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Was es heißt, Frankreich zu sein


Sarkozy hat den Franzosen vor zwei Monaten die Frage gestellt, was es heißt, Franzose zu sein. Seither diskutiert Frankreich unter dem wachsamen Auge des Ministers für Immigration, Integration und Nationale Identität, Eric Besson, darüber, was es ist oder sein will. Inzwischen profitiert von der Fragestellung vor allem: der rechte Rand. Und daran hat die Regierung entscheidende Mitschuld.

Unter anderem, weil sie — wie kurz nach Lancierung der Seite der Debatte bekannt wurde — kritische Kommentare löschte. Beispielsweise:

Franzose zu sein bedeutet für mich zunächst einmal, beschämt zu sein über die Migrationspolitik meines Landes.

Oder aber:

Über eine hypothetische nationale Identität nachzudenken, heißt, dem Nationalismus das Wort zu reden, ganz unauffällig und unschuldig. Unsere Identität ist völlig persönlich, innerlich, und wenn sie sich auf etwas beziehen sollte, wäre das Europa.

Das war zu viel des Widerspruchs, diese Beiträge konnten nicht freigeschaltet werden. Die Debatte hatte in eine Richtung zu gehen und positiven Geistes geführt zu werden.

Davon hat unter anderem der Front National profitiert, der sich von Anfang an gierig auf das Thema gestürzt hat. Marine Le Pen etwa forderte von Nicolas Sarkozy, vorgelassen zu werden und mit ihm über eine Debatte zu sprechen, die ihre Partei seit 25 Jahren anzukurbeln versucht. Als Sarkozy sich weigerte, stellte Le Pen ein Video ins Netz, in dem sie die Debatte als abgekartertes Spiel darstellt und an die Franzosen appeliert, die technischen Möglichkeiten des Front National zu nutzen, um in die Diskussion einzugreifen. So präsentiert sich die extreme Rechte als Widerstandskämpfer für den kleinen Mann, den die Großkopferten und Eliten nicht bei der eigenen Identitätsfindung mitspielen lassen wollen. In Folge der Diskussion ist in Frankreich der Front National in den Umfragen deutlich gestiegen. In zwei Monaten sind Regionalwahlen in Frankreich.

Die UMP, Sarkozys Partei, ist bisher gut gefahren mit der Roland-Koch-Strategie, am rechten Rand zu fischen. Bei den letzten Wahlen 2007 hatte Sarkozy dem Front National ein Viertel der Wähler abgegraben. In der Folge wurde auch jenes ehrenwerte Ministerialamt eingeführt, das jetzt Eric Besson bekleidet: das Ministerium für Immigration, Integration und Nationale Identität.

Das eigentlich Ministerium für Nationale Identität und gegen Immigration und Integration heißen müsste. Im Grunde tut es nichts anderes, als Migranten unter möglichst unmenschlichen Bedingungen aus Frankreich rauszuschmeißen. Dass die Debatte über nationale Identität in genau diese Richtung geht („Wir gegen die bösen Migranten“), ist stringent. Alain Badiou fasst es so zusammen:

Sobald identitäre Überlegungen in die Politik miteingebracht werden, befindet man sich in einer Logik, die man wohl neofaschistisch nennen muss. Denn eine identitäre Definition der Bevölkerung stößt sich daran, wie jede Bevölkerung überall auf der heutigen Welt ist: gemischt, heterogen und vielförmig. Diese [nationale] Identifikation wird eine abgrenzende sein. Man wird es niemals hinbekommen, die „französische Zivilisation“ zu identifizieren, eine Einheit, von der ich nicht weiß, was sie bedeutet. Man wird nur klar sagen, was daran nicht teilhat.

Mit anderen Worten: Jede Debatte über nationale Identität führt am Ende dazu, Teile der Bevölkerung abzulehnen und zu bekämpfen. Das ist die Klaviatur des rechten Rands, und sie wird überall in Europa gespielt. Nach den Erfolgen der Rechtspopulisten haben die etablierten konservativen Parteien versucht, miteinzusitmmen in den Chor und das Wählerpotenital abzugreifen. Immer unter dem Deckmantel, die Verirrten wieder zurück in die Demokratie zu führen.

Dafür musste sich Sarkozy und seine UMP Anleihen machen bei den rhetorischen Kniffen des Front National. Innenminister Brice Hortefeux beispielsweise sagte angesichts eines Maghrebiners: „žWenn einer da ist, geht“™s. Wenn mehrere da sind, gibt“™s Probleme.“ Und André Valentin, Bürgermeister in der Meuse, der sagte: „žEs ist an der Zeit, dass wir reagieren, weil wir uns sonst auffressen lassen. Durch wen? Warum? (…) Es sind schon zehn Millionen hier. Zehn Millionen, die wir fürs Nichtstun bezahlen.“ Sarkozy selbst hat — etwas defensiver — seine aufrechte nationale Gesinnung kund getan, indem er sagte, „ždie Erde, der Boden“ sei ein „žTeil der nationalen Identität“ und er sei gewählt worden, um die nationale Identität zu verteidigen“. 2007 sprach er während des Wahlkampfs von „žantifranzösischem Rassismus“, ein Terminus, den der Rechtsextreme Bernard Antony 1986 kreierte.

2007 hat es noch funktioniert, dem Front National das Wasser abzugraben, indem man ihn kopiert und imitiert. Indem man ihn aber kopiert und imitiert, gibt man dem FN und seinen Statements im Nachhinein eine Legitimität und Autorität, die sich selbst hartgesottene Rechte noch vor Jahren nicht erträumt hätten.

Aber länger als eine Wahlperiode hält diese Strategie selten an. Die angesprochenen Wählerschichten gehen bald zurück in die rechte Ecke. Erwan Lecoeur dazu:

Für diese Wählerschaft macht man nie genug. Es wird immer Diebstahl geben, Immigranten, usw. Wenn man auf der Welle der Unsicherheit surft, kann man sie nicht aufhalten. Es ist schwierig, noch einen draufzusetzen, außer man erfindet einen neuen Beißring, ein neues Objekt der Kristallisation von Ängsten.

Zum Beispiel den internationalen Terrorismus.

Aber zurück zur Eingangsfrage, was es bedeuten mag, Franzose zu sein. Normalerweise habe ich auf diese Frage keine Antwort, aber in der letzten Zeit gibt es dafür nur ein Wort: Scham. Entsetzliche Scham.

Mehr zum Thema:
Julia Amalia Heyer: Aber hier leben, nein danke
Emmanuelle Cosse et Marion Rousset: Le FN ressuscité par l’UMP
Bernard Schmid: Bonjour, Identität (Jungle World 46/09)

27 Kommentare

  1. 01
    Anmerkungsmann

    nicer artikel.die fette sau le pen ist also immer noch nich tot.

  2. 02

    Lustig, in meinem Erläuterungsversuch zur psychologischen Grundlage von Rassismus habe ich fast das gleiche gesagt, wie dieser Franzose. Das könnte aber daran liegen, dass er genau wie ich Bezug auf „l’Un et l’Autre“, einem Konzept Simone de Beauvoirs nimmt. Hab ich im Artikel nicht explizit gesagt. Meinte ich aber.

    „Deutsch zu sein bedarf es wenig, schon gar keiner Selbstreflexion oder Leitkultur. Es reicht zu wissen, wer die anderen sind.“ So habe ich das formuliert. Ist ja kein rein französisches Phänomen, diese Ausgrenzung. Auch wenn dem Franzosen an sich die intellektuelle Beschäftigung mit dem Thema nicht fremd ist.

  3. 03

    vielen dank für den artikel.

  4. 04
    Thomas Benle

    Auch hier: Merci. Wichtiger Artikel und mehr als nur beschämend!

  5. 05
    Andreas

    Guter,wichtiger Text. Danke dafür.
    Kann mir jemand eine Übersetzung des Liedtextes anbieten. Ich bin leider der französischen Sprache nicht mächtig und die Internetübersetzer spucken nur Mist aus. Wäre dankbar.

  6. 06
    fx

    hier der link zum oben erwähnten jw-artikel von bernard schmid:
    http://jungle-world.com/artikel/2009/46/39772.html

  7. 07

    @#743563:

    Vorab: es ist natürlich eine Schande, all die kleinen Anspielungen und kryptischen Referenzen, die ein Noir Desir-Song hergibt, nicht mitzuübersetzen. Die Texte sind mehr Lyrik als Songtext, deswegen auch nicht ganz einfach, das ad hoc ins Deutsche zu übertragen. Damit Du eine ungefähre Vorstellung hast, hab ichs aber mal übertragen.

    All diese schönen Spiele, die man erfunden hat,
    damit einer der Erste ist
    Damit jeder zermalmt wird
    Wenn er sich weigert, sich zu beugen
    Die Schäden und Exesse
    Sie werden sie euch zahlen lassen
    die Asche, die bleiben wird,
    sie werden es nicht sein, die sie aufwischen
    Aber die Sklaven und Idioten
    die nicht Nein haben sagen können
    Wir wollen keine Gewinner sein
    Aber wir werden es nie akzeptieren, die Verlierer zu sein
    Pimprenelle und Nicolas (französische Kinderserie)
    Ihr schläfert uns so ein
    Der Sandmann ist vorübergegangen
    Wir behalten ein waches Auge
    Ja, die Angst, ja, die Leere
    Ja, der Sieg der Gierigen
    Man darf nicht ein Ohr bewegen
    Alle Arten von Hunden überwachen uns
    Keine Geste, keine Skizze
    sonst drehen wir an der Schraube
    Wir haben nichts zu gewinnen,
    Aber wir können nicht mehr verlieren, denn es ist schon passiert.
    Du, der Du von weit her kommst
    Mit Deiner Haut und Deinen Knochen
    Man hat Dir vom Paradies erzählt
    Man hat Dich belogen, nichts stimmt
    Mein Freund, mein Bruder, all diese Nerven
    an den Krieg verloren
    Du wirst all die Liebe sehen
    die am Grunde all der Reden liegt
    Sag, willst Du Papiere?
    Sag, hast Du ihn gesehen, meinen Palast?
    Du wirst nichts kriegen, so ist das
    Das Paradies ist nicht für Verlierer gemacht
    Es gibt das Kanonefutter
    Es gibt das Spekulationsfutter
    Es gibt das Werbungsfutter
    Es gibt all das, was ihr liebt
    Ihr und ich, wir wissen es
    Das Spekatakel ist zu Ende.
    Dabei wars beinah ideal
    Das ist weit weg vom feudalem
    Jetzt ist alles vorbei
    Das sieht gut aus in Deinem A…
    Innersten. Es ist beschämend
    sich in die Kohorte der Verlierer einzureihen
    Man darf sich keine Illusionen machen
    Aber es ist besser, steht auf und macht es
    Um unsere Seelen geht es nicht
    Gott ist nicht teil der Schlacht
    Ihr Herren Entscheider
    von allen Seiten, allen Ecken
    Ihr müsst wissen, tief in unserem Herzen
    hört der Fortschritt nicht auf
    Unter der Irirs, unter der Haut
    unter den Nägeln und im Schraubstock
    wir können uns immer weigern
    erster oder letzter zu werden
    Keine triumphierenden Führer
    Wir werden niemals Sieger sein oder Verlierer

    @#743565: Danke, ist nachgetragen.

  8. 08

    Danke für diesen Bericht. Leider kann man die streiche/setze Funktion auch auf viele andere Länder ausweiten, denn wenn die Frage nach einer nationalen Idendität überhaupt gestellt wird so wartet das rcehte Lager doch schon förmlich darauf um das Thema für sich zu vereinnahmen. Wenn das nicht dagegen gehalten wird, hat man schon verloren.

  9. 09

    Danke für diesen Bericht. Leider kann man die streiche/setze Funktion auch auf viele andere Länder ausweiten, denn wenn die Frage nach einer nationalen Idendität überhaupt gestellt wird so wartet das rechte Lager doch schon förmlich darauf um das Thema für sich zu vereinnahmen. Wenn das nicht dagegen gehalten wird, hat man schon verloren.

  10. 10
    Andreas

    Dankeschön.

  11. 11

    Schliesst das auch für diejenigen aus,
    die ‚Französisch‘ mit Mundart verwechseln.
    Nix@

  12. 12
    Hanoi

    Unfassbar guter Artikel. Und wenn ich Sarkotzi mal auf was festnageln darf: Wenn er Boden als nationale Identität sieht (was ebenfalls totaler Blödsinn ist, er ist seinen Einwohnern, nicht dem Staat oder irgendeiner diffusen Idee), dann soll er mal was dafür tun, dass er nicht in transnationale Hände fällt, wie es mit der Allmende Boden, Luft, Wasser und Co. immer stärker passiert.

  13. 13

    Super Artikel und danke für das Lied von Noir Desir. Vor allem für die Übersetzung. Ich liebe die Band, kann aber leider auch kein französisch. Merci!

  14. 14

    In Dtl. funktioniert die Innere Imigration soslala, und in Frankreich scheinbar so gar nicht. Als jemand der sich mit der Materie nicht fundiert auskennt, hab ich also lediglich meine Vorurteile mit zuteilen.

    Die Französen haben ein ähnliches wen auch nicht ganz so schlimmes Verhältnis zum Staatsoberhaupt wie die Italiener, aber ähnlich, wer am lautesten ist und sich am meisten empören kann dem drückt man die Reichsinsignien in die Hände und sagt, „kleiner Mann nun mach mal“. Chirac & Sarkozy sind nicht die Meister der Integrationspolitik. Ich erinnere mich noch sehr deutlich an die rufe. „Fuck Chirac“ und 5 Jahre später wurder er mit Ehren, statt mit Schande überhäuft.

    Die Franzosen sind ja ein bisschen lahm und man sagte ihnen hohen Nationalstolz zu, damit ist der Weg nicht so weit zum Nationalistischen. Lahm desshalb weil sie die Entwicklung verpassen, dass sich m.M.n. Nationalstaaten langsam überholen und bzw. überlebts haben und zu der Abschlussfrage was es bedeutet Franzose zu sein, zucke ich die Schultern und sage; „Franzose, wat fürn Franzose ick kenne keen der ener is, zwar kenne ick welche die dat von sich behaupten, aber glauben tu ich dat nich“

  15. 15
    Louis XIV

    Debatten über nationale Sinnstiftung sind doch ohnehin anachronistisch, der Nationalstaat an sich verliert an Bedeutung.
    In einer Welt, in der Zivilisationen immer mehr zum identitätsstiftenden Bezugsrahmen werden, sollte endlich EUROPA ins Zentrum der Debatte treten.

  16. 16
  17. 17
    Matt

    Danke für diesen Artikel.
    Ich finde es etwas gefährlich zu sagen das alle Franzosen so denken. Es ist mal wieder die Regierung die da weit über ihr Ziel schießt und es gibt auch in Frankreich viele kritische Stimmen, die nicht damit einverstanden sind, was die UMP gerade dort treibt. Ich gebe auch @#743594: Recht, wenn er sagt das Sarkozy eine ähnliche Figur ist, wie Der Silvio. Was mich aufregt, ist dass die beiden Länder es nicht schaffen, mal eine vernüftige Regierung aufzustellen. Bleibt nur zu hoffen das es nicht schlimmer wird.

  18. 18

    religion und nationalismus, diese themen tauchen hier immer wieder auf (da es bei religion meistens um christentum geht, faende ich es eigentlich passender von einem glauben zu sprechen). neulich gab es den artikel ueber ein buch, ob der staat (mehr) religionsfreundlich sein sollte. vor laengerer zeit gab es einen aritkel ueber arabischen nationalismus und islamismus (indem so alles zusammen geworfen wurde, was nur so geht; arabische welt und, so, als ob es die gaebe (there is no arab world, there is only disney world).

    um nationalismus zu verstehen muss man sehen, wo er herkommt, was war vorher:

    da war das religioese europa engeteilt in katholiken und protestanten und ein monarchische system.
    nationalismus hat also in europa nicht staemmen und ethnischen kategorien abgeloest, sondern eine religioes-monarchisches system (das infolge der aufklaerung und der zurueckdraengung von religion als dem bestimmenden faktor) das an legitimitaet verloren hatte. die sprachen spielten da eine ganz besondere rolle. (hier im nachen osten ist das alles eher ethnisch gepraegt. das sieht man ganz gut daran, wo sich nationalstaaten relativ stabil etabliert haben: egypten ist relativ homogen (90 sunni, 10 christen), lebanon, iraq und syrien sind heterogen und unstabile nationalstaaten, wenn sie das ueberhaupt sind.)

    ich kann nichts „rechtes“ daran finden, wenn die franzosen sich darueber unterhalten, was „franzoesisch“ ist. das problem ist nicht, dass es die rechten bedient, das problem ist, dass die linken keine antwort haben, oder zu faul sind sich darueber gedanken zu machen. oder sich an der debatte nicht beteiligen, weil sie behaupten, das sei eine debatte von und fuer rechte (wird es auch sein, wenn sie von linken nicht ernst genommen wird.)

  19. 19
    Louis XIV

    Die Grundbedingung zur Entstehung des Nationalismus war schon die Vorstellung der staatlichen Souveränität, die dem Westfälischen Frieden 1648 entsprang, welcher sich wiederum auf den Augsburger Religionsfrieden von 1555 bezog („cuius regio, eius religio“).

    Ab der zweiten Hälfte des 17. Jh. schon also, war die göttliche Ordnung der Christenheit de facto eine Worthülse, das Hl. Röm. Reich Dt. Nation war Modernisierungsverlierer und in Westeuropa bildeten sich die Nationalstaaten heraus. Der Gründer des „modernen“ Staates war mein Namensvetter, s.o.
    Nur hat der sich freilich noch durch das Gottesgnadentum legitimiert.

    Der Nationalismus stieß dann in das Vakuum, das die Franzosen durch das Abhauen der Rübe seines Urenkels erzeugt hatten, Gott war im westlichen Abendland nun auch offiziell von von den Geschicken der Menschheit entfernt worden.
    Die Idee des Nationalstaats wurde durch Europa im 19. Jh. in der ganzen Welt verbreitet.

    Meiner Auffassung nach wurde der klassische Nationalismus ab 1917 ff. durch die säkularen Ideologien abgelöst.
    Herrschaft legitimierte sich jetzt v.a. durch sozialistische, liberaldemokratische oder faschistische Auffassungen, besonders deutlich dann natürlich im Kalten Krieg zwischen ersten beiden.

    Undurchsichtig ist, was nach 1989 jetzt passiert. Auffällg ist jedoch dass Menschen sich zunehmend auf ihre kulturell-zivilisatorischen Fundamente beziehen, sich einer politisierten Religion zuwenden.
    Dies ist in der islamischen Welt und den islamischen Communities am deutlichsten und radikalsten, aber auch in Hindu-Indien, in den christlich-orthodoxen Regionen, sowie dem protestantischen Nordamerika zu beobachten. China ist ein schlafender Riese.

    Einzig Europa blickt etwas verwirrt und struwwelig-naiv auf die Welt. Der lange Winterschlaf im Kalten Krieg und das mollig-warme Gefühl der atlantischen Beschüztheit damals hat es noch nicht losgelassen.
    Es altert zusehends und ist mehrheitlich anscheinend der Auffassung, Freiheit bekommt man in die Wiege gelegt, verteidigen muss man sie nicht.

    Also, liebe Europäer. Wir haben andere Sorgen als unsere nationalen Identitäten. Das ist Stoff von vorgestern.

  20. 20
    Frédéric Valin

    @#743705: Der französische Nationalismus startet im Grunde mit Villers-Cotterêts, wenn nicht sogar mit den Albigenser-Feldzügen

  21. 21

    @#743759:

    auch auf die gefahr hin, dass wir uns jetzt weit vom thema frankreich entfernen:

    es ist eigentlich voellig egal, wann genau – zu welchem zeitpunkt – der (franz.) nationalismus begann.
    entscheident ist, dass die nation eine „invented community“ ist, wie das zuvor die christenheit war.
    und vor diesem hintergrund muss man die entwicklung des nationalismus sehen. nicht gegen religion, sondern aus der identitaetskrise der christlichen religion heraus (aehnlich ja dann auch der nationalismus in der arabischen welt gegen ende des osmanischen reiches).
    nicht zu vernachlaessigen sind dabei die lokalen sprachen. schrieb hobbes noch auf latein und vereinigte so seine leser, so war das spaeter schon anders.
    (schau dir nur an, was deutsche gemeinsam haben: ihre sprache und ihre juengere geschichte. aber goethe? der war kein deutscher, der war hesse und das sprach er auch, hessisch.)

    und da nationalismus immer mehr in verruf kommt und europaeischer nationalismus noch nicht in reichweite ist, da wenden sich die leute halt wieder der religion zu und lehnen andere leute nun nicht mehr wegen ihrer nationalitaet, sondern wegen ihrer religion ab.

  22. 22
    RA

    Interessantes Posting!