35

White Christmas

He is dreaming, yes, he is. Of a white christmas. Franco Claretti, Weißer und Bürgermeister des Dorfes Coccaglio in der Region von Brescia, hat einen Traum: Zu Weihnachten soll sein Dorf (7000 Einwohner) befreit werden. Von illegalen Einwanderen. Bis Weihnachten sollen sie alle raus sein, raus raus raus. Er nennt die Aktion „White Christmas“.

Claudio Abiendi, örtlicher Dezernent für Sicherheit, findet den Titel „White Christmas“ völlig in Ordnung. Weihnachten sei schließlich ein Fest „der christlichen Tradition, ein Fest unserer Identität, und nicht ein Fest der Aufnahme“.

Ach was. Also ist Weihanchten das Fest des Herodes! Der hat ja damals Jesus auch zu einem Flüchtigen gemacht. Wir feiern an Weihnachten den Mord an den Kleinkindern der Israeliten!

Das ist kein Europa, in dem ich leben will. Das ist kein Weihnachten, das ich leben will. Ich bin schon läger dafür, Italien aus der EU zu schmeißen. Denn die Führung dieses Landes ist eine Zumutung für jeden, dem Demokratie noch wichtig ist.

Die Aktion „White Christmas“, auf Deutsch: „Weihnachten für Weiße“ wird übrigens gesponsort von der Lega Nord, faschistoide Fremdenfeindlichkeitspartei und Mehrheitsbeschafferin für Berlusconi im Parlament.

Allein dafür möchte man geistesgestört werden und ihm nochmal auf die Fresse hauen.

35 Kommentare

  1. 01
    Niels

    [Offtopic]
    Was ist denn mit eurem RSS-Feed los? Der letzte Beitrag ist dort von Vorgestern.
    [/Offtopic]

  2. 02
    Rox

    Fresse hauen! Yeah!

    Nee, im Ernst. Heiliger Bimbam.
    Hast’e noch ’nen Link zum selbst reinlesen?

    EDIT: eben schien für mich der Link im Zitat auf deinen Beitrag selbst zu verweisen – nun scheint der Link auf meinen Kommentar gerichtet zu sein. Wasn da los?

  3. 03
    riot.grrrl

    Ich kann ja verstehen, dass du das nicht ab kannst (find ich sogar super!), aber das ist doch kein Problem, dass man mal eben abschafft indem man Italien aus der EU schmeißt. Weil dadurch wird der Rassismus da ja gar nicht abgeschafft (geschweige denn mal kritisiert) und auch mit dem Rassismus hierzulande ist keineswegs weitergeholfen. Wobei Deutschland ja in „komfortablen“ Lage ist überhaupt keine Flüchtlinge mehr aufnehmen zu müssen, von einigen sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, und das auch nicht tut. Die, die trotzdem hier ankommen haben es dann aber auch nicht leicht. Im Gegenteil, mit Residenzpflicht (man darf den Ort wo man wohnt sich nicht frei aussuchen und muss in dem verordneten Ort dann auch bleiben, darf nicht reisen), Wertgutscheinen (die Flüchtlinge anstatt Bargeld erhalten, was einerseits eine krasse Stigmatisierung bedeutet damit an einer Kasse zu bezaheln, wenn man denn eine findet, die überhaupt mal annimmt, und andererseits eine_n auch von gewissen Waren ausschließt) und nem ganzen Haufen Maßnahmen mehr findet sowas nicht statt. Ich würde mich zu der These verleiten lassen, dass solche Aktionen auch in Deutschland nicht undenkbar sind, wir nur die, ich finde es zynisch das gut zu nennen, also hier nur die Lage herrscht, dass kein wirkliches Äquivalent zur Lega Nord in die Nähe der Regierungsbeteiligung kommt.
    Und übrigens: Die Abschottung der europäischen Außengreznen gegen ungewolltes Menschenmaterial, oder auch „Elendsflüchtlinge“, ist erklärter europäischer Wille, und damit auch, dass Jahr für Jahr Tausende Menschen im Mittelmeer ertrinken, oder wenn sie durchkommen in Lager eingeknastet werden um wieder nach Afrika geschickt zu werden.
    Und all das ist nur loigische Konsequenz, nicht aus Italien in der EU, sondern aus der nationalstaatlichen Verfasstheit dieser Welt. Der Staat definiert nämlich nach bestimmten Regeln welche Leute er als anspruchsberechtigt ansieht und nennt die dann Staatsbürger_innen – und welche eben nicht. Und dann wird halt gesagt, dass die Afrikaner_innen gar keinen Anspruch auf den europäischen Wohlstand haben sollen. Und das ist, klar in unterschiedlichen Ausformungen, erklärter Wille eigentlich aller bürgerlichen Parteien.

  4. 04
    Frédéric Valin

    @#741938: Verstehe ich auch nicht. Im quelltext ist folgender Artikel verlinkt: http://www.taz.de/1/politik/europa/artikel/1/weihnachten-nur-fuer-weisse/

  5. 05
    Frédéric Valin

    @#741939: Klar; aber irgenwo muss man mal anfangen. Italien die Wirtschaftsunterstützung, die die Eu ja faktisch ist, zu entziehen, wäre so ein Anfang.

    Wenn es ein Tool gäbe, das bemerkenswerte Kommentare hervorhebt, ich hätte diesen Deinen Kommentar jetzt hervorgehoben.

  6. 06

    Ob dem wohl bewusst ist dass der Autor des beruehmten Liedes ein Einwanderer war?

  7. 07

    @#741938: Link geht jetzt, da war ein Anführungszeichen zu viel drin.

    @#741937: Feedburner zickt seit ein paar Tagen, Christoph ist gerade unterwegs und ich weiß nicht, ob ich das korrigieren oder umschalten kann „¦ :(

  8. 08

    Ja, ja, nicht nur Berlusoni gehört „domestiziert“. Ich gebe dir recht, dass das Land immer mehr Bananenrepublik wird/ist. Aber aus der EU raus mit Italien? Nein!
    Wo sollen unsere dickbäuchigen Urlauber denn ihre Plautze bräunen? Spanien oder Frankreich? Sorry aber so viel besser sind die auch nicht. In Deutschland holt man sich zwar nicht so schnell einen Sonnenbrand, in England nur, weil dessen Einwohner so „sommersprossig“ sind, doch deren/unsere Regierung und Politiker sind genau so korrupt und falsch. In Italien ist die Armut und damit der Wunsch nach Sündenböcken teilweise größer (Stichwort: Nord-Süd-Gefälle). Dadurch können deren Politiker offener populistisch agieren.
    Wer meint die Medien in Italien wären gleich geschaltet hat recht. Aber der soll sich mal mit unserer Medienlandschaft auseinander setzen, soll sich mit unseren Lobbyisten beschäftigen und der deutschen Einflussnahme auf befreundete Demokratien. Mach es dir nicht zu einfach.
    Insoweit sehe ich die EU als recht homogen an. Wir sind alle schlecht. Die einen offener, die anderen weniger.

  9. 09
    Frédéric Valin

    @#741944: Oh. Danke!

  10. 10
    Markus

    So eine Aktion geht ja schon mal gar nicht. Aber Faschisten und Menschenrechte geht ja eh nicht zusammen. Das so was in einem „demokratischen“ Staat, einem Mitglied er EU, möglich ist, finde ich erschrecken. Europa rückt immer weiter nach rechts und die Bürger können/wollen nichts dagegen lachen. Wahrscheinlich freuen sich einige Einwohner des Dorfes auch noch klammheimlich…

    Schön finde ich aber, dass die Faschisten wieder selbst ihre eigenen Ahnungslosigkeit kundtun. Der Mann beruft sich auf Weihnachten (das Fest hat er anscheinend gar nicht verstanden) und christliche Werte (Rechte biegen sich ihre Werte ja meist so, wie sie sie gerade brauchen). Die Bibel hat er anscheinend aber nicht gelesen, sonst wäre er sicher über die Geschichte gestolpert, in der die hochschwangere Maria mit Josef eine Herberge suchen, aber keiner sie reinlassen will, deswegen auch die Niederkunft in der Krippe… in der Bibel wird das Fehlen an Mitleid kritisiert.

  11. 11
    Johannes

    White Christmas … das ist sowas von menschenverachtend und zynisch, dass mir grad mal schlecht wird … wurde nicht Jesus in einem Stall geboren, weil keiner das schwangere Paar aufnehmen wollte?

  12. 12
    Omsen

    Gleich Kot** ich!!! Auf die Fresse hauen ist da noch viel zu milde! Leiden lassen sollte man solche Idioten! Dabei gleich die ganze Bonzai-Duce Partei mit!!!

    Würrrg …

  13. 13

    Rausschmiß finde ich auch zu übertrieben, aber Sanktionen gegen dieses Land, in dem die Demokratie von einigen (leider oft den Mächtigen) mit Füßen getreten wird, dieser Forderung kann ich mich anschließen. Das hat auch nichts damit zu tun, daß ich alle Italiener für Faschisten halte, die Mussolini nicht richtig verarbeitet haben. Tue ich nämlich nicht. Und wenn in der Euro-Zone schon bei Neuverschuldungsverstößen wegen finanzieller Fehlplanung Strafen verhängt werden können…
    Weihnachten als Fest ist übrigens ein Piratengeburtstag.

  14. 14

    wahnsinn. wie kann das realität sein?

    ob es sinn macht italien aus der eu zu schmeißen ist fragwürdig und wirtschaftliche nachteile treffen mit hoher wahrscheinlichkeit nicht nur die schuldigen. aber ein eingreifen der eu, einne konsequenz für den politiker, ein öffentlicher fokus und v.a. diskussion.

  15. 15

    @#741939:

    „Und all das ist nur loigische Konsequenz, nicht aus Italien in der EU, sondern aus der nationalstaatlichen Verfasstheit dieser Welt. Der Staat definiert nämlich nach bestimmten Regeln welche Leute er als anspruchsberechtigt ansieht und nennt die dann Staatsbürger_innen — und welche eben nicht.“

    vorschlag: europaeische nationalstaaten und sozialsysteme (alle: kranken-, renten-, pflege- usw versicherung) abschaffen!!!

  16. 16
    Frédéric Valin

    @#741996: Ähm. Was hat der Nationalstaat denn bitte mit Sozialsystemen zu schaffen?

  17. 17

    Meinte der Autor

    Whise Christmas?

    http://www.traileraddict.com/trailer/white-christmas/trailer

    http://www.imdb.com/video/screenplay/vi1356988697/

    Blöd, gell, danach zu fragen, zumal man es eigentlich selber wissen sollte…

  18. 18

    Dieser Italiener hat wirklich den Sinn von Weihnachten verstanden: Nächstenhass und Arroganz! Ach ne, doch nicht…

    Wie wärs mal mit Fremdenfreundlichkeit?

  19. 19
    Quernot

    @#742000: Wer organisiert noch mal unser Sozialsystem?

  20. 20

    @#742000:

    lies das zitat von riot.grrrl:

    „“Und all das ist nur loigische Konsequenz … aus der nationalstaatlichen Verfasstheit dieser Welt. Der Staat definiert nämlich nach bestimmten Regeln welche Leute er als anspruchsberechtigt ansieht ….“

    das ist je ein phaenomen des nationalstaats. wer der nation angehoert, der darf die vorzuege des staates geniessen und muss gewisse pflichten erfuellen.

    (wobei interessant dabei ist: in deutschland gibt es eigentliche keinen liberalen nationalstaat wie in amerika, sondern einen sich rassistisch definierenden nationalstaat.)

  21. 21
    Frédéric Valin

    @#742014: Versteh ich immer noch nicht. Warum gehts denn da um Versicherungen? riotgrrrl nennt doch ganz klar die Rechte, die sie meint: Aufenthaltsrecht, das Recht, sich frei zu bewgen, das Recht auf Eigentum usw.

    (Im übrigen sind die USA kein NAtionalstaat, sondern ein Einwanderungsland.)

  22. 22
    Johannes

    Wie ich gerade lese, wurde der „Arbei macht frei“-Schriftzug vom KZ Auschwitz gestohlen. Vielleicht sollte man mal in diesem Coccaglio suchen …

  23. 23

    freiheit macht arbeit

    mit freude und aktiver unterstuetzung beteilige ich mich an
    petititionen facebookgruppen aktivistenseiten usw im netz
    um meinen demokratischen interessen
    aus und nachdruck zu verleihen

    wenn sich millionen menschen gegen zustaende und entscheidungen
    oder fuer konkrete plaene massnahmen und verbesserungen einsetzen
    kommt bewegung in die gar nicht so demokratische politische landschaft

    lasst uns aktiver sein!

  24. 24

    @#742034:

    er spricht von anspruchsberechtigten. darunter nur aufenthaltsrecht zu verstehen, faende ich etwas konservativ. im uebrigen gibt es kein aufenthaltsrecht fuer staatsbuerger. sowas gibt es nur fuer nicht-staatsbuerger.

    doch, die usa sind ein nationalstaat und amerikaner verstehen sich als amerikanische nation. dass ein staat ein nationalstaat ist, heisst nicht, dass er nicht auch ein einwanderungsstaat ist.
    ich sagte ja: in deutschland hat man ein rassisches verstaendnis von der nation. (die globalisierung wird das nationenverstaendnis der deutschen vllt noch liberalisieren, also der neoliberalismus :), oder sie drehen in gewissen schranken durch.)
    in laendern wie den usa gibt es ein liberales verstaendnis der nation. (in frankreich auch, war zumindest mal so.) es kommt nicht auf die herkunft an.

    n.b.:
    „Der Staat definiert nämlich nach bestimmten Regeln welche Leute er als anspruchsberechtigt ansieht und nennt die dann Staatsbürger_innen — und welche eben nicht. Und dann wird halt gesagt, dass die Afrikaner_innen gar keinen Anspruch auf den europäischen Wohlstand haben sollen. Und das ist, klar in unterschiedlichen Ausformungen, erklärter Wille eigentlich aller bürgerlichen Parteien.“
    hier geht es nur um anspruch am wohlstand. (dass man dafuer kommen duerfen muss ist was anderes.) es geht darum, dass die nationalstaaten eben festlegen, wenn sie unter sich haben wollen, und der darf dann die vorteile geniessen, die die zugehoerigkeit zum kollektiv mit sich bringen.

    also nochmal:
    vorschlag: europ. sozialstaat abschaffen und europ. nationalstaaten gleich mit.

  25. 25
    heidrun

    @#742063: es kommt nicht auf die herkunft an in den usa?? wie genau meinst du das?
    ist es nicht noch schwerer, in die usa einzuwandern als nach deutschland? der alltagsrassismus dort? und sowas hier?
    http://www.guardian.co.uk/world/2009/jul/28/birther-movement-obama-citizenship

    ich glaub, der unterschied zur EU ist da bestenfalls minimal.

  26. 26

    es ist ziemlich schwierig hinzukommen, als einwanderer. aber wenn man erst mal da ist und sich anstrengt und so weiter, dann ist man nach ein paar jahren amerikaner.
    selbst kinder von kindern von tuerken, die aus der tuerkei nach deutschland kamen gelten nach deutschem recht nicht eindeutig als deutsche. in amerika ist das eben anders. liberales einwanderungs- bzw staatsbuergerschaftsrecht.

    der bruder eines freundes hat vor ein paar jahren eine in deutschland lebende inderin ohne deutschen pass geheiratet. damit sie eine deutsche staatsbuergerschaft bekommt, musste er beweisen, dass er deutsch ist. dafuer hat – wie man meinen sollte – nicht gereicht, dass er seinen deutschen pass vorlegt, sondern, er musste die sogar die geburtsurkunde seines grossvaters vorlegen (mit hakenkreuz drauf).

    und das ist eben eine rassisches nationalverstaendnis/

  27. 27
    heidrun

    @#742070: wirklich? es ist doch immer noch schlimmer als ich dachte. und ich wundere mich, warum ein somalischer bekannter nach 20 jahren hier noch keinen pass hat…
    aber dieses „wenn man erst mal da ist“ ist in den usa auch nicht gerade leicht zu erfüllen, oder? die grenzüberschreitung gestaltet sich da ja doch etwas schwieriger…
    mal abgesehen von staatsbürgerschaft spielt die herkunft aber in den usa dennoch eine große rolle, nicht wirklich kleiner als hier, würde ich sagen. aber natürlich gehen mit dem pass rechte einher, die vielen einwanderern hierzulande verwehrt bleiben. ach, zum kotzen, das.

  28. 28
    Frédéric Valin

    @#742063: Gegen was grenzt Du den Nationalstaat ab, wenn nicht gegen Vielvölkerstaat und Einwanderungsnation (Willensnation)?

    Die USA hat kein einziges Kriterium, das einen Nationalsstaat ausmacht: Es gibt keine sprachliche, ethnische oder kulturelle Homogenität und sie wird auch nicht angestrebt.

    Und ich verstehe immer noch nicht, warum man, wenn man gegen ein nationalstaatliches Selbstverstädnnis ist, auch gleichzeitig notwendigerweise gegen einen sozialen Staat ist. Das ist doch Polemik.

  29. 29
    Dural

    und wer ist schuld daran, das es überhaupt so weit kommt: Die EU. Alle illegalen einwanderer dürfen nach EU-Beschluss nämlich in das land abgeschoben werden in dem sie zuerst eu-boden betretten haben. Du wirst also in deutschland geschnappt und wirst dann nach eu-recht nach italien, spanien oder griechenland abgeschoben, und in 3fach überbelegte auffanglager gebracht. sammellager (oder schon fast KZ, die zustände sind ähnlich) mag man da doch denken. und ich kann auch die menschen verstehen, die wie claudio abiendi denken. wenn dein ort 1000 einwohner hat und auf einmal noch 10000 flüchtlinge hat, dann würde mich das auch extrem stören. ich würde mich auch fragen warum das gerade in meinem dorf sein muss. zumal man die leute ja auch nicht alle unterbringen kann. da stehen dann halt noch 1000 zelte neben dem auffanggebäude.
    man kann schon beide seiten verstehen, flüchtlinge die zu uns wollen und einwohner die sich gestört/bedroht fühlen. Das einzige was ich nicht verstehe ist, warum weihnachten kein fest der aufnahme ist: Stall,Grippe, maria&joseph finden keine herberge. das hat für mich schon was mit aufnahme zu tun.

  30. 30

    @#742096:

    die usa sind kein vielvoelkerstaat. in den usa gibt es nur ein volk und das sind die amerikaner. die haben nur ein anderes nationsverstaendnis. ein liberales eben. natuerlich gibt es in den usa eine kutlurelle homogenitaet (das ist der pursuit of happiness und der glaube an freiheit als hohes gut), ausserdem eine gemeinsame sprache (die nennt man american english: dass es keine offizielle sprache gibt aendert daran nichts). im uebrigen: wer sagt denn, dass man eine dieser homogenitaeten braucht um einen nationalstaat zu gruenden.
    vllt solltest du einfach mal den rassischen volksbegriff der in deutschland gang und gebe ist (offenbar auch in deinem weltbild) sein lassen. der einzige vielvoelker staat, der mir einfaellt ist russland bzw gus. aber dort (in russland) gibt es eben auch (wie in dland) ein rassisches volks bzw nationsverstaendnis.

    es ist mir wirklich scheierhaft, wie du hier den begriff willensnation ins spiel bringst:
    fuer mich ist der nationalstaat der fall des willensstaat.

    zum sozialstaat:
    im nationalstaat organisieren sich die staatsbuerger als kollektiv, als nation und entwickeln so einen gemeinschaftssinn. notwendiger weise werden dadurch nichtmitglieder bis zu einem gewissen punkt ausgestossen und benachteiligt (von sozialleistungen, rechten ausgeschlossen). gibt es keinen nationalstaat und kein moralisch aufgeladenes kollektiv, sieht niemand den staat oder die nation als stuetze, dann wird es auch keine probleme mehr mit fremden (nicht nationenzugehoerigen) geben, weil es kein wir und sie gibt, zumindest nicht in dem sinne eines allgemeinen kollektivs (vllt gibt es dann lokalere kollektive).

  31. 31

    @#742084:

    „aber dieses „wenn man erst mal da ist“ ist in den usa auch nicht gerade leicht zu erfüllen, oder? die grenzüberschreitung gestaltet sich da ja doch etwas schwieriger“¦“

    nationalstaaten grenzen sich eben physisch nach aussen ab. so wie sie sich durch die konstruktion der nation psychisch abgrenzen.

  32. 32
    Frédéric Valin

    @#742142: „wer sagt denn, dass man eine dieser homogenitaeten braucht um einen nationalstaat zu gruenden.“

    Fast die komplette soziologisch-politische Forschung; der einzig mir bekannte, der anderes behauptet, bist Du. Das liegt vielleicht daran, dass Du Nation mit Nationalität verwechselt und und Volkstum mit Identität. Ich glaube, das er schwerfallen dürfte, eine ernstzunehmende Publikation aufzutreiben, die die USA anders bezeichnet als als Willensnation.

    Aber seis drum.

  33. 33

    @#742186:
    ich setze nation mit nationalitaet gleich und volkstum mit identiaet?
    habe ich nicht irgendwo darauf hingewiesen, dass die bschraenkung der nation auf rassische (volk usw) kriterien, etwas sehr deutsches und osteuropaeisches sind??!!
    du tust so, als ob nur die usa eine willensnation sind, und damit kein nationalstaat.
    damit unterliegst sagt du nichts anderes, als dass der nationalstaat an und fuer sich keine willensnation ist. ich sage aber: jeder nationalstaat ist eine willensnation. der gruendung der nation geht die konstruktion der nation voraus.

    vllt macht das die deutsche sozpol forschung…

    hier literatur, die sich mit der amerikanischen nation, dem amerikanischen nationalismus beschaeftigt (also leute die behaupten amerikaner seien eine nation, die usa ein nationalstaat und die buerger der usa besizter der amerikanischen nationalitaet):

    dangerfield, george. the awakening of american nationalism, 1815-1828.
    miller, john chester. the emergence of the nation, 1783-1815.
    zelinsky, wilbur. nation into state.
    spillman, lil. nation and commemoration.
    higginbotham, don. george washington: uniting a nation.

    es gibt noch mehr.

  34. 34
    Frédéric Valin

    @#742202: „Willensnation“ ist der momentan übliche Terminus, um ein Einwanderungsland zu bezeichnen. Was Du als typisch für einen Nationalstaat ansiehst, ich zitiere: „im nationalstaat organisieren sich die staatsbuerger als kollektiv, als nation und entwickeln so einen gemeinschaftssinn. notwendiger weise werden dadurch nichtmitglieder bis zu einem gewissen punkt ausgestossen und benachteiligt (von sozialleistungen, rechten ausgeschlossen).“

    das ist mir als Kriterium viel zu weich. Unter solchen Gesichtspunkten wäre auch die Sowjetunion ein Nationalstaat gewesen.

    Eine Konstruktion der Nationhat bei der Gründung der USA vllt. mit eine Rolle gespielt, aber die Gründungsväter haben sich in der Breite als Europäer, Briten zumahl und als Proteestanten gesehen. Nicht als amerikanisches Volk. Wenn man sich die amerikaner unter nationalen Gesichtspunkten ansieht, wird man feststellen, dass es einen starken Hang zu ethnischer Klientelbildung gibt. Es dürfte nicht schwerfallen, nachzuweisen, dass es beispielsweise ein irisch-amerikanisches Bewusstsein gibt, ein italo-amerikanisches, ein schon beinah nationales Selbstbewußtsein unter den Ureinwohnern, ganz zu schweigen von den Black Nation-Ansätzen. Alles sehr unterschiedliche Kulturen, sei es religiös oder sprachlich, aber alle in dem Willen vereint, gemeinsam die USA zu sein. Deswegen Willensnation. Der von Dir angeführte Zelinski hat dazu ein Buch verfasst, das ich zwar nur flüchtig kenne, aber nach erster Durchsicht dafür viele Ansätze liefert: The Cultural Geography of the United States.