Seit gestern ist es amtlich: Die Regierung ist doof. Und als hätte man es nicht vorher schon wissen können, darf nun dank der Spiegel-Autorisierung seufzend attestiert werden: „Schwarz-Gelb war leider ein furchtbarer Irrtum.“
Ach nee. Echt?
Eine Kanzlerin, die sich schon vor der letzten Wahl allein durch die Kohlsche Aussitztaktik profiliert hat und eine FDP, die genau jene Wirtschaftspolitik predigt, welche den Wahnsinnsmarkt überhaupt erst möglich gemacht hat (und die dennoch daran festhält), das Ganze garniert mit einem lustigen Minister-Roulette: Ich spiele mich ungern als politischer Vollchecker auf, aber wer bei dieser Kombination ernsthaft jemals an innovative Lösungen und moderne Zukunftsgestaltung geglaubt hat, der geht auch zu Scorpions-Konzerten und kommt sich dabei crazy vor.
Es stimmt: Die Spiegel-Titelgeschichte beschreibt ein Trauerspiel und man fragt sich, woher die Informationen stammen. Als hätten die Autor/innen in jeder Besprechung dabei gesessen, werden – so vermute ich – verschiedene Quellen zu einem insgesamt doch eher langweiligen Drama zusammengeschrieben, das als einzigen Ausweg ein schnelles Ende der Koalition andeutet. Man kann den Eindruck bekommen, dass sich der Spiegel mit einigen der anonym zitierten Kräfte zusammengetan hat, um Merkel und Westerwelle zu stürzen. „Kampagnenjournalismus“ sagte gestern jemand. Und wenn er erfolgreich wäre? Wenn die Regierung zerfallen würde? Was dann? Die Antwort lässt der Spiegel offen.
Ideenlosigkeit ist kein Privileg der Regierung, schließlich geht es auch den Leitmedien in erster Linie um die Wahrung des Status Quo und den Erhalt der eigenen Macht. Dabei sind die Medien-Mechanismen des letzten Jahrtausends heutzutage ebenso überholt wie seine Politik.
Ja, Journalismus soll die vierte Macht sein (bitte dazu mal diesen großartigen Artikel lesen), Medien als Kontrollinstanz sind eines der wichtigsten Werkzeuge jeder Demokratie. In Blogs funktioniert das nur mäßig, wir haben kaum Zugang zu den Off-The-Record-Gesprächen und keine Bekannten in führenden Positionen, wir kennen ja nicht einmal die Spielregeln oder halten uns einfach nicht daran. So einen bittet man ungern an den Tisch, und daher werden wir als Leser wohl noch eine Weile lang auf die „Großen“ angewiesen sein. Was aber, auch das sollte man nicht vergessen, hierzulande längst nicht so schlimm ist wie anderswo: Die deutsche Medienlandschaft darf im Gegensatz zur bspw. französischen, britischen oder US-amerikanischen als recht heterogen bezeichnet werden, vielleicht ein Grund dafür, warum politische Blogs in Deutschland nicht soviel Aufmerksamkeit erhalten wie ihre ausländischen Pendants. Man braucht sie vielleicht einfach nicht so sehr.
Dennoch wünsche ich mir speziell von den großen Medien neben der Kritik mehr Vision. Raum für die klugen Köpfe des Landes, Mut zu Vorschlägen, spannende Beispiele aus anderen Ländern. Beweise eben, dass es anders gehen kann, und zwar besser (vielleicht wäre das ja eine Lücke, die Blogs füllen können). Denn wo sind sie denn, die Regierungsalternativen? Es gibt sie nicht, weshalb zur Zeit ein ganzes Bundesland ohne Regierung da steht. Die SPD muss sich erst wieder neu erfinden, die CDU scheitert an Merkel, die FDP ist wieder die FDP, nämlich bei irgendwas um fünf Prozent, an die Linke traut sich keiner ran (nicht einmal die Linke selbst) und die Grünen, die viele der aktuellen Herausforderungen schon früh auf dem Themenzettel hatten, scheinen zurecht frustriert und müde zu sein, wenn man ihnen nach Jahrzehnten immer noch keine spürbar gestiegenen Wählerstimmen zutraut.
Womit wir beim wirklichen Dilemma sind: Dieser ganze Partei-Kram ist tot, doch er wird künstlich am Leben erhalten. Die personellen Querelen, die inner- und außerparteilichen Machtkämpfe und Zwänge, das parlamentarische Stühlerücken, es führt zum politischen Stillstand. Der Spiegel-Artikel beschreibt dabei nur die absurden Kämpfe um die „großen Themen“ und streift nicht einmal die vielen kleinen und ebenso wichtigen. Keine Zeit, das Tagesgeschäft hält uns auf. Wir beobachten also bestenfalls Reaktionen, selten Aktionen.
Als es vor ein paar Tagen hieß, dass Guttenberg an Rücktritt denke, waren die Twitter-Kommentare voller Spott. Und ich, für den die politische Klasse in Person der Guttenbergs, Köhler/Schröders und von der Leyens dieser Welt, jener politischen Generation also, die anscheinend von jeglicher Bürgernähe befreit in ihre Position hineingeboren wurde, ein rotes Tuch ist, ertappte mich beim sich Sorgen machen. Und fragte mich, wer überhaupt noch aus welchen Gründen in die Politik geht. Was sind das für Leute, die über unsere Gegenwart und Zukunft richten? Sind es Experten, denen man selbst bei Differenzen vertraut, da sie ein Ziel für das Gemeinwohl vor Augen zu haben scheinen? Sind es Vollblutpolitiker, die sich als Volksvertreter sehen? Oder sind es Karrieristen, die das egoistisch betrachtet einzig richtige tun, wenn es kompliziert wird: Sie gehen in die Wirtschaft und verdienen dort mit ihren Netzwerken und Kontakten das mindestens Zehnfache. Gerhard Schröder wollte noch „da rein“, alle anderen wollen anscheinend nur noch raus, und wenn man ehrlich ist, dann kann man es ihnen nicht einmal übel nehmen.
Politiker zu sein ist ein Scheißjob. Die Wähler sind konstant am mosern („Fußball ist wie Politik. Alle reden drüber, jeder weiß es besser, aber keiner macht es. Außerdem bekommen ‚die‘ zu viel Geld.“ – Schlenzalot), die Kollegen treten und die Presse höhnt. Wer diesen Job freiwillig macht, kann nur dämlich sein, nicht die beste Voraussetzung für die Führung eines Landes oder die Lösung von Problemen.
Gibt es einen Weg in eine politische Kultur, die den zielgerichteten Diskurs und das Gemeinwohl unter Einbeziehung aller Beteiligter (Politik, Presse, Bürger) bei gegenseitigem Respekt möglich macht? Wie geht das? Ich glaube daran, dass den meisten Wählern sehr klar ist, dass es für lokale und globale Herausforderungen keine schnellen und einfachen Lösungen gibt, ich glaube an Kompromissbereitschaft und Konsenswillen, aber ich glaube nicht, dass Parteien im Streit, am Sessel klebende Bürokraten und Beamte unter Bergen von Akten den Weg überhaupt noch erkennen können.
Wir brauchen eine völlig neue Politik, nicht andere Parteikombinationen. Denn ansonsten steht es auch weiterhin 0:0 für Deutschland und nur noch Stefan Raab als Bundespräsident kann das Ding drehen. Und das will man ja auch nicht.
Danke für den Artikel. Ich würde ihn flattrn wenn ich könnte ;)
„Wir brauchen eine völlig neue Politik, nicht andere Parteikombinationen.“ Gut auf den Punkt gebracht.
Aus der Seele geredet.
Also ich bin froh dass auch ein Konservativer wie Spreng (der IHMO das beste Politblog derzeit führt), wenn auch spät, auf den Trichter gekommen ist.
Wie der Spiegel wortwörtlich aus 4-Augen-Gesprächen und SMSen zitieren kann ist mir ebenfalls ein Rätsel. Aber warum darf der keine Meinung mehr haben, hat er doch immer schon gehabt, wenn auch oft die „falsche“? Deswegen ist es doch keine Kampagne. Da waren die diversen Titel gegen Kohl in der Achtziger und Neunzigern („Der Minus-Kanzler“) aber noch deutlich deftiger, schon vergessen?
schöner artikel dazu auch: http://blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2010/juni/das-taegliche-brot-der-demokratie (vielleicht brauchen wir ja auch keine „neue“, sondern eine Rückbesinnung auf die „alte“ politik? )
Ist die Idee nicht vom Heute-Journal aus der Halbzeit? *g*
Und fragte mich, wer überhaupt noch aus welchen Gründen in die Politik geht. Was sind das für Leute, die über unsere Gegenwart und Zukunft richten?
Das sind diejenigen welche am meisten Lügenmärchen erzählen und die tollsten Versprechungen machen können ohne dabei rot zu werden. Zudem sind es diejenigen welchen es gelingt mit Simplifizierungen komplexe Probleme auf Wahlplakatgröße zurechtzustutzen damit auch der letzte einen einfachen Slogan wählen kann.
Das Spielchen funktioniert nämlich nicht nur zwischen Wähler und Parteien sondern auch in den Parteien selbst. Parteimitglieder sind auch nur „Wähler“.
Menschen mögen es nun einmal richtig simpel und das Ziel ist wichtiger als eine Lösung. Derjenige der einen Haufen Mist als große Erfindung und das 1+1 als Lösung für globale Weltwirtschaftskrisen verkaufen kann ist ein guter Politiker.
Wer also geht in die Politik?
Autoverkäufer.
Grüße
ALOA
Keine hohen Zustimmungswerte für die Grünen? Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, lagen sie im Bund bei 16%. In Berlin könnten sie sogar stärkste Kraft werden.
Ich frage mich auch, was nach Merkel kommen soll und muss schauern. Schäuble? Rütgers? von der Leyen? Steinmeier? Gabriel?! Merkel und Westerwelle sind nicht das Problem. Was die Demokratie braucht, ist zunächst eine Frischzellenkur für den poltitischen Journalismus.
Ich sehe die Blogosphäre als fünfte Gewalt. Ihre Aufgabe sollte es sein, die Presse zu bewerten und zu kritisieren, nicht sie zu ersetzen. Das Problem der Blogosphäre ist die Orientierung. Selbst für Interneterfahrene sieht sie aus wie ein Dschungel. Jeder von uns Bloglesern sollte daher gute Artikel, die ihm aus der Seele sprechen, nicht nur kommentieren und flattrn, sondern an seinen Bekanntenkreis weiterempfehlen.
@#763050: Das stimmt. Ich finde das dennoch viel zu wenig, wenn man bedenkt, was für Themen Nachhaltigkeit etc. inzwischen geradezu überall sind.
Weitgehend zutreffende Kritik, wenn auch nicht besonders neu. Einen Punkt würde ich aber anders wahrnehmen: Politik (als Profession) hat doch eine ungeheure Anziehungskraft, sonst würden doch die ganzen Protagonisten (die beileibe nicht aussterben) nicht derart versessen darauf sein, mitzumachen und möglichst lange drinzubleiben im Karussell. Geld ist dabei sicherlich nur der etwas uninteressantere Teil.
Auch wenn der „Normalbürger“ sich selbst nicht davon angezogen fühlt: Die Politiker sind doch wie Motten, die ins Licht streben. Man bedenke nur, wie viel Politiker immer schwafeln, sie würden bald aussteigen oder nicht mehr lange mitmachen – glaubwürdig klingen sie dabei nie, eher wie Junkies, die aufhören möchten, aber nicht können. Die meisten dieser Typen kommen sich doch unglaublich bedeutend vor und ertragen es nicht, ins Zivilleben zurückzukehren.
Über die Qualität des Personals ist damit noch weitestgehend keine Aussage getroffen.
@#763047:
Ich glaube, das (Haupt)Problem bei der „Politikerwerdung“ ist, daß es dafür tatsächlich eine Karriere braucht und deswegen die jungen, inhaltlich engagierten Leute, die dort auf niedriger Ebene einsteigen und „durch die Institutionen marschieren“ wollen, mit der Zeit zwangsläufig ihr Bezugssystem wechseln: weg vom Idealisten hin zum Karrieristen. Das geht womöglich fast unmerklich vor sich, ist aber fast unvermeidlich, weil: wenn man über längere Zeit innerhalb eines Systems bestehen will, das auf Verdrängung basiert, bleibt einem kaum was anderes übrig. Ausnahmen wären vllt. Leute wie Ströbele, aber die können dann auf gewachsene Strukturen zurückgreifen (seinen Wahlbezirk, in dem Fall), und das wirkt vielleicht sympathisch, aber würde es das noch tun, wenns nicht Ströbele wäre, sondern jemand von der FDP oder NPD? (tatsächlich sehe ich da derzeit, was Menschenverachtung angeht, nur noch geringe Unterschiede. Und die (FDP) waren mal ne Bürgerrechtspartei…).
Wenn Berufspolitik halbwegs funktionieren soll, müßte der systembedingte Zwang zur Verdränung und zum Karrierismus weg, der aus Idealisten Bonzen schleift.
@Blogosphäre als fünfte Gewalt, bzw. „Netzcommunity“ als solche: vllt lohnt sich, trotz unterschiedlicher Ausgangsbedingungen, der Blick übern Teich: ein Medium wie die Huffington Post erarbeitet sich dort nach und nach, aber sehr beharrlich, einen relevanten Einfluß. Wird früher oder später hier auch passieren (früher, weil Trends von drüben hier auch irgendwann ankommen, später, weil das bei „guten“ Trends und speziell netzbezogenen immer etwas dauert).
Und dann gibts ja noch die Piraten. Ich hab schon die ersten Stimmen gehört, die sie abschreiben… herrje, wartet doch mal fünf Jahre, Leute… sowas dauert.
@#763061: Die Art und Weise, wie die Huffpost erfolgreich geworden ist, halte ich hierzulande für geradezu undenkbar. Da werden auf der einen Seite mit Gossip-Themen (und zwar massiv, inkl. Sextapes usw.) die Leserzahlen nach oben geschraubt, was für Werbeeinnahmen sorgt, die dann für Journalismus ausgegeben werden (hoffe ich). Das Ganze war aber auch von Beginn an sowieso mit Millionen ausgestattet. Kann man machen und anscheinend funktioniert es in den USA, ich bezweifle aber, dass das hier umsetzbar wäre oder genügend Akzeptanz finden könnte. Das Geld, was man da reinstecken müsste, ist wegen der möglichen Leserzahlen nur sehr schwer wieder reinzuholen.
Aber du hast Recht: Abwarten.
zunächst: die menschen, die in den oberen rängen der politik tätig sind, leben davon. es ist ihr beruf. für mich ist das teil der allgemeinen spezialisierung menschlicher gruppen. sie wollen dort etwas umsetzen und sind in vielen fragen wissensreiche, aber ideologische experten. wie beim fußball oder (häufig) in sozialwissenschaften halten sich jedoch beinahe alle menschen für kompetent. in der sozialwissenschaft hat das zum ruf eines „laberfachs“ geführt, in der politik kann man aber nur froh sein über das breite gesellschaftliche interesse.
dieses gesellschaftliche interesse führt aber momentan nicht zu einer reflektierten meinungsbildung bei politisch nicht-aktiven menschen, sondern zu politischem konsum und einer generellen einschätzung, man sei selbst nicht schuld an den missständen in der brd oder der welt. gleichzeitig gibt es kaum bekenntnisse für sozialismus oder kapitalismus, sondern einen hedonistischen egoismus wie er nur in einer konsumorientierten gesellschaft entstehen kann. in der brd wird überhaupt nicht mehr (mit ausnahmen..) über das große ganze gestritten, sondern nur noch um die verwaltung des jetzigen.
hingegen halten politikerInnen entsprechend „volkes meinung“ ihr fähnlein in den wind. große entwürfe werden nicht mehr gewagt, große entwürfe werden eben auch nicht gewürdigt.
„als tiger gesprungen, als bettvorleger gelandet“ – so läuft fast jedes politische leben ab. denn niemand geht als junger mensch in die politik (ob schule, uni, bildungsstreik, parteien oder attac), ohne seine / ihre ideale umsetzen zu wollen. diese enden aber transformiert glücklicherweise in konsens- und mehrheitsabstimmungen. große veränderungen können nicht gelingen, wenn sich die mehrheit der wählerInnen nicht mit veränderungen des eigenen lebens abfinden will. erneuerbare energien? klar, aber ich wechsele jetzt nicht den stromanbieter. ausstieg aus der kohle? klar, aber nicht solange ich dort arbeite. kostenloser nahverkehr? dann müsste man ja steuern erhöhen (und man fragt sich nie, wer eigentlich steuern zahlt – das tun nämlich selten diejenigen, die sich drüber aufregen).
das ganze dilemma ist für mich eine wechselwirkung von politikbetrieb, -konsum und einer völlig unkritischen, lethargischen mehrheit der wählerInnen. einige aspekte dieser wechselwirkung sind sicherlich dem kapitalismus geschuldet; doch hauptsächlich vermute ich das menschliche bedürfnis nach konstanz und monokausalität dahinter.
diese gilt es medial und erzieherisch zu durchbrechen. hier in stuttgart z.b. waren bei der meisterschaft 2007 300.000 leute auf der straße – zu demos kommt kaum jemand. mich, als politisch aktiven, lässt das immer total verzweifeln.
Zur Frage, wie Politik in Zukunft aussehen könnte: Vielleicht kann es tatsächlich in Richtung Selbstverwaltung gehen, auch wenn ich mit meinem Pessimismus das nicht als nur glorreiche Lösung sehen kann. Da gab’s doch mal diesen Film »Us Now«
Bei der Frage, wer eigentlich Politiker werden will bekomme ich irgendwie Angst.
Schöner Artikel. In etwa die gleichen Gedanken hatte ich, als du über den 1800EUR tweet geschrieben hast: „Etwas konstruktiver bitte!“
Ich bin ganz genau deiner Meinung, unsere Gemeinschaft brauch ein neues Miteinander. Ich habe das Gefühl, dass sich viele Leute von Staat und Politik distanzieren. Damit distanzieren sie sich von der Gesellschaft. Nichts anderes bildet doch die Politik ab.
Als die Wirtschaftskrise bei den Isländern voll eingschlagen hat, haben die ihren Politikern gekündigt, ihre Banker vor Gericht gestellt und kürzlich ihren Stefan Raab zum Bürgermeister von der Hälfte des Landes gemacht.
Das ist ein super Weg, den etablierten zu zeigen, was man von ihnen erwartet. Mut und Ehrlichkeit fallen mir auf Anhieb ein. Wer will denn noch blühende Landschaften und Steuersenkungen versprochen bekommen? Hat da wirklich jemand dran geglaubt, mitten in der Weltwirtschaftskrise?
Das PRinzip neue „Beste Partei“ könnte bei uns auch gut funktionieren. Wenn bei Neuwahlen eine „Beste Partei“ antritt, dann bekommt die sicher ordentlich Unterstützung von der 4. Macht. Ich glaube wir Volk sind bereit dafür. Ich jedenfalls warte und hoffe schon. Ich will keine blühenden Landschaften versprochen bekommen. Ich will ehrliche und transparente Politik.
Ich mag die CDU nicht, aber bei dem Thema denke ich immer an Kirchhoff. Der hatte ne gute Idee. Hätte Angie nich den Schwanz eingezogen und ihn abgesägt, ich hätte CDU gewählt.
übrigens wars stoiber, der „da rein“ wollte: http://youtu.be/N-z_EI1d6MU
Die meisten scheinen ja immernoch brav zu glauben, dass die Geschicke dieses Landes von Politikern bestimmt würden. Und das im Jahr 2010, wo sogar Horst Seehofer im bayerischen Fernsehen unverhohlen bestätigt: „Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt. Und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden.“
Wenn sich Merkel, Schäuble oder Rüttgers zum informellen Plausch mit der Wirtschafts- und Finanzelite im Industrieklub Düsseldorf treffen – was glaubt ihr, wer da wem die Anweisungen gibt? Die Merkel dem Ackermann? Der Rüttgers den Quandts?? Na kommt, so naiv seid ihr nicht, oder?
Die Politik dient seit jeher dem Erhalt der bestehenden Machtverhältnisse. Nicht nur im Kapitalismus, auch im Sozialismus waren Politiker immer bestrebt, diejenigen an der Macht zu halten, die sie gerade besaßen. Wahre Veränderung kam nie „von oben“. Wer als bundesdeutscher Spitzenpolitiker nicht nach der Pfeife der Albrechts, Ottos, Quandts, Fincks, Klattens oder Würths tanzt, ist seinen Posten schneller los, als er „Schmiergeld“ sagen kann.
Ich weiß nicht, vielleich bin ich ja der einzige, aber ich hätte den (sehr interessanten) Artikel fast nicht gelesen, weil ich mich aber sowas von überhaupt nicht (auch und gerade jetzt nicht) für Fußball interessiere.
Was soll das? Fußballfans ködern?
Fast hätte ich übrigens statt dem „0:0“ ein „über alles“ gelesen. Ich glaub ich bin überreizt….
i ? u
Auf ein Scorpions-Konzert zu gehen, finde ich schon ziemlich crazy…
@ sol
Ich glaube, Sie beschreiben es hier ganz gut. (Auch wenn ich nicht weiß, was eine Meisterschaft in Stuttgart ist; muß ich auch nicht wissen, da für mich uninteressant.)
Als ergänzenden Faktor würde ich noch nennen wollen, daß die Leute schon etwas beeinflußt werden, in erster Linie von den Medien, und zwar in einer bestimmten Richtung, aber nicht so plump, daß es gerade sehr viele sind, die diese Beeinflussung deutlich wahrnehmen.
Es gibt nur leider keine realistische Alternative zu dem ganzen Parteienkrams.
Deswegen sollten als erstes Alternativen zu den bestehenden Parteien entstehen.
Eine Lücke schreit geradezu nach einer Besetzung: die Nationalliberale! In jedem europäischem Land gibt es mehr als die derzeitigen 5 traditionellen Parteien und während in ganz Europa ein Rechtsruck durch die Länder geht, fehlt diese Alternative in Deutschland völlig.
Das würde mal Schwung in der dicken Kruste bringen.
Ansonsten sind da noch die Piraten, die ich bis dahin mangels wirklicher Alternativen wählen werde.
Ich wäre für eine Politik, in der ein CDU-ler auch mal für einen SPD-Vorschlag stimmen kann (und umgekehrt), ohne dass deswegen ein Riesendrama ausbricht. Ich bin für Abgeordnete, die in erster Linie ihrer Linie folgen und erst in zweiter der Koalitionsräson. Ich bin für Abgeordnete, die keinen Parteisoldatenlebenslauf haben, sondern ein locker gewebtes Netzwerk von Unterstützern – in etwa vergleichbar mit dem System der Facebook-Gruppen. Ich bin dafür, dass Entscheidungen aufgrund von offenen Reden im Bundestag entschieden werden und dass die darauf folgenden Abstimmungen nicht grundsätzlich vorab in den Hinterzimmern ausgekungelt wurden. Die Aufteilung der Abgeordneten in wenige, verhärtete Parteienmachtblöcke sorgt für einen permanenten Kriegs- und Belagerungszustandzustand aller Abgeordneten und verlagert die Entscheidungsgewalt komplett in eben diese Hinterzimmer. Der Bundestag besteht doch zu 90 Prozent aus Hinterbänklern, die so lange das Stimmvieh ihrer Parteioberen stellen, bis diese Parteiminister abgewirtschaftet haben und weggeputscht werden. Wer in den Bundestag will, muss den Wählern mehr anbieten als die Tatsache, dass seine Parteikontakte ihm einen guten Listenplatz verschafft haben. Auch Lobbyisten und spendende Großkonzerne würden sich dann erheblich schwerer tun mit einer heterogenen Politikerschar.
Vor jeder Wahl strahlen die Politiker heute nichts anderes mehr aus als eine Scheißangst vor dem Ergebnis – auch das trägt zur Parteiverdrossenheit bei. Gebt denen, die immer noch interessiert genug sind, um wählen zu gehen, doch mal die Chance, ihrem in erster Linie ihrem (vielleicht sogar unabhängigen) Wunschkandidaten die Daumen zu drücken und nicht der Partei, die gerade das kleinste Übel darstellt, zähneknirschend das Kreuzchen zu liefern!
Meiner Meinung nach macht es sich auch dieser Artikel zu einfach. Bei mir ist im Grundtenor auch nur ein mit-dem-Finger-auf-„die“-Politiker-zeigen hängen geblieben. Zwar wird von den großen Medien erwartet, dass sie mehr Raum für Visionen bieten und Vorschläge machen sollen (was ich übrigens nicht als Aufgabe der so genannten 4. gewalt ansehe, sondern als ureigenste Politiker-Aufgabe), aber dieser Artikel springt auch als Tiger und landet als Bettvorleger. In den letzten Sätzen werden Stereotype angeführt (Beamte unter Aktenbergen und an den Sesseln klebende Bürokraten) und dann wird der Leser auch nur mit einer mehr als vagen Forderung nach „einer völlig neuen Politik“ zurückgelassen. Wo ist denn da die Vision oder der gute Vorschlag? Selbst in die Politik zu gehen, scheint auch nicht in Frage zu kommen, denn das ist natürlich ein „Scheissjob“.
Ich bin durchaus der Meinung, dass etwas nicht stimmt. Aber Politiker sind auch nur Menschen aus unserer Mitte und bilden diese zu einem gewissen Teil sehr wohl ab. Daher sehe ich eher Veränderungen der gesamten Gesellschaft. Mangelndes politisches Interesse aufgrund der hohen Komplexität weltweiter Themen; zunehmende Individualisierung; fehlendes Gemeinwohl usw. Die Piratenpartei hat immerhin ein paar Bloger und teilweise politisch motivierte junge Leute aus der zweiten Reihe geholt. Nun müssen sie feststellen, dass es nicht einfach ist, die selbst in der eigenen Partei vorhandenen vielfältigen Strömungen und unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bekommen.
Just my 2 cents…
Vor allem brauchen wir weniger Politik! Aber diese Einsicht fällt vielen Menschen schwer, weil ihr Leben keine Erinnerung an Eigenverantwortung und Selbstverwaltung bereithält. Wer in dem Bewußtsein aufwächst, daß der Staat als Super-Nanny eine Art Vollkaskoversicherung für alle Lebensrisiken zu sein habe, wird damit leben müssen, daß die mit immer mehr Aufgaben konfrontierte Politik an ihre Kompetenz- und Leistungsgrenzen stößt.
Wer sein Leben per Wahlzettel in die Hände anderer Menschen legt, erhält über kurz oder lang immer eine Pöbelherrschaft.
@ Johnny
Stefan Raab als Bundespräsident? Hmm. Ich glaube, das wäre keine üble Idee. Ich halte Raab für blitzgescheit und wenn er ein solches Amt besetzen würde, dann bringt er nicht nur viel frischen Wind hinein, nein, er würde es auch gut machen. Ich denke sogar, dass Raab ein politischer Kopf ist – und nicht nur der Spaßmacher/Musiker/Showmaster, als den wir ihn kennen.
Doch, doch. Ich fürchte nur, Raab würde es nicht machen. Und da sind wir beim Grundproblem: Es ist mühsam und schwierig, aus den Niederungen der Parteipolitik (Kreisverbände, Ortsvereine, Distrikte usw.) heraus, Anregungen für eine bessere Politik zu geben.
Doch, es ist möglich. Vielleicht ist es nicht „cool“, aber umso notwendiger, finde ich. Und allein der ernsthafte Versuch schon ist (nebenbei bemerkt) einer der Gründe, warum ich für Herrn Lobo inzwischen großen Respekt empfinde.
Zusammen ist es leichter. Ich denke darum, wer politisch interessiert ist, verabredet sich mit ein paar interessierten Kumpels/Freunden/Bekannten – und geht mit diesen gemeinsam in eine Partei. Denn: An den Parteien kommen wir kaum vorbei, aus diesen heraus wird – nach wie vor – sehr viel Politik gemacht – und sei es, dass hier „nur“ bestimmt wird, wer in die Parlamente kommt. Mehr noch, mitunter kann ein einzelnes, gutes Gespräch Gutes bewirken. Richtig viel sogar.
Ich kann jeden, den das interessiert, nur dazu ermuntern. Denn, wenn wir es nicht tun, wenn wir es nicht hier tun, wenn wir es jetzt nicht tun:
Wer soll es dann tun?
Die Geschichte einer Wunschkoalition
Es war einmal – vor sehr langer Zeit – eine Wunschkoalition. Als die beiden Parteien endlich gemeinsam die Regierung im deutschen Lande bilden konnten, waren alle überaus glücklich. Und der Champagner floss in Strömen. Das ganze Land wartete gespannt darauf, was nun kommen sollte. Doch ach! Die Parteien stritten mehr, als dass sie regierten, und bald schon ging die Regierung des ersten Ministers verlustig. Die kleine Partei meinte, alle ihre Träume nun endlich durchsetzen zu können, und weigerte sich stur, irgendwelche Kröten zu schlucken. So kam es, wie es kommen musste: Die Umfragewerte der beiden Parteien sanken und bei Landtagswahlen wurden sie bitter abgestraft. Die Medien spekulierten, wie lange diese Wunschkoalition noch halten würde.
Doch nach einem Jahr besannen sich die Regierungsmitglieder, denn inzwischen hatten sie zwei weitere Minister verloren. Die kleine Partei lernte tatsächlich noch Kröten zu schlucken, und in den folgenden Jahren wurden einige wegweisende Reformen verabschiedet. Auch wenn heute davon keiner der Beteiligten mehr etwas wissen will. Heute – nach fast einem Jahrzehnt – tun sie wieder, was sie am besten können: Wünschen und Träumen – und ein ganz kleines bisschen Kuscheln mit den Linken.
Grüße
Philipp
http://einminutentexte.wordpress.com/2010/06/15/die-geschichte-einer-wunschkoalition/
@#763144: Tatsächlich muss so ein Text viel länger sein, um halbwegs das zu liefern, was er fordert, ich weiß gut, was du mit deiner Kritik meinst und vielleicht funktioniert der Text nur, wenn man anderes von mir kennt. Ich denke, dass ich durchaus mehr (z.B. alternative Vorschläge) zur Debatte beizutragen und auch die ein oder andere direkte Erfahrung mit eigenem Engagement habe (die sich meiner Meinung nach auf lokaler Ebene viel besser umsetzen lässt), doch ich muss das auf verschiedene Artikel aufteilen und dann kann es passieren, dass es klingt, als würde ich es mir zu leicht machen. Das Gegenteil ist aber der Fall: Täte ich das, würde ich viel mehr darüber schreiben, denn dann wäre es einfach. Ist es aber nicht. Es ist verdammt schwer.
Die Kritik kommt an, in einzelnen Punkten aber würde ich dir widersprechen wollen. Denn Politiker aus der Mitte des Volkes sind meiner Ansicht nach vielleicht in der Überzahl, aber nicht an den wenigen einflussreichen Stellen. Und fehlendes Gemeinwohl und Interesse kann ich zumindest hier in der Ecke nicht attestieren, im Gegenteil, es gibt Engagement ohne Ende, so mein Eindruck. Es fruchtet nur immer seltener.
Dann werde ich mir auch mal deine anderen Texte zu Gemüte führen, die ich in der Tat nicht kenne. Das könnte man dem Spiegel übrigens auch zugute halten, der meiner Meinung nach durchaus Querverweise zu anderen Ländern oder auch andere Ideen bringt bzw. Demokratiemodelle anderer Staaten kritisch würdigt.
Oft ist ja so, dass sich durchaus Menschen aus dem Umfeld aus Idealismus engagieren, beispielsweise auf lokaler Ebene, aber sobald anscheinend „machtorientierte“ Mitstreiter, die vielleicht mal den Elnnebogen ausfahren, auf den Plan treten, entnervt hingeschmissen wird. Der übliche Prozess in einer Demokratie, welche die Interessen einer Vielzahl von Bürgern widerspiegeln soll. Meine gute Idee muss noch lange nicht die gute Idee für Alle sein. Das erinnert mich immer an Prof. Kirchhoff, dessen Ideen aus wissenschaftlicher Sicht sicher gut und einleuchtend waren, die er jedoch nicht „verkaufen“ konnte bzw. die von etablierten Politikern im entscheidenden Moment keine Unterstützung erfuhren. Das ist meiner Meinung nach die Schwelle, an der sich 98% der Menschen wieder von der Politik abwenden.
Diese Effekte begegnen einem bereits auf simpler Fördervereinsebene an einer Grundschule. Kann es sein, dass sich Leute mit guten Ideen oft scheuen, diese Ideen auch gegen Widerstände zu verteidigen? Dort jedenfalls finde ich mich bedauerlicherweise ein wenig wieder. Daher nehme ich mir auch nicht heraus, mit Fingern auf die weiterhin Aktiven zu zeigen…
Im Grunde vertrete ich damit wohl eine ähnliche Meinung wie sie John Dean in Post 26 geäußert hat.
Danke für den guten Artikel… gab auch gleich nen Flattr von mir!
Ich denke, das Problem ist, daß die sog. „politik“ nichts mit den Menschen zu tun hat. Da geht es doch nur darum, seine Sachen durchzuziehen und ab und zu mal vom „Volk“ über ein paar Dinge absegnen zu lassen.
Wenn z. B. Wahl ist werden die schönsten Reden geschwungen, die meisten Versprechen abgegeben und alles, was irgendwie beunruhigen könnte, wird erst mal verschoben (Steuererhöungen z.B.)
Wenn dann aber rund 60 % der Wahlberechtigten gar nicht erst wählen gehen, ist das für mich ein Zeichen, dass diese entweder verstanden habenm, dass die Politiker nichts für sie tun oder dass keiner mehr Lust hat auf diese Schwätzer.
D-Land erwache und nimm dein Schicksal wieder selbst in die Hand!
Ach und noch was, warum 0:0 ? Gegen wen spielt Dland denn eigentlich?
Kann es sein gegen sich selbst ( bzw. gegen die Bevölkerung)?
oder wie war das ursprünglich gemeint?