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Argentinien – Südkorea 4:1


Messi. Messi! Messimessimessimessi. Messi, Messi. Messi!

Entschuldigung. Ich war im Medienmodus.

Südkorea spielte das wie ein Sparringspartner: sie liefen zwar viel, aber zu oft ins Leere. Sie kämpften zwar ein bisschen, aber ohne ernsthaft Schaden zufügen zu wollen. Und als Argentinien sich nicht anschickte, ein Tor zu machen, übernahmen sie es in grenzenloser Freundlichkeit eben selbst. Eine Freistoßflanke scharf wie Bohnenstroh flog in den Strafraum, und in den fünf Sekunden, die er für eine Reaktion Zeit gehabt hätte, bekam Park das Bein nicht weg. Reaktionszeit eines schockgefrorenen Faultiers, dieser Park, der Ball kullerte ins Netz. Nach einem Freistoß, man kann es gar nicht genug betonen, von Messi.

Es konnte also losgehen, dachte ich. Aber: Gegen neugierig-interessiert wirkende Südkoreaner, die meist mit zwei Meter Sicherheitsabstand zu ihren Gegenspielern standen, als wären das Kunstwerke, kamen die Argentinier kaum zu Kombinationen. Wenig Anspielmöglichkeiten, wenig Bewegung im Spiel nach vorne, manchmal trabten sie bei einem Konter parallel neben einander her, als wären sie Protagonisten eines Autowerbespots.

Entsprechend waren sie wieder auf die Gutmütigkeit der Südkoreaner angewiesen, um das zweite tor zu machen: Wieder eine von diesen Flanken aus dem Halbfeld, wie man sie bei dieser WM häufig sieht, Kopfballverlängerung, hinten hat irgendwer Higuain abgestellt und vergessen. Zwei Tore nach Standards, so funktioniert sie also, die hohe Kunst des Kurzpassspiels.

Erst danach besannen sich die Argentinier, dass sie einen Ruf zu verlieren hatten als Verteidiger der Schönheit im Spiel. Dass damit nicht ihr Aussehen gemeint sein kann, verdeutlicht sich bei jeder Großaufnahme von Tevez; drum fingen sie an zu spielen.

Ich begann, Mitleid für Südkorea zu empfinden: Da aber dachte Demichelis, für all die Nettigkeiten, die Südkorea Argentinien beschert hatte, müsse man auch irgendwie vergelten: deswegen stoppte er einen langen, langen Ball am eigenen Strafraum, um ihn Lee direkt in den Lauf zu legen. Der ließ sich nicht lumpen, nahm dankend an, Anschluss 45. Minute. Man sah es arbeiten in Maradona, dem seine salbungsvolle Halbzeitrede verhagelt worden war. Er ärgerte sich. Er hüpfte kaum mehr.

Das Spiel wurde nicht unbedingt besser, aber spannender: beide Mannschaften begannen zu begreifen, wie unglaublich viel Platz sie einander ließen. Statt aber hinten die Räume abzudichten, ließen sie ihrem Spieltrieb freien Lauf. Defensives Mittelfaled, das ist doch was für Mimis! Sogar Südkorea schickte sogar hin und wieder ein Stoßgebet nach vorne, fand aber kein Gehör.

Und dann ließen sie Messi mal ziehen. Südkorea machte rechts hinten einen auf Exhibitionisten, Heinze steckte den Ball durch, Messi – Torwart – Messi – Pfosten, in der Mitte wartete Higuain, Tor. Südkorea hatte offentichtlich überhaupt keinen bock mehr, denn keine fünf Minuten später standen sie brav zu fünft Spalier, als Messi, Higuain und Aguero sich den Ball zuspielten, bis an den Fünfmeterraum. Ein Abwehrverhalten wie bei einem Kaninchenrudel, Higuain hielt den Kopf hin, 4:1.

Überzeugend, Argentinien. Messi war übrigens auch nicht schlecht.

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10 Kommentare

  1. 01
    James Tea Kirk

    Messi hat mitgespielt? ;-)
    **
    Das riecht ja nach Viertelfinale Deutschland-Argentinien. Oh man, wir müssen irgendwie 2. in unserer Gruppe werden.

  2. 02
    Alex

    der demichelis hat aber auch ein ganz mieses jahr….

    naja, mal sehen, was die nigerianer jetzt machen.

    könnte eine spannendes entspiel zwischen kor und nga geben

  3. 03

    Wir sind Messi! (leider nicht…)

  4. 04
    kkaddi

    Wer hätte das gedacht, so ein schönes schnelles beeindrucktes Spiel von Argentinien. Sie haben Süd Korea keine Chancen geben so richtig ins Spiel, kommen zu lassen. Argentinien war einfach Spielerisch überlegen. Ich fand es schade, dass Süd Korea verloren hat.

    Nach dem Süd Korea 2 : 0 Griechenland im ersten Spiel gewonnen hatten. Es wäre doch zu mindesten ein unentschieden drin gewesen, für Süd Korea .

  5. 05
    Anderes Spiel?

    Hab mal ne Frage … ich mein es ist ja eigentlich Wurst und die Kommentare hier drehen sich eh nie um den Beitrag an sich, sondern ums Spiel an sich und den weiteren Turnierverlauf … und selbstverständlich gibt es Rethorische Mittel die jeder in seinem eigenen Text so verwenden darf wie man will.

    Is ja der eigene Text … könnte man hier und da auch einfach mal ein „puffpuff“ einfügen, hindert einen ja niemanden dran.

    Aber ich frage mich, ob ich die gleichen Spiele sehe …
    Beim Eigentor zieht der Ball kurz über die Köpfe der Vorderleute und er steht voll auf dem Bein – ich hätte das jetzt in die Abteilung „Pech-gehabt“ und nicht in die „Voll-Honk“ Abteilung einsortiert.
    Südkorea hat eindeutig den Kürzeren gezogen und waren dann auch irgendwann auf. Aber ich empfand es so, dass sie schon gekämpft und nicht rumgetrödelt haben.

    Das is keine Beschwerde! Ich versuche nur meinen Fussballfilter wieder zu justieren…

  6. 06
    Frédéric Valin

    @#763443: Sie stehen viel zu tief. Das war völlig unkoordiniert. „Pech“ war das, was sich Griechenland gerade gefangen hat, das Gegentor hier war schierer Dilettantismus.

    Und ich finde, sie haben sich hinten wirklich saudämlich angestellt. Sie haben nie die Linie gehalten, wenn sie rausgerückt sind, und sich nie an den Gegenspielern orientiert. Zum Teil klafften da Lücken, da hätte man rückwärts nen Laster einparken können.

    Aber kann natürlich sein, dass ich das falsch sehe, keine Frage! Ist ja doch sehr subjektiv, so eine Einschätzung.

  7. 07
    thinktank

    i ? u

  8. 08

    Tippfehler #1: „Defensives Mittelfaled, das ist doch was für Mimis!“ (vorletzter Absatz)
    Tippfehler #2: „Südkorea hatte offentichtlich überhaupt keinen bock mehr, …“ (letzter Absatz)

    Toller Artikel, wie eigentlich jeder der WM-Berichte hier!

  9. 09

    Ach, so toll waren die Argentinier nun auch wieder nicht.