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An die ältere Dame, die mich gestern völlig entgeistert anschaute, weil ich mit meinem Fahrrad auf dem Bürgersteig stand und sie deshalb ihre Gehrichtung ändern musste:

Es tut mir sehr leid, dass ich lächelnd „Tja, und plötzlich muss man sich mal bewegen, hm?“ gesagt habe. Das war arrogant, unfair und blöd und ich bitte um Entschuldigung.

Aber Ihre Antwort „Das sagen Sie mir?“ war vom allerfeinsten, besonders, weil ihr dieses wunderbare, gleichzeitig gefasste und entrüstete, beinahe missmarplesche „Huuuch?“ voran ging.

Eigentlich hätten wir uns bestimmt gemocht. Ich hoffe, ich habe Sie nicht zu lange verärgert.

29 Kommentare

  1. 01

    Hoffentlich liest sie das hier :D

  2. 02
    Hyperkeks

    Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit das sie das hier liest? ;-)

  3. 03
    Lars

    Sei froh, stell‘ dir vor die aktuellen Generationen wären solche Nazis.. Am Ende kann ich es ihr trotzdem nicht verübeln, wenn mir meine Mutter erzählt wie sie von ihrer Mutter erzogen wurde.. „Das weisse Band“ fand ich zu der Thematik recht gut.

    Schönes WE

  4. 04

    @#765529: Höher, als die, dass sie meine Gedanken lesen kann. ;)

    @#765530: Que?

  5. 05
    fredge

    Eine Frau in Dahlem sagte vorgestern zu ihrem Sohn (sie sprach aber eigentlich mit mir) als ich mit dem Fahrrad auf dem Bürgersteig fuhr, weil die normale Straße mit Vulkanspitzen gepflastert ist: „Ach, und schau, noch ein 12-Jähriger…“

    Ich musste ne Minute überlegen, bis mir eingefallen ist, dass man auf dem Bürgersteig fahren darf, bis man 12 Jahre alt ist.

    Den Rest des Weges habe ich überlegt, ob das bei ihr ein spontaner Spruch war (Respekt!) oder ob sie das immer schon sagt (Disrespekt, öde!).

    Gut, dass man über Sachen nachdenken kann, wenn man von Dahlem nach Neukölln mit dem Fahrrad fährt.

  6. 06

    :D
    Finde ich gut.
    Und wer weiß, vielleicht liest es ihr Enkel und es kommt doch noch eine Antwort.

  7. 07
    Sue

    Respekt ist ein passendes Wort in diesem Zusammenhang. Man würde sich als Radfahrer bestimmt auch keinen Zacken aus der Krone brechen, wenn man sein Rad als Erwachsener auf dem Bürgersteig schiebt. Inzwischen ist es leider nicht mehr die Ausnahme, sondern schon die Regel, dass Radler rücksichtslos auf dem Bürgersteig unterwegs sind. Ich habe kein Problem damit, wenn jemand langsam in geringem Tempo mit Abstand an mir vorbeirollt, aber ich mag meine dreijährige Tochter nicht dauernd an der Hand halten, nur weil vielleicht wieder ein wildgewordener Radler von hinten ohne Vorwarnung an uns vorbeischießt. Fakt: Er hat auf dem Bürgersteig nichts, aber auch gar nichts verloren.

    Kinder dürfen laut StVO übrigens nur bis zum Alter von 10 Jahren auf dem Bürgersteig fahren.

  8. 08
    Lars

    @#765532: ¿Que de que? (Übrigens kommt Ausrufe- und Fragezeichen im Spanischen an Satzende UND -anfang) ;)

    Abgesehen davon hat Johnny mit seinem Rad auf dem Gehweg gestanden, wieso reden hier also alle vom Fahren? Dass man nicht mit 50 km/h zwischen den Leuten durchbrettert, sollte jeder auch ohne StVO kapieren können. Wenn dir ein Radfahrer ins Knie rollt, ist das nichts im Vergleich zu einem PKW der dem Radfahrer seine Grenzen aufzeigt.

  9. 09
    Angstfahrer

    Manche Strecken kann man gar nicht auf der Straße fahren – viel zu gefährlich. Aber wenn ich auf dem Gehweg unterwegs bin – dann natürlich mit der nötigen Langsamkeit und Respekt.
    Wenn mich dann in Gruppen rumstehende Bürger anmotzen („Das ist ein Gehweg“) weise ich sie darauf hin, dass es Gehweg und nicht Stehweg heißt.

  10. 10

    @#765543: Seit wann das? Vor Urzeiten war es noch ein dürfen bis 12 und ein müssen bis 10.

    Was das Gemotze angeht, das halte ich für die übliche deutsche Kleingeistmentalität: Bloß nicht den Sinn hinter Regeln (Gesetzen) im Kopf haben sondern auf die Buchstaben achten.

  11. 11
    beet

    mich wollte mal ein autofahrer überfahren weil ich mit dem fahrrad über den fussgängerstreifen gefahren bin. Alle Autos standen still weil es einen Stau vor einem Kreisel gab. Ich dachte mir da kann ich kurz dazwischen durchflitzen. Bis zur mitte des fussgängerstreifens ging alles gut, dann hab ich den fahrer angeschaut, sah den hass in seinen augen und er hat das gaspedal voll durchgetreten. Ich konnte mich gerade noch auf die andere seite retten indem ich voll in die pedale getreten habe, sonst hätte er mich wohl erwischt.
    Natürlich ist mir bewusst, dass ich weder auf dem bürgersteig noch auf dem fussgängerstreifen fahren sollte, dass man deswegen versucht mich in den rollstuhl zu bringen oder mich gleich umzubringen fand ich trotzdem nicht ganz verhältnismässig.
    Habe mir danach überlegt ob ich was unternehmen soll, bin dann aber doch einfach weitergefahren, so erschreckend die situation war konnte ich trotzdem nur darüber lachen. es war zu absurd für mich

  12. 12

    hehe danke für den lacher.
    und bei der charmanten entschuldigung wird sie dir sicher vergeben.

  13. 13

    Also: Ich stand. Still. Mit meinem Fahrrad an einer roten Fußgängerampel. Und die Dame wollte da lang, war drauf und dran, sich sehr aufzuregen, erkannte dann aber, dass das nicht so richtig korrekt wäre (weil ich ja stand) und es kam zu dem kurzen, albernen, aber nicht wirklich feindseligen Dialog, den wir hinterher sicher beide dämlich fanden.

    Ich fahre recht oft und dann sehr langsam auf dem Gehweg, z.B., wenn ich mit dem jüngeren Sohn unterwegs bin oder die Straße aus sehr grobem Kopfsteinpflaster besteht. Fußgänger haben dabei immer Vorfahrt, bei Kindern bin ich doppelt vorsichtig und ich steige ab und warte, wenn es nicht anders geht, denn drängelnde Radfahrer auf dem Gehweg sind die Pest. Meckernde Passanten, die sich aufregen, obwohl man Rücksicht nimmt und überhaupt keine Gefahr besteht, aber auch. Die Gesetze kenne ich, die tägliche Praxis und ein gewissenhaftes und respektvolles Miteinander, das Regeln auch mal bricht, sind mir trotzdem wichtiger.

    Und falls dich mal jemand fragen sollte, warum es so selten kurze, Blog-typische Einträge hier gibt: Weil man danach so lange Erklär-Kommentare tippen muss! Dafür kann man aber auch viele interessante Reaktionen lesen, ist also schon okay. ;)

  14. 14
    DSB

    Hätte jetzt gerne einen Gefällt-Button für den letzten Johnny Häusler-Kommentar.

  15. 15
    Javos

    Berlin ist aber auch wirklich schrecklich mit den fehlenden Radwegen!

  16. 16

    @#765570: Ich glaube, es gibt relativ viele, aber doch zu wenige. Habe neulich im Rdaio gehört, man erwarte eine Zunahme des Rad-Verkehrs um 20% und wisse noch nicht, wie man damit umgehen soll. in Bezirken wie Kreuzberg sieht das schon teilweise absurd aus, wie viele Radfahrer auf der Straße sind und es führt zu einer Menge Probleme. Sicher ’ne Herausforderung für die Stadtplanung und eine, die man schnell angehen muss.

  17. 17
    Mister T

    @#765571: Vielleicht den Leuten ein wenig Disziplin einprügeln? Wenn ich durch die Stadt gehe bin ich abwechselnd davon erstaunt, wie unachtsam Fußgänger über die Radwege trampeln bzw. sich gegenseitig ausweichend auf dieses Wege abgedrängt werden (weil Pärchen ja grundsätzlich zu blöde sind, zumindest zeitweise hintereinander zu gehen und Mütter ihre Brut offenbar selbst nicht genug lieben, um sie an die Hand zu nehmen) und Radfahrer in der Gewissheit ihrer gottgegebenen Vorfahrt auf der falschen Straßenseite mit Höchstgeschwindigkeit geisterfahren, Fußgängerampeln missachten und beim Fahren telefonieren.

    Verwunderlich ist, dass die natürliche Selektion da noch nicht derart gegriffen hat, dass solche Wurmfortsätze der Menschheit durch ihr dämliches Verhalten den Genpool endlich mal von ihrer Last befreit haben. Kann nur an zu viel Nachsicht seitens der leidtragenden Mitmenschen liegen.

  18. 18
    Danny Wilde

    @#765571: Es gibt nie zu wenige Radwege. Radwege sind eine Pest und obendrein gefährlich:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Radverkehrsanlage#Kritik_wegen_stark_erh.C3.B6hter_Unfallgefahr

    Sie nehmen den Fußgängern den Raum zum Flanieren und zum sorglosen, spontanen Richtungswechsel, wie er für Fußgänger – insbesondere spielende Kinder – nun mal üblich ist.

    Inwiefern führen die vielen Radfahrer auf den Straßen Kreuzbergs zu Problemen? Wären die Probleme etwa kleiner, wenn jeder von denen in einem eigenen Auto säße, der Fortbewegungsart, die die Natur für den Deutschen vorgesehen hat?

    Das Problem sind nicht die Radfahrer. Das Problem sitzt in den Köpfen der Gesellschaft. Es ist die bizarre Annahme, dass Radfahrer eine eigene Verkehrsfläche brauchten. Radfahrer sind Fahrzeugführer und gehören somit grundsätzlich auf die Fahrbahn (Ausnahmen: Kinder etc.). Je mehr Leute auf dieser Fahrbahn Fahrrad statt Auto fahren, desto KLEINER werden die Probleme.

    Für die pawlowschen Hunde, die schon das Wort „Autohasser“ ins Kommentarfeld getippt haben: Mein Haushalt besitzt zwei(!) PKW …

  19. 19
    Lars

    @#765580: Genau, wir sollten GENAU definieren wer sich wo und wie bewegen darf. Und wer sich nicht daran hält, den knasten wir einfach ein, ach was soll’s, Arbeitslager, da ist der wenigstens zu was zu gebrauchen. Da er eh evolutionärer Abfall ist, können wir ihn auch gleich enteignen und seine Familie mit. Am Ende ist die Deutsche Rasse rein gewaschen und wir können endlich die Welt regieren. Hm, die Oma hätte dir bestimmt zugestimmt..

    Vergiss es!

  20. 20
    Mister T

    @#765585: Umkehrschluss deiner Äußerung: Wir sollten auf keinen Fall definieren, wer sich wo zu bewegen hat, weil wir dann jemandem der Scheiße baut auch sagen müssten, dass er Scheiße baut, was uns konsequent alle zu Nazis machen würde.

  21. 21

    @#765580: Ganz schön warm heute, hm?

    @#765584: Immer mehr Radfahrer, die sich die Straße mit immer mehr Autofahrern teilen, sind trotzdem eine Herausforderung. Rücksichtslose Raser mit teurem Hightech-Gefährt, schlafende und unachtsame Rentner, Eltern, die mehr auf ihre Kinder als auf den Verkehr achten (müssen), Lieferanten-Profis, die mehr Erfahrung, aber weniger Geduld und Zeit haben, Anfänger, Penner und zuletzt Mister T, der als einziger alles richtig macht: Kenne ich mit zwei Rädern genauso wie mit vieren. Ich gebe dir Recht, ich sehe das auch als gesellschaftliches Problem, denn wenn alle etwas mehr Rücksicht nähmen … aber das gilt ja nicht nur für den Straßenverkehr und gehört halt eher in die Kategorie Utopie. Ob nun Radwege die Lösung sind oder nicht, weiß ich nicht.

    Ich mag ja Amsterdam sehr, was das angeht. (Post your „Die haben ja noch viel größere Probleme als wir“-Links now!)

  22. 22

    @#765587: Eigenartiger Umkehrschluss – als ob Regelwut und Drakonie Menschenverstand überlegen wäre.
    Aber he: wenn die Menschen denken würden hätten wir ~70% weniger Unfälle und das bei 95% weniger Verkehrsschilder.
    Wäre das nicht schön?

    (Die 70% ergeben sich aus den Unfällen die nicht unter „höhere Gewalt“ fallen, sprich, jenem Anteil an Unfällen die Menschgemacht sind und nicht auf Wetter, technisches Versagen oder ähnliches zurückzuführen sind.

    Das mit den Schildern ist in diversen lokalen Experimenten in Holland und hierzulande bewiesen worden: Bei Entfernung aller nicht-essentiellen Verkehrsregelungen sinkt die Unfallrate drastisch)

  23. 23
    GoldmanSex

    ach ja: ich war seit vielen monaten nicht mehr auf spreeblick. das posting von Johnny war sicher nicht besonders geistreich – aber: die „diskussionen“ hier erinnern mich daran, warum ich diesen blog nicht mehr lesen wollte. genau deshalb. Johnny und Spreeblick hätten wahrlich inteligentere leser verdient als diese ewigen gutmenschen die alles was nicht auf ihrer linie liegt immer gleich mit dem „nazi“ vorwurf mundtot machen möchte.
    tschüss dann, diesmal aber wirklich für immer

  24. 24
    Mister T

    @#765588: Zu heiß, um die Leute mit Sarkasmus zu überfordern. Aber das ist es im deutschen Netz eigentlich immer.

  25. 25
    fruchtiger

    Herr H. aus B, Blogbetreiber, Radfahrer und jetzt auch als Oma-Schreck aufgefallen.

  26. 26
    heike

    johnny, aber nich deiner mutti davon erzählen …

  27. 27
    Oppi

    @#765584: Da möchte ich mal dagegenhalten : Radfahrer gehören grundsätzlich überhaupt niemals nicht auf die Fahrbahn. Sie sind (wenn nicht durch Verkehr behindert) irgendwas um die 20 km/h schnell, zwingen aber einen Autofahrer, der StVO gerecht überholen will trotzdem, sie zu behandeln wie ein anderes Auto (weil der Sicherheitsabstand eingehalten werden muss), also auf die Gegenfahrbahn (bei einspurigen Straßen) zu wechseln. Die heisst so, weil da Gegenverkehr fährt, was bedeutet, dass Radfahrer auf bestimmten Straßen schlicht unüberholbar sind. Das stellt eine nicht unbeträchtliche Verkehrsbehinderung dar, provoziert die unbeherrschtere Art von Autofahrern (oder solche, die unter einem gewissen Termindruck stehen) zu nicht vorschriftsgemäßem oder riskantem Überholen und führt somit indirekt zu Unfällen. Wie bereits erwähnt wurde : Ein Radfahrer, der dir ins Knie fährt, ist nichts im Vergleich dazu, was passiert, wenn er auf der Straße von einem Auto gerammt wird.
    Je weniger Radfahrer es auf den Straßen hat, desto ungehinderter und risikofreier kann der normale (innerorts auf 50 km/h genormte) Verkehr fließen.
    Fahrräder sind nämlich eben grade nicht einfach pauschal „Fahrzeuge“. Von allen anderen Fahrzeugen auf der Straße unterscheiden sie sich nämlich dadurch, dass sie nichtmotorgetrieben sind, und somit langsamer sind, als alle anderen Verkehrsteilnehmer.

    Auf Landstraßen potenziert sich das Problem übrigens noch.

    Darum : Mehr Radwege braucht das Land ! (Und Radfahrer, die aus Prinzip auf der Straße fahren, obwohl direkt daneben ein Radweg ist, sind eine Pest.)

  28. 28
    totti

    @#765654: So ein Quatsch. In der Stadt gehören Fahrradwege abgeschafft und Autos auf 30 km/h runtergebremst. Dann kommen alle gleichermassen voran. Sieht der ADFC sowie diverse Forschungseinrichtungen so. Die Unfallgefahr soll herabgesetzt werden und der Verkehr insgesamt rollen. Eine Vollversorgung mit Radwegen ist in der Stadt unrealisitisch.

  29. 29
    anonym

    Bin nur Fußgänger. Ich habe durchaus Verständnis dafür, wenn Radfahrer hier in Berlin nicht auf der Straße fahren, sondern auf dem Bürgersteig. Überall gibt es ja keine Radwege. Denn ich würde auf vielen Straßen (Fahrbahnen) auch nicht auf dem Rad fahren wollen. Dennoch stört es mich, wenn mich Radfahrer ganz knapp überholen, quasi aus dem Nichts kommend, denn sie sind oft nicht zu hören, obwohl sie ein hohes Tempo haben. Gefällt mir nicht; es gibt aber leider kein Mittel dagegen (außer ihnen reaktionsschnell etwas Massives zwischen die Speichen zu werfen).