Der Heldenmythos um Dominik Brunner ist inzwischen, vorsichtig ausgedrückt, am Bröckeln. Denn der „Held von Solln“ soll selbst die Schlägerei, die seinen Herzstillstand auslöste, angezettelt haben. „Für mich war Herr Brunner der Angreifer“, sagt der Fahrer der S-Bahn, und diese Aussage deckt sich mit vielen anderen Zeugnissen, die während der aktuell stattfindenden Verhandlung abgelegt wurden.
Was wissen wir inzwischen von den Vorkommnissen auf dem Bahnsteig in Solln? Nachdem sich Dominik Brunner schützend vor vier Kinder gestellt hat, die während der S-Bahnfahrt von u.a. den Angeklagten bedroht worden waren, verlassen die Angeklagten und Dominik Brunner das Abteil. Die Situation, so sagen es die Zeugen, scheint vorbei, als Brunner Jacke und Tasche beiseite legt, und einem der beiden Angeklagten einen Faustschlag zu verpassen. Danach eskalierte die Auseinandersetzung, die Angeklagten schlagen Brunner nieder und treten auf ihn ein, Brunners Herz versagt.
Warum dieser Faustschlag, mit dem Brunner die Auseinandersetzung wieder aufflammen ließ, der Öffentlichkeit verschwiegen worden ist, ist die eine Frage. Wäre dieser Umstand früher bekannt geworden, hätte sich nicht ein so einfaches Schwarz-Weiß-Bild – hier das unbescholtene Familienoberhaupt und erfolgreiche Geschäftsmann, dort die gewaltgeilen jugendlichen Verlierer ohne Zukunftsperspektive – zeichnen lassen. Eine Aktualisierung der Debatte um eine Verschärfung des Jugendstrafrechts wäre ausgeblieben, die in den letzten Jahren mit dem immer gleichen populistischen Verve und – leider – der immer gleichen Ahnungslosigkeit geführt wird.
Und vor allem: Brunner wäre nicht zum Märtyrer stilisiert worden. Fortwährend betonten all jene Verantwortlichen, die es hätten besser wissen können, ihr Mitgefühl mit der Familie. Wo aber sind sie jetzt, wenn Freunde und Familie schmerzlich erfahren muss, dass Dominik Brunner nicht der weiße Ritter gewesen ist, den Boulevard und Politik aus ihm haben machen wollen? Ein Denkmal wollte man ihm errichten, Schweigeminuten hat man abgehalten, Preise wurden ihm verliehen: wie müssen sich die ständig zitierten Freunde und Familie jetzt fühlen, wo sie erfahren, dass die Dinge komplizierter liegen?
Eine andere Debatte hätte trotzdem stattgefunden: die über Zivilcourage. Sie wäre wohl ehrlicher, distanzierter geführt worden, hätte man gewusst: Brunners ausgesprochen mutige Intervention in der S-Bahn war nicht der Grund für die Schlägerei, die ihn schlussendlich tragischerweise das Leben kostete. Zivilcourage endet nicht notgedrungen tödlich. Anderen helfend zur Seite zu springen muss nicht heißen, in beinah selbstmörderischer Absicht zu handeln.
Denn genau diesen Eindruck hinterließ die Diskussion nach dem Vorfall in Solln. Dominik Brunner konnte deswegen zum Helden werden, weil es so außergewöhnlich schien, dass er Schwächeren zur Seite sprang. Wer hilft, gefährdet sein Leben. Das ist zwar heldenhaft, aber wer möchte schon, dass hundertfach Blumen auf seinem Grabstein niedergelegt werden. So gesehen hatten all die Appelle zu mehr Zivilcourage die gegenteilige Wirkung: um die eigene Haut für andere zu riskieren, muss man vielleicht wahnsinnig mutig sein. Auf jeden Fall aber wahnsinnig.
Vielleicht braucht es tatsächlich mehr Zivilcourage. Fakt ist, dass die aktuelle Politik nicht dazu anstiftet. Im Gegenteil: vieles, was früher der Allgemeinheit gehörte und wofür die Gemeinschaft der Bürger, also der Staat, verantwortlich war, ist privatisiert worden: Züge, Autobahnen, öffentliche Plätze, Flugsicherung, Post, all das geht uns nichts mehr an. Ich bin Kunde meiner Zeit, und längst nicht mehr ihr Gestalter. Was früher allen und auch mir gehörte, davon profitieren jetzt Aktionäre: kein Wunder, dass sich niemand mehr dafür verantwortlich fühlt. Wozu auch.
Als sei das nicht genug, hat eine Rhetorik der Angst Einzug gefunden in die Politik. Fortwährend geht es um Bedrohung und Gefahren: Terrorismus, Kinderpornographie, Jugendgewalt, Verrohung der Sitten, Untergang des Abendlandes. Obwohl dafür objektiv überhaupt kein Anlass besteht, werde ich fortwährend mit neuen Überwachungskameras, Bundestrojanern und Massendatenspeicherungen traktiert. Die gefühlte Sicherheit bewegt sich auf dem Niveau, als lebte ich während des 30jährigen Krieges und der Schwede stünde vor der Tür. Diese fortwährende Bevormundung, Bespitzelung und Verängstigung ist es, die mich bewegungsunfähig macht.
Das Land soll mutiger werden? Dann hört auf, mir ständig so viel Angst zu machen. Denn ich bin alles andere als ein Held.
Und ich will weiß Gott auch keiner werden.
Also ich weis nicht so recht.
Warum komt so was erster nun heraus ?
Warum wurde das nicht gleich ausgesprochen ?
Hat da jemand angst gehabt, oder einfach nicht den Mut gehabt so etwas zu sagen ?
Und was sagen die anderen Zeugen dazu, und warum haben die Angeklagten so was nicht von anfang an gesagt ????
Und warum ist es denn nun so „wichtig“, dass es an Herzstillstand gestorben ist ? Ist das nun besser und macht das jemand unschuldig….
Fragen über fragen, über die ich nur noch den Kopf schütteln kann…
Herrn Brunner hat jeden Respekt verdient. Ohne wenn und aber. Auch wenn er vielleicht einen tödlichen Fehler machte.
Die Staatsanwaltschaft jedoch und die Medien, die kaum recherchiert haben, sind dagegen erbärmlich. Auch wenn es einen bei diesen Institutionen nicht gerade wundert. Die einsitige Information der Medien hat bei den Staatanwaltschaften leider augenscheinlich Methode, auch wenn sie verpflichtet sind, auch für die Täter entlastenden Momente zu berücksichtigen. Damit erweisen die Staatsanwaltschaften dem Rechtsfrieden in diesem Lande einen Bärendienst.
Der Krug geht so lange zum Brunner, bis er bricht.
Du hälst der Politik (wahrscheinlich berechtigterweise) vor, dass sie Panikmache betreibt. Wenn ich einen Blick in die deutschen (und wenige internationale) Blogs werfe, dann hab ich den Eindruck, dass die Politik- oder Wirtschaftskritik sich desselben Stilmittels bedient. Jeder, der die Politik oder Wirtschaft kritisiert, lässt dabei so ein bißchen den inneren Fefe raus. Fortwährend geht es um Bedrohung und Gefahren: Überwachungsstaat, Polizeigewalt, übermächtige Konzerne, Untergang des Abendlandes.
Das ist keine Kritik an Spreeblick und auch nicht an deinem Artikel. Ich habe nur vielmer den Eindruck, dass diese „Katastrophensucht“ gerade absolut zum Zeitgeist gehört, ja geradezu einfach nur menschlich ist.
Ist nur so ein Gedanke, keine Ahnung, was man daraus jetzt machen kann..
Frage 1: Wieso kommt die Tatsache des Herzstillstandes erst jetzt raus?
Frage 2: Wieso erfährt man erst jetzt von den Zeugen den Tathergang?
Frage 3: Wo sind die Videobeweise, sind nicht alle Bahnhöfe videoüberwacht? (in Berlin schon)
Brunners Tat in der S-Bahn war sicher gut und zeigte Courage. Das steht nicht zur Debatte. Aber wieso hat er den ersten Schlag gesetzt? Das tut man nur, wenn man kämpferisch erfahren ist? Oder mal ganz im ernst, wer traut sich heut zu tage noch jemanden zu verprügeln? Bei mir in Berlin / Nkn hätte ich eher den Verdacht, dass derjenige ein Messer, etc. bei hat oder sofort Bekannte mit eingreifen.
Wie kommt also der Brunner auf diese unlogische Tat?
Sterben nicht jeden Tag Menschen die anderen helfen wollen? Was ist mit Krankenschwestern, Erziehern, Lehrern und einfach nur Müttern? Wieso zollt man denen nicht mindestens genauso viel Respekt?
Gibt es immer nur diesen fanatischen Medienhype um etwas, wenn mal wieder von etwas abgelenkt werden soll? Wieso macht die Politik so ein Heldengetue um ihn? Nur weil er gestorben ist an Aufregung > Herzversagen? Ich sehe jeden Tag wie andere anderen helfen. Interessiert aber niemanden. Warum auch. Was lassen sich die Jungs auch abziehen? Sry so dreist es klingt, aber 2 geben 4 ..
Ok sie hatten dann Hilfe von Hr. Brunner, gut. Aber warum geht er weiter und schlägt zu anstatt wie ich es immer versuche mit Worten zu klären.
Ich selbst bin Kampfsportler aus praktischen Gründen. Aber außer in Notwehr würde ich nie eine Schlägerei anfangen, schon gar nicht „um jemanden eine Lektion zu erteilen“ – so scheint es mir in diesem Fall.
Dafür kann man reden, das tat er nicht – das war sein Fehler!
Wenn er selbst zuschlägt, als erster, egal wen, ohne zu schützen oder sich zu verteidigen, dann ist er nicht wirklich besser als die Täter, auch wenn sein Schlag nicht zum Tod führte.
Ich war selbst schon in ähnlichen Situationen und obwohl ich einige Erfahrung in Selbstverteidigung habe, wäre ich nie auf die Idee gekommen, eine Schlägerei anzufangen, noch nicht einmal in dem einen Fall, wo eine stattfand und das war nicht einmal Angst, auch wenn Sorge mitspielte.
Jeder Mensch verdient Respekt. Dort mache ich erst einen Unterschied, wenn es sich um menschenverachtenedn Terrorismus handelt, der gezielt Unschuldige tötet oder billigend in Kauf nimmt (sowas wie eine Bombe auf einen Marktplatz zünden). Und dieser Respekt ist auch für die Situation selbst wichtig.
Ich versteh immer nicht, weshalb manche Menschen vermeintlich aggressive Leute (am besten auch noch betrunken), sogar noch anpöbeln oder die bedrängen. Das macht selbst manche Menschen aggressiv, die es eigentlich nicht sind. Die Eskalation ist dann vorprogammiert und wenn man dann sogar zuschlägt, darf man sich eigentlich überhaupt nicht mehr wundern, wenn dann manche Leute durchdrehen.
Viele mögen das nicht verstehen, warum man so einem „Asozialen“ Respekt gegenüberbringen sollte, aber bei den meisten spielt genau dieser eine Rolle und ist mit der Hauptgrund, warum sie überhaupt so geworden sind.
Bestimmtes Auftreten ist wichtig, klar machen, dass man eine Eskalation nicht zulassen wird aber auch nicht haben will, aber auch, dass man den Tätern selbst nichts böses will, ist wichtig. Es sind Menschen, noch dazu welche, die wenige Selbstbewußtsein und viel Angst in ihrem Leben hatten und haben und die vermeintlich toughe Fassade ist in erster Linie ein Schutzschild, das unr noch weiter hochgefahren wird, je mehr man sie bedroht.
Deswegen – wenn man sich einmischt – nich dem anderen das Gefühl geben, dass man sie missachtet, für schwach oder Abschaum hält, sondern ihnen im Gegenteil sagen, dass sie doch besser sind, als das, dass sie stark geung sind, um es nicht nötig zu haben, Schwächeren das Geld abzuknüpfen. Wenn es eine Chance der Deeskaltion gibt, dann auf diese Weise. Aber mit anpöbeln oder gar angreifen wird das nur selten gut enden.
Es gibt keinen Tot ohne Herzstillstand.
Und Zivilcourage (Wikipedia.com: „Courage, also known as bravery…“), sofern man als Einzelperson handelt, war schon immer und ist noch immer gefährlich. Wesentlich besser/leichter ist es sich andere Leute zu suchen und Gemeinsam dazwischen zu gehen.
Es ist doch quark, dass das alles „erst jetzt wieder rauskommt“. Der Tathergang wurde bereits spätestens bei der Veröffentlichung der Anklageschrift publiziert, u.a. seinerzeit nachzulesen in der SZ:
„Dass Dominik Brunner nach dem Aussteigen in Solln den ersten Schlag gesetzt hat gegen Markus Sch., bestätigen mehrere Beobachter, auch die Schüler, die er schützen wollte. Die Staatsanwaltschaft sieht dies ebenfalls so, allerdings gehen die Ankläger davon aus, dass Brunner damit einfach nur dem bevorstehenden Angriff der Jugendlichen zuvorgekommen ist. Zeugen beschreiben eine Eskalation, beginnend mit ersten, vergleichsweise harmlosen Schlägen an der Donnersbergerbrücke, über verbales, halbstarkes Hickhack im Zug bis zu den tödlichen Tritten in Solln. “ (8. Februar 2010 – http://www.sueddeutsche.de/muenchen/die-anklageschrift-mordfall-brunner-die-toedlichen-minuten-1.65517)
Die Frage ist nur, warum die große Masse der Medien und die Öffentlichkeit (wie auch dieses Blog) immer von solchen Hypes erfassen lassen und sich dann empören – obwohl es allzuoft nur Folge der eigenen Uninformiertheit ist. Wobei das ausdrücklich kein Vorwurf ist – in Anbetracht der schieren Informationsflut hat der Einzelne ja überhaupt keine Möglichkeit alle Themen so umfassend zu verfolgen. Diese Orientierung sollten eigentlich die Medien bieten können – das scheint aber eben bestenfalls zum Teil zu funktionieren.
Hier wird Differenzierung gefordert, aber letztendlich doch pauschalisiert.
Zum einen war es ein heldenhafter Akt den bedrohten Kindern zu helfen.
Zum anderen dann dumm – oder schlimmer – die Angreifer selber anzugreifen.
„Das Schicksal eines Helden ist es zu sterben“ sagte neulich ein Charakter in einem Buch welches ich las. Wäre Brunner kein Haar gekrümmt worden: Es hätte, so schade es ist, niemanden interessiert. Keine Zeitung berichtet über „Mann hilft Jugendlichen“, erst wenn aus einem Helfer ein tragischer Held geworden ist springt die Presse an.
Vor allem der Schluß des Artikels spricht mir so dermaßen aus dem Herzen, dass ich diese Zeilen gern in die Welt hinausschreien wollte …
@ slowcar: Das ist allerdings auch richtig beobachtet. Mich beschleicht ein bisschen das Gefühl, dass er im Nachhinein Opfer der politischen Instrumentalisierung wird – erst von denjenigen, die seine Tat überhöht haben und seinen Tod als „Fanal“ im Kampf gegen die Jugendkriminalität nutzen wollten; und nun von denjenigen (wohl eher auf der politischen Linken zu suchenden) Kommentatoren, die vielleicht nicht seine Person aber das von ihren politischen Gegner geschaffene „Symbol Brunner“ zerstören wollen, um die von seinem Fall ausgelöste politische Debatte desavouieren zu können.
Mitunter interessante Denkansätze, die ich so noch nicht hatte. Etwa wenn es um die Gefühle der Familie geht. Ich glaube, schuld sind wir alle ein bißchen. Wegen der Emotionsgier der Medien, meine ich. Soetwas verkauft sich halt. Und wer kauft es? Gut, ich lese keine BILD, aber wenn im Fernsehen sowas kommt, guckt man doch vielleicht eher hin, als beim Wetterbericht. Diese täglichen Kleinigkeiten, die Gier nach „höher, schneller, weiter“ macht die Medien zum Dealer des Extremen. Klar, sie fabrizieren es. Aber wer frisst die Scheiße? Also irgendwer tut es wohl.
Extreme Emotionen, extreme Helden, extreme Arschlöcher, extreme Verschuldung, extreme Freude, extreme Verlierer… in diesem Rausch der Emotionen steht der hinten an, der die leiseren Töne anschlägt.
Und doch sollte man auch nicht zu Verallgemeinerungen greifen, wie hier bei:
„Brunners ausgesprochen mutige Intervention in der S-Bahn war nicht der Grund für die Schlägerei, die ihn schlussendlich tragischerweise das Leben kostete.“
Wer will behaupten, das zu wissen? Ich verstehe, aus welcher Intention dies geschrieben ist, aber ich denke schon, daß die Intervention der alles entscheidende Ausgangspunkt war. Brunner geriet da rein, weil er intervenierte und die viel geforderte Zivilcourage bewies. Und mal ehrlich: Viel mehr wissen wir nun auch noch nicht. Auch nicht, warum er dann zuschlug. Und dieses ganze Spekulieren… da sind wir wieder bei den Emotionen. Diesmal nur mit Fragezeichen. Und nur, weil die Medien ein undifferenziertes Bild der einen Seite der Medaille zeichnen, muß man nicht mit Frust die andere Seite als die richtige anpreisen. Die Wahrheit liegt wohl, wie so oft, irgendwo dazwischen. Soll heißen: Klar hat Brunner die Kinder beschützt und – wie es jetzt aussieht – ging er eventuell anschließend zu weit. Oder was auch immer. Ja und nein. Schwarz und weiß und ganz viele Grautöne. Die Machen das Leben aus.
Ist übrigens ganz dufte, daß man wieder kommentieren darf. Echt jetzt. Weil… Web 2.0 und so.
Exzellente scharfsinnige Beobachtung!
Wann hat Orwell nochmal 1984 geschrieben?
„.. erst wenn aus einem Helfer ein tragischer Held geworden ist springt die Presse an.“ – So ist es! Schade eigentlich.
Ich kann die Presse auch schon garnicht mehr ernst nehmen. Ich verfolge tägliche Blogs & Nachrichtenmagazine per Reader, dass dauert mind. 3-4 Stunden täglich. Wer hat denn noch soviel Zeit. Von dem vorzeitigen Bericht, also der Anklageschrift, höre ich heute auch zum ersten Mal.
Es ist einfach nicht möglich sich ein meinungsfreies, nicht presse-medienrummel-gesteuertes Bild zu machen!
Seit sehr vielen Monaten ist die Tatsache bekannt, daß Dominik Brunner zuerst zugeschlagen hat (haben soll). Das war die Aussage des Triebfahrzeugführers. Wer das nicht gewußt hat (und jetzt deswegen laut herumschreit), dem werfe ich hiermit vor, daß er sich nicht ausreichend informiert hat. (Ich habe meine Informationen alle im wesentlichen aus Zeitungen – und die ersten umfassenden Berichte dazu las ich im September 2009. Ich möchte fast behaupten, das war bereits damals bekannt.)
Brunner kann überhaupt nichts dafür, daß interessierte Kreise ihn nachträglich zum Helden stilisieren wollten. Sicherlich hätte ihm das nicht einmal besonders gefallen. Insofern sollte man jetzt bitte nicht so tun, als hätte sich Brunner selbst einen Status erschlichen, der ihm gar nicht zusteht. Offenbar bringen hier viele Realität und Medien-Hypes durcheinander.
Dominik Brunner hat sicherlich prinzipiell richtig gehandelt. Daß er dabei vielleicht Fehler im Detail gemacht hat, sollte man ihm fairerweise nicht vorwerfen. Das hätten nahezu jedem anderen auch passieren können. Was mich persönlich übrigens sehr stört (und sicherlich Angehörige noch viel mehr), ist, daß man ein Leben von 50 Jahren (mit tätiger Mithilfe der Medien und der Politik) auf einen Augenblick von wenigen Minuten eindampft; das hat, glaube ich, so gut wie niemand wirklich verdient.
Was ich mich frage: warum wurde Brunner zum Held gemacht, während die Tat eines Emeka Okoronkwo weitgehend unbeachtet blieb?
Die Angst kann nutzen, denn sie lähmt. Genauso wie es viele Gründe für Krieg gibt. Auch hier spielt Angst eine wichtige Rolle. Ich finde das sehr richtig erkannt…
Dass Brunner zuerst zugelangt hat, war lange bekannt, unter anderem durch eine ausführliche SPIEGEL-Story. Aber viele Leute wollten wohl lieber an ihre eigene Version glauben. Ob Brunner ein Held sein wollte? Ich denke nein. Er wollte nur ein paar halbstarken Idioten eine fällige Abreibung verpassen.
Ansonsten stimme ich vollkommen Kommentar Nr. 9 zu.
@#766697: Ich denke auch, die fällige Abreibung hat etwas von einer Heldentat.
Und da hätten wir ja auch ein anderes Problem, heute darf man verzogene Knirpse ja nichtmals laut anbrüllen, ohne das man den Eltern schon die Möglichkeit zu rechtlichen Schritten in die Hand gedrückt hätte.
Brunners Verhalten kann man im Sinne der Trutzwehr und einiger Zeugenaussagen gerade noch so mit dem Notwehrparagraphen rechtfertigen.
Legt mit die Aussage des S-Bahnfahrers zugrunde, daß die beiden zur Treppe strebten, wäre es bei bestem Willen nicht einmal mehr Notwehr. Zumindest Mord entfiele dann, vermutlich läuft es auf Totschlag für den Haupttäter und meines Erachtens auf Freispruch für den zweiten Jugen hinaus. Da Brunner den Erstschlag tat, war er ja nothilfeberechtigt zugunsten seines geschlagenen Kumpels.
Aus rein kampftechnischer Sicht: die einzigen Kampfsportarten, die einigermaßen auf Straßenschlägereien vorbereiten, sind Boxen und vor allem Ringen oder gleich mixed martial arts. Alles in Richtung “ Selbstverteidigung für Frauen“ ist ungeeignet und führt zu der unrealistischen Selbstüberschätzung, der Brunner erlegen ist.
„Eine fällige Abreibung“. Aha. Es riecht nach mehrerlei Maß. Nein, ich korrigiere: es stinkt.
War das jener Fahrer der S-Bahn, der von den Kindern angesprochen wurde und nicht geholfen hat? Das Brunner anscheinend präventiv zugeschlagen hat war bekannt und wurde doch heute noch einmal durch die Aussage des S-Bahn Fahrgastes bestätigt. Ich bin ja nicht dafür aus Tätern Helden zu machen, aber dieser Spreeblick-Beitrag ist entweder unglaublich schlecht recherchiert, oder aber er will eben eine bestimmte Sichtweise durchdrücken (und dies wäre noch viel schlimmer, als nur nachlässige Recherche zu betreiben).
@#766705: Und welchen fehlerhaft recherchierten Umstand bemängelst Du genau? Was Du anmerkst, steht doch genau so 1:1 im Artikel.
Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Hr. Brunner ist weder ein Held noch Mehrtürer. Zivilcourage hat er sichlich gezeigt und das war auch gut so. Ob er den ersten schlag selber einstecken musste oder selbst ausgeteilt hat ist doch Wurst.
Wohl unbekannt bleiben die, die ebenfalls Zivilcourage zeigen und dafür nur eine aufs Maul bekommen, ohne nebenbei zu sterben.
Nur eine Sache finde ich doof, Dominik Brunner als jemanden „aus der Mitte der Gesellschaft“ zu kommentieren. Ich glaube nicht das jemand der als Unternehmensleiter und Jurist, den typischen Mittelstandsbauch wiedergibt.
Es wundert mich eben das er S-Bahn fuhr, ich hab ja nichts dagegen.
Ähm…, wo steht denn dort das:
a) einer der Täter nach Zeugenaussagen bewaffnet (Schlüsselbund als Schlagring) auf Brunner zuging und diesen angriff
b) Der Lokführer mit seiner Aussage doch ehere allein dasteht und selber von den Kindern belastet wurde (S-Bahn nicht gestoppt)
c) sich diese Zeugenaussagen (Lokführer, Zeuge W. A. +5 weitere Zeugen) widersprechen
d) einer der Täter Todesdrohungen gegen Brunner ausgesprochen hat
Ist halt alles nicht so schwarz/weiß wie man es gerne hätte…
@#766709: Ja, vermutlich ein Zweitürer xD
Sorry, aber der war einfach witzig.
Und am Ende findet das clevere Web 2.0 raus, dass Herr Brunner selbst Schuld an seinem Tod ist und die armen Jungs nur die Opfer sind („Motherfucker“ – Zitat Ende).
Wenn es soweit kommt, bitte ich darum, dass der Präsident der USA den roten Knopf drückt und uns alle in die Luft sprengt.
@#766708:“ Warum dieser Faustschlag, mit dem Brunner die Auseinandersetzung wieder aufflammen ließ, der Öffentlichkeit verschwiegen worden ist, ist die eine Frage“
@Frédéric: Hm, könntest du deinen Kommentar (21) ein wenig präzisieren?
„Vielleicht braucht es tatsächlich mehr Zivilcourage. Fakt ist, dass die aktuelle Politik nicht dazu anstiftet. Im Gegenteil: vieles, was früher der Allgemeinheit gehörte und wofür die Gemeinschaft der Bürger, also der Staat, verantwortlich war, ist privatisiert worden: Züge, Autobahnen, öffentliche Plätze, Flugsicherung, Post, all das geht uns nichts mehr an. Ich bin Kunde meiner Zeit, und längst nicht mehr ihr Gestalter. Was früher allen und auch mir gehörte, davon profitieren jetzt Aktionäre: kein Wunder, dass sich niemand mehr dafür verantwortlich fühlt. Wozu auch.“
Man könnte auch genau anders herum argumentieren: Die Vergesellschaftlichung individueller Verantwortung hat der Zivilcourage geschadet. Für mich plausibler, ohne jetzt irgendwelche empirischen Daten zu kennen.
Ansonsten ein sehr guter Beitrag zum Thema, der die wirkliche Tragik der Berichterstattung verdeutlicht: Nicht der Heldenstatus von Brunner ist das Problem, sondern der entstandene Eindruck, Zivilcourage ende oft tödlich.
Man möge bitte folgendes nicht vergessen:
a) die Jugendlichen haben andere Jugendliche mit Gewalt bedroht, von ihnen ging die erste Gewalt aus
b) Brunner (so er denn wirklich angefangen hat) hat dies getan um die Täter der Polizei zuzuführen
Warum nun die selben Medien die vor nicht allzulanger Zeit Brunner bejubelt haben meinen ihn demontieren zu müssen spricht für sich. Ob der Spiegel oder Spreeblick. Ihr seid ihrgendwie alle die selben Medienwiederkäuer und Heuchler.
Was sich damals genau zugetragen hat, weiß doch niemand von uns oder war jemand der hier anwesenden Kommentatoren anwesend?
Auch, wenn ein Urteil gefällt werden wird, das Dominik Brunner in einem günstigen Licht erscheinen läßt oder andersherum, so muß dies noch überhaupt nicht das widerspiegeln, was sich tatsächlich ereignet hat.
Wir können uns aber doch fragen, welche Implikationen dieser Fall für unser eigenes Leben hat. Wir können uns fragen, ob unsere Annäherung an solche schlimmen Ereignisse nicht bereits derart vorgeprägt ist, dass wir begrifflich vorgeprägte Vorurteile bestätigen, selbst wenn wir versuchen, reflektiert zu sein. Z.B. der Gedanke des Heldentums ist so eine Sache. Der „Held“ gilt schon per definitionem als unfehlbar, macht immer nur das Richtige und vertritt das Gute, in jeder Situation verhält er sich angemessen. Wieso denken wir in solch schlichten Kategorien? Werden die in irgendeiner Weise einem ganzen Menschen gerecht?
Die Jugendlichen, die direkt oder indirekt für den Tod Brunners verantwortlich scheinen – und es fällt mir auch sehr schwer, das zuzugeben – sind ebensowenig das Böse.
Wieso wird Brunners Tat plötzlich auf diese provokante Weise infrage gestellt, die ihn plötzlich geradezu vom Paulus zum Saulus werden lässt? – Er hat doch geholfen! An der Tastatur fällt es offenbar vielen leicht, eine solche Extremsituation zu analysieren. Ja, Brunner war möglicherweise extrem erregt, ja, Brunner hat sich in dem Moment vielleicht an viele Meldungen über Jugendliche Gewalttäter erinnert und wollte endlich etwas dagegen tun. Ja, indem er zugeschlagen hat, hat er sich auch falsch verhalten. Und trotzdem: er hat versucht zu helfen. Ich habe einen sehr, sehr großen Respekt vor dieser Courage.
Die Jugendlichen? – Die haben’s doch genauso hinter sich, deren Leben ist in einer Gesellschaft wie der unsrigen vorbei, abgeurteilt. Vielleicht können sie das Geschehene ebensowenig begreifen, vielleicht tut es ihnen unendlich, wahnsinnig leid, was passiert ist und vielleicht können die das noch nicht einmal richtig formulieren.
Gerade will doch niemand hören, dass „Totschläger“ auch Menschen sind.
Wieder hat die Gesellschaft, haben die Medien, Menschen gefunden, die perfekt ins Klischee passen (sollen). Wahrscheinlich haben sie zuhause auch einen CS-Server stehen, den sie selbstverständlich einem anderen Jugendlichen geklaut haben.
Wie könnte man sonst zu „sowas“ werden. „Das sind doch Tiere.“
Es ist nur ein Blogkommentar unter vielen, aber ich muss trotzdem sagen, dass es mich tief, tief erschüttert hat, dass ein Mensch wegen einer Lappalie gestorben ist.
Diese Tatsache empfinde ich als das Furchtbarste überhaupt – und trotzdem sind die Jugendlichen noch da. Jeder Mensch, der einen Funken Anstand hat, wirft nicht den ersten Stein.
Jemanden noch mit Tritten zu traktieren der erkennbar ‚verloren‘ hat,
widerspricht gemeinhin jeden Ehrenkodex. Nur Ehrlose halten sich
nicht daran. Schande
Um ehrlich zu sein. Bevor ich mich von 2 Leuten totschlagen lasse, versuche ich auch den ersten Treffer zu landen um zumindest eine geringe Chance zu haben. Ob die 2 Täter ihn „nur“ wegen des ersten Schlages getötet habe weiss man nicht. Ich glaube sie hätten ihn auch ermordert, wenn er den ersten Schlag nicht gesetzt hätte. Wie auch immer – es sind und bleiben Mörder und ich hoffe, dass sie dafür verurteilt werden und zwar mit der maximalen Härte unseres Rechtssystems.
Zum Thema: Held oder nicht Held. -> Es spielt keine Rolle. Mord bleibt Mord und das war einer.
als gebürtiger st.paulianer habe ich die problematik, die #06 seyinphyin beschreibt seit jahrzehnten auf der reeperbahn beobachten können und kann ihm nur zu hundert prozent zustimmen. jedem der keine vorstellung hat wie er sich in einer solchen konfliktsituation zu verhalten hat empfehle ich den kommentar abzuschreiben und auswendig zu lernen. meiner einer hat sowas halt mit der muttermilch mitbekommen und deshalb kann ich trotz fast wöchentlich auftretenden brunner-situationen auf eine gewaltfreie lebensgeschichte zurückschauen. zum glück, denn mein mund/einfühlungsvermögen ist auch fitter als meine muskeln.
und um noch mal zunder in den kommentarbereich zu bringen:
seit ich klein bin hab ich wie leute wie brunner nur zwei worte:
selbst schuld
oder wie der volksmund sagt:
„Wer die Hitze nicht verträgt soll die Küche meiden.“
@Titus
Es ist natürlich ein Vorteil mit derartigen Situationen aufgewachsen zu sein, und das entsprechende Repertoire zur gewaltfreien Lösung parat zu haben. Man kann allerdings das Versagen dieser Methoden nicht ausschließen, und Ihnen in einem solchen Fall nur eine reale Fluchtoption oder weniger feige oder vergeistigte Passanten wünschen, welche im Zweifelsfall keine Angst haben sich die Hände schmutzig zu machen.
Ich bin kein Freund der Überhöhung von Herrn Brunner durch die Medien, habe aber einen großen Respekt vor ihm, als jemanden der gehandelt hat. Wer immer nur moralisierend zuschaut, macht sich im rechtlichen Sinne natürlich eher selten schuldig.
@eph
völlig richtig. aber so ist nun mal das leben, da gibts kein vollkasko
Stichwort: Wahlen
Wie schon der SPIEGEL festgestellt hat, fanden wenige Wochen, nachdem dieser Vorfall – sehr einseitig – in den Medien inszeniert wurde, Wahlen statt. Erinnert sich noch jemand an die Wahlkampfpraktiken von Koch?
Das termingenaue Skandalisieren von Gewaltverbrechen gehört nun einmal „zum guten Ton“ konservativer Wahlkämpfe.
Leider.
@#766711: Dass sich Zeugen widersprechen, ist normal. Ob nun eine traumatisierte 16jährige oder ein in Zeugensachen „Gewaltdelikt“ erfahrener MAnn wie der S-Bahnfahrer der glaubwürdigere Zeuge ist, mag jeder für sich entscheiden. Falsch jedenfalls ist der vermittelte Eindruck, alle anderen Zeugen außer dem S-Bahnfahrer hätten die beiden Angeklagten als Aggressoren ausgemacht: das Gegenteil ist richtig.
@#766724: Ich möchte gerne einen Link zu jenem Artikel, in dem ich Brunner bejuble. Vielen Dank.
@#766721: Täter A haut Opfer B eins aufs Maul. Das ist der Tatverhalt, von dem die Kommentare ausgehen. Da muss man schon ziemlich in Schubladen kramen, um davon reden zu können, dass B „eine Abreibung verdient“ hat.
@#766724: Nein. Über a) und über b) wird gerade verhandelt. Das einfach so, ohne die geringste Erläuterung, vorauszusetzen, kommt einer Vorverurteilung gleich.
@#766728: Was sind denn Deiner Meinung nach Kriterien für einen Mord?
@Frédéric Valin: du bezeichnest im Artikel Brunner als „Familienvater“, soweit ich weiß hatte er aber gar keine Kinder.
@#766755: Krass. Ich find da gerade auch nichts, weiß aber, woher ich den Eindruck hatte. Danke für den Hinweis.
hm, momentan bin ich einfach nur geschockt, dass das übliche klischee vom täterschutz-deutschland wieder einmal zutrifft. da setzt sich einer gegen die zunehmende aggression in der jugendgewalt (will man die hier auch leugnen? „zum glück“ ist sie statistisch belegt) zur wehr und wird natürlich gleich wieder niedergemacht. es kann echt nicht wahr sein! wo bleibt der gesunde menschenverstand? sitzen hier nur nerds, die vom pc nicht wegkommen? ich stamme aus berlin und weiß, wie schwer es ist, heutzutage unverletzt aus dem party-wochenende zu kommen. gefährliche situationen lassen sich meist nur durch ausweichen/flucht vermeiden. die angst frisst sich in die seele und irgendwann entwickelt man hass, vor allem hass auf die „gutmenschen“ (so von gutmensch zu gutmensch), die einem erzählen wollen, dass es so weitergehen soll! die zunehmende gewaltbereitschaft (oder besser: -freude) ist der grund, warum ich aus berlin weggezogen bin und dort auf besuchen nachts nur noch taxi fahre. die täterschutz-mentalität ist einer der gründe, warum ich auch deutschland den rücken kehren werde.
ob brunner als erster zugeschlagen hat, ist vollkommen unerheblich! es geht hier um die frage, warum über die vielen fälle von gewalt nicht berichtet wird. und wenn die tagesschau dann 2 stunden dauert, ich möchte wirklich wichtige informationen über die lage in deutschland, nicht die 1001. phrase eines politikers. ich erfahre nur von bekannten, wie sie am bahnhof abgezogen, aus spaß warschauer straße schwerverletzt werden, etc. jeder von uns hat bestimmt schon mindestens eine bedrohliche situation erlebt. soll das als normalität akzeptiert werden? wenn es an der hamburger reeperbahn lebenshilfe gibt, dann sollte das vielleicht an der schule unterrichtet werden?
„Ob nun eine traumatisierte 16jährige oder ein in Zeugensachen “Gewaltdelikt” erfahrener MAnn wie der S-Bahnfahrer der glaubwürdigere Zeuge ist, mag jeder für sich entscheiden“
allein dieser satz spricht bände und drückt im kern das aus, was der artikel erreichen will. weiß statt schwarz aber nicht besser oder näher an der wahrheit. der s-bahnfahrer hat zu stoppen und die polizei zu rufen, egal wer die schlägerei angefangen hat! oder kommt dieser aspekt noch in einem weiteren fragwürdigen artikel auf spreeblick zur sprache? die täter sind den opfern nicht weiter gefolgt, haben nicht provoziert und nicht auf einen guten augenblick für den weiteren angriff gewartet? wie gut, dass nun alle besser wissen, wie man an brunners stelle (ob mit oder ohne präventivschlag) hätte handeln müssen – nämlich schweigen und wegsehen. ach so oder die täter totquatschen, natürlich…
@#766761: „zunehmende aggression in der jugendgewalt (will man die hier auch leugnen? “zum glück” ist sie statistisch belegt)“
Aha. Und welche Statistik belegt das? Darf ich eben raten? Keine einzige.
Was Deine Anmerkungen zum S-Bahnfahrer anbelangt, empfehle ich, die Zeugenaussage nochmal zu lesen.
Reden und deeskalieren in einem Löwenkäfig finde ich gut. Ein schöne Karrikatur unserer feigen, satten Gesellschaft. Noch besser ist es ein aufgeladenes Handy und Pfefferspray zu haben. Das Handy hatte Herr Brunner dabei, das Pfefferspray für 5€ hätte ihn vielleicht sein Schicksal erspart. Ja, ich weiß, man darf es nur gegen Löwen bzw. Hunde verwenden…
…man darf aber auch keinen Menschen töten.
@ Frédéric Valin: Ich schätze Deine Feder ja üblicherweise sehr. Aber hier bekommt die Diskussion, finde ich, langsam einen merkwürdigen Unterton. Zum einen muss man doch feststellen: Selbst wenn Brunner die Auseinandersetzung provoziert haben sollte – war es im Umkehrschluss gerechtfertigt, den am Boden liegenden zigfach zu treten – selbst wenn es sich nicht um einen Mord handelt, einen Verletzungsabsicht (und eine zumindest billigende Inkaufnahme einer Tötungsgefahr) ist da mehr als erkennbar. Selbst wenn man also Brunners Verhalten am Ende anders bewertet – man sollte jetzt nicht anfangen, seine Täter damit zu entschuldigen. Ich vermute mal, dass das von Dir nicht einmal beabsichtigt ist – aber es kommt doch ein wenig so rüber.
Zum anderen finde ich es schon ziemlich tendenziös, wie Du hier unterschiedliche Zeugenaussagen gegeneinander abwägst. Da kann man auch zu einem anderen Schluss kommen. Denn zum einen war der Lokführer in seinem Führerstand von allen Beobachtern am weitesten vom Tatort entfernt – und zum anderen hat er (zusammen mit vielen anderen Zeugen) den Bahnhof bereits verlassen, als es „zum Äußersten“ kam. Ich empfehle dazu gerne noch einmal die m.E. sehr gute Beschreibung des Tathergangs bei der SZ:
„Der Lokführer scheint der einzige zu sein, der die beiden jungen Männer als ruhig wahrgenommen hat. Als Sch. getroffen wird, ist erst einmal für einige Sekunden Ruhe. Die Jugendlichen beraten sich, was sie nun tun sollen, so wertet es die Staatsanwaltschaft. Brunner muss nun, so laut, dass es auch der Lokführer hörte, gesagt haben, dass man gleich alles mit der Polizei klären werde. Jedenfalls hält der Zugführer den Ärger für ausgestanden und fährt los. Mit in der Bahn viele potentielle Zeugen – und potentielle Helfer. “
Wie diese unterschiedlichen Aussagen zueinander passen, damit muss das Gericht klarkommen. Dem billige ich jedenfalls in der Frage weitaus mehr Kompetenz zu als irgendwelche halbinformierten Journalisten, Bloggern und Kommentatoren (mich eingeschlossen).
PS: Man sollte sich bei der Bewertung der Aussage des Lokführers außerdem zumindest die Frage stellen, ob er mit seiner Schilderung des Tathergangs nicht evtl. auch sein eigenes Verhalten rechtfertigen wollte. Unter Umständen müsste er sich sonst ja dem Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung stellen, wenn er in einer solchen Situation das Weite gesucht hat anstatt Brunner zu helfen. Wie gesagt, ich will das nicht bewerten oder gar unterstellen – das muss das Gericht entscheiden. Aber wenn wir hier schon anfangen, die Glaubwürdigkeit der Zeugen zu bewerten, dann sollte man vielleicht alle möglichen Aspekte in diese Abwägung einbeziehen.
@elrafa
aufrüsten ist sicherlich das dümmste was man tun kann, dein falsches sicherheitsgefühl wird sich sicherlich eines tages schmerzhaft rächen.
ich empfehle dir meinen kommentar #36 und den kommentar #06 von seyinphyin, auserdem solltest du dein spray wegschmeissen (s.o.)
Wir werden von Politik und Medien manipuliert und verarscht. Ist mal wieder klar geworden am Fall Brunner. was in ihm vorging, als er auf die Jugendlichen zu ging und einem den Schalkg ins Gesicht versetzte, werden wie nie erfahren. Spätvirile Selbstüberschätzung? Frust abarbeiten. Blackout? Machogehabe?
Es wurde ein völlig falsches Bild gezeichnet vom Tathergang und damit Brunner (Held) und den Jugendlichen (rachsüchtige Totschlägermonster ohne Skrupel), das die meisten offenbar nicht überschreiben können. War ja auch zu schön, das Schwarz – und erst das Weiß!
Werden die Jungs also nur wegen Körperverletzung mit Todesfolge bestraft, fühlen sich wieder die bestätigt, die immer schon behauptet haben, in D würde Täterschutz betrieben und die Strafen der ausufernderen Jugendgewalt seien viel zu niedrig. Und das nur, weil wir falsch informiert wurden und nun kaum noch jemand das Bild aus dem Kopf bekommt, trotz der für die Öffentlichkeit neuen Fakten.
Schuld daran ist die Staatsanwaltschaft, die – obwohl verpflichtet auch Entlastendes zu ermitteln – dieses alles einfach ignoriert hat und an einer Mordanklage festhält. Das ist alles so unverantwortlich, was denken die sich bloß dabei?
Tatsächlich gab es wohl noch eine Frau, die eingeschritten ist und die tatsächlich „alles richtig gemacht“ hat:
http://www.zeit.de/2010/30/Zivilcourage-Brunner?page=all
Brunner hat als erstes die Polizei gerufen. Völlig richtig.
Wenn die rechtzeitig auf dem Bahnhof gewesen wäre, wäre er noch am Leben.
Dann aber – so meine zugegebenermaßen: Interpretation – stand er alleine zwei aggressiven Jugendlichen gegenüber.
In so einer Situation (gegen zwei) ist es richtig, wenn man versucht, den ersten Schlag zu setzen. Das ist die einzige Chance, die Sache nicht als Opfer zu beenden.
Das Agieren der Staatsanwaltschaft allerdings ist schlecht und unnötig. Der Mordvorwurf ist m.E. Unsinn.
Aber wenn ich, wie in @36, lese: „Selbst schuld“, dann wird mir nur schlecht über so viel Zynismus.
@hatem
du meintest warscheinlich nicht klothildus sondern mich.
wenn du meinen und seyinphyins kommentar nochmal sorgfältig durchliest wirst du vielleicht erkennen das meine aussage kein zynismus ist sondern ein gutgemeinter, zugespitzter zuruf an aufrüster wie #45 elrafa oder erstschläger wie dich.
aber ihr beiden könnt ja auch versuchen aus schaden klug zu werden.
ansonsten gilt mein tipp: kommentar #06 seyinphyin abschreiben, auswendig lernen und beherzigen.
@titus
Richtig, ich meinte Dich. Aber die automatische Zuweisung des Namens zu einer Nummer scheint nicht so richtig zu funktionieren.
Jemandem, der von zwei Kriminellen zusammengeschlagen und zusammengetreten wird und stirbt, hinterherzurufen „Selbst schuld“, weil er den ersten Schlag geführt und nicht den ersten Schlag abgewartet- das ist für mich nichts anderes als Zynismus.
(Du kannst dir ja mal vorstellen, Brunner wäre dein Bruder oder Onkel gewesen. Ich zweifle, ob du dann ebenso kaltherzig wärst.)
@hatem
du ignorierst konsequent den von mir bewusst der aussage vorangestellten satz.
stichwort „zunder“
und ja ich wäre auch bei meinem onkel so kaltherzig solch eine zugespitzte formulierung zu benutzen, aber ich kann verstehen wenn gefühligere menschen sich daran stossen.
gleichzeitig könnte ich dir und elrafa kaltherzigkeit gegenüber den gewalttätern UND den potentiellen opfern vorwerfen, immerhin schickt ihr unbedarfte leute mit euren „guten“ ratschlägen ins sichere unglück.
seyinphyin und ich hingegen sind so warmherzig euch unerfahrenen an unserem erfahrungschatz teilhaben zu lassen damit ihr in gefahrensituationen besser reagieren könnt.
ich werde dich hier aber nicht von der richtigkeit unserer tipps überzeugen können, deshalb empfehle ich dir verschiedene menschen aus dem sicherheitsgewerbe/polizei zu befragen ob seyinphyins tipps tauglich sind und gleichzeitig deine erstschlagstheorie und elrafas bewaffnungstipp.
ich glaube ich kenne die antworten die du erhalten wirst.
@#766918:
@titus
Ich muss dich enttäuschen, fürchte ich. Ich bin Kampfsportler und habe – über den Kampfsport – sowohl Freunde, die im Security-Bereich arbeiten, als auch welche bei der Polizei. Und entsprechende Situationen habe ich zum Teil schon erlebt, bis hin zu Angriffen mit Messern.
Daher: Deeskalieren ist immer richtig. Aber wenn du merkst, dass dein Gegenüber um jeden Preis angreifen will (aus verletzter „Ehre“, unter Alkohol /Drogen /Tilidin oder was auch immer), dann bist du gut beraten, nicht auf den ersten Schlag zu warten, der könnte für dich schon das Aus bedeuten.
@hatem
da irrst du gewaltig, bei meiner körperlichen verfassung und aufgrund fehlender kampfsporterfahrung würde ein erstschlag für mich das sichere aus bedeuten.
ich finde es mehr als unveranwortlich nicht kampferprobten menschen tipps auf den weg zu geben die dir als kampferprobtem als probat erscheinen.
vielleicht solltest du in deinem bekanntenkreis nocheinmal etwas differenzierter nachfragen.
übrigens ist flucht im fall der fälle keine schande, aber dann würde dir möglicherweise die befriedigung des kampfes fehlen.
die plackerei im dojo soll ja nicht umsonst gewesen sein, oder die 5 euro für elrafas spray.
@hatem
p.s. übrigens hat sich herr brunner genau wie von dir empfohlen verhalten.
und was ist das ergebnis?
danke schön toller tipp mit dem erstschlag. wenn man selbstmord begehen will.
ich klink mich hier aus.
@titus
Tut mir leid, aber du widersprichst dir selber.
Erst empfiehlst du, Ratschläge bei Sicherheitsgewerbe/Polizei einzuholen, dann willst du sie nicht hören.
Ich gebe nicht Tipps, sondern ich schildere meine Schlussfolgerungen.
Ich denke, dass jeder Mensch selber einschätzen kann, ob er sich verteidigen kann oder will. Ich ziehe es vor, mich nicht wehrlos abstechen zu lassen, sondern mich zu verteidigen, wenn ich – wie schon geschehen – aus nichtigem Anlass mit einem Messer bedroht werde.
Und nein, ein Kampf ist für mich keine Befriedigung, sondern letztes Mittel. Natürlich ist Flucht gut. Wenn du vor eine Wand stehst oder in einer fahrenden U-Bahn sitzt, ist das allerdings schwierig.
Deine subtile Unterstellung, dass ich ein Schläger sei, der trainiert um zu kämpfen, ist Unsinn und sagt nur etwas über dich selber aus.
Ich trainiere nicht um zu kämpfen, sondern um mich – im Notfall! – verteidigen zu können. Und auch, um andere im Notfall verteidigen zu können.
@57
Dass Herr Brunner aus meiner Sicht richtig gehandelt hat, heißt eben leider nicht, dass er damit auch Erfolg haben musste. Aber dafür gibt es Gründe.
Die Täter waren durch Alkohol enthemmt und aggressiv. Adrenalin, Alkohol und Drogen senken das Schmerzempfinden und lassen Leute trotz Schmerzen und Verletzungen weiter angreifen.
Niemand hat Brunner beigestanden. Wenn sich Menschen an Brunners Seite gestellt hätten, wäre es vermutlich nicht zu dieser Auseinandersetzung gekommen.
Die Polizei, die Brunner gerufen hatte, kam zu spät.
Und schließlich ist die unmittelbare Todesursache, wie du sicher gelesen haben wirst, Herzstillstand gewesen. Brunner hatte einen nicht erkannten Herzfehler.
@hatem
thisismylastcallreally
das ergebnis bleibt dasselbe er ist verstorben.
richtig gehandelt hätte herr brunner wenn er am leben geblieben wäre, ich glaube herr brunners familie würde mir da zustimmen.
und würdest du bei deinem onkel/bruder genauso kaltherzig und zynisch auf die todesursache hinweisen?
an dich perönlich zum abschluss und aus vollem herzen ein prophylaktisches:
selbst schuld!
@60
Schön, dass du dich selber so bloßstellst.
Und natürlich ging mein letzter Kommentar an @titus.
rofl
@#766753: Ich bin kein Jurist, aber wer vorsätzlich jemand tötet, der ist für mich ein Mörder (moralisch betrachtet). Ich weiss aber das selbst Juristen hervorragend streiten könne, was der Unterschied zwischen Mord und Totschlag ist. Ich denke auch in diesem Fall wird es nur ein Geschacher um diese Frage geben, da es für die Haftzeit relevant ist. Viele hadern aber mit dem Wort Mörder, weil es hart und deutlich ist. Totschläger klingt da ja viel besser und harmloser.
@#766932: Wies gerade aussieht, ist der Vorsatz ziemlich zweifelhaft. Der Unterschied zwischen „billigend in Kauf nehmen“ und „vorsätzlich“ ist dann (auch sprachlich) entscheidend. Beides wär (juristisch) immer noch kein Mord, aber gut, das interessiert Nichtjuristen tatsächlich nicht besonders.
Ich hadere nicht mit dem Wort Mörder, ich sperre mich nur dagegen, es zu benutzen, wenn es unangebracht wird, weil dann das Wort Mord so sehr an Bedeutung verliert.
@Titus
„richtig gehandelt hätte herr brunner wenn er am leben geblieben wäre“
Viel zu kurz gedacht.
Am Leben geblieben sind alle die Leute, die vorher in der Bahn nicht dazwischengegangen sind, sondern weggesehen haben. Haben die deshalb richtig gehandelt ?
Ansonsten : Ich habe genug „2, 3 oder 4 gegen einen Situationen“ hinter mir um zu wissen : Es gibt Situationen, in denen man nicht fliehen kann, und in denen auch reden nichts mehr hilft, weil dein Gegenüber sich eben prügeln WILL. Wenn du dann abwartest, kassierst du auf alle Fälle eine. Wenn du den ersten Treffer landest, hast du eine minimale Chance, dass das nicht passiert. Kampfsportler hin oder her.
@#766933: Das einzige was für mich zweifelhaft ist, wann der Vorsatz gefasst worden ist. Ich glaube auch, dass dieser Vorsatz nicht in der S-Bahn gefasst wurde sondern erst später als die Situation handgreiflich wurde. Ein billigend in Kauf nehmen kauf ich den Jungs nicht ab, wenn sie „Ich bring dich um, ich bring dich um“ rufen und ihn dann tatsächlich töten. Wenn das kein Vorsatz ist, was dann? Das man wochenlang planen muss für einen Vorsatz sehe ich nicht. Da reicht es auch wenn man es sich 2 Minuten vor der Tat überlegt und den Entschluss fasst, jemand umzubringen.
@Titus
Bitte nicht falsch verstehen. Ich bin alles andere, als ein Aufrüster. Ich werde mir auch kein „Pepperman“ Anzug anziehen, die Gefahrsituationen „suchen“ und Frauen und Kinder aus der Gefahr bringen. Letztendlich ist meine Erfahrung mit Gewaltsituationen = 0. Die letzte war vor 20 Jahren, wo ich von einem mir körperlich scheinbar unterlegnen Gegner eine überraschende, gezielte Faust gefangen habe. Seitdem weiß ich, das körperliche Kraft nicht alles ist.
Deswegen werde ich NATÜRLICH zuerst versuchen in solchen Situationen die Polizei zu rufen (kann dauern, bis die da sind), mit den Leuten deeskalierend zu reden (wenn diese DICH verprügeln wollen, nützt es wahrscheinlich weniger), und auf Unterstützung der Mitmenschen (*hust*, ich kann nur müde lächeln) warten.
Nur wenn alles nichts hilft, und ich den Anspruch habe (statt einfach weg zu laufen bzw. weg zu schauen) mich schützend vor Opfern zu stellen bzw. mich selbst zu verteidigen, dann ist es besser sich nicht auf seine Körperkraft (selbst Bodybuilder) zu verlassen, sondern eine Alternative in der Hand zu haben. Zumal Pfefferspray keine Folgeschäden (wie z.B. ein Messer, Schlagring, Holzlatte, etc.) hinterlässt. Mir ist klar, das solche Reaktion eine Anzeige von der Polizei bedeutet. Die ist mir lieber, als selbst mit zig Verletzungen blutend am Boden zu liegen. Zumal es dann Notwehr ist. Es ist auch klar, dass trotz Pfefferspray, der/die Angreifer die ersten Sekunden keine/ wenig Wirkung zeigen. Deshalb verstehe ich die Lösung wirklich als ultima „ratio“.
Da wir hier ja schon ein bisschen im anekdotischen sind, darf ich vielleicht meine reichhaltige Erfahrung mitteilen: Reden hilft. Wenn man es schafft, die eigene Adrenalinflut in Schach zu halten, einigermaßen deeskalierend auftritt, und einzelne der Gruppe, die vor einem steht, durch gezielte Fragen zu isolieren, kommt man normalerweise gut davon. Pfefferspray haben Freunde von mir schon häufiger versucht, das Problem gegen eine Gruppe ist natürlich: erwischt Du einen, stehen da immer noch drei andere. Und die sind dann sehr sehr wütend. Nicht gut.
Ansonsten gehts bei solchen Aktionen ja immer um irgendwas: dein Handy, dein Geld. Im Zweifelsfall sollte man schlicht kooperieren, das Zeug rausrücken und dann kucken, dass man wegkommt. Das von den Medien kolportierte „grundlos zuschlagen“ passiert imho nur bei stark alkoholisierten oder anderweitig bedrogten Tätern: da ist allerdings überhaupt nicht kalkulierbar, wie die reagieren.
Sehr wichtige Lebensweisheiten stammen von meinem Großvater, seine Tochter hatte in dieser Hinsicht auf ganzer Linie versagt.
Einen Hinweis betrafen Abreibungen für all jene Dummköpfe, denen man nur mit Gewalt beikommen kann, weil sie eine andere Sprache nicht verstehen, die Souveränität immer gleich als Schwäche auslegen.
Mein Opa meinte dazu: „Wenn du ohne maßlose Selbstüberschätzung in der Lage sein solltest, an solch einer verbogenen Kreatur Maß zunehmen, dann tue es, aber auch mit einer Intensität, dass so jemand niemals wieder Lust verspüren sollte, andere zu quälen! Ab diesen Augenblicken existiert keine „Fairness“ mehr, wehre dich mit deinem ganzen Körper! Präsentiere eine Rechnung ohne Kompromisse und denke daran, Angriff ist die beste Verteidigung!
Lass aber diesen Kleingeistern im Angesicht deines Triumphes, wenn sie im Dreck liegen, soviel menschliche Würde, dass sie noch in der Lage sind, sich selbständig zu erheben…“
Leider setzte die Pumpe von Herrn Brunner aus, was bei ihm auf eine Selbstüberschätzung hinaus lief.
Eigentlich müssten in solche Abreibungen auch die überforderten Erzeugen mit einbezogen werden, all jene, die dafür verantwortlich zeichnen, dass Heranwachsende schon in jungen Jahren zum Bodensatz dieser Republik mutierten, letztendlich unsere kranke Gesellschaft…
Nochmal zum eigentlichen Thema:
Brunner hat den Notruf angewählt vor dem Aussteigen aus der S-Bahn und dann angelassen. Davon gibt es einen 20minütigen Mitschnitt, der heute im Gericht vorgespielt wurde. Die Attacke von Brunner gegen die Angeklagten ist darauf nicht enthalten (wohlgemerkt Brunners Handy, also nahe dran).
Erst als Held gehyped, dann als „hat ja selber angefangen“ von einem teil der Zeugen gebrandmarkt, diesesdann kaum ein paar Tage später durch Audiomitschnitt falsifiziert.
Fazit: Es ist immer sehr gefährlich, Strafprozesse zu kommentieren vor Beendigung der Beweisaufnahme. Und vor allen Dingen sollte man bei Zeugenaussagen immer sehr vorsichtig sein, insbesondere dann, wenn noch technische Indizien (z.B. Audio- oder Video-Mitschnitte zu erwarten sind).
Und an diesem Artikel läßt sich auch sehr schön festmachen, wie Spreeblick immer mehr zu einem Medien-Resonanzkörper wird und voll im Augenblick lebt statt den Bogen etwas weiter zu spannen.
Ich erinnere mich an diverse Verfahren, wo die öfffentlichen Emotionen im Tagesrhytmus hin und herwogten und am Ende von alledem nichts blieb.
Spreeblick macht hier leider keinen Unterschied. Vielleicht soll Spreeblick das gar nicht, aber es könnte dies mit Leichtigkeit. Ich plädiere daher nochmals für eine „Wiedervorlage-Rubrik“ a la „Was wurde eigentlich aus …“, damit eine Reflektionsmöglichkeit geschaffen wird, die einen grösseren Zeitbereich als den eines Tages übersstreicht.
@#767118: Von „falsifiziert“ kann wohl kaum die Rede sein, sofern ich das aus den Protokollen ersehen kann. Ob es einen Schlag von Brunner aus gegeben hat oder nicht, geht aus dem Mitschnitt imho überhaupt nicht hervor. Tatsächlich ist es für den Artikel einigermaßen unerheblich, denn es geht um die Heldeninszenierung und die gegenläufige Inszenierung der Angst, die den politischen Diskurs momentan bestimmt.
Insofern ist mir der Vorwurf, hier im Tagesgeschehen mitzuschwimmen, unverständlich, denn das letzte Drittel des Artikels geht ja gerade ins Grundsätzliche.
Der Fall erfüllte eine öffentliche Erwartungshaltung. So wie nach dem 11. September Medien zunächst versuchten Bilder jubelnder Palästinenser zu präsentieren. Helden- und Schurkennarrative sind immer verdächtig.