Es war ein aufgeregtes Wochenende in Internetland. Die Nachrichten von den tragischen Todesfällen und den zahlreichen Verletzten während der Duisburger Loveparade und der Umstände, die zu dem schrecklichen Ereignis geführt haben könnten, verbreiteten sich schneller, als man lesen konnte, und die meist einfach hilfslosen Reaktionen, die bis zur Forderung der Todesstrafe für die Veranstalter gingen, waren nicht immer gut verträglich. An einem bestimmten Punkt habe ich abgeschaltet, um dem Sog zu entgehen. Erst Sonntag Abend habe ich mir die ersten TV-Berichte angesehen.
Im Großen und Ganzen jedoch sollte man niemandem, der sich via Twitter oder Facebook oder in seinem Blog in irgendeiner Form zu der Katastrophe äußerte, einen Vorwurf machen (außer der unsäglichen Eva Herman natürlich).
Reden hilft, gerade in Ausnahmesituationen, und besonders dann, wenn man nicht helfen kann. Schweigeminuten auf Twitter bleiben eine organisatorische Herausforderung, und es wäre eine Anmaßung, zwischen „echter“ und „geheuchelter“ Anteilnahme unterscheiden und Einzelnen ihr Recht auf Mitteilung nehmen zu wollen.
„Internet-Nutzer“, wie die klassischen Medien so gerne diejenigen bezeichnen, deren Äußerungen sie nicht sofort vor die laufende Kamera bekommen, sind keine Aliens, keine besseren oder auch nur anderen Menschen als die, die man täglich auf der Straße sieht, und diese Menschen drücken ihre Gefühle, ihre Ohnmacht und ihre Fassungslosigkeit unterschiedlich aus. Die einen suchen mit vielen Worten Schuldige, die anderen schweigen und wieder andere schweigen mit vielen Worten.
(…) Wer geschockt und sauer ist, der schreit das in die Welt hinaus. Das IST emotional, undistanziert, unreflektiert und schuldzuweisend. Twitter ist ein spontanes, herausschreiendes Medium. Dort wird nicht nur Poesie und reflektiertes Gedankengut nach einem Verdauungsprozess gepostet. Twitter IST die Verdauung. (…)
Obwohl jeder von uns auch Verkehrsteilnehmer ist, gehen uns Todesfälle bei einer Massenveranstaltung näher als die Statistik der Autounfallopfer, und so wird das Verfolgen von Nachrichten, das Betrachten von Fotos und auch das Mitteilen der eigenen Gefühls- oder Meinungslage zur kurzzeitigen Therapie. Wir versuchen etwas zu begreifen, das man nicht begreifen kann.
Sich miteinander aufzuregen, sein Mitgefühl auszudrücken, zu brüllen oder zu heulen bringt keines der Opfer wieder ins Leben zurück. Doch es ist zutiefst menschlich und damit ist es mir immer noch lieber als die anscheinend emotionsfreie Wiederholung der eiligst zurechtgelegten offiziellen Sprachregelung derjenigen, die – so sieht es derzeit mit ziemlicher Sicherheit aus – zumindest eine Mitverantwortung an dem Unglück tragen.
Ich habe viele Diskussionen und Äusserungen in Foren beobachtet.
Ich bin selbst kein Freund dieser Veranstaltung, ich mag diese Art Techno nicht, ich selbst fühle mich aus solchen Großveranstaltungen unwohl.
Trotzdem kam mir eines nicht in den Sinn, in irgendeiner Form zu behaupten die Leute die sowas besuchen sein selbst schuld.
Andere sind Idiot genug sowas zu äussern. Diesen LEuten mache ich durchaus den Vorwurf nicht mehr alle tassen im Schrank zu haben.
Danke für die Feststellung.
Leider haben die meisten publizierenden Menschen noch nicht verstanden, dass die neuen Instrumente sich mitzuteilen (von Blogs über Twitter bis zur gemeinen Statusmeldung bei Facebook) eben in erster Linie abbilden, wie Menschen auch im „realen Leben“ kommunizieren. Es gibt Idioten (viele), kluge Stimmen (wenige) und eine Menge unreflektierter, aber psychohygienisch wichtiger Kommunikation, auf die man natürlich lieber verzichten würde. Aber wenn ich jetzt auf die Straße gehe und wahllos Menschen nach ihrer Meinung zu den tragischen Vorfällen vom Wochenende befrage, will ich gar nicht wissen, wie viel Schrott ich neben angemessenen Kommentaren ich höre. So eben auch online. People are People, leider, überall.
Dementsprechend fand ich auch Lisa Ranks Kommentar (http://mevme.com/lizblog/niemals-geschlossene-schuhe/) zu Twitter und den dort getätigten pietätlosen Äußerungen seltsam deplatziert, wenn gleich er vielen Bloggern aus der Seele zu sprechen scheint.
Viel schlimmer als alle Fehlgriffe von Onlinern finde ich, genauso wie Du, die standardisierten und darin mehr als verlogenen öffentlichen Phrasen der sog. Offiziellen. Darüber sollte man sich mokieren, nicht über eine menschliche Skala an Geschmacklosigkeiten, die zu jedem irritierenden Ereignis dazu gehören und die wichtige Funktion innehat, den Diskurs auch in seinen Extremen abzubilden.
Die Eva hat definitiv nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Ich stimme zu, die Emotionen suchen sich ihren Weg und das ich meist schwer verdaulich. Aber eben auch menschllich.
Einen Vorwurf kann man, finde ich, denjenigen machen, die wie die BILD bei Google Anzeigen schalten, um Besucher auf ihre Plattform zu locken.
Oder Menschen, die ein Kondolenzbuch einrichten, es nicht moderieren und in Wirklichkeit einen übelrichenden Pranger betreiben. Da wünsche ich mir mehr Mut, sowas auch mal abzuschalten, wenn man die Lage falsch eingeschätzt hat.
Ein moderiertes Kondolenzbuch findet sich übrigens hier, dort geht es um Trauer – nicht um Wut und Schuld. Ich finde das zum jetzigen Zeitpunkt angemessen.
http://www.kondolenzbuch-online.de/cgi-bin/2010/books/000303.pl
Neben Eva Herrman ist auch der Kopp-Verlag auf die Sodom und Gomorrha-Schiene aufgesprungen:
[Anmerkung: Ich habe die Links aus dem Kommentar entfernt, ich mag denen nicht mehr Aufmerksamkeit geben, als sie eh schon haben. Danke für dein Verständnis! – Johnny]
Ok, das WAR ja von Eva Herrman… sorry für meinen Fehler…
Die Pressekonferenz am Sonntag war das absolut übelste. Alle schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu – keiner will was entschieden haben. Dann das Märchen mit den 250.000 zugelassenen Besuchern! Wer in aller Welt kommt auf die Idee, daß das funktionieren kann wenn doch auf der letzten Feierlichkeit dieser Art mehr als 1 Mio dagewesen sein sollen. Und wenn einer auf die Idee kommt, dies könnte funktionieren muss es ja in unserem durchgeregelten System immer noch jemand geben, der das offiziell absegnet. Mal ne Milchmädchenrechnung : Gelände ist 230.000 qm gross. Nehmen wir 80.000 qm weg für die Hallen, die ja wohl nicht genutzt wurden bleiben immer noch gute 150.000 qm. Bei ganz locker gerechneten 3 Leuten pro qm plus ein wenig Spare für die Fluktuation passt also locker das doppelte da drauf, was mit Sicherheit immer noch zu wenig ist.
Meiner Meinung nach wird da gerade vertuscht und vernebelt daß die Bude wackelt und von daher ist gerade jetzt das Internet immens wichtig, wenn es um Video-Footage und Zeugenaussagen geht.
Aber sie hat nachgelegt und die Ausrichtung des Kopp-Verlages spricht da eigentlich schon für sich.
[Anmerkung: Ich habe die Links aus dem Kommentar entfernt, ich mag denen nicht mehr Aufmerksamkeit geben, als sie eh schon haben. Danke für dein Verständnis! – Johnny]
Jetzt müssen nur noch alle merken, dass da einfach nur wieder mal die Gier (massive Geldeinsparungen) über die Vernunft gesiegt hat. Da werden die Köpfe von ein paar bösen Unternehmern rollen, weil die die falschen Entscheidungen getroffen haben, und alle bis auf die Angehörigen können nach ein paar Tagen wieder ihren Konsumgewohnheiten und ihren kleinen Problemchen frönen. Willkommen im Kapitalismus!
Schade, dass die 1200 Menschen, die statistisch gesehen jeden Tag sterben nicht so viel Wut und Trauer verursachen. Willkommen im Medienzirkus!
Wer glaubt, dass die Angelegenheit jetzt durch die massive Präsenz in den Medien aufgeklärt wird, auf eine Art, die es verhindert, dass so etwas irgendwann wieder passiert..
Nochmal Frau Herman – dieses verachtenswerte Gefasel riecht mir arg nach Scientology. Immer wieder lustig (und nicht nur aus ihrem Mund) das Gefasel von Alkohol und Bekifftheit : da scheints, als ob diese Gesellschaft sich das wirkliche Maß der Verdrogung nicht eingestehen will, denn jeder der schonmal einen Rave dieser Grössenordnung besucht hat weiß, das die Bekifften eher eine kleine Randgruppe ausmachen und wir hier von ganz anderen Substanzen reden müssen. Aber nee nee, das machen unsere Kinder ja nicht…
Ich bin doch verwundert das auf der Pressekonferenz große Anteilnahme gezeigt wurde, aber keine Gesten dies dies unterstreichen. Ich frage mich wann die Stadt Duisburg und der Veranstalter mal auf die Idee kommen einen ersten Topf Geld bereit zu stellen damit z.B. Angehörige der Opfer aus dem Ausland schnellstmöglich und unkompliziert hier hin kommen können um ihre Angehörigen auf dem letzten Weg zu begleiten.
Ich prophezeie mal, dass kein einziger der Verantwortlichen dafür vor Gericht verurteilt wird. In der Urteilsbegründung wird drinstehen, dass die Schuld einzelner nicht einwandfrei zu beweisen war oder ähnliches. Wenn es überhaupt zu einer Verhandlung kommen sollte. Ich hoffe allerdings sehr, widerlegt zu werden – allein mir fehlt der Glaube.
Ich prophezeie dass in spätestens 3 Jahren jemand darüber nachdenkt eine neue Loveparade zu organisieren.
ich finde die sache extrem merkwürdig.
warum waren die bochumer letztes jahr vernünftig einzusehen, dass die risiken einfach zu hoch sind? warum die duisburger nicht? wie kann der veranstalter (der übrigens so wenig erfahrung als „veranstalter“ hat, wie ich von einer kosntruktion einer kuckucksuhr- sorry, aber ist leider so, schließlcih ist er unternehmer und verdient mit McFit sein Geld), die polizei und das örtliche ordnungsamt zustimmen, dass solch ein Tunnel solch einer Belastung ausgesetzt ist.
und was machen die verantwortlcihen (siehe pressekonferenz): Die reden sich raus und versuchen zuallererst die Besucherzahlen so niedrig, wie möglich zu halten….
merkwürdig alles…
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http://eye-catcher-stuttgart.blogspot.com/
(Jeden Tag ein Portrait)
Reden hilft, es geht auch nüchtern wie hier, oder analytisch-nüchtern wie in einem Beitrag, der heute in der Berliner Gazette erschien:
http://berlinergazette.de/loveparade-2010-duisburg/
Deiner Zusammenfassung kann ich mich nur anschließen!
Am vergangenen Samstag saß ich gerade im Auto Richtung Duisburg, um ein paar Event-Fotos zu schießen, als ich von dem Unglück im Radio hörte.
Ich bin umgekehrt und habe die Loveparade daraufhin nur noch online verfolgt. Auf Twitter konnte man die Angst der Menschen vor Ort förmlich spüren! Es war erschreckend, was geschrieben wurde und hat mich wahnsinnig aufgewühlt, so dass auch ich mich nicht mehr zurückhalten konnte. Twitter war auch für mich zu diesem Zeitpunkt der Kanal, um mein Mitgefühl, mein Entsetzen zu äußern.
Sicher gibt es da andere Menschen, die gleich alles in Bild und Ton festhalten. Schaulustig – möglich. Paralysiert – auch möglich.
Im Fall Loveparade bin ich fast schon froh, dass dieses Ereignis auf sämtlichen Kanälen und Plattformen festgehalten und dokumentiert wurde.
Falsche Angaben zu den Besucherzahlen (150.000 ?!?), Außerungen zu einer angeblich nicht statt gefundenen Massenpanik und weitere Verharmlosungen können hiermit zum Glück widerlegt werden.
Danke. Stellenweise war ich doch sehr erstaunt, dass man Betroffenheit im Web als etwas Schlechtes verkaufen, perspektive den Usern deren Betroffenheit absprechen wollte. Als dürfe man nicht mehr traurig sein über den Tod einem selbst völlig unbekannter Menschen.
Und warum ist die Kommentarfunktion beim ersten Artikel zum Thema wieder deaktiviert?
„und die meist einfach hilfslosen Reaktionen“
Ah, verstehe.
Nun hat dir das Reden auch geholfen, Johnny, oder?
@#767024:
Darf man doch.
Nur hoert es sich fuer einige Menschen etwas seltsam an wenn auf einen Tweet „Oh mein Gott, 15 Tote, ich bin schockiert und betroffen“ nur wenige Minuten spaeter von dem gleichen account „Oh, klasse, die Sonne scheint, ich gehe jetzt Eis essen, juhu!!“ folgt.
Dann hoert sich der erste Tweet leider genauso aufgesetzt und unehrlich an wie das Betroffenheitsgesuelze das den Politikern (zu Recht) vorgeworfen wird. Nein, ich erwarte nicht dass jemand der in einem Tweet seine Betroffenheit bekundet dann drei Tage weint und nicht mehr lachen darf, aber etwas mehr als 5 Minuten erwarte ich dann doch schon.
„Ich frage mich wann die Stadt Duisburg und der Veranstalter mal auf die Idee kommen einen ersten Topf Geld bereit zu stellen damit z.B. Angehörige der Opfer aus dem Ausland schnellstmöglich und unkompliziert hier hin kommen können um ihre Angehörigen auf dem letzten Weg zu begleiten“.
Die Stadt Duisburg hat 1,6 Milliarden Euro Schulden. Seit 2008 darf die Stadt keinen Euro mehr an freiwilligen Ausgaben tätigen, was vom Regierungspräsident kontrolliert wird.
Die „Lopavent GmbH“ als Veranstalter ist eh ein von Schaller gesponsertes Zuschussunternehmen. Falls die verurteilt werden ist nichts zu holen, wenn nicht schon vorher Konkurs angemeldet wird.
…ich (Jahrgang 1959) find die Herman gut. Sie gibt zumindest Denkanstöße. Und nachdenken anstatt nachplappern hat noch nie geschadet.
Ja, ich denk auch schon den ganzen Tag darüber nach, ob Gott Raver und Lesben hasst und sie deshalb bestrafen wollte…danke an Frau Hermann für den Anstoß.
Wir sollten in erster Linie an die Familien der Opfer denken.
Uli
@#767037: Ach ja, immer diese Totschlagargumente. Auch ein Grund warum „anders sein“ nicht wirklich einfach ist. Aber bitte, jeder so wie es der allgemeine Zustand zulässt. Wie ich schon öfter geschrieben habe, wenn schon allein das Wort „Moral“ einen anaphylaktischen Schock auslöst ist jedes weitere Wort vergebens. Ich habe z.B. in Köln zwei Schwule auf einem Umzugswagen Analverkehr praktizieren sehen müssen. Ist das die Freiheit die wir brauchen? Ist das, was da aus den Membranen in Richtung Trommelfell gepeitscht wird Musik? Sind die konsumierten Drogen alle so harmlos wie ein Lutschbonbon? Nicht nur unsere Umwelt wird Tag für Tag kaputt gemacht, auch unsere Vorstellung von verträglichem Zusammenleben, unsere Wertvorstellungen und Maßstäbe erodieren mit schwindelerregendem Tempo. Der „moderne“ Mensch ist mit seiner Umwelt mehr und mehr hoffnungslos Überfordert. Und wir täten gut daran, ab und an mal inne zu halten und darüber nachzudenken, woran DAS wohl liegt. Schönen Tag noch.
@#767042: Ich nehme an, der Umzug in Köln war der CSD, zu dessen Besuch Sie sicherlich unter Gewaltandrohung gezwungen wurden, genauso wie zur eingehenden Betrachtung von Vorgängen auf dem Umzugswagen.
Mal ganz davon abgesehen, dass Moral oder deren Fehlen sicherlich nichts an der offenbar katastrophalen Sicherheitslage in Duisburg geändert hat.
Und zu Frau Herman möchte ich mich gar nicht weiter äußern; ich frage mich nur gerade ernsthaft, wie die früher wirklich mal eine Talkshow moderieren durfte.
@#767045: Ja richtig, CSD und nein, ganz ohne Gewaltandrohung. Ich bevorzuge die Wahrnehmung solcher Ereignisse mit den eigenen Sinnen. Es gibt ja auch noch ein reales Leben. Und Augen und Ohren um zu sehen und zu hören hat ja wohl jeder. Und ab und an den Kopf einschalten und Nachdenken. Dies bewahrt vor all zu eiligen Trugschlüssen. Und richtig, die Moral oder deren Fehlen hätte nichts an der offenbar katastrophalen Sicherheitslage in Duisburg geändert. Das wollte ich damit auch gar nicht aussagen. Aber genug der sinnlosen Worte. Das nächste Thema ist ja schon auf Platz 1 – sozusagen, Afghanistan-Protokolle. Na dann mal los, ihr Experten hinter den Tastaturen. Schreibt euch die Finger wund, es wird nichts, aber auch gar nichts ändern.
@#767042: über die Anfragen von Vanessa hinaus: ist Ihnen bewusst, dass es für die Erregung öffentlichen Ärgernisses juristische Möglichkeiten gibt? Man muss sie aber auch nutzen.
Ist das, was sie hören, lesen, sehen oder sonstwie konsumieren, der bessere Zustand für alle? Dann lassen sie es mich wissen, dann wechsel ich die Argumentation. Ich habe eher das Gefühl, dass sie und nicht der „moderne“ Mensch mit ihrer Umwelt überfordert sind. Ich kann das als Familienvater nicht bestätigen, werde aber weiterhin auf Festivals der elektronischen Musik gehen. Und wenn ich damit ihrem Klischee entspreche, dann kann ich dazu nur sagen: „Und nachdenken anstatt nachplappern hat noch nie geschadet.“ Herzlichst, ein moderner Mensch.
Da seitens der moeglichen Verantwortlichen nicht unerheblich gemauert und auch die Besucherzahl, durch den stellvetretenden Polizeipraesidenten des Krisentsabs, heruntergeredet wird (150.000) , hat jemand einen Counter eingerichtet, um die tatsaechliche Zahl der Besucher zu zaehlen. Das dies nicht unbedingt auf serioesen Beinen steht, ist mir auch klar. Trotzdem waere es fein, diesen Link weiterzuverbreiten, damit die, die tatsaechlich vor Ort waren, ihren KLick machen oder der Link eben weitergegeben wird.
http://www.loveparaderavercount.de/
Dieser Counter ist das dämlichste, was das Internet jemals hervorgebracht hat.
@John Rambo (25)
Zu jeder noch so dämlichen Aussage von Rechtsaußen findet sich in jeden Blog jemand, der den Quatsch auch noch als „freies Denken“ oder „enlich traut sich mal jemand, die Wahrheit zu sagen“ verteidigt.
Die Totschlagargumente („Moral“, „Freiheit“, „Drogen“, „Homosexuelle“) kommen von dir, ich hab nur Frau Hermanns Text auf seine Grundaussage eingegedampft. Und nein, ich will auch nicht Schwulen beim Analverkehr zusehen. Ich würde dann einfach wegschauen.
Danke. Ein tausendmal besserer Kommentar, als der, den Lobo absondern musste.
Lobos Kommentar war ja der größte Quatsch überhaupt. Beeindruckend fand ich diesen Blogeintrag, der sich auf Lobo bezieht und wohl das ausdrückt, was auch Johnny meint. Nur um den Aspekt erweitert, dass dieser zum Teil unreflektierter Diskus der Straße benötigt wird, um die reale Aufklärung voranzutreiben. Man könnte ja wirklich mal das Gedankenspiel durchgehen, wie es wäre, wenn sich die Menschen im Internet nicht zum Thema äußern. Es wäre wohl eine gruselige Stille. Wie dieses peinliche Schweigen auf Familienfeiern, wenn der Onkel einen Witz gegen Ausländer reisst. Alle denken an das gleiche, aber keiner soll sich dazu äußern dürfen? Hilfe.
@#767060:
Ich finde die Texte von Johnny und Lobo liegen gar nicht so furchtbar weit auseinander.
Lobo sagt doch gar nicht dass man sich nicht aeussern darf und soll, er drueckt doch selber sein Mitgefuehl aus. Womit er ein Problem hat sind die Schuldzuweisungen die meistens auf wilden Spekulationen basieren da nur die wenigsten die Kenntnisse und das Wissen haben um solch ein Ereignis fundiert beurteilen zu koennen. Deshalb haelt er sich lieber zurueck bevor er dies tut.
Ansonsten passiert naemlich leider oft das was Johnny oben in seinem ersten Absatz anspricht, wilde Schuldzuweisungen, Beschimpfungen und im schlimmsten Fall eine „Hexenjagd“ auf die Leute auf die sich der „Mob“ eingeschossen hat.
Das heisst ja nicht dass man schweigen muss, man kann ja auch ruhig und besonnen Aufklaerung fordern, ohne in Spekulationen und Vorverurteilungen abzugleiten.
@#767075:
Er sagt, er schweigt, weil er kein Tunnelexperte ist. Er impliziert doch recht eindeutig, dass dies die einzig angemessende Reaktion ist. Da steckt doch wenig subtil der Vorwurf drin, dass alle, die ihren Gedanken freien Lauf lassen, kein Mitgefühl haben. Der Widerspruch, sein Schweigen in große Worte zu fassen, ist dabei nicht einmal das größte (wenn auch offensichtlichste) Problem.
Natürlich gibt es übergeigte Reaktionen von Leuten, die dem OB oder dem Vizepolizeichef „das gleiche“ wünschen. Aber man kann deswegen nicht alle über einen Kamm scheren, die nichts substantielles beizutragen haben, sondern ihren Gedanken freien Lauf lassen.
Im Übrigen ist dieser Vorfall keiner von der Sorte, bei dem man Raketenwissenschaftler sein muss, um die Vorgänge nachvollziehen zu können. Die Floskel „vorher haben’s wieder alle gewusst“ ist dieses mal überraschend gut dokumentiert. Es war eine Katastrophe mit Ansage. Viele Menschen haben spätestens seit der Pressekonferenz am nächsten Tag Angst, dass dafür keiner Verantwortung übernehmen will. Deswegen wiederholt jeder wieder und wieder, was er von der Sache hält. Das ist richtig so.
Ich glaube, Johnnys und Lobos Text sind sehr weit voneinander entfernt, weil Lobo eine absolute Aussage trifft. Johnny sieht das ganze mal wieder differenzierter (was mir gelegentlich auf den Senkel geht, aber hier mal nicht). Da im Wesentlichen der Text von Sasche Lobo und der von Elisabeth Rank in diese Richtung gingen, könnte ich mir vorstellen, dass Johnny vor allem diese beiden Texte vor Augen hatte.
Also mir hat Elisabeth Rank größtenteils aus der Seele gesprochen. Das ändert ja nichts daran, dass jeder eben das Recht hat ungefragt seine ehrlichen, geheuchelten oder wie auch immer gearteten Mitgefühls-bla-bla-Bekundungen rauszulassen, obwohl sie gar nichts mit dem Unglück zu tun haben. Ich habe aber eben auch das Recht, davon genervt, unanagenehm berührt und in manchen Fällen sogar regelrecht angewidert zu sein und diese Äußerungen unangemessen zu finden. Mehr als SACHLICHE Diskussionen zu dem Thema sollte man sich meiner Meinung nach als „Unbetroffener“ nicht herausnehmen.
für mich ist es interessant zu verstehen, warum diese todesfälle den menschen so nahe gehen. ím vergleich zu todesfällen an anderen orten der welt. es geht nicht um das aufwiegen, es geht um das verstehen.
wahrscheinlich liegt es an der lokalen nähe, die potentielle gefahren eines selbst wiederspiegeln. der hergang der fälle ist ausserdem eher unerwartet und daher umso schockierender.
was denkt ihr?
@#767077:
Nein. Er schweigt nicht.
Er drueckt sein Mitgefuehl aus.
Das einzige was er nicht tut ist es jemanden die Schuld, Verantwortung, nenn‘ es was Du willst, zuzuweisen. Aus dem Grund dass er sich nicht in der Lage sieht das was da passiert ist mit fundiertem Wissen und Verstaendnis einzuschaetzen.
Das ist ein gewaltiger Unterschied.
Nein, er schweigt ganz offensichtlich nicht. Aber er behauptet es. Das ist ja das Problem. Zitat: „Deshalb tue ich nichts weiter, als mein Mitgefühl auszudrücken und bin ansonsten zu diesem Thema still.“ Warum schreibt er so etwas, wenn es doch ganz offenkundig nicht stimmt? Er ist nicht still, sondern er schreibt einen Riesenabsatz, der vordergründig aussagt, dass er sich kein Urteil erlauben mag und hintergründig allen anderen dies zum Vorwurf macht. Entweder er drückt sein Mitgefühl aus oder er lässt es bleiben, die Gelegenheit zu nutzen, sich moralisch über alle anderen Kommentatoren zu stellen ist zynisch und unfein.
Schuld und Verantwortung sind im Übrigen nicht synonym zu gebrauchen. Über die Schuld mag ich mir auch kein Urteil erlauben. Die Verantwortung für die Veranstaltung tragen selbstverstädnlich die Veranstalter. Das wissen diese im Übrigen vorher, weswegen zum Beispiel der Leiter des Baudezernats explizit geschrieben hat, die Verantwortung aufgrund der Sicherheitsmängel nicht übernehmen zu wollen und sich von der Love Parade schon vorher distanziert hat.
@#767091:
Wenn Du all das da reinlesen willst dann wird das in Deinen Augen wohl so sein. In meinen Augen ist es das nicht.
Mit der Verantwortung ist es fuer mich auch nicht so einfach. Aber das ist ein anderes Thema.
@#767080:
„für mich ist es interessant zu verstehen, warum diese todesfälle den menschen so nahe gehen. ím vergleich zu todesfällen an anderen orten der welt. es geht nicht um das aufwiegen, es geht um das verstehen.“
Hmm – das ist wohl immer sehr persönlich zu betrachten. Bei mir ist es meine langjährige Tätigkeit als Konzertveranstalter. Mal ein Beispiel, fernab der Ereignisse um die es hier geht, neulich beim Prince-Konzert in der Waldbühne : Es war nicht ausverkauft. Oben (billigste Plätze) und unten auf dem höchsten Preisniveau sah es gut gefüllt aus während die mittleren Ränge nur schwach besetzt waren. Nach circa 15 Minuten Show drehten wir uns um, weil eine Unruhe zu verspüren war. Und sahen mehrere hundert Leutchen von oben nach unten stürmen. Über Hecken, Zäune und alles was da im Wege steht – das völlige Chaos! Wer die Waldbühne in Berlin kennt und die steilen Treppen schon desöfteren zum Bierholen benutzt hat, wird wissen wie gefährlich das nicht nur aussieht sondern tatsächlich auch ist. Besonders, wenn im Falle eines Pulks jeder der Erste unten sein möchte. Das konnte nur geschehen, weil der Veranstalter aus absolut unerklärlichen Gründen die Security rausgezogen hat, welche vorher brav die Besucher in die Blöcke eingewiesen hat. Nach ein paar Minuten waren die dann zwar wieder an Ort und Stelle aber die entscheidenden 5 Minuten waren eine absolute Verantwortungslosigkeit und grenzten an fahrlässiges Herbeiführen einer sehr prekären und brandgefährlichen Situation. Regt mich auf und ich werde den Teufel tun, aber keine Großveranstalung dieses Veranstalters mehr besuchen.
Auf die Love Parade hab ich noch nie einen Pfifferling gegeben, obwohl ich Techno liebe und im richtigen Moment nichts auf der Welt gegen eine gepflegte 4/4 Bassline eintausche. Und eigentlich (verzeiht mir die Zynik) kann man doch auch im Prinzip feststellen, daß eine durchaus innovative und seinerzeit durchgedrehte Idee von Motte anno 89 am letzten Wochenende in einer unterirdisch hässlichen Location endlich beerdigt wurde. Scheintot war das Ganze schon seit mindestens 10 Jahren – immer die gleichen Melodien für Millionen – Hymnen eines hier nicht genannten Plattenlabels, Part-Time Punks galore und zu guter Letzt die 100%ige Instrumentalisierung als Werbeträger für Mc Fittels. Trotzdem geht mir das alles sehr nahe, habe ich grosses Mitgefühl mit den Hinterbliebenen der Opfer und verspüre Wut gegenüber denjenigen, die Ihren Aufgaben nicht gewachsen waren und jetzt auch noch wie zum Hohn versuchen, die Verantwortung lustig hin und her zu schieben. Hauptdarsteller : Duisburgs OB (absetzen..) , Herr Schaller (enteignen..) und die Entscheidungsträger der Polizei (mindestens nach MeckPomm versetzen.) my2cents,..
Hallo!
Die Zulassung der Loveparade 2010 war einfach nur pervers! Zur Inkompetenz, Profitgier, Meuschelei Der Verantwortlichen kommt noch erschwerend deren unfassbar dumme Negierung der sozialen Wirklichkeit mit dem Trend zu Massenveranstaltungen wie den 3 Mio. Besuchern beim Stilleben auf der A40, 200.000 bis 300.000 Public Viewern, 1 Mio bei den Kölner Lichtern etc., hinzu.
@ johnny: es mag sein, dass frau herrman einen verbalen fehlgriff von sich gegeben hat, aber die links aus björns kommentaren zu löschen, finde ich dennoch nicht in ordnung.
ich glaube, 1) sind wir alle erwachsen genug, uns eine eigene meinung dazu zu bilden, 2) weisst du als erfahrener internetler wahrscheinlich, dass die leute einfach google anschmeissen und selber schauen ;-) und 3) hast du in deinem artikel erwähnt, dass es anmassend wäre „einzelnen ihr recht auf mitteilung nehmen zu wollen.“ (eigene ergänzung: auch wenn sie eine wie auch immer anders geartete meinung haben…)
und zum thema: ich denke zwar, dass man auch „analog“ betroffen / entsetzt / mitfühlend sein kann, ohne dies „digital“ aller welt twittern zu wollen. aber ansonsten stimme ich dem letzten abschnitt zu: es tut gut, sich darüber auszutauschen und authentische meinungen zu hören…
die zuordnung von verantwortlichkeit wird allerdings schwierig werden… meine prognose: der bürgermeister tritt zurück, um sich aus der schusslinie zu nehmen, streitet aber alle verantwortung ab und zum schluss hacken wieder alle auf der polizei und den ordnern herum (was ich zum kotzen finde. es wird immer auf die eingeschlagen, die die unrealistischen vorgaben „von oben“ unter schwierigsten bedingungen vor ort umsetzen müssen.)
@#767149: Ja, das ist manchmal schwierig mit der Frage, ob man sowas nun verlinkt oder nicht. Es geht mir dabei weniger um die reinen Inhalte, die ja, wie du auch sagst, jeder finden kann, soll man auch gerne, um sich ein Bild zu machen. Mir geht es darum, dass ich von Spreeblick aus nicht zu den Seiten verlinken möchte, da dies auf Dauer auch die Suchmaschinen-Reputation der verlinkten Seite erhöhen kann. Ich möchte denen von hier aus keinen Traffic gönnen, daran möchte ich einfach nicht teilhaben (ich hätte die Links auch „entlinken“, aber stehen lassen können, wäre vlt. klüger gewesen, aber vom Handy aus ist das ja manchmal etwas nervig).
Und letztendlich bin ich nicht einmal sicher, ob das, was die dort streckenweise treiben, nicht sogar rechtlich zweifelhaft ist. Eine andere Site mit ähnlich „starken“ Worten wurde vor kurzem vom Hoster gesperrt/ gelöscht/ auf Eis gelegt wegen strafrechtlich u.U. relevanter Äußerungen.
Was in Duisburg passiert ist, ist schrecklich. Was Eva Herman geschrieben hat ist wiederlich. Dein Artikel ist menschlich, danke dafür.
Am morgigen Samstag (Sonnabend) wird bei der aktuell stattfindenden http://www.nature-one.de zu einer Schweigeminute für die 21 Opfer von Duisburg aufgerufen und sicherlich auch angedacht.
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LIVE at now:
http://edge.download.newmedia.nacamar.net/freestream/download/sunshine-live/frameset_mp3.html
Die Mähr der Aufklärung mittels Voutube & Co.
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Sämtliche relevanten Filmaufnahmen (Presse) von
der Veranstaltung wurden den Behörden übergeben.
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Ist doch eh‘ schon bekannt
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http://www.depechemode.de/texte/original/depeche-mode/people-are-people-76.phphttp://v.youku.com/v_show/id_XMTEzNDAzMjI0.html