Unter den Augen der Weltöffentlichkeit werden zur Zeit die seit rund 70 Tagen verschütteten Kumpel in Chile geborgen, nach und nach landen die Männer durch den schmalen Rettungslift an die Erdoberfläche und lassen sich zurecht feiern.
Den bewegenden Anblick der vor Glück weinenden Menschen, die ihre Kinder, Familien und Freunde endlich wieder in die Arme schließen können, überträgt das ZDF live.
Samma, gehts eigentlich noch?
Die sollten lieber mal live zeigen wie 33 Kinder auf den Straßen in 3. Welt-Ländern verhungern. Aber nee, das bringt ja keine Einschaltquoten
Ist ja schön, dass sie wieder frei sind! Ehrlich.
Aber die hellsten Glühbirnen im Raum sind sie auch nicht:
Quotes from the rescued miners: „God wanted me to stay here, I do not know why. Maybe for me to change.“ and „God and the Devil. They fought, but GOD won!“.
Klar …
Ich sehe daran jetzt nicht so viel verwerfliches. Die Welt braucht auch gute Nachrichten.
Sind Blogs nicht angetreten als Gegenpol zu den Mainstreammedien? Die Bergung der Beregleute läuft seit heute Nacht auf allen (Nachrichten-)Kanälen live!
@#772763: Also ich würde mir das auf jeden Fall angucken!
ich finds ne riesen aktion. alles schön, wirklich.
aber, es gibt hunderte anderer riesen aktionen, über die die medien mal berichten könnten. my 2 cent
@#772763: Leid gegen Leid aufzuwiegen, ist so ziemlich das Letzte.
Dass die Hinrichtung eines Kindermörders z.B. mehr Quote bringen würde als das Eia Popeia im Musikantenstadl ist in einer Gesellschaft von Voyeuren kein Geheimnis. Und eine Live-Übertragung vom Hungertod von 33 Kindern würde wahrscheinlich die Quoten der Fußball WM toppen. Die Dritte-Welt-Karte spielt man leicht.
Wenn’s danach ginge, dürfte im Fernsehen nix anderes mehr stattfinden. Und jede Stuttgart 21-Demo wäre lächerlich, jede Diskussion über Kernkraft idiotisch, jede Debatte über bessere Bildung unverantwortlich… weil ja woanders Kinder verhungern.
@#772774: Völlig richtig.
Ich bin mal gespannt af die Storys von da unten. Die haben wohl vertraglich festgelegt, dass niemand über diese Zeit quatscht, zumindest nicht bez. der pikanten Details. Also mich interessiert jetzt nicht so sehr intime Geschichten, sondern gruppendynamische Prozesse. Es muss da unten doch irgendwas passiert sein, oder?
Ich find´s auch hochgradig unnötig (die Übertragung bzw. die vorangegangene Berichterstattung). Getoppt nur von der Präsenz hier. Es gibt so, so viel anderes zu zeigen…
Viva Compañeros!
Venceremos!
Tolle Sache für die Geretteten klar, aber darüber hinaus nicht wirklich wichtig.
da berichten die medien EINMAL einstimmig über was positives, und schon wird wieder herumgemotzt.
erinnert mich irgendwie an den ami, den ich neulich traf, und der mich leicht unsicher fragte, ob er mich mal was fragen dürfe: er verstehe die deutschen nicht. eigentlich liefe alles ziemlich rund, deutschland sei so gut organisiert und es sei ja auch soschön, und trotzdem würden immer alle meckern. warum das so sei, er verstehe das einfach nicht.
ich musste ziemlich grinsen.
an die ganzen beschwerer: warum hängt ihr eigentlich alle hier bei spreeblick rum, anstatt verhungernde kinder oder wahlweise auch die deutsche medien- respektive bloggerlandschaft zu retten?
pfffft, tolle wurst.
Viva Compañeros! x2 :-)
@Markus
1. Religion hat in diesem Teil der Welt afaik einenn höheren Stellenwert
2. Und ja, solche Situationen sind es in denen einem die Religion Kraft geben kann. In denen man es ohne diese Kraft vielleicht nicht schafft weiterzumachen … Und das schreibe ich als ziemlich überzeugter Atheist.
@#772803:
Einmal? Also ich lese eigentlich stuendlich in irgendeiner Form positive Nachrichten in den Medien, manchmal sogar oefter. Alles nur eine Frage was man fuer positiv haelt.
Vielleicht finden die „Beschwerer“ das ganze nur einfach als ein bisschen uebertrieben? 48 Stunden durchgehende Liveuebertragung jeder einzelnen Rettung? Wuerde es etwas an der Freude darueber aendern dass die Menschen gerettet wurden wenn das in einer 10minuetigen Zusammenfassung berichtet wuerde?
Ansonsten beschweren sich so ziemlich alle ueber die 500-teiligen Klickstrecken bei SpON und Konsorten, jetzt auf einmal ist es toll wenn jede einzelne Rettung live uebertragen wird und wahrscheinlich dann uebermorgen in einer 750-teiligen Klickstrecke noch einmal abgehandelt wird?
Natuerlich ist es schoen dass sie gerettet wurden. Aber ich habe keine Lust als „emotional abgestumpft“ beschimpft zu werden weil mich das nicht weiter gross interessiert und ich nicht in grosse emotionale Jubelstuerme ueber die Rettung ausbrechen kann und will.
In Chile haben sie Geräte, die Alarm schlagen, wenn es einem Kumpel schlecht geht. Das wäre doch auch eine tolle Smartphone Applikation.
Ich möchte alle Leute mal daran erinnern, dass sie jeden Tag Klickibunti auf ihrem Rechner machen können, weil Mineros seit tausenden Jahren sich tief in die Erde buddeln und dabei ihr Leben riskieren.
Die Rettung der Mineros, der Zusammenhalt und die Disziplin der Eingeschlossenen sowie die gut organsierte Hilfsaktion, sind eine grossartige Sache und die Welt hat ein Recht, Anteil zu nehmen und sich mitzufreuen.
Die Abwertung oder Marginalisierung dieser Nachricht wie hier teilweise in den Kommentaren halte ich fuer zynisch und beschraenkt. Ich glaube, dass diejenigen, die sich fuer die Bergleute freuen und interessieren, auch fuer die beispielhaften hungernden Kinder mehr Interesse und Unterstuetzung aufbringen, als jene, die hier schreiben, dass die Rettung nicht wirklich wichtig oder eine tolle Wurst sei.
@Irreversibel: Was ist wirklich wichtig? Eine Vadafone Werbekampagne in Deutschland z.B.?
Un abrazo.
@#772813: hab ich wen als „emotional abgestumpft“ bezeichnet?
diese klickstreckenbeschwererei auch immer, als würde man gezwungen, den kram anzuklicken.
ich lese wirklich viel nachrichten im internet, und ich habe keine 24stündigen livedokus und keine klickstrecken aufgezwungen bekommen.
und dass die gängigen medien eh über genau dasselbe berichten, ist auch nix neues.
warum spreeblick daran schuld sein soll und man hier seinen frust über gute nachrichten (täglich? was liest du denn so? vielleicht les ich zu viel aus dem nahen osten :/ ) rauslassen muss, wenn es einem frei steht, sich so viel über das elend der welt reinzutun wie man möchte (inkl. ticket kaufen, hinfahren und helfen), erschließt sich mir nicht. das ist für mich typisch deutsche (juhu! klischees!) jammerei, sonst nix.
@#772818:
Nein, hast Du nicht direkt. Aber schlaegst indirekt doch in genau die gleiche Kerbe. Und nein, man wird nicht gezwungen sich die Rettung anzusehen oder die Klickstrecken anzusehen. Aber gleichzeitig ist es praktisch unmoeglich den immer wiederkehrenden Meldungen und stuendlichen oder noch haeufigeren „Anzahlupdates“ zu entkommen.
Es laesst auch keiner seinen Frust ueber gute Nachrichten aus, sondern ueber den Overkill bei diesem Thema. Wie Du selber sagst, die laufen in allen gaengigen Medien, warum muss ich dann bei Spreeblick, auf Twitter, in Facebook und wo sonst ich mich noch online rumtreibe genau den gleichen Kram noch einmal serviert bekommen? Glauben die Leute ich koennte das sonst eventuell verpassen?
OK, ich kann das ignorieren, tue ich normalerweise auch kommentarlos (genauso wie die ganzen xyz RIP Blogeintraege und Tweets wenn mal wieder irgendein Musiker, Filmstar oder sonstiger Prominenter gestorben ist), aber ich reagiere hier auch nicht auf Johnny’s Eintrag an sich, sondern auf Kommentare wie Deinen.
Ach ja, ich lese wirklich andauernd gute Nachrichten. Zumindest fuer mich gute Nachrichten. „Nachrichten“ ueber die ich mich freuen kann (gerade vor 5 Minuten habe ich mich ueber das hier gefreut. Geht Dir wahrscheinlich zu Recht am A***** vorbei, ich kann mich darueber freuen). Wenn es die in Deiner Welt nicht gibt kann ich da leider auch nichts fuer.
nee, ich wollte nicht in diese kerbe hauen. ich bin keine von denen, die es für möglich hält, dass man an allem, was in dieser welt so vor sich geht, emotional teilhaben kann und muss. ich verstehe nur ein, zwei kommentare da oben auf diesen eintrag nicht.
aber so viel zeit wollte ich jetzt eigentlich nicht darauf verwenden, mich überflüssigerweise darüber aufzuregen, dass andere sich überflüssigerweise aufregen. :)
ich kann mich jedenfalls über werbung allerorten oder die ominipräsenz von sarrazin mehr aufregen als darüber, dass es mal die ganze welt gutfindet, da ein paar jungs gerade der hölle entkommen. ich fand auch die bilder von den geretteten in haiti nicht nervig, und die waren auch überall. alles eine frage der perspektive und inwiefern man seine zeit und gehirnkapazitäten auf mainstream-medien verwenden will.
mit guten nachrichten meinte ich oben auch eher die klassischen nachrichten wie in der zeitung oder bei schlagmichtot-online. ich freue mich jeden tag über alles mögliche (just heute auch über verschiedene dinge, z.b. das hier, sogar aus dem nahen osten: http://www.uri.org/the_latest/2010/10/ein_bustan_chosen_as_top_peace_project), keine sorge, aber tagesschau, süddeutsche, cnn und co. geben mir nicht wirklich oft anlass dazu. das meinte ich.
@#772825: Ich finde nicht schlimm, dass über etwas Positives berichtet wird, sondern wie das geschieht. Im Moment stürzen sich ja alle Medien geradezu darauf und versuchen dieses Thema regelrecht auszuschlachten. Der Grund dafür, warum Bergarbeiter in Chile ein tausendfaches mehr Beachtung finden als Hilfsorganisationen in Afrika oder die Aussicht auf Frieden in Afghanistan, ist mir persönlich schleierhaft.
Mag daran liegen dass ich von Haus aus recht kritisch gegenüber der allgemeinen Medienberichterstattung bin, einfach weil es viele Themen gibt die mMn nicht richtig dargestellt werden (sprich mal einen frischen Studienabsolventen auf Fachkräftemangel an). Du kannst das jetzt gerne auf meine Nationalität als Deutscher schieben, aber da sich meine Sichtweise darauf erst in den letzten 2 Jahren geändert hat, hat diese Ansichtsweise nicht wirklich Hand und Fuß.
@#772836:
Die Erklaerung dafuer halte ich fuer recht einfach, die wird (zumindest indirekt) von den Medien selber gegeben, wie ich heute morgen auf meinem Lokalsender hoeren konnte:
Es ist eine recht einfache Story die jeder schnell verstehen kann (Live so auf BBC Radio Berkshire gehoert).
Eine Gruppe von Bergleuten ist tief in der Erde verschuettet worden, jeder hat geglaubt die haben praktisch keine Chance und jetzt sind sie alle gerettet worden und man konnte wunderschon die emotionalen Bilder des Wiedersehens der Familien zeigen.
Das geht mit so komplizierten verwickelten und langwierigen Geschichten wie Aussicht auf Frieden in Afghanistan oder Entwicklungshilfe in Africa nicht so einfach. Das sind Geschichten die sich ueber Jahre oder sogar Jahrzehnte hinziehen, keine emotionalen Jubelfeiern konzentriert an einem Ort, halt nur sehr wenig bis nichts dass sich schoen direkt in einer Liveuebertragung kommentieren und darstellen laesst.
Irgendwie traurig, aber so funktioniert unsere Welt.
@#772836: da stimme ich dir auch zu. und armin auch.
ich kann das verstehen. ich bin nur nicht der ansicht, dass man auf jede gute nachricht deswegen draufhauen muss. die geschichte ist schön und einfach. die unschönen hintergründe wie etwa, dass die mangelhaften sicherheitsbedingungen schon längst bekannt waren, etc., will ja gerade auch keiner hören. aber vielleicht (hoffentlich) kommt das noch, gerade weil diese geschichte so verbreitet wurde.
schleierhaft ist mir das nicht,warum sich da alle draufstürzen. es funktioniert so, und hat auch immer schon so funktioniert. die menschen sind da einfach gestrickt. und gerade hier, wo die meisten so gerne jammern, ist jede gute nachricht ein fest.
den reflexhaften verweis auf „afrika“ empfinde ich übrigens stets als pauschalisierend. mit der „afrika“-schiene fährt man auf genau demselben simplifizierenden zug mit.
echte politik ist eben komplex, und da haben die meisten leute keinen bock drauf. das ist traurig, sehr traurig, zumal die ja alle wählen gehen, aber so richtig was dran ändern tut man nicht, wenn man ausgerechnet hier seinen frust darüber ablässt, dass SpOn und Co. sich seit tagen an dieser geschichte aufgeilen.
btw:frieden in afghanistan? wo? bzw. zu welchem preis? verhandlungen mit den taliban hört sich für mich nicht nach frieden für die dortigen frauen an, die wahrscheinlich das bauernopfer spielen dürfen. aber naja, anderes thema. und sehr komplex. :)
http://www.tagesschau.de/inland/presseschau122.html
@19:
Es wäre mir neu, dass über Vodafon-Kampagnen Sondersendungen im TV laufen und die Tagesthemen (unmittelbar vor einer solchen Sondersendung) die ersten 15 Minuten nur diesem Thema widmen. Da ist schon ein kleiner Unterschied zu irgendwelchen Nerd-Diskussionen im Web 2.0
Niemand hat doch ein Problem damit wenn über positive Ereignisse berichtet wird aber die Dominanz dieses emotionalen & boulevardtauglichen Themas in den Medien, das eben keinen Erkenntnis- oder auch nur Informationsgewinn bietet, halte ich schlicht für unangebracht. Nicht mehr und nicht weniger.
Zitat einer chinesischen (!) Tageszeitung: „Eine Rettung wie ein Karneval.“ BIH
Gut, dass auch Mario Gomez nun endlich sein Tief ueberwunden hat ;-)
@#772998: Wieher.
Bedenklich ist nicht die mediale Berichterstattung.
Trotz aller Freude über die Rettung der ‚Kumpel‘
ist es der Staatspräsident Sebastián Piñera, der
daraus Vorteile für sich u. seine Partei (s)zieht.
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„…verkündete die endgültige Schließung des Unglücksbergwerks: „Diese Mine wird definitiv nie mehr öffnen.“ Die Verantwortlichen kämen nicht straffrei davon. Außerdem kündigte Piñera schärfere Arbeitsgesetze an, um die Sicherheit in den Bergwerken zu verbessern.“
Quelle: Spiegel online
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Ein Beispiel für Opportunismus und Ignoranz gegenüber den Bürgern.
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Auslandspolitik überlä8t man doch besser den vor Ort agierenden.
Danke für die Informationsflut.