München in den Achtzigern, es ist die Zeit von Kiss, Mötley Crüe und Van Halen. Holzingers Andi hat die Haare schön und obendrein einen Bass bekommen, seinem kometenhaften Aufstieg als Rockstar in einer Hair-Metal-Band steht also nichts mehr im Weg. Unter Tonnen von Schminke und begleitet von funkensprühenden Pyroshows arbeit sich Llord Nakcor ganz nach vorne, bis hin zum Plattenvertrag, und als endgültig der Durchbruch winkt, kommen ein paar versiffte Gestalten mit Akkustikgitarren und übernehmen die musikalische Weltherrschaft. Sie heißen Nirvana, und sie beenden die ruhmreiche Ära des Hair-Metal, ein Einschnitt, an den sich die Friseurinnen-Innung noch heute tränenreich erinnert. Und Hermann Bräuer.
Hermann Bräuer hat die Geschichte von Llord Nakcor in seinem Buch „Haarweg zur Hölle“ aufgeschrieben, die Geschichte einer Jugend in München, die Geschichte einer Band in den 80ern, über Lidstriche, Jägermeister und zerstörte Boxentürme: alles, was ein Jugendroman braucht. Und er erzählt das alles so locker, charmant und pointiert, so liebevoll und nachsichtig mit seinen Protagonisten, dass man für einige Momente bedauert, nicht zurückreisen zu können ins München der 80er, um sich die Haare lang wachsen zu lassen und viel Unfug mit einem Haufen Kosmetika anzustellen.
Und wenn man schon mal Gelegenheit zum Namedropping hat: Das meinen die Rezensenten. „Turbulent und amüsant“ (SpOn), „sehr gut erzählt“ und „beissend komisch“ (Welt) „durchschlagend szenischer Witz“ (Zeit).
René Hamann hingegen schreibt über das Gegenteil von München, nämlich Berlin. Seine kleinen, hintersinnigen Miniaturen aus allen Ecken der Stadt, durchzogen von kleinen Absurditäten und seltsamen Alltäglichkeiten sind von beruhigender Eleganz. Man kann es nicht besser sagen, als damals Werner van Bebber im Tagesspiegel: „Aber Hamanns Buch ist so schön kühl, lakonisch, uneitel und — Danke! Danke! — frei vom regierungsamtlichen und berlintourismusmarketingmäßigen Hype, dass man diese spröde spannende Stadt wiedererkennt hinter allen Be-Berlin-Fassadendekorationen. Hamann mag Berlin, das ist zu spüren.“
Hermann Bräuer und René Hamann zu Gast bei Read on, my dear
20.01. Einlass 20:00 Uhr, Start 20:30
Yuma-Bar
Reuterstraße 63
Eintritt frei, Austritt mit Hut
http://www.verbrecherverlag.de/buch/311
Schade dass ich nicht vor Ort sein kann.
Wünsche alles Gute