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Gunter Dueck zum Bildungssystem: Freeware für alle!

Gunter Dueck, mit dem ich als Moderator auch schon einmal das Vergnügen hatte (hat jemand eine Kopie des nicht mehr verfügbaren Mitschnitts unseres Gesprächs?), muss man nicht in allen Punkten zustimmen, doch wie nur wenigen inländischen Rednern gelingt es ihm, Geschichten in Statements zu verwandeln, dabei zu unterhalten, für den ein oder anderen Lacher und vor allem fürs Weiterdenken zu sorgen. Wenn er jetzt noch ein besseres Mikro gehabt hätte…

Irgendwer muss da jetzt mal tun, am besten alle gleichzeitig!

17 Kommentare

  1. 01
    Criz

    Hab ich das jetzt richtig verstanden?
    Die Schule ist überall gleich, weil jeder mal in ein Mikroskop geschaut hat? Und wir sollen unsere direkten Erfahrungen (Physik/Bioexperimente) lieber ersetzen durch indirekte Computersimulationen? Fallgesetz am PC? Lernen braucht keine Zeit? Ersetzen wir also Kopf, Herz und Hand durch Computer?
    Ach ja: Männer sind Manager und Frauen für die Kinder zuständig?
    Ich finde man kann ihm nur in sehr wenigen Punkten zustimmen. Geschichten in Statements zu verwandeln ist die eine Sache – Populismus eine andere. Micky Maus lässt grüßen…

  2. 02

    Ah, das ist also Gunter Dueck. Den hab ich neulich zu Bluepedia zitiert, der Wiki von IBM. Hatte mir den Mann wirklich anders vorgestellt.

    Und verdammt nochmal hat er zumindest teilweise Recht. Es gibt so viele Potenziale der vernetzten digitalen Medien, die ungenutzt bleiben. Ob das Beispiel mit den Mikroskopen zutrifft, sei dahin gestellt, aber automatisch updatende digitale Lehrbücher, die in vernetzten Strukturen wie einer Wiki funktionieren, sind ein gutes Beispiel.

    An sich will der Mann ja nur, dass Folgen von Entwicklungen, die auf dem, was Shirky gerne als „historische Unfälle“ oder alte Knappheiten beschreibt, beruhen, überdacht werden, wenn diese Unfälle und Knappheiten nicht mehr bestehen. Sprich: Wenn man seit Ewigkeiten Dramen im Deutschunterricht liest, weil es nie genug Theater gab, um Inszenierungen zu sehen, ist das heute an sich nicht mehr nötig.

  3. 03
  4. 04
    Oliver

    Guter Typ. Schön wenn einer Visionen hat und auch zu reden versteht.

  5. 05

    Keine Ahnung wie das in Deutschland ist, aber zumindest hier im UK gibt es schon seit einiger Zeit verschiedene Ansaetze so einiges von dem was er fordert umzusetzen. Ich kenne persoenlich mindestens eine Schule wo jeder Schueler einen Laptop hat (zum groessten Teil aus dem vormaligen Photokopiererbudget bezahlt, die dafuer abgeschafft wurden, da die Materialien jetzt per network verteilt werden), die Schule ist praktisch komplett vernetzt und die Schueler koennen glaube ich auch von zuhause aus auf die Server zugreifen.

    Gleichzeitig sitzen die auch nicht nur am Computer ( @#774925: ) sondern verbinden das ganze. Die gehen raus, vermessen irgendwelche Gebaeude und bauen die dann in Google Sketchup nach, um mal ein Beispiel zu nennen. Die haben Skype-Konferenzen mit anderen Schulen, in Schottland und anderswo. Und eben weil sie alle diese Moeglichkeiten haben kommen die meisten gerne zur Schule, mit Kopf und Herz ;-)

    In Schottland gibt es das Glow Netzwerk, eine Art Schulsystem Intranet, wo alle moeglichen Materialien gehostet werden und sich Lehrer als auch Schueler austauschen koennen. Was genau dort vorhanden ist und wie stark es angenommen wird weiss ich nicht, aber zumindest auf Twitter (wo sehr sehr viele Lehrer vertreten sind) wird es sehr haeufig erwaehnt.

    Ob und wie es damit nach den neulich bekanntgegebenen Sparmassnahmen der ConDems weitergeht wird die Zukunft zeigen.

  6. 06
    Criz

    @Armin
    Genau deshalb frage ich mich auch was er möchte. Die Ansätze gibt es in nämlich auch schon in Deutschland. Wenn er sich als Bildungsexperte sieht, muss er die Entwicklung kennen. Wenn er diese Entwicklung kennt, warum stellt er dann Bildung als so zurückgeblieben dar? Googleearth wird eingesetzt! Simulationsprogramme werden eingesetzt! Computer werden längst in der Schule eingesetzt! Was will er dann?

  7. 07

    @#774938: Also wir sind ja Berliner, da sehen Schulen anders aus als im Rest der Republik. Hast du ein paar Links zu Schulen, die so arbeiten?

  8. 08
    Ben

    Oh je. Herr Dueck verwechselt Schule mit Informationszugang, Didaktik mit Informationsvermittlung, Textinterpretation mit Theaterkritik, Mikroskopieren mit Betrachtung vergrößerter Ansichten, Motivation mit Spaß.

    Ausgerechnet der Teil seines Vortrags, in dem er sich völlig zu Recht „normale“ Menschen wünscht, steht zusammenhangslos da. Ja, wie gelingt es denn, dass sich Kinder zu „normalen“ Erwachsenen mit all den aufgezählten Tugenden entwickeln? Mit iPad-Apps und virtuellen Gravitationssimulationen? Mit Videos statt Vorlesungen und digitalen Bildern statt Mikroskopen? Sicher nicht. Hier ist Erziehung und Bildung gefragt, jenseits aller technischen Spielereien.

    Wer würde es nicht begrüßen, das Wissen der Welt noch leichter zugänglich zur Verfügung zu haben als heute, noch besser verknüpft, noch verständlicher aufbereitet? Natürlich ist das wünschenswert. Aber macht ein verbesserter Zugang zu Information aus Kindern lebenstüchtige Menschen, die aktiv am Gemeinschaftsleben mitwirken können?

    Wer Bildung und Erziehung verbessern will, sollte über Bildung und Erziehung sprechen, nicht nur über Wissen und dessen Zugänglichkeit.

  9. 09

    Gute Ansatz, nette Ideen, unterhaltsamer Vortrag. D’accord gehe ich allerdings mit @Ben (7). Das gilt vor allem für die Grundschule. Dort wird ebenso mit Software und Netz-Apps gearbeitet (Google Docs hat sich bewährt, Maps wird genutzt, Klassenblogs gibt’s auch), Laptopwagen sind ordentlich teuer, sind/werden aber angeschafft. Das Smartboard ist unterwegs, einige Berliner Schulen habe eins, manche für alle Klassen, andere haben andere Probleme.
    Wie aber kann man skypen ohne Gesprächsregeln und Gesprächskultur, geschweige denn ohne Wortschatz?
    Wie kann man Wikipedia nutzen ohne die (digitale) Lesekompetenz.
    (Das Grundschul-Wiki vom ZUM-Team ist übrigens ganz toll, weil dort Kinder schreiben)
    Wie sollen Kinder so schnell weg vom Haptischen zum Abstrakten? Türme bauen ist doch 20x großartiger als in AutoCAD konstruieren bzw. mit Google Sketch.
    Virtuelle Baukästen? Wie langweilig. Sind wir nicht alle baustel-Fans?

    In der derzeitigen Bildungsdebatte und teils populistischen Redenschwingerei über die Wissensgesellschaft vermisse ich den Blick auf das Soziale, Personale und die Methoden. Dann kommt später nämlich auch kein kooperatives Arbeiten zustande. Mir ist das Ganze oft zu eingleisig, kurzatmig und die argumentative Fahrt beginnt eh meist mit der Sekundarstufe I.
    „Schneller lernen“ behagt mir außerdem gar nicht. Hätte er mit individualisierten Lernrhythmen argumentiert, würde ich Hurra schreien. Manche wollen nämlich langsam lernen oder eben anders.

  10. 10

    Das schöne an dieser Rede ist ja, dass wir uns wenigstens sachlich darüber unterhalten können. Das ist doch schon mal ein Fortschritt zu manch Einlassung anderer.

  11. 11
    Criz

    @Johnny
    Du hast natürlich recht, dass Schulen so verschieden sind wie die Bildungssysteme in Deutschland. Dass das Bildungssystem in so nem kleinen Land so viel unterschiedliche Ausprägungen hat ist natürlich ein Witz. Aber da können wir wenig dran ändern. Vielleicht sollte man es noch weiter treiben und die Schulen innerhalb der Bundesländer dazu antreiben sich verschieden zu entwickeln. Aber okay, ich komme auf deine Frage zurück: hier ein Video das mich beieindruckt hat und das vielleicht auch zu den Vorstellungen der „Tech“-Bildung von Dueck passt:
    http://www.youtube.com/user/VincentVision3D#p/a/u/0/Cu1X1n7a4ts

  12. 12

    @#774971:

    Klasse Idee, schade dass die Tonqualitaet nicht so toll ist. Ich werde mal sehen ob ich das den Lehrern die ich hier so kenne weitergeben kann, witzigerweise haben die noch andere Diskussionen ob whiteboards nun gut oder schlecht sind ;-)

    Soweit ich das beurteilen kann ist das mit den Bildungssystemen hier im UK auch gar nicht mal so furchtbar unterschiedlich zu Deutschland, das ist teilweise auch recht unterschiedlich. Das faengt schon damit an dass Schottland und England (Wales kenne ich mich nicht so aus mit) unterschiedliche Abschluesse haben. Zwischen verschiedenen Schulen gibt es dann wie ich hoeren kann auch wieder alle moeglichen Unterschiede wie an verschiedene Sachen herangegangen wird.

  13. 13

    Die geneigten Vorredner haben den Vortrag verstanden.
    Hätte ich in jungen Jahren gewusst, dass es solche Dozenten gibt,
    wäre mein schulischer Werdegang sicherlich anders erfolgt.

    Part #1 Ausreden erfinden.(schäm)

    Danke Johnny für den Hinweis.

  14. 14
    Elblette

    Die kinskiesque, pseudo-kindliche Vortragsweise bringt mich an den Rand des Wahnsinns. Ansonsten hat er größtenteils recht. Vorbei die schrecklichen Zeiten, in denen man sich die Informationen mühsam zusammen suchen musste! Wir durften damals manche Klausuren in der Unibibliothek schreiben, weil der Professor meinte, dass man so erst sieht, wer wirklich etwas kann. Leider hat sich diese Einstellung nie durchgesetzt.

  15. 15

    Wenn man sich genauer mit dem Thema beschäftigt, sticht hervor, dass sich die Mediennutzungskompetenz von Kindern je nach Angebot leider nach wie vor schichtspezifisch verhält. Interessante Forschungsergebnisse liefert dazu zum Beispiel die KIM-Studie, beziehbar unter: http://www.mpfs.de/index.php?id=10

    Dementsprechend kann ich mich Ben nur anschließen, die Zugänglichkeit von Wissen reicht nicht aus um Chancengleichheit zu erzeugen. Davon sind wir weit entfernt.