Form (ja, klar, bei Fussball ist das natürlich anders. Da gibt es klare Verhaltensregen). Dies ist ein Erklärungsansatz, warum es sich hier um einen Einzelfall handelt, der aus einem Stück Erfahrung resultiert.

    Was mich aber wirklich noch viel mehr ärgert als ein Papa-Laden: Dass man als Frau mit Kindern hierzulande von Männern (aber auch kinderlosen Karriere-Frauen) auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr gewollt wird. Das ärgert mich. Die Ursache hat die gleiche Wurzel: Wir sind in Deutschland noch sehr dem klassischen Rollenbild verhaftet. Vielleicht haben daran beide Geschlechter mit Schuld?