Torben Friedrich hat sich Zeit genommen, in der eigenen Fotosammlung gewühlt und die Debatte um Google Street View einmal historisch betrachtet. Ein lesenswerter Text in seinem Blog fritten.cc mit Konsequenzen, die Torben demnächst unter http://streetview.fritten.cc veröffentlichen wird.
Ich habe schon neulich auf einem Familienfest derart argumentiert — dass es durchaus im Rahmen des Denkbaren ist, dass man in einigen Jahrzehnten die Bemühungen gegen Streetview (und ähnliche Projekte) als ein großes kulturelles Vergehen ansehen wird. Man reagierte mit Unverständnis und warf mir Arroganz vor; als ich dann die Aktion von Jens Best erwähnte, machte sich Ratlosigkeit breit, von einigen kam die vage Erwägung, so jemandem könne man durchaus drohen.
Bei den Anwesenden — es handelte sich um den 75. Geburtstag meiner Oma — lag die Grenze Pro-/Contra-Streetview übrigens ziemlich genau beim Alter von 45. Am Amüsantesten war in diesem Zusammenhang meine kleine Schwester (9), die beim Spaziergang vom Spielplatz zurück für einige Minuten immer wieder penetrant ausrief: „Wir sind Verbrecher, wir schauen auf Häuser!“
@#770197: Darf ich den Satz deiner Schwester: „Wir sind Verbrecher, wir schauen auf Häuser!“ eventuell als Untertitel verwenden?
Unsere Zeit wird vermutlich später als das Zeitalter der Wahnsinnigen bezeichnet werden, und zwar derjenigen, die mit aller Macht tagtäglich alles und jedes auf einem Photo oder einem Video festgehalten haben. Vielleicht interessieren sich die Menschen später gar nicht dafür, weil ihnen die Vergänglichkeit der Dinge plausibler erscheint. Zwar ist das ein durchaus interessanter Ansatz, den kulturellen Wert der Bilder hervorzuheben, was in unserer derzeitigen Erinnerungskultur durchaus logisch erscheint, aber dem muss später ja nicht so sein.
Wenn google diesen hehren Anspruch haben würde, wäre ich durchaus dazu geneigt, street view in kompletter Gänze gut zu finden, da ich aber ein Angsthase bin und eine blühende Phantasie habe, bzw. anderen Leuten ebenso eine blühende Phantasie unterstelle, was man mit google street view gewinntechnisch sowie kontrollmäßig in späteren Jahren alles anstellen könnte, bleibe ich skeptisch und verunsichert, ehrlich gesagt.
@#770199:
Noe. In Zukunft werden sehr viele Leute einen Life-Recorder haben. Und sich wundern wieso die Leute ihr Leben frueher nicht aufgezeichnet haben.
@#770202: Was noch zu beweisen wäre … ;)
Leider ist die Berliner Kanalisation untauglich, um da untern zu wohnen. Ich weiß das, weil ich schon mal eine Führung mitgemacht habe. Ich würde nur gerne später irgendwo wohnen, wo keine Kameras hängen, vielleicht habe ich nicht mal Internet, höchstens ein altes Photoalbum in einer Schublade und ein Gewehr im Schrank. Und das klingt nach kanadischen Wäldern. So. Tschüß Leute! :)
Im Ernst, die im Artikel erwähnten Datensammelgeschichten sind mir alle bekannt und jetzt mache man einfach folgendes, man verknüpfe alle, wirklich alle verfügbaren Daten miteinander und schon haben wir den Salat. Da braucht man sich auch nicht mehr ständig life zu filmen, das geschieht dann sowieso. Und wenn man das immer weiter spinnt und sagt, dann ist eh alles egal, dann kann man es letzten Endes auch komplett sein lassen, weil sich dann niemand mehr dafür interessiert, wenn eh alles ständig präsent und da ist, außer jemand hat noch Interesse daran, die Daten zu missbrauchen, um Macht ausüben zu können. Und Macht schafft sich nicht von selbst ab, die Bilder aber eher schon.
Ich verstehe an dieser Diskussion immer noch nicht, warum sich alle ständig über das Fotografieren aufregen.
Das Problem ist überhaupt nicht, dass jemand ein Foto von dem Haus, in dem ich wohne, im Internet sehen kann. Das Problem ist, dass jemand das Foto gezeigt bekommt, wenn er meine Adresse in ein Suchfeld eingibt. Das Problem ist nicht das Bild, sondern die Datenverknüpfung von Bild und Person.
Aber ich finde es irgendwo auch unverschämt. Das vorher nicht gefragt wird, sondern einfach gleich los gefilt wird. Und jetzt mit diesen Paar Wochen Wiederspruch einlegen?
Klasse Google…..
@#770198: Sie sagt: Ja, aber nur, falls ihr Name nicht genannt wird. Clever ;)
@#770242: Kenn ich ja nicht, sag ihr aber trotzdem besten Dank für einen sonst wohl sehr langweiligen Ersatzsatz.
Komm grad von nem 80. Geburtstag, wo den ganzen Abend alte Aufnahmen meiner Heimatstadt liefen und musste schmunzelnd an diesen Artikel hier denken..
das passt ja chris :)
jetzt stell dir vor du wärst 80 und liehst diesen thread :)