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EFF entwirft Grundrechte für Nutzer von Facebook und Co.

Die Electronic Frontier Foundation (EFF) hat einen „Bill of Privacy Rights“ für die Nutzer von Social Networks veröffentlicht. Darin werden drei Prinzipien beschrieben, die Plattform-Betreiber ihren Nutzern gegenüber einhalten sollen.

Das erste von der EFF vorgeschlagene Recht ist eines darauf, Entscheidungen informiert zu treffen. Das bedeutet für die Bürgerrechtler, dass Benutzeroberflächen klar gestaltet sind. Es soll schnell und umfassend ersichtlich sein, wer Zugriff auf Informationen hat, die Nutzer eingeben – andere Personen, Unternehmen oder staatliche Stellen. Zudem sollen die Betreiber von Social Networks wenn möglich die Nutzer informieren, wenn Behörden oder Private rechtliche oder administrative Wege bemühen, um an ihre Daten zu gelangen.

Außerdem sollen Nutzer ein „Recht auf Kontrolle“ haben, dass ihnen die Entscheidung überlässt, wie ihre Daten genutzt und weitergegeben werden. Betreiber von Social Networks sollen lediglich Lizenzen für die Verwendung von Daten erhalten, die dem entsprechen, was der Nutzer im Sinn hat. Für alles weitere soll eine explizite Zustimmung nötig sein. Das „Opt-in“-Prinzip soll auch für Veränderungen gelten, durch die bereits vorhandene Informationen auf neue Weise genutzt werden.

Und, wenn das alles nichts hilft, soll es auch das Recht geben, Daten zu löschen oder ein Social Network zu verlassen. „Und wir meinen wirklich löschen“, schreibt die EFF dazu. Eine reine Deaktivierung des Accounts soll es also nicht geben. Zudem sollen Nutzer, wenn sie ein Social Network verlassen, eine einfache Möglichkeit haben, von ihnen eingestellte Informationen mitzunehmen und anderswo zu nutzen („Data Portability“).

Es ist offensichtlich, dass diese drei „Grundrechte“ nach den Verfehlungen von Facebook modelliert sind. Die unübersichtlichen Einstellungsoptionen der Plattform mit Datenschutz-Optionen, deren Länge die der amerikanischen Verfassung übertrifft, „Verbesserungen“, die mehr und mehr Nutzerdaten öffentlich machten und die (scheinbare?) Unauffindbarkeit einer echte Löschfunktion auf Facebook standen immer wieder in der Kritik.

Tatsächlich sind diese drei Grundrechte aber Regeln, die jedes Social Network beachten sollte. Ein Interesse daran haben sie allerdings kaum – insbesondere die Idee, Nutzer könnten ihre Daten von einem Social Network zum anderen einfach mitnehmen, dürfte in den Chefetagen des Monopolisten Facebook kaum auf Begeisterung stoßen.

Ist es vielleicht Zeit für eine staatliche Regulierung, die Plattformen wie Facebook stärker an die Leine nimmt? Diese drei Grundrechte verbindlich festzuschreiben, wäre ein großer Schritt für den Datenschutz. Aber von alleine werden sie sich wohl kaum etablieren.

17 Kommentare

  1. 01
    Peliasen

    warum „scheinbare“ unauffindbarkeit einer löschfunktion? es gibt keine.

  2. 02

    @#760377: Es gibt eine, die aber eben nicht wirklich löscht. Tatsächlich gelöscht wird erst nach zusätzlichem Senden einer Mail, vor zwei Jahren hatte ich das mal gemacht und damals funktionierte es zumindest aus meiner Sicht. Wie das heute ist und was FB tatsächlich macht oder eben nicht: Weiß keiner. Was ja Teil des Problems ist.

  3. 03
    Ste

    Ich hab vor zwei Monaten mein Facebook-Profil gelöscht und musste erstmal googeln wie es geht, dann ging es auch tatsächlcih ziemlich flott, aber: Zunächst wurde das Profil 2 Wochen lang deaktiviert und dann erst gelöscht. So der Stand.

  4. 04

    Wie stellen die sich das eigentlich praktisch vor, eingestellte Informationen mitnehmen? Erfindet jemand dafür ein offenes Social-Network-Austauschformat oder bekommt man den Datenbank-Dump in die Hand? ;)

  5. 05
    a6k

    Hört sich an, als ob eine Gruppe von Wightwatchern CocaCola zwingen will den Zuckergehalt drastisch zu senken ,)

    Es gab mal Zeiten da wurde vor der Angabe des RealLife-Namens in Benutzer-Profilen gewarnt. In Facebook ist eine Anmeldung nur über einen Nickname (bspw. wie bei twitter) bewusst nicht möglich. Das alleine sollte ja schon stutzig machen, scheint aber „das Volk“ bei seinem DatenExhibitionismus nicht zu beeindrucken.

    Wer sich noch an die Diskussionen um die letzte .de – Volkszählung erinnern kann, dem fällt beim Gedanken an die nachgewiesene Profilübergreifende Auswertung von Kontaktdaten in der Facebook-Datenbank durch die Betreiber einfach nichts mehr ein.

    Die Krönung der Bespaßung ist ein Facebook-Profil gegen Vorratsdatenspeicherung dem die bildungsferne Schicht folgen kann. (gefällt laut Facebook 3.500 Personen)

    Ich find ganz gut, das Facebook-Profile nicht löschbar sind, das ist das virtuelle Arschgeweih .. hier zeigt sich wer sein Gehirn beim Anmelden in der Garderobe abgegeben hat ;)

  6. 06

    Ich finde es interessant, wie beim Thema Datenschutz immer wieder das Pseudoargument kommt, man sei „Selbst Schuld“ wenn seine Daten missbraucht werden.
    Dabei wird doch im Artikel extra darauf hingewiesen, dass die Facebook-Datenschutzerklärung zu lang und die Privacy-Einstellungen zu kompliziert sind. Bei anderen Anbietern ist es ähnlich.

    Soll das Internet nur für eine Elite nutzbar sein, die das technische (und politische und soziale) Know How hat, alle anderen gehören ausgesperrt, weil sie’s nicht akpiert haben?

  7. 07
    Simon Columbus

    @#760390: Um die Themen Facebook und Vorratsdatenspeicherung aufzugreifen, die du aufbringst: Bei der Vorratsdatenspeicherung habe ich keine Möglichkeit, selbst zu bestimmen, welche Informationen über mich gesammelt werden – außer, ich verzichte gänzlich auf Telekommunikation (oder nutze Umgehungsmaßnahmen). Bei Facebook sollte gerade das möglich sein: Selbst zu bestimmen, welche Informationen man preisgeben möchte – sowohl gegenüber Facebook als Unternehmen als auch gegenüber Dritten. Das dem – zunehmend – nicht so ist, wird ja gerade von der EFF kritisiert, wenn sie mehr Kontrolle für die Nutzer fordert. Facebook und VDS sind also mitnichten vergleichbar.
    Und ich möchte gerade die Freiheit haben, mich auch auf Facebook (oder in irgendeiner anderen Weise öffentlich) als Gegner der Vorratsdatenspeicherung zu bekennen. Für seine Anliegen einzustehen und Gesicht zu zeigen ist ein Grundpfeiler unserer liberalen Demokratie – sich im Keller einzusperren und leise sein Fähnchen zu schwingen, das kann’s nicht sein.

  8. 08

    Ich kann mich hier dem Simon Columbus nur voll und ganz anschließen. Jeder sollte doch für sich selbst entscheiden können, was er in der Öffentlichkeit macht.

  9. 09

    @#760387: Solche Methoden und Formate gibt es bereits und es wird momentan sehr intensiv an deren Weiterentwicklung gearbeitet. Stichpunkte: OpenIdentity, OneSocialWeb, OpenIdConnect usw.
    Die beiden größten Probleme dabei:
    Es hat sich z.Zt noch kein Standard durchgesetzt und die großen Netzwerke haben kein Interesse, diese zu unterstützen.

  10. 10
    a6k

    @#760392:

    … dem Link im tweet von netzpolitik folgen und bitte Video ansehen,
    http://twitter.com/netzpolitik/status/14412226832
    .. gern auch mehrmals ansehen, damit die Aussagen wirklich verstanden werden.

    Ich habe als Facebook-Verweigerer auch eine Facebook-Einladung mit einer Liste von Leuten bekommen die so schlau waren ihr Adressbuch nach Amerika zu kopieren.

    Und ich bleibe dabei, ich wünsche mir gerade in den einschlägigen Blogs mehr Aufklärung anstatt Anstiftung.

    schöne sonnige Feiertage allen :)

  11. 11

    @#760457:
    Kann dich nur Moralisch Unterstützen

    Wer sich selbst veröffentlicht, muß wissen,
    was andere über einen erfahren können.

    @PiPi

  12. 12

    Leute, am 31. Mai ist Facebook-Day: Deadline für den Exodus? Oder ein neuer Feiertag?
    ein paar Überlegungen dazu hier:
    http://berlinergazette.de/am-31-mai-ist-facebook-day/