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Christen zu Weihnachten?

Der frühe Nachmittag des Heiligen Abends bedeutete für uns als Kinder den alljährlichen Kirchengang. Obwohl mein Vater höchstens abfällige Bemerkungen für die Kirche übrig hatte und auch meine Mutter die maßregelnden Verantwortlichkeiten des „Lieben Gottes“ nach einigen weniger erfolgreichen Anläufen lieber selbst in die Hand genommen hatte, galt die Zeremonie als Auftakt für die danach folgende Bescherung. Was auch der einzige Grund war, warum mein Bruder und ich sie über uns ergehen ließen. Man musste da eben durch, denn nur der Weg des Herrn führte zu Big Jim.

Und so saßen wir gefühlte drei Stunden lang auf kalten Holzbänken, standen auf, knieten nieder, standen wieder auf, setzen uns wieder hin, knieten wieder nieder, bewegten unsere Lippen und fragten uns schon in jungen Jahren, warum wir in die Kirche gingen, wenn niemand in der Familie an Gott glaubte und was das für ein Verein war, bei dem die schlechtesten Sänger am lautesten sangen und das Fest der Liebe mit furchtbar deprimierenden Liedern einläuteten, die noch dazu immer langsamer wurden, je mehr Strophen sie hatten. Und sie hatten viele Strophen.

Außerdem ging es mir bei Kirchen schon immer genauso wie bei Polizeirevieren und Krankenhäusern: Ich habe immer den Eindruck, als wüssten die alles und ich müsste für immer da bleiben.

Ich war 14 oder 15 Jahre alt, als wir mit der Tradition brachen und ich hatte den Eindruck, dass meine Eltern ebenso erleichtert darüber waren wie wir Jungs. Dennoch musste ich zugeben: In festliche Stimmung kam man vor dem Fernseher oder bei einem Spaziergang durch den Matsch weniger gut als bei nöliger Orgelmusik auf einer kalten Holzbank. Tief in mir steckte vermutlich doch ein Christ und kurz überdachte ich nachmittägliche Selbstgeißelung als Alternative, mit zunehmendem Alter fand ich jedoch glücklicherweise heraus, dass Sekt bereits zur Mittagszeit auch half und vor allem mehr Spaß machte.

Heute bin ich Vater zweier Söhne, die nur noch den Eltern zuliebe ab und zu so tun, als glaubten sie an das Christkind oder den Weihnachtsmann (was sie selbstredend nicht davon abhält, größenwahnsinnige Wunschzettel an imaginäre Geschenkeherbeizauberer zu schreiben). Sie reagieren auf den Vorschlag in die Kirche zu gehen mit dem gleichen Gesichtsausdruck wie auf den Satz „Die Zähne putzt du dir aber nochmal!“, und sie haben bereits mit der Einschaltung von Amnesty International gedroht, falls wir sie zum Kirchengang zwingen wollten.

Alle Zeichen stehen also auf Spaziergang durch den Matsch.
Für Sekt sind die noch zu jung.

33 Kommentare

  1. 01
    Mahä

    Na ja „” bei uns wurde Weihnachten immer durch einen Spaziergang im SchneeMatsch eingeläutet. Und so muss ich feststellen: In festliche Stimmung kommt man vor dem Fernseher oder bei nöliger Orgelmusik auf einer kalten Holzbank weniger gut als bei einem Spaziergang durch den Matsch.

    Vermutlich steckt in dir genauso wenig ein Christ wie in mir ein Matschist.

  2. 02
    derbasti

    Hach, Big Jim! Für den hätte sogar Barbie Ken im Regenwald stehen lassen ;).

    Okay, schöne Anekdote, erkenne mich und meine Zeit darin wieder, voll und ganz.
    Das elend laaaannge Warten während der Messe, die Eltern die gestresst waren und eigentlich hätte man nach 10 Minuten Bescherung Weihnachten auch gut sein lassen können.

    So und jetzt gehe ich in den Keller und krame das Big Jim Zeugs aus.

  3. 03

    Dass mit der Kirche erlebe ich jetzt erst als Erwachsener. Auch wenn mich das jetzt zum furchtbar schlechten Menschen macht, aber schlimm finde ich da eigentlich nur das Babygebrüll aus allen Richtungen. An Heilig Abend in einer Kirche Babys zu verfluchen ist wohl kaum zu toppen.

    Früher ging’s vor der Bescherung mit dem Vater zum Entenfüttern an den Teich, während zu Hause alles vorbereitet wurde. Da hat mich einmal eine Gans gebissen, und am nächsten Tag gab’s dann Gans zum Essen. Auch fies, irgendwie.

  4. 04
    Nikolaus

    Bei uns war das eher andersherum:

    Soweit ich zurückdenken kann glaubte ich nie ans christkind…ich fragte mich immer wer wohl diesmal hinter der maske steckt, natürlich ließ ich meine Eltern im glauben das der brave Sohn reumütig vor dem Mann mit der Rute steht.

    Was ich in letzter Zeit festelle das meine Schwester und meine Eltern bzw. Großeltern freiwillig in die Kirche gehen. Bei den Mengen an Menschen hört man es wenigstens nicht wenn man falsch singt. Das ist jedenfalls meine Verschwörungstheorie.

    Zum Glück werd ich verschon und nur die Familienmitglieder die wollen gehen zum Gottesdienst.

    Frohe Weihnachten euch allen

  5. 05

    Danke für den netten Tatsachenbericht. Ich kann mich aus Kindertagen nur an einen einzigen Kirchgang zu Weihnachten erinnern, den ich aber irgendwie als sehr romantisch in Erinnerung habe. Da mein Vater ausgerechnet immer am Tag vor Heilig Abend ein Jahr älter wird und dies ausgiebig gefeiert wurde und wird, blieb/bleibt dann jeweils nur der 24. zum Baum schmücken, Keksteller füllen, etc. Für Kirchgang war irgendwie nie genug Zeit.
    Dieses Jahr feier ich mit meinem Herrn Schatz alleine und auf dem Wunschzettel steht ein Gang zur Kirche ganz oben…
    (gebe aber zu, dass ich jetzt ungefähr die Hälfte meines Lebens Christ bin und gern in lebendige Gottesdienste gehe)

    Wünsche Dir und Deinen Kindern Frohe Weihnachten!

  6. 06
    Moryson

    Ich habe mit meinen Jungs den Brauch meiner Kindheit fortgeführt, den Tieren im Wald einen Baum zu schmücken. Mit Äpfeln, Möhren und Vogelfutter.

    Das ist das Teilen und das Insichgehen handfester und nachvollziehbarer als in der Kirche. Ausserdem ist das eine Sache in der ich vor meinen Kindern — wie auch damals mein Vater — glaubwürdiger agieren kann als in der Kirche.

  7. 07

    Kirche ab und an mit Oma und Opa, da die Eltern unterschiedlicher Konfession waren, hatten sie schnell raus bekommen, diese Nummer direkt auf uns Kids abwälzen zu können. Hauptausrede war, damit wir zu Hause aus dem Weg waren, denn den Baum schmückten meine Eltern als allerletztes Weihnachtsritual, den durften wir auch vorher nicht sehen. Insofern habe ich daran keine traumatischen Erinnerungen, alles mit Oma und Opa war gut. Ich fand vor allem das Lieder grölen in der Kirche immer befreiend. Und ich hatte relativ früh schon die feste Überzeugung, was danach kam, lohnte den ganzen Aufwand. Viel schlimmer war für mich die Sache mit Gedichte aufsagen und vor versammelter Blockflöte spielen (ich hatte schon immer tierisches Lampenfieber!) Noch Jahrzehnte später wurde über die Tonbandaufnahme von meinem Bruder als er knapp drei war und „žAdvent, Advent „¦“ versuchte zu stammeln in meiner Familie philosophiert — das war die Urform des heutigen Begriffes „žTerror“ und brauchte damals wie heute kein Kind!

    Nachdem meine Eltern sich getrennt hatten, war Weihnachten nur noch Stress — weil wir bei beiden Eltern am 24. zum Rapport anzutanzen hatten. Da war stellenweise sehr unschön.

  8. 08

    Es gibt nichts besseres, als an Heiligabend in der Kirche mit einer kompletten Blaskapelle Little Drummer Boy & Jingle Bells zu spielen — da darf es richtig laut sein, Schlagzeug kommt sonst auch nicht vor und erst danach ist auch richtig Weihnachten :)

    Obwohl — eine bessere Sache gibt es: Wutentbrannt mit allen Mitgliedern die Messe verlassen, weil der Pastor mit seltsamen, spontan angestimmten Mariengesängen verhindert, dass wir „diese Blumenladen-Hintergrundmusik“ an Weihnachten spielen.

    Frohe Weihnachten schon mal ;)

  9. 09

    Vielleicht kann ich hier mal ein paar Fragen stellen, die mich schon länger beschäftigen: Warum gehen in einer Gesellschaft, die von Traditionen wenig hält (These!), Leute nur an Weihnachten in die Kirche?
    Warum tun sie an Weihnachten so, als hielten sie die Bibel für wahr und sonst nicht?
    Warum feiern sie ein Fest in der Kirche, dessen eigentlichen Sinn sie im Grunde ablehnen?
    Kommen sie sich nicht blöd dabei vor, an diesem einen Tag im Jahr etwas zu heucheln – oder aber an allen anderen Tagen einen Fehler zu begehen, indem sie der „Weg des Herrn“ nicht interessiert?

  10. 10
    Philip

    Es lebe der Matschismo!

  11. 11
    newroses

    ihr habt’s gut !?
    meine mutter war und ist links- radikal, für uns kinder stellte sie grollend einen kleinen weihnachtsbaum auf:
    daran befestigte sie allerdings kleine rote fahnen und sterne, lenin-abzeichen und che guevara abziehbildchen

  12. 12
    Johannes

    Ich fand und finde die Kirche vor der Bescherung eigentlich immer sehr schön. Das gehört einfach dazu, zu „unserem“ Weihnachten. Es geht mir dabei nicht um Gott, es geht darum Menschen, Familie zu feiern. Zumal der Gottesdienst hier immer sehr nett mit einem hessischen Krippenspiel gemacht ist.

    Weihnachten ohne Kirchgang ist kein Weihnachten.

  13. 13

    Bei uns gabs nie Kirchgang. In Hellerdorf gabs ja auch keine die man erreichen wollte und konnte. Naja gut, das Krematorium mit Schornstein vom Krankenhaus sah auch irgendwie nach Kirche aus. Aber als angepasste Sozialisten, hat man zum irrationalen kein Bezug, sondern der real exitierende sozialismus ist die Religion die man zu frönen hatte. So war es.

    Zu Weihnachten und besonders bei den Weihnachtskirchgänger wird doch nur das Religöse und Emotionale Bedrüfnis das sich zu Jahresende anstaut befriedigt.

    Obwohl ich dem Christentum sehr nahe stehe, gib es bei mir keinen Weihnachsbaum, keine Geschenke, Zimtsterne oder sonst was. Die gesamte Weihnachtskultur ist mir durch die Komerzialisierung noch mehr zu wider als ohnehin schon. Die blöden Kirchgänger sollten lieber, statt dem Pastor, Pfarrer zu zuhören lieber selber ein paar Bücher der Bibel lesen. Da bekommt man es besser mit wie es mit er Passionsgeschichte war und warum, wieso, weshalb… alle Weihnachten feiern.

    Auf der anderen Seite, wen interessiers was jeder einzelne zu der Zeit macht, mir soll es auch egal sein.

  14. 14

    @#742447:
    Naja, Weihnachten hat ja mit der Bibel eigentlich nicht so viel zu tun, außer „Christi Geburt“. Den Glauben daran habe ich allerdings schon früh verloren, weil ich es einfach nicht verstanden habe. Wenn doch die Jahre nach seiner Geburt zählen, warum ist Weihnachten dann am 24.12. und nicht am 1. Januar?

    @ Johnny
    Big Jim war der erste Männerschwarm meines Lebens. Seitdem suche ich einen Freund, der genauso ist wie er. Vielleicht sollte ich bald damit aufhören und erwaxen werden.

  15. 15
    xconroy

    @Huge (9)

    Ich nehme an, daß das halbe-halbe Tradition und Eventcharakter ist. Traditionen gibts schon noch, nur sind die auf relativ wenige Anlässe beschränkt, meistens solche, bei denen schön rumkommerzialisiert werden kann ;) (–> Halloween).
    Und Event aus dem gleichen Grund, aus dem 2006 jeder Hans&Franz mit irgendwas Schwarzrotgelbem rumgelaufen ist. Es ist also nicht so, daß hier Leute einmal jährlich zu Christen bzw. einmal bei Gelegenheit zu Nationalpatrioten mutieren, sondern eher so, daß das Gemeinschaftserleben im Vordergrund steht. Das ist ne wichtige Sache – warum gehen Leute ins Kino, wenn sie sich den ganzen Kram auch zuhause angucken können? Rituale und Gemeinschaften, auch wenn sie nur temporär sind (aber dafür zuverlässig wiederholbar) sind auch für die größten selbsternannten Individualisten oft ziemlich wichtig. Und ich finde das auch nicht schlimm – das ist nicht Heuchelei, sondern wohl relativ typisch für Menschen.

  16. 16
    Na.ni

    Sehr schöne Geschichte!
    Auch traurig, irgendwie, aber das kann man ja jetzt wunderbar an den Eigenen abreagieren.

    In Ablehnung des „Irrationalen“ schuf mein Marxismus-Leninismus-lehrender Vater einen Ersatz in Form des Baumschmückrituals. Nach Vorlage der Signalbücher der Deutschen Reichsbahn wurde der Tannenbaum mit allerlei Selbstgebasteltem geschmückt und dessen Bedeutung dann in einer Art Geschenke-Quiz abgefragt. (zB:grünes Licht , darunter gelb u. ein grüner Lichtstreifen: Fahrt mit 100kmh im anschließenden Weichenbereich, dann mit Höchstgeschwindigkeit!)
    Besonders peinlich fand ich dieses Ritual natürlich, als mein erster Freund mit unter den Weihnachtsbaum durfte. Mittlerweile soll er bei den Dresdner Verkehrsbetrieben Fahrkarten kontrollieren…
    Als Hebamme habe ich selten einen kompletten Heiligabend mit der „eigenen“Familie, irgendeiner will immer raus…wird auch langsam zum Ritual.

  17. 17
    xconroy

    @Wolle (13)

    …da biste wohl das komplette Gegenteil von mir xD
    Ich bin Atheist, aber ich finde Weihnachtsbäume, Zimtsterne und Geschenke prima. Und meine Güte, dann ist das halt Kommerz – so what? Muß doch nicht alles, was irgendwie „kommerziell“ ist, deshalb automatisch schlimm sein… mir gefällt halt das „Gesamtpaket“: man trifft sich, beschenkt sich, ißt lecker, meine zickige Familie ist einmal im Jahr friedlich – also ich find`s ok.

  18. 18
    Matt

    Ich klopf mir dann mal selber auf die Schulter, weil ich als traditionsbrecher (und dieses Jahr endlich ausgetretener) Platz lasse. Für jene Leute, die auch vor und nach Weihnachten in die Kirche gehen. Das hat mich immer am meisten genervt, dass wir so früh hin mussten, damit wir noch Sitzplätze einigermaßen weit vorne bekommen.

    Jetzt zahl ich nicht mehr, dann darf ich auch nicht hin ;)

    Frohe Weihnachten!

  19. 19

    In meiner Kindheit haben wir Kinder-Heiligabend immer im Büro der Schreinerei Riemer gefeiert.
    Und das ging so:
    Da meine Eltern schon Heilignachmittag beim Christbaumaufstellen, verdammt, das Ding nadelt ja jetzt schon, und Du als Schreinermeister schleppst so eine Versager-Tanne an, der Christbaumständer hat nie den Stamm ohne Anschnitzen, und warum hat denn ein Schreinermeister kein Beil im Haus, rumhändelten, und die Umstellung von Wachskerzen auf Elektrischkerzen wurde religiös ausgehandelt (des isch doch nix!), wir mussten quasi bitte verzeiht mit den Ausdruck, eine Blitzbescherung vornehmen, die mit Hühnerkram gefüllten Pasteten runterschlingen, und danach Carrerabahn (Jesses, wenn ich die noch hätte“¦) und Puppenstube in Windeseile für meine jüngere Schwester aufbauen und bespielen, weil ich doch der Ältere bin, das hat mir so einen Spaß gemacht.
    Mein Vater hatte bis dahin eine Schachtel weggeraucht (ich haben immer gut auf den den kalten Zigarettenrauch in seinem 160er D gekotzt), meine Mutter versuchte, die Situation zusammenzuhalten, füllte den Wäschekorb mit den eingewickelten Geschenken für Cousinen und Cousins, weil, wir wollten uns doch in der Schreinerei Riemer, im Büro, da wo der kleine Weihnachtsbaum stand, mit der Familie treffen.
    Da sind wir nun im Büro der Schreinerei, Tante Anna und alle.
    Zuerst werden alle Cousinen und Cousins nach Größe vor der Minitanne drapiert, und hauen mit Melodika und Blockflöte voll rein. Viel zu lang.
    Danach werden alle 23 Strophen von Stille Nacht in Slowmotion, weil ja Tante Anna ihren Sohn im zweiten Weltkrieg verloren hat, fuffzichmal ans Rote Kreuz geschrieben hat deswegen, und sie hat aber noch vorher in Topinambur (Schnaps) getränktes Hutzelbrot (Früchtebrot) gegessen, und deshalb braucht Stille Nacht arg lange, und danach wird sie noch zu meiner wunderschönen Mutter sagen: Aber Herta, Du hast einen dünnen Hals.

    Die Geschenke aus dem Wäschekorb wechseln an die Beschenkten, und zurück geht es mit einem abermals befühlten Wäschekorb, da war schon mal eine Tafel Schokolade mit nem 10markschein dabei, aber die Schokolade war wurmig, na und, die Kohle zählt.
    Beute ansonst: Hausschuhe bis ins Jahr 2030, Fotoalben, leider keine Kamera, hättet ihr doch mal gefragt, Handtücher, arg viele, Bücher mit Hubschraubern drin.
    Danch:
    Ach, das ging schon, die Tage nach Dreikönige waren für mich therapeutisch; im Keller zerhackte ich schwitzend die Christbäume zu Brennholz, mit einem Beil, schärfer hatte es der Werkzeughandel nicht im Angebot, aber in der Schreinerei lag eins rum.
    Schönheit in Waffen.

  20. 20

    @#742467:

    „Wenn doch die Jahre nach seiner Geburt zählen, warum ist Weihnachten dann am 24.12. und nicht am 1. Januar?“

    8 tage spaeter war brit mila, erst dann war er wirklich dabei.

  21. 21

    Ich bin heute aus der ev. Kirche ausgetreten, ganz spontan (kostet ja immer Überwindung, aufs Amt zu gehen). Die Sachbearbeiterin erzählte mir „” stolz, wie ich meine „” dass man in Berlin ja im Gegensatz zu anderen Bundesländern keine Austrittsgebühren nimmt und auch keine Fragen stellt. In etwas weniger als zweieinhalb Stunden bin ich offiziell gottlos.

  22. 22

    @#742484: Dankeschön. Unglaublich großartig. :)

    @#742486: Bei mir ist es ca. 25 Jahre her und ging wesentlich schneller. Fragen haben die auch nicht gestellt, dabei war ich auf alles vorbereitet!

  23. 23

    @#742485: Also zählen die Jahre nach der Beschneidung, nicht der Geburt. Interessante Erklärung.

  24. 24
    Kirchgänger

    Ich find‘ Kirche super.

  25. 25

    Weihnachten als Kindheitserinnerung:
    Ich freute mich schon eine halbe Ewigkeit vorher darauf, die Geschenke, das Essen, die Geschenke, Räucherkerzen und natürlich die Geschenke. Die ganze Familie war in Harmonie zusammen, es wurde Weihnachtsmusik gehört und teilweise (warum auch immer) gesungen. Wir besuchten der Reihe nach die Großeltern und hauten uns den Bauch voll, dass es für zwei Wochen gereicht hätte. Geschenkt wurde selbstgemachter Kram, von Plätzchen bis zum handgemalten Bild. Bekommen hat man Spielzeug, was heute niemand mehr haben will und Klamotten, die Dank der modischen Komplettveränderungen aller drei Monate heute schon als antik gelten.

    Jahre vergingen und heute ist Weihnachten irgendwie anders:
    Man rennt durch die massig überfüllten Geschäfte und versucht irgendwelchen Krempel zu finden, den man seinen Verwandten schenkt, natürlich mit Kassenzettel, falls der Beschenkte es umtauschen will. Der Reihe nach besucht man die mittlerweile getrennten Eltern und die Großeltern. Die Weihnachtsmusik gibt es immernoch, aber statt Louis Armstrong läuft heute nervig und überdreht Wham. Gegessen wird natürlich nach wie vor in rauen Mengen, mit dem Weihnachtsmahl einer deutschen Familie kann der halbe Kongo ein Jahr lang ernährt werden, aber es ist Weihnachten und da denkt man ganz bestimmt nicht an alle. Im Fernsehen läuft Stirb langsam und Bad Boys, passt ja auch so gut, schlimmer sind jedoch die Zuschauerzahlen zu Weihnachten, TV ist scheinbar unentbehrlich.

    Ganz ehrlich: Weihnachten kotzt mich mittlerweile an, Vorfreude gibt es bei mir nicht mehr und ich bin froh, wenn es vorbei ist. Schlimm ist jedoch, dass man schon ab Oktober mit Schokoweihnachtsmännern und Lebkuchenherzen im Supermarkt auf das nahende Unheil aufmerksam gemacht wird. Vielleicht sehe ich etwas zu krass, aber es ist doch wirklich nur noch Geldmacherei, die Besinnlichkeit und die Ruhe wurden in Karstadt-Tüten auf die Müllkippe geschmissen!

  26. 26
    arte

    Sehr schön geschrieben. Ich wundere mich nur über die Pointe. Warum begeht ihr überhaupt Weihnachten? Was feiert ihr da? Ich lasse den Ramadan aus, ist nicht für mich, nicht mein Gott. Für das Kaufrauschfest kann man sich auch Neujahr aussuchen, läßt es krachen und alle haben sich lieb. So feiert ihr weiter in sinnentleerter Tradition und huldigt lediglich dem 13. Monatgehalt und den Ladenöffnungszeiten. Wie erklärt ihr das euern Kindern?

  27. 27
    anna b.

    Was für eine treffende Beschreibung von Kirche. Ich hatte auch immer Angst, die behalten mich gleich da.

  28. 28
    Nana

    Weihnachten ist schon ein merkwürdiges Ritual. Der Weihnachtsmann ist eine PR-Figur von Coca Cola und was das Christkind genau ist weiß eigentlich kein Mensch. Kein Wunder das so eine schlechte Geschichte kein Kind mehr glauben will.

    Zusammen entsteht dann eine Mischung aus Religiösem, familiären Werten, Kommerz und Kitsch. Was man feiert, weiß man nicht so genau.

    Sagt einiges über unsere Gesellschaft aus.

    Frohe Weihnachten!

  29. 29

    Das mit dem Coca Cola-Weihnachtsmann könnte man auch ruhig mal differenzierter betrachten: http://www.zeit.de/stimmts/1999/199952_stimmts_cola_wei

    Ansonsten natürlich ein äußerst provokanter Kommentar (Kommerz! Kitsch!), endlich sagt das mal einer.

  30. 30

    @#742510: Wie kann man nur auf diese Seite verlinken.
    Ich gehe jetzt kotzen, fröhliche Weihnachten.

  31. 31

    @#742550: Ist gelöscht.

  32. 32

    Gerade erst gesehen. Danke Johnny!