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Fazsinierend

Zitate aus dem FAZ-Dossier „Deutsche Blogger“

Das Blog (Anm.: gemeint ist Spreeblick) ist seit langem eines der bekanntesten in Deutschland, und es hat nur einen einzigen Text (Anm.: gemeint ist der Jamba-Kurs) gebraucht, das zu werden.

Klar. Mit einem einzigen Artikel sorgt man für die Bekanntheit eines Blogs über Jahre hinweg, wer zwei kauft, spart Geld, und wenn sie jetzt sofort hier klicken, dann treffen sie Frauen aus Brandenburg.

„Aber gut“, sagt Johnny Haeusler, „ich kann mir nicht jeden Tag ein Ohr abschneiden.“

Das ist ein großartiger Satz, nur stammt er leider nicht von mir, sondern von Martin Kippenberger. Ich weiß das sehr gut, und Marcus Jauer, der Autor des FAZ-Dossiers, sollte es auch wissen, denn das Zitat hängt auf einer Postkarte an unserer Büro-Küchenwand (siehe Foto oben), genau dort, wo das Interview zwischen Marcus Jauer und mir stattgefunden hat.

Ich könnte noch ein paar tausend Zeichen weiter machen mit der Sezierung der missverständlich bis falsch zusammengekürzten Anekdötchen in dem weinerlichen bis hämischen Text, der mit den immer gleichen Nasen immer gleiche Klischees bedient, aber es ist mir zu blöd, Marcus Jauers Arbeit mehr Aufmerksamkeit zu schenken als er meiner.

Beim nächsten Mal, wenn sich jemand anderthalb Stunden Gespräch mit ein paar handschriftlichen Notizen merken will, stelle ich ich ein Aufnahmegerät daneben und das Ergebnis online.

Aber jetzt geh‘ ich erstmal einen zweiten Text schreiben.

58 Kommentare

  1. 01

    pah. das es sowas noch gibt. erbärmlich.

  2. 02
    uwe

    Der Link zu den Frauen aus Brandenburg funktioniert nicht.
    Und den Rest musst du auch nicht so Ernst nehmen. Weiter so!

  3. 03
    stan

    juhu… oh Johnny, deine Wut/Ärgerlichkeit und dann doch Gelassenheit ist herrlich erfrischend. Mensch, schön dass ihr wieder auf Sendung seid (nachdem ich die RP verpasst habe)

    Wäre doch auch sicher mal ganz interessant zu wissen, wie die regelmäßigen Leser_Innen hier zu Spreeblick gefunden haben und ob’s Jamba wirklich gewesen ist. Antwort an mich selbst: Ich kannte dich noch aus Fritz-Zeiten und hab irgendwie darüber zur Eurer Erlaucht gefunden.

  4. 04

    Das ist journalistische Arbeit, wie man sie sich wünscht ;)

  5. 05
    Frédéric Valin

    Fazsinierend. Kalauer des Tages!

  6. 06
    Ste

    Find ich gut dass du so eine kritische Haltung diesem Dossier gegenüber hast; ich mag es auch nicht, da es nichts erklärt, sondern nur ein mehr oder weniger hübsches Design in der Bedienung vor führt.

  7. 07

    Das erinnert mich an eine Anekdote einer Veranstaltung, die ich organisieren durfte. Der örtliche Kindergarten wurde bei dieser Veranstaltung auch einbezogen. Er wollte sein pädagogisches Konzept vorstellen. ZUr Bewerbung der Veranstaltungen luden wir natürlich auch die Zeitungen ein. Einem Redakteur erklärte die Kindergartenleitung lang und breit das neue Konzept des Kindergartens und das spezielle Konzept zum Tag der offenen Tür. In der Zeitung stand dann später: „Im Kindergarten wird gebastelt.“ Was sollte man auch anders von „Basteltanten“ erwarten?

  8. 08

    Ah, da ist der Hinweis ja!;)

    Die Passage mit den Nasen kann ich nur unterstreichen. Wieviele Blogger gibt es in Deutschland? 1 Million? Mehr? Allemal genug, um den Fokus durchaus erweitern zu können. Aber dazu muss man ja erst mal ins Internet schauen und das Internet ist muhaahaa und weitgehend pfui und doof – so doof wie man die meisten Blogger hält.

  9. 09

    @#757798:

    Da hast Du das Dossier aber nicht richtig gelesen. Es gibt nur eine Handvoll echte Blogger, alle andere machen das nur als Hobby. Was die dann sind weiss ich allerdings auch nicht, das wird nicht weiter erklaert.

    Aber wenigstens kann ich jetzt beruhigt sein sein dass ich keiner dieser „Blogger“ bin, sondern eigentlich ein echter „Finance Analyst“, das ist schliesslich mein Jobtitel und das ist das einzige was zaehlt.

  10. 10
    ganzunten

    Aus meiner Sicht reicht ein Artikel, um große Bekanntheit zu erlangen. Oder wird angenommen, dass die Leser vergesslich sind?

  11. 11
    peter H aus B

    @#757795: Absolut. Genial.

  12. 12

    @#757809: Zweifelsfrei hat der Jamba-Artikel 2004 die erste Aufmerksamkeitswelle für Spreeblick und auch andere Blogs ausgelöst, doch wer ernsthaft behauptet, ein einziger Blog-Artikel würde noch Jahre später für wiederkehrende Leser_innen sorgen, der erzählt seiner eigenen Kundschaft Märchen.

    Ich habe mit Marcus Jauer über die vielen Faktoren gesprochen, die ich für Gründe halte, warum Spreeblick eine Leserschaft halten und vergrößern kann und ich habe auch mit ihm darüber geredet, warum diese Punkte für neuere Blogs heutzutage schwerer zu erfüllen sind oder teilweise gar nicht mehr funktionieren. Ich habe ihm weiterhin erläutert, dass der Jamba-Artikel seit Jahren keine nennenswerten Zugriffszahlen mehr hat, doch nichts davon wird in seinem Artikel auch nur angedeutet. Denn es zerstört das Bild, das er oder die Redaktion zeichnen wollten.

    Das ist schade, wäre aber noch okay, wenn dafür anderes erwähnt worden wäre, z.B. unsere Autoren oder vielleicht ja auch die re:publica. So klingt das alles, als würden wir seit Jahren eigentlich nichts mehr tun und das empfinde ich als ignorant gegenüber der Arbeit, die wir hier machen und die mehrfache Artikel und Aktionen hervorgebracht hat, deren Abrufzahlen weit über die des Jamba-Artikels hinausgehen.

    Ich halte unsere Leser_innen nicht für vergesslich, aber ich weiß, dass sehr viele von ihnen über völlig andere Kanäle oder Artikel zu uns gefunden haben und noch finden.

  13. 13

    Nichts wirkt so befreiend wie das Gefühl, nichts wissen oder verstehen zu müssen. So manch ein Journalist ist ein regelrechter Zen-Meister auf diesem Gebiet.

  14. 14
    Spielkind

    Bei mir war das so: Den Jamba-Artikel hatte ich irgendwann im Netz gefunden/geschickt bekommen, gelesen, geschmunzelt, weitergeklickt. Jahre später bin ich dann auf nicht mehr rekonstruierbaren Wegen hierhergeraten und geblieben, und habe erst viel später mitbekommen, dass hier damals auch dieser Jamba-Artikel rumstand.

    Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich wette, das ist noch einigen anderen eurer Leser genauso ergangen. Insofern finde ich es wirklich albern, noch immer diese alten Kamellen zu erwähnen… man hätte ja auch mal, wenn schon Spreeblick, auf Sachen wie die „Du bist Deutschland“-Aufregung oder die Sache mit „Und alle so: Yeah!“ eingehen können, oder?

  15. 15

    Eigenes Aufnahmeband daneben? Du bist nicht der erste, der das mache würde.
    Ich kenne etliche Unternehmen die genau das tun – sogar wenn sie das Interview mit dem Chief Detonation Officer noch zur Autorisierung vorgelegt bekommen. Sie wissen warum, sie das tun.

  16. 16

    Danke für diesen kurzen, aber deutlichen Hinweis auf das Dossier. Ein Freund von mir entdeckte es schon vor einer Weile und wir waren uns einig, wie selbstverliebt und dämlich dieses *Ding* ist. Es stellt weder Blogger adäquat dar – schon allein die geringe Auswahl ist bezeichnend – noch vertritt es ein annehmbare Position, die wirklich die Blogger im Blick hat. Alles ist aus einer Perspektive des Zeitungs-Journalisten geschrieben, zudem aus der eines parteiischen Journalisten, der Blogs gegenüber anderen Medien geringschätzt und auch so darstellen möchte. Einfach nur schwach für die größte (ernstzunehmende) deutsche Tageszeitung.

  17. 17
    MrQT

    Hab Spreeblick erst lange nach dem 2004er Artikel kennen und lieben gelernt. Und ich kenne mindestens noch ein halbes Duzend Freunde, denen es genau so geht. Die Idee mit dem Tonband ist ein toller investigativer Ansatz…

  18. 18
    arbeitender

    Ich bin auf SPREEBLICK aufmerksam geworden, weil es da mal vor einer ganzen Weile einen Artikel über die Handy-Sparte von SIEMENS gab, den ich gut fand.

    GvH

  19. 19

    Verdammt, zu spät. Ich wollte Johnny doch als erster gratulieren, dass er endlich einen weiteren Artikel schreibt. Wurde ja auch Zeit, mit den Jahren.

    An all diejenigen, die sich durch die FAZ vor den Kopf gestoßen fühlen, möchte ich übrigens noch einen Hinweis wagen: Es gibt auch völlig unprätentiöse Annäherungen und Kooperationen zwischen den angeblich gespaltenen Lagern. Dass die taz gerade Mut zum Experimentieren hat, durfte sogar ich erfahren und infolge dessen einen Beitrag zu medienübergreifenden Gesprächen wagen. Ganz ohne Selbstreferenzalität und fern des Redens über Medienwandel. Einfach mal machen. Das geht noch.

    Wer Interesse an Fußball hat, darf sich davon gerne selbst überzeugen. In der taz und auf der Kontextschmiede. Zumindest, wenn das Championsleaguespiel der Bayern heute nicht ausfällt.

  20. 20

    hehe, die jamba-Plakette wirst du halt nie mehr los ;)

  21. 21

    Wer oder was war nochmal Jamba?

    Grüße,

    einer der „anderen“.

  22. 22

    ps: Wo ist denn die Edit-Funktion geblieben? Grml.

    …bei DIESEM Kommentar funktioniert sie also. Ich hab‘ da so ’ne Ahnung, dass… ach, vergessen wirs. streicht diesen Kommentar ;)

  23. 23
    ganzunten

    @#757823: Wenn ich einen sehr guten Artikel in einem mir bisher unbekannten Blog lese geht es ganz schnell, bis dieser Weblog abonniert ist (genau: zwei Klicks). Das geht in den „Holzmedien“ nicht.

    Und niemand wird bestreiten, dass eine gewisse Qualität über längere Zeit notwendig ist, um keine Leser zu verlieren.

    Ich kann deine Verärgerung verstehen falls das Interview aus deine Sicht gut war aber wir nun in dem Text nichts davon mitbekommen. Aber ein Zitat passt dann doch wieder ganz gut: „Leider beschäftigen sie sich lieber mit sich selbst“ ;)

  24. 24

    Das mit dem Aufnahmegerät bringt auch nix (es sei denn, zum „Beweisen“ für sich selbst), denn dann verhackstückeln sie die Aussagen zu einem „Interview“, das so nie stattgefunden hat – mit teilweise völlig erfundenen Fragen und verwirrenden, weil völlig aus dem Kontext gezogenen Antworten. Ist mir mal passiert.

  25. 25

    @#757870: Nein, das Zitat passt nicht, schon gar nicht als Zusammenfassung und Fazit (so wird es im FAZ-Artikel benutzt). Und es geht mir auch nicht darum, ob das Interview „gut“ war, denn ich habe schon bessere erlebt (auf beiden Seiten).

    Ich möchte einfach nur halbwegs (!) korrekt zitiert werden, und ich möchte, dass keine falschen und/ oder bewusst tendenziösen Aussagen getroffen werden. Mehr nicht.

    Kurzes weiteres Beispiel aus dem Artikel:

    „(Haeusler) hat jetzt zwei Kinder (…), er kann nicht mehr von ein paar hundert Euro im Monat leben.“

    Was soll das wohl der FAZ-Leserschaft mitteilen, wenn wir kurz vorher im Text noch etwas über Blogger als elternfinanzierte Studenten gelesen haben? Übersetzt heißt das: „Dieser Blogger-Typ muss jetzt auch mal Verantwortung übernehmen und kann sich daher das bis dahin lockere Leben auf Kosten anderer nicht mehr leisten.“

    Und das ist kompletter Bullshit, denn ich war schon vor Spreeblick Vater, verdiene seit 28 Jahren mein Geld selbständig und lebe seitdem weder vom Geld meiner Eltern noch von „ein paar hundert Euro im Monat“.

    Von diesen Stellen gibt es noch einige andere, schwerwiegendere. Es gibt klare Fehler, doch die größten Frechheiten stehen zwischen den Zeilen, wie oben beschrieben – und die, da gebe ich dir mit der Selbstreferenzialität recht, lese ich sicher genauer als andere. Logisch, es geht ja (u.a.) um mich.

  26. 26

    Qualitätsjournalismus at its best!

    Und da wundern die sich, daß das immer weniger Menschen lesen…wird Zeit für die „Kultur-Flatrate“ aka Verlagssteuer! Oder nicht? :)

    gruß

  27. 27
    ganzunten

    @#757882: Als Spreeblick- und FAZ-Leser habe ich das zwar nicht so negativ verstanden, aber korrektes Zitieren darf man selbstverständlich erwarten.

    Ich habe den gesamten Beitrag eher allgemeiner empfunden, wobei die genannten Blogger-„Nasen“ nur als Beispiele dienen sollten und es im Prinzip egal ist, wann genau du Vater geworden bist – sondern dass die Blogosphäre insgesamt erwachsen geworden ist.

    Wahrscheinlich würde ich aber genauso reagieren, wenn irgendwo mein Name auftauchen würde. :)

  28. 28

    @#757885: Zum Thema „Nasen als Beispiele“:

    Ich halte es für fragwürdig, ob man das Phänomen „Blogger“, das so heterogen und diffus ist, durch einige wenige Vertreter fassen kann. Was ist z.B. mit René Walter (Nerdcore)? Was ist mit MC Winkel? Was ist mit Udo Vetter (lawblog), Jens Berger (Spiegelfechter), Stefan Niggemeier, Thomas Strobl (weissgarnix)…und wie sie nicht alle heißen? Das wären nur einige der größten Blogs (wobei ich selbstverständlich auch nur eine Auswahl kenne), die nicht berücksichtigt wurden. Und kleinere Blogs sind natürlich auch von Belang, wenn man das Phänomen tatsächlich untersuchen möchte.

    Sicher hat das alles mit einer gewissen Zeitknappheit zu tun, aber gewisse Recherche muss einfach sein, wenn man ein adäquates Dossier veröffentlichen will. Das muss dem Chefredakteur dann auch einmal klargemacht werden, wenn er Zeitrahmen setzt.

  29. 29

    Ich habe den Artikel jetzt noch einmal gelesen. So schlecht ist er nun auch wieder nicht. Häme? Ist eben die FAZ. Elitärer Schuppen. Man sollte vielleicht dazu übergehen, Interviews zu autorisieren. Machen ja viele und ist gang und gäbe. Was ich allerdings recht putzig finde, ist dass auf faz.net offensichtlich noch immer nicht verlinkt wird. Jeder Blogger hätte in einem solchen Text die Erwähnten mindestens einmal verlinkt, damit sich die Leser selbst ein Bild machen können. Hey, das ist das Internet! Eigentlich ist es am wichtigsten, dass alle Namen richtig geschrieben wurden;) Wer wirklich interessiert ist, muss halt mal die Betroffenen und Betreffenden angoogeln.

  30. 30
    joe

    was mich interessiert: wie genau lautete die anfrage von jauer, worum sollte es ihm nach eigener aussage im interview und mit dem artikel gehen? wirkte er im gespräch so, als hätte er spreeblick mehr als nur einmal angeschaut? und hast du gar nicht überlegt, deine zitate vorher zu autorisieren?

  31. 31

    @#757882: Hattest Du den Artikel jetzt erst verdaut? Die Passage mit dem Twitter-Kopierpastenbullshit der angeblich ein Zitat von Dir sein sollte, war auch eine Frechheit…

  32. 32
    dori

    Die Idee, die eigene Befragung mitzuschneiden und parallel zu veröffentlichen ist legitim und völlig o.k. – allerdings echt allerhand Aufwand, zumal man das ja dann eigentlich auch noch transkribieren müsste.
    Ich verstehe die Aufregung allerdings nicht. Niemand ist gewzungen, sich mit einem Autoren der FAZ zum Interview zu treffen. Wer will, kann darauf bestehen, seine Zitate zu autorisieren – eine Praxis speziell im deutschen Journalismus, die im übrigen höchst umstritten ist, aber ganz klar den Interviewten bevorteilt.
    Und das „aus dem Zusammenhang gerissen“-Argument ist doch das, was die beleidigten Politiker und Wirtschaftsbosse immer sagen, wenn sie wider Erwarten doch keine Hofberichterstattung bekommen, oder? Darüber lächeln wir, aber wenn es uns selbst einmal betrifft, wird’s ganz schnell ernst. Medienjournalisten sagen und erleben oft, dass die schwierigsten, mäkeligsten und unsichersten Interviewpartner die der eigenen Zunft sind, die die am meisten Ärger machen, es am wenigsten ertragen können, jenseits von PR vom Täter zum Objekt zu werden. Und dabei müssten gerade die es doch besser wissen. Das gilt auch für Blogger, sollte man meinen.

  33. 33
    Addliss

    @#757938: Dori, ich denke wir alle halten es für unpassend, wenn Interview-Partner zerhackt werden, sodass ein völlig anderer Sinn entsteht. Auch bei Politikern belächle (zumindest) ich es nicht, sondern halte es für schlechten, tendenziösen Journalismus. Selbst dann, wenn ich dem Politiker vielleicht nicht wohlgesonnen bin.

    Du magst Recht haben, dass Medienjournalisten selbst oft die schwierigsten Interviewpartner sind, doch ich denke, dass Johnny hier nicht auf hohem Niveau mäkelt, sondern ernsthafte Kritik übt.

  34. 34
    Timo

    Auf der FAZ-Seite steht immer noch netzpolitik.DE (statt .ORG) – spricht für deren Netzkompetenz!

  35. 35

    @#757905: Man ist ja hinterher immer schlauer. Die Anfrage war nach einem „Artikel über Blogger in Deutschland“ (oder ähnlich), der eher die ganze Historie bis heute aufbröseln sollte. Marcus Jauer könnte sicher bestätigen, dass ich mich zunächst sehr geziert habe, dann aber doch zugesagt habe. Ich finde die Autorisierung von Artikeln zwiespältig – wenn sie angeboten wird, mache ich das, aber eigentlich finde ich es eine Frechheit, im Artikel eines Journalisten rumschreiben zu wollen, was ja meistens Unternehmen verlangen. Unabhängige Presse wird dadurch nicht leichter.

    @#757910: Ich habe ihn erst nach der re:publica richtig gelesen. Die Twitter-Zitate sind beinahe rufschädigend, ich vermute, sie sind entstanden, weil hier verschiedene Dinge durcheinander geworfen oder einfach nicht verstanden wurden (aber dann kann man ja nochmal nachfragen):

    Im Artikel steht:
    „Er spricht über die Twitterer, die sich einfach Teile aus seinem Blog herausziehen und ins Netz schicken, ohne dass er davon etwas hätte, keine Kommentare, kaum Besucher, aber dann will er nicht reden wie die Zeitungsjournalisten, die sich aus denselben Gründen über Blogs beklagen.“

    Twitter wurde zum Thema, als wir darüber redeten, was sich in den letzten Jahren in Sachen Blogs und Verlinkung etc. geändert hat. Ich habe erklärt, dass Blog-Artikel inzwischen eben auch via Tweet (statt im Blog-Kommentar) kommentiert werden und während man bspw. im Fall von Videos „früher“ auf den Artikel verlinkt hat, der den Clip gezeigt hat, geht der Link heute z.B. via Twitter direkt zu YouTube, manchmal noch mit Dank an den Twitter-Account des Blogs, bei dem man das Video gefunden hat. Direkte Trackbacks (anhand derer viele „Charts“ erstellt werden) fallen somit häufiger weg, für alle Blogs und natürlich auch bei Spreeblick.

    Über fehlende Kommentare oder ausbleibende Besucher_innen habe ich mich jedoch ebenso wenig beschwert wie über „Twitterer, die sich einfach Teile aus meinem Blog herausziehen“ (beides wäre lächerlich). Um die falsche, aber nun leider gedruckte Schlussfolgerung meiner Erklärungen auszuschließen, habe ich dann tatsächlich betont, dass es hier eben nicht um die Zeitungsdebatte des „Content-Klau“ geht. Hat aber offenbar nichts genützt.

    Der Artikel packt drei Themen in einen Satz und am Ende steht da: „Haeusler beschwert sich über Content-Klau via Twitter und hat deshalb keine Leser mehr“. Seufz.

    @#757938: Du hast ja Recht. Man kann mit sowas rechnen und ich müsste längst gelernt haben (meine ich ernst).

    Ich bin ja auch nicht völlig blöd, ich weiß, dass man stark zusammenstreichen muss, ich weiß, dass man eine Story braucht. Da kann vielleicht nicht alles 100% korrekt sein, aber 90% wären toll.

    Ich glaube, es ärgert mich einfach, dass ich vermute, dass die FAZ die gewünschte Tendenz des Dossiers (die ich bestimmt viel ärger empfinde als die meisten Leser_innen) vorgegeben hat und im Grunde den Artikel ohne Interview mit mir hätte schreiben können, denn er hört eigentlich 2007, 2008 auf und viele Sätze bzw. Aussagen, die ich dort lese, kommen mir sehr bekannt vor.

    Mir scheint, als wolle FAZ-Chef Schirrmacher einerseits die Debatte um digitale Themen in seinem Blatt haben (er kauft dafür auch für sehr gutes Geld Blogger ein, was ich gut finde, denn so kommen diese zu größeren Publikum und vor allem zu einem Einkommen), andererseits muss er jedoch die eigene Deutungshoheit verteidigen und betonen (lassen), wie überflüssig alles ist, das nicht bei ihm stattfindet.

    Aber ich hör jetzt mal auf, so furchtbar selbstreferenziell zu sein. Wieder was gelernt, weitermachen. Es passiert ja sowieso alles, egal ob die FAZ das will oder nicht, und ich mache den Kram hier schließlich in erster Linie für mich. Solange ich mit meinem Leben zufrieden bin und ein paar der Leser_innen mögen, was wir hier machen, ist alles prima. :)

  36. 36

    @#757953: Du bist übrigens dran mit abwaschen.

  37. 37
    dopey

    „Echtzeitschrift“ als Synonym für Blog ist allerdings ein schönes Wortspiel. Ansonsten kann man leider nicht viel Gutes aus dem Artikel mitnehmen…

  38. 38

    @#757955: Simon oder Christoph wären mal dran. Du hast vorvorgestern, ich vorgestern und Tanja heute.

  39. 39
    Rudolf Christian

    Warum denn so empfindlich, Herr Haeusler?

  40. 40
    Fred

    Immerhin zählt er „Spreeblick“ zu den wichtigsten Blogs.

  41. 41
    Stefan

    Jauers Artikel hatte zweifelsohne Schwaechen. Aber diese Empfindlichkeit hier ist abgruendig, klingt ja schon wie ein Politiker, Falsch zitiert? Jauer hat eine ziemlich eindrucksvolle Agenda in SZ, wo er die Seite drei schrieb und in der FAZ, nie eine Klage. und jetzt soll er ausgerechnet Johnny Haeusler ganz falsch zitiert haben, verfaelscht ezc. oh Gott ist das arm. Fehlt nur noch eine Gegendarstellung. was soll das mit dem Kippenberg eigentlich beweisen? Wie war die redesituation? Und dann das mit dem „kann nicht mehr von ein paar hundert euro leben“ egoman voellig falsch gelesen und nix kapiert. Das heisst doch bloss:er kann icht wir andere sich mit ein paar hundert euro zufireden geben. Das ist alles ueberhaupt nicht eindeutig. Am ende bleibt die jamba-wut, oh gott wie billig. was ist hier mehr Verzerrung als in all den taeglichen Spreeblicken sowieso? Ich meine jemand wie Johnny, der hier ueber Buecher urteilt, von denen er selber spaeter zugibt, dass er sie nie gelesen hat, der sollte etwas vorsichtiger sein. diese Bloggernischer hier plus Meyer Lucht ist gerade dabei sich ausserhalb ihrer Nische buchstaeblich abzuschreiben. heulerei wie bei Helmut Kohl, fehlt nur noch der Vergleich mit der Kloake. Auch wenn dus nicht gkaubst johnny, du bist gerade dabei dich abzuschaffen.

  42. 42

    Warum sind’s eigentlich immer die, die auch am schlampigsten schreiben?

  43. 43
    mikey

    blogger sind genau so schnell beleidigt wie journalisten..

  44. 44
    Max

    faz – spreeblick: 1:0 :-)

  45. 45
    dot tilde dot

    der spruch zum tonband ist übrigens dann unbedingt „zu _ihrer_ sicherheit wird unser gespräch aufgezeichnet“.

    .~.

  46. 46
    dori

    @johnny: Danke für die ausführliche Antwort. Und um das noch einmal klar zu stellen: Der Tonfall des FAZ-Dossiers erscheint in der Tat sehr von oben herab und lässt einiges an Rückschluss auf die Person des Autors und seine Sicht auf die Welt zu. Das ist aber sowohl in der deutschen Presse als auch in deutschen Blogtexten alles andere als ein Sonderfall und wird leider immer nur moniert von denen, die sich falsch verstanden fühlen (oder falsch verstanden wurden) und nicht grundsätzlich in Frage gestellt. Will heißen: Wir alle, die Leser, mögen so etwas offenbar, es sei denn, wir sind selbst das Opfer. Ansonsten ist der FAZ-Text doch nur ein Stück, der das Phänomen Alphablogismus den Eltern, Onkels und Tanten (des Autors und der Protagonisten) erklärt. Das mag für viele Netzmenschen nicht sonderlich originell sein und sehr veraltet rüberkommen. Die überwiegende FAZ-Leserschaft dürfte das aber etwas anders sehen, denn die haben viele Themen, Veröffentlichungen im Internet gehören aber bestimmt weniger dazu, da kann Frank Schirrmacher noch so viele Bücher verkaufen wollen. Insofern ist das Stück doch nur eine Art Nachhilfeunterricht i.S.v.: Da gibt es noch etwas, von dem Ihr nichts oder wenig wusstet, und die haben Probleme, von denen ihr keine Ahnung habt. Dass kein Blogger-PR-Text draus geworden ist, ist hier sekundär, weil beim normalen Leser eigentlich nur hängen bleibt: Da ist etwas, was die FAZ so wichtig findet, dass sie drei Seiten drüber schreibt. Kann also nicht schaden, sondern nur nützen.

  47. 47

    @#758263:
    Lieber dori
    ‚wir sind selbst das Opfer‘
    welches sich der Journaille
    hingibt und alles glaubt, was ein Redakteur unreflektiert schreibt.

    Ja, es gibt Medien denen man gerne vertrauen (kann) möchte.
    Aber selbst die von mir sehr geschätzte STZ wird mit offenen Sinnen gelesen. Manchmal finde ich darin nur ein paar Schreibfehler.

    Schönen Gruss an Herrn Glaser ;-)

  48. 48

    @#758263: Hast ja recht. Ich hätte das vielleicht auch einfach alles so stehenlassen sollen, weil’s am Ende egal ist. Aber manchmal platzt mir die sprichwörtliche Hutschnur. :)

  49. 49
    dori

    @johnny (48): Umso erstaunlicher ist, dass Du auch dann (wenn die Hutschnur reißt, meine ich) offenbar die Contenance nicht verlierst. Chapeau! :)
    Und vielleicht sollte Spreeblick einfach mal Marcus Jauer mit einem Frank-Schirrmacher-Porträt beauftragen. Das Geld würde sich schon auftreiben lassen, unter der Bedingung, dass er ihn ebenso kritisch würdigt wie deutsche Blogger.