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Rettungsanker Haiti: Danke!

Es war ein Novum für Spreeblick und auch für mich als Person. Zum allerersten Mal habe ich vor einer Woche damit begonnen, meinen und unseren Namen mit einer Spendenaktion zu verbinden, unsere Leserinnen und Leser also direkt darum zu bitten, ihr Geld für einen bestimmten Zweck auszugeben.

Die Erdbeben-Katastrophe von Haiti, bei der mit über 100.000 Toten und einem Vielfachen an Verletzten gerechnet wird, und die das ohnehin von Armut und Chaos gebeutelte Land binnen weniger Minuten in den verzweifelten Kampf ums pure Überleben gestürzt hat, ist Grund genug, wenigstens in die eigene Tasche zu greifen und andere darum zu bitten. Zehntausende von Prothesen werden in den nächsten Wochen lt. SZ für die Überlebenden benötigt, hunderte von Notoperationen werden täglich unter freiem Himmel durchgeführt, und über allem schwebt die zusätzliche Angst vor Seuchen, Gewalt und Nachbeben. Die Angst davor, dass man von der Hölle in das dunkle Verlies darunter geschickt werden könnte.

Nur Schwerstzyniker und Gewohnheitsfatalisten können in einem solchen Fall darüber sinnieren, dass Geld nicht wirklich hilft und sich über „Gutmenschen“ beschweren.

Es stimmt: Das Thema Hilfsorganisation (und Entwicklungshilfe nochmal mehr) ist viele Diskussionen wert. Es stimmt ebenfalls, dass alles, was mit Geld zu tun hat, auch ein Geschäft ist, von dem nicht nur in diesem Fall fatalerweise auch Leute profitieren, die alles andere als Katastrophenopfer sind. Und es ist ebenfalls richtig, dass Geld allein nicht hilft.

Ich betrachte Geldspenden dennoch als enorm wichtig und keineswegs als „Ablasshandel“, sondern als eine Art der Anteilnahme und Unterstützung derer, die tatsächlich helfen können. Ich behaupte, dass beinahe jede Spenderin, jeder Spender sich wünscht, den Mumm, das Know-How und die Ausbildung dafür zu haben, sich aktiv und vor Ort nützlich zu machen, ich behaupte, dass viele Menschen mehr tun würden als Geld zu geben, wenn sie könnten. Und ich weiß, dass vielen die Ambivalenz von Spendenaktionen sehr bewusst ist.

Weshalb ich mich umso mehr bedanke für euer Vertrauen in uns als „Absender“ der Rettungsanker-Aktion und auch für die Unterstützung bei der Verbreitung im Netz, die auch von Medien wie z.B. Der Westen, Welt Online und JoSchaefers für die Frankfurter am Sonntag kam und noch immer kommt.

Ich gehe davon aus, dass die „Zielsumme“ (viele Wörter sind in einem solchen Kontext erbärmlich und unangemessen) übers Wochenende erreicht wird. Die Aktion ist damit nicht beendet, Spenden sind weiterhin möglich, nötig und willkommen, das monetäre, symbolische „Ziel“ heben wir jedoch nicht noch einmal an.

Das wahre Wunschziel, solche und andere Tragödien gar nicht erst passieren zu lassen, kann niemals erreicht werden, weshalb wohl niemand eine Spendenaktion wirklich als „Rettung“ bezeichnen würde — es bleibt aber die Hoffnung, einen minimalen Hilfsbeitrag zu leisten. Ich gehe nach den Gesprächen mit „Aktion Deutschland Hilft“ beruhigt davon aus, dass euer Geld an einer richten Stelle angekommen ist.

Wir würden als Medium gerne mehr leisten als Spenden zu sammeln oder Reportagen zu verlinken. Ich konnte zwar in den vergangenen Tagen mit Hilfe einiger Leser/innen Kontakte zu Menschen auf Haiti und/ oder Freunden dieser Haitianer aufnehmen und sie um kurze Dialoge, Berichte oder Eindrücke bitten, ich bin aber enorm schlecht darin, bei solchen Ereignissen „nachzuhaken“. Ich gehe davon aus, dass man auf Haiti wichtigeres zu tun hat, als Texte zu tippen oder mit mir zu skypen, habe vollstes Verständnis dafür und mag den Leuten nicht auf den Wecker gehen und damit im Weg stehen.

26 Kommentare

  1. 01

    chapeau spreeblick und alle spender…

  2. 02
    Melinda

    Ich finde es echt schön wieviele Menschen sich weltweit solidarisieren und zusammenlegen um ihren Mitmenschen in Haiti zu helfen. Auch wenn nicht jeder Euro davon direkt ankommen wird, was ja auch nicht möglich ist, denke ich schon, dass wir damit etwas bewirken. Ich hoffe auch, dass durch diese Katastrophe wenigstens ein paar Leuten mal die Augen geöffnet wurden, wie schwer es Menschen in anderen Länder haben.

  3. 03
    Ste

    Spenden-Wahn bei Spreeeblick.

    Erst 10000
    Dann 25000
    uuuh…

    Ich habe meine Zweifel. Es gibt genug Geschehen und Länder die auf Spenden angewiesen sind und halte nichts davon gerade JETZT zu spenden weil alle Welt (alle? nein ein kleines Dorf….) auf Haiti (spree)blickt.

    Ich spende für Christoph Schlingensiefs Afrika-Projekt:
    http://www.festspielhaus-afrika.com/weblog/

  4. 04

    Natürlich gibt es viele Geschehen und durch traurige Ereignisse gebeutelte Orte weltweit, natürlich gibt es viele Projekte, die auf finanzielle Hilfe angewiesen sind. Nicht nur HIER und JETZT. Und natürlich möchte man helfen – aber mal ganz ehrlich: Das Vor-sich-herschieben nach der Erkenntnis „Ich wollte ja mal…“ siegt dann doch meist. Deshalb find ich die Initiative vom Spreeblick klasse. Sie gibt mir den nötigen Schubs, JETZT was zu tun: mich jetzt damit auseinanderzusetzen, mich jetzt zu informieren – und eben jetzt wirklich auch zu spenden. Vielen Dank dafür.

  5. 05

    Es gibt übrigens noch etwas, was die Leute tun können, die nicht Geld spenden wollen oder können: die Pharmaindustrie in diesem Land anschreiben und diese aktiv zu höheren Sachspenden auffordern. Wenn ich mir angucke, dass deutsche Klamotten-Konzerne bis zu eine Million geben können, die Bayer AG es auf gerade mal von sich aus auf 90.000 Euro Sachspenden schafft (die Resthöhe der Spenden von denen der Mitarbeiter abhängig macht), ist das mehr als zynisch zu bezeichnen. Denn in keinem Land verdienen in Europa Pharmaunternehmen soviel an den Patienten wie in Deutschland. Wenn sie schon an der hohen Marge, die sie an uns machen, nicht nach unten schrauben wollen — dann sollen sie wenigstens davon an andere in Notsituationen deutlich mehr abgeben.

    Und Medizin wird zur Zeit in Haiti neben Wasser und Essen in dieser Notfallsituation am meisten benötigt.

    Wir dürfen einigen Unternehmen momentan offensiver auf die Füße treten, die Deutsche Bank nutzt beispielsweise ihre Spende, um online aktiv für sich zu werben, nicht nur Zynikern fällt dabei auf, dass sie dabei die Summe lieber in US-Dollar angibt, anstelle der sonst allgemein üblichen Euro-Nennung. Klar, die Summe klingt höher. Auch die Deutsche Bank kann man fragen, warum sie sich bei ihren Umsätzen im letzten Jahr (absoluter Nutznießer aus den Banksubventionen in den USA übrigens) nicht in der Lage sieht 4 Millionen Euro zu spenden.

    Nein, ich bin auch nicht der Meinung, dass man jemanden seine Spendenhöhe vorrechnen sollte. Es soll geben, was jeder geben kann und mag. Aber wenn ein Unternehmen meint Imagepflege mit seiner Spende zu betreiben und einige Unternehmen oder ganze Industrien wie kaum andere im Globalisierungszeitalter von den armen Ländern profitieren, dann sollen sie ihr Geld in einem solchen Fall auch en masse geben. Ich habe ein Problem damit, wenn eine Bayer AG lächerliche 90.000 Euro locker macht, weil sie eh weiß, Organisationen wie „žÄrzte ohne Grenzen“ werden bei ihnen sowieso einkaufen müssen.

  6. 06
    Ste

    nur: Tue gutes so wie dir möglich ist, aber rede nicht davon.

  7. 07

    @Ste: warum nicht? solange man sich nich als held aufspielt ist das doch gut. andere denken dann drüber nach und machen auch was.

  8. 08
    Mike

    Was genau ist der Grund nicht darüber zu reden? Muss man sich dafür schämen gutes zu tun?
    Gerade diese Aktion von Spreeblick zeigt doch, dass das genaue Gegenteil der Fall sein sollte: Durch mein Vorbild andere zu motivieren ebenfalls zu helfen!

    Glückwunsch zu dieser tollen Aktion, Spreeblick. Auch ich habe meinen kleinen Teil zum Erreichen des Ziels beigetragen!

  9. 09
    Ste

    @mike: nein du sollst dich natürlich nciht schämen! ist das so schwer zu verstehen?

  10. 10

    Hallo Johnny,
    nochmals ganz herzlichen Dank für dein Engagement, es war für uns überwältigend zu sehen, welche Welle der Hilfsbereitschaft du ausgelöst hast und was das Internet hier leisten kann. Ich danke dir und allen Spendern im Namen unserer Hilfsorganisationen!! Die Helfer geben vor Ort wirklich ihr Bestes. Über 25.000 Euro sind eine riesen Summe, die uns ermöglicht, das Leid vieler Menschen zu lindern. Ich sende dir die Tage nochmal nen Link zu einer neuen Telefonkonferenz von uns, dann weißt du, was unsere Orgs derzeit tun. Nochmals 1000 Dank an alle Spreeblick-Spender! LG Thilo Aktion Deutschland Hilft

  11. 11
    readsalot

    deutschland hilft. ne klar.

    eine etablierte organisation war nicht gut genug?

    ich persönlich habe an ärzte ohne grenzen gespendet, auch weil ein guter freund von mir dort tätig ist.

    in sachen hype, der kurz nach katastrophen abgeht, sollten wir eigentlich vom tsunami gelernt haben. haben wir aber nicht.

    1) spendenportale meiden wie die pest – prüfsiegel sind billiger als alter reis
    2) vertrauenswürdige, etablierte ngos mit spenden ohne verwendungszweck bedenken damit diese vernünftig planen können

    deutschland hilft, my ass

  12. 12

    Tolle Aktion, die ich gerade finanziell unterstuetzt habe und nun auch auf meinem Block ankurbele.
    Aber wo bitteschoen gibt es passende Widgets? Gerne auch nen Block, den ich prominent featuren kann. Ich finde es einfach nicht auf der Helpedia Seite

  13. 13

    Ich sag‘ einfach DANKE, dass Ihr Euch habt auch von mir mit „anstupsen“ lassen und es ist ein wunderbares Gefühl zu sehen, dass es weit, weit mehr als nur „funktioniert“ hat. Großartig.

  14. 14

    @Sascha Pallenberg: Den Code zu Johnnys Aktion bekommst Du von Johnny. Wenn Du eine eigene Aktion anlegen möchtest , erhältst Du in Deinem Profil den Code zu deiner eigenen Aktion.

  15. 15
  16. 16

    Danke Johnny für die Aktion und das Netzwerken.

    In eigener Sache möchte ich noch darauf hinweisen, das das Prinzip der Spendenaktion von jedem zu jedem Anlaß auf Helpedia genutzt werden kann. Statt geschmackloser Geschenke zum Geburtstag nächstes Mal Spenden an die gemeinnützige Kita in der Nachbarschaft oder oder oder.
    Einsetzen, aufrufen, teilen, geben sollte nicht nur zu solchen Tragödien möglich sein.

  17. 17

    @Johnny Haeusler: Der Block ist nun auf allen meinen Seiten verfuegbar und bleibt dort solange wie die Aktion rennt!

    @Achim

    das unterschreibe ich sofort und wenn die Haiti Aktion auslaeuft, werde ich mir ebenfalls was ueberlegen, dass auch einen Bezug zu meinem Content hat. Ich hab da schon was in der Pipeline ;)

  18. 18
    Jan!

    Kann es sein, dass das Geld noch nicht vom Konto abgebucht wurde?

  19. 19
    Monika

    Wir haben am 15.1. gespendet und noch keine Abbuchung. Dauert es wirklich so lange oder ist was nicht richtig gelaufen?

  20. 20

    Gleiche Frage wie Monika. Werden die Spenden auch abgebucht?

  21. 21

    Liebe Spreeblick-Spender,
    1000 Dank für eure überwältigende Hilfsbreitschaft!
    Wir brauchen leider ein paar Tage um alle Spenden zu verbuchen. Viele Spenden müssen manuell verbucht werden, aufgrund der überwältigenden Hilfsbereitschaft dauert dies derzeit etwas länger als sonst. Zudem wollten wir die Aktion von Johnny erst abschließen, bevor wir einziehen. Die meisten Spenden sollten aber morgen von eurem Konto eingezogen worden sein.

    Euch alles Gute und nochmals vielen Dank!!
    LG Thilo
    Aktion Deutschland Hilft

  22. 22

    Salut Johnny und Blogger,

    es freut mich ausserordentlich, wie gut die Kombination Bloggosphäre und Engagementportal geklappt hat und etwas konkretes bewirkt worden ist. Ich würde mich sehr freuen, wenn dies in Zukunft öfters klappt, da ich glaube das da wirklich viel Energie entstehen kann und die Chance „die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen“ besteht… Ich hoffe Ihr und helpedia haltet Kontakt und wir alle (Blogger und Engagierte) gehen ein Stückchen weiter aufeinander zu. Würde mich freuen, wenn Ihr Blogger kritisch und neugierig auf unsere Projekte schauen würdet. Ich glaube einiges Spannendes haben wir jetzt schon zu bieten (helpedia, amazee, bürgerwirken, betterplace, reset, wikando etc.)

    Und Gratulation zu dem Erfolg des Rettungsanker natürlich
    Beste Grüße aus dem Ruhrtal
    Jochen