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Google, Google über alles?

Ich gehöre sicher nicht zu denjenigen, die Google generell für „böse“ halten oder hinter jedem Eingabefeld eine Verschwörung vermuten, ich halte das Geschäftsmodell des Unternehmens aus Mountain View für relativ transparent (im Gegensatz zu einigen anderen) und auch, wenn man es nicht unbedingt toll finden muss, für hochspannend. Google ist ziemlich clever, das müssen selbst Kritiker eingestehen und das macht einen großen Teil der Faszination aus.

Aber einiges dessen, was ich heute an Begeisterung für Googles Strategieänderung in China gelesen habe, sorgt mich fast mehr als die Datensammlungen von Google.

Vielleicht ist der oben abgebildete Tweet von Sebaso, der kein dummer Mensch ist, ironisch gemeint oder es fehlt das abschließende „zu“. Falls nicht, ist die Aussage mindestens naiv. Denn seit wann geht es in Sachen Unternehmen oder Regierungen um Vertrauen? Vertrauen kann man einer einzelnen Person, aber weder einem Unternehmen (noch dazu einem mit rund 20.000 Mitarbeitern) noch einer Regierung. Weshalb es im Idealfall sowohl im politischen als auch im wirtschaftlichen Bereich funktionierende Mechanismen, Instanzen und Regeln gibt, die an die Stelle von Vertrauen treten und die für ein gewisses Maß an gegenseitiger Kontrolle und/ oder Transparenz sorgen sollen.

Auf diese Strukturen kann man sich, wenn man will und überwiegend gute Erfahrungen gemacht hat, verlassen, ihnen also ein gewisses „Vertrauen“ entgegenbringen; ich tue dies beispielsweise im Fall der Demokratie als Staatsform, die sicher nicht perfekt ist, mir aber als relativ zuverlässig und sinnvoll erscheint.

Mal abgesehen davon also, dass der Vergleich generell hinkt, da ein Staat ein paar klitzekleine Aufgaben und Verpflichtungen mehr hat als ein Unternehmen:

Ich vertraue der Regierung nicht, verlasse mich aber sehr wohl auf die Demokratie. Und obwohl ich Google relativ viel anvertraue, vertraue ich auch Google nicht, sonder verlasse mich … ja. Worauf eigentlich?

Auf mein gutes Gefühl? Darauf, dass Google schon nichts schlimmes machen wird und das Geschäftsmodell, mit dem ich mich arrangiert habe, für immer beibehalten wird? Darauf, dass niemand jemals die Google-Server hacken wird, darauf, dass keine Regierung der Welt per Gesetz Zugriff auf diese Server einfordern wird? Darauf, dass kein einziger der Google-Mitarbeiter mit Datenbankzugriff jemals bestochen wird, sich einen schlechten Spaß erlaubt oder einfach einen Fehler macht?

Die Wahrheit ist: Ich verlasse mich auf gar nichts. Im Umgang mit Google (und anderen Internet-Dienstleistern) gehe ich immer davon aus, dass morgen — vielleicht nur durch einen dummen Zufall — meine sämtlichen Daten offen liegen. Ich bemühe mich daher dafür Sorge zu tragen, dass in einem solchen Fall meine Peinlichkeiten im Meer der noch viel peinlicheren untergehen würden und behalte wirklich Privates bei mir. Das geht nicht ganz so weit, wie es Google-CEO Eric Schmidt empfiehlt („Wenn es etwas gibt, dass sie niemanden wissen lassen wollen, dann sollten sie es vielleicht gar nicht erst tun“), aber mir genügt es. Ich habe schließlich auch nicht die Mittel von Schmidt, der 2005 die Journalisten von CNET für ein Jahr auf eine schwarze Liste bei Google setzen ließ, nachdem CNET in einem Artikel Details über Schmidts Vermögen und Leben veröffentlicht hatte — allesamt Informationen, die über Google zu finden waren.

Ich gehe davon aus, dass Google ein tatsächliches Interesse an weltweiter Meinungsfreiheit hat (nicht nur aus möglicherweise moralischen, sondern eben auch wirtschaftlichen Gründen — Google lebt von möglichst viel freier Information), ich gehe sogar davon aus, dass sich einige Google-Mitarbeiter unwohl mit dem China-Deal fühlten und das Thema auch firmenintern heftig diskutiert wurde. Und ich finde es völlig legitim, strategische Rückzieher zu machen, die bisherige Vorgehensweise als einen Versuch zu bezeichnen und nun neue Erkenntnisse zu präsentieren und entsprechend zu handeln. Dabei braucht man jedoch nicht Tränen der Rührung auszubrechen. Denn die Zensur allein hätte Google wahrscheinlich nicht zu diesem Schritt motiviert, sie war schließlich schon vorhanden, als Google in China startete.

Googles verhältnismäßig kleiner Marktanteil in China (verschiedene Quellen sprechen von 20 bis 30 Prozent) ist schon länger ein Thema, denn nach wie vor ist für die Chinesen das KP-nahe Baidu die erste Wahl bei Suchmaschinen. Auch der letztjährige Weggang des CEO von Google China, Kaifu Lee, den Google 2005 von Microsoft abgeworben hatte (wofür das Unternehmen vor Gericht musste, da eine Konkurrenzausschlussklausel „übersehen“ wurde), gilt eher als Rückschlag für Google. Lee sah angeblich keine Chancen, Googles Marktposition in China zu verbessern.

Gemeinsam mit den Hacker-Angriffen gibt es also viele Gründe, die Google zu einem Rückzug aus dem chinesischen Markt bewegen könnten. Mit Wohlwollen kann man davon ausgehen, dass diese Gründe eben gerade alle zusammenkommen (schlechte Marktposition, Hacks, Zensur) und Google einmal mehr für enormes Geschick in Sachen Unternehmenskommunikation bewundern, denn dass in der aktuellen Berichterstattung nicht die scheinbar vorhandenen Sicherheitslücken, sondern Googles Gegenwehr gegen die chinesische Zensur (inkl. Glückwünschen von Menschenrechtsorganisationen — woher wussten die eigentlich scheinbar schon viel früher von dieser Ankündigung?) im Vordergrund steht, verdient Anerkennung, ebenso wie die Tatsache, dass Google das Thema Zensur in China aggressiv auf den Tagesplan holt.

Dabei darf man aber auf dem Teppich bleiben, was nicht allen gelingt. René bekommt bei Nerdcore eine „Gänsehaut“ beim Anblick der Fotos von Blumenniederlegungen und sieht gemeinsam mit mspr0 die Weltrevolution nahen. Letztgenannter kann seine Begeisterung ob der Aussicht auf die Google-Weltregierung kaum bremsen:

Wenn China, warum dann nicht auch Iran? Was gäbe es da noch für eine Rechtfertigung? Google wäre in der moralischen Pflicht, Informationen überall dorthin zu bringen, wo Zensur herrscht. Warum also nicht auch nach England? Oder nach Australien? Wozu sich überhaupt noch an Gesetze halten? Wozu überhaupt noch die Regulierungsansprüche von Staaten ernst nehmen? Wozu überhaupt noch Staat/Nation?

Und auf einen Schlag sähe jegliche nationale Gesetzgebung das Internet betreffend aus, wie ein Wutanfall von Mickey Mouse. Die staatliche Souveränität wäre als Prinzip angekratzt, wenn nicht gar völlig diskreditiert. Und es gäbe eine neue strategische Großmacht auf der Welt. Google kann Staaten stürzen.

mspr0 weiß zwar nicht, „ob das gut oder schlecht wäre“, aber er findet es „krass“.

Wäre es auch, und noch dazu weder wahrscheinlich noch wünschenswert. Wirtschaftsunternehmen, die Regierungen beeinflussen, gab und gibt es auch so schon zu viele (siehe dazu auch diesen ZEIT-Artikel), und die Vision von Google als noch größere politische Großmacht, als die sie ohnehin schon gelten können, bleibt in meinen Augen ein Horrorszenario. Mit Ausnahme weniger Menschen hat niemand Einfluss auf Google, es gibt den Konzern betreffend keinerlei demokratische Prozesse und keine Kontrollinstanzen — außer den Gesetzen der jeweiligen Länder, in denen Google oder jedes andere Unternehmen agiert.

Ich verstehe im Fall von totalitären Regierungen wie der chinesischen, dass man zum Vertrauen in Google neigt, bei demokratischen Staatsformen jedoch nicht. Die Vorstellung von mspr0 halte ich daher für eher „schlecht“, sie bleibt ein mittelmäßig durchdachter Science-Fiction-Ansatz, denn kein demokratischer Staat der Welt sollte sich einen solchen Eingriff gefallen lassen. Würde Google nationale Gesetze technisch umgehen, hätte das nichts anderes als eine Aufrüstung zur Folge, mehr restriktive Gesetze, Netzsperren und Filter. Und in Ländern, in denen Demokratie und Meinungsfreiheit von den Regierungen ohnehin als wenig erstrebenswert erachtet werden, würde halt das ganze Internet abgeschaltet und die Benutzung unter Strafe gestellt werden.

Und solange Google nicht die Menschen der Welt ernährt und ihre Schulen baut, solange wird sich wohl auch die Unterstützung innerhalb der Bevölkerung einiger Länder beim Kampf gegen Zensur in Grenzen halten, ein wichtiger Kampf, den wir uns leisten können, da unsere Grundbedürfnisse abgedeckt sind. Die staatliche Souveränität von Regierungen kann von demjenigen unterwandert werden, der den Menschen ein besseres Leben in Aussicht stellt, das alleinige Versprechen von freier Information, die zwar mit Sicherheit ein Teil dieses besseren Lebens ist, genügt dafür nicht.

Ich glaube, Google wird sich mit der chinesischen Regierung einigen, und wenn nicht, wird das die KP wohl wenig kratzen. Im besten Fall werden die heutigen Äußerungen von Google jedoch andere in China tätige ausländische Unternehmen zu etwas mehr Mut und Haltung motivieren und die Demokratisierungsprozesse in China weiter beschleunigen können. Das wäre zwar keine Revolution, aber sicher auch nicht schlecht.

60 Kommentare

  1. 01

    Nun, ich spiele da lediglich eine hypothetische aber nicht ganz so fern liegende Möglichkeit und deren Folgen durch. „Begeisterung“ ist vielleicht das falsche Wort. Eher „Faszinantion“.

    Denn wie man es dreht oder wendet. Ein offener Schlagabtausch von Google mit China wäre eine geschichtliche Zäsur und systemischer Paradigmenwechsel. Wer das nicht „krass“ findet, dem kann ich nicht helfen.

  2. 02

    China kann das Internet nicht abschalten, genauso wenig wie jedes andere Land, dass in der globalisierten Wirtschaft voll integriert ist.

  3. 03

    „Krass“ oder „heftig“, du sagst es ganz richtig: Es riecht nach Zäsur. Mit diesem Begriff kann wahrscheinlich nur niemand mehr etwas anfangen, daher kann ich die Benutzung von „krass“ nachvollziehen ;-)

    Ich finde es etwas zu früh für nachdenkliche Fragen, bin gerade nur absolut erschlagen von den Vorgängen. Über 30 große amerikanische Unternehmen wurden „bis zum Quellcode“ (so denn vorhanden) gehackt. Durch eine Lücke in einem einzigen Programm (adobe reader).

    Es riecht alles nach dem Cyber-Krieg, den sich niemand vorstellen kann und der bis jetzt nur schlecht verfilmt wurde. Was wird passieren? Wann schaltet China Google.cn ab, oder ist das schon passiert? Wird Google zum weißen Ritter, indem die Firmencracks Wege durch Chinas Zensurmauer suchen? Welche sind die weiteren Unternehmen, und wie folgenlos waren die Angriffe wirklich?

    Sorry, ich kann mir die Eigenwerbung nicht verkneifen, versuche lediglich die relevanten Meldungen zu sammeln: http://www.querbeet-deluxe.com/2010/01/chinesischer-angriff-auf-google/

    Es klingt etwas voyeuristisch, aber: Es ist einfach unglaublich spannend, was da passiert. Ich warte wie ein kleines Kind auf den Moment, an dem wir den Vorgang abschließend beurteilen können – entweder kommt er in 3 Tagen, oder es dauert noch Jahre bis dahin.

  4. 04

    Scheißegal, was der Grund dafür ist, dass Google sich zurückzieht. In der offiziellen Begründung (wenn ich die richtig gelesen habe) gehts weniger um Zensur, sondern mehr darum, dass China – obwohl Google sich schon bis an die Gewissensgrenze kompromissbereit gezeigt hatte – versucht hat, Google-Accounts zu hacken. Dass Google das nicht witzig fand und das gerne als Anlass genommen hat, klar zu machen, dass sie nicht alles mit sich machen lassen, kann glaub ich nicht ernsthaft kritisiert werden. Wie oft nutzt eine Firma einen Rückzug für ein Statement gegen Unterdrückung und für freie Meinungsäußerung? Ist doch schön! Das muss nicht heißen, dass Google immer nur lieb und nett und selbstlos ist, aber erst recht nicht, dass Google die Inkarnation des Leibhaftigen persönlich ist. Vielleicht ist es ja ein bisschen komplizierter.

  5. 05
    seb

    Kurze Anmerkungen, während ich mich gerade durch das „Dokumentations- und Informationssystems des Bundestages“quäle, um ein paar alte Vorgänge zur Diskussion rund um das Netz suche. (zB DRS 13/5197 ):
    – Ich wollte heute schon den Tweet erweitern um „Und den Mitarbeitern von Google vertraue ich mehr als denen von Regierungen und Staaten“ – aber das nur als Differenzierung zwischen Personen und Organisationen
    – der tweet selber ist die direkteAntwort auf eine Frage aus unserem Jean-Luc Think-Tank, den wir am Wochenende durchführten (http://atomsandbits.net/jean-luc-thinktank – bei dem wir u.a. genau diese Frage diskutierten http://twitter.com/PickiHH/status/7688251127
    – Und ja, ich finde es gut, dass eine Firma die klaren Worte ausspricht, die man sich eher von Politik gewünscht hätte.

    Was das für die Weiterentwicklung unserer Demokratie bedeutet, ist eine andere, viel spannendere Frage. U.a. durch das Netz sind wir eben nicht mehr gezwungen, alle Dinge an einzelne, nicht wirklich kontrollierbare Menschen zu delegieren, sondern könnten eben auch ganz neue Wege der Partizipation schaffen. Und dabei hilft u.a. auch, dass zB Google eine Policiy hat, die dafür sorgt, dass Informationen demokratisiert werden. Und das betrifft nicht nur Karten, sondern eben auch Analysedaten uvm

    Und ja, es ist bei aller post-privacy immer gut, sich im klaren darüber zu sein, dass alles was online ist durch Absicht oder Unfall auch für alle sichtbar wird.

  6. 06

    selten fand ich eine einordnung für mich persönlich so schwer wie in diesem fall. weil: ich kann einfach ALLE seiten verstehen. und das macht es mir unmöglich, mich da irgendwie zu positionieren. aber danke nochmal fürs aufschreiben, johnny. (nur nächtses mal die überschrift bitte nicht so „stern“, okay? ;))

  7. 07

    @#743676: Zugegeben, die ist sogar eher BILD, aber sie
    entstand als erste Reaktion auf Sebasos Tweet, den ich schon sehr bemerkenswert finde.

  8. 08

    Und Johnny, Du hast sicherlich auch schon von den DNS-Servern gehört, die Google allüberall hat aufstellten lassen, die mit enormen Kapazitäten und kaum vorhandener Latenz jetzt schon alle auf DNS basierte Netzsperrinfrastrukturen durch ihre bloße Existenz angreift.
    Im Grunde braucht es nur ein Weiterdenken dieses Konzeptes, nicht mal eine offene Konfrontation. Eine dezentrale, IP- und Domain-agilie, Tor-ähnliche Infrastruktur mit entsprechender Power, machte (vorsicht: Konjunktiv nicht Präteritum) bereits Zensurbestrebungen in fast allen Ländern, und damit auch deren Gesetzgebung, den Gar aus. Auch der „demokratischen“ Staaten. Und fertig ist Deine „Science Fiction“.

    Unmöglich ist das nicht. Google baut bereits am eigenen Netz, jedenfalls zwischen seinen Rechenzentren.

    Das beantwortet immer noch nicht, ob das gut oder gefährlich ist. Ich würde sagen: auf kurze Sicht gut, auf lange gefährlich. Klar. Wenn Google weiterhin öffentliche Aufgaben wahrnimmt, muss es irgendwie kontrolliert und legitimiert werden. Und zwar nicht nur wirtschaftlich.

  9. 09
    bongokarl

    Guter Artikel, danke dafür. Auch wenn ich nicht weiß, ob ich deine Meinung zu allen Teilen teile.

    Widersprechen muss ich jedoch mindestens diesem Satz:

    „Und in Ländern, in denen Demokratie und Meinungsfreiheit von den Regierungen ohnehin als wenig erstrebenswert erachtet werden, würde halt das ganze Internet abgeschaltet und die Benutzung unter Strafe gestellt werden.“

    Das halte ich für zu kurz gedacht. Siehe dazu auch den Kommentar von @Benni (2). China – und kein Land das so massiv in der globalen Wirtschaft mitspielt – kann es sich leisten, zurück in die digitale Steinzeit zu gehen.

    Insofern messe ich Google und anderen Unternehmen hier eine nicht zu unterschätzende Macht zu, die in diesem Falle durchaus positiv für Meinungsfreiheit/Informationsfreiheit/Demokratisierung ist. Die Frage nach den Motiven ist eine ganz andere, aber das schreibst du ja auch selbst.

  10. 10

    Der beste Artikel, den ich heute über Google gelesen habe.

    Allerdings glaube ich auch, dass es wohl eher „geschickte Unternehmenskommunikation“ als ein wahrhafter Paradigmenwechsel ist: Google kann einfach kein Geschäft in China machen. Und wenn ein Produkt nicht funktioniert, dann hat Google eigentlich noch nie gezögert es wieder vom Markt zu nehmen. (Wofür hat(te) man sonst das „Beta“?).

    Es wäre schön, wenn es andere Firmen in China zu „mehr Mut und Haltung“ motivieren würde – doch die Sorge, dass es bei „business as usual“ bleibt, ist sicherlich nicht unbegründet…

  11. 11
    bongokarl

    Jo, aber selbst ein kleiner Marktanteil von (sagen wir mal nur) 10% ist bei einem Markt von 300 Millionen Internetnutzern immer noch mehr als genug um viel Geld zu machen.

  12. 12
    CRom1

    Erschreckend inkonsequent einseitig jubelnd ist, wie die vermeintliche moralische Überlegenheit Googles gegenüber Staat und Zensur gefeiert wird, obwohl deutlich die Aufklärungsarbeit in Kooperation mit „US Authorities“ benannt ist.
    Dass die Cyberattacken bei Google und Co. von den USA als nationale Bedrohung wahrgenommen werden, ist in den ersten Kommentaren von Clinton nachzulesen. Mit welchen Behörden/Institutionen nun operiert wird, ist nicht veröffentlicht. Oder hab ich was übersehen?
    Startet jetzt Google vs. China? Ist das nun Google + Adobe + 20-30 andere + USA vs. China? Also Unternehmen gg Staat oder US-Unternehmen + Staat gg. Staat?
    Ich bin verwirrt.
    Aber: Dass sich Google aus Gewissensgründen in moralischer Verantwortung für Menschenrechte und damit gegen Marktanteile in China entscheidet, nehm ich denen einfach nicht ab. Es mag ein Punkt unter anderen sein, aber nicht die Motivation.

  13. 13
    Korinthenstuhlgänger

    „[…] dass in der aktuellen Berichterstattung nicht die scheinbar vorhandenen Sicherheitslücken […]“
    „[…] woher wussten die eigentlich scheinbar schon viel früher von dieser
    Ankündigung? […]“

    Johnny, du meinst vermutlich „anscheinend“, nicht „scheinbar“. Siehe http://www.korrekturen.de/beliebte_fehler/scheinbar_anscheinend.shtml . Ich hoffe du kannst das als Kompliment verstehen – ich habe sonst spontan keinen Anlass zum Meckern gefunden.

    @#743678: Für das eigene Territorium hat der Staat immer noch die Gesetzgebungsgewalt. Eine gewisse Infrastruktur fürs Internet (und seien es nur Empfangsgeräte) muss in aller Regel physisch innerhalb des jeweiligen Staates vorhanden sein, und der Staat hat durchaus die Möglichkeit hier einzugreifen, wenn seine Souveränität bedroht ist.

  14. 14

    Wie immer zu ähnlichen Anlässen der brillante Artikel aus „The Atlantic“ zur Zensurinfrastruktur in China. Etwas älter schon (man darf also getrost davon ausgehen, dass riesige Schritte nach vorne gemacht wurden) aber fürs Hintergrundwissen fast unentbehrlich: http://bit.ly/15K1zK

    Ich habe heute übrigens mit ein paar nerdigen und geekigen Chinesen (in China) gesprochen und obwohl sie es sehr bedauern, dass Google sich zurückziehen wird, halten sie es für den richtigen Schritt.

  15. 15

    Ich frage mich inzwischen, ob und wann in Deutschland Politik und Wirtschaft das Problem der Industrie- und Wissenschafts(!)spionage durch China öffentlich machen. Das ist ein Thema. Ein großes sogar.

  16. 16

    @Benni:

    China kann das Internet nicht abschalten, genauso wenig wie jedes andere Land, dass in der globalisierten Wirtschaft voll integriert ist.

    China kann sehr wohl das Internet abschalten und daraus ein Intranet machen zumindest brauchen sie google nicht.
    Und China hat sowas schon oft gemacht.
    Vor 2000 Jahren die Mauer gebaut, die Seidenstraße gekappt …
    Chinesische Seefahrer waren bis Afrika und Kalifornien, da ließ der Kaiser die gesamte Hochseeflotte verbrennen und China war über Jahrhunderte isoliert. Und nach den Kolonialwirren folgte die Kulturrevolution …

    China braucht (als einziges Land?) die Globalisierung nicht, die kommen zur Not auch alleine klar. Die denken in ganz anderen Zeiträumen.

  17. 17

    @#743678: Klar ist das alles technisch möglich. Und diese Infrastruktur baut Google auf und stellt sie allen — im Fall der Fälle selbst gegen bestehende Gesetze — zur Verfügung, einfach, weil sie so nett sind und um Werbung schalten zu können? Ohne, dass irgendjemand dagegen Einspruch erhebt? Glaubst du das? Und wer verschafft dir einen Zugang zu einem netzneutralen Internet, wenn dieser als illegal gilt und du offiziell nur noch das amazon-Shopping-Netz bekommst?

    Man kann auch verschlüsselt mobil telefonieren, es gibt auch Wege an der Vorratsdatenspeicherung vorbei. Solange diese jedoch quasi „illegal“ sind und nicht auf dem öffentlichen Markt angeboten werden (dürfen), bleiben sie denjenigen vorbehalten, die genug Geld und Einfluss besitzen: Kriminellen, Wirtschaftsbossen und einigen Politikern.

    Mir geht es doch aber sowieso gar nicht darum, ob etwas technisch umsetzbar ist. Mich erschrickt nur dieser Glaube in die Technik per se (oder hier: Google) und die Begeisterung, die ich dennoch aus deinem und Renés Artikel lese. Auf welcher Grundlage habt ihr mehr Vertrauen in ein gerade mal 12 Jahre altes US-Unternehmen, über deren Schlüsselfiguren wir so gut wie nichts wissen, als in demokratische Staatsformen? Oder, weil du vlt. sagen wirst, dass das bei dir nicht der Fall ist: Was wäre daran auf kurze Sicht gut, wenn sich Google gegen demokratische Staaten widersetzen würde? Was erwartest du dir davon? Dass Regierungen in bestimmten Fragen vor einem Unternehmen einknicken? Das wäre cool?

    Ich versteh’s wirklich nicht, daher die vielen Fragezeichen. Zäsur: Ja, vielleicht. Aber dein Artikel handelt nicht von Zäsur, sondern malt sich das von dir nicht weiter bewertete Szenario aus: Google kann Staaten stürzen.

    @#743679: @#743670: China kann natürlich nicht mehr völlig abschalten, es spricht aber wenig gegen auf bestimmte Unternehmen beschränkte und ansonsten kontrollierte Zugänge, oder?

    @#743673: Die Info mit dem Adobe Reader war mir neu, danke dafür!

  18. 18

    @#743690: Wir haben es hier in Deutschland weitestgehend zivilgesellschaftlich geschafft, die drohende Zensurinfrastruktur (vorerst) zu verhindern. Das ist sehr zu begrüßen.

    Andere, ja sogar viele, „demokratische“ Gesellschaften sind daran gescheitert. Auch hier in Europa.

    Wenn Google, allein durch die Bereitstellung von Techniken (und Google stellt bereit. Fast alles, fast immer, fast allen. So vielen wie möglich.) diesen Umstand und eine solche Gesetzgebung zu unterhöhlen, sehe ich – erstmal – eine gute Entwicklung drin. Und zwar eine Entwicklung, die eh immer als Möglichkeit im Netz geschlummert hat, die durch einige Hackertools für Fortgeschrittene ja bereits betrieben wird, aber eben erst durch Google (wie so vieles) gesamtgesellschaftlich relevant werden kann.

    Die damit einhergehende Machtakkumulation ist in der Tat beunruhigend. Das empfinde ich aber nicht erst seit heute. Ich hoffe, es ist ein zu lösendes Problem. Und damit meine ich natürlich eine Form der Vergesellschaftung. Wie die aussehen wird? Keine Ahnung. Aber ich bin mir ganz sicher, dass sie in nicht all zu ferner Zukunft nötig wird.

  19. 19
    stefanx

    nennt mich wahnsinnig, aber ich unterschreibe die aussage von ganz oben.
    ganz einfach, weil google etwas zu verlieren hat und markentreue im netz meiner erfahrung nach praktisch keine rolle spielt. insofern werden sie sich davor hüten, ihre macht irgendwann kaltblütig zu missbrauchen. und zum anderen, weil der staat im gegensatz zu google darauf scheißen kann, wenn ich ihm nicht vertraue. kann ich den staat wechseln? nicht wirklich, ohne mein komplettes leben zu ändern.
    natürlich ist die geballte macht von google teilweise beängstigend. aber sie ist mir wesentlich lieber, als wenn konzerne wie die telekom, siemens oder ähnliche diese macht hätten. dass firmen wie facebook und google irgendwann mächtiger sind als staaten, wird kommen. nicht heute und nicht in fünf jahren. aber die entwicklung ist meiner meinung nach eindeutig.

  20. 20

    @#743674: Es ist vermutlich viel komplizierter, na klar. Ich glaube auch nicht an ein Google = Gut oder Google = Böse.

    @#743675: Danke für die Erläuterungen. Darf ich mal fragen, wieso du Google-Mitarbeitern mehr vertraust als Regierungsmitarbeitern? Einfach nur aus dem Bauch raus oder aus Erfahrung? Und was ist denn bei dem ThinkTank herausgekommen? Oder anders: Was hältst du als Antwort auf die Frage „Wer wird in Zukunft die Politik gestalten? Unternehmen oder Staaten?“ für die erstrebenswertere Richtung?

    Ich bin ja echt kein Gegner von Technik oder Google und schaue eher optimistisch in die Zukunft und bin ebenfalls überzeugt von den demokratisierenden Kräften des Netzes, aber Netz ungleich Google und ehrlich gesagt kann ich euch (in diesem Fall dir und mspr0) teilweise nicht mehr folgen. Was meinst du mit „(„¦) dass Google eine Policiy hat, die dafür sorgt, dass Informationen demokratisiert werden“?

    Welche Informationen hast du denn z.B. über Google? Und welche Information außer deiner eigenen und der anderer Nutzer demokratisiert Google, die schon jetzt nur einen Bruchteil der Netzinhalte wiedergeben?

    Google hat großartige Produkte am Markt, die richtungsweisend sind, ja. Aber lasst uns doch mal bitte auf dem Teppich bleiben: Google „gibt uns“ genau und nur das, was Google uns geben will.

    Und dann noch dieses Buzzword der „Post Privacy“, herrjeh. Ist nicht böse gemeint, aber kann es sein, dass zuviel Think tanken das Sichtfeld etwas einengt? ;)

    @#743691: Ehrlich gesagt denke ich immer noch darüber nach, ob „wir“ da wirklich irgendetwas relevantes geschafft haben. Ja, vereinte Kräfte haben für eine wichtige Öffentlichkeit und Aufklärung sorgen können, aber das ist Bürgerinitiativen auch schon vor dem Internet manchmal gelungen und das ist, sollte man ja auch nicht vergessen, nur in einem System wie diesem hier überhaupt möglich. Und nicht durch Google.

    Aber ich erinnere daran: Das Sperrgesetz war quasi durch. Dass die Proteste daran einen Anteil hatten, dass die neue Regierungslegierung eingelenkt hat, ist zu hoffen, aber vielleicht ist der ganze Mist auch nur ein dämliches Spiel. Zu dem auch das Gefühl gehört, dass „wir etwas geschafft“ haben. Ich bin, das weißt du, nicht so negativ, wie das jetzt rüberkommt, aber du wirkst gerade wie ein Hippie, der mir was von Bloomen erzählt. ;)

    Zum Thema „was Google bereitstellt“: Siehe Absatz an Sebas. Google stellt bereit, was sie für richtig halten, und das im Rahmen der lokalen Gesetzgebung, wie denn auch sonst?

  21. 21
    Irreversibel

    „Vertrauen kann man einer einzelnen Person, aber weder einem Unternehmen (noch dazu einem mit rund 20.000 Mitarbeitern) noch einer Regierung.“

    Die Aussage finde ich ziemlich gewagt. Natürlich muss es Kontrolle & Transparenz geben aber keine staatliche oder zivilgesellschaftliche Institution kommt in einer halbwegs liberalen Demokratie ohne Vertrauen aus.

  22. 22

    Ich habe auch immer gesagt, dass ich Google mehr vertraue als der Regierung. Mein Grund dafür war der schlichte Erfahrungssatz, dass Regierungen (z.B. die deutsche) seit Jahr und Tag nach dem Credo leben „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ und einen beispiellosen Datenhunger an den Tag legen. Google hingegen hat immer transparent und glaubhaft versichert, dass sie Daten eigentlich nur speichern, wo es für das Produkt oder technisch notwendig ist, und Google ist in dieser Hinsicht bisher meines Wissens noch nicht beim Lügen erwischt worden.

    Dann habe ich allerdings irgendwo gelesen, dass Google die Daten in den USA speichert, wo sie dem Patriot Act unterfallen. Das bedeutet, die NSA liest und filtert meine Emails. Und das hat Google mir nie erzählt. Seitdem vertraue ich Google auch nicht mehr.

  23. 23

    Mal ein kurzer Einwurf: wer in den Medien und den Blogs kam eigentlich zuerst auf die Schnapsidee, bei 30 Prozent Marktanteil von „wenig“ zu reden?

    Ich weiss, Google hat (fast schon standardmässig) wahnsinnig hohe Marktanteile und die Politik verlabert sich deswegen gerade die letzten Glaubwürdigkeitspunkte, aber andere Unternehmen würden in Jubelstürme ausbrechen bei solchen „Quoten“. Das sollte man bei solchen Analysen und Kommentaren über Google in China eigentlich nicht vergessen. Und Google – wenn die selber so denken – schnellstens ihr Denken anpassen.

    Interessanter wäre schon die Beantwortung der Frage, ob die Anteile gestiegen, gleich geblieben oder leicht gesunken sind und wie die Situation bei den Umsätzen mit Werbung und anderen Diensten aussieht.

  24. 24
    fg

    Hier wird eine erbse mit einem giganten verglichen. Ein wenig anmaßend ist es auch.
    Ein relativ unwichtiges unternehmen mit einem staat wie china zu vergleichen, besonders mit dem dortigen staatssystem oder gar ein kräftemessen überhaupt in betracht zu ziehen — starkes stück.

    Eigentlich braucht niemand google. Schön das es google gibt, sollte es ab morgen Google nicht mehr geben (Weltweit) — und? „¦ dann gibt es andere. Es ist eine suchmaschine. Man würde SIE möglicherweise vermissen, aber das war es dann auch schon.
    Dagegen beeinflusst jede regung chinas das weltgeschehen. Als ob es china auch nur jucken würde, wenn google … egal was auch immer tut.

    Wie immer werden unternehmen alles mitmachen was die KP verlangt – Als belohnung winkt ein 1,5 Milliarden Menschen Markt. Sie alle wollen irgendwann bedient werden. Das sind kunden die ALLES brauchen, was man von, den schon zu satten, kunden im westen nicht mehr behaupten kann. Wen juckt auch nur ansatzweise Google.

    Ps. ja, es ist mir schon klar was google alles anbietet und wie finanzstark sie sind „¦ und?

  25. 25

    Hat hier niemand Neuromancer gelesen? Mir hat die Lektüre einen kalten Schauer über den Rücken gejagt und ich wünsche mir keine Zukunft, in der Supranationale Konzerne den Staat ersetzen. Lesebefehl!

    http://en.wikipedia.org/wiki/Neuromancer

  26. 26
    Bernd

    Falls Google China wirklich boykottiert(was ich nicht glaube), könnte es passieren, dass Microsoft mit Bing den Markt übernimmt, oder die Chinesen ihre eigene Suchmaschine entwickeln.

  27. 27

    Ich finde Sebasos Tweet unterirdisch, weil er jede Form von Demokratie infrage stellt.

  28. 28
    dingdong

    @#743709: die chinesen haben ihre eigenen portale. nicht umsonst hat google nichst zu melden und streicht ebay die segel. baidu, sohu, alibaba usw.

  29. 29

    In den USA wird der gesamte Zahlungsverkehr in Europa abgehört, aber wenn in China Emailkonten bei Google mitgelesen werden, wird ein riesiges Theater gemacht.

  30. 30

    Konzerne kümmern sich vor allem dort um ein gutes Image, wo ihr zahlungskräftiger Kunde sitzt. Es gibt Ölkonzerne, die in Afrika Menschen über die Klinge springen lassen und deren Umwelt verseuchen und gleichzeitig in Europa Anzeigen schalten, wie umweltfreundlich und innovativ ihre Technologien sind.

    Wenn sich große Konzerne nicht wie die Axt im Walde aufführen, ist das meist darauf zurückzuführen, das es ein erhebliches Korrektiv gibt. Sei es nun der Markt, der Staat, die Medien oder der Konsument selbst. Der Markt ist mächtig aber dumm, der Staat extrem lahmarschig aber immerhin mit genügend Macht ausgestattet, die Medien haben ohne die anderen nichts zu berichten und den Konsumenten fehlt meist die Struktur um etwas ausrichten zu können, egal wie richtig das Anliegen auch sein mag. Alle vier beeinflussen sich.

    Ich fühl mich wesentlich wohler, wenn alle vier Faktoren in Balance sind.
    Im Fall von China und Google kann man sich ja noch freuen. Aber was passiert, wenn Genkonzerne ihre Macht dazu benutzen auch in Europa die Gesetze nach ihren Vorstellungen umzumodeln (ist im vollen Gange)? Was passiert, wenn Gesundheit, Bildung, Rente, Grundversorgung plötzlich davon abhängen, ob man bei einem der neuen Entitäten Mitglied ist, die die Staaten ersetzt haben?

    Klar. China ist, wenn es um Meinungsfreiheit geht, ein willkommenes Opfer wenn ein Konzern seine Macht gegen den Staat/dieNation auspielt, aber es könnte in anderen Szenarien ganz andere Treffen (zum Beispiel uns) und dann geht es evtl. nicht mehr um Meinungsfreiheit sondern darum, ob wir selbst bestimmen dürfen, wie wir leben wollen.

    Ich werde es begrüßen, wenn Google es tatsächlich schafft einen Keil in die Chinesische Firewall zu treiben. Aber ich bleibe seeehr skeptisch, ob es eine gute Idee ist, Konzernen und damit letzlich wirtschaftlichen Interessen so viel freie Hand zu lassen, dass sie in der Lage wären, Staaten zu stürzen.

  31. 31
    Svennö

    Hmmm, Google in einem Cyber-Stellvertreterkrieg für die USA…

    the 21st century has begun!

  32. 32
    wasa

    Einige Kommentare hier scheinen mir die Macht von Google stark zu überschätzen…

    So wie es jetzt aussieht, ist google.cn ganz einfach Geschichte. Die CPC wird niemals ihre Zensurrichtlininen ändern, nur weil eine ausländische Firma diese öffentlich anprangert (bzw. sie ohne Beweise dem Hacken von Accounts beschuldigt) – wenn die gegebenen Konditionen nicht akzeptiert werden, wars das eben mit der Lizenz. Goole selbst kann nach diesem großmauligen Statement auch nicht mehr zurückrudern, ohne (im Westen) Gesicht zu verlieren.

    Zur „Freiheitsförderung durch Bereitstellung von techn. Infrastruktur“: Das ist doch totaler Quatsch. Schon jetzt sind GoogleDocs und andere Dienste von Google in China gesperrt – und wenn Google weiter auf Konfrontationskurs geht, ist es technisch ein leichtes die gesamten google.** domains zu sperren. Und das wäre eine deutliche Verschlechterung der momentanen Situation.

  33. 33
    Sedat

    Wieso konnte ich diesen Artikel eigentlich nicht bei Facebook verlinken?

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  34. 34

    @#743722: Sollte nicht an uns liegen. Hast du mal den Facebook-Knopf bei diesen Social-Dingens-Buttons unter dem Artikel probiert?

  35. 35
    murrayy

    Na wenigstens einer bleibt auf dem Teppich…
    Das ganze ist nun wirklich keine große Sache.

  36. 36
    Urbster

    Ich glaube es geht auch darum wem würde ich meine Daten anvertrauen. Oder was ist gefährlicher ELENA oder ein GoogleMailKonto zu besitzten? Ist das zu stark vereinfacht? Natürlich ist es das, wer in 140 Zeichen alle Aspekte bewertet haben will der hat ein Problem. Um seine Gedanken in 140 Zeichen zu packen muss man nun mal vereinfachen. Aber es ist ein Quentchen Wahrheit drin. Wenn du einen Vote auf deine Seite packst: „Vor wem hast du mehr Angst, dass er deine Mails liest? a) Google b) Schäuble“ Denke ich dass die Mehrheit für Schäuble stimmen wird. Wird es dadurch richtig? Ich weiß es nicht, aber es ist der Ausdruck der Gefühlslage vieler Internet-Nutzer in diesem Land.

    PS: Wenn man noch c) Schwester/Freundin/Ehefrau/Mutter dranhängen würde, hätte man andere Ergebnisse

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    Tim

    Ist doch alles nur Business. Google hat einen zu kleinen Marktanteil in China und der Aufwand, den Vorgaben den chinesischen Behörden zu genügen ist immens und rechfertigt nicht die Einnahmen. Perspektivisch kaum eine Besserung zu sehen. Die Ressourcen kann Google besser in andere Projekte stecken, von denen sie ja massig haben, wave, goggles, usw. Die haben nur eine Möglichkeit gesucht, mit Knalleffekt und Imagegewinn da raus zu kommen.

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    Guter Artikel. Aber ich wundere mich immer wieder, dass durch alle Medien hinweg von „žkleinen“ Marktanteil bei 20-30% gesprochen wird. Dabei ist das, bei einem Land von der Größe von China keineswegs eine schlechte Ausgangsbasis. Ich glaube kaum, dass Google sich aufgrund schlechten Perspektiven von China verabschieden will.

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    sebaso

    @#743698:

    Oh, interessante Diskussion hier.

    1. Ich schrieb ganz bewusst „Google“ und nicht „Konzernen“. Ich halte nichts davon, dass man die Steuerung eines demokratischen Gemeinwesens Konzernen überlässt. Ich denke aber, dass Google mit seiner Arbeit dazu beiträgt, die demokratische Steuerung besser zu machen. Initiativen wie OpenGov und OpenData würden nicht solch eine Verbreitung finden, wäre (u.a.) durch Google der Umgang mit Daten von einer Geheimwissenschaft zu einem ganz alltäglichen Ding geworden. Und Googles Policy ist, Daten allen zur Verfügung zu stellen, nicht dem, der am meisten für zahlt. Ob durch Google-Maps (Karten wurden früher wie Staatsgeheimnisse gehütet, Geodaten waren nur für teueres Geld zu haben), Auswertungen aus google-analytics, google-adwords, suchtrends usw usf. Und Informationen sind nunmal Grundlage für eine ernsthafte Beteiligung – und wenn hier grundlegende Informationen kein Herrschaftswissen mehr sind, dann ist das eine Demokratisierung von Daten.

    2. Vielleicht hätte ich zur besseren Erklärung „Nationalstaaten“ geschrieben, hätte ich gewusst, dass der Tweet so eine große Verbreitung findet. Ich halte wie einige andere das Konzept Nationalstaat für ein überholtes Konzept.

    3. Ich vertraue *mehr* heißt nicht, dass ich Google bedingungslos vertraue. Zum einen gehe ich ganz selbstverständlich davon aus, dass *niemand*, egal wie sehr er es mir versichert, meine Daten 100% schützen kann. Zum anderen gibt es auch genug Sachen, wie die Durchsuchbarmachung des kompletten alten Usenets aus vor google-zeiten ohne einfache opt-out Möglichkeit, bei denen auch Google nicht so mit meinen Daten umgeht, wie es wünschenswert wäre.

    Aber der große Unterschied ist: In den allermeisten Fällen gebe ich Google meine Daten freiwillig. Der Staat, der im Zweifel viel schludriger mit meinen bei ihm hinterlegten Daten umgeht *zwingt* mich dazu, im Daten zu überlassen. Stichwort Einwohnermeldeamtsregister, ELENA, TollCollect, Fingerabdrücke für Reisepässe, Krankenversicherung, aufgelöstes Bankgeheimnis etc pp

    3. Die Vertrauensfrage halte ich für eine ganz elementare Frage. Natürlich ist ein Vertrauen in Strukturen und Institutionen wichtig. Aber diese setzen sich aus Menschen und Gruppen von Menschen zusammen. Mit ganz eigenen Motivationen und Hintergründen. Und ich habe genug Erfahrungen, um sagen zu können: Wenn ich mir Politik- und Verwaltungsstrukturen anschaue – und daneben die Unternehmensstruktur von Google sehe, dann kann ich sagen, dass vom Personalrecruiting über den Umgang mit Daten und Produkten bis zur Einstellung gegenüber „Kunden“ Google mit seiner Form zu arbeiten wesentlich vertrauenswürdiger ist. U.a. deswegen, weil es eine Struktur ist, in der man für sein Handeln Verantwortung übernehmen muss.

    4. Was ich als Antwort auf die Frage „Wer wird in Zukunft die Politik gestalten? Unternehmen oder Staaten?“ für die erstrebenswertere Richtung halte? „Wir“ Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt, und so habe ich auch die Ergebnisse des Think-Tanks verstanden: Wir müssen aus dem „Wir haben schon mal angefangen“ heraus dafür sorgen, dass Politik von den neuen (oder einfach nur besseren) Möglichkeiten profitiert a) mehr Menschen die Mitwirkung an der Gestaltung der Gesellschaft zu ermöglichen b) das ganze besser informiert zu machen, als das bisher möglich war und c) das ganze nicht mehr aus einem Nationalstaatenblick heraus zu tun, sondern aus einer Weltweit vernetzen Interessensgemeinschaft, die voneinander und miteinander lernt und wachsam dafür sorgt, dass nicht einzelne Konzerne oder sonstige Gruppen Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren.

  40. 40
    thinktank

    i ♥ u

  41. 41

    @sebaso (39.2)
    deine idee, es solle keine nationalstaaten mehr geben, finde ich gewagt. die meisten hier werden sich wohl auch als weltbürger verstehen, aber deshalb gleich staaten auflösen? wer sollte administrative aufgaben wahrnehmen? wer sich um soziales kümmern? möchtest du wirklich eine weltregierung haben? einige wenige würden über das schicksal aller entscheiden; etwas anderes anzunehmen, widerspräche der menschlichen natur.
    dass man über grenzen hinweg ideen teilt und vorstellungen verwirklicht, lösungen in supranationalen interessengemeinschaften erarbeitet, bestimmte (z.b. netz-) fragen übergeodnet löst: ja. dass alle völker und kulturen in ihrer verschiedenheit einer weltregierung unterfallen, die dann ja auch die weltweite wirtschaft lenkt (die dann wirklich nur noch aus ein paar gigantischen konzernen bestünde): nein. ausserdem finde es ganz angenehm, irgendwo ‚hin zu gehören‘. was meinem empfinden, weltbürger zu sein, überhaupt keinen abbruch tut.

  42. 42
    sebaso

    @#743775: Eine Mischung aus verstärkter Subsidiarität, die Entscheidungen und das Know-How für eine Entscheidungsgrundlage viel mehr auf der lokalen und regionalen Ebene verortet und eine Weltregierung dieser regionalen Einheiten stelle ich mir da vor.

    Das ganze orientiert an übergreifenden Themenkomplexen: Umweltschutz (bsp Rhein – 5 Staaten, die er berührt), Arbeitnehmerschutz (macht Lohndumping schwieriger, wenn es global verhandelt wird, statt durch nationalstaatliche Abwehrsysteme), Menschenrechte etc

    An geografischen Standorten orientiertes Handeln (ob in Form von Staaten oder monolithisch und hierarchisch aufgebauten Organisationen wie Firmen, Parteien, Gewerkschaften) ist ein Relikt aus einer Zeit, als Informationen zu Fuß oder per Kutsche verbreitet werden mussten und man sehr hohe Transaktionskosten für Austausch und Zusammenarbeit hatte.

    Natürlich stehen wir da mit der Entwicklung noch ganz am Anfang, aber ein Blick nach vorne halte ich für die bessere Strategie für die aktive Gestaltung der Zukunft.

  43. 43

    Apropos Zensur – hier gibt es eine schöne Graphik zu dem Thema: http://www.informationisbeautiful.net/2010/what-does-china-censor-online/

  44. 44
    Fabian

    trägt nicht zur diskussion bei, aber zum google-thema:

    http://googlegooglegooglegoogle.com/

  45. 45
    Koz

    Der intelligenteste Satz den ich bisher in den Kommentaren gelesen habe kam von Crom1(12)

    „Dass sich Google aus Gewissensgründen in moralischer Verantwortung für Menschenrechte und damit gegen Marktanteile in China entscheidet, nehm ich denen einfach nicht ab. Es mag ein Punkt unter anderen sein, aber nicht die Motivation.“

    Jetzt mal ehrlich, als ich heute Morgen die FAZ und die FR aufgeschlagen habe hätte ich einfach nur brechen können…
    Ein Lobgesang nach dem anderen auf die achso engagierte Haltung die sich Google jetzt auf die Brust schreibt….
    Und dass die Jahre Lang selbstverständlich bei der Zensur mitgemacht haben ist jetzt Vergeben und Vergessen? Wenn sie von Anfang an gesagt hätten dass sie da nicht mitmachen – das wäre ein Grund zum Feiern gewesen!
    Das ganze wirkt einfach nur surreal auf mich – Das ist doch das gleiche als wenn ein Unternemen Jahrelang von Kinderarbeit profitiert hat, sich das Produkt dann plötzlich nicht mehr gewinnbringend verkaufen lässt und die dann sagen „Wir stellen unsere Produktion in XY aus moralischen Gründen ein.“ Und alle Jubeln!!!!

  46. 46
    Christoph Kappes

    Danke Johnny. Stimme nicht in allen Punkten zu, aber für die polemische und desaströse Diskussion der letzten Wochen ist es gut, dass sich mal jemand kritisch und abstrakter zu Google äussert, der sich mit dem Internet auskennt.

  47. 47
    Michael

    gute Punkte. War auch mein Standpunkt in dem anderen Artikel. Wenn auch viel kürzer ;)

  48. 48

    @koz
    hättste nzz gelesen, wär dir viel erspart geblieben ,)

    @sebaso
    ist nicht bös gemeint: vor 30 jahren war ich auch mal so idealistisch. na ja, ein bißchen träum ich ja immer noch… aber ich glaube, das werden nicht mal die enkel (die ich nicht habe) noch erleben. das dauert.

  49. 49

    Das ist der wahre Punkt.
    ‚Hättest Du mal gelesen.‘

    Danke für den Hinweis.

    @PiPi